Tayloristische Techniken der biographischen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion


Seminararbeit, 2002

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Diskursive Struktur des Taylorismus
2.1. Entstehungskontext
2.2. Das Projekt Taylorismus

3. Der Körper und die Psyche des Arbeiters
3.1. Mensch als Maschine
3.2. Der Blick des Ingenieurs
3.3. Die Gesundheit des Arbeiters
3.4. Leistungswille

4. Ein erfolgreiches Scheitern
4.1. Zeitökonomie
4.2. Selbstmanagement

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

Der starr prüfende, bannende und gebannte Blick, der allen Führern des Entsetzens eigen ist, hat sein Modell im abschätzenden des Managers, der den Stellenbewerber Platz nehmen heißt und sein Gesicht so beleuchtet, dass es ins Helle der Verwendbarkeit und ins Dunkle, Anrüchige des Unqualifizierten erbarmungslos zerfällt.

Theodor W. Adorno,

Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben

1. Einleitung

Die Selbstverständlichkeit des Arbeitsbegriffs, die trotz der unzähligen Umwandlungen der Arbeitsbedingungen, der Produktions- und Organisationsformen, der politischen Programme seit der Entstehung der Industriegesellschaften fortexistiert, erweist sich als eine „diskursiv produzierte Wahrheit“, die ihren „Charakter des Historischen hinter einer ontologisierenden Denkweise [verschwinden lässt]“[1], wenn die Arbeit als Name gesellschaftlicher Produktionsbeziehungen betrachtet wird. Die Existenz der Arbeit ist keine Voraussetzung für ihre Benennung, sondern sie existiert, weil sie einen Namen hat, weil sie immer wieder benannt wird in wissenschaftlichen Diskursen, in Betriebspraktiken, in Biographien. Dadurch entsteht ein Wissen, das seinen Gegenstand erst produziert, um dann über ihn sprechen zu können. Die Benennung gesellschaftlicher Praktiken ist von den Regeln der Diskursformationen der jeweiligen (Kultur-)Epoche nicht zu trennen, denn „diskursive Formationen sind mehr als das Wissen wissenschaftlicher Disziplinen: Sie beschreiben Wissen in seiner Positivität als gesellschaftlich verstreute und dennoch regelgeleitete Wissensformen, als Praktiken. Diese artikulieren sich als geregelte Wissensformen auch in Formen – institutioneller – Praktiken wie in den Praktiken der individuellen und kollektiven Lebensformen und –milieus“[2]. In diesen Praktiken werden mit Hilfe des Wissens Subjekte geformt. Der Mensch ist zugleich das Subjekt und das Objekt des Wissens; er objektiviert sich, indem er sich selbst über das Wissen wahrnimmt und er subjektiviert das Wissen, indem er das Wahrgenommene als Selbst betrachtet. Der arbeitende Mensch[3] wird zum Arbeiter, indem er in den Produktionsprozess eingebettet wird; er verwirklicht sich, indem er sich diese Subjektivierungstechniken aneignet, die ihm bei der biographischen Selektion und Bewertung der Lebensereignisse als Orientierungs- und Normenmuster dienen. Deshalb versteht sich diese Arbeit als eine Analyse der Techniken der biographischen Selbstreflexion im Wissensfeld des Taylorismus und der „tayloristischen“ Techniken der biographischen Selbstreflexion, die sich jedoch heute in Verbindung mit anderen Namen als strukturierte Erfahrungsnormen auf allen Ebenen der Gesellschaft wiederfindet.

Der Taylorismus mit seinem wissenschaftlich-universellem Anspruch, eine optimale Produktionsform unabhängig vom Willen des Menschen exakt bestimmen zu können, ist eine diskursiv produzierte Wahrheit, eine Artikulationsform einer bestimmen historischen Denk- weise im Hinblick auf (industrielle) Arbeit. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird versucht, den Taylorismus in seiner Entstehung zu erfassen, indem zuerst die symbolische Ordnung, in der er sich entfaltet hat, beschrieben wird, um dann seine Verbreitung in der Industrie und seine Verbindungen zu anderen gesellschaftlichen Bereichen darzustellen. Der dritte Teil enthält exemplarisch die Darstellung einiger Techniken zur Konstruktion des Arbeiterkörpers und der Psyche der Arbeiter. Dann im vierten Teil wird gezeigt, dass diese Techniken der Arbeiterkonstruktion, die eine Artikulationsform einer historisch hegemonialen Denkweise war, trotz des Scheiterns des tayloristischen Konzepts zur Selbstregulierungs- bzw. Selbstmanagementtechniken mutiert worden sind.

2. Diskursive Struktur des Taylorismus

Im folgenden geht es um die Techniken, die von wissenschaftlicher Betriebsführung (und nicht nur von ihr) im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert als Methoden der Erfassung, als Disziplinierungs- und Kontrollmechanismen verwendet worden sind, um eine neue Arbeitswelt zu konstruieren.

2.1. Entstehungskontext

Taylors „Scientific Management“ ist ein Element, eine Artikulationsform der „Rationalisierungskultur“[4], die die westlichen Gesellschaften seit dem 15. und 16. Jahrhundert (Rechnungsführung für materielle wie geistige Güter) über das 17. und 18. Jahrhundert (Verschärfung der Disziplin und Überwachung in Gefängnissen, Spitälern und Kasernen) bis heute (Praktiken der Selbstkontrolle bzw. des Selbstmanagements) durchzieht[5]. Den Taylorismus in seinem Entstehungskontext zu lesen ist mehr als seine kausallogische Ableitung aus historischen Tatsachen, denn er entsteht immer wieder in historischen Tatsachen; er manifestiert sich in den betrieblichen Praktiken, er macht bislang unsichtbare Bereiche des Lebens sichtbar, indem er ihnen einen Namen gibt, um sie in die „Ordnung der Namen“ einzuordnen. In dieser „Ordnung der Namen“ erscheinen historische Tatsachen als zeitlose Wahrheiten, obwohl sie nur insofern von den gesellschaftlichen Praktiken abstrahieren können, als sie in diesen immer wieder entstehen und benannt werden. So gilt zu fragen, warum bestimmte Praktiken so genannt werden und nicht anders. Welche Regeln, welche Techniken sind bei der „Taufe“ der Dinge im Spiel?

„Ende des 19. Jahrhunderts“ vollzieht sich eine „Verschiebung von einem metaphysischen, philosophisch-historischen zu einer naturwissenschaftlich-mathematischen, experimentellen Wissensform, die auch in kultur- und sozialwissenschaftliche Diskurse hineinwirkt.“[6] Mathematische Exaktheit und experimentelle Methoden, kausale Ableitungslogik[7] und stufenlogisch-evolutionäre Entwicklungsvorstellungen bestimmen nicht nur die wissenschaftlichen Diskursen, sondern darüber hinaus auch zunehmend das Alltagsleben. Die Begriffe aus naturwissenschaftlichen Disziplinen wie „Energie“, „Maschine“ und „Organismus“ finden auch in den Sozialwissenschaften ihren festen Platz und sie weisen auf neue soziale Probleme hin, die von vorne nach der hegemonialen Logik der Naturwissenschaften formuliert sind: „[...] im Gesellschaftskörper kommt es wegen seiner größeren Kompliziertheit zu Störungen, die noch gravierender, vielfältiger und häufiger sind als im Einzelorganismus.“[8] In diesem Kontext erscheint der Taylorismus als Antwort auf soziale Frage, als eine „Lösung der großen Frage nach dem Wege zur Erzielung der ökonomischen Ausnutzung aller Werte der Nation“.[9] Gekoppelt mit Darwinismus lässt er soziale Hierarchien als „natürliches“ Ergebnis evolutionären Ausleseprozesses erscheinen und trägt darüber hinaus zur Entstehung bzw. zur Legitimation des Rassismus entscheidend bei.[10]

Lange bevor Taylor 1895 zum ersten Mal seine Ideen publizierte, waren die wichtigsten Kontroll- und Disziplinierungsmethoden bereits aus dem Militärwesen bekannt[11] und in der Industrie weit verbreitet[12]. Im Anschluss an Taylor sind diese Techniken weiter verfeinert und mit wissenschaftlichem Status ausgestattet worden. Dadurch verloren sie den Charakter willkürlicher Normen und erschienen als objektiv und wissenschaftlich begründete Normen, die für die Arbeiter ein Bündel der „Naturgesetze“ bilden. Sie erfahren ihr Arbeiter-Sein im Spiegel dieser Normen.

2.2. Das Projekt Taylorismus

Den “systematischen Ausgangspunkt“ des Taylorismus bildet „eine neue, funktionale Theorie der spanenden Werkzeugmaschinen[13] “, „die im Unterschied zur klassischen Ingenieurwissenschaften Werkzeugmaschinen nicht mehr unter konstruktiven Gesichtspunkten, sondern gegebene Maschinen in ihrem Funktionieren [beschreibt].“[14] Der arbeitende Mensch rückte ins Blickfeld des Ingenieurs, da er jetzt zum „System“, zur „Organisation“ gehört, in der Mensch und Maschine zu einer Einheit mit maximaler Leistung und Effizienz verknüpft werden.“[15] Dabei wurde menschliche und maschinelle Arbeit zu einem gleich zu behandelnden Gegenstand; es war gleichgültig, ob eine Arbeit von Menschen oder von Maschinen verrichtet wurde; für beide gilt, dass sie zweckgerichtet sind und Zeit beanspruchen. Das bedeutet, dass sie gleichen Fragestellungen unterwerfen ließen und mit analogen Methoden untersucht werden konnten.

Das Ziel war durch exakte wissenschaftliche Untersuchungen des Produktionsvorgangs einen besten Weg zu ermitteln. „Unter [...] verschiedenen Methoden und Werkzeugen, die für eine einzelne, elementare Operation in irgend einem Gewerbe im Gebrauch sind, gibt es immer nur eine Methode und ein Werkzeug, schneller und besser als die übrigen, und diese eine beste Methode und das beste Werkzeug kann nur durch systematisches Studium und durch Prüfung aller Methoden und Werkzeuge, die im Gebrauch sind, gefunden werden, im Verein mit einem gründlichen, eingehenden Bewegungs- und Zeitstudium. Das ist der Weg zur allmählichen Ersetzung der Faustregeln durch wissenschaftlich ermittelte Methoden und Zahlen.“[16] Dies setzt voraus, dass alle Produktionsmethoden und –werkzeuge vergleichbar sind, d.h. Standardisierung des gesamten Betriebs, damit alles sichtbar, erfassbar, planbar und kontrollierbar wird. Die so ermittelte „beste Methode wird zur Norm und bleibt Norm, bis sie ihrerseits wieder von einer schnelleren und besseren Serie von Bewegungen verdrängt wird.“[17] Die Norm ist in wissenschaftlicher Betriebsführung unabhängig vom Willen dessen, der sie ermittelt, bestimmbar, so dass ihre Akzeptanz außer Frage steht; „Was eine angemessene Tagesleistung darstellt, wird eine Frage für wissenschaftliche Untersuchungen, statt ein Gegenstand zu sein, über den man handelt und feilscht.“[18] Da aber der Mensch durch „angeborene Bequemlichkeit“[19] „bei jeder Beschäftigung zu langsamem und gemütlichem Tempo bei der Arbeit“[20] neige, wird, um diesem entgegenzuwirken, das Zeit-Lohn-System als eine Technik der Selbstkontrolle [21] eingeführt. So muss jetzt nicht der Betriebsleiter beweisen, dass der Arbeiter nicht gearbeitet hat, sondern der Arbeiter muss beweisen, dass er arbeitet. Ihm werden dabei von wissenschaftlicher Betriebsführung Techniken zur Verfügung gestellt, durch die er sich unterwirft und zugleich entwirft, indem er arbeitet. Wissenschaftliche Betriebsführung erschien als eine „mächtige Übersetzungsinstanz zwischen ‚Autoritäten’ und ‚Individuen’, [...] indem sie das Verhalten nicht durch Zwang, sondern durch die Macht der Wahrheit, die Wirksamkeit der Vernunft und die verlockende Versprechungen der Effektivität [formte].“[22]

Allerdings bleibt der Erfolg des Taylorismus gemessen an seinen Ansprüchen relativ limitiert; außerhalb der spanenden Fertigung, wo er seinen systematischen Ursprung hat, erwies er sich als problematisch.[23] Aber wenn er als eine Artikulationsform der Rationalisierungskultur, als Bündel von Namen, von Metaphern, von Sprachformen betrachtet wird, „aus dem sich unter- schiedliche Diskurse ‚bedienen’ – und dadurch ihre untergründigen Gemeinsamkeiten verraten“[24], zeigt sich, dass er in die Ordnung einer prinzipiengeleiteten Lebensweise hinein- schleicht und somit in dieser unbemerkbar wird.

3. Der Körper und die Psyche des Arbeiters

„Die Geschichte der Industriegesellschaft war von Anfang an eine Geschichte des menschlichen Körpers.“[25] Taylorismus bediente sich aus dem Wissen, das in den menschlichen Körpern Physiologie im Laufe des 19.Jahrhunderts eingeschrieben hatte, und kombinierte es mit Wissen aus anderen Disziplinen, um es dann wieder in den Körper von Menschen einzuschreiben. Es wird im Folgenden, ohne die Vollständigkeit zu beanspruchen, dieses Wissen über Körper und Psyche analysiert, das den Anspruch erhob, die Frage zu beantworten, wer der Mensch ist, wie sein Körper aufgebaut ist und wie er funktioniert, welchen Gefahren er ausgesetzt ist, welche Genüsse er bietet, welche Normen erfüllt werden sollen, damit Körper störungsfrei funktioniert.

