Geschichtliche Hintergründe zu Götz von Berlichingen


Referat / Aufsatz (Schule), 2004

9 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Hintergründe zu „Götz von Berlichingen“

1. Briefausschnitt Goethes an Salzmann

2. Grundlagen des Dramas
a) Autobiographie
b) Andere Schriftstücke

3. Personen des Dramas
a) Götz von Berlichingen
b) Historisch belegte Personen
c) Repräsentanten

4. Bauernkrieg
a) Gründe für den Bauernkrieg
b) Verlauf
c) Karte zum Bauernkrieg

5. Reformation
a) Datierung der Reformation
b) Vorgeschichte
c) Durchsetzung der Reformation
d) Auswirkungen
e) Zeittafel der Reformation

6. Humanismus/Renaissance
a) Begriffe: Renaissance, Humanismus
b) Nationalbewusstsein
c) Entstehung der Raubritter

7. Wirkung der historischen Ereignisse auf Götz

8. Literaturverzeichnis

Geschichtliche Hintergründe zu „Götz von Berlichingen“

1480 Geburt des Götz von Berlichingen

15 Jh. Beginn des Humanismus/ der Renaissance Auflösung der Ritterschaft durch Erfindung der Schusswaffen und neue Wertvorstellungen

1504 Götz verliert seine rechte Hand bei der Belagerung von Landshut

1505 Martin Luther tritt in den Augustinerorden ein

1516 Erasmus von Rotterdam veröffentlicht die erste Ausgabe des neuen Testaments in griechisch

1517 Luther veröffentlicht in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel

1518 Luther wird vom päpstlichen Nuntius Kardinal Cajetan, einem Dominikaner, in Augsburg verhört

1519 Götz kämpft für Ulrich von Würtemberg gegen den schwäbischen Bund Luther lehnt den Primat des Papstes ab; der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. stirbt, sein Enkel Karl V. wird zum Kaiser gewählt

1521 Luther wird von Papst Leo X. exkommuniziert; Karl der V. erlässt das Wormser Edikt, das Luther mit der Reichsacht belegt

1524/26 Der Bauernkrieg bricht aus

1529 Reichstag zu Speyer bestätigt das Wormser Edikt-, lutherische Fürsten und Städte protestieren und gelten fortan als „Protestanten“

1530 Führende Lutheraner legen Karl V: eine Bekenntnisschrift ihres Glaubens vor, das Augsburger Bekenntnis; der Reichstag verbietet sämtliche Ketzerei und bestätigt erneut das Wormser Edikt

1531 Protestantische Fürsten und Städte bilden ein Schutzbündnis, den Schmalkaldischen Bund

1534 Veröffentlichung der ersten vollständigen Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung

1546 Martin Luther stirbt

1547 Karl V. siegt in der Schlacht bei Mühlberg und zerschlägt den Schmalkaldischen Bund

1552 Lutherische Fürsten lehnen sich gegen Karl V. auf

1555 Augsburger Religionsfrieden: Die Fürsten dürfen die Religion ihrer Untertanen bestimmen

1562 Götz von Berlichingen stirbt

Worterklärung: 1. Renaissance, frz. Wiedergeburt; gemeint: Wiedererscheinung der Antike 2. Humanismus, allg. das Bemühen um Menschenwürde Beides: Bezeichnung für einen Zeitabschnitt

1. Briefausschnitt Goethes an Salzmann (28.11.1771)

„ Ich dramatisiere die Geschichte eines der edelsten Deutschen, rette das Andenken eines braven Mannes und die viele Arbeit, die michs kostet, macht mir einen wahren Zeitvertreib, den ich hier so nötig habe, denn es ist traurig an einem Ort zu leben, wo unsre ganze Wirksamkeit in sich selbst summen muss.“

2. Grundlagen des Dramas

a) Die Hauptgrundlage Goethes Dramas war die Autobiographie des Gottfried von Berlichingens, die den ausladenden Titel „ Lebensbeschreibung Herrn Götzens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisern Hand, Eines zu Zeiten Kaysers Maximilian I. und Caroli V. kühnen und tapferen Reichs-Cavaliers“ trug. Diese hatte Götz kurz vor seinem Tod einem befreundeten Pfarrer diktiert. Darin beschrieb und erklärte er sein Leben, damit es für seine Nachkommen verständlicher war. Besonders wichtig war es ihm darin, sein Verhalten während des Bauernkrieges zu erläutern. Herausgegeben hatte diese Georg Tobias Pistorius im Jahre 1731.

Dieses mit Anekdoten geschmückte Dokument, das Goethe in der Bibliothek seines Vaters gefunden hatte, verarbeitete er also weiter zu seinem Drama „Götz von Berlichingen“, welches in der Urfassung 1771 erschien. Allerdings interessierte sich Goethe auch schon bevor er diese Autobiographie gelesen hatte sehr für das ritterliche Fehdewesen im Mittelalter und die Aufhebung dessen durch Maximilian I.

b) Eine weitere Quelle für sein Drama war ein Stück von Justus Möser, das in den „ Patriotischen Phantasien“ als 54. Stück unter dem Titel „ Der hohe Stil der Kunst unter den Deutschen“ erschien. Möser hob darin die mittelalterliche Größe und Ehre hervor und bewunderte die Menschen des Mittelalters. Weitere Hilfen fand er in einem Buch von Johann Philipp Dutt, der darin Maßnahmen zur Durchführung des allgemeinen Landfriedens behandelt. Außerdem fand er darin eine Darstellung des Femgerichtes. Zus ätzlich entnahm er Hinweise aus Johann Stephan Putters „ Grundriss der Staatsveränderung des deutschen Reiches“ und Achilles Augustus von Lesners „ Chronika der Reichsstadt Frankfurt“. Hierin fand er nämlich einen Einblick in die Rechtspraxis des 16. Jahrhunderts.

3. Personen des Dramas

a) Gottfried von Berlichingen ist eine historisch belegte Person. Er wurde 1480 in Jagsthausen bei Heilbronn geboren. Seine ersten Kriegszüge unternahm er im Dienste des Markgrafen Friedrich von Brandenburg. Im Alter von 24 Jahren, bei der Belagerung von Landshut, verlor er seine rechte Hand und ließ sie sich durch eine kunstvolle eiserne ersetzen. Daraus folgt auch sein Beiname „Ritter mit der eisernen Hand“. 1519 kämpfte er für Herzog Ulrich von Würtemberg gegen den schwäbischen Bund. Jedoch geriet er dabei in einen Hinterhalt und war deswegen zwei Jahre in Gefangenschaft. Auch im Bauernkrieg spielte er eine Rolle, denn dort war er 1525 für vier Wochen Führer der Bauern in Franken. Jedoch war er dieses nicht, weil er die Meinung der Bauern teilte und vollkommen hinter ihnen stand, sondern weil diese ihn dazu gezwungen hatten, indem sie ihm androhten, ansonsten seine Burg niederzubrennen. Dennoch musste er, da er an den Bauernaufständen beteiligt war, wiederum zwei Jahre ins Gefängnis. Auch sonst war Götz von Berlichingen an zahlreichen Fehden beteiligt. Er lebte als Raubritter, da er nicht dazu bereit war sich in die Dienste der Kirche oder der Herzoge zu stellen. Er wollte sein eigener Herr sein. Er wurde insgesamt zwei mal geächtet (1512, 1518) und war zwei mal in Gefangenschaft. Bevor er 1562 auf Burg Hornberg am Neckar starb, diktierte er noch seine Autobiographie einem befreundeten Pfarrer. Gemäß seines letzten Wunsches wurde er im Kreuzgang des Klosters Schöntal als Vorletzter seines Geschlechts bestattet, obwohl er, wie es in der Klosterchronik steht „ Luther beigepflichtet hat“ und „ nicht mehr zum katholischen Glauben zurückgefunden hat“.

b) Eine weitere historisch belegte Person ist Franz von Sickingen, der im Drama der Schwager Götz` ist. Dieses hat Goethe jedoch frei erfunden. Allerdings hätten Sickingen und Berlichingen wirklich Freunde sein können, denn Franz wurde ein Jahr später als Götz geboren, starb jedoch schon 1523, (...), war ebenfalls Raubritter und auch an mehreren Kriegen beteiligt.

Auch Maximilian I. ist eine Person, die damals existierte. Dieser lebte von 1459 bis 1519. Er war seit 1486 König und wurde 1508 zum Kaiser ernannt. Er war der Kaiser an der Zeitwende und zugleich der letzte Ritter, so sagt man, denn er hat noch versucht die Reichsritterschaft zu retten bzw. ihnen entgegen zu kommen.

c) Andere Personen im Drama sind frei erfunden, repräsentieren jedoch eine Bevölkerungsgruppe der damaligen Zeit. So zum Beispiel Weislingen, der im Drama Repräsentant der Reichsritter ist, die mit der Zeit gehend, ohne Rücksicht auf ihre reichsunmittelbare Stellung sich in den Dienst der Partikularinteressen der aufstrebenden Reichsfürsten bzw. der Kirche stellten. Die Gestalt des Bischofs von Bamberg zeigt, wie groß die Macht der Kirche war. Bamberg selbst war vom 12.Jahrhundert an bis zur Reformation ein sehr großes Territorium.

4. Bauernkrieg

a) Im Juni 1524 forderte die Gräfin von Stühlingen die Bauern im Südschwarzwald auf, ihre eigene Erntearbeit zu unterbrechen, um für sie Erdbeeren zu pflücken und Schneckenhäuser zu sammeln, die in ihrem Haus zum Garnaufwickeln gebraucht wurden. Empört legten die Bauern ihre Arbeit nieder, schlossen sich unter Befehl eines ehemaligen Söldners zu einer 1000 Mann starken Truppe zusammen, warben in der Nachbarschaft um Hilfskräfte und zogen zum Grafen von Stühlingen, Sigmund von Lupfen, um Gerechtigkeit zu fordern. Der Befehl der Gräfin war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In Stühlingen und auch in anderen Teilen Deutschlands empfanden die Bauern die Dienste und Abgaben, die auf ihnen lasteten, als immer unerträglicher. Verschlimmert wurde ihre Lage dadurch, dass ihnen traditionelle Privilegien und Rechte zunehmend verwehrt wurden, da die Herren, für welche die Bauern Fronarbeit leisten mussten, höhere Einnahmen und mehr politische Macht anstrebten. Unter anderem verweigerten sie ihren Bauern das Recht auf bestimmten Märkten ihre Erzeugnisse anzubieten und zwangen sie, ihre Waren zu niedrigeren Preisen an ihre Herren zu verkaufen. Außerdem versagte der Graf von Stühlingen, wie viele andere Herren auch, den Bauern den Zugang zu Weiden und Wäldern, die zuvor Gemeinschaftsland gewesen waren. Für die Mehrheit der Landbevölkerung, die aus Kleinbauern bestand, war die Nutzung dieses Landes lebensnotwendig, denn sie weideten dort ihre Tiere, sammelten Brennholz, schlugen Bauholz, jagten und fischten. Nun verpachteten oder verkauften die Herren diese Ländereien. Die Bäche, die durch die Felder der Bauern flossen, verpachteten sie an wohlhabende Fischer. Die Stühlinger Bauern beklagten, dass jene Pächter ihnen großen Schaden zugefügt hatten, denn sie hatten Dämme und Stauwehre niedergerissen, sodass die Bauern ihre Mühlen nicht mehr bewässern konnten.

