Inhalt
1. Einleitung
2. Schirrmachers offener Brief - das Ende einer Freundschaft
2.1 Dokumentation der Anklage
2.2 Der Prediger und sein Messdiener
3. Diskurs I - hart am Thema vorbei
3.1 Der Mediencoup
3.2 Der Regelverstoß
3.3 Das Opfer Martin Walser
4. Diskurs II - ein antisemitischer Roman
4.1 Deutschland und die Juden
4.2 Antisemitische Stereotypisierungen
4.2.1 Der ewige Jude
4.2.2 Macht, Allmacht, Medienmacht & Verschwörung
4.2.3 Physiognomie, Sexualisierung & Name Ehrl-Königs
4.2.4 Noch mehr Klischees
5. Ein antisemitischer Konsens
5.1 Der proklamierte Konsens
5.2 Dissens im Konsens - Erklärungsversuch eines Paradoxon
5.2.1 Vorgeschobene Unkenntnis
5.2.2 Antisemit nur, wer Juden umbringt
5.2.3 Tabuisierung des Antisemitismusvorwurfs
5.2.4 Diskursive Problemverlagerung an den gesellschaftlichen Rand
5.2.5 Virulenz des Antisemitismus in Deutschland
5.2.6 Die Gesellschaft und ihre extreme Rechte - ein Diskursraum
5.2.7 Nur ein Pfund Antisemitismus, bitte
6. Zusammenfassung und Bewertung
1. Einleitung
„Verstehen Sie, dass wir keinen Roman drucken werden, der damit spielt, daß dieser Mord fiktiv nachgeholt wird? Verstehen Sie, daß wir der hier verbrämt wiederkehrenden These, der ewige Jude sei unverletzlich, kein Forum bieten werden?“1 Martin Walser verstand nicht. In seinem neuen Roman „Tod eines Kritikers“ gehe es mit dem Konterfy von Marcel Reich-Ranicki „nicht um einen Juden, sondern um einen Kritiker“2, der da scheinbar ermordet wurde. Der offene Brief von Frank Schirrmacher, dem ersteres Zitat entnommen ist, wurde zum Auftakt des zweiten Teils des „Deutschen Antisemitismusstreits“. Unter dieser Headline firmierte Ende Mai 2002 bereits vier Wochen die Auseinandersetzung um Michel Friedmanns Vorwurf gegen Möllemann, antisemitische Klischees zu bedienen. Die folgenden zwei Wochen beherrschte diese Überschrift auch die Feuilletons der bundesdeutschen Tagespresse. Eine heftige mediale Resonanz, die über die Kulturseiten hinaus eine gesellschaftliche Diskussion lostrat. Schriftsteller, Verleger, Intellektuelle, Politiker, Wissenschaftler meldeten sich zu Wort. Proklamiert wurde allseits die Verurteilung von Antisemitismus. Die Vorstellungen von dem, was da verurteilt wurde, gingen allerdings weit auseinander. Eine Divergenz, die nach Abtauchen des Streits von der Agenda noch nicht aufgelöst wurde.
Grund genug, sich genauer mit den im Verlauf der Debatte transportierten Inhalten und ihrer medialen Aufbereitung zu befassen. Dabei sollen etwaige Motivlagen benannt, ein Eindruck vom diskursiven Umgang mit Antisemitismus in Deutschland vermittelt und dessen Bedeutung für vorhandenen Antisemitismus beleuchtet werden. Nach einer notwendig ausführlichen Dokumentation des Steins des Anstoßes, Schirrmachers offenen Briefes, wird im folgenden Abschnitt der mediale Umgang mit diesem Antisemitismusvorwurf betrachtet; inwiefern wird auf ihn inhaltlich eingegangen und wie wird sich positioniert? Im Anschluss wird dem behaupteten antisemitischen Gehalt Walsers Romans nachgegangen und der medialen Bewertung gegenübergestellt. Im abschließenden Kapitel wird angesprochen, welche Funktion die beobachteten Argumentationen im Gesamtzusammenhang des gesellschaftlichen Diskurses um Antisemitismus, Normalisierung und Nation einnehmen.
2. Schirrmachers offener Brief - das Ende einer Freundschaft
2.1 Dokumentation der Anklage
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) lehnte es ab, den neuen Roman Martin Walsers, „Tod eines Kritikers“ im Vorabdruck zu veröffentlichen. Zur Begründung erschien in der Ausgabe vom 29. Mai 2002 ein offener Brief des Mitherausgebers und Feuilletonchefs Frank Schirrmacher. Dieser war Auftakt und zentraler Gegenstand der Debatte.
Der Roman sei „eine Exekution; eine Abrechnung [...] mit Marcel Reich-Ranicki“3, die die FAZ nicht mitmachen werde. Zumal Reich-Ranicki als Schirrmachers Ziehvater und Vorgänger immer noch eng mit der Zeitung verbunden ist. Schirrmacher kennzeichnet den „Tod eines Kritikers“ nicht in erster Linie als ein in persönlichen Anfeindungen begründeten „Dokument[s] des Hasses“. Vielmehr wisse er nicht, was er „befremdlicher finden soll: die Zwanghaftigkeit, mit der Sie [Martin Walser] Ihr Thema durchführen, oder den Versuch, den sogenannten Tabubruch als Travestie und Komödie zu tarnen.“ Der Tabubruch sei dabei nicht die fiktive Ermordung des Kritikers durch den von ihm verrissenen Literaten. Es gehe „um den Mord an einem Juden“. Der Jude werde unter Verwendung eines „Repertoire[s] antisemitischer Klischees“ zu einer Figur verklärt, >>deren Tod man für vollkommen gerechtfertigt hält<<. Schirrmacher liefert Zitate aus dem Roman, die den Entwurf der Karikatur beschreiben: Ehrl-König sei getrieben von >>Herabsetzungslust<<, >>Verneinungskraft<< und einem „kapitalen Messiaskomplex: >>Aber in einer Hinsicht sei jeder, der sich im keritischen Dienst verzehre, in der Nachfolge des Nazareners: der habe gelitten für die Sünden der Menschheit, der Keritiker leidet unter den Sünden der Schschscheriftstellerrr“. Der Kritiker spreche natürlich nicht richtig deutsch, seine Sprache sei „eine Verballhornung des Jiddischen“. Dieser Karikatur werde mit den Worten gedroht >>ab 0:00 Uhr wird zurückgeschlagen. „Als Adolf Hitler seine Kriegserklärung gegen Polen formulierte [...] war dies auch eine Kriegserklärung an den damals in Polen lebenden Marcel Reich.“ Aber: >>Umgebracht zu werden paßt doch nicht zu André Ehrl-König<<. „Auf dem Hintergrund der Tatsache, daß Marcel Reich-Ranicki der einzige Überlebende seiner Familie ist, halte ich den Satz, der das Getötetwerden oder Überleben zu einer Charaktereigenschaft macht, für ungeheuerlich [...]. Verstehen Sie, daß wir der hier verbrämt wiederkehrenden These, der ewige Jude sei unverletzlich, kein Forum bieten werden?“ Soweit die zusammengefasste inhaltliche Begründung der Ablehnung des Vorabdrucks.
Die Form des offenen Briefes rechtfertigt Schirrmacher mit der von Walser geäußerten Vermutung, „eine Absage wäre nur auf den undurchschaubaren Einfluß Marcel Reich-Ranickis zurückzuführen. Doch die reale Hauptfigur Ihres Romans weiß nichts von diesen Vorgängen. Es gibt keine Verschwörung.“ Bei Erscheinen des offenen Briefes am 29. Mai 2002 ist den Kommentatoren der Roman noch nicht bekannt. Dessen Manuskript wurde am Abend des 29. Mai interessierten Redaktionen zur Rezension zur Verfügung gestellt. Unmittelbare Stellungnahmen Dritter sind angewiesen auf Erläuterungen, Textauszüge und - Interpretationen. Schirrmacher liefert diese. Seine Ablehnung ist - wenn auch im Original ausführlicher - knapp. Sie ist hoch emotionalisiert, betroffenheitsschwanger, dennoch in sich schlüssig und belegt. Eine solche Anklage fordert heraus, in der Kommentierung auf einen persönlichen Affront abzustellen und in der Theatralisierung eine Publicity-Show für das eigene Blatt zu vermuten. Sie verlangt aber auch und zuerst nach einer inhaltlichen Stellungnahme zu den erläuterten Vorhaltungen.
2.2 Der Prediger und sein Messdiener
Dass sich Schirrmacher so scharf von Walser distanzierte, kam für viele überraschend, galt er bis dahin als Wegbegleiter und Verteidiger des umstrittenen Schriftstellers. Zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche 1998 hielt Schirrmacher die Laudatio auf Walser und klatschte dessen skandalöser Rede Beifall. In dieser hatte Walser unter anderem vor dem Hintergrund der Entschädigungsdebatten für NS-Zwangsarbeit von einer „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“ und der „Moralkeule Auschwitz“ fabuliert. In der folgenden Kontroverse, in der der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, den Vorwurf „geistiger Brandstiftung“ erhob, gerierte sich Schirrmacher als engagierter Moderator. Obwohl Walser betonte, mit seiner antisemitischen Invektive nie missverstanden worden zu sein, bemühte Schirrmacher sich um die unverfänglichste aller möglichen Interpretationen: Der Friedenspreisträger habe zeigen wollen, „daß es keine moralischen, sondern nur rhetorische Akte sind, wenn man sich öffentlich für Deutschland schämt oder wenn man - umgekehrt - seinen Stolz, ein Deutscher zu sein, auf dem T-Shirt spazieren führt“4. Auch diese Interpretation ist mehrdeutig. Es sollte nicht verstanden werden, als Aufruf zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit deutscher Verantwortung für die begangenen NS-Verbrechen, die leere Rhetorik in Akte der Bekenntnis zu überführen geeignet wäre. Es ging um das Ziehen eines Schlussstrichs, um das Überführen kollektiven Gedenkens in den Bereich des privat- persönlichen einerseits, um den Weg frei zu haben für die Herausbildung eines gesunden, von der „Schande“ befreiten Nationalstolzes andererseits. Ein Anliegen, für das weder Schirrmacher noch seine „Zeitung für Deutschland“ bekannt sind, in Opposition zu stehen. Noch am 10. Mai 2002 verteidigte die FAZ die Diskussionsrunde Walser/Schröder zum Jahrestag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg mit dem bezeichnenden Namen „Nation, Patriotismus, Demokratische Kultur“ gegen geäußerte Bedenken.5
Es bestehen also berechtigte Zweifel an der moralischen Stringenz Frank Schirrmachers moralisierenden Vorwurfs.
3. Diskurs I - hart am Thema vorbei
3.1 Der Mediencoup
Diese Zweifel führten nicht zu einer Diskussion der Ambivalenzen der alten und neuen Positionen des Feuilletonisten.
In der „Welt“ wird ein Diskurs ausgemacht, „in dem mehr und mehr ein instrumentelles Verhältnis zu Fragen der politischen Moral bestimmend wird. Das Pathos heiligen Ernstes erscheint als Maske kühl kalkulierter Interessen.“6 Schirrmacher befand sich bei der Frage der Veröffentlichung des Romans in einer Zwickmühle. Einerseits ist er dem Autor langjährig verbunden und seinem Projekt Deutschland nicht abgeneigt. Andererseits konnte „Martin Walser [...] von der FAZ im Ernst nicht erwarten, dass sie eine kaum fiktionalisierte Generalabrechnung mit ihrem wichtigsten Kritiker abdrucken würde“7. Schirrmacher entschied sich für den „Medien-Coup“8, eine moralisch begründete öffentliche Ablehnung des Vorabdrucks. So könne er optimal, wie die Konkurrenz allseits betonte, hausinterne wirtschaftliche Interessen verfolgen. Es handle sich um eine „PR-Maßnahme“9 vom „Spezialist für mediale Inszenierungen“10, die geschrumpften Auflagenzahlen wieder zu stabilisieren. Schirrmacher habe den „Zeitpunkt für seinen Frontalangriff sorgfältig gewählt“11, da klar sei, dass ein weiterer Antisemitismusvorwurf sich der allgemeinen Aufmerksamkeit sicher sein kann. Breit wird sich darüber echauffiert, dass die Konkurrenz aus Frankfurt die Skandalisierung eines Komplexes vorantreibt, zu dem man selbst, in Ermangelung der Kenntnis des Romans, nicht Position beziehen könne. Es gehe um die Eroberung der „alleinige[n] Diskussionshoheit“12 über ein noch unveröffentlichtes Buch. Auflagensteigerung, Prestige, Diskussionshoheit - ganz normal möchte man meinen; Interessen die auch jene umtreiben, die diese gegen die Integrität Schirrmachers Brief wenden; eine formalistische Ablehnung, die ohne inhaltliche Stellungnahme zum Komplex Antisemitismus auskommt. In dieser Kritik „spielt es keine Rolle, was er [Walser] wirklich gesagt und gemeint hat“13 und wird ausgeblendet.
3.2 Der Regelverstoß
Zum argumentativen Kern der inhaltsleeren Ablehnung Schirrmachers Vorgehens wird der vermeintliche Verstoß gegen eine Regel. Von Walser und dem Suhrkamp- Verlag ins Feld geführt besage diese, „daß man nicht öffentlich über ein Buch schreibt, das noch nicht veröffentlicht ist“14. Und obwohl der Autor selbst hinzufügt, Schirrmacher habe diesen Regelbruch „mit seinem Vorwurf gerechtfertigt, es [das Buch] sei ein antisemitisches Thema“15, findet diese mögliche Rechtfertigung nur geringe Würdigung. Von 23 untersuchten Kommentaren vom 29. und 30.5.200216 sind es drei, die „wenn das alles richtig ist, was FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher schreibt“17, seine Empörung nicht nur für gerechtfertigt halten, sondern darin die „einzig angemessene Reaktion“18 sehen; Der „Vorwurf der geistigen Brandstiftung, den seinerzeit schon Ignatz Bubis erhob“, treffe „in der Person Walser keinen Unschuldigen“19 ; „Gegen ihn spricht sein Reden und Schreiben in den letzten Jahren.“20 Für alle anderen wiegt ein solcher Regelverstoß in jedem Fall schwerer. Anzunehmen ist, dass manche dieser Beiträge dem zwischenmedialen Konkurrenzgebaren geschuldet sind. Kaum ein lohnabhängiger Redakteur wird offen vertreten, dass das Verbreiten antisemitischer Klischees weniger schlimm sei als die Besprechung eines unveröffentlichten Buchs. Wenn nicht aus überzeugter Ablehnung, so muss der Antisemitismusvorwurf Schirrmachers zumindest deshalb in Frage gestellt oder ausgeblendet werden. Und das geschieht. Von angesprochenen 23 Kommentatoren meinen lediglich weitere zwei, man werde „mit einem Urteil warten müssen bis der Roman auf dem Markt ist“21. Die meisten Stellungnahmen vermuten, Walser habe wegen „gekränkter persönlicher Eitelkeiten“22 einen solchen „Hass auf den Kritiker“23 angestaut, dass ihm „die Pferde durchgegangen“24 seien.
3.3 Das Opfer Martin Walser
„Aber betreibt Walser deshalb schon [...] Antisemitismus?“25 - eine rhetorische Frage, die ihre Beantwortung umgeht. Kritisiert wird stattdessen durchgängig der Vorwurf. Dieser sei ein „Angriff [...], der selbst einer Exekution ziemlich nahe kommt“26. Er nehme „Fiktion für bare Münze“27 und „wird nun wohl alle möglichen seichten Moralisierer“28 in einem „ritualisierten Automatismus“29 auf den Plan rufen, „ein Exempel [zu] statuieren“. Schirrmacher wolle „warum auch immer, dem Schriftsteller Walser schaden“30. Die Rhetorik Walsers Friedenspreisrede klingt unüberhörbar nach. Einzelne Texte gehen darüber hinaus und erkennen „ein Affentheater“, das „die Opfer [der Shoa; d.A.] verunglimpft“31. „Das Problem des Antisemitismus“ werde „verschleiert“32 und Schirrmacher lege „den idealen Nährboden für Ressentiments jedweder Art“33.
Die Kommentatoren folgen damit Martin Walser, der sich schon in seiner ersten Stellungnahme als Opfer des „antisemitische[n] Denken[s] von Schirrmacher“34 darstellte. Schirrmacher übernehme Nazi-Jargon und bediene antisemitische Klischees. Er halte von ihm verwendete Worte wie „Herabsetzungslust“ und „Verneinungskraft“ für etwas typisch Jüdisches. „Solche Wörter für eine jüdische Spezialität zu halten, bedeutet jedoch den Sprachgebrauch des Nazi-Reichs zu übernehmen.“35 Schirrmacher betrachtet selbstredend nicht die Ausdrücke für typisch jüdisch, sondern die Belegung von Juden mit diesen Eigenschaften als antisemitisch - ein gewolltes Missverstehen das, ebenso wie die Charakterisierungen selbst und die hier äußerst plump vollzogene Täter-Opfer-Umkehr, eng mit antisemitischen Denkmustern korrespondiert. Nur wenige schließen sich dieser kruden Argumentation an. Joachim Kaiser etwa führt das Erkennen von „angeblichen Antisemitismus“ - nun tatsächlich im Nazi-Jargon - auf „verjauchtes Denken“36 der Kritiker zurück.
Vom Buch hätte Walser „wirklich niemals [...] gedacht, daß es auf diese Weise abgelehnt wird, mit dem Vorwurf des Antisemitismus. Wenn ich auch nur einen Satz in dieser Richtung hätte wittern können, dann hätte ich ihn rausgestrichen“37. Der Suhrkamp-Verlag hatte indessen die Witterung aufgenommen und einige Passagen entschärft, bevor am 30. Mai das Manuskript „Tod eines Kritikers“ interessierten Redaktionen zur Rezension zur Verfügung gestellt wurde. So wandelte sich beispielsweise NS-Volksgerichtshofpräsident Freisler flux zu Charlie Chaplin. Glaubwürdiger klingt Walser im Interview mit „Focus“, in dem er „es nicht für möglich gehalten [hat], das man das Buch auf dieses eine Motiv reduziert“38.
4. Diskurs II - ein antisemitischer Roman
4.1 Deutschland und die Juden
Es gibt noch ein anderes Motiv des Romans - Walsers Deutschlandbild.
Der Autor erzählt die Geschichte des Roman-Autors Lach, der vom Literaturkritiker Ehrl-König alias Reich-Ranicki in dessen Fernsehshow verrissen wird. Ehrl-König verschwindet kurz danach während einer Szeneparty wie vom Erdboden. Der junge Autor wird festgenommen und des Mordes an seinem Kritiker bezichtigt. Der Ich- Erzähler Landolf versucht in einem Recherchestreifzug durch die Münchner Literaturszene dessen Unschuld zu beweisen. Ehrl-König taucht überraschend wieder auf, er hatte sich mit seiner Geliebten vergnügt. Soweit der noch unverfängliche Rahmen des Krimis.
Während der Ermittlungsarbeiten Landolfs - sie machen 2/3 des Romans aus - lässt Walser allerlei Prominenz zu Wort kommen. Diese hat durchgehend „viel zu leiden gehabt unter Ehrl-König“39 und beschreibt das vermeintliche Opfer als „eine Figur, deren Tod man für vollkommen gerechtfertigt hält“40. Ehrl-König wird als die Charakterfratze eines skrupellosen Machtmenschen dargestellt, mit dessen „Tyrannenmörder“41 man nur sympathisieren könne.
Der Kritiker passt sich hervorragend in das „Bild des reichen und mächtigen Juden - Objekt des Sozialneids -[...] dem aus Gründen der Sozialhygiene die Daseinsberechtigung im höherwertigen Wirtsvolk verweigert wird“42. So unterschiedlich die Ehrl-König charakterisierenden Personen auch dargestellt sind, sie konstituieren eine Gemeinschaft, deren Unglück der jüdische Kritiker ist. Als eine „Parabel“ für einen angenommenen Sieg der „Juden“ über die „Deutschen“43 mag dies kaum einer der Rezensenten lesen. Dabei legt Walser viele Fährten, die unzweideutig mit seinem Geschichtsbild und seiner Vorstellung von der emotionalen Verfasstheit Deutschlands korrespondieren und diese systematisch mit der antisemitisch gezeichneten Karikatur eines Kritikers verknüpfen. „Überall wimmelt es von Besiegten, geh aus dem Haus, du begegnest Besiegten“44, lässt Walser den zu unrecht kritisierten Lach-Landolf, in dem er sich selbst eingeschrieben hat, beobachten. Dieser sei „noch nicht besiegt, war aber besiegbar“45, müsse „andauernd wegschauen“46, da „es nicht auszuhalten wäre, dieses ewige, unablässige Drandenkenmüssen“47. Wegschauen und -denken sind bekanntlich Walsers Angebot im Umgang mit der deutschen „Schande“. „Besiegt heißt“, so philosophiert Walsers alter ego weiter, „davon erholst du dich nicht mehr. [...] Der Besiegte schämt sich.“48 Eine Gefühlsregung, auch das hat Walser mehrmals im Zusammenhang mit seiner Friedenspreisrede betont, die für ihn in der Erinnerung an Auschwitz nicht in Frage komme. Sie komme von innen, man sei selbst für sie verantwortlich. Auch Lach- Landolf bemäkelt, „du allein bist die Ursache deiner Niederlage“49. Und damit auch der unaufmerksame Leser bemerkt in welchen Zusammenhang diese Aussagen zu stellen sind, der Hinweis: „Siehe doch Deutschland.“50 Vom „Sieg des Judentums über das Germanentum“ wusste Wilhelm Mahr schon im Jahr 1875 zu berichten. Und auch Treitschkes Deutschlandbild, der nicht wollte, „daß auf die Jahrtausende germanischer Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Mischcultur folge“51, wird Walser zustimmen und tituliert Ehrl-König als „Operettenversion des jüdisch- christlichen Abendlandes“52.
Und in diesem Deutschland müsse es „auch unschuldige Mörder geben.“53 - wie Lach-Landolf. Der hat „Gestern nacht vom Mord geträumt. [...] Nichts vom Opfer“54. Denn das sei ja der eigentliche Aggressor. Aber: „Die Zeit des Hinnehmens ist vorbei. Herr Ehrl-König möge sich vorsehen. Ab heute nacht Null Uhr wird zurückgeschlagen“55. In dieser propagandistischen Eröffnung des Zweiten Weltkriegs, dass „ab heute zurückgeschossen“ werde, steckt die projektive Halluzination der Deutschen als ewiger Opfergemeinschaft, der Umkehr von Täter und Opfer, der auch Walser anhängt. In seiner Paulskirchen-Rede verkehrte Walser die deutsche Schuld zur „Schande“ und „Last“. „Die, die mit solchen Sätzen [der Erinnerung an Auschwitz; d.A.] auftreten, wollen uns weh tun, weil sie finden, wir haben das verdient. [...] Alle. Eine Einschränkung: alle Deutschen.“56
Die am 8. Mai von Walser in einer Fernsehdiskussion mit Bundeskanzler Gerhard Schröder aufgewärmte Rede vom „Versailler Diktat“, das direkt nach Auschwitz führte, passt sich vorzüglich in dieses Schema. Schuld und Verantwortung für die Shoa werden von der neu zu konstituierenden selbstbewussten Nation nach außen verlagert. Wer dennoch auf die deutsche Verantwortung für Auschwitz hinweist, stelle sich außerhalb des deutschen Kollektivs. Die Vorstellung gemeinsam zu unrecht beschuldigt zu sein, wird zur identitären Klammer. „Warum du besiegt bist [...] interessiert außer dir niemanden.“57 bejammert Lach-Landolf. Nicht ganz, gehört doch die Verlagerung der Schuld zum Standardrepertoire neurechter Geschichtsbetrachtung, nachdem die Leugnung des Holocaust schon in den achtziger Jahren gescheitert war. Wie dennoch der Hinweis, der „Autor [hätte] in früheren Diskussionen in seltener Klarheit seine Verurteilung des Holocaust deutlich gemacht.“58, dafür gut sein soll Walser zu verteidigen, bleibt das Geheimnis des Bundeskanzlers.
Die enge Verknüpfung antisemitischer Stereotype mit Walsers Schlussstrich als Vorbedingung für eine selbstbewusste Nation wird im „Antisemitismusstreit“ nicht diskutiert. Schirrmacher hat im „Zurückschießen“ einen Anwurf gegen Reich-Ranicki erkannt, worin viele eine „Geschmacklosigkeit“ sahen, bei der es sich „um Rollenprosa in einem bestimmten szenischen Zusammenhang handelt“59. Die Verknüpfung hätte jedem, der die Walser-Bubis-Debatte auch nur oberflächlich verfolgt hat, auffallen müssen. Es ist anzunehmen, dass Kritik an Walsers Deutschlandbild von den Autoren nicht gewollt war.
4.2 Antisemitische Stereotypisierungen
Nicht einmal, dass der Roman „von antisemitischen Grundmustern bestimmt“60 ist, wurde übereinstimmend festgestellt. Dabei bedienen sich die Charakterisierungen des als jüdisch gekennzeichneten Kritikers des gesamten Repertoires antisemitischer Ressentiments.
4.2.1 Der ewige Jude
Man müsse „kein Don Quijote sein, um Ehrl-König für eine Windmühle zu halten.“61, für den „unbesiegbare[n]“, der im „Kampf um Unsterblichkeit“62 von niemandem aufzuhalten sei. „Umgebracht zu werden paßt doch nicht zu André Ehrl-König.“63 Frank Schirrmacher hat treffend dargelegt, in welchem Zusammenhang diese Zitate gestellt sind. Der „ewige Jude“ wurde, einer der ältesten christlich-antijudaistischen Legenden folgend, von Jesus dazu verdammt, ewig zu leben. Im 17. Jahrhundert fand diese weite Verbreitung und wurde im Laufe der Zeit unter anderem ergänzt um die Elemente der ewigen Wanderschaft und Heimatlosigkeit. In zahllosen literarischen Verarbeitungen und gezielten Abwandlungen im Sinne antijüdischer Propaganda bis zum Nationalsozialismus „vereinigte das Bild vom ewigen Juden scheinbar alle ewigen Beschuldigungen gegen die Juden: der Wucherer, der ewige Kosmopolit, der ewige elitäre Intellektuelle und dekadente Künstler, der ewige Störer der sozialen Ordnung“64. Das Bild vom ewigen Juden muss man sich bewusst weglügen, um behaupten zu können, „aus dem Zusammenhang gerissen, erlangen Zitate oft eine andere Bedeutung“65. Im Gegenteil, Walser entwirft ziemlich exakt den Prototyp des Hauptdarstellers Göbbels Propagandastreifens. Ehrl-König ist ein „beziehungsunfähig[er]“66 von allen gehasster, steriler Intellektueller, „süchtig [...] nach Gelegenheiten zur Selbstbescheidung“67, hat „kassiert, was es zu kassieren gibt“68 ein „Fürst [...] der Aufgeblasenheit, eine Marionette der Egomanie, eine Fernsehlarve“69. Dass Walser Ehrl-König eine Doppelstaatsbürgerschaft und vier verschiedene Geburtsorte70 andichtet und damit das Bild blitzsauber komplettiert, bleibt unkommentiert. Elke Schmitter, eine der wenigen, die versuchen, dem antisemitischen Gehalt des Romans auf den Grund zu gehen, liegt in ihrem Artikel im „Spiegel“ wahrscheinlich falsch, wenn sie vermutet, die „antisemitischen Grundmuster“ kämen bei Walser „aus tiefstem Grund, aus jenen Tiefenschichten des Bewusstseins, deren Unwillkürlichkeit vielleicht der Nachsicht bedarf“71. Ein solches Bild mag sich während eines Kinobesuchs eines Kindes am Bodensee eingebrannt haben. Um es aber so umfassend nachzuzeichnen bedarf es einer vorgefertigten Skizze.
4.2.2 Macht, Allmacht, Medienmacht & Verschwörung
Das Buch richte sich gegen Machtausübung im Literaturbetrieb, „und was passiert: Machtausübung im Literaturbetrieb“72 Dieser Vorgabe Walsers wurde sich, wie dargelegt, breit angeschlossen. Im Gegensatz zu den meisten seiner Bundesgenossen versteht Walser - in der Realwelt ebenso wie im Roman - die Macht nicht als abstrakten Begriff für ein gewachsenes Geflecht von Einflussmöglichkeiten verschiedenster Akteure. Der Autor verdichtet die Macht in der Person Reich-Ranicki respektive Ehrl-König. Der Literaturkritiker sei „so an die Machtausübung gewohnt, dass er diese Gelegenheit nicht unterlassen kann“73. Die Personifizierung der Macht im jüdischen Kritiker verklärt Walser ganz in antisemitischer Tradition verschwörungstheoretisch und führt eine „Absage [...; der Vorabveröffentlichung] auf den undurchschaubaren Einfluß Marcel Reich-Ranickis zurück“74. Frank Schirrmacher ist in diesem Puppentheater nur die Marionette, die sich „aus Gründen, die ich [Walser] nicht kennen kann, nicht einmal kennen will, genötigt [sah], sich auf sehr opportune Weise einzumischen“75. Wer an den Fäden zieht weiß das antisemitismuserprobte deutsche Publikum und führt zur grotesk begründeten Forderung von Vertretern der jüdischen Gemeinde, das Buch zu publizieren, denn eine Verweigerung würde als „Beweis für die Allmacht der jüdischen Lobby gewertet werden“76. Ansonsten zieht kaum ein Diskussionsbeitrag diese Verbindung von Macht, Verschwörung und Antisemitismus. Dagegen findet sich eine Reihe von Artikeln, in denen die Verschwörungstheorie zum Teil ins Absurde fortgesponnen wird. So glaubt zum Beispiel die Tageszeitung „junge welt“, Walser sei „Opfer der deutschen Entlastungsoffensive für Israel geworden [...]. In Zeiten des imperialistischen >>Krieges gegen den Terror<<“ halte „das deutsche Feuilleton die Reihen dicht geschlossen.“77 - und reiht sich damit selbst ein.
Im Roman ist die Kategorie Macht stringent und ausschließlich an Ehrl-König gekoppelt. Er ist der „einflussreichste Kritiker in der Geschichte der deutschen Literatur“78, der „mächtigste, der in der Literaturszene Blitze schleuderte“79. Ehrl- König hat nicht nur die Macht, er übt soviel Macht aus, wie kein anderer, er „witterte“ instinktiv „in jedem den er traf, wie er ihn für seine Machtsteigerung“80 gebrauchen könnte, „Ehrl-König war alles durch Macht“81, nein, vielmehr: „Er war nichts als seine Macht“82. Dass die Macht, ebenso wie die Unverletzlichkeit Ehrl- Königs zur Charaktereigenschaft erhoben wird, findet keine Kommentierung. In der Verbindung mit dem „eigentliche[n] Thema, Macht im Literaturbetrieb im Fernsehzeitalter“83, wird nur ausnahmsweise das antisemitische Stereotyp, die Juden seien „unumschränkte Gebieter der öffentlichen Meinung“84, erkannt.
Ebenso wenig zur Kenntnis genommen werden Hinweise auf verschwörungstheoretische Ansätze im Roman. Dass „Lessing Rosenwald“85, ein amerikanischer Jude, „über schier unermessliche Mittel“ verfügt, findet noch gelegentlich Erwähnung. Er „agiert im Hintergrund und zieht dort seine Fäden“86 - als Verweis auf die Legende von der amerikanischen und britischen, jüdisch dominierten Hochfinanz, für die Verschwörung des „Weltjudentums“, wird dies ebenso wenig gelesen, wie weitere Anspielungen auf Weltverschwörungstheorien zur Kenntnis genommen. Dass Hans Lach, der dem unsterblichen Ehrl-König hinterher spürt, Experte in „Mystik, Kabbala, Alchemie, Rosenkreuzertum“87 ist, weckt bei niemandem die Assoziation mit dem >Protokolle der Weisen von Zion<. Weiter stellt sich die Frage, ob es die Juden sein sollen, die „die Erde in 5758 Jahren“, die sie bis dahin „bis zur Unbewohnbarkeit verwüstet hätten, verlassen werde[n]“ und „alles mitnehmen, nur keine Literatur“88. Nach jüdischem Kalender schreiben wir das Jahr 5763. Deutsche Feuilletonisten sind keine Schlüsselromanfetischisten und auch diese Fährte bleibt ungelesen.
4.2.4 Physiognomie, Sexualisierung & Name Ehrl-Königs
Um im Roman Antisemitismus zu entdecken, bedarf es solcher Spitzfindigkeiten nicht. Schon die Beschreibung der Physiognomie Ehrl-Königs trägt selbst nach der Entschärfung in der veröffentlichten Version Kennzeichen antisemitischer Karikaturen. Er ist ein „Michelin-Männchen“89, „klein und häßlich“90 und sieht aus wie ein Bankier in Nancy, sein Vater, „eine schauderhafte Gestalt, [...] dicklich, große rote Ohren“91. Ehrl-König ist „ein Giftzwerg“92 mit „massive[m] Haupt“93 und einem „Mund [...] bis zu den Ohrläppchen“94. „Der geniale Kretin“95 steht „wie ein bösartiger und doch bedauernswerter Zurückgebliebener“96 neben einer „Klimtpuppe“97 - seiner Mutter. „Mit Antisemitismus hat das nichts zu tun“, meinen die Kommentatoren, „ob Aussehen [...] oder Selbstinszenierung - Walser hat dem bekanntesten deutschen Literaturkritiker mit Ehrl-König ein treffendes Ebenbild geschaffen“98.
Keinesfalls inszeniert sich Reich-Ranicki als „Monster an [...] Vulgarität und Geilheit“99. Diese Darstellung Ehrl-Königs wird häufig kritisiert. Als „Bild vom geilen Juden“, einem „Kernbestand antisemitischer Stereotype“100, kennzeichnen das nur wenige. „Sinnlichkeit mit obszönen Gelüsten auf die Frauen der Nordländer bildete ein im Rassenantisemitismus verbreitetes Beiwerk der Ausstattung des reichen Juden.“101 „Am liebsten waren [...; Ehrl-König] die Mädelchen“102, seine „sexuelle Delikatesse [sind] Schwangere bis zum dritten Monat“103. Trotzdem sei der Roman „nicht antisemitisch“ sondern gegen „die Medienfigur, den Medienscharfrichter Ehrl- König gerichtet“104. Der „zahlt [Lob in seinen Sendungen; d.A.] nach Potenz“105 und „ejakuliert [...] durch die Goschen, wenn er sich im Dienst der deutschen Literatür aufgeilt“106.
Die Untersuchung der Bedeutung literarischer Namensgebung drängt sich bei einer so prägnanten wie Ehrl-König dem Rezensenten auf, ihr sind ganze Artikel gewidmet. Die deutsche Literatur sterbe in Ehrl-Königs Umarmung, wie das Kind in Goethes Vorlage. Eine Verbindung zu antijudaistischen Legenden des Ritualmordes am christlichen Kind zieht keiner der untersuchten Beiträge.
4.2.5 Noch mehr Klischees
Ebenso wenig wahrgenommen wird die der Frau des Kritikers angedichtete Spielsucht. „Die Charakterisierung als Spieler war ein anderes geläufiges Attribut“107 zur Verunglimpfung der Juden. Es lassen sich noch weitere Antisemitismen im Roman finden, die hier nicht weiter besprochen werden. So kann Ehrl-König nicht vergeben108, Freundschaften und Versprechungen sind ihm keinen Pfifferling wert, er ist selbst nicht kreativ, ergaunert seine Texte; von „Gesinnungspresse“ ist die Rede, die nach der Sicht Walsers alter-egos erst mal herausfinden müsse, „ob Ehrl-König Jude gewesen sei“109, bevor sie ein antisemitisches Motiv für den Mord vermuten dürfe usw. usf. Der antisemitische Charakter des Buches ist eindeutig und in seiner Dichte unübersehbar. Dennoch wird er gerne und häufig übergangen oder verneint.
5. Ein antisemitischer Konsens
Die Konsequenz liegt auf der Hand: Wo Antisemitismus keiner ist, kann sich dieser ungestört verbreiten. Ob und wie das geschieht, sei nachfolgend im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang untersucht.
5.1 Der proklamierte Konsens
„Der Deutsche Bundestag verurteilt Antisemitismus gleich welcher Ausprägung. [...] Freiheitsfeindlicher Extremismus und Antisemitismus in Wort und Tat darf in Deutschland“110 nicht geduldet werden. Diese Erklärung der deutschen Volksvertretung steht exemplarisch für einen allseits proklamierten Konsens der deutschen Öffentlichkeit nach Auschwitz. Abgesehen vom rechtsextremen Dauerstörfeuer wird er in öffentlichen Debatten nicht direkt in Frage gestellt - wohl aber praktisch. Für „Respekt, Toleranz und Verständnis für alle Menschen, [...] ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung“111 einzutreten und gleichzeitig das „progressive Beschäftigungsprogramm im Dritten Reich“ zu loben, hat noch keine Zunge gebrochen. Nicht immer ist der Dissens zwischen auf gesellschaftlichen Druck geäußerten und tatsächlichen Positionen so offensichtlich wie bei diesen Zitaten des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider. Ein ernstzunehmender Konsens aber ist mehr als die Wiedergabe abverlangter Worthülsen. Folgerichtig forderte Michel Friedman Bundespräsident Rau auf, er solle „einen Orientierungsrahmen anbieten über das, was in unserer Gesellschaft zum Grundkonsens gehört, was uns kulturell und historisch zusammenhält, und was außerhalb“112 liegt. Von oben postulierte moralische Orientierungshilfen mögen in Deutschland ebenso wirkungsmächtig sein wie das strafrechtliche Verbot krasser Antisemitismen. Sie können aber nie mehr sein, als ein Beitrag zu einem andauernden gesamtgesellschaftlichen Diskurs, innerhalb dessen die inhaltliche und praktische Ausstaffierung des proklamierten Konsens permanent neu verhandelt wird. Der „Deutsche Antisemitismusstreit“ im Frühjahr 2002 hat dieser Auseinandersetzung eine außerordentliche Dynamik verliehen.
5.2 Dissens im Konsens - Erklärungsversuch eines Paradoxon
In der Debatte um Walsers Roman wird ein Konsens mitunter direkt angesprochen. Es gebe jenseits aller literarischen Freiheiten einen Horizont, hinter dem Millionen ermordeter Juden lägen, war in „Die Welt“ zu lesen. „In Deutschland gab es dazu 50 Jahre einen Konsens.“113 Die Zeitform scheint richtig gewählt, vor dem Hintergrund ausgeführter Beobachtungen zum Diskurs um Walsers Roman. Dennoch ist davon auszugehen, und häufig geschieht dies explizit, dass nahezu alle Autoren den Konsens auch ihren nennen. Welche Denkmuster diesem Paradoxon zugrunde liegen, soll im folgenden nachgegangen werden. Wirtschaftliche und Konkurrenzinteressen finden in dieser Betrachtung keine Beachtung mehr.
5.2.1 Vorgeschobene Unkenntnis
Die einfachste sich anbietende Erklärung für eine Verneinung der Existenz von Antisemitismus ist, den Rezensenten zu unterstellen, sie kennen sich in der Materie nicht aus, wissen nicht was Antisemitismus bedeutet, kennen die klassischen Muster nicht und sind nachlässig mit dem Text umgegangen. Dagegen ist zweierlei einzuwenden. Zum einen weist Schirrmacher im offenen Brief auf reproduzierte Stereotype hin und zahlreiche Beiträge von Wissenschaftlern treten erklärend in den Diskurs ein. Wer zum Thema schreibt, sollte die Beiträge kennen. Zum anderen befinden wir uns im post-nationalsozialistischen Deutschland, in dem jedem Grundschüler geläufig sein dürfte, wohin solche Ressentiments führen können. Gänzliche Unkenntnis ist auszuschließen.
5.2.2 Antisemit nur, wer Juden umbringt
Der Bezug auf die Shoa ist in der Begründung des Konsenses eine immer wiederkehrende Konstante und führt zur zweiten möglichen Erklärung: Antisemitismus wird ausschließlich gebunden an einen Vernichtungswillen gedacht. So ist Gerhard Schröder zu verstehen, der in Walsers Verurteilung des Holocaust den Beleg dafür ausmacht, dass der Schriftsteller gar kein Antisemit sein könne. Entsprechend sei der Antisemitismusvorwurf „die härteste aller Verurteilungen“114. Auch diese Sichtweise zeichnet sich aus durch eine Ignoranz gegenüber dem Diskurs und ein fehlendes Verständnis von historischen Zusammenhängen. „Antisemit ist nicht nur, wer Juden umbringt“115 erläutert nicht nur Rafael Seligmann dem unverständigen Publikum. Es war der alltägliche Antisemitismus, der dem eliminatorischen der Nazis den notwendigen gesellschaftlichen Rahmen für die Umsetzung des Völkermordes an den Juden stiftete. Eine Diskussion um Antisemitismus kommt in Deutschland selbstredend nicht aus, ohne seine mörderischste Ausprägung mitzudenken. Gerade wegen der Shoa muss auch über andere Formen des Antisemitismus öffentlich diskutiert und sie auch als solche benannt werden können.
5.2.3 Tabuisierung des Antisemitismusvorwurfs
Stattdessen wird der Vorwurf zum finalen Overkill am Kritisierten überhöht. „Der Vorwurf des Antisemitismus wuchert mit sechs Millionen ermordeter Juden und ist ehrrührig“116 und komme „selbst einer Exekution ziemlich nahe“117. Aus einem gesellschaftlichen Tabu, Antisemitismus in den öffentlichen Raum zu tragen, wird so ein Tabu des Antisemitismusvorwurfs.
Das führt zu einer absurden Konstruktion derjenigen, die dennoch eine gesellschaftliche Diskussion für nötig halten: „Nicht der Autor Walser, wohl aber dessen Roman [sei] antisemitisch.“118 Die Frage, ob Walser als Antisemit bezeichnet werden dürfe, rückte streckenweise ins Zentrum der Debatte. Dies obwohl ihn in den etablierten Zeitungen kaum ein Beitrag als Antisemit bezeichnet hat. Die Kritiker des Antisemitismus befinden sich in der Defensive und werden des Rufmordes oder der Ehrverletzung bezichtigt. Eine Auseinandersetzung um Antisemitismus wird erfolgreich verhindert.
5.2.4 Diskursive Problemverlagerung an den gesellschaftlichen Rand
Diese sei in den Augen vieler Verhinderer aber auch gar nicht nötig, denn „antisemitische Aufwallungen, wie z.B. immer wieder aus Polen und Frankreich gemeldet, gibt es bei uns nicht“119. Antisemitismus sei „wie die anderen Rassismen vor allem [...] an den extremistischen Rändern [anzutreffen]. Die Deutschen sind, dass ist ein Beleg für ihre Lernfähigkeit, weniger anfällig für die Thesen der Rassisten und Antisemiten.“120 Also bestehe „wenig Anlass zur Sorge. [...] In Baden-Württemberg mussten sich [...] die Republikaner aus dem Parlament verabschieden. In Sachsen- Anhalt wurde die [...] DVU auf Null gebracht.“121 Mit dem Zeigefinger wird auf Antisemitismus an den gesellschaftlichen Rändern, insbesondere der extremen Rechten, und im Ausland verwiesen, sich selbst der Nachweis geliefert, Anti- Antisemit zu sein. Eine Beschäftigung mit Antisemitismus der Mitte wird damit überflüssig.
5.2.5 Virulenz des Antisemitismus in Deutschland
Dabei geriert sich der Kampf gegen Antisemitismus zunehmend als Integrationsleistung in die politische Mitte. Schröder klüngelt mit Walser, sozialdemokratischer Antiamerikanismus schreckt vor Hitler-Bush-Vergleichen nicht zurück, noch als Verteidigungsminister erklärt Rudolf Scharping, Bush wolle Hussein stürzen wegen der „machtvollen - vielleicht zu machtvollen - jüdischen Lobby“122 in den USA. Die „CSU hat bislang die überzeugendsten Antworten auf rechtspopulistische Tendenzen gegeben“123 und Republikaner und DVU nur durch Übernahme deren Programmatik ins parteipolitische Nirwana geschickt. In der CDU blümt es wieder, die FDP glaubte mit unverhülltem Antisemitismus 18% des Wahlvolkes zu erreichen und so weiter. Ein düsterer Kanon ist angestimmt, nicht ohne zu betonen „Wahlkämpfe nicht auf dem Rücken von Menschen jüdischen Glaubens zu führen“124. Möllemann liegt daneben, wenn er zu erkennen meint, dass da „unter der Decke eine Stimmung [sei], die unsere Nomenklatura gar nicht mehr wahrnimmt“125. Sie wird wahrgenommen. Antisemitismus hängt im Waffenschrank der parteipolitischen Kampfarena Deutschlands wieder ganz vorne.
„Antisemitismus ist kein Monopol der Rechten oder Linken, er geht quer durch Parteien und Gesellschaft“126. Und er ist in Verbreitungsgrad und Wirkungsmacht schwer zu überschätzen. „Es gibt eine Häufung von Einzelfällen wie Anschläge auf jüdische Friedhöfe, Brandanschläge auf Synagogen oder Überfälle auf religiös gekleidete Menschen auf der Straße.“127 Dabei zeichnen sich keineswegs ausschließlich wenige gesellschaftlich isolierte, gewaltbereite Neonazis für antisemitische Ausfälle im öffentlichen Raum verantwortlich, wie folgende drei Beispiele illustrieren. Als zum Gedenken an 60 jüdische Bürger von Adelsdorf, die den Holocaust nicht überlebten, ein Schweigemarsch vom ehemaligen Standort der Synagoge zum Bahnhof stattfand, an dem sich 30 Menschen beteiligten, versammelten sich am Rande der symbolträchtigen Strecke 400 Einwohner. Sie riefen „Juden raus“ und mit Bezug auf das klägliche Häuflein der Demonstranten „euch haben sie beim Vergasen vergessen“128. Am 1. September 2002 sollte eine von den Nationalsozialisten umbenannte Straße in Berlin-Spandau ihren ursprünglichen Namen „Jüdenstraße“ wieder erhalten. Dem schockierten Festredner und Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Berlin schallte es „Juden raus“, „sie sind gottlos“ und „ihr Juden seid an allem schuld“129 aus dem versammelten Publikum entgegen. „Das waren nicht die kahlköpfigen Leute, von denen wir solche Beschimpfungen gewohnt sind. Das waren Leute, die der bürgerlichen Mittelschicht zuzuordnen sind“130, gab sich der einladende FDP-Politiker von seiner Klientel überrascht. Im brandenburgischen Gollwitz entschied der Gemeinderat mit der offen geäußerten Zustimmung der meisten Dorfbewohner, sich gegen die Unterbringung jüdischer Aussiedler auszusprechen, denn diese würden „erheblich in das dörfliche Gemeinschaftsleben eingreifen“131.
Da verwundert das Ergebnis einer Umfrage, nach der es lediglich 1% der Befragten für „unangenehm“ halten „Juden als Nachbarn zu haben“132. Wahrscheinlich verbirgt sich hinter der Meinung von 71%, „viele trau[t]en sich nicht, ihre wirklich Meinung über Juden zu sagen“133 nur eine Projektion der eigenen Ablehnung gegenüber Juden. Und so können es auch 36% „gut verstehen“, dass „manchen Leuten Juden unangenehm sind“. 29% stimmen der Aussage zu die „Juden sind mitschuldig, wenn sie gehasst und verfolgt werden“134. Demnach dürfte der ausgebliebene Wahlerfolg der FDP nicht auf ein fehlende Zustimmung zum antisemitischen Wahlkampf zurückzuführen sein. Und tatsächlich - 28% halten Möllemanns Vorwurf, Friedman befördere „antijüdische Haltungen“135, für gerechtfertigt. Die empirische Sozialforschung spricht eine deutliche Sprache: Antisemitismus ist in Deutschland keine marginalisierte Randposition.
Genau das aber wird, wie oben bereits dargelegt, vielfach vertreten. Die Untersuchungen werden dann schlicht ignoriert oder angezweifelt. Wolfgang Schäuble und Guido Westerwelle etwa erklärten, einer von Michel Friedman in eine Fernsehdiskussion eingeführten Umfrage aus 1999, nach der 20% der Deutschen latent antisemitisch eingestellt seien, nicht glauben zu wollen136. Verständlich, wer glaubt schon einem Juden. An anderer Stelle ist zu lesen, dass mit solchen Umfragen nur „die falsche These bekräftigt [werden solle], dass allerorten in Deutschland der Antisemitismus aufblühe. [...] In diesen Zusammenhang darf Walser wirklich nicht gestellt werden.“137
5.2.6 Die Gesellschaft und ihre extreme Rechte - ein Diskursraum
In diesen Zusammenhang muss Walser gestellt werden. Paul Spiegel beobachtete, die „Hemmschwelle für antijüdische Äußerungen [sei im Zuge des Antisemitismusstreits] nicht nur gesunken, sondern überhaupt nicht mehr vorhanden“138. Es ist auch nicht „das Nicht-Diskursive [...] wo die Schläger und Brandstifter agieren“139, wie in der FAZ zu lesen war. Neonazis nehmen Teil am gesellschaftlichen Diskurs, rezipieren ihn und setzen ihn auf der Straße um. Dies gilt für den Streit um Goldhagens Buch „Hitlers willige Vollstrecker“, die Debatte über die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ und die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter ebenso, wie für die Kontroversen zwischen Martin Walser und Ignatz Bubis und dem aktuellen Antisemitismusstreit. Walsers Friedenspreisrede wurde in sämtlichen rechtsextremen Blättern abgefeiert, wenig später das Grab des ehemaligen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Berlin gesprengt und eine Sau versehen mit Davidstern und dem Namen des Zentralratsvorsitzenden über den Potsdamer Platz gejagt (O-Ton des ermittelnden Beamten: „Dem Schwein geht es gut.“140 ). Vor diesen Erfahrungen stellt Ralf Giordano fest, Walser müsse sich „dafür verantwortlich machen, dass ihm möglicherweise auch falsche Bundesgenossen auf die Schulter klopfen“141. Falsche Kameraden sind es nur insofern, als dass sie die „Judenfrage“ selbstjustizial regeln wollen und damit deren Lösung eher behindern. Nazismus erkennt Walser nicht. Verantwortlich für Übergriffe und Anschläge seien „Jugendliche, die ihren Protest so krass wie möglich kostümieren“142 und erst von den manipulierenden Medien „zu Rechtsradikalen gemacht“143 würden.
Nur wenige Stellungnahmen können für sich genommen als antisemitisch bezeichnet werden. Dies ist für die massenpsychologische Wirksamkeit von Antisemitismus auch gar nicht nötig. Arbeitsteilig ergänzt in der Debatte um Walsers Buch ein Beitrag den anderen und diese sind Teil eines Wirkungszusammenhangs, in dem sich Antisemitismus sukzessiv aus der Latenz erhebt. In diesem Sinn kann der Diskurs um Walsers Buch als rechtsextrem bezeichnet werden. Er verlagert Antisemitismus diskursiv an die gesellschaftlichen Ränder, verhindert eine Auseinandersetzung um den der Mitte. Dort kann sich Antisemitismus ungestört verbreiten und dient als Katalysator eines neuen alten Nationalismus.
5.2.7 Nur ein Pfund Antisemitismus, bitte
Jene Beiträge zum Diskurs um den „Tod eines Kritikers“, die den Antisemitismus in Walsers Roman erkennen und anprangern, rücken ebenfalls den Holocaust ins Zentrum ihrer Ausführungen. Die argumentative Stoßrichtung dieses historischen Verweises zielt auch hier zum größeren Teil nicht in Richtung einer ernsthaften Diskussion um und der Bekämpfung von Antisemitismus. In der FAZ wird sich dem „Entsetzen der Juden in Deutschland“144 darüber, was mancher glaube ihnen zumuten zu dürfen, angenommen. „Und deshalb geht der Streit um das neue Buch von Martin Walser vor allem um die Frage, was wir als zumutbar verstehen wollen.“145 Schließlich befänden sich „unter ihnen auch Überlebende des Holocaust“146. Der Konsens wird zur Pietätsfrage gegenüber den Opfern erklärt, die schon bei Schirrmachers offenem Brief im Zentrum stand. Die Frage ist, wie viel Antisemitismus es sein dürfe. Wer von „unerlaubten Antisemitismus“147 schreibt, schließt die Existenz von erlaubtem ein.