3.1. Mensch als Maschine

„Die Gründe für Taylors nachhaltigen Einfluß lagen nicht in einer spezifischen ingenieur- wissenschaftlichen Leistung, sondern darin, dass er als Maschinen-Techniker einen ihm fremden Wissensbereich okkupierte: den Menschen.“[26] Das theoretische Instrumentarium, um Mensch und Maschine als ein System zu denken und die Arbeit zu „quantifizieren“, waren jedoch schon aus „der Physiologie als Leitwissenschaft im 19. Jahrhundert“[27] bekannt.

Nachdem die Wandelbarkeit von Wärme und Energie in der Thermodynamik dargelegt worden war, „sah man die „Kraft“ als eine in jeglicher Materie vorhandene universelle Wirkenergie“, und „die Natur wurde zu einem riesigen Sammelbecken proteischer Energie, die ihrer Umwandlung in Arbeit entgegensieht.“[28] Dieses erste Gesetz der Thermodynamik folgte dann bald das zweite, das die Irreversibilität bei der Energieumwandlung zeigte.[29] Der Mensch wird wie die Maschine zum einen Mechanismus zur effektiven Kanalisierung der „universellen Energie“, wobei die Ermüdung seines Körpers als die Produktivität bedrohende Schranke, als Ausdruck der Energieverschwendung betrachtet wird. „Die wissenschaftliche Entdeckung der Ermüdung wird […] durch die Hoffnung vielleicht sogar durch die Utopie [charakterisiert], die Fähigkeit des Körpers zur Arbeitsleistung erweitern zu können.“[30] Angelo Mosso – der Begründer der neuen Ermüdungswissenschaft – argumentierte, dass ein wissenschaftliches Verständnis der Ermüdung unter Berücksichtigung der individuellen „Ermüdungskurven“ bestimmen könne, welche Person für eine spezielle Aufgabe am besten geeignet ist[31] ; die Klassifizierung, die Benennung, die Produktion des Menschen als Arbeiter „nach dem Prinzip der elementaren Lokalisierung oder der Parzellierung. Jedem Individuum seinen Platz und auf jeden Platz ein Individuum.“[32] Die tayloristische Rationalisierung des Körpers bedeutet nicht die Unterwerfung des arbeitenden Körpers unter die Maschine, denn er wird von vorne als Maschine betrachtet, sondern dessen wissenschaftliche Konstruktion. Eine Wissenschaft der Arbeit besetzt und formt den menschlichen Körper in einem Feld, wo Wissen und Macht immer ineinander verschränkt sind. Indem der Körper durch ein Wissen über ihn wahrgenommen und erfahren wird, entsteht der Körper, er wird sichtbar in den gesellschaftlichen Machtverhältnissen und somit angreifbar. Durch diese Vereinung von Wissen und Macht auf Seiten der Betriebsleitung, „kann sich die Macht darauf beschränken, als Wissen zu erscheinen und im Namen der Vernunft die Körper und Gesten der Arbeitenden zu formen.“[33]

Die Codierung des Körpers durch wissenschaftliche Betriebsführung bringt einen Körper her- vor, der schon aus Hygienediskursen und aus Physiologie im 19. Jahrhundert bekannt waren als Vorstellung, dass Körper eine Maschine sei, die auf innere und äußere Reize reagiere und vollständig von diesen abhänge: eine reizbare Maschine.[34] Der Taylorismus trug dazu bei, dass diese Vorstellung zu einer „Wahrheit“ wurde, indem er den menschlichen Körper mit der Maschine in ein System zusammenfügte und mittels Methoden eines Ingenieurs in den Betrieben ein Subjekt entstehen ließ, das nur in seiner Beziehung zur Maschine existieren konnte. Taylorismus ist eine radikalisierte Form der Idee vom Menschen als reizbare Maschine.

3.2. Der Blick des Ingenieurs

In einem tayloristisch organisierten Betrieb ist der Arbeiter permanent im Blickfeld des Ingenieurs. Er verwirklicht sich durch die Disziplinartechniken, die das Produkt der „Kopfarbeit“ des Ingenieurs im Büro sind, und orientiert sich dabei an den Normen, die sich aus der Kombination dieser Techniken unter ökonomischen und technischen Gesichtspunkten ergeben. So ist er zugleich Objekt und Subjekt des ingenieurlichen Blicks; er ist Ingenieur seiner selbst. Er weiß, wie ein Produktionsvorgang optimal durchzuführen ist, welche Bewegungsabläufe seines Körpers dazu notwendig sind, wie mit geringster Anstrengung höchste Leistung zu erbringen ist und wie seine Leistung belohnt bzw. bestraft wird. Er weiß, wie er selbst funktioniert. Erst dieses Wissen des Arbeiters über sich selbst ermöglicht seine Verortung im Betrieb, seine Zusammenschaltung mit Maschine, Ausbeutung seiner Arbeitskraft, weil er die Schaltestelle der Zusammenhänge ist, die der Ingenieur im Blick hat, wenn er die Produktionsvorgänge optimieren will, und die deshalb zu regulieren gelten. Der strategische Blick des Ingenieurs schreibt das Wissen des Ingenieurs in den Körper des Arbeiters ein; der Arbeiter erfährt seinen Körper durch dieses Wissen. Die normative Bestimmung, was ein „normaler“ Körper ist, wie er zu funktionieren hat, manifestiert sich in (Arbeiter-)Biographien als Techniken der Selbstwahrnehmung und –reflexion, indem der Mensch sich das Wissen über sich selbst aneignet, um als Ingenieur seiner selbst sein Leben zu konstruieren. Er betrachtet sein Leben mit dem Blick des Ingenieurs, so verwandeln sich die Disziplinartechniken in Techniken der Selbstverwirklichung; die Normen, die sich als Wahrheiten im Wissen des Ingenieurs begründen, erscheinen in den (Arbeiter-)Biographien als Namen des Lebenssinnes, des Glücks, des Erfolges und/oder des Scheiterns, des Leids, der Sachzwänge.

