Stellen Sie sich eine Welt vor, in der die starren Konventionen des Historismus zerbrechen und eine neue Ära der Kreativität anbricht: Willkommen im Jugendstil, einer Bewegung, die um die Jahrhundertwende Europa erfasste und die Kunst für immer veränderte. Diese Epoche, auch bekannt als Art Nouveau, Modern Style oder Stile Floreale, war mehr als nur ein dekorativer Stil; sie war ein Ausdruck des Zeitgeists, eine Rebellion gegen die Industrialisierung und eine Sehnsucht nach Natürlichkeit und Individualität. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der geschwungenen Linien, floralen Ornamente und der sinnlichen Darstellungen, die den Jugendstil so unverwechselbar machen. Entdecken Sie, wie Künstler wie Gustav Klimt, mit seinem ikonischen „Kuss“, und Edvard Munch, dessen „Schrei“ die existentielle Angst der Moderne einfing, die Grenzen der traditionellen Kunst sprengten und neue Ausdrucksformen fanden. Erfahren Sie mehr über die wegweisenden Ideen von William Morris und die Arts and Crafts Bewegung, die den Grundstein für diese künstlerische Revolution legten. Von der Architektur Antonio Gaudís in Barcelona bis zu den eleganten Glasarbeiten Émile Gallés in Frankreich – diese Bewegung manifestierte sich in vielfältigen Formen und Materialien. Diese Ära des Aufbruchs, der Innovation und des künstlerischen Experimentierens wird hier lebendig. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch die Geschichte, die Stile und die bedeutendsten Vertreter des Jugendstils, und lassen Sie sich von der zeitlosen Schönheit und der revolutionären Kraft dieser Epoche inspirieren. Tauchen Sie ein in die Welt der Jugendstil-Architektur, Malerei, Grafik und des Kunsthandwerks und entdecken Sie die Schönheit und Innovation dieser Epoche neu. Lassen Sie sich von den floralen Mustern, den eleganten Linien und der sinnlichen Ästhetik verzaubern und erfahren Sie, wie der Jugendstil bis heute unsere Vorstellung von Kunst und Design prägt. Erforschen Sie die tieferen Bedeutungsebenen hinter den dekorativen Elementen und erfahren Sie, wie der Jugendstil die Suche nach einer neuen Identität und die Sehnsucht nach einer harmonischen Verbindung von Mensch und Natur widerspiegelt.
Jugendstil (ca. 1890- 1910)
1. Der Jugendstil
- Gesellschaftl. Hintergrund ist rasante Industrialisierung → traditionelles Handwerk verlor starke Stellung → musste billigerer u. massenhafter Fertigung moderner Industriestätten weichen
- geistige Erneuerungsbewegung (an Symbolismus anschließend)
- Aufbruch zur Moderne u. Überwindung des Historismus
- Word „Jugend“ → treibende Kraft des Gesamten
- Dramen: Frank Wedekind „Frühlingserwachen (1891) Max Halbe „Jugend“ (1893)
- Pädagogik betont Recht des Kindes u. des Heranwachsenden
- Zusammenfinden von Jugendbünden (z.B. Wandervogel)
→ Suche neuer Formen d. naturnahen Lebens u. jugendgemäßer Gemeinschaft
→ Suche nach neuer Identität in einer sich rasch verändernden Welt
- Durchsetzung d. Echten, Unverfälschten, Unverdorbene gegen Verstaubtheit u. Verschüttungen des Alltags (→gegen Enge u. festgefahrener Moral d. Erwachsenenwelt)
- Jugendbewegung erfasst alle Lebensbereiche u. Länder Europas
- Vielfältige Strömungen mit länderspezifischen Namen (z.B. Modern Style, Stile floreale, Nieuwe Kunst, Arte Joventa u.a.)
- International: >Art Niveau< (neue Kunst)
- Wort „Jugendstil“ auf Kunstzeitschrift >Jugend< zurückzuführen (1896 München)
- Bewegungsanfänge in England
→ verschiedene nationale Spielarten in Belgien, Frankreich, Österreich, Spanien u. Deutschland → kein einheitlicher Stil
→ gleiche Zielsetzung: Abkehr v. historischen Formen, Suche nach Neuem, zeitgemäßen
- Begriff >Art Nouveau< v. Geschäft eines Hamburger Kunsthändlers (Samuel Bing (1896) in Paris) → führte ausschließlich moderne Kunstgegenstände
- Vorreiter: angewandte Kunst, Kunstahndwerk
- Neue Formen: Gläser, Keramik, Möbel
→ Tapeten u. Stoffmuster änderten sich
- Verlangt: handwerliche Gediegenheiten, Materialgerechtheit, Zweckmäßigkeit
→ meist dem Pflanzlichen u. bestimmter Tierwelt (Schwan, Pfau, Kranich) entlehnten dekorative Linien
- Ziel: verlorene Einheit von Baukunst, Malerei u. Plastik im Gesamtkunstwerk Wieder zu gewinnen u. der Welt einheitliche Form zu geben
- Voraussetzung f. Erneuerung d. Kunsthandwerks schuf d. engl. Maler, Kunst – Gewerbler u. Dichter William Morris (1834 – 1896) → Bewegung „Arts and Crafts“ (Vorläufer)
- umfasst fast alle Kunstgattungen : von Architektur über Malerei, Plastik u. Glaskunst bis zur Literatur u. Buchkunst
2.Gestaltungsstil
- Versuch, Natur, die in wuchernden städtischen Ballungszentren zu verloren gehen droht, in Kunst und Alltag zurück zu bringen
- Zahllose Pflanzenmotive dominieren die ornamental Gestaltung
- Darstellung vieler Tiere
- ‚Natur als Vorbild’
- Geschwungene, fließende Linien im Vordergrund
→z.B. Antonio Gaudi(Bauten erwecken Eindruck eines lebenden Organismus)
- Verwendung symbolischer Gestalten : von symbolträchtigen Tieren( Adler, Eule) bis zur Darstellung historischer Gestalten(stehen für Tugenden o. Zielen)
- Moment von Verklärung u Mystik nicht wegzudenken z.B. dargestellte Frauen von fast engelhaftem, überirdischem Wesen auf sinnliches Dasein reduziert
→ Hauptmotiv: junge, verführerische Frau ( Traum d. fast durchweg männl.
Künstler bestimmt Darstellung)
3. bekanntesten Künstler
- bekannteste Künstler: Gustav Klimt, Antonio Gaudi, Henry van de Velde, Richard Riemerschmid, Georg Minne, Jan Toorop, Ferdinand Hodler, Aubrey Beradsley, Max Klinger, Edvard Munch und Otto Eckmann
1. Gustav Klimt
- 14.7.1862 (Wien) – 6.2.1918
- Vater: Graveur u. Goldschmidt
- Hauptvertreter d. Wiener Jugendstilmalerei
- Studium an staatlicher Kunstgewerbeschule (Wien)
- Gründet 1897 „Wiener Sezession“ m.Architekten Olbrich u. Joseph Hoffmann (nannte sich „Vereinigung bildender Künstler Österreichs)
→ist dessen Präsident (bis 1905)
- besaßen außerdem Kunstzeitschrift „Ver Sacrum“
- Klimt regelmäßiger Mitarbeiter, Illustrationen v. Schweizer Maler F. Hodler, literarische Beiträge von Dichtern Hugo v. Hofmannsthal u. Rainer Maria Rilke
- Hatte einflussreiche Stellung im Kunst- und Kulturschaffen d. Monarchie inne
- Beliebter Porträtist d. Wiener Gesellschaft
- Bedeutend für Landschaftsdarstellungen u. Graphiker
- Charakterisierung dessen Bilder:
- nebeneinander von bunter, mosaikhaftkleinteiliger Flächenornamentik
- fast klassizistisch modellierten Körperlichkeit
- viele d. Bilder umkreisen erotische Themen in symbolistischer Verkleidung
- malte Frauentyp, der später Vamp genannt wurde
- intensive Farbgebung, häufige Verwendung v. Goldgrund, ornamentale Flächengestaltung, starke Symbolhaftigkeit
- eines der bekanntesten Bilder: „Der Kuss“
→ formale u. dekorative Elemente in Einheit d. Bildfläche integriert
→Zusammenschließung beider Gestalten in „Hüllkurve“
→Hauptsache: durch Hüllkurve gewonnene Binnenfläche
→eigenwillig, verschachtelte, rhythmisch akzentuierte Ornamente
→“reale“ Köpfe, Arme u. Beine
→strenges Ordnungsschema( quadratisches Bildformat, mittelachsenorientiert)
Klimt über sich...
