Der Heilige Volodymyr auf dem Weg


Seminararbeit, 2003

10 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltverzeichnis:

1. Einleitung

2. Der Weg nach Kiev

3. Ein heidnisches Leben – die Vielweiberei

4. Ein heidnisches Leben – Der Götzendienst

5. Versuche der Bekehrung

6. Die Taufe des Heiden – der Grund

7. Die Folgen

8. Die Nestorchronik als Legende

1. Einleitung

1 Die Christianisierung der Kiever Rus'2 wird in jeglicher Literatur mir dem Namen Volodymyr in Verbindung gesetzt. Er gilt als der Herrscher, welcher „das russische Land durch die heilige Taufe erleuchtete“3. Jedoch führte V.4 vor der so genannten Taufe der Kiever Rus im Jahre 9885 ein heidnisches Leben. In der hier vorliegenden Arbeit soll sein Weg zur Taufe und damit sein Weg zum Christen kritisch betrachtet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Der Weg nach Kiev

Volodymyr Svjatoslavič, der spätere Täufer der Kiever Rus'6 wurde, so geben verschiedene Quellen wieder, um 960 n. Chr. geboren. Obwohl das genaue Geburtsdatum umstritten ist, ist auch die Annahme, Volodymyr sei im Jahre 956 in Kyiv7 geboren möglich8. Er war der Sohn des Rjurikiden- Fürsten Svjatoslav9 und der „Schlüsselbewahrerin“ der Fürstin Ol’ga10. Über sein Leben vor seinem Regierungsantritt 970 n. Chr.11 ist uns nichts bekannt. Die Aufzeichnungen zu Volodymyr in der Nestorchronik beginnen im Jahr 980 n. Chr., nachdem es in den Jahren 975 bis 977 zur Feindschaft zwischen den drei Brüdern Oleg, Jaropolk und Volodymyr kam. Jaropolk zog gegen Oleg, der im Kampf starb. Im Jahr 980 fürchtete V. dasselbe und floh zu den Warägern12, mit denen verbündet er, gegen seinen Bruder Joropolk zog. Mit einer List gelingt es Volodymyr, seinen Bruder zu besiegen und sich als Alleinherrscher in Kiev niederzulassen13. Sein Sieg und sein Regierungsantritt als Großfürst von Kiew bedeuteten gleichzeitig einen Sieg des Heidentums gegenüber dem neu eingesickerten christlichen Glauben14.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Ein heidnisches Leben – die Vielweiberei

Wie aus der Nestorchronik hervorgeht, liebte V. die Weiber15. So beschlief er die Frau seines ermordeten Bruders, die Griechin16. Aus dieser Unzucht, denn er Schlief nicht als ihr Ehemann bei ihr, war ihm Sswjatopolk geboren. Volodymyr sei beherrscht gewesen von der Begierde nach dem Weibe. Er hatte mehrere Frauen von denen er, wie berichtet wird, 12 Söhne und 2 Töchter hatte17. Beischläferinnen soll er, wie überliefert, 80018 an der Zahl gehabt haben. Volodymyr war wie Salomo19 so berichtet der Schreiber der Nestorchronik: „Und er ward nicht satt der Hurerei, nahm sich Weiber anderer Männer zu sich und schändete Jungfrauen“20. Aber nicht nur den Weibern war V. verfallen, so hatte er sich verschiedenen Göttern verschrieben.

4. Ein heidnisches Leben – Der Götzendienst

Kaum nach seinem Regierungsantritt ließ Volodymyr auf einem Hügel in der Stadt, außerhalb des Palasthofes verschiedene Götzenbildnisse aufstellen. So, einen Perun21 aus Holz und verschiedene andere Götzen aus edlen und teuren Materialien. Die Menschen brachten ihre Kinder und opferten sie diesen Göttern. Volodymyr setzte in Nowrogod seinen Oheim22 Dobryna ein, welcher auch dort ein Götzenbildnis errichtete, dem die Menschen opferten. Sicher wird auch hier, wie bei der Beschreibung Volodymyr’s Weiberlust, vom Chronikschreiber übertrieben, um dann umso mehr das Leben V.’s nach der Taufe zur Geltung kommen zu lassen. Sicherlich stimmen die Zahlen seiner Liebschaften nicht. Jedoch sind dies, also die Vielweiberei und die Förderung des Götzendienstes, Tatsachen, die unter anderem auch von Volodymyr’s deutschem Zeitgenossen, dem Bischof Thietmar23 bezeugt werden.

[...]


1 Name bedeutet: der friedlich Herrschende (russisch).

2 Gedenktag katholisch und orthodox: 15. Juli.

3 A.Poppe, Vladimir als Christ.in: ÖOstH 35/1993,553-575.

4 Im weiteren für Volodymyr verwandt.

5 Vergleiche: Bibliographisches Kirchenlexikon (2000), Band XVII, Spalten 1506-1507.

6 Die sog. Kiever Rus', wurde als Zusammenschluss ostslavischer Stämme um 960 unter maßgeblichem Einfluss der nordischen Wikinger ("Varäger") gegründet.

7 Kiev.

8 Vergleiche: Bibliographisches Kirchenlexikon (2000), Band XVII, Spalten 1506-1507.

9 Regierte wahrscheinlich um 960 - Frühling 972; nach A. Poppe in: G. Podskalsky: Christentum und theologische Literatur in der Kiever Rus' (998-1237). München 1982, S. 302-304.

10 Olga Maluêa Ljucanka, um 945 - um 960; nach A. Poppe in: G. Podskalsky: Christentum und theologische Literatur in der Kiever Rus' (998-1237). München 1982, S. 302-304.

11 In dieser Zeit noch als Herrscher von Nowgorod.

12 Den Schweden.

13 Vergleiche: L. Müller, Helden und Heilige aus russischer Frühzeit, München 1984, S. 29 ff.

14 Als offizielles Datum des Beginns der russischen Orthodoxie gilt die Massentaufe der Kiever Bevölkerung im Jahr 988. Es gilt aber als sicher, dass die Christianisierung der Kiever Rus' durch Byzanz lange vor diesem Datum begonnen hat, und zwar bald nach der Belagerung Konstantinopels durch Askold und Dir im Jahr 860. Neben einem Militärbündnis mit den Chazaren versprach sich Kaiser Michael aus dieser Maßnahme eine Entschärfung der ernstzunehmenden Bedrohung durch die "Russen", unter denen hier die aus der Kiever Rus' kommenden Waräger zu verstehen sind. In der Enzyklika des byzantinischen Patriarchen Photius an die östlichen Patriarchate aus dem Jahr 867 heißt es, dass die Bekehrung der Rus' abgeschlossen sei. Auch andere Quellen belegen das Entstehen erster christlicher Gemeinden in der Rus' ab dem Beginn der 860er Jahre, doch scheinen sich diese Gemeinden, u.a. wegen der hereinbrechenden Welle heidnischer Waräger, bald wieder aufgelöst zu haben, ohne Spuren in der Erinnerung der Russen zu hinterlassen zu haben.

15 Das Wort Weib wird hier als historischer Begriff verwendet.

16 In der Nestorchronik wird im Jahr 977 berichtet: „Jaropolk hatte eine Griechin zum Weibe, und sie war Nonne gewesen...“ Er hatte sie, von seinem Vater herbeigeführt, wegen ihrem schönen Gesicht zur Frau genommen.

17 Vergleiche: L. Müller, Helden und Heilige aus russischer Frühzeit, München 1984, S. 29 ff. sowie R. Trautmann, Die Nestorchronik, Leipzig 1931, S. 86.

18 Sicherlich handelt es sich bei dieser Zahl um eine Aussmückung des Chronisten.

19 Vergleiche: 1. Kön. 11.3., „ Er hatte siebenhundert Hauptfrauen und dreihundert Nebenfrauen, und seine Frauen verführten ihn“. Der bemerkenswerte Unterschied: Salomo ging zu Grunde, jedoch fand Volodymyr das Heil.

20 Vergleiche: R. Trautmann, Die Nestorchronik, Leipzig 1931, S. 55.

21 Eines der von V. errichteten Götzenbildnisse, über die jedoch wenig bekannt ist. Der Schreiber der Chronik nennt sie „Dämonen“.

22 'Oheim, 'O·heim <m. 1; veraltet> Onkel.

23 Thietmar war ein Adliger aus dem Hause der Grafen von Walbeck. Er war Bischof von Merseburg und Chronist der mittelalterlichen Reichsgeschichte. * 25.07.975 Walbeck bei Haldensleben; † 01.12.1018 Merseburg; Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XI (1996) Spalten 1212-1213.

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Der Heilige Volodymyr auf dem Weg
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
Die Nestorchronik - Zur Taufe der Kiever Rus
Note
1,00
Autor
Jahr
2003
Seiten
10
Katalognummer
V107478
ISBN (eBook)
9783640057467
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Viel Spass !!
Schlagworte
Heilige, Volodymyr, Nestorchronik, Taufe, Kiever
Arbeit zitieren
Markus Teige (Autor:in), 2003, Der Heilige Volodymyr auf dem Weg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107478

Kommentare

  • Gast am 5.5.2003

    Volodymyr.

    eine interessante Arbeit, die uns Einblicke in die Christianisierung der Rus gibt. Finde ich sehr gut !

Blick ins Buch
Titel: Der Heilige Volodymyr auf dem Weg



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