Prosa durch die Jahrhunderte


Referat / Aufsatz (Schule), 2003

8 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Prosa durch die Jahrhunderte

Was ist eigentlich Prosa?

Man unterscheidet in der fiktionalen (erdachten) Literatur zwischen 3 Grundgattungen: Dramatik, Lyrik und Epik

Die epische, erzählende Literatur (in Versen oder in Prosa) bedeutet, ein Erzähler, der von vergangenem Geschehen berichtet oder seine Figuren selbst zu Wort kommen lässt. Man unterscheidet Großformen der Epik, durch a) die nicht durch Vers oder Reim gebundene Sprache und b) die Sprechweise des Alltags und der Wissenschaft. Die Epik umfasst alle Formen des mündlichen und schriftlichen Erzählens vom Epos der antiken Literatur bis zum Comicstrip der Gegenwart. Die Literaturwissenschaft untersucht epische Werke vor allem unter den Aspekten der Erzählhaltung, was die Frage nach dem Erzähler, der Erzählperspektive oder der Zeitgestaltung mit einschließt. Als epische Gattungen bezeichnet man die Großformen Epos, Sage oder Roman sowie Klein- oder Kurzformen wie Novelle, Kurzgeschichte, Anekdote oder Parabel, aber auch die so genannten einfachen Formen, darunter Märchen, Rätsel und Witz. Die Erforschung der Epik beginnt mit der Poetik des Aristoteleles und hat heute in der Narrativik (Erzählbarkeit) ein Forschungsfeld, welches das Studium der Erzählformen mit der Erzählpsychologie und -kommunikation zu einer komplexen Literaturtheorie verbindet. Doch dem gegenüber steht gleichermaßen die Prosa. Sie wird vorzugsweise dann verwandt, wenn ein sachlicher, wirklichkeitsnaher Stil erreicht werden soll, z. B. im Roman oder im naturalistischen Drama. Dabei reicht die Spannweite von der Alltags- über Wissenschaftsprosa bis hin zur kunstvoll gestalteten Form (Erzählung, Kurzgeschichte, Roman, Novelle, Essay etc.).

Mit der Kunstprosa der Rede befasst sich die Rhetorik.

Man bemerkt also, dass der Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen schwer darzustellen ist. Sie überschneiden sich in ihren Formen, und werden oftmals auch als das Gleiche bezeichnet. Die Prosa ist eher eine Unterordnung der Epik, wenn man sie auf den Stil bezieht. Sie kann aber auch alleine als Gattung mit Lyrik und Drama aufgelistet werden, so wie in dem folgendem Text, in dem ich außerdem versuchen werde ihre Wandlung durch die Zeitepochen vom Mittelalter bis heute zu beschreiben und zu erklären.

Wandel der Prosa

Die frühe literarische Mitteilung war zunächst an den Vers gebunden: Grund hierfür ist vermutlich, dass die klangliche und rhythmische Ausbildung dieser zunächst mündlich tradierten Texte und Lieder besser im Gedächtnis haften blieb. Prosa hingegen setzt zu ihrem Bestand schriftliche Fixierung voraus und umfasst in ihrer frühesten Zeit vor allem zweckbetonte Texte wie Inschriften, Chroniken, Gesetzessammlungen, Verträge usw. Schon in der Antike taucht die Prosa als literarische Darstellungsform auf, doch würde das den Rahmen sprängen, so dass ich mit dem Mittelalter beginne. Durch Übersetzungen aus dem Lateinischen entstand erst im späteren Mittelalter eine literarische Prosatradition. Aus dem frühen Mittelalter gibt es nur Überlieferungen der Betrachtungen von Mönchen, doch dies ändert sich schon zum hohem Mittelalter hin. Das eigene Dasein wird reflektiert, auf der Suche nach dem Lebenssinn, auch unter Einfluss anderer Sprachräume. Es kommt zu Heldenepen (die Liebe kleiner Ritter zu Adelsmädchen), Helden-, Ritter-, Abenteuerromane. Im spätem Mittelalter entstehen Chroniken und nach Erfindung des Buchdrucks (1446) fanden Volksbücher in den aufgestiegenen sozialen Schichten Verbreitung. Von der Bibelübersetzung Martin Luthers in der Renaissance (ab 1500) ging dann der entscheidende Impuls zur weiteren Entwicklung aus. Der Barock (1600-1770) stellt den Anfang der modernen Literaturgeschichte dar. Nach Linderung der Kriegsfolgen (30 jähriger Krieg) und Wiederaufbau der Infrastrukturen erblüht auch der Buchdruck neu. Es bilden sich Sprachgesellschaften, in denen sich gebildete Adlige und bürgerliche Gelehrte zusammenschließen.

Die Prosa im Barock weist eine Vielzahl von Formen auf: Vorherrschend waren Reisebeschreibungen, Predigten, wissenschaftliche und journalistische Werke - also die nichtfiktionale Literatur - und daneben die bestehenden literarischen Gattungen wie Roman, Schwank, Satire, Sprüche und andere Erzählformen.

Der Barockroman unterteilt sich in drei wesentliche Gattungen:

- der höfisch-historische Roman,

der Schäferroman,

- der Niedere Roman, zu welchem der Schelmenroman (oder Pikaroroman) und der Politische Roman gehört

Eigene deutsche höfisch-historische Romane erschienen erst im Spätbarock. Im Frühbarock wurden viele europäische Romane ins Deutsche übersetzt. Höfisch-historische Romane wurden von höfischen oder hochangesehenen bürgerlichen Dichtern verfasst. Außerdem orientierten sich die Romane am absolutistischen Herrschaftsbild der Zeit. Auch historische Romane handeln von dem Wirken absolutistischer Fürsten. Der höfisch-historische Roman war kompliziert und verwirrend in seinem Aufbau, waren doch die sich überschneidenden Lebensgeschichten der handelnden Personen kaum noch zu Überblicken. Oft kam es vor, dass solch ein Roman auch einige Bände einnahm. Aus dem höfisch-historischen Roman entwickelte sich später der Galante Roman, der formal seinem Vorgänger noch sehr ähnelte, inhaltlich nun aber Liebesthemen in den Mittelpunkt rückten.

Während sich der höfisch-historische Roman aus Übersetzungen europäischer Romane entwickelte, entstanden deutsche Schäferromane aus eigenständigen kleinen Romanen, deren Themen persönliche Liebeskonflikte waren. Nur selten wurden große Schäferromane verfasst. Ein berühmter Schäferroman ist "Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie" von Heinrich Arnold Stockfleth und Maria Katharina Stockfleth.

Der Niedere Roman steht im Gegensatz zum höfisch-historischen Roman, da er sich von ihm stark unterscheidet. So kommen die Hauptpersonen im Niederen Roman aus den unteren Gesellschaftsschichten, und nicht aus den oberen Gesellschaftsschichten, wie es bei den höfisch-historischen Romanen der Fall war. Im Schelmen- oder Pikaroroman stammte der Held aus niederen sozialen Verhältnissen. Die Welt wird von unten, aus einem niederen Stand, betrachtet; die Hauptpersonen sind meist Unterdrückte. Die meisten Schelmenromane bauen sich aus einer fiktiven Autobiographie auf, so auch im "Simplicissimus" von Grimmelshausen. Im Pikaroroman ist die rückblendende Erzählweise vorherrschend und steht damit auch in Kontrast zum höfisch-historischen Roman. Der Schelmenroman ist geprägt von satirischen Elementen und wendet sich dadurch von der klassizistischen Romanstruktur ab. Eine weitere Gattung des Niederen Romans ist der Politische Roman. Dieser setzte sich erst im Spätbarock durch und trug lehrhafte und frühe aufklärerische Tendenzen. Politische Romane zielten auf Erfahrungssammlung und Selbsterkenntnis des Menschen in seiner Welt. Auch Abenteuerromane gehörten dem Niederen Roman an. Der berühmteste deutsche Vertreter dieser Gattung ist Johann Gottfried Schnabel mit seinem Werk "Insel Felsenburg", dass dem Buch "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe stark ähnelt. Darin wird die Flucht vor den gesellschaftlichen Verhältnissen geschildert.

In der Aufklärung (1730-1800) sind Epigramm, Satire und Fabeln (Lessing)beliebt. Der Roman findet erst allmählich Anerkennung (oft in "Moralischen Wochenschriften" vorabgedruckt). Man hielt zunächst nichts von Abenteuer-, Liebes-, Schäfer- oder Schelmenromanen. Erst die Aufklärer erkannten das Potential des Romans und machten sich an dessen Weiterentwicklung heran. Doch dies konnte nur geschehen, indem der höfische Roman durch den bürgerlichen Roman abgelöst wurde. Die Forderungen an den bürgerlichen Roman ähnelten den an des bürgerlichen Dramas. Der adlige Held sollte durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt werden. Es hatte auch eine Änderung in der Art des Erzählens zu erfolgen: Die schwülstige Erzählart im höfischen Roman musste abgeschafft werden. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die meisten deutschen Romane Übersetzungen ausländischer Werke. Bereits um 1770 waren alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt. Christoph Martin Wieland galt als erster Epiker mit seinem Werk "Agathon" (1766-1767). Er enthielt schon einige Neuerungen, aber er galt noch als Nachahmung ausländischer Dichter. Einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Romans machten Christian Fürchtegott Gellert und Sophie von La Roche. Gellerts "Leben der schwedischen Gräfin G" (1747-1748) und La Roches "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" (1771) trugen zwar bürgerliche Züge und verkörperten bürgerliche Ideale, doch gelang der Durchbruch mit einem "echten" bürgerlichen Roman erst Goethe mit seinem "Werther" (1774). Es war der erste bürgerliche Roman. Werther ist ein junger, bürgerlicher Intellektueller, der am Eingliederungsversuch eines bürgerlichen Individuums in die feudale Ordnung scheitert und darauf Selbstmord begeht. Der bürgerliche Roman gilt als Vorläufer des späteren modernen Romans in Deutschland.

Neben bürgerlichen Romanen spielen auch autobiographische Romane und satirische Formen eine bedeutsame Rolle. Georg Christoph Lichtenberg verfasste unzählige Aphorismen über Politik, Staat, Religion, Gesellschaft, Literatur und Philosophie in seinen sogenannten "Sudelbüchern". Er gilt als der bedeutendste deutsche Aphoristiker überhaupt. Ansonsten bevorzugt das Publikum "empfindsame" Briefromane, auch Reise-, Tagebuch- und Familienromane, Memoiren und Robinsonaden sind beliebt, ähnlich also wie im Barock. Die Sturm& Drangzeit (1765-1785) lehnte sich gegen die Ordnung des Barocks auf.

Die Autoren sind großteils mittellose Kleinbürger, die sich als Hauslehrer, Studenten und kleine Beamte mehr schlecht als recht durchbringen. Die Distanz zum wohlhabenderen Bürgertum bewirkt allerdings, dass diese Autoren auch Kritik an den bürgerlichen Verhältnissen selber üben und damit über ihre Zeit hinausweisen.

Die Klassik (1786-1805) ist eine Epoche kultureller Höchstleistungen. Friedrich Schlegels in seinem Brief über den Roman (1798) geäußerte Ansicht, romantisch sei, was „einen sentimentalen Stoff in einer phantastischen Form" darstelle, prägte in weiten Zügen das Bild der romantischen Erzählprosa. Als Vorbild hinsichtlich des thematischen Spektrums und der äußeren Form galt unbestritten Goethes 1795 und 1796 erschienener Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre , sowie die Romane von Jean Paul. Die Romanprojekte der Frühromantik folgten dem Muster des Bildungs- und Entwicklungsromans oder gewannen, wie Friedrich Schlegels Aufsehen erregende Lucinde (1799), den Charakter eines Essays in epischem Gewand (bei Schlegel eine Abhandlung über das romantische Konzept der Ehe, mit deutlichen autobiographischen Bezügen). Das Ideenlastige sowie das Aufbrechen der Form durch die Einlage von Gedichten, Liedern und narrativen Binnentexten beeinträchtigte indessen (ähnlich wie im Fall des romantischen Dramas) häufig das Ergebnis, so dass der Roman innerhalb der Erzählprosa wenig Bedeutung gewann. Eine Ausnahme machte der – allerdings meist in trivialer Form auftretende – Schauerroman, dessen Handlung meist um unheimliche Ereignisse oder Verbrechen kreist, die bevorzugt in bestimmten architektonischen Szenarien (mittelalterliche, „gotische“ Spukschlösser mit düsteren Verliesen, Geheimtreppen und unterirdischen Gängen) angesiedelt werden. Nach einem raffinierten Spannungsaufbau mit sich kontinuierlich steigernden Schauereffekten findet er häufig eine natürliche Erklärung. Die Gattung erfreute sich vor allem in der englischen Literatur im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit und fand besonders durch die Leihbibliotheken weite Verbreitung. Auch der Detektiv- oder Kriminalroman geht in seiner Struktur auf den Schauerroman zurück. In der deutschen Literatur beeinflusste die Gattung besonders die phantastisch-grotesken Geschichten der „schwarzen“ Romantik (E.T.A. Hoffmann)

Die romantische Novellistik zeichnete sich gleichfalls durch phantastische Prägung aus. Sie lehnte sich an das Vorbild des Volksmärchens an oder bewegte sich im Bereich einer gespenstisch-verfremdeten, unheimlichen Alltagswelt. Hoffmann z.B. schuf mit Der Goldene Topf zugleich ein exemplarisches, romantisches Kunstmärchen, in dem sich übernatürliche Elemente mit Gesellschaftssatire und kunstphilosophischen Betrachtungen mischen. Sehr populär war in der Phantastik das – auch in Goethes Faust präsente – Motiv des Teufelspaktes, das u. a. Chamisso in seiner Meistererzählung Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) aufgriff. Die Zeit des Biedermeiers (1815-1848) war geprägt durch den Weltschmerz nach Ende des Krieges, die Menschen versteckten sich in ihrer eigenen idealisierten Welt. Die durch die Zensur erzwungene politische Enthaltsamkeit begründet eine unpolitisch - sentimentale Geselligkeit. Man schreibt einander Verse in Stammbücher und Poesiealben, trifft sich in poetischen Lesezirkeln und konsumiert die zahlreichen Taschenbücher und Almanache. Auch viele Erzählungen bedeutender spätromantischer und biedermeierlicher Autoren erscheinen auf diese Weise. Für eine kritische Öffentlichkeit hingegen schreiben die oppositionellen Autoren in den Feuilletons der Zeitschriften; dabei führen sie den politisch - literarischen Essay und Kurzgeschichten zur Blