Inhaltsverzeichnis
Seite 4: Prolog
Seite 5: Deckblatt 1.Schwerpunktthema
Seite 6: I.Wie war die Situation vor Venizelos?
- a)Das griechische Königshaus
- b)Die Bayernherrschaft
- c)Die politische Situation
- c)Die Machtübernahme von Venizelos
Seite 11: II.Die Ära Venizelos
- a)Wer war eigentlich Venizelos?
- b) Die Politik von Venizelos
- b.1.) Innerstaatliche Reformen
- b.2.) Die Außenpolitik
- b.2.1.) Die Balkankriege
- b.2.2.) Die Folgen der Balkankriege
- b.2.3.) Der 1. Weltkrieg
- b.2.4.) Die Folgen des 1.Weltkriegs
Seite 21: c)Die Rückkehr Venizelos/ Ende einer großen Karriere/ Verdienste
Seite 22: Deckblatt 2.Schwerpunktthema
Seite 23: I.Die Besetzung Griechenlands
- a)Der Faschismus unter Metaxas
- b)Warum Hitler doch in Griechenland einmarschierte
- c) Die Besetzung des Festlandes
- c.1.) Operation Merkur
Seite 29: II.Leben im Nazi-Regime
- Der Widerstand
- b) Die Bevölkerung
- c) Interview mit einer Zeitzeugin
- d) Die Verbrechen von Distomo und Kalávryta
- d.1.) Distomo
- d.2.) Kalávryta
- d.3.) Die Aktualität von Distomo und Kalávryta
- d.4.) Die Konferenz von Darmstadt
- d.5.) Υπóσχεση / The Promise: Ein Gedicht zur Thematik
Seite 42/43: Literaturliste
Seite 44: Epilog
Prolog
Als die verschiedenen Themen für die Seminarkursarbeit festgelegt waren, fiel es mir nicht schwer mich für das Thema „Jüngere Geschichte Griechenlands“ zu entscheiden.
Als Zeitraum war 1453-2002 angegeben. Das Problem, welches sich mir nun stellte war die Auswahl eines Zeitraums. Da sich eine Mitschülerin für die türkisch-griechischen Kriege interessierte schied dieser Bereich für mich aus.
Während meiner Recherche stieß ich immer wieder auf einen Namen: Venizelos. Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass es sich hierbei um einen mich sehr faszinierenden Mann handelt. Es kristallisierte sich bereits sehr früh heraus, dass Venizelos einen meiner 2 Schwerpunkte der Seminarkursarbeit darstellen wird. Bei der Beschäftigung mit seiner Person stellte ich fest, dass er mit seiner Politik Einfluss auf die Geschichte Griechenlands von Beginn des 20 Jahrhunderts bis nach den 1.Weltkrieg gehabt hat.
Ich wusste nichts über diesen Zeitraum aus griechischer Perspektive und fand daher meine Arbeit und Recherche immer sehr spannend. Als Einstieg wählte ich die Bayernherrschaft, weil mich die Verknüpfung von deutscher und griechischer Geschichte reizte und weil unter den Bayern Reformen begonnen wurden, welche Venizelos später weiterführte.
Da ich einen möglichst zusammenhängenden geschichtlichen Rahmen für meine Arbeit darstellen wollte, bot sich der 2.Weltkrieg als zweiter Schwerpunkt dieser Dokumentation geradezu an. Ich habe mir Verschiedenes überlegt, um den oftmals trockenen Geschichtsfakten entgegenzuwirken. Ich versuchte, wo es nur ging, Statistiken graphisch darzustellen, führte ein Interview, welches mich sehr weiter brachte, und versuchte den zweiten Teil meiner Arbeit durch Bilder aufzulockern. Der Versuch original Feldpost von deutschen Soldaten aus Griechenland zu besorgen, misslang genauso wie der Kontakt zu der Gemeinde der Pontos Vertriebenen vom Waldhof. Viele Bücher, welche ich im Web fand, waren nicht zu besorgen und zum Glück konnten mir die Lehrer, sowie die Stadtbibliothek hierbei weiterhelfen.
An dieser Stelle herzlichen Dank!
Meine Recherche ging zunächst einmal vom Internet aus das mir Stichwörter lieferte, welchen ich dann mit der entsprechenden Literatur „Leben einflösste“.
Ich arbeitete allein, also nicht in einer Gruppe, und musste mich daher manchmal selbst unter Druck setzen, um etwas zu tun. Dies denke ich stellt eine ganz gute Erfahrung für ein späteres Studium dar. Meine Arbeit ist nicht lückenlos, aber ich denke mir, diesem Anspruch muss sie auch gar nicht gerecht werden, da eine lückenlose und detaillierte Darstellung den Rahmen einer Seminarkursarbeit sprengen würde.
Diese Arbeit soll anregen zum Nachdenken und vielleicht auch einen Anstoß zur näheren Beschäftigung mit gewissen Teilgebieten geben.
Ich hoffe, dass sich die Investition von viel Zeit und der hohe Arbeitsaufwand für mich gelohnt hat, und der Leser an dieser Dokumentation Gefallen findet, was für mich sicherlich eine kleine Entschädigung für viele entgangene Stunden der Freizeit darstellen wird.
Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Melanie Seidenglanz
1.Schwerpunkt:
Eleftherios Venizelos
(*1864 1926)
I. Wie war die Situation vor Venizelos?
a)Das griechische Königshaus
Haus Wittelsbach (Bayern)
Otto (zweiter Sohn König Ludwigs I von Bayern)= Amalia von Oldenburg
(1816-67: regierte 1833-62) (1818-75)
Haus Schleswig-Holstein-Glücksburg (bekannt als Glücksburg-Dänemark)
Georg I (1845-1913:regierte 1863-1913)
=Olga von Russland(1851-1926)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Schaubild nach Richard Clogg Geschichte Griechenlands)
Anmerkung des Autors: Zum besseren Verständnis sieht man hier einen kompletten Stammbaum.
So kann der Leser Beziehungen zwischen den einzelnen Herrschern erkennen und auch die europäischen Machtverhältnisse nachvollziehen.
Legende : = entspricht: verheiratet
b) Die Bayernherrschaft
Otto I. (von Griechenland ), mit vollem Namen Otto Friedrich Ludwig, (1815-1867)
Otto I. wurde am 1. Juni 1815 in Salzburg als zweiter Sohn König Ludwigs I. von Bayern geboren. Nachdem sich Griechenland im Befreiungskrieg (1821-1829) von der türkischen Oberhoheit befreit hatte, wurde Otto von den europäischen Großmächten als griechischer König vorgeschlagen und von der griechischen Nationalversammlung bestätigt (8. August 1832). Am 6. Februar 1833 bestieg er den Thron. Bis zu seiner Volljährigkeit 1835 führte ein Regentschaftsrat, bestehend aus bayerischen Beamten, die Regierung. Mit seinen bayerischen Ministern und mit seinem Glauben (er war römisch-katholisch) sowie dem Hinauszögern einer Verfassung machte sich Otto bei den Griechen zunehmend unbeliebt. Otto I war eigentlich nur eine Marionette der europäischen Großmächte. Gerade mal 17 Jahre alt, taub und geistig zurückgeblieben war er ein leichter Spielball Frankreichs und Englands. Hellas war verfassungslos und das griechische Volk somit zu keinerlei Selbstgestaltung der Politik fähig. Es existierte zwar ein griechisches Ministerium, doch waren diese laut Johannes Gäitanides 1 nur höhere Bürovorsteher, die über keinerlei Einfluss verfügten. Man schlug einen zentralistischen Kurs ein und bediente sich der bis dahin den Griechen unbekannten Bürokratie. Das Volk musste hohe Steuern zahlen und zur Gründung von Schulen und zum Ausbau der maroden Hafenanlagen war kein Geld vorhanden.
Unakzeptabel in den Augen der griechischen Bevölkerung war auch der Eingriff in die Kirchenorganisation. Unter Missachtung der kanonischen Gesetzte trennte man die griechischen Kirchenverwaltungen vom Konstantinopler Patriarchat. Man unterwarf die Kirche dem Staat und dessen Gerichtsbarkeit. Auch die Aufhebung von Klöstern und Bischofssitzen förderte die Unzufriedenheit des Volkes.
Trotz aller Unzulänglichkeiten und Missstände zeigten sich unter der Bayernherrschaft, auch Bavarokratia genannt, die ersten Schritte in Richtung Modernisierung.
Gerade im landwirtschaftlichen Bereich konnten mit Hilfe der Technisierung, Veterinärüberwachung, biologischer Viehzucht und Pflanzenveredelung, erhebliche Fortschritte erzielt werden. Der Landesausbau gekennzeichnet durch Trockenlegungen von Sümpfen und dem Straßenbau, war neben dem ersten Ansatz einer Industrialisierung in Form kleiner Werkstätten ein weiterer Erfolg. Des weiteren kam es zum Aufbau eines Medizinalwesens und zu erheblichen Verbesserungen auf dem Bildungssektor. So wurde unter Otto I die Universität von Athen gegründet, sowie die Nationalbibliothek und das Polytechnikum.
Sensationell war auch der Wiederaufbau von Athen im klassizistischen Stil, welches im Jahre 1834 zur Hauptstadt erklärt wurde. Hier wurden dann weitere bedeutende Gebäude restauriert wie zum Beispiel der kleine Nike-Tempel, und den Grundstein für das Schloss legte Ottos Vater, der Bayernkönig Ludwig I ,persönlich.
Der Platz vor dem Schloss, Syntagma(Versammlungsplatz genannt), bildet heute den Mittelpunkt des modernen Athens. 1843 folgt der unvermeidliche Staatsbankrott, welcher als Ottos große Niederlage gilt. Die Revolution, welche nun stattfand, hatte die Verfassung vom 16.März 1844 als Ergebnis vorzuweißen. Die größte Schmach stellte für Otto seine Unterschrift unter der Verfassung dar. 1843 wurden die bayerischen Truppen aus Griechenland abgezogen, und wenig später zwang ein Aufstand der Griechen den König, griechische Minister zu ernennen und eine Verfassung zu gewähren. Ottos Ansehen schwand weiter, als Briten und Franzosen den Hafen von Piräus blockierten und Griechenland in den Krimkrieg (1853-1856) verwickelt wurde. 1862 wurde er in Folge einer Militärrevolte gestürzt und zur Rückkehr nach Bayern gezwungen. Otto I. starb am 26. Juli 1867 in Bamberg.
1: Autor des Buches: Griechenland ohne Säulen
Nach dem Sturz Königs Otto kam es zu einer Ratsbildung, welche eine Verfassung für den Staat beschloss. Diese war die fortschrittlichste von ganz Europa, nur trat sie nie in Kraft.
Unter dem zunehmenden Druck des Volkes kam es schließlich 1875 zur Respektierung der Verfassung und zur Einführung des Parlamentarismus. Die neugebildete Athenerregierung setze sich aus den 2 großen Parteien des Landes zusammen.
Nachfolger Ottos war Georg I, welcher mit Hilfe von Minderheitskabinetten regierte.
c) Die politische Situation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Schaubild: Melanie Seidenglanz)
Seit der Befreiung von der türkischen Herrschaft ( 1829) herrschte im Volk eine hohe Unzufriedenheit auf Grund der sozialen und ökonomischen Situation im Land. Es gab viele Unruhen in der Bevölkerung, auch wegen dem schlechten Verhältnis von Regierung und Monarch.
Das Volk wählte die Athener Regierung, die sich im wesentlichen aus 2 großen Parteien zusammensetzte. Die erste Partei war bürgerlich und liberal und somit eher bereit Reformen durchzuführen. Die zweite Partei repräsentierte eher die Großgrundbesitzer und den Adel, da sie konservativ, also traditionell eingestellt war. Diese Partei war feudalistisch und tendierte somit eher in Richtung des Königshauses.
Die Athenerregierung und der König befanden sich in einem ständigen Spannungsfeld.
Man kann sich die zwei Instanzen wie zwei Pole vorstellen, denn nur allzu oft hatten sie entgegengesetzte Ziele. Auf den König wirken noch Kräfte aus dem europäischen Ausland ein, und übten so ebenfalls Einfluss auf die Politik Griechenlands aus.
d) Die Machtübernahme von Venizelos
Venizelos rief mit der Proklamation der endgültigen Enosis2 von Kreta mit dem Königreich Hellas eine tiefe Staatskrise in Athen hervor. Auf Grund des Kriegsdebakels von 1897 zögerten der König sowie die Athener Regierung mit der Anerkennung der Enosis zu lang. Die schlechte soziale und ökonomische Situation des Volkes sowie ein neues nationales Bewusstsein waren die Grundlagen für die sogenannte Revolution von Goudi.
Goudi ist eine Kaserne bei Athen, welche zum Ausgangspunkt des Staatsstreiches wurde.
Am 27.August forderte ein großer Anteil der Soldaten in einem Memorandum, dass der König seine Söhne aus der Armee entfernen solle. Ebenso forderte man die Ersetzung der Führung von Kriegs- und Marineministerium durch aktive Offiziere. Des weiteren erzwang man vom König die Zusicherung zu Reformen im Bereich der Armee, der Marine und der Staatsverwaltung. Unterstützt wurde dieser „Coup von Goudi“ durch Massendemonstrationen, welche in Athen im September stattfanden.
Innenpolitisch war die Situation ungefestigt, es existierten viele Splittergruppen, man vergleicht daher diesen Zustand oft mit einem Scherbenhaufen.
Daher berief der reformorientierte „Militärische Bund“ Eleftherios Venizelos 1910 zum neuen Regierungschef, da man sich von diesem taktisch gewieften und energiereichen Emporkömmling, neue Impulse erhoffte.
Im August 1910 fanden Wahlen zur Bildung einer konstituierenden Versammlung statt.
In dieser Versammlung wollte man die Verfassung von 1864 revidieren. Hier kandidierte Venizelos noch nicht, doch waren seine Befürworter klar in der Mehrheit. Im Dezember trat er bei Neuwahlen an und erreichte mit seiner neugegründeten „Liberalen Partei“ 300 von 362 Sitze. Die Wählerschaft setze sich hauptsächlich aus einer emanzipierten bürgerlichen Mittelschicht zusammen, die durch Anhänger der Intelligenz ( Lehrer, Studenten etc), sowie vom Offizierskorps und der immer mehr wachsenden Industriearbeiterschaft ergänzt wurden.
Damit begann eine neue Ära in der Geschichte Griechenlands.
Die Zeit von Machtmissbrauch, politischer Inkompetenz und Klüngelwirtschaft sollte mit der nun beginnenden „ Ära Venizelos “ zu Ende gehen. Das Königshaus begegnete Venizelos stets mit Argwohn und zeigte sich selten zu einer Zusammenarbeit bereit.
Allerdings war das Königshaus auf Grund der nicht eingehaltenen Versprechungen und der Misswirtschaft kompromittiert, und konnten daher keinen gleichwertigen Gegenpol zu Venizelos darstellen. Venizelos war glühender Verfechter der Republik und beschränkte den Einfluss des Hofkreises, wo er nur konnte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Venizelos mit seinem Enkelsohn
( Bildquelle :Richard Clogg)
2:Enosis:Gedanken der Vereinigung
II. Die Ära Venizelos
a) Wer war eigentlich Venizelos?
Was war das für ein Mann, der die verstaubte Monarchie sowie die Politik umkrempelte, die Griechen siegreich durch die Balkankriege führte und von der orthodoxen Kirche exkommuniziert wurde? Ich werde den Weg von oder Venizelos Veniselos, es existieren beide Schreibweisen, skizzieren, die Monarchen benennen, Details über deren Regentschaften aber aussparen, da Venizelos mein erstes Hauptthema darstellt. Kreta war damals Teil des osmanischen Reiches.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Venizelos wurde am 23. August 1864 in Murnia auf Kreta geboren.
Er studierte an der Universität Athen Jura. Zur Politik gelangte Venizelos auf seiner Heimatinsel, wo er sich während der Revolte 1897 gegen die Türken besonders stark für die Vereinigung des griechischen Königsreiches mit Kreta einsetze. Von 1899 bis 1901 war er kretischer Justizminister und von 1908 bis 1910 Justiz- und Außenminister in der provisorischen Regierung von Kreta. Nach dem griechisch-türkischen Krieg von 1897 wurde Kreta autonom. Doch der Preis hierfür war hoch. Man stand noch unter türkischer Oberhoheit und eine politische und wirtschaftliche Krise waren Folgen der Revolte. Die Bevölkerung des Festlandes war auf der Seite der Kreter und machte das Königshaus für die Krisen verantwortlich.1908 nutzen die Kreter die Situation der Türken, welche im eigenen Land durch den Staatsstreich der „Jungtürken“ und der Absetzung von Abdul Hamids mit sich selbst beschäftigt waren, aus und riefen erneut die Union von Kreta und dem restlichen Hellas aus. Venizelos beteiligte sich aktiv am Verfassungsentwurf und wurde in den Rat der Insel gewählt. Venizelos fiel allerdings auf Grund seiner Meinung zum Einheitsgedanken beim Hochkommissar, Prinz Georg, in Ungnade, welcher durch die Revolte von 1905 seines Amtes enthoben wurde. Dank Venizelos saßen 1912 zum ersten Mal kretische Abgeordnete im griechischen Parlament.
Venizelos überzeugte die Leute vor allem durch seinen Charme und seine positive Ausstrahlung. Seine Reden wirkten immer überzeugend. Er war ein Arbeiter und packte schon mal selbst mit an, und saß nicht nur hinter seinem Schreibtisch. Dieses Engagement beeindruckte selbst den kleinsten Bauern, und es gab immer mehr „Venezilisten“, also Anhänger Venizelos. Die Antwort auf die Frage, wie sich dieser Mann so lange an der Macht halten konnte, liegt ein Stück weit in der Wendigkeit seiner Politik begründet. Er besaß die Gabe auf Situationen zu reagieren und verbuchte somit Erfolge.
Dennoch blieb er stets unbestechlich. Venizelos war insgesamt 6 mal Ministerpräsident von Griechenland: 1910 bis1915, 1917 bis1920, 1928 bis1932, 1933, 1935.
Nach seinem letzten Rücktritt im März 1935 unternahm er einen Putschversuch gegen die monarchisch ausgerichtete Regierung, welcher scheiterte. So ging der Diplomat und Staatsmann ins Exil nach Frankreich. Er verstarb am 18.März 1936 in Paris.
Sein Sohn Sophokles trat sein Erbe an und wurde wie der Vater Ministerpräsident und lange Zeit Außenminister. So hatte Sophokles Venizelos vom 15.4.1944-27.4.1944 eine wichtige Rolle in der Exilregierung auf Kreta inne. Des weiteren führte er die von seinem Vater gegründete „Liberale Partei“ weiter.
Venizelos ist heute noch in Griechenland sehr populär so tragen viele Plätze und Straßen seinen Namen. Auch der für die Olympischen Spiele neu erbaute Flughafen von Athen wurde nach ihm benannt. Venizelos ist auch auf den 50 Cent Stück der griechischen Euro Münzen zusehen, was ein Hinweis für seine hohe Popularität ist.
(Euro Münze: Internet)
b) Die Politik von Venizelos
Venizelos war von 1910 an Ministerpräsident und begann sogleich mit der Verwirklichung seines Reformprogramms. Die Probleme mit welchen Venizelos sich von nun an konfrontiert sah, lassen sich grob in 2 Kategorien einteilen. Zum einen galt es die innerstaatliche Situation zu verbessern, und die Macht zu sichern, doch außenpolitisch hatte Venizelos den Traum von einem großen Staat, und wollte daher die Grenzen erweitern. Seine Reformen waren in der Regel maßvoll, wurden aber zügig durchgeführt und entsprachen immer ihrer Zweckmäßigkeit. Venizelos wollte ein modernes Staatswesen nach westeuropäischem Muster schaffen.
b. 1) Innerstaatliche Reformen
Venizelos wollte die Macht neu verteilen und strukturierte somit den Staat ein Stück weit um.
So gab es nun eine Art Gewaltenverteilung. Dies erreichte er dadurch, dass er die Justiz zu einem von der Politik unabhängigem Organ machte. Die Stellung des Throns blieb unangetastet und bildete den Gegenpol zur Venizelos Regierung Die Pressezensur wurde aufgehoben und durch die nun bestehende Koalitionsfreiheit wurde eine Opposition wieder ermöglicht.
Venizelos regierte autokratisch mit Hilfe von wechselnden Mehrheitsverhältnissen.
Er traf Entscheidungen, welche sich auch auf das Leben des „kleinen Mannes“ auswirkten, dies erklärt vielleicht weshalb sich Venizelos selbst im heutigen Griechenland lange Zeit nach seinem Tod über eine hohe Popularität verfügt.
- Ein Beispiel hierfür ist zum Beispiel die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Nun hatten nicht nur die Kinder der Großgrundbesitzer und des Beamtentums die Chance zur Schule zu gehen, sondern auch die Kinder eines jeden Bauern.
- Eine weitere Neuerung auf dem Bildungssektor stellt die Gründung von Berufsschulen dar.
- Um die Loyalität der Beamten gegenüber der neuen Regierung zu fördern wurde das Berufsbeamtentum eingeführt. Jedem Beamten wurde nach einer tadellosen Arbeitszeit eine Pension als Hilfe zur Gestaltung des Lebensabends versprochen. Um korrupte Stellenvergabe zu vermeiden führte er Prüfungen ein, welche als Voraussetzung zu einer Beamtenlaufbahn galten.
- Die gescheiterte Einführung einer progressiven Einkommenssteuer wäre ein weiterer wichtiger Schritt gewesen, um den Staat auf eine solide Basis zubringen, und den maroden Haushalt zu sanieren. Dies kann man sicherlich mit der aktuellen Situation in Deutschland vergleichen.
- Ein weiteres Merkmal dieser Zeit war die Enteignung der Kirche. Grund und Boden wurden geteilt und Kleinbauern sowie mittellosen Familien zum Anbau des Eigenbedarfs zur Verfügung gestellt.
- Landwirtschaftliche Genossenschaften wurden gegründet und mit Hilfe von staatlichen Anleihen unterstützt.
- Venizelos versuchte die soziale Situation der Bauern auch durch eine Landreform zu verbessern, doch verfolgte er in diesem Bereich keine radikale Linie, wie er sie in anderen Gebieten an den Tag legte. Zwar enteignete man kurzzeitig Großgrundbesitzer in Thessalien und verteilte deren Besitz neu, doch fehlte bei der Durchführung die letzte Konsequenz, welche dann auch zum Scheitern der Landreform führte.
- Eine Verbesserung der ökonomischen Lage versuchte die Regierung durch die Förderung der Industrialisierung zu erreichen. Kleineren Fabriken, aber auch Heimarbeitern, ähnlich dem Verlagswesen des Mittelalters im westlichen Europa, gewährte man staatliche Subventionen, um Arbeitsplätze zu schaffen, und das Bruttoinlandprodukt zu steigern. Es entstanden dadurch allerdings im Bereich der Arbeiterschaft neue soziale Probleme.
- Diesen versuchte Venizelos durch eine neue, moderne Sozialgesetzgebung entgegenzuwirken. Das Gewerkschaftswesen wurde legalisiert, was den Interessen der Arbeiter sehr entgegenkam. Eine weitere Neuerung unter Venizelos war das Verbot der Sonntagsarbeit, welches von den Gewerkschaften gefordert wurde.
- Auch Minimallöhne für Frauen wurden eingeführt.
- Das Verbot des Zusammenschlusses von Scheinfirmen ist ein weiterer Erfolg unter der Führung Venizelos.
Venizelos genoss schon die Unterstützung der Geschäftswelt und der sogenannten Intelligenz, durch seine Sozialgesetzgebung erlangte er auch das Vertrauen der Arbeiter. Wie wichtig Venizelos gerade die Arbeiterschaft war erkennt man sehr gut an einem auf 1910 datierten Ausspruch:
„Ich glaube unerschütterlich, dassdas Material und die moralischen Ressourcen der Nation in den Händen von pflichtbewussten Arbeitern für die Erneuerung genügen, um ein Griechenland zu schaffen, das den Anforderungen der heutigen Zivilisation würdig ist,
das fähig ist, der zivilisierten Welt Achtung einzuflössen, einen ehrenvollen Platz in der Familie zivilisierter Völker einzunehmen und schließlich fähig ist, wenn es einmal moralisch und materiell stark geworden ist, zur Sicherung des Friedens im gesamten (Nahen)Osten beizutragen unter Bedingungen, die den Fortschritt und Wohlstand aller Völker des Ostens sichern.“
(Zitat aus: Richard Clogg Geschichte Griechenlands)
Diese zwei Postkarten entstanden zu Propagandazwecken und bringen die Standpunkte von Gegnern und Anhängern Venizelos zum Ausdruck.
Postkarte1: Gestaltet von Venizelos Gegnern in der Zeit des nationalen Schismas. Das große Gehirn beinhaltet Vorwürfe wie: „Falschheit, Raub, Verrat, Hitzigkeit, Gerissenheit, Intrigen, Starrsinn, Größenwahn und Unverschämtheit.“
Postkarte2: 1920 von Anhängern Venizelos gestaltet. Der Vertrag von Sévres war ein diplomatischer Erfolg Venizelos und seine Anhänger schickten ihm zum Dank diese Karte. Jesus und Venizelos nebeneinander: Religion und Politik zur damaligen Zeit untrennbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Insgesamt gesehen, kann man sagen, dass unter Venizelos und seiner Regierung erhebliche Verbesserung im sozialen und ökonomischen Bereich gemacht wurden, und der Fortschritt in Griechenland gesichert war. Die Stadt wurde für die Landbevölkerung immer attraktiver und die Bevölkerungszahlen (Statistik I) stiegen von 2,8 auf 5 Millionen Einwohner, welche für die besseren Verhältnisse im Staat sprechen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Schaubild: Melanie Seidenglanz)
Der Reformpolitik Venizelos’ haftet allerdings auch ein Makel an:
Sie wurde nie ganz zu Ende gebracht. Durchführungen blieben zum Teil nur Fragmente.
Ein Grund hierfür war zunächst der Balkankrieg und später die 2 Weltkriege.
b. 2.) Außenpolitik
In der Außenpolitik zeigten sich die wahren Erfolge der Venizelos Regierung. Man war in der „nationalen Frage“ erfolgreicher als die Vorgänger. Als „nationale Frage“ bezeichnete man das damalige griechische Anliegen das Staatsgebiet soweit zu erweitern, dass alle Gebiete welche von Griechen besiedelt sind, in den Staat integriert werden. Diese sogenannte
„Megale Idea“( „Große Idee“) wurde vor Venizelos nur als „Mittel der Demagogie“, und im Wahlkampf genutzt. Die Armee wurde daher mit Hilfe von französischen und britischen Beratern reorganisiert. Es gab Verbesserungen im Bereich der Marine und im Sanitätsbereich.
b. 2. 1.) Die Balkankriege 1912-1913
Der Anlass für die Balkankriege war die in der Türkei herrschende Unterdrückung der christlichen Bevölkerung durch die Jungtürken. Die in der Türkei herrschenden Unruhen, machten es der Armee leicht. Unter der Federführung des innerlich sozial arg gebeutelten Zarenreiches Russlands, welches auf dem Balkan eine aggressive Linie verfolgte, schlossen sich im Mai 1912 Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland zur Balkanliga zusammen. Das einzige Ziel welches die sonst so konkurrierenden Staaten verband, war die Vertreibung der Türken aus Europa. Der sogenannte „ Kranke Mann am Bosporus“ schwächelte nämlich enorm. Als Belohnung lockten für die Siegermächte die Aufteilung von Makedonien, Thrakien, Albanien und dem Kosovo.
Am 18.Oktober nach dem Angriff Montenegros, erklärten Serbien, Bulgarien und Griechenland dem osmanischen Reich den Krieg. Zu Beginn des Monats November fand ein Wettlauf zwischen bulgarischen und griechischen Truppen nach Thessaloniki, einem strategisch wichtigen Stützpunkt statt. Die griechische Armee verbuchte hier ihren ersten nennenswerten Erfolg. Man war einige Stunden vor den bulgarischen Truppen in der Stadt.
Auch wurden große Teile des Balkans erobert, bis auf Istanbul, welches für die Griechen bis heute Konstantinopel heißt. Des weiteren eroberte man ägäische Inseln, unter anderem Chios, Lesbos und Samos und Venizelos’ Heimatinsel, Kreta. Hier zeigte sich die wahre Stärke der neu reformierten griechischen Marine.1913 nahmen griechische Truppen, Ioannina, die Hauptstadt des Epirus, ein.
Im Friede von London wurde festgehalten, dass die Türkei alle Ansprüche auf Kreta sowie europäische Besitzungen mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Istanbul, aufgeben müsse.
Nach dem Ende des I. Balkankriegs gegen die Türken zerfiel die Balkanliga, da Uneinigkeit über die Aufteilung von Makedonien und Thessalonikis herrschte.
Der nun folgende II. Balkankrieg fand zwischen den ehemaligen Mitgliedern der Balkanliga statt. Der Krieg mit Serbien gegen Bulgarien, welches sich zuvor auch am Krieg gegen das osmanische Reich beteiligte, war ein Krieg der nur zur Aufteilung der Beute diente.
Der Friede von Bukarest ordnete 1913 die Machtverhältnisse auf dem Balkan neu.
Griechenlands neue Grenzen nach dem Ende der Balkankriege (1913).
Die schwarze Linie symbolisiert die Grenze.
Das gepunktete Gebiet symbolisiert bulgarisches Staatsgebiet.
(Quelle: Harms Atlas: Deutschland und die Welt)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
b. 2. 2.) Die Folgen der Balkankriege
Das neue Machtverhältnis hatte für Griechenland zwar den enormen Vorteil, dass sich das Staatsgebiet mehr als verdoppelt hatte. Doch ein gewaltiger Nachteil der Grenzverschiebungen war ,dass ohne Rücksicht auf Nationalitäten und den Verlauf von Kulturräumen Grenzen gezogen wurden. Hieraus resultieren noch viele Konflikte und Kriege. So ist das Gebiet des nördlichen Epiros, den man neu hinzugewann, mit den Städten Kameria und Moschopolis ein gewaltiger Krisenherd, in dem griechische und albanische Gruppen aufeinandertreffen. Das Königreich wandelte sich von einem relativ homogenen Nationalstaat zu einem Nationalitätenstaat. Dieser Wandel bringt immer Probleme mit sich. Die Frage nach der Umgehensweise mit ethnischen Minderheiten war offen und innerpolitische Spannungen somit förmlich vorprogrammiert.
Positiv war für Griechenland war, dass die Inseln Chios, Lemnos, Lesbos und Samos sowie Thasos und Smothrake nun zum Staatsgebiet gehörten.
Makedonien stellte die wohl wichtigste Erwerbung dar. Mit Kastoria, Edessa, Serrä und Kavala befanden sich in diesem Bereich gut entwickelte Wirtschaftzentren. Hier sollte es allerdings zu großen Problemen kommen, da die Hälfte der Bevölkerung nicht-griechisch war. Als Beispiel hierfür kann man die Vielvölkerstadt Saloniki 3 betrachten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Werte aus Weithmann: Geschichte Griechenlands)
Ein weiterer Krisenherd stellten die Dodekanes-Inseln u.a. Rhodos dar, wo sich die Italiener niederließen. Im Osten flackerte das Zypernproblem auf, welches bis heute noch ungelöst ist.
In anderen Teilen des Landes gab es auch viele Slawen und Moslems, welche ein weiteres Konfliktpotential darstellten.
Insgesamt gesehen ergab sich ein territorialer Zuwachs von knapp 70%. Die Bevölkerung stieg von 2,8 Millionen auf fast 4,8 Millionen an.
3: Thessaloniki
b. 2. 3. ) Der 1.Weltkrieg
Die Athener Regierung war aber trotz dieses enormen Machtzuwachses noch immer nicht zufriedengestellt. Venizelos hatte zu dieser Zeit mit großen innerpolitischen Problemen zu kämpfen und flüchtete sich schließlich in die Propaganda der „Großen Idee“. Letztendlich verfügt Ministerpräsident Venizelos die Aufnahme in die Entente 4. Der König, welcher mit der Preußischen Prinzessin Sophie verheiratet war, wie Metaxas eine preußische Ausbildung genoss, und somit deutsch orientiert war, befand sich nun in einem Machtkampf mit der britisch orientierten Athener Regierung. Die Kluft zwischen dem Königshaus und der Regierung wurde somit immer tiefer. Es handelte sich hierbei nicht nur um die Frage Krieg oder Neutralität? Sondern auch um die grundsätzliche Frage: Republik oder Königreich?
Dies führte zu einer nationalen Spaltung, Ethnikos Dichamos.
Schließlich zwang Konstantin I Venizelos zur Demission 5 am 6.März 1915 und löste auch im Oktober das Parlament auf. Die Neuwahlen wurden auf Grund des Verfassungsbruchs, der König überschritt seine Kompetenzen, von der liberalen Partei boykottiert. Britische und französische Truppen besetzen Thessaloniki, was eigentlich einen völkerrechtlichen Rechtsbruch darstellte, da Griechenland bisher im Geschehen des Weltkrieges neutral war. Doch Frankreich und Großbritannien behandelten Griechenland wie ein besetztes Land.
Es befand sich ihre Kriegsflotte im Hafen von Piräus, sie verhängten über Nordgriechenland das Kriegsrecht, und drohten mit der Bombardierung Athens falls der König nicht abdankt. Hieraufhin begibt sich Konstantin ins Exil. Venizelos bildete im Oktober 1916 in Thessaloniki eine neue Regierung und erklärt dem deutsch/österreichischem/türkischem Bündnis den Krieg. Als Gründe kann man hierfür die Ablenkung von innerstaatlichen Problemen anführen und die bereits erwähnte Möglichkeit der Machtausdehnung. Venizelos liebäugelte ganz offen mit Gebieten Kleinasien und Thrakien. Aber der Bürgerkrieg, welcher zwischen den Venezilisten, welche sich hauptsächlich im Norden und auf dem Grossteil der griechischen Inseln befanden, und den Royalisten im Bereich um Athen und in Mittel-/Südgriechenland stattfand, half nicht gerade dabei die schwierige Situation im Lande zu verbessern.
Auf jeden Fall unterstellte man das griechische Militär dem alliierten Kommando und hatte mit dem Vorstoß nach Norden und dem Durchbruch der makedonischen Front einen großen Anteil an der Kapitulation von Wien und Berlin im November 1918.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Bildquelle: Internet)
4:Staatenbündnis zwischen den Staaten die gegen Deutschland/Österreich kämpften
5:Rücktritt eines Ministers
b .2. 4.) Die Folgen des 1.Weltkriegs
Griechenland war wirtschaftlich eigentlich nicht in der Lage im 1.Weltkrieg mitzukämpfen.
Schon vor Kriegsantritt war das Land durch wirtschaftliche und soziale Probleme arg gebeutelt, und nun stand es um die Bevölkerung noch schlimmer. Griechenland stand zwar auf der Seite der Gewinner und erhielt neue Gebiete doch wäre denn Menschen Brot lieber gewesen.
Nach dem Sieg der Entente erhält Griechenland Gebiete im zuvor heftig umkämpften Epiros und Makedonien.. Doch der Frieden hielt nicht lange. Griechische Truppen landeten in Kleinasien, Smyrna, und trafen hier auf den Widerstand der Mannen um Kemal Atatürk.
Es kam 1922 dann zur totalen Niederlage Griechenlands und zur Niedermetzelung der dort lebenden griechischen Bevölkerung, ein weiteres düsteres Kapitel in der Geschichte Griechenlands. In der Konferenz in Sévres kam es zu einem Friedensvertrag zwischen Griechenland und dem osmanischen Reich. Man vereinbarte, dass das Smyrna zunächst unter türkischer Oberhoheit bleiben solle, aber nach 5 Jahren offiziell zu Griechenland annektiert werden soll. Dieser Vertrag bestätigte Venizelos in seiner Politik. Seine Anhänger sprachen von einem Griechenland auf 2 Kontinente und 5 Meeren.
Es kam zu „Säuberungen“ in der Armee, der Justiz, im Beamtentum und im gesamten öffentlichen Leben. Venizelos wollte sich nun endgültig von Royalisten und politischen Gegner befreien. Seine Partei wandelte sich von der „Liberalen Partei“ zu einer „Partei griechischen Typus“, einem „kritiklosen Akklamationsverein“, wie sie von ihren Gegnern bezeichnet wurde. Dies wirkte sich auf die Wahlen im November aus.
Die Anti- Venezilisten, hauptsächlich Anhänger des Königs, gewannen 246 von 370 Sitzen.
Die größte Schmach für Venizelos war, dass er gar seinen eigenen Wahlkreis verlor.
Diese Niederlage war fast schon vorrausehbar. Das Volk hatte 8 Jahre! unter Kriegsbedingungen gelebt. Man hatte vorübergehend genug von Venizelos und seiner
„ Großen Idee“.
c) Die Rückkehr von Venizelos / Ende einer großen Karriere/ Verdienste
Nach seinem selbstauferlegten Exil repräsentierte er Griechenland bei der Konferenz von Lausanne. Hier versuchte er für sein Land zu retten was noch zu retten ist, also die Grenzen nicht zu weit zurückzuverschieben.
1928 kehrte er wieder in die Politik zurück. Er schaffte es in dieser Zeit wieder die Fäden der Macht in den Händen zu halten, doch 1933 wurde er von der internationalen Wirtschaftskrise förmlich überrannt. Er verlor die Macht. Ein Pro - Venizelos- Putsch im März scheiterte, genauso wie mehrere Attentate auf ihn. Venizelos versuchte durch weitere Putsch Versuche im März 1935 wieder in seine Machtposition zurückzukehren, doch scheiterte er kläglich.
Es wurde für ihn immer gefährlicher und so war er gezwungen schweren Herzens, seinem Land den Rücken zu kehren und floh nach Frankreich ins Exil.
Kurz vor seinem Tode im Jahre 1936, bat er seine Nachfolger mit König Georg II. zusammenzuarbeiten. Dieser war gerade erst ins Land zurückgekehrt.
Sein letzter Wunsch, die Zusammenarbeit mit dem Königshaus, eine Sache welche er sein ganzes Leben zu vermeiden versucht hatte.
Hier noch einmal die wichtigsten Verdienste von Venizelos im Überblick:
- Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Eine weitere Neuerung auf dem Bildungssektor stellt die Gründung von Berufsschulen dar.
- Einführung des Berufsbeamtentum
- Landwirtschaftliche Genossenschaften wurden gegründet und mit Hilfe von staatlichen Anleihen unterstützt.
- Eine Verbesserung der ökonomischen Lage versuchte die Regierung durch die Förderung der Industrialisierung zu erreichen.
- Das Gewerkschaftswesen wurde legalisiert, was den Interessen der Arbeiter sehr entgegenkam. Eine weitere Neuerung unter Venizelos war das Verbot der Sonntagsarbeit, welches von den Gewerkschaften gefordert wurde.
- Im Rahmen der Sozialgesetzgebung wurden unter anderem auch Minimallöhne für Frauen wurden eingeführt.
2.Schwerpunktthema:
Der 2.Weltkrieg Griechenland unterm Hakenkreuz
I. Die Besetzung Griechenlands
a) Der Faschismus unter Metaxas
Metaxas studierte an der Preußischen Militärakademie in Berlin und war stets ein großer Bewunderer von deutschen Tugenden wie Ordnung, Disziplin und Ernsthaftigkeit gewesen.
Er sah diese im Gegensatz zu seinen ungestümen Landsleuten. Metaxas war ein Gegner von Venizelos und in seiner Gesinnung ultrarechts. Im März 1936 ernannte Georg II ihn zunächst zum Kriegsminister und später dann zum Premierminister.
Metaxas nutze die Strittigkeiten zwischen Venezilisten und Anti- Venezilisten zu seinen Gunsten und errichtete am 4.August 1936 eine Diktatur. Die Verfassung wurde nach einem Generalstreik zum Großteil aufgehoben, mit der Begründung ,dass er nur so den Kommunismus bekämpfen könne.
Die Pressenzensur wurde eingeschränkt, fast alle liberale ,demokratischen sowie kommunistische Werke standen auf dem Index und wurden öffentlich verbrannt. Die Versammlungsfreiheit wurde eingeschränkt und das Kriegsrecht über Griechenland verhängt. Sämtliche politische Gewerkschaften wurden verboten und somit beinahe jegliche Opposition ausgeschalten. Die Parteien wurden aufgelöst und viele Politiker wurden deportiert. Besonders betroffen war hiervon die KKE. Über 2000 Mitglieder und Funktionäre der Partei kamen ins Lager oder Gefängnis, darunter fast die gesamte Parteiführung.
Metaxas prägte den Begriff der „Dritten Hellenischen Zivilisation“, in dieser würden Strömungen der antiken und der neuen Welt zusammentreffen. Als Diktator umgab er sich mit Glanz wie andere faschistischen Systeme seiner Zeit, zum Beispiel die Nazis. Er gründete auch eine Jugendorganisation, die EON, welche seinen Idealen nacheifern sollte.
Metaxas unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland- Goebbels besucht z.B. Athen und hält dort eine Kundgebung ab- dennoch orientierte sich die griechische Außenpolitik an Großbritannien. Metaxas versuchte beim Ausbruch des 2. Weltkriegs Neutralität zu bewahren. Metaxas verfolgte eine Balancepolitik zwischen Deutschland und Großbritannien. Diese sogenannte Schaukelpolitik hatte zur Folge, dass weder die Briten noch die Deutschen Griechenland vorbehaltlos unterstützen.
Er starb im Januar 1941, 2 Monate vor dem Einmarsch der deutschen Truppen.
Sein Nachfolger wurde Emmanuil Tsuderos, der dann aus Depression und Angst vor den deutschen Besatzern Selbstmord begann.
Arbeiter erbieten dem Protos Agrotis ( Erster Bauer) und Protos Ergatis ( Erster Arbeiter) den Faschistengruß
(Bildquelle: Richard Clogg)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
b) Warum Hitler doch in Griechenland einmarschierte
Nach dem Anschluss Österreich 1938, dem Überfall auf Polen , die Tschechei 1939 sowie die Slowakei befinden wir uns mittlerweile im Jahre 1940, mitten im 2. Weltkrieg. Deutschland hatte bereits auch Dänemark und Norwegen besetzt. Im Jahr darauf folgten die Angriffe auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich.
1940 übernahmen Großbritannien und Frankreich eine Sicherheitsgarantie für Griechenland.
Im Hafen von Tinos versenkte das italienische U-Boot „Delfino“ mit 3 Torpedoschüssen den griechischen Kreuzer „Helli“. Hitler untersagte daraufhin Mussolini jegliches Eingreifen im neutralen Griechenland. Doch Italien verschiffte 40319 Soldaten, sowie 33535 Tonnen Material über das Adriatische Meer nach Albanien. Die Italiener „befreiten“ Albanien und stellten der griechischen Regierung ein Ultimatum. Man forderte die Errichtung von italienischen Garnisonen in Nordgriechenland. Die Angst vor einer Volkserhebung zwang die griechische Regierung, „ochi“( nein) zu sagen. Der Ochi-Tag ist bis heute nationaler Feiertag.
Daraufhin erfolgte am 28.Oktober 1940 um 5.30 der Angriff. Auf griechischer Seite standen den italienischen Truppen nur 14 Infanteriedivisionen und 1 Kavalleriedivision unter der Führung von General Papagos gegenüber.
Insgesamt hatte Griechenland nach der Mobilmachung ein Heer von 430 000 Soldaten.
Die Luftwaffe der Griechen war unterlegen. Griechenland verfügte über 44 Jäger, 39 Bomber und 66 zum Teil schrottreife Aufklärungsflugzeuge. Also 139 griechische Flugzeuge gegen 400 Flugzeuge der Italiener. Am 29. Oktober erfolgte mit der Besetzung Kretas die Garantieerfüllung der Großbritanniens. Die Royal Navy begann sogleich mit der Verminung des griechischen Gewässers. Die Briten kontrollierten somit die Seewege. Unter anderem den Weg zu den Dodekanes-Inseln, was die Versorgung der Italiener stark beeinträchtigte. Griechenland wehrte sich und hatte die Italiener bis Dezember nahezu ganz aus dem Land vertrieben. Ein großer Erfolg war, dass Griechenland Gebiete Albaniens erobert hatte und nun ¼ des Landes kontrollierte. Am 28.Dezember bittet Mussolini Hitler, ihn in Albanien zu unterstützen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Deutsche Soldaten bei einem Einsatz in Griechenland
(Bildquelle: Deutsches Historisches Museum)
c) Die Besetzung des Festlandes
Im März 1941 befanden sich etwa 100.000 Briten auf dem griechischen Festland, dies und die Sicherung der Ost-Flanke waren die Gründe für die deutsche Bombardierung der starkbefestigten Metaxas Linie im Norden des Landes am 6. April 1941. Danach marschierten die deutschen Truppen durch Südjugoslawien und Bulgarien nach Griechenland.
Die 12. Armee unter der Führung des Generalfeldmarschalls Willhelm List traf zunächst auf den Widerstand von Metaxas und dessen tapferen Mannen. Die deutschen Soldaten zogen nach Saloniki und fielen so der griechischen Verteidigungslinie in den Rücken. Schnell war die Allianz der griechischen und britischen Truppen besiegt.
- Gründe hierfür waren die wenig motorisierten Infanterieverbände der Griechen, welche über kaum Mobilität verfügten und deren Mangel an schweren Waffen. Man war nicht in der Lage der gutausgerüsteten Wehrmacht Widerstand zu leisten.
- Ein weiter Grund für den schnellen Sieg Deutschlands war die fehlende Luftwaffe der Griechen.
- Das heißt es gab keine Bomben aus der Luft, welche den Vormarsch der deutschen Truppen Einhalt hätten gebieten können.
- 60.000 Soldaten kapitulierten und machten den deutschen Truppen den Weg nach Zentralgriechenlands über das Olymp Massiv frei.
- Am 20. 4. befanden sich bereits deutsche Verbände vor der geschichtsträchtigen Stellung an den Thermopylen (Schauplatz der Perserkriege 480v.Chr.), in der sich britische Truppen verschanzt hatten.
- Am 21. 4. kapitulierten 16 griechische Divisionen an der albanisch-griechischen Grenze vor der 12. Armee.
- Am 23.4. unterzeichnete General Tsolakoglou stellvertretend für die Regierung Griechenlands den Waffenstillstandsvertrag, damit galt Griechenland nun offiziell als besiegt.
➙Dies bedeutete zunächst den Zusammenbruch des griechischen Wiederstandes.
- Am 26. April waren deutschen Truppen bereits in Korinth, am 27. April fiel Athen.
- Die Besetzung des gesamten griechischen Festlandes sowie der wichtigsten Mittelmeerinseln, abgesehen von Kreta hatte nun begonnen. Hier fand zu diesem Zeitpunkt gerade die Evakuierungsoperation „ Demon“ statt. In dieser Nacht- und Nebelaktion rettete man 50.000 britische Soldaten aus Kreta. 12.000 sollten später in die Kriegsgefangenschaft der deutschen Truppen geraten.
- König Georg floh zunächst nach Kreta, wo er eine Exilregierung bildete. Nach der Eroberung Kretas durch die deutschen Truppen floh er erst nach Kairo und später nach London.
- Am 29 April war nach der Besetzung Kalamatas an der Südküste der Peloponnes der griechische Feldzug für die deutschen Soldaten abgeschlossen. Der Widerstand der griechischen Armee kostete 2559 deutschen Soldaten das Leben. 5820 wurden verwundert und 3169 als vermisst gemeldet.
➙Deutschland verlangte Griechenland hohe finanzielle Leistungen ab, welche man als „Darlehen“ bezeichnete. Diese wurden nie zurückgezahlt und schadeten der griechischen Wirtschaft enorm.
➙Die Inflationsrate stieg weiter an und es kam zu Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten. Die Regale in den Läden waren leer.
➙In der Zeit der Nazi-Herrschaft starben 400 000 Griechen den Hungertod.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Deutsche Soldaten hissen Einmarsch deutscher Truppen auf die Akropolis.
Die Hakenkreuzfahne auf der Akropolis.
Der Student Manolis Glesos holte sie in einer
nächtlichen Aktion vom Fahnenmast und wurde
so zu einer Symbolfigur des Widerstands.
(Fotos: Deutsches Historisches Museum, Berlin)
c .1.)Operation Merkur / Die Besetzung von Kreta
Auf Kreta, dem strategisch wichtigen Luft- und Seestützpunkt, befanden sich 32000 britische Soldaten, unter anderem auch Australier und Neuseeländer sowie etwa 10 000 griechische Soldaten und zahlreiche Freiwillige. Deutsche Aufklärungsflugzeuge unterschätzen allerdings diese Truppenstärke um ein Vielfaches. Dies erklärt auch weshalb bei dem größten Luftunternehmen des 2.Weltkriegs, in dem 15 000 deutsche Fallschirmjäger über Kreta absprangen, viele verwundet und erschossen wurden. Zu den Kampfverbänden der Luftwaffe gehören 430 Bomber und 180 Jäger. Die Kriegsmarine war mit 2 Dampferstaffeln und 2 Motorseglerstaffeln an der Operation beteiligt. Die italienische Marine stellte 2 Zerstörer und 12 Torpedoboote, sowie mehrere U-Boote, Schnellboote und Minensucher zur Verfügung.
Geplant war die Einnahme der 3 Inselflughäfen, doch nur die Eroberung des Flughafens von Maleme gelang. Die Briten waren dank seines Abhördienstes über jedes Detail der Operation informiert. Die Absprungsorte der Fallschirmspringer waren den britischen Einheiten geläufig und man konnte sich entsprechend günstig postieren. Bei einer großangelegten Invasion vom Meer aus in der Sudabucht gelangten 14000 Gebirgsjäger der 5.Gebirgsdivision an Land, womit die Verstärkung gesichert war. Am 21.Mai gelingt bei einem erneuten Versuch die Einnahme des Flugplatzes von Maleme. Bis zum 1.Juni fanden nun erbitterte Kämpfe statt, bis sich die uneingeschränkte Lufthoheit der Deutschen vollends auszahlte. Die britische Mittelmeerflotte hatte so herbe Verluste erlitten, dass sie sich von Kreta zurückzog. Großbritannien hat 18 000 Soldaten im Heer und in der Marine verloren. Die Eroberung Kretas gelang trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit.6500 Wehrmachtssoldaten verloren ihr Leben und dies hatte verheerende Vergeltungsmaßnahmen zur Folge. Die NS-Propaganda erklärte diesen Sieg bzw. die Eroberung Kretas als Beweis deutschen Kampfeswillen. Die Fallschirmjäger wurden zum Teil geehrt und ihr Ruhm durch das „Lied der Fallschirmjäger“ zum Ausdruck gebracht.
Die deutschen, italienischen und bulgarischen Besatzungszonen 1941.
Wie man hier erkennt kontrollierten die Deutschen das Gebiet um Athen und Saloniki, die Inseln Limnos, Lesbos, Chios und ein Großteil von Kreta, sowie ein kleiner Teil der Türkei.
Die Bulgaren besetzten Westthrakiens und Teile Makedoniens.
Die Italiener kontrollierten den Rest des Landes.
(Karte: Richard Clogg)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anmerkung des Autors:
Auf der nächsten Seite erhält der Leser einen guten Eindruck vom damaligen Selbstbewusstsein eines deutschen Soldaten.
In Stalingrad ist von dieser „ Kriegsbegeisterung“ nichts mehr zu sehen, daher denke ich ist es interessant einen Eindruck von der gegebenen Situation an Hand dieses Liedes zu erhalten.
Der deutsche Soldat galt zu dem damaligen Zeitpunkt als siegessicher, tapfer und todesmutig.
Schlagwörter wie „ Ehre“, „ Treue“ und „ Tod“ prägten die Soldaten.
All dies findet man im Liedtext zum Ausdruck gebracht.
c .2.)Das Lied der Fallschirmjäger
Rot scheint die Sonne, fertig gemacht
Wer weiß ob sie morgen für uns auch noch lacht.
Werft an die Motoren, schiebt Vollgas hinein,
startet los, flieget an, heute geht es zum Feind!
In die Maschinen, in die Maschinen!
Kamerad, da gibt es kein Zurück,
fern im Westen,
stehen dunkle Wolken.
Komm mit und zage nicht, komm mit!
Donnern Motoren-Gedanken allein,
denkt jeder noch schnell an die Lieben daheim.
Dann kommt, Kameraden, zum Sprung das Signal,
und wir schweben zum Feind, zünden dort das Fandal!
Schnell wird gelandet, schnell wird gelandet!
Klein unser Häuflein, wild unser Blut,
wir fürchten den Feind nicht und auch nicht den Tod.
Wir wissen nur eines, wenn Deutschland in Not,
zu kämpfen, zu siegen, zu sterben den Tod!
An die Gewehre, an die Gewehre!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Deutsches Historisches Museum; Berlin)
II. Leben im Nazi-Regime
a) Der Widerstand
Im Frühjahr 1941 kam es in einem Großteil der deutsch-, italienisch- und bulgarischkontrollierten Gebieten zu regelrechten Partisanenkämpfen. Der Widerstand gegen die Besatzer formierte sich zunächst erst sehr langsam. Anfangs handelte es sich hierbei um etwa 100 Kämpfer, doch ihre Zahl stieg stetig an. Der Widerstand setzte sich zum Großteil aus Gewerkschaftsmitgliedern zusammen, aber auch andere Organisationen wie die Kirche nahmen auf ihn Einfluss. Die größte Organisation im Widerstand war die EAM, diese Abkürzung bedeutet (Ethniko Apeletherotiko Metopo), zu deutsch: Nationale Befreiungsfront. Diese Organisation war sehr stark links, also kommunistisch orientiert.
Ein wichtiges Ziel der EAM war die Wahl einer freien Regierungsform nach Kriegsende.
Die EAM betrieb auch die Gründung weiterer Organisationen zum Beispiel eine Jugendorganisation oder eine Organisation, die sich um Opfer der Besatzung kümmerte.
Eine militärische Unterorganisation der EAM, war die ELAS (Ethnikos Laikos Apeleftherotikos Stratos), Nationale Befreiungsarmee.
Im Gegensatz zur EAM operierte die monarchisch ausgerichtete EDES (Ellinikos Dimokratikos Ethnikos Syndesmos), Griechisches demokratisch- nationales Bündnis, welches von einem ehemaligen Oberst der griechischen Armee, Napoleon Zérvas, im Epirusgebirge gegründet wurde. Eine Gemeinsamkeit, welche die Mitglieder von EDES verband, war die Antipathie gegenüber König Georg, den man für die schlechte Lage unter Metaxas verantwortlich machte. Die EDES erreichte nie eine so große Anhängerschaft wie die EAM, und ihre Operationen waren nie so effektiv.
Neben diesen beiden Gruppen existierten zahlreiche weitere, unabhängig voneinander kämpfende Widerstandsgruppen, welche immer wieder zersplitterten und sich neu zusammensetzten. Die Gruppen erhielten zunächst nur wenig Unterstützung aus der Bevölkerung.
Erst nach der Sprengung von Eisenbahnbrücken bei den Schluchten von Gorgopotamos, kam es zu einem starken Zulauf. Das Ansehen der Widerstandsgruppen war durch diese Tat, welche den Nachschub der deutschen Truppen unmöglich machte, immens gestiegen und immer mehr junge Männer wollten ihr Vaterland verteidigen.
- 1943 zählte ELAS 16 000 Mitglieder und die EDES 7 000.
- Im Jahre 1944 hatte ELAS bereits 48 000 und EDES 14 000 Mitglieder.
Die Briten unterstützen vor allem die EDES mit Waffen, Kleidung, Schuhen und Nahrungsmittel. Britische Verbindungsoffiziere versuchten die Truppen zu schulen, doch Griechen sind bekanntlich sehr dickköpfig und waren daher oftmals nicht in der Lage sich in einem Befehl unterzuordnen.
ELAS ging selbst gegen die eigenen Landsleute rücksichtslos vor. So wurden Nahrungsmittel eingefordert und wer diesen Zahlungen nicht nachkam, galt als deutschfreundlich und wurde erschossen. Nahrungsmittel, die eigentlich für die hungernde Bevölkerung Griechenlands gedacht waren, wurden oft auch von diesen Gruppen beschlagnahmt und nicht im Sinne der Briten an die Menschen verteilt.
Man sieht also, dass einige die Kriegssituation ausnutzten um sich zu bereichern.
Nach der Landung der alliierten Truppen in Sizilien und dem darauffolgenden Sturz von Mussolini, kapitulierten 270 000 italienische Soldaten in Griechenland und lieferten zum Teil bereitwillig ihre Waffen ab. Gerade unter den Italienern herrschte eine große Kriegsmüdigkeit, viele sahen ein, dass der Krieg verloren war und wollten nur noch heim zu ihren Familien. Ein Großteil des Waffenarsenarsenals gelang in die Hände der ELAS, welche nun ihre Chance gekommen sah, die ungeliebte EDES loszuwerden. Es kam zu erbitterten Kämpfen innerhalb des Widerstands. Die deutsche Wehrmacht nutzte diesen Zustand zu einem umfangreichen Schlag gegen beide Parteien.
Da die EDES nun kurz vor dem Zusammenbruch stand handelte man mit den Deutschen einen Waffenstillstandsvertrag aus. Die Wehrmacht versorgte EDES nun mit Waffen und Munition. Man versprach sich somit eine Schwächung der ELAS herbeiführen zu können.
Für jede geglückte Aktion des Widerstands wurden regelrechte Massaker als Vergeltungsmaßnahme durchgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Guerillakrieger ( Bildquelle: Richard Clogg)
b) Die Bevölkerung
Die Lage der Bevölkerung war vor allem geprägt durch die sogenannten „ Darlehen“ von Griechenland an Deutschland. Von 1942 bis 1944 schöpften die Besatzer die wirtschaftliche Ressourcen rücksichtslos aus. Auf Grund der hieraus resultierenden Inflation, welche noch nie da gewesene Dimensionen annahm, gab es einen unglaublichen Preisanstieg.
Inflation/ Situation in den Städten:
- 3 Pfund Brot kosteten vor der Invasion der Italiener 10 Drachmen.
- Im Oktober 1944 lag der Preis bei 34 000 000 Drachmen!
- Bei Käse stieg der Preis von 60 auf 1 160 000 000 Drachmen.
- Dies erklärt weshalb im Winter 1942 fast 300 Menschen pro Tag starben.
- Die Säuglingssterblichkeit erreichte 80 % und die allgemeine Sterberate betrug zeitweise das Siebenfache des Vorkriegsstandes.
- Der pro Kopf Verbrauch von Brot während eines Jahres fiel zu dieser Zeit von 179 Kg auf 40 Kg. Die Regierung versuchte die Verelendung mit Hilfe von Weizenimporten zu stoppen.
Das Rote Kreuz verteilte kostenlose Nahrungsmittel in Armenküchen, doch der Mangel an Lebensmittel war schrecklich. Die Regale in den Geschäften leer.
Es gab einen florierenden Schwarzmarkt und im Gegensatz zu den vielen armen und hungernden, gab es eine kleine reiche Schicht, die sich die besten Luxusgüter aus dem Ausland einfliegen konnte. Am schlimmsten war die Not in der Stadt.
Situation auf dem Land:
Doch auf dem Land, insbesondere in den kleinen Dörfern, musste man auch noch Soldaten der Besatzer ins Haus aufnehmen. Diese nahmen sich selbstverständlich das beste Zimmer, die besten Nahrung und oftmals die hübscheste Tochter. Die Bauern konnten ihre Felder nicht mehr bestellen, da die Felder oftmals verbombt waren. Außerdem konnte jeder auf der Straße angetroffenen Grieche zum sofortigen Arbeitsdienst eingeteilt werden.
Situation der Juden:
Im Baron-Hirsch-Hospital in Thessaloniki wurde ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung eingerichtet. Die Juden mussten einen gelben Davidstern tragen, den sie selber anzufertigen hatten. 46 000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde, also 1/5 der Stadtbevölkerung von Thessaloniki, wurden nach Auschwitz deportiert.
Während der Besatzungszeit verloren 67 000 griechische Juden ihr Leben, also 87% der griechischen Juden. Der Rest floh in die Türkei oder wurde von orthodoxen Familien versteckt und beschützt. Einige kämpften mit den Partisanen im Widerstand.
Terror:
Griechenland hatte nach Russland die meisten Opfer im 2.Weltkrieg zu beklagen.
Allein bei Geiselerschießungen starben 20 000 Menschen. Die deutsche Wehrmacht sammelte hierbei wahllos Menschen ein und steckte sie in einen Eisenbahnwaggon. Wenn man in eine Gegend kam, in der man auf viel Widerstand traf und Angst vor einem Anschlag auf die Truppentransporte haben musste, ließ man nach und nach eine Geisel erschießen, um so den Nachschub der Truppen zu garantieren. Auf Kreta nahm man bei Kfz- Kolonnen viele junge Mädchen mit, um das Leben der Soldaten zu schützen.
c) Interview mit einer Zeitzeugin
Name: Giorgia Aktoudianaki
Geburts- und Heimatort: Gonia (Kreta)
War 1944 17 Jahre alt und pflegte eine alte Frau.
1. Wie äußerte sich die Besetzung Griechenlands?
Kreta wurde erobert, es wurden viele Menschen getötet. Die Deutschen haben alle Reichtümer der Arkadi gestohlen. Man töte viele Mitarbeiter der Kirche. Die Dörfer in Nähe meines Dorfes wurden verschont. Bei anderen Dörfern haben sie nur den Schlüssel an der Haustür gelassen.
2. Wie meinen sie das?
Dies ist ein griechisches Sprichwort. Es bedeutet, dass sie alles mitnahmen was nicht niet und nagelfest war.
3. Hatten sie persönlich Kontakt mit den deutschen Soldaten?
Ja, einmal. Ich kümmerte mich zu der damaligen Zeit um eine ältere Frau als plötzlich deutsche Soldaten zur Haustür hereinkamen. Sie schauten in den Ofen, holten das Essen heraus und haben es einfach gegessen.
4. Wie haben sie reagiert?
Gar nicht. Sie haben ja mir und der alten Frau nichts getan.
5. Hatten sie Kontakt zum griechischen Widerstand?
Nein. Aber ich hörte von ihren Erfolgen.
6. Gab es einen Unterschied in Anzahl und Verhalten zwischen den Italienern und den Deutschen?
Nein. Sie waren von der Anzahl ungefähr gleich und hausten gleich schlimm.
7. Hatten sie Angst vor den Soldaten?
Ja.
8. Haben sie damals etwas über die Geschehnisse in Kalávryta oder Distomo gehört?
Nein.
9. Erinnern sie sich an eine spezielle Situation?
Ja. Ich erinnere mich noch ganz genau. Es war an einem Donnerstag. Ich bin gerade zur Kirche gegangen, da holten die Deutschen alle Pfarrer und Kirchenmitarbeiter aus der Kirche.
10. Was geschah mit ihnen?
Man hat sie weggeschafft. Sie mussten ein großes Grab schaufeln, sich an den Rand stellen und wurden erschossen.
11. Wie haben sie davon erfahren?
Einen hat man am Leben gelassen. Er sollte zur Abschreckung allen von diesem Massaker berichten.
12. Gab es Griechen, die mit den Deutschen zusammen arbeiteten?
Ja, der Bürgermeister unseres Dorfes hat die Deutschen mit Essen versorgt.
Deshalb wurde unser Dorf wohl einigermaßen verschont.
13. Wie reagierten andere auf diese Zusammenarbeit?
Nach dem Krieg, als die Besatzer weg waren, holten die Einwohner des Dorfes den Bürgermeister aus seinem Haus und fesselten ihn an einen Baum, um ihm dort die Kehle durchzuschneiden. Man ließ ihn als Mahnmal stehen.
14. Wie verlief der Abzug der Besatzer?
Sie waren einfach weg.
15. Wie haben sie sich vor den Bomben und Fliegern geschützt?
Wir waren meistens auf den Äckern, im Wald zwischen den Bäumen versteckt oder in kleinen Hütten. Wir hatten Angst vor deren Flugzeugen.
16. Sind ihnen von noch mehr Aktionen der Deutschen/ Italiener gegen ihr Volk bekannt?
Ja. Man suchte die Amtsträger wie Priester und Bürgermeister. Sie mussten sich die ganze Zeit verstecken. Ich habe auch mitbekommen, wie man Frauen vergewaltigte und jungen Mädchen gar die Brüste abschnitt.
17. Hatten Sie Angst als sie nach Deutschland kamen?
Nein, ich kannte ja meinen Schwiegersohn.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Trauernde Frauen
(Bildquelle: Dimitris Kaldiris: Kalávryta)
(Das Interview wurde im Februar 2002 geführt. Als Übersetzter war Dominik Eisenbarth anwesend.)
d) Die Verbrechen von Distomo und Kalávryta
„Der Kampf gegen die Partisanen ist mit den allerbrutalsten Mitteln zu führen.
Die Truppe ist berechtigt und verpflichtet auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt.
Kein im Partisanenkampf eingesetzter Deutscher darf wegen seiner Verhaltensweise im Kampf gegen Partisanen und deren Mitläufer disziplinarisch oder kriegsgerichtlich zur Rechenschaft gezogen werden.“
Adolf Hitler
(Führerbefehl vom 16.12.1942)
Die Folgen dieses von Hitler persönlich ausgesprochenen Befehls werde ich an Hand von Distomo6 und Kalávryta aufzeigen. Die Geschichte dieser zwei Dörfer steht stellvertretend für 1600 zerstörte Dörfer und für die 120 000 Tote, welche bei sogenannten „Vergeltungsmaßnahmen“ ums Leben kamen.
Nun die Frage warum ausgerechnet Distomo und Kalávryta? Warum nicht Chortiatis, Kommeno oder Klissoura?
Diese Liste ließe sich beliebig lang erweitern. Meine Auswahl dieser beiden Orte möchte ich kurz begründen: Über alle genannten Orte habe ich Artikel gefunden und z.T. gelesen, d.h. ich habe historische Informationen über die Geschehnisse dort, aber zu Distomo habe ich eine Dokumentation mit dem Titel „Eine Griechenlandreise mit Folgen“ gesehen (Phoenix), die das dort Geschehene und ihr Weiterwirken eindrücklich aufzeigt. Kalávryta haben wir im Verlauf unserer Studienreise nach Griechenland besucht; dort habe ich am Denkmal des Massakers gestanden. Mit anderen Worten: Distomo und Kalávryta sind mir gleichsam persönlich „begegnet“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
6: auch unter Distomon bekannt
d .1.)Distomo
Am 10. Juni 1944 marschierte die 2.Kompanie des Panzergrenadierregiments 7 in Distomo ein. Der Bürgermeister und der Pope von Distomo begrüßten die Soldaten friedlich. Man unterhielt sich und der Dolmetscher befragte den Bürgermeister ob Partisanen in jüngster Zeit durch das Dorf gekommen waren. Dies bejahte der Bürgermeister, gestern wäre eine Gruppe im Dorf gewesen. Daraufhin stellte Kompanieführer Lautenbach einen Suchtrupp zusammen. Dieser Suchtrupp verließ das Dorf während die restlichen Soldaten dort warteten. Ein Stück vom Dorf entfernt geriet der Suchtrupp ins Geschützfeuer der Partisanen, der Dolmetscher und 7 weitere Soldaten wurden getötet. Man überwältigte einen Teil der Partisanen und machte 12 Gefangene, da die restlichen im Dorf wartenden Soldaten durch einen Signalschuss auf die Situation des Suchtrupps aufmerksam wurden und diesem zur Hilfe eilten. Nun marschierten die Soldaten zurück nach Distomo. Die 12 Gefangenen, allesamt junge Männer, wurden auf dem Marktplatz an eine Wand gestellt und erschossen. Danach schwärmten die Soldaten aus. Was nun geschah ist kaum in Worte zufassen und mir dreht sich selbst bei Schreiben dieser Zeilen der Magen um. Ich kann nur Bruchstücke von diesem riesengroßen Mosaik des Grauens liefern, nur berichten, was Zeitzeugen berichteten.
Frauen, die vergewaltigt wurden, und mit ihren Babys im Arm starben.
Kleine Kinder die durch die Häuser gejagt wurden, sahen wie man ihre Eltern und nach und nach alle Geschwister töteten.
Ein 4 Monate altes Baby dessen Bauch von unten nach oben aufgeschlitzt wurde und man danach seine Gedärme um seinen Hals schlang.
Lebende Männer denen man die Finger abhackte um an den goldenen Ehering zu kommen.
Es wurde erdolcht, erschossen und geköpft und das ganze Dorf abgebrannt.
Als die Deutschen abzogen und 218 Leichen zurückließen, begruben Kinder ihre Geschwister und Eltern und alle Überlebende flohen in Höhlen.
Als nach 9 Tagen das Rote Kreuz mit Hilfe von Partisanen in das von der Außenwelt abgeschnittene und nun völlig zerstörte Distomo kommt, liegt ein Verwesungsgeruch über dem Dorf. Im Bericht des Roten Kreuzes wird von riesigen Blutlachen berichtet. Ein Raum sei so voll von Blut gewesen, dass man die Türe nicht habe öffnen können.
212 Waisenkinder wurden evakuiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
d. 2.) Kalávryta
In Achaia liegt hoch oben im Gebirge der Ort Kalávryta, der im Sommer wegen des Klosters Mega Spilai und und wegen der Zahnradbahn, die von Diakophto durch eine wildromantischeromantische Gebirgsschlucht führt, gern von Touristen besucht wird.
Heute ist Kalávryta nicht nur ein bekannter Skiort, sondern ein Mahnmal.
Nach dem die ELAS 80 deutsche Soldaten erschossen hatte, marschierte die Wehrmacht am 9.Dezember 1943 in Kalávryta ein. Als Vergeltungsmaßnahme ermordete man 21 Mönche des Klosters Mega Spilaion. In Kalávryta selbst geschah zunächst nichts.
Am Morgen des 13. Dezembers hörte man das Läuten der Kirchturmglocke und den Befehl, sich mit einer Decke und einem Essensvorrat für einen Tag an Schule einzufinden. Die Soldaten teilten nun zwei Gruppen ein. Frauen und Kinder wurden von den männlichen Dorfbewohnern, ab 12 Jahre galt ein Junge hierbei als Mann, getrennt. Beide Gruppen hielten sich zunächst in verschiedenen Räumen in der Schule auf. Die Männer trieb man später auf ein Feld, etwas höher gelegen. Von hieraus mussten sie ansehen wie die Soldaten ihre Häuser, die Kirche, das ganze Dorf anzündete und wie man Männer, die sich noch im Dorf befanden erschoss. Im Rücken der 800 Männer baute man 10 Maschinengewehre auf und auf ein Signal hin begann man zu schießen. Diese Exekution dauerte beinahe 3 Stunden. Die Kirchturmuhr steht heute noch auf 2.34, dem exakten Zeitpunkt des Massakers.
Nur 10 Männer überlebten schwer verletzt. Zeitgleich wurde in der Schule alle Türen verschlossen und im Keller ein Feuer entzündet. Die Frauen und Kinder weinten und ein Soldat öffnete ihnen die Tür. Er wurde sofort erschossen, doch dank seiner humanen Tat überlebten Frauen und Kinder.
Die Frauen hatten die Aufgabe ihre Männer, Brüder und Söhne zu beerdigen und das Dorf neu aufzubauen.
Zum Gedenken der Toten befindet sich heute auf dem Platz der Exekution ein Mahnmal.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
April 2000: Gedenkwort von Bundespräsident Johannes Rau (l.) in dem nord peleponnesischen Städtchen Kalavryta, in dem am 13. 12. 1943 die Deutsche Wehrmacht in einer "Vergeltungsaktion" alle Männer ab 12 Jahren erschossen hatte. In der Bildmitte der griechische Staatspräsident Konstantinos Stefanopoulos, rechts neben ihm Bürger- meister Thanassis Papadopoulos, links Christina Rau. Am rechten Bildrand Erzbischof Agoustinos .
(Foto: dpa)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
d .3.) Die Aktualität von Distomo und Kalávryta
Heute existiert in Distomo ein Denkmal. Auf großen Steinplatten sind die Namen und das Alter der Opfer festgehalten. Frauen, Baby und Greise. Bis 1989 erschien nie ein Abgeordneter Deutschlands zu dem alljährlichen Gedenktag, trotz zahlreicher Einladungen. Um eine Ausrede war man nie verlegen. Man wollte wohl ein weiteres Kriegsverbrechen nicht zu öffentlich machen. Es wurde nie ein Täter dieser Gräueltaten zur Verantwortung gezogen. Nie wurde der heute noch lebende Georg Koch als Zeuge dieser Taten vernommen.
1998 brachte der griechische Anwalt Jannis Stamoulis im Auftrag von 296 Überlebenden des Massakers von Distomo den Fall vor das zuständige Gericht. Deutschland wurde zur Zahlung von 60 Millionen DM verurteilt. Die Regierung Kohl verweigerte die Annahme des betreffenden Briefs aus Griechenland. Im Londoner Schuldabkommen von 1953 wurde Deutschland zur Zahlung von Reparationen veranlasst. Doch es gibt eine sogenannte „Staatenimmunität“: Kein Staat kann von einem Gericht eines anderen Staates verklagt werden. So argumentiert auch die Bundesregierung, zudem wäre das deutsche Volk nicht in der Lage diese Summe zu begleichen. Die Opferverbände in Griechenland wollen aber sich nicht rächen, sondern nur eine Anerkennung dieser grausamen und menschenverachteten Tat erreichen. Die Verbände sowie die Opfer sind bereit auf einen Großteil ihrer Forderungen zu verzichten, wenn Deutschland sich zur Kooperation und zum Gespräch bereit zeigt.
“Es liegt den Griechen fern, zu denken, dass „die Sünden der Väter über die Kinder kommen sollen“: Wir verlangen vom heutigen Deutschland nicht für die Sünden ihrer nazistischen Vorfahren zu bezahlen, auf keinen Fall. Was aber die deutsche Seite zur Erfüllung ihrer Verpflichtung gegenüber dem schwergeprüften griechischen Volk zwingt, ist der Umstand, dass die Siegermächte, einschließlich Griechenland, nach dem Krieg nicht nur Großmut gegenüber dem besiegten Land zeigten, sondern sich überhaupt sehr wohlwollend verhielten.“
( Auszug aus einer Rede von Jannis Stamoulis)
Doch die Regierung blieb unbeweglich, und der Areopag, das höchste griechische Gericht bestätigte das Urteil womit es in Griechenland rechtskräftig war. Man suchte nun nach geeigneten Immobilien um an die 60 Millionen DM zu gelangen. Das Schliemann-Haus und das Goethe Institut in Athen schienen hierfür geeignete Objekte. Mit dem Verweis auf einen Vertrag aus den 60ern, in dem Deutschland 115 Millionen DM an griechische Bürger bezahlte, welche unter der Rassenverfolgung litten, aber in dem man keine Opfer von Kriegsverbrechen berücksichtigte, stoppte man die Versteigerung dieser zwei renommierten deutschen Einrichtungen. Im April 2000 reiste Bundespräsident Johannes Rau nach Griechenland und legte in Kalávryta einen Kranz nieder. Dies war zu mindestens Mal ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Ein weiteres Thema, welches die deutsch-griechischen Beziehungen erheblich belastet, ist die Frage nach dem Umgang mit der „Zwangsanleihe“. Es handelt sich hierbei um erhebliche Summen die dem griechischen Staat zwischen 1942 und 1944 erpresst wurden, um die Finanzierung des Balkan- und Afrikafeldzugs zu gewährleisten.
Von griechischer Seite entstand die Idee eines Entschädigungsfond zu Gunsten der Opfer von Kriegsverbrechen, wie in Distomo und Kalávryta geschehen. Auf deutscher Seite strebt man die Lösung dieser Problematik in Form einer Stiftung an, mit vorgesehenen Zukunftsprojekten, damit es zu solchen Geschehnissen nie wieder kommt.
d. 4.) Die Konferenz von Darmstadt
Anmerkung des Autors: (Dieser Brief wurde vom Autor unverändert übernommen!)
Auf der Darmstädter Konferenz trafen sich Menschen, welche sich für die Opfer der Verbrechen von Distomo und Kalavryta einsetzen. Die Konferenzteilnehmer verfassten einen „Offenen Brief“.
Dieses und weitere Konferenzdokumente sind unter:
(Quelle: http://www.ig-zwangsarbeit.de/de/aktuell/PE_Brief/pe_brief.html) zu finden.
Offener Brief
An
- Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundeskanzleramt, Willy- Brandt- Str. 1, 10557 Berlin
- Außenminister Joseph Fischer, Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, 10117 Berlin
- an die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien
z.h. der Fraktionsvorsitzenden (SPD: Dr. Peter Struck; CDU/CSU: Friedrich Merz; Bündnis 90/Die Grünen: Kerstin Müller, Rezzo Schlauch; FDP: Dr. Wolfgang Gerhardt; PDS: Roland Claus), jeweils: Platz der Republik 1, 11011 Berlin
01. Dezember 2001
Überfällig: Entschuldigung und Entschädigung für die von der deutschen Besatzungsmacht in Griechenland 1941/1944 begangenen Verbrechen !
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schröder,
sehr geehrter Herr Außenminister Fischer,
mehr als sechsundfünfzig Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs warten hunderte von Dörfern und Städten, Tausende von Familien in Griechenland, die in den Jahren der deutschen Okkupation von 1941 bis 1944 Opfer von Massenmord und Zerstörung waren, wartet auch der griechische Staat bis heute vergeblich auf eine Entschuldigung der deutschen Regierung für diese Unrechtstaten – von einer materiellen Entschädigung für die unermesslichen Personen- und Sachschäden und von der Rückzahlung der dem damaligen griechischen Staat aufgezwungenen Zwangsanleihe ganz zu schweigen. Die Namen der Städte und Dörfer wie Kalavryta, Distomo, Kommeno, Klisura oder Chortiatis, die in den letzten Monaten häufiger genannt wurden, weil sie sich gegen jahrelange strikte Verweigerung dieser und früherer Bundesregierungen gerichtlich zur Wehr setzen, stehen exemplarisch für viele Kommunen, die Objekt grausamer Kriegsverbrechen deutscher Wehrmachts- und SS-Verbände wurden.
Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz “ Deutscher Besatzungsterror in Griechenland 1941 – 1944”, die vom 30.11. bis 02.12.2001 in Darmstadt getagt hat, fordern Sie als die politische Verantwortlichen auf: Geben Sie die für Deutschland und dessen Verantwortung vor seiner Geschichte beschämende Verweigerungshaltung auf und treten Sie mit den Vertretern der griechischen Opferfamilien und -kommunen sowie mit der griechischen Regierung umgehend in Gespräche über eine rasche und angemessene, d.h. für die Opfer akzeptable Genugtuung für das erlittene Unrecht ein!
Unsere Aufforderung an Sie ergeht u.a. vor folgendem Hintergrund:
- Tatsache und Zahl der in ihrer Grausamkeit unbeschreiblichen Kriegsverbrechen ist von griechischen und deutschen Historikern mit gesicherter Beweiskraft längst nachgewiesen und in öffentlich zugänglichen Untersuchungen beschrieben.
- Die von den griechischen Opfern und ihren Vertretern inzwischen auch gerichtlich vorgetragenen Forderungen sind dem Grunde nach nicht nur moralisch, sondern auch als eingeklagte Ansprüche gegenüber dem deutschen Staat berechtigt, weil es sich nicht etwa um berechtigte oder umstrittene Reparationsansprüche wegen der Folgen von Kriegshandlungen, sondern um Entschädigungsansprüche wegen Kriegverbrechen handelt.
- Hinweise auf das Londoner Schuldenabkommen von 1953 verbieten sich spätestens seit Abschluss des Zwei- plus Vier-Vertrags von 1990, wie das Bundesverfassungsgericht im Mai 1996 im Zusammenhang mit Entschädigungsklagen ehemaliger Zwangsarbeiter verbindlich entschieden hat.
- Ein Verweis der Bundesregierung auf das deutsch-griechische Abkommen von 1960, auf dessen Grundlage Deutschland 115 Millionen DM Entschädigung an Griechenland geleistet hat, verbietet sich in gleicher Weise, da dieser Betrag nicht etwa nur weit hinter einem angemessenen Ausgleich für die Opfer zurücklag, sondern – wie der Vertragstext besagt - ausdrücklich den Opfern von politischer, religiöser und rassischer Verfolgung vorbehalten war. Die Leistungen aus diesem Abkommen sind also gerade nicht für die anderen ungezählten Mordopfern unter der Zivilbevölkerung – den Überlebenden oder Nachkommen von Opfern und den verwüsteten Kommunen – bestimmt gewesen.
Dies alles ist Ihnen selbstverständlich im Kern bekannt. Ihre Berater aus der Ministerialbürokratie beraten Sie offensichtlich nach der Maßgabe, mit den 1960 gezahlten 115 Millionen müsse es schon deshalb sein Bewenden haben, weil bei einem “Nachgeben” im Falle der Forderungen aus Griechenland mit hoher Wahrscheinlichkeit einen “Dammbruch” für weitere Reparationsforderungen aus ehemals okkupierten Ländern erfolgen werde.
Wir fragen Sie: soll diese Grundhaltung im Ernst die Verantwortung der deutschen Regierung gegenüber der historischen Wahrheit zum Ausdruck bringen, deren überprüfbare Tatsachen offen zu Tage liegen – in Gestalt ungesühnter, tausendfacher Mordtaten (kein einziger der bekannten Täter und Mittäter von damals ist je von einem deutschen Gericht verurteilt worden!), tausendfacher Zerstörung und wirtschaftlicher Ausplünderung Griechenlands?
Auch sechsundfünfzig Jahre nach Kriegsende ist es nicht völlig zu spät für die überfällige Entschuldigung und Entschädigung – es sei denn, die deutsche Bundesregierung setzt weiter auf Geschichts- und Verantwortungsverweigerung und riskiert zudem eine beschämende Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der bekanntlich die Entschädigungsklage der Kläger aus Distomo inzwischen zugelassen hat.
Wir – die Unterzeichner und Unterstützer dieses offenen Briefs – werden unsere demokratischen Möglichkeiten nutzen, den Forderungen der griechischen Opferfamilien und betroffenen Kommunen in Deutschland mehr Resonanz zu verschaffen. Wir fordern Sie auf: Revidieren Sie die jeder Gerechtigkeit und der geschichtlichen Wahrheit Hohn sprechende Regierungsposition und suchen Sie umgehend den Dialog mit den Vertretern der griechischen Opfer und mit der griechischen Regierung, damit eine für die Opfer annehmbare Verständigungslösung erarbeitet werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
für die Veranstalter: Michael Enderlein Hannelore Skroblies Christoph Jetter
(unterstützt durch die unterzeichnenden Konferenzteilnehmer)
d. 5.) Υπóσχεση / The Promise : Ein Gedicht zur Thematik
Das Gedicht, wurde im Dezember 1995 bei einem Gedichtswettbewerb vom Staatspräsidenten ausgezeichnet.Die Sprecherin des Gedichts versetzt sich im ersten Teil in die Rolle eines auf dem Kapi-Hügel tödlich verwundeten Kalavrytaners. Sie stellt sich vor, was der Sterbende als Erinnerung von seinem Leben mit ins Jenseits nehmen möchte. Dies ist einerseits die im Augenblick zwar glanzlose Schönheit der Natur und insbesondere das Gefühl, Menschen zu haben, die ihn lieben und vermissen werden. Bei dieser Vorstellung kommt der Sprecherin die Ungerechtigkeit der Situation in den Sinn, aber auch die menschliche Größe dieses Opfertodes. Er wird in die Geschichte eingehen. Man wird auf diese Männer stolz sein. Ein Gefühl von Zorn und Hass kommt in ihr hoch, wenn sie nach oben zum Kreuz der Gedächtnisstätte emporschaut. Aber tapfer kämpft sie dieses momentane Gefühl nieder, will es nicht gelten lassen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass die Toten von einst etwas anderes wollen als Versöhnung. Daher ihr Versprechen: Wir werden uns die Hände reichen und uns fest umarmen. Die Verfasserin war 15 Jahre als, als sie dieses einfühlsame, ehrliche und tapfere Gedicht schrieb. Sie steht auch heute noch zu ihrer Aussage von damals.
“ Als ich fünf Jahre alt war und von dem weißen Kreuz auf dem Bergrücken Kapi beeindruckt war, fragte ich meine Eltern, was es bedeute, und sie erklärten mir, dass dieses Kreuz Opfer bedeute. Als ich zehn Jahre alt war, gab eine alte Frau uns etwas, was für sie heilig war. Es war eine Decke, die mein Großvater Panajotis Simantiras mit sich nahm auf den Kapi-Hügel. Die Einschläge der Kugeln waren noch darauf zu sehen. Wir, die Kinder von Kalavryta, haben, wie mir scheinen will, nur ein einziges Ziel, überall und immer die Notwendigkeit des Friedens kundzutun. Als ich mir dies überlegte, stieg das Gedicht aus meiner Seele empor. Für einen Augenblick versetzte ich mich in diese Menschen, schloss meine Augen und versuchte, mir durch dieses Gedicht ihre letzten Gedanken vorzustellen. Ja, der Arm der Mutter war leer, und auch der Schwester Umarmung. Die Tränen des Vaters und die Schönheit der Natur erreichten ihren Höhepunkt. Obwohl sich überall dunkles, endloses Leid ausbreitete, war alles weiß in Kalavryta. Ja, ich glaube, dass unsere Vorfahren einen Pfad in die Geschichte “gemeißelt” haben. Wir sind stolz darauf. Jetzt bin ich sicher, dass sie vom Hügel des Kapi herab lächeln.“
Angeliki Liakopoulou
(Quelle:http://home.t-online.de/home/esserhp/Griechisch/Kalavrytaprojekt/hauptteil_kalavrytaprojekt.html)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle:www.kleineweisheit.de/view/Gr/Kalavryta.html)
Literaturverzeichnis:
Sachbücher:
Johannes Bagusch: Illustrierte Weltgeschichte
Eine chronologische Darstellung aller wichtigen Ereignisse von den Anfängen der Menschheit bis Heute.
Richard Clogg: Geschichte Griechenlands im 19. /20. Jhd.
Dieses Buch bietet eine präzise und illustrierte Einführung in die Geschichte des neueren Griechenland, von den ersten Unruhen der nationalen Erhebung im späten 19.Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Dudek/ Kapalka: Ein politisches Tagebuch von Griechenland
Ein Querschnitt durch die neuere Geschichte Griechenlands unter Beachtung gesellschaftlicher Aspekte.
Johannes Gaitanides: Griechenland ohne Säulen
Das Griechenlandbuch schlechthin, weil es in jede Richtung Aufschluss gibt.
Dimitris Kaldir is: The Drama of Kalavryta
Eindrucksvoll trägt der Autor Zeitzeugenberichte und Bildmaterial zu einem erschreckend realistischen Schilderung der Geschehnisse von Kalávryta zusammen.
G.C. Kiriakopoulos: Ten days to destiny-The battle for Crete 1941
Eindrucksvoll schildert der Autor den Kampf um Kreta und bezeichnet diesen als Wendepunkt des 2.Weltkriegs.
Oliver Taplin: Feuer vom Olymp
Der Leser erhält einen bleibenden Eindruck von der modernen Welt und Kultur der Griechen. Parallelen in die heutige Moderne werden in fast allen künstlerischen Bereichen gezogen.
Weithmann: Geschichte Griechenlands
Eine Schilderung der Geschichte Griechenlands von den Anfängen bis Heute. Der Autor konzentriert sich allerdings auf Schwerpunkte und lässt Details außer Acht.
Otto Zierer: Der 2.Weltkrieg
Einer von 44 Bänden der Weltgeschichte.360 Seiten fesselnd geschrieben und mit 40 Farbtafeln illustriert.
Romane:
Louis de Bernières : Captain Corellis Mandoline
Der Autor schildert eindrucksvoll und sehr bilderreich den Alltag der Griechen im 2.Weltkrieg.Das Verhältnis zu den Italienern steht hierbei im Vordergrund.
Dido Sotiriou : Farewell Anatolia
Elias Venesis : Friede in attischer Bucht
Eine Gruppe griechischer Siedler wagt einen Neuanfang in der attischen Bucht. Hierbei haben nicht nur landwirtschaftliche Probleme, sondern es kommt auch zu regelrechten Kämpfen mit der türkischen Bevölkerung.
Lexiken:
Brockhaus Enzyklopädie
Der neue Herder
Duden
Microsoft Encarta 99
Epilog
Wenn man einen Prolog schreibt, sollte man möglichst auch einen Epilog schreiben. Gerade der 2.Teil meiner Arbeit ist mir zum Teil sehr nahe gegangen. Ich habe schreckliche Details von den Verbrechen in Distomo und Kalávryta gelesen und gehört. Es ist schwierig auszudrücken, was einem dabei durch den Kopf geht. Dies berührte mich mehr als alle Zahlen und Fakten im Geschichtsbuch. Als ich in Kalávryta war und ein Bericht in griechischer Sprache hörte, in dem ich nur ein einziges Wort verstand: „germani“, da lief mir genauso ein Schauer über den Rücken wie gerade jüngst in Buchenwald geschehen.
Ich denke man sollte sich einmal näher mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandergesetzt habe, es ist schließlich unsere Geschichte, auch wenn es eine traurige ist und sie allzu leicht verdrängt wird. Wenn jemand mehr über die Geschehnisse in Kalávryta lesen möchte und wissen will was es mit dem Gedicht „ The Promise“ auf sich hat, welches ich ganz bewusst unkommentiert an das Ende meiner Arbeit stellte, so empfehle ich ihm das Buch „ The Drama of Kalávryta“ und die anderen aufgelisteten Bücher zu lesen.
- Arbeit zitieren
- Melanie Seidenglanz (Autor:in), 2003, Venizelos und 2.Weltkrieg - Die neuere Geschichte Griechenlands in zwei Schwerpunkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108033