Um an noch mehr Macht zu gelangen, ersetzten die Herren die traditionellen Dorfgerichte und das alte Landrecht durch ihre eigenen Gerichte und das römische Recht. Zur Bezahlung der neuen Justizbeamten wurden Steuern erhoben oder die Beamten erhielten als Gehalt die Deputate des jeweiligen Gebietes, was sie veranlasste, die Abgaben der Bauern noch zu erhöhen. Die Unzufriedenheit nahm zu, wenn die Herrscher Geistliche waren, die ohne Zögern das Kirchenrecht anwandten und den Leuten mit Exkommunikation drohten.

b) Als Graf Siegmund die Forderungen der Bauern ablehnte, wurde aus dem Streik eine Revolte. Sie griff auf Oberschwaben, das Bodenseegebiet und den Donaukreis über und breitete sich weiter über Oberdeutschland(ausgenommen Bayern) vom Elsass bis in die Steiermark und nach Tirol aus, griff nach Thüringen, Franken und ins sächsische Erzgebirge über.

Ende Februar 1525 verfasste ein Gruppe von Bauern in der schwäbischen Stadt Memmingen ein außergewöhnliches Schriftstück, die 12 Artikel, deren Grundlage das Evangelium bildete. Sie forderten für die Gemeinde das Recht, ihren Pfarrer zu wählen, ein Ende der Leibeigenschaft, eine Verringerung von Abgaben und Frondiensten, das Holzschlagrecht, die Abschaffung bestimmter Zehnten und die Wiederherstellung des Jagd- und Fischerrechts. In den folgenden Wochen wurden 25000 Exemplare der 12 Artikel in Umlauf gebracht. Eines wurde auch zu Luther geschickt, auf dessen Unterstützung die Bauern hofften. Luther hielt einige Klagen für gerechtfertigt, jedoch wollte er religiöses von politischem trennen. Somit riet er nur den Bauern sich an die gerechten deutschen Landesherren zu wenden und sagte denen wiederum, dass sie den Klagen der Bauern Beachtung schenken sollten. Beide Seiten reagierten darauf nicht und viele Adlige gaben Luther auf Grund seiner Reformation die Schuld an den Aufständen.

Im Frühjahr 1525 hatten sich bereits 300000 Bauern der Bewegung angeschlossen. Sie zerstörten Burgen und brannten Kloster nieder. Jedoch waren das nur anfängliche Erfolge. Seit Mai 1525 nämlich gelang es in Oberdeutschland dem schwäbischen Bund unter Georg Truchsess von Waldburg, im Elsass Herzog von Anton von Lothringen und in Thüringen Landgraf Philipp I. von Hessen, die Erhebung niederzuwerfen. Mit dem Sieg der Landherrn schied das Bauerntum für Jahrhunderte aus dem politischen Leben der Nation aus.

5. Reformation

a) Der Beginn der Reformation ist eindeutig mit Luther gegeben, jedoch kann man sich nicht einigen, ob sie mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen im Jahre 1517 oder mit dem Durchbruch Luthers zur reformatorischen Erkenntnis 1513, 1515 oder 1518 begann. Noch umstrittener ist die Datierung des Endes der Reformation, welches man am Tod Luthers 1546, an der Spaltung des deutschen Protestantismus durch das Augsburger Interim 1546/47 oder am Augsburger Religionsfrieden 1555 ausmachen könnte.

Die Reformation ist keine in sich geschlossene Bewegung des 16. Jahrhunderts, sondern ein Wesensmerkmal der Kirche selbst und dauert somit ständig an.

b) Die Vorgeschichte der Reformation besteht in dem übersteigerten Streben der Kirche des Hoch- und Spätmittelalters nach politischer Weltherrschaft, ihrem politischen Scheitern und der nachfolgenden totalen Abhängigkeit vom französischen Königtum (Avignonisches Exil), der weitgehenden Befangenheit des Renaissancepapsttums in weltlichen (künstlerischen) Interessen und der dadurch notwendigen Finanzpolitik (Ablasshandel) sowie vor allem dem aus all dem resultierenden Unbehagen der Gläubigen an der offiziellen Kirche. Dieses Unbehagen und das Anliegen der unzähligen Frommen, die auf ihr religiöses Fragen von dieser Kirche keine oder keine ausreichende Antwort bekamen, traf Luther mit seiner Botschaft der Rechtfertigung aus dem Glauben mit seiner Auslegung des Evangeliums.