"Malen und zeichnen kann ich. Von mir gibt es kein Selbstporträt. Ich interessiere mich nicht für die eigene Person - eher für andere Menschen, weibliche. ... Ich male Tag um Tag von Morgen bis Abend - Figurenbilder und Landschaften, seltener Porträts. Schon wenn ich einen einfachen Brief schreiben soll, wird mir angst und bang wie vor drohender Seekrankheit.
Wer etwas über mich wissen will, soll meine Bilder aufmerksam
2. Edvard Munch
„Ich male nicht das, was ich sehe, sondern was ich sah“
- 12.12.1863 (Löten, Norwegen) – 23.1.1944 (Ekely)
- Sohn eines Militärarztes
- Schwere Kindheit( Schwermut seines Vaters, Tod seiner Mutter u. 15 Jahre alter Schwester Sophie 1868)
- Schüler d. techn. Schule in Kristiania → entdeckt Liebe zur Malerei
- Ab 1881 Zeichenunterricht bei J. Middelthun
- 1889 erstes Staatsstipendium in Paris → von impressionistischen Zeitgenossen beeinflusst
- 1892 Ausstellung seiner Bilder im „Verein d. Berliner Künstler“
→ Schließung nach kurzer Zeit aufgrund öffentlicher Empörung
- 1902 Ausstellung in Berliner Secession (z.B. „Schrei“, „Vampir“, „Asche“)
- 1908 nach Zusammenbruch in Nervenklinik
- 1937 32 Werke in deutschen Museen als „entartet“ beschlagnahmt
- 1944 vermacht seinen Nachlass samt Werken der Stadt Oslo
- Munchs Zeit geprägt durch: Erfindungen im technisch- industriellen Bereich, erkenntnisse in Geistes-und Naturwissenschaften, Veränderungen des Menschen (Albert Einsteins Relativitätstheorie, Sigmund Freuds Entwicklung d. Psychoanalyse, Erfindung d. Flugmotors)
- Munchs Kunst:
- leitet mit Werk zum Expressionismus über
- dunkle, intensive Farben
→ spiegeln Lichtfülle nordischer Landschaften , Filter menschlicher Psyche
→ Bildthemen: Schrecken, Krankheit u. Tod, Eros, Eifersucht unerfüllbare Liebe, Melancholie, Kämpfe d. Geschlechter, Schmerz, Lebensangst u. Einsamkeit
- frühe Kindheitserfahrungen hatten starken Einfluss auf Werke
- „zerrissenes Lebensgefühl“ wird stark deutlich
- neigt in Bildern zu pessimistischer Grundhaltung
→ Bildthemen nach Nervenzusammenbruch: Bilder des einfachen Lebens, Bauern, Fischer, Arbeiter, Pferde, friedliche Gegenden
- „Der Schrei“
- natürl. Gegebenheiten auf Minimum reduziert: See, Berge, Küste, Landungssteg
- Gesicht d. kreischenden Geschöpfs
- Rhythmus langer, welliger Linien → trägt Echo in jede Ecke d. Bildes
- aus Himmel u. Erde schallt Angst zurück
4. Quellen
1. Kammerlohr - Epochen der Kunst 4 „Vom Klassizismus zu den Wegbereitern der Moderne, 1994,1997 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München und Wien, 288S.
2. Internet:
http://munch.magiers.de/biomunch.html
http://www.richard-dehmel.de/rdehmel/zeitgenossen/munch.html
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.k/k459399.htm
http://www.bg-gallus.ac.at/projekte/Klimt/bio-klim.htm
http://www.schwaryaufweiss.de/Prag/was_ist_jugendstil.htm
http://www.buurman.de/1999/1658.html
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Jugendstil?
Der Jugendstil war eine geistige Erneuerungsbewegung, die an den Symbolismus anschloss und einen Aufbruch zur Moderne sowie die Überwindung des Historismus anstrebte. Er entstand im Kontext der rasanten Industrialisierung, in der traditionelles Handwerk an Bedeutung verlor.
Woher stammt der Name "Jugendstil"?
Der Name "Jugendstil" leitet sich von der Kunstzeitschrift "Jugend" ab, die 1896 in München gegründet wurde.
Was waren die Hauptmerkmale des Jugendstils?
Zu den Hauptmerkmalen gehören die Abkehr von historischen Formen, die Suche nach Neuem und Zeitgemäßem, die Betonung von handwerklicher Gediegenheit, Materialgerechtheit und Zweckmäßigkeit, sowie die Verwendung von dekorativen Linien, die meist dem Pflanzlichen und bestimmten Tierarten entlehnt sind.
Was war das Ziel des Jugendstils?
Das Ziel war, die verlorene Einheit von Baukunst, Malerei und Plastik im Gesamtkunstwerk wiederzugewinnen und der Welt eine einheitliche Form zu geben.
Wer waren wichtige Vorreiter des Jugendstils?
William Morris mit seiner "Arts and Crafts"-Bewegung in England gilt als wichtiger Vorreiter.
Welche Kunstgattungen umfasste der Jugendstil?
Der Jugendstil umfasste fast alle Kunstgattungen, von Architektur über Malerei, Plastik und Glaskunst bis zur Literatur und Buchkunst.
Welchen Gestaltungsstil prägte den Jugendstil?
Der Gestaltungsstil war geprägt vom Versuch, die Natur in Kunst und Alltag zurückzubringen, von Pflanzenmotiven, der Darstellung von Tieren, geschwungenen Linien und symbolischen Gestalten. Ein Moment der Verklärung und Mystik war ebenfalls charakteristisch, oft in der Darstellung von Frauen.
Wer waren die bekanntesten Künstler des Jugendstils?
Zu den bekanntesten Künstlern gehören Gustav Klimt, Antonio Gaudí, Henry van de Velde, Richard Riemerschmid, Georg Minne, Jan Toorop, Ferdinand Hodler, Aubrey Beardsley, Max Klinger, Edvard Munch und Otto Eckmann.
Was kennzeichnete Gustav Klimts Werk?
Klimts Werk zeichnete sich durch nebeneinander von bunter, mosaikhaft kleinteiliger Flächenornamentik und fast klassizistisch modellierter Körperlichkeit aus. Viele seiner Bilder umkreisen erotische Themen in symbolistischer Verkleidung. Er verwendete intensive Farben, häufig Goldgrund und ornamentale Flächengestaltung, und seine Bilder sind stark symbolhaft.
Was kennzeichnete Edvard Munchs Werk?
Munchs Werk, das zum Expressionismus überleitet, ist geprägt von dunklen, intensiven Farben, die die Lichtfülle nordischer Landschaften durch den Filter der menschlichen Psyche spiegeln. Seine Bildthemen umfassen Schrecken, Krankheit und Tod, Eros, Eifersucht, unerfüllbare Liebe, Melancholie, Kämpfe der Geschlechter, Schmerz, Lebensangst und Einsamkeit.
Was war die "Wiener Sezession"?
Die "Wiener Sezession" war eine Vereinigung bildender Künstler Österreichs, die 1897 von Gustav Klimt, Architekten Olbrich und Joseph Hoffmann gegründet wurde. Sie hatten eine Kunstzeitschrift namens "Ver Sacrum".
Was ist "Art Nouveau"?
"Art Nouveau" ist ein anderer Name für den Jugendstil, der von einem Hamburger Kunsthändler (Samuel Bing) in Paris geprägt wurde.
Was bedeutet "Gesamtkunstwerk" im Zusammenhang mit dem Jugendstil?
Das "Gesamtkunstwerk" beschreibt das Ziel des Jugendstils, die Einheit von Architektur, Malerei und Plastik wiederherzustellen, um eine harmonische und einheitliche Gestaltung aller Lebensbereiche zu erreichen.
- Arbeit zitieren
- Rieke Möller (Autor:in), 2003, Der Jugendstil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107732