Die Fürsorge gilt dabei häufig weniger den Opfern der Shoa als dem anti- antisemitischen Selbstbild Deutschlands. Dann ist sie in Motiv und Argumentationsmuster denen nahe, die die Existenz von Antisemitismus verleugnen. Nicht dieser, sondern das „Theater, das derzeit in Deutschland veranstaltet wird, verunglimpft die Opfer“148 ; es sei „das zynische Spektakel auf der Medienklaviatur eine Verhöhnung all jener, die auf so schreckliche Weise Opfer des Antisemitismus geworden sind“149. Und damit müsse Schluss sein, denn „die Menschen im Ausland werden wieder besorgt nach Deutschland blicken“150. Wer Antisemitismus dennoch kritisiert gilt als Nestbeschmutzer.
6. Zusammenfassung und Bewertung
„Antisemitismusstreit“ - unter dieser Überschrift sollte man eine Auseinandersetzung um Erscheinungsformen, Funktionsweise und Gefahr der Verwendung antisemitischer Klischees, der Kontinuitäten und Virulenz des Antisemitismus in Deutschland im Jahr 57 nach Auschwitz und des Umgangs damit erwarten. Bezogen auf Walsers Roman bedeutet dies die Suche nach Antworten auf die Fragen: Ist das Buch geeignet, alte antisemitische Klischees zu reproduzieren, diese Vorurteile neu zu etablieren, latenten Antisemitismus zu manifestieren oder Antisemitismus als eine legitime Einstellung in den öffentlichen Raum zurückzuführen? Wie kann eine gesellschaftliche Diskussion geführt werden um antisemitischen Tendenzen entgegen zu wirken?
Solche Betrachtungen finden keinen Platz im Diskurs. Beiträge, die über die bloße Kennzeichnung von Antisemitismen hinaus gehen und diese Fragen zumindest teilweise aufwerfen, bilden die Ausnahme. Ohne auf Schirrmachers Ausführungen inhaltlich einzugehen, werden in der Regel bereits die Ausgangsfragen verneint: Das Buch respektive Walser seien nicht antisemitisch, in Deutschland existiere kein beachtenswertes Phänomen solcherart, etc. Folgerichtig wird auf die sich bei anderer Beantwortung ergebenden Fragen, wenn überhaupt nur in Form der Negation und Diskreditierung kritischer weiterführender Stellungnahmen eingegangen.
Ein Konsens in der deutschen Öffentlichkeit nach Auschwitz, der Antisemitismus tabuisiert, besteht nur pro forma. Jede Argumentation muss sich irgendwie in sein Korsett zwängen, will sie nicht als Position am gesellschaftlichen Rand aus der Debatte fallen. Dorthin wird Antisemitismus diskursiv verlagert. Die Proklamation eines Konsens dient der Selbstvergewisserung, kein Antisemit zu sein. Die systematische Verknüpfung von Antisemitismus und Nation, die Walser in seinem Roman vollzieht, wird nicht debattiert, ist aber gleichwohl im Diskurs virulent. Der Nation ist regelmäßig die Fürsorge gewidmet. Sie wird freigesprochen von Antisemitismen jedweder Art und gegen Angriffe von „außen“ verteidigt. Wer dennoch Antisemitismus anprangert, gilt als Störenfried. Aus dem Tabu gegen Antisemitismen im öffentlichen Raum wurde ein Tabu diesen zu kritisieren. Aus einem Konsens als Lehre aus der Vergangenheit wurde ein nationaler Konsens zur Verteidigung Deutschlands gegen seine Vergangenheit.
Dem gegenüber sind die engen Wirkungszusammenhänge von Nationalismus und Antisemitismus, insbesondere die Frage nach „Besonderheiten in der deutschen Nationalgeschichte, die man als Bedingungen für die politische Aggressivität angeben kann“151, ein wesentlicher Untersuchungsgegenstand der Antisemitismusforschung. Eine ernst zu nehmende Diskussion mit dem Ziel Antisemitismus einzudämmen muss diese Verbindung auch und gerade heute ins Zentrum rücken.
Walser propagiert den Schlussstrich. Er konstruiert nicht nur im Roman eine Nation, die sich nicht länger vom Juden mit der Moralkeule traktieren lassen dürfe - eine völkische Opfergemeinschaft. „Sekundärer Antisemitismus“ wurde als Begriff verschiedentlich in den Diskurs eingeführt, seine nationalistischen Implikationen aber stets ausgeklammert. Die Konstruktion eines gesellschaftlichen „Wir“ unter Ausschluss der Juden fand selbst hier ihre Fortsetzung. Empirische Bestandsaufnahmen, sozialpsychologische Erklärungsmodelle und gesellschaftspolitische Wirkungsanalysen für Antisemitismus nach Auschwitz werden von der Wissenschaft angeboten. Einzig sie finden kein Gewicht in der gesellschaftlichen Diskussion oder der Praxis politischer und kultureller Eliten. Deren Projekt ist ein anderes, heißt weg von der deutschen Sonderrolle, zurück zur normalen Nation. Solange Antisemitismus nicht das staatliche Gewaltmonopol in Frage stellt oder zu außenpolitischen Irritationen führt wird gerne dessen „nationalistische Rendite eingestrichen“152. Der „Deutsche Weg“ ist eingeschlagen.
[...]
1 Schirrmacher, Frank: Tod eines Kritikers; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung; 29.5.2002.
2 Walser, Martin; zitiert nach dpa-Meldung 051450, 29.5.2002.
3 Schirrmacher, Frank: Tod eines Kritikers; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung; 29.5.2002; Sämtliche in diesem Absatz folgende Zitate entstammen diesem offenen Brief Schirrmachers an Walser; in >> << geschlossene Textstellen markieren Zitate Schirrmachers aus Walsers Roman „Tod eines Kritikers“.
4 Schirrmacher, Frank; zitiert nach: dpa-Meldung 291508, 29.5.2002.
5 vgl. Spiegel, Hubert: Aus Erfahrung unklug; in: FAZ, 10.5.2002.
6 Die Welt: Kommentar; zitiert nach: afp-Meldung 301953, 30.5.2002.
7 Badische Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 302202, 30.5.2002.
8 Münchner Merkur: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302105, 30.5.2002.
9 Neues Deutschland: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 291828, 29.5.2002.
10 Financial Times Deutschland: Kommentar; zitiert nach ddp-Meldung 302142, 30.5.2002.
11 Badische Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 302202, 30.5.2002;
Der Zeitpunkt war natürlich, entgegen der Unterstellung, weitgehend durch die Einsendung des Manuskripts an die FAZ vorgegeben; also von Walser und dem Suhrkamp-Verlag.
12 Münchner Merkur: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302105, 30.5.2002.
13 Neues Deutschland: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 291828, 29.5.2002
14 Walser, Martin; im Interview mit ap; zitiert nach: ap-Meldung, 29.5.2002.
15 Ebenda.
16 Einbezogen wurden Kommentare aus folgenden Tageszeitungen: Die Welt, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Financial Times Deutschland, Neues Deutschland, Junge Welt, Hannoversche Allgemeine, Neue Osnabrücker Zeitung, Lübecker Nachrichten, Trierischer Volksfreund, Neue Presse Coburg, Kölner Stadt-Anzeiger, Cellesche Zeitung, Leipziger Volkszeitung, Stuttgarter Nachrichten, Ostsee-Zeitung, Lausitzer Rundschau, Münchner Merkur, Südkurier, Badische Zeitung, Deister- und Weserzeitung, Fuldaer Zeitung, Eßlinger Zeitung.
17 Kölner Stadt-Anzeiger: Kommentar; zitiert nach: afp-Meldung 292018, 29.5.2002.
18 Ebenda.
19 Neue Presse Coburg: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 291905, 29.5.2002.
20 Süddeutsche Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 302018, 30.5.2002.
21 Fuldaer Zeitung: Kommentar; zitiert nach dpa-Meldung 302017, 30.5.2002.
22 Leipziger Volkszeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292014, 29.5.2002.
23 Lübecker Nachrichten: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292017, 29.5.2002.
24 Trierischer Volksfreund: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 292005, 29.5.2002.
25 Leipziger Volkszeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292014, 29.5.2002.
26 Fuldaer Zeitung: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302005, 29.5.2002.
27 Südkurier: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302105, 29.5.2002.
28 Deister- und Weserzeitung: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302005, 29.5.2002.
29 Ostsee-Zeitung: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302021, 30.5.2002.
30 Südkurier: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302105, 30.5.2002.
31 Neues Deutschland: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292028, 29.5.2002.
32 Financial Times Deutschland: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 302142, 30.5.2002.
33 Neue Osnabrücker Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292016, 29.5.2002.
34 Walser, Martin; im Interview mit ddp, zitiert nach: ddp-Meldung 311538, 31.5.2002.
35 Ebenda.
36 Kaiser, Joachim; im Interview mit Junge Freiheit: Logisch nicht zu halten; in: Junge Freiheit 28/2002.
37 Walser, Martin; zitiert nach: dpa-Meldung 021959, 2.6.2002.
38 Walser, Martin; im Interview mit Fokus: Kein Correctness-Slalom; in: Fokus 23/2002, Seite 36.
39 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 114 .
40 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seiten 66, 71, 75, 87, 88, 132 & 183.
41 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 80.
42 Benz, Wolfgang: Bilder vom Juden - Studien zum alltäglichen Antisemitismus; München 2001, Seite 23.
43 Klüger, Ruth: Siehe doch Deutschland, in: „Frankfurter Rundschau“, 27.6.2002.
44 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 126.
45 Ebenda.
46 Ebenda.
47 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 21.
48 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 126.
49 Ebenda.
50 Ebenda.
51 von Treitschke, Heinrich: Unsere Ansichten; in: Preußische Jahrbücher 44, Berlin 1879, Seite 559f; zitiert nach: Benz, Wolfgang: Bilder vom Juden - Studien zum alltäglichen Antisemitismus, München 2001, Seite 63.
52 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 69.
53 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main, 2002, Seite 20.
54 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main, 2002, Seite 27.
55 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main, 2002, Seiten 10 & 48.
56 Walser, Martin: Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede; in: Martin Walser: Ich vertraue Querfeldein; Frankfurt am Main 2000, Seite 32.
57 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main, 2002, Seite 126.
58 Schröder, Gerhard; zitiert nach: dpa-Meldung 051040, 5.6.2002.
59 Henscheid, Eckard; im Interview mit Scharz, Moritz; in: Junge Freiheit, Berlin, 7.6.2002.
60 Schmitter, Elke: Der verfolgte Verfolger; in: „Der Spiegel“, 23/2002, Seite 183.
61 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 72.
62 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 107.
63 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 183.
64 Baleanu, Avram Andrei: Der ewige Jude, in: Schoeps, Julius H. und Schlör, Joachim: Antisemitismus - Vorurteile und Mythen, München 1995, Seite 100.
65 Cellesche Zeitung: Kommentar; zitiert nach dpa-Meldung 292006, 31.5.2002.
66 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 109.
67 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 40.
68 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 109.
69 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 79.
70 vgl: Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 72.
71 Schmitter, Elke: Der verfolgte Verfolger, in: Der Spiegel, 23/2002, Seite 182.
72 Walser, Martin; im Interview mit dpa; zitiert nach: dpa-Meldung 301406, 30.5.2002.
73 Walser, Martin; aus der Dankesrede zur Verleihung des alemannischen Literaturpreises 2002 Walshut-Tiengen; zitiert nach: dpa-Meldung 021959, 2.6.2002.
74 Schirrmacher, Frank: Tod eines Kritikers; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.5.2002; Walser widerspricht dieser Vorhaltung Schirrmachers nicht. Sie kann damit als zutreffend betrachtet werden.
75 Walser, Martin: Auskunft über eine Polemik; Überlingen 29.5.2002; zitiert nach: dpa-Meldung 291610, 29.5.2002.
76 Seligmann, Rafael; zitiert nach F.A.Z.: Verlagsfragen - Walsers Roman soll erscheinen - nur wo?; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.5.2002.
77 Junge Welt: Kommentar zur Walser-Debatte; zitiert nach: ddp-Meldung 311859, 31.5.2002
78 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 52.
79 Ebenda.
80 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 48.
81 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 88.
82 Ebenda.
83 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 104.
84 Haury, Thomas: Von der Leine gelassen; in: Frankfurter Rundschau, 31.5.2002.
85 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 65.
86 Schmitter, Elke: Der verfolgte Verfolger; in: Der Spiegel 23/2002, Seite 184.
87 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 9.
88 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 91.
89 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 79.
90 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 72.
91 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 106.
92 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 108.
93 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 107.
94 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 43.
95 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 107.
96 Ebenda.
97 Ebenda.
98 Köhnlein, Stephan: Skandalbuch oder Sturm im Wasserglas; ap-Kommentar, 2.6.2002
99 Reich-Ranicki, Marcel zitiert nach: dpa-Meldung 050048, 5.6.2002
100 Reemtsma, Jan Philipp: Ein antisemitischer Affektsturm; in: Die Welt, 31.5.2002
101 Benz, Wolfgang: Bilder vom Juden - Studien zum alltäglichen Antisemitismus; München 2001, Seite 21.
102 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 111.
103 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 115.
104 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 57.
105 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 115.
106 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 135.
107 Benz, Wolfgang: Bilder vom Juden - Studien zum alltäglichen Antisemitismus; München 2001, Seite 21.
108 Vgl.: Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seiten 49, 50 & 60.
109 Walser, Martin: Tod eines Kritikers; Frankfurt am Main 2002, Seite 145.
110 Erklärung des Deutschen Bundestags; zitiert nach: Süddeutsche Zeitung, 29.6.2002.
111 Aus einer Erklärung der FPÖ, verlesen von Jörg Haider, Februar 2000; zitiert nach: Inszenierter Tabubruch, in: Der Spiegel 23/2002, Seite 22.
112 Friedman, Michel: Friedman wünscht sich klärendes Wort von Rau; in: FAZ, 2.6.2002.
113 Die Welt: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 041812, 4.6.2002.
114 Schmitter, Elke: Ebenda.
115 Seligmann, Rafael; im Interview mit ddp; zitiert nach: ddp-Meldung 291846, 29.5.2002.
116 Reich-Ranicki, Marcel; in: ZDF-Sendung Ranicki-Solo, 4.6.2002; zitiert nach: FAZ, 6.6.2002.
117 Fuldaer Zeitung: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302005, 30.5.2002.
118 Reich-Ranicki, Marcel; in: ZDF-Sendung Ranicki-Solo, 4.6.2002; zitiert nach: FAZ, 6.6.2002.
119 Gauweiler, Peter; im Interview mit Bild, 10.6.2002, Seite 2.
120 Kohler, Berthold: Die besondere Normalität; in: FAZ, 1.6.2002.
121 Hannoversche Allgemeine Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 312156, 31.5.2002.
122 Scharping, Rudolf; Äußerung auf einer Veranstaltung der „Atlantik-Brücke“ im Axel-Springer- Haus, Hamburg, 19.2.2002, zitiert nach: Jungle World, Berlin, 25.9.2002, Seite 10.
123 Gauweiler, Peter; im Interview mit Bild, 10.6.2002, Seite 2.
124 Erklärung des Deutschen Bundestags; zitiert nach: Süddeutsche Zeitung, 29.6.2002.
125 Möllemann, Jürgen W. im Interview mit Focus, zitiert nach: ddp-Meldung 010342, 1.6.2002
126 Brenner, Alexander; im Interview mit Konkret, Hamburg, Juni 2002, Seite 3.
127 Ebenda.
128 zitiert nach: Antinationale Gruppe Leipzig: Ohne Antisemitismus kein Nationalsozialismus, Göttingen 1998.
129 zitiert nach: Jungle World, 6.11.2002, Seite 10.
130 Bannasch, Karl-Heinz; zitiert nach: Jungle World, 6.11.2002, Seite 10.
131 zitiert nach: Antinationale Gruppe Leipzig: Ohne Antisemitismus kein Nationalsozialismus, Göttingen, Juli 1998.
132 Vgl. NFO-Infratest-Umfrage vom 4. bis 6. Juni 2002, 1000 Befragte, in: Der Spiegel 24/2002.
133 Ebenda.
134 Ebenda.
135 Vgl. ZDF-Politbarometer vom 24. bis 29. Mai 2002, 1300 Befragte; in: Der Spiegel, 23/2002.
136 Äußerungen in: Sabine Christiansen, ARD, 2.6.2002.
137 Deister- und Weserzeitung: Kommentar; zitiert nach: dpa-Maldung 2302005, 30.5.2002.
138 Spiegel, Paul; im Interview mit Phönix, 4.6.2002; zitiert nach: afp-Meldung 150303, 15.6.2002.
139 Jeismann, Michael; in: FAZ, 14.10.2000.
140 zitiert nach: Antinationale Gruppe Leipzig: Ohne Antisemitismus kein Nationalsozialismus, Göttingen 1998.
141 Giordano, Ralf; zitiert nach: ddp-Meldung 311538, 31.5.2002
142 Ebenda.
143 Ebenda.
144 Spiegel, Hubert: Der Müll und der Tod; in: FAZ, 1.6.2002.
145 Ebenda.
146 Ebenda.
147 Leipziger Volkszeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Maldung 292014, 29.5.2002.
148 Neue Osnabrücker Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 292016, 29.5.2002.
149 Badische Zeitung: Kommentar; zitiert nach: ddp-Meldung 302202, 30.5.2002.
150 Münchner Merkur: Kommentar; zitiert nach: dpa-Meldung 302105, 30.5.2002.
151 Benz, Wolfgang & Bergmann, Werner: Vorurteil und Völkermord; Freiburg 1997, Seite 10.
152 Engelken, Gondermann, Hund: Antisemitismus ohne Antisemiten? Der deutsche Antisemitismusstreit; unveröffentlicht;
- Arbeit zitieren
- Pascal G. (Autor:in), 2002, Betrachtungen zum Mediendiskurs um Martin Walsers Roman Tod eines Kritikers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107408