Der Ingenieur analysiert den Körper und produziert das Wissen über ihn, gibt ihm einen Namen; während der Arbeiter dieses Wissen verwendet, seinen Körper benennt, taucht er in der „Ordnung der Namen“ auf, wird sein Körper sichtbar und damit erfassbar, angreifbar, manipulierbar: der Körper wird gelehrig.[35] „Die reizbare Maschine“ wird zum Gegenstand und zum Produkt der gesellschaftlichen Machtverhältnisse, denn „wer den Reiz kontrolliert, kontrolliert den Körper – und den Geist.“[36] Um die Reize in diesem Wissen-Macht-Feld erkennen und gegebenenfalls beeinflussen zu können, braucht man den Blick des Ingenieurs. „Der strategische Blick der Ingenieure umfasst zwei Ebenen, eine Mikroebene, die neue Einblicke in die Abläufe von Arbeit gestattete und eine Makroebene, auf der eine bis dahin unbekannte Sicht auf das ganze des Betriebs möglich machte.“[37] Diese beide Ebenen sind untrennbar miteinander verknüpft: Um die Übersicht über den gesamten Betrieb zu verschaffen und um das optimale Zusammenwirken der Kräfte zu gewährleisten, müssen die Zeit, der Raum und die Bewegungen bis ins Kleinste zerlegt, standardisiert und codiert werden. Durch vollständige Erfassung und Verdatung aller Details verwandelt sich der Betrieb in eine „Zahlenlandschaft“, wo die Daten auf einer tabellarisch-statistischen Basis analysiert und systematisiert werden, um die Normen der Effizienz zu produzieren, die dann disziplinierend wirken. Der Körper als reizbare Maschine materialisiert sich in seiner Funktionalität; er wird sichtbar, erfassbar, manipulierbar und erfahrbar, wenn und weil er funktioniert. Und indem er funktioniert, ist er immer mit anderen Körpern und Objekten verknüpft, erscheint er immer auf der Berührungsfläche zwischen diesen, die durch das Wissen definiert und von der Macht besetzt ist. „Der Körper wird auf seine Funktion reduziert und gleichzeitig wird dieser segmentierte Körper seinerseits als ein Segment in eine Gesamtheit eingefügt.“[38] Diese diskursiv hergestellte Gesamtheit bildet als Ordnung der Namen den Spiegel der Selbstreflexion für Individuen. Die Benennung der Namen in eigener Biographie ist ohne die Namen nicht möglich und es ist möglich nur mittels einer „Grammatik“, die die Beziehungen zwischen den Namen bestimmt, und mittels der Techniken, die diese Beziehungen in ihrer Positivität und Materialität ausdrücken. Die Namen locken zum Sprechen und zum Handeln, um sich in Biographien einzuschreiben. Die Einschreibungs- bzw. Benennungstechniken bleiben dabei unsichtbar, so dass die Namen in Biographien als Ausdruck der Selbstverwirklichung erscheinen.[39]

Der Arbeiter als Ingenieur seiner selbst weiß, was ein rationaler Umgang mit Zeit, Arbeits- kraft, Energie und Körper ist. Um das praktizieren zu können, muss er sich die Techniken aneignen, die vom Taylorismus zur Verfügung gestellt worden sind. Er sieht die Welt mit dem Blick des Ingenieurs.

3.3. Die Gesundheit des Arbeiters

Taylors Anspruch, mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden für alle Produktionsvorgänge eine optimale Lösung bestimmen zu können, erfordert nicht nur die Normierung der Einrichtun- gen, Werkzeuge und Vorrichtungen, sondern auch die der Leistung: maschinelle wie menschliche. Bei der Bestimmung der Leistungsnormen bezieht er sich auf die Gesundheit des Arbeiters, worunter er die Abwesenheit von körperlichem und seelischem Schaden versteht.[40] Dabei geht es weniger um das Wohlbefinden der Arbeitenden, sondern vielmehr um die „Einhaltung einer gesundheitlichen Normalität, welche über einzelne Variablen realisiert wird, die ihrerseits nach der Polarität normal - pathologisch, normale Ermüdung - Übermüdung strukturiert sein müssen.“[41] Die Gesundheit ist ein sekundärer Wert, der lediglich die Chance eröffnet, zu den primären Werten zu gelangen, die durch den Grad der gesellschaftlichen Integration und dem entsprechenden Grad der Rationalisierung bestimmt werden.[42] Medizin liefert die Techniken der Disziplinierung, begründet „die Normen des wissenschaftlich richtigen Verhaltens“, die einen gesellschaftlich gesetzten Anspruch an ein bestimmtes Handeln und Verhalten rationalisieren. Der Taylorismus bediente sich aus dem Inventar dieser Techniken[43], um den Normierungsprozess in der Industrie zu objektivieren. „Unter Rückgriff auf die medizinische Polarität von normal und pathologisch erweiterte die Betriebswissenschaft zugleich die Objekte objektiver Normierbarkeit um die menschliche Arbeitsleistung und deren Bedingungen.“[44]

Die Beantwortung der Frage, was ein gesundes Leben ist, wie man seine Gesundheit kontrollieren kann, unterliegt für einen arbeitenden Menschen zusätzlich zu den schon aus dem Hygienediskurs im 19. Jahrhundert bekannten nun den neuen Bedingungen. So wird die Sorge der Arbeiter um ihre Gesundheit auch durch die Disziplinierungstechniken des Taylorismus praktiziert. Der Arbeiter wird über seine Gesundheit hergestellt, kontrolliert und diszipliniert. In- dem er ein „gesundes Leben“ führt, bestätigt er die Normen gesunden Lebens, die neben anderen auch im Taylorismus-Diskurs entstanden sind.

3.4. Leistungswille

Obwohl der tayloristische Anspruch auf umfassende Normierung des Betriebs die Standardisierung aller Elemente erforderte, um eine optimale Lösung zu finden, bezogen sich tatsächlich diese Normen nur auf einen bestimmten Produktionsvorgang und galten nur so lange, bis sie von noch effizienteren abgelöst wurden. Denn „alle modernen Maschinen befinden sich […] in ständiger, stürmischer Evolution, und es werden ständig neue Werkstoffe entwickelt, für die die Normen der alten nicht mehr gelten. Nicht weniger dynamisch ist die menschliche Arbeitskraft, und es war Taylor selbst, der zwecks Leistungssteigerung auf die ‚Ausbeutung’ jenes Faktors verwiesen wurde, der in der Betriebspsychologie bald Motivation (= „Leistungswille“) heißen würde.“[45] Da die Leistung ein Name ist, der von seiner „Ehrenloge“ in der Ordnung der Namen aus als eine allgemeinverbindliche Norm erscheint, zwingt sie einerseits zur Homogenität, damit die Arbeitskräfte zwecks Optimierung der Produktionsvorgänge miteinander kombinierbar werden, und andererseits wirkt sie individualisierend, da sie Abstände misst, Niveaus bestimmt, Besonderheiten fixiert und die Unterschiede nutzbringend aufeinander abstimmt.[46] Der Mensch ist, wenn er etwas leistet oder auch nicht leistet. Und indem er etwas leistet bzw. nicht leistet, tut er dies immer mit Techniken, die die Beziehungen zwischen den Namen in ihrer Positivität und Materialität bestimmen. Er benennt die Erscheinungen, die in einem Disziplinarnetz von Wissen und Macht auftauchen, weil sie erfassbar und kontrollierbar sind, als eigene Leistungen; er wird als Subjekt erst durch seine eigene Leistungen hervorgebracht; ihm wird ein Rang in diesem von Wissen und Macht besetztem Feld verliehen, wodurch seine „Qualitäten“, „Fähigkeiten“ und „Kompetenzen“ für ihn wie auch für anderen sichtbar werden. „Der Rang selber gilt als Belohnung oder Bestrafung“[47], denn durch ihn bestimmt der Mensch, der ja erst durch seine Erscheinung in einem Wissens-Macht-Feld entstanden ist, was er ist. Leistung ist materialisiertes Geständnis. Der Leistungswille ist der Wille, die Ereignisse in der Biographie als Erfolg zu qualifizieren, zu benennen, zu gestehen, um die Position in hierarchisierender Rangordnung sichtbar zu machen und die Verknüpfungen zu den Namen des Erfolges herzustellen. Das bedeutet nicht, dass es einen „natürlichen“ Willen gibt, der sich in der Leistung äußert; der Wille zur Leistung selbst ist ein Name, der mittels der Techniken der Benennung die Subjekte mobilisiert, andere Namen zu benennen.