c) So fielen Ungezählte ihm und der Reformation zu, die trotz allen Widerstands der Kirche, des Kaisers und der katholischen Stände sich bald über ganz Deutschland ausbreitete. Luther war ursprünglich weit von der Absicht der Gründung einer neuen Kirche entfernt, er war vielmehr fest davon überzeugt, dass sein Handeln, das der Reinigung der Kirche von Missbräuchen und Irrtümern galt, die volle Billigung der offiziellen kirchlichen Instanzen finden würde. Erst als er von diesen immer wieder zurückgewiesen wurde und erfahren musste, dass die Kirche die Irrlehren und Missbräuche, die er angriff, für rechte Lehre und rechten Brauch hielt, wurde er Schritt für Schritt weitergedrängt, bis ihm schließlich die Institution des Papsttums als Antichrist erschien, der mit seiner angemaßten Herrschaft über die Seelen die Zerstörung der Kirche Christi bedeutet.

Die rasche Ausbreitung der Reformation in Deutschland ist aber nicht ausschließlich Luther zu verdanken, sondern neben ihm zahlreichen Reformatoren, die die Reformation entweder in ganz Deutschland oder in einzelnen Provinzen bzw. Städten durchzuführen geholfen haben. Diese waren zum Beispiel: P. Melanchthon, J. Bugenhagen, J. Jonas, N. von Amsdorf, J. Brenz, M. Bucer, A. Osiander, W. Capito, C. Hedio, J. Hess und zahlreiche andere. Die Reformation in Deutschland ist nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben durchgesetzt worden. Gewiss spielten dabei auch politische Faktoren eine Rolle. In den ersten Anfängen der Reformation konnte die Kurie nicht die gewohnten Mittel gegen die „Ketzerei“ verwenden, da sie Rücksicht auf den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen nehmen mussten, der ihr Kandidat für die Kaiserwahl war. Als dann 1519 Karl V. gewählt wurde, wurde er an der Ausrottung der Reformation immer wieder durch die politische Lage gehindert, obwohl er es am Willen dazu nicht hat fehlen lassen. Die in vier Kriegen ausgetragene Auseinandersetzung mit Frankreich um die Vorherrschaft in Europa (bis 1544), dann der Angriff der Osmanen, zu deren Abwehr er die Unterstützung der ev. Stände brauchte, stellten immer wieder Hindernisse dar. Die ev. Stände nahmen dafür die Freiheit zur Durchführung der Reformation in Anspruch, so unter anderem auf dem 1. Reichstag zu Speyer, der das Signal zum Ausbau der ev. Landeskirchen gab, die im Streben des Territorialfürstentums und der niederen Stände nach Eigenständigkeit eine wesentliche Stärkung erfuhren. Auch außerhalb Deutschlands (in Frankreich, Italien, Spanien, Skandinavien) breitete sich die Reformation aus. In der Schweiz verlief sie unabhängig zu der von Deutschland.

d) Die Auswirkungen der Reformation reichen weit. Die Reformation schuf nicht nur die Voraussetzungen für die protestantische Kirche, sondern auch für die Selbstbesinnung der katholischen Kirche. Mit der Reformation ist zum ersten Mal die Einheit und Uniformität materiellen Glaubens und Denkens zur Pluralität hin durchbrochen und zwar unter reichsrechtlicher Anerkennung. Selbst das säkularistische Denken der Moderne nimmt aus der Reformation seinen Aufzug und seine Vorraussetzungen.

e) Zeittafel der Reformation

1505 Martin Luther tritt in den Augustinerorden ein.

1516 Erasmus von Rotterdam veröffentlicht die erste Ausgabe des neuen Testaments in griechisch.

1517 Luther veröffentlicht in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel

1518 Luther wird vom päpstlichen Nuntius Kardinal Cajetan, einem Dominikaner, in Augsburg verhört

1519 Luther lehnt den Primat des Papstes ab; der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. stirbt, sein Enkel Karl V. wird zum Kaiser gewählt

1521 Luther wird von Papst Leo X. exkommuniziert; Karl der V erlässt das Wormser Edikt, das Luther mit der Reichsacht belegt

1524/26 Landgraf Philipp von Hessen bekennt sich zum Luthertum; der Bauernkrieg bricht aus

1529 Reichstag zu Speyer bestätigt das Wormser Edikt; lutherische Fürsten und Städte protestieren und gelten fortan als „ Protestanten“

1530 Führende Lutheraner legen Karl V. eine Bekenntnisschrift ihres Glaubens vor, das Augsburger Bekenntnis; der Reichstag verbietet sämtliche Ketzerei und bestätigt erneut das Wormser Edikt

1531 Protestantische Fürsten und Städte bilden ein Schutzbündnis, den Schmalkaldischen Bund

1534 Veröffentlichung der ersten vollständigen Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung

1540 Der Jesuitenorden wird als Beitrag Roms zur Gegenreformation zugelassen

1546 Martin Luther stirbt

1547 Karl V. siegt in der Schlacht bei Mühlberg und zerschlägt den Schmalkal- dischen Bund

1552 Lutherische Fürsten lehnen sich gegen Karl V. auf.

1555 Augsburger Religionsfrieden: Die Fürsten dürfen die Religion ihrer Untertanen bestimmen

6. Humanismus/Renaissance

a) Im 15. Jahrhundert begann in Europa eine neue Zeit. Die Menschen suchten nach Antworten auf ihre Probleme. Sie gaben sich nicht mehr mit religiösen Erklärungen zufrieden, sondern suchten in den Schriften der Antike und in der naturwissenschaftlichen Erforschung der Welt nach Antworten. Gelehrte suchten in Bibliotheken und Klöstern nach verschollenen Büchern des Altertums und jeder neue Fund wurde abgeschrieben und anderen Gelehrten zugesandt. Bei den Dichtern und Philosophen der Antike suchte man nach Antworten auf die Fragen der eigenen Zeit. Die Gelehrten sprachen von einer Wiedergeburt der Antike. Es wurde üblich den französischen Begriff „ Renaissance “ dafür zu verwenden.

Die neuen Wissenschaften sollten dem Menschen dazu dienen, die Erde zu erforschen. Dazu war es nötig selbst zu beobachten, zu sammeln, zu vergleichen, zu prüfen und eigene Schlüsse zu ziehen. Diese geistige Bewegung breitete sich von Italien über ganz Europa aus und wurde schon bald „ Humanismus “ genannt.

b) Zur Zeit der Humanisten wurde das Interesse an den eigenen Ländern und Nationen wach. Das Nationalbewusstsein in den europäischen Ländern wurde von den Gelehrten geweckt. Diese Einstellungen wurden in Deutschland vor allem von den Bürgern der großen Reichsstädte getragen. Nürnberg und Augsburg entwickelten sich zu Mittelpunkten der humanistischen Gelehrsamkeit. Die Städte stellten ihr neues Selbstbewusstsein in ihren städtischen Bauten dar. Rathäuser, Zunftgebäude, Kornhallen, Kaufhäuser oder Tanzhäuser wurden im neuen Stil der Renaissance errichtet. Aber auch die Landesherren zeigten durch die Gründung von Universitäten und Gymnasien, dass sie für den neuen Geist aufgeschlossen waren.

c) In dieser Zeit gab es auch mehrere wichtige Erfindungen. So wurden z.B. der Buchdruck, die Uhr und die Feuerwaffen erfunden. Die Feuerwaffen stellten eine große Veränderung in der Kriegstaktik dar. Durch die Einführung dieser ging die militärische Bedeutung der Ritter erheblich zurück. Der Glanz des Ritterstabes verblasste, als die Landesherren begannen sich Söldnerheere zu halten. Zudem galt in den durch Handel und Gewerbe reich gewordenen Städten nicht mehr Acker und Vieh als Maßstab für Reichtum, sondern der Besitz an Gold und Silber. Manche Ritter bemühten sich mit Erfolg die Erträge ihrer Landwirtschaft zu steigern, um den Überschuss gegen Edelmetall zu verkaufen. Andere Ritter verarmten, weil sie nur das Kriegshandwerk und die Jagd erlernt hatten. Ihre Burgen verfielen also. Viele Ritter wurden zu Raubrittern, die Angst und Schrecken verbreiteten, weil sie Kaufmannszüge beraubten, andere Burgen, Dörfer, Klöster und Bauernhöfe überfielen und ausplünderten.

7. Wirkung der historischen Ereignisse auf Götz

Die Ereignisse während Götz von Berlichingens Leben, also von 1480-1562, hatten unterschiedliche Bedeutungen für dieses. Während die Auflösung der Ritterschaft und der Bauernkrieg seinen Lebensweg direkt mitbestimmten, übte die Renaissance bzw. der Humanismus nur indirekt Einfluss darauf aus. Durch das neue humanistische Denken kam es überhaupt erst zur Reformation. Denn hätten die Menschen nicht begonnen selbst zu beobachten und Schluss zu folgern, wäre nie an der katholischen Kirche gezweifelt worden. Auch der Bauernkrieg ist mit der Reformation verbunden, da die Bauern, auf Grund der Proteste, Mut fassten sich gegen ihre Herren aufzulehnen. Die Entstehung der Raubritter steht ebenfalls in Verbindung mit dem Humanismus. Durch die neuen Einstellungen und Erfindungen, in diesem Fall die der Schusswaffen, verloren die Ritter erheblich an Bedeutung. Im Endeffekt ging also kein geschichtliches Ereignis dieser Zeit spurlos an Götz vorbei. Er war jedes Mal mehr oder weniger mitbetroffen.

7. Literaturverzeichnis:

1. Wie sie damals lebten; Im Zeitalter der Reformation 1500-1675 Time-Life 2000
2. Einführung in die Geschichte der frühen Neuzeit Ernst Hinrichs; Beck`sche Elementarbücher 1980
3. Das 15. Jahrhundert Erich Meuthen; R. Oldenburg Verlag, München 1996
4. Goethe und die Deutschen Wolfgang Leppmann; Ullstein Buchverlage GmbH&Co.Kg, Berlin 1998
5. Johann Wolfgang Goethes „Götz von Berlichingen“; Interpretation Wilhelm Große; Oldenburg Verlag, München 1993
6. J.W. Goethes „Götz von Berlichingen“; Grundlagen und Gedanken zum Verständnis des Dramas Rudolf Ibel; 1977
7. Meyers Taschenlexikon Geschichte in 6 Bänden B.I. Taschenbuchverlag, 1989
8. Götz von Berlichingen Johann Wolfgang Goethe; Philipp Reclam jun.GmbH&Co., Stuttgart 1993
9. Wir und unsere Vergangenheit Stockmann Verlag, Bochum-München
10. Entdecken und Verstehen 2 Cornelsen Verlagsgesellschaft, Bielefeld 1988
11. Internet:

www.aski.org

perso.wanadoo.fr/harald.kiefer/goetz.htm

www.moeckmuehl.de/Geschichte/goetz.html

www.geocities.com/SoHo/Bistro/8363/goetzvon.htm

007-001-908-d.de/hausaufgaben/deutsch/d0007.htm

Referentin: Annekatrin Rüppel Dinslaken, den 07.06.2001

Klasse: 9a

Referentin: Annekatrin Rüppel Dinslaken, den 07.06.2001

Klasse: 9a

Thesenblatt zu:

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Geschichtliche Hintergründe zu Götz von Berlichingen
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
9
Katalognummer
V108021
ISBN (eBook)
9783640062256
Dateigröße
391 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichtliche, Hintergründe, Götz, Berlichingen
Arbeit zitieren
Annekatrin Rüppel (Autor:in), 2004, Geschichtliche Hintergründe zu Götz von Berlichingen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108021

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