Taylorismus lieferte Techniken zur Befriedigung des Leistungswillens. Dabei ging es nicht nur um die Produktivitätssteigerung, sondern auch darum, die produktivitätssteigernde Konkurrenz beherrschbar zu machen. Durch die Zeitstudien wurden die Leistungsnormen in Form von Zeitvorgaben ermittelt, die darauf zielten, „den besten Mann unter besten Bedingungen dazu zu bringen, sein Bestes zu geben.“[48] Die Abweichungen von normalen Werten wurden als Leistungsverweigerung disqualifiziert. „Das produzierende Subjekt war für tayloristische Programme und die Technologien, die sie durchzuführen suchten, im wesentlichen eine passive Einheit, die von außen durch eine komplizierte Technologie des Arbeitsplatzes zu ver- walten war.“[49] Schon nach dem Ersten Weltkrieg erwiesen sich die ursprünglichen Techniken des Taylorismus zur Subjektkonstruktion als mangelhaft und unzureichend. Das von der geistigen Hygienebewegung entwickelte theoretische Instrumentarium erlaubte einen differenzierteren Blick in die Psyche des Arbeiters: Erstens wurde der Arbeiter nun als jemand gesehen, der ein persönliches Leben führt, das Auswirkungen auf seine Art der Ausführung der Arbeit haben könnte, deshalb wurde eine Reihe von Versuchen unternommen, um eine Übereinstimmung zwischen den Bedürfnissen der Produktion und den Motiven, Befürchtungen und Wünschen des Arbeiters herzustellen. Zweitens rückte das informelle Leben des Unternehmens ins Blickfeld, das durch Experten zu erkunden und durch Sachverstand zu verwalten war. Drittens tauchte das private und familiäre Leben des Arbeiters als ein möglicher Betriebsfaktor auf.[50] All dies eröffnete einen neuen Bereich des Wissens und möglicher Interventionen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dann die Gruppenarbeit entdeckt. „Im neuen Vokabular von Gruppenbeziehungen konnte das intersubjektive Leben des Unternehmens als ein lebenswichtiger Mechanismus konstruiert werden, auf den das Regieren einwirken sollte – nicht nur durch psychologische Einbindung des Individuums in den Produktionsprozeß, sondern auch, indem sie den Arbeiter durch Arbeit in die Gesellschaftsordnung als einen demokratischen Bürger mit Rechten und Pflichten einbindet.“[51] Die intersubjektive Welt des Betriebs wurde in Tabellen und Graphiken dargestellt, auf deren Basis das Management die Probleme des Betriebs kalkulieren und diagnostizieren, die Folgen der Interventionen bewerten konnte. Durch dieses Wissen wurde die zwischenmenschliche Beziehung am Arbeitsplatz erfassbar und kontrollierbar.

Die Faktoren, die einmal zu bekämpfen und zu minimieren galten, sind heute mit verfeinerten Techniken erfassbar und somit kontrollierbar. Der heutige Manager versucht, „statt die Kontingenzen des Arbeitsprozesses wie des Marktes zu minimieren, […] sie gezielt zu entfalten und nutzbar zu machen. Ungewissheit erscheint nicht mehr ausschließlich als Bedrohung, die mittels rationaler Planung, munitiöser Reglementierung und umfassender Kontrolle des Verhaltens auszuschalten ist, sondern als Freiheitsspielraum und damit als Ressource, die es zu erschließen gilt.“[52] Heutige Managementkonzepte bieten einen Raum, der vom Wissen definiert und von der Macht besetzt ist, für Selbstentfaltung, -verwirklichung und –reflexion der Individuen; sie stellen den Mitarbeitern individuell angepasste Techniken zur Benennung des Erfolges und des Glücks zur Verfügung. „Die Disziplinen werden immer mehr zu Techniken, welche nutzbringende Individuen fabrizieren.“[53]

4. Ein erfolgreiches Scheitern

Heute scheinen die tayloristischen Optimierungstechniken der Produktionsvorgänge geradezu lächerlich. Und genau das bezeichnet den Erfolg und das Scheitern von Taylorismus zugleich. Weil heutige Methoden und Techniken der Erfassung, der Systematisierung und der Kontrolle von Individuen subtiler, „wissenschaftlicher“ sind als die des Taylorismus, zeigt, dass der Taylorismus als eine Artikulationsform der Rationalisierungskultur, obwohl als Projekt, wie es vom Taylor selber verfasst wurde, gescheitert ist, doch innerhalb wie außerhalb des Betriebs in Verbindung mit anderen Diskursen modifiziert, verfeinert wurde. Die Disziplinartechniken haben sich über die Institutionen hinaus, in denen sie entstanden sind, ausgeweitet[54], haben sich von den Namen des Taylorismus befreit, haben sich zwischen anderen Namen eingeschlichen. So bestimmen sie nicht nur die Art der Selbstreflexion der industriellen Arbeiter, sondern darüber hinaus das Leben der Menschen aus aller Schichten und Klassen. Im Folgenden wird die Verwandtschaft der tayloristischen Techniken mit den Techniken der Zeitökonomie und des Selbstmanagements untersucht.

4.1. Zeitökonomie

Im Gegensatz zur traditionellen Zeitreglementierung, der ein negatives Prinzip der Nicht-Verschwendung der Zeit, die von Gott gezählt und von den Menschen bezahlt wird, organisierte die Disziplin im 18. Jahrhundert eine positive Ökonomie der Zeit, die auf das Prinzip einer theoretisch endlos wachsenden Zeitnutzung setzte, und dadurch begründet war, dass durch Zersplitterung der Zeit immer mehr Augenblicke zur Verfügung stünden und aus jedem Augenblick immer mehr nutzbare Kräfte herauszuholen seien.[55] Zwecks permanenter Beschäftigung der Arbeiter waren Arbeitsbeginn, Pausen und Arbeitsende deutlich durch Glockenzeichen und später durch Sirenentöne markiert. Die zunächst diffus formulierten Regeln wurden weiter ausdifferenziert, um die Produktivität durch Zeitzersplitterung zu steigern. Der Höhepunkt diesen Prozesses der Vervielfältigung der produktiven Zeit durch deren Zerlegung sind wohl die tayloristischen Zeitstudien, die dazu dienten, alle Handgriffe mit Stoppuhren zu messen, die Arbeitskosten zu ermitteln, Normen für das Verhältnis zwischen Zeit und Lohn aufzustellen. Und „mit der Einführung eines Lohnsystems, das nicht mehr nur für Anwesenheit bezahlte, sondern die Bezahlung an für meßbar erklärte Zeit-Leistungen band, wurden die Pausen durchgearbeitet, weil Durcharbeit vergütet wurde.“[56] Kontrolle wurde durch Selbstkontrolle ersetzt. Nun hatte die Zeit ihren Pries; sie wird zu einer knappen Ressource. Man könnte die Zeit in das Geld umrechnen und umgekehrt.

Eine einheitliche Zeit, die alles, was in Zeit ausgedrückt werden kann, vergleichbar macht, ist eine Erfindung der Moderne. Z.B. „im Mittelalter existierten in Europa noch die unterschiedlichsten Kalender und Zeitrechnungen gleichzeitig nebeneinander.“[57] Erst im 18. Jahrhundert wurde in Frankreich „die freie, gleiche und brüderliche Zeit der ganzen Menschheit“[58] eingeführt. Das ist auch wohl der Anfang des Prozesses „der weltumspannenden Synchronisierung alles Bewegten“, „der Domestizierung von natürlich-wilden Zyklen und der Erzeugung künstlich-effizienter Rhythmen“[59] durch die Uhr. Die Zeit gilt als ein universeller Referenzpunkt der Welt; in Form von Rhythmen „synchronisiert [sie] die Körper und die Hirne bis zur letzten privaten Zuckung. Menschen schlafen, wachen, essen, lieben im Takt, Gemüse und Zinsen wachsen planmäßig, Bomben explodieren zeitgenau. Alles Bewegliche ist im Rhythmus festgehalten – berechenbar und erwartungsgemäß.“[60]

Für biographische Selbstreflexion bietet die Zeit eine universelle Skala, auf die sich die Subjekte richten, indem sie die Techniken der Zeiterfassung, -planung und -kontrolle benutzen, die jedoch immer an gesellschaftliche Praktiken gebunden sind. Die Zeit gibt es nicht; sie ist nur an Praktiken erfahrbar. Man erfährt die Zeit, wenn man seine Ware schneller zum Markt bringt als die Konkurrenz, wenn man unzeitgemäß zum Orgasmus kommt, wenn man einen Termin verpasst, wenn man die Regelstudienzeit überschreitet. Die Zeit ist als ein universell gültiger Name geradezu mit allen Techniken benennbar, und deswegen können im Namen der Zeit die intimsten „Geschichten“ der Biographien in Ordnung der Namen durch Techniken der Subjektkonstruktion eingebettet werden. Ökonomie der Zeit ist Ökonomie der gesellschaftlichen Praktiken bezogen auf „Zeit“, und damit Ökonomie des Lebens und des Selbst. Sie ist deswegen so mächtig und wirksam, weil sie immer wieder in Biographien benannt wird.

4.2. Selbstmanagement

Die Entdeckung der Techniken, mittels deren „die individuellen Selbstentwürfe und Selbstverwirklichungsansprüche aktiviert und gezielt zur Prozessoptimierung nutzbar gemacht werden“[61] können, macht nicht nur möglich, die Produktivität zu steigern, indem alles Soziale ins Ökonomische übersetzt und verwandelt und damit ökonomisch nutzbar gemacht wird, sondern lässt eine Managementkultur entwickeln, die dadurch gekennzeichnet ist, dass alles „gemanagt“ wird.[62] Da in Managementkonzepten, die diese Techniken anbieten, „die Arbeit nicht länger notwendig eine Einschränkung der Freiheit des Individuums, seine oder ihre Möglichkeiten durch Streben nach Autonomie, Kreativität und Verantwortung zu erfüllen [ist]“ sondern als „ein wesentliches Element auf dem Weg zur Selbstverwirklichung“[63], kapitalisieren sie die Motivation und die Bestrebungen der Mitarbeiter.[64] Die Unternehmen sehen ihre Mitarbeiter nicht mehr als jemanden, der passiv nur die Befriedigung seiner Bedürfnisse sucht, sondern als ein Individuum, das aktiv sein Leben zu gestalten und zu verwalten sucht, um seine Erträge hinsichtlich Erfolg und Leistung zu maximieren; er wird als ein Unternehmer seiner selbst betrachtet. Die autonome Subjektivität des Individuums rückt ins Blickfeld als eine zentrale ökonomische Ressource.[65] Und damit werden die Subjekte über ihre Selbstverwirklichungsanstrengungen und über ihre Freiheit regierbar, weil ihnen die Techniken zur Verfügung gestellt werden, die sowohl ihre persönlichen Ziele durch Zuordnung von diesen zu den Namen des Erfolges und der Leistung erfassbar, formulierbar und regulierbar machen, als auch sie während der Durchführung der Praktiken sich in ihrem Entstehen unterwerfen und entwerfen. „Organisationen mobilisieren die Entwicklungspotenziale ihrer Mitarbeiter, […] indem sie ihnen ein realistisches Bild ihrer selbst vermitteln und so ermutigen, dieses zum Ausgangspunkt einer methodischen Arbeit an sich selbst zu machen.“[66] Die Mitarbeiter werden zu den Partner-Unternehmen, eigener Körper und Seele zu den Mitarbeitern des Selbstunternehmens; „persönliches Wachstum und Firmenerfolg bedienen einander; Arbeit an sich selbst und training for the job fallen zusammen.“[67] So unterliegt das Leben permanenter Optimierungslogik: seine Ressourcen erkennen, nutzen und ausbauen, sich strategische Ziele setzen und diese operationalisieren, das Erreichte überprüfen, aus Fehlern lernen, sich als Manager seiner selbst begreifen.

Die Techniken von Selbstmanagement sind mehr als die der effizienten Zeitplanung, Arbeitsorganisation und Stressbewältigung. Durch sie wird ein Leitbild neoliberaler Subjektivität entworfen – eben das des Unternehmers seiner selbst. Der Mensch imaginiert sich selbst als ein Unternehmen, dessen Manager er selbst ist. Er ist Produkt seiner selbst, hergestellt mit Techniken, die ihn in die Ordnung der Namen einordnen. Er benennt nicht mehr die Namen, die gleichzeitig sinnstiftend und disziplinierend wirken, sondern sich selbst, denn „als bloßes Rollenspiel würde [das Selbstmanagement] seine Wirkung verfehlen; der Einzelne muss sein, was er darstellen will. Es macht deshalb wenig Sinn, hier in kritischer Absicht Charaktermasken entlarven zu wollen und das Selbstmanagement als Selbstentfremdung zu perhorreszieren. Es gibt nichts, was hinter den vermeintlichen Masken verborgen wäre, und fremd wäre sich nur ein ‚unglückliches Bewusstsein’, das äußeren Schein und inneres Sein, objektives Sollen und subjektives Wollen überhaupt zu unterscheiden vermag.“[68] Er begreift sich selbst schon im Entstehen zugleich als Unternehmen, Manager und Produkt. Die permanente Optimierung des Selbst ist auch permanente Benennung des Selbst; der Mensch ist „frei“, gestaltet sich und entsteht in einem Freiheits- Raum, das ein Netz zwischen den Namen ist. Die Ordnung der Namen wird zum persönlichen Freiheitsraum. Und als Unternehmer seiner selbst kann der Mensch „sich nicht entlassen; die Geschäftsführung des eigenen Lebens erlischt erst mit diesem selbst.“[69]

5. Schluss

Der Taylorismus scheint im Kontext der heutigen Managementkultur sicherlich als wider- sinnig, unwissenschaftlich und unökonomisch. Doch wenn der lange Weg des permanenten Entstehens der Techniken der Subjektkonstruktion von militärischer Disziplinarmechanismen im 18. Jahrhundert über Sorge um seinen Körper im 19. Jahrhundert bis Techniken des Selbstmanagements heute verfolgt wird, fällt auf, dass Taylorismus in diesem diskontinuierlichen, aber regelgeleiteten Prozess eine Artikulationsform der Ordnung der Namen in ihrer Positivität und Materialität war. Tayloristische Techniken haben entscheidend die Ordnung der Namen geprägt, indem sie die Beziehungen zwischen den Namen modifizierte oder auch die alten gänzlich verdrängte und sie ersetzte. So wären ohne Taylorismus heutige Techniken des Selbstmanagements nicht denkbar. Wie die Menschen heute ihr Leben wahrnehmen, mag vielleicht als genau das Gegenteil dessen erscheinen, was Taylor im Sinn über Menschen hatte[70], als er seine Ideen zur wissenschaftlichen Betriebsführung entwickelte, doch die heutigen Techniken der biographischen Selbstreflexion sind im Bezug auf dieses Gegen-Teil entstanden; weil die tayloristischen Techniken der Subjektkonstruktion nicht genug wissenschaftlich und fördernd-disziplinierend waren, wurden sie verfeinert, individualisiert und flexibilisiert.

6. Literaturverzeichnis

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Wupper-Tewes, Hans Rationalisierung als Normalisierung. Betriebswissenschaft und betriebliche Leistungspolitik in der Weimarer Republik, Münster 1995

[...]


[1] Hannelore Bublitz, Zur ‚Einbürgerung’ des Arbeiterdiskurses in den tayloristischen (Normalisierung-)Diskurs: Transformationen einer Wissens- und Subjektform, in: Werner Sohn u. Herbert Mertens (Hg.), Normalität und Abweichung. Studien zur Theorie und Geschichte der Normailisierungsgesellschaft, Opladen 1999 , S.125.

[2] Ebd., S.123.

[3] Der Mensch selber ist auch ein diskursiver Konstrukt. Er taucht hier als Arbeiter auf, der nicht vom Menschen bzw. von „menschlicher Natur“ abgeleitet ist; er entsteht in einem Feld der symbolischen Ordnung, die die Menschen bilder, die Menschen namen einer Epoche prägen, durch seine Einschreibung in diese Ordnung als ein Element der „menschlichen Natur“.

[4] Vgl. Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers. Über „Scientific Management“ und „biologische Rationalisierung“, in: Michael Jeismann (Hg.), Obsessionen. Beherrschende Gedanken im wissenschaftlichem Zeitalter, Frankfurt am Main 1995, S.81 ff.

[5] Die beiden klassischen Texte zur Beschreibung dieses Vorgangs sind: Max Weber, Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I, Tübingen 1988; Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am Main 1979.

[6] Hannelore Bublitz, Zur ‚Einbürgerung’ des Arbeiterdiskurses, a.a.O., S.125

[7] Vgl. Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung. Betriebswissenschaft und betriebliche Leistungspolitik in der Weimarer Republik, Münster 1995, S. 99.: „Die Wissenschaften ordneten sich nach Comte in einer ‚natürlichen Hierarchie’: Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Soziologie. Jede dieser Wissenschaften setzte die elementaren Tatsachen der vorhergehenden voraus.“

[8] Auguste Comte, Systéme de politique positive, Bd.1, zitiert nach Georges Canguilhem, Das Normale und das Pathologische, Frankfurt am Main/Berlin 1977, S.26.

[9] Frederick W. Taylor, Die Grundzüge wissenschaftlicher Betriebsführung, München/Berlin 1912, S.1.

[10] Vgl. Hannelore Bublitz, Zur ‚Einbürgerung’ des Arbeiterdiskurses, a.a.O., S.128 ff.

[11] Vgl. Conrad Matschoß, Diskussionsbeitrag in der Aussprache auf der 54.Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) 1913 in Leipzig, in: Technik und Wirtschaft 6, 1913, S. 553.: „ Wenn Sie sich ins Gedächtnis zurückrufen, wie in der Schießvorschrift zunächst gehirnmäßig der ganze Vorgang des Schießens in die kleinsten Einzelheiten zerlegt wird, wie darin jede Handbewegung, ja, jede Fingerbewegung, das Krümmen des Zeigefingers, sodann das Schließen des Auges usw. in ganz eindeutiger Weise vorher festgelegt wird, so werden Sie mir zugeben, daß das nichts weiter ist als Scientific Management.“ Vgl. dazu auch Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S.93 ff.

[12] Vgl. Georg Schlesinger, Betriebsführung und Betriebswissenschaft. Referat vorgetragen auf der 54.Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) 1913 in Leipzig, in: Technik und Wirtschaft 6, 1913, S. 546.: „Wir Deutschen [...] müssen uns nun bemühen, den Schritt von den militärischen zur wissenschaftlichen Betriebsführung möglichst bald zu machen; er ist nicht gar so groß.“

[13] z.B. Drehbänke, Fräsen, und Bohrmaschinen, d.h. der damals dominierende Typus von Werkzeugmaschinen, ohne die industrielle Metallverarbeitung, insbesondere der Maschinenbau selbst, nicht denkbar war.

[14] Hans Wupper-Tewes, Normung und Normalisierung in wissenschaftlicher Betriebsführung und betrieblicher Leistungspolitik, in: Werner Sohn u. Herbert Mertens (Hg.), Normalität und Abweichung. Studien zur Theorie und Geschichte der Normailisierungsgesellschaft, Opladen 1999, S.109.

[15] Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers, a.a.O., S.86.

[16] Frederick W. Taylor, Die Grundzüge, a.a.O., S.25.

[17] Ebd., S. 126.

[18] Ebd., S. 154.

[19] Ebd., S. 20.

[20] Ebd., S. 18.

[21] Vgl. Martina Molnar, Takt und Technik. Zur kulturellen Zeitdressur, in: Josef Hochgerner und Savvas Katsikides (Hg.), Die Formierung von Interessen, Wien 1992, S.48 f.

[22] Peter Miller und Nikolas Rose, Das ökonomische Leben regieren, in: Jacques Donzelot u.a., Zur Genealogie der Regulation. Anschlüsse an Michel Foucault, Mainz 1994, S.87.

[23] Vgl. zur Ausbreitung wissenschaftlicher Betriebsführung außerhalb der spanenden Fertigung: Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S. 209 ff.

[24] Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers, a.a.O., S. 110.

[25] Philipp Sarasin und Jakob Tanner, Einleitung, in: dies. (Hg.), Physiologie und industrielle Gesellschaft. Studien zur Verwissenschaftlichung des Körpers im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1998, S. 12.

[26] Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers, a.a.O., S. 85.

[27] Philipp Sarasin und Jakob Tanner, Einleitung, a.a.O., S.30 ff.

[28] Anson Rabinbach, Ermüdung, Energie und der menschliche Motor, in: Philipp Sarasin u. Jakob Tanner (Hg.), Physiologie und industrielle Gesellschaft. Studien zur Verwissenschaftlichung des Körpers im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1998, S. 292.

[29] Die Wirkungsmächtigkeit dieser Entdeckungen kann man auch darin sehen, dass die Thermodynamik zum Kriterium für Wissenschaftlichkeit in der Physiologie erhoben wurde. Vgl. dazu Maria Osietzki, Körpermaschinen und Dampfmaschinen. Vom Wandel der Physiologe und des Körpers unter dem Einfluß von Industrialisierung und Thermodynamik, in: Philipp Sarasin u. Jakob Tanner (Hg.), Physiologie und industrielle Gesellschaft. Studien zur Verwissenschaftlichung des Körpers im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1998, S. 315 f.

[30] Anson Rabinbach, Ermüdung, Energie und der menschliche Motor, a.a.O., S. 286 f.

[31] Vgl. Ebd. S. 290.

[32] Michel Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O., S. 183.

[33] Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers, a.a.O., S. 88.

[34] Vgl. Philipp Sarasin, Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 1765-1914, Frankfurt am Main 2001, S. 18 ff.

[35] Michel Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O., S.173 ff.

[36] Philipp Sarasin, Reizbare Maschinen, a.a.O., S. 20.

[37] Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S. 283.

[38] Michel Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O., S. 212.

[39] Vgl. dazu auch Oskar Negt und Alexander Kluge, Geschichte und Eigensinn, Frankfurt am Main 1981, S. 104 f.: „Im Resultat geht nie der Prozeß auf. […] Der eine Grund besteht darin, daß der Arbeitsprozeß in seiner ganzen Vielfältigkeit ohnehin nicht im Produkt objektiviert ist, sondern nur selektive Teile; der andere besteht darin, daß erhebliche Anteile der Tätigkeit selber gleichsam unter der Schwelle des Bewußtseins abgelaufen sind und auch jetzt, durch die Teilobjektivierung im Resultat, nicht sichtbarer, bewußter werden.“ Dazu kritisch sei angemerkt, dass auch der Prozeß das Zusammenwirken von verschiedenen, ja auch widersprüchlichen diskursiven Techniken ist, die im Resultat die Ordnung der Namen bestimmen.

[40] Vgl. Frederick W. Taylor, Die Grundzüge, a.a.O., S. 58.

[41] Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S. 86.

[42] Vgl. Alfons Labisch, „Hygiene als Moral – Moral ist Hygiene“ – Soziale Disziplinierung durch Ärzte und Medizin, in: Christoph Sachsse und Florian Tennstedt (Hg.): Soziale Sicherheit und soziale Disziplinierung, Frankfurt am Main 1986, S. 280.

[43] Vgl. zur Analogieverhältnis zwischen zwei Formen von Energieverluste und den entsprechenden Ängsten: Energieverluste durch normabweichende Sexualität und Energieverluste durch nicht rationalisierte Arbeit: Philipp Sarasin, Rationalisierung des Körpers, a.a.O., S. 107 ff.

[44] Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S.87.

[45] Jürgen Link, Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird, Opladen 1996, S.296.

[46] Vgl. Michel Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O., S. 237.

[47] Ebd., S. 234.

[48] Hans Wupper-Tewes, Rationalisierung als Normalisierung, a.a.O., S. 200.

[49] Peter Miller und Nikolas Rose, Das ökonomische Leben regieren, a.a.O., S. 88.

[50] Ebd., S. 89 f.

[51] Ebd., S. 92.

[52] Ulrich Bröckling, Totale Mobilmachung. Menschenführung in Qualitäts- und Selbstmanagement, in: Thomas Lemke, Susanne Krasmann, Ulrich Bröckling (Hg.), Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen, Frankfurt am Main 2000, S. 133.

[53] Michel Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O., S. 271.

[54] Vgl. zur Ausweitung der Disziplinarmechanismen: Ebd., S. 271 ff.

[55] Vgl. ebd. S. 197 f. und da weiter: „Dies war die Technik, die in den berühmten Reglements der preußischen Infanterie entfaltet wurde, welche ganz Europa nach den Siegen Friedrichs II. nachgeahmt hat.“

[56] Martina Molnar, Takt und Technik, a.a.O., S. 48 f.

[57] Ebd., S. 53.

[58] Vgl. Arno Borst, Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas, Berlin 1990, S. 96 f.

[59] Vgl. Martina Molnar, Takt und Technik, a.a.O., S.54 f.

[60] Ebd., S. 55.

[61] Ulrich Bröckling, Totale Mobilmachung, a.a.O., S. 140.

[62] Vgl. dazu ebd., S. 131 f.: „Geht man nach dem Sprachgebrauch, werden inzwischen nicht nur Wirtschaftsunternehmen „gemanagt“, sondern auch Karriere, Familienalltag und Beziehungsprobleme, Behörden ebenso wie Bürgerinitiativen. Kein Krankenhaus ohne Pflege-, keine Theatergruppe ohne Kultur-, keine Hochschule ohne Bildungs- und keine Volkshochschule ohne Weiterbildungsmanagement; selbst die militärische Fortsetzung der Außenpolitik firmiert nicht als Krieg, sondern als Krisen- und Konfliktmanagement.“

[63] Peter Miller und Nikolas Rose, Das ökonomische Leben regieren, a.a.O., S. 102 f.

[64] Ebd., S. 100 f.

[65] Ebd., S. 101.

[66] Ulrich Bröckling, Totale Mobilmachung, a.a.O., S. 153 f.

[67] Ebd., S. 161.

[68] Ebd., S. 160.

[69] Ebd., S. 155.

[70] Vgl. Frederick W. Taylor, Über Dreharbeiten und Werkzeugstähle, Berlin 1908, S. 20.: „Im allgemeinen sind sie [die Arbeiter] außerordentlich konservativ und der Fortschritt zu besseren Methoden ist ein sehr langsamer, wenn sie sich selbst überlassen bleiben.“

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Tayloristische Techniken der biographischen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion
Hochschule
Universität Passau
Veranstaltung
PS: Lebenslauf und Biographie
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V107673
ISBN (eBook)
9783640059195
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es geht vor allem darum, einen allgegenwärtigen Begriff wie "die Arbeit" zu historisieren, indem versucht wird zu zeigen, wie Taylorismus bzw. wissenschaftliche Betriebsführung die Gegenstände seiner/ihrer Analysen, also die Arbeiter, das Leben der Arbeiter, der Körper und die Seele der Arbeiter erst in einem Wissen-Macht-Feld konstruiert, um dann über sie sprechen zu können.
Schlagworte
Tayloristische, Techniken, Selbstreflexion, Selbstkonstruktion, Lebenslauf, Biographie
Arbeit zitieren
Jamshid Duvlaev (Autor:in), 2002, Tayloristische Techniken der biographischen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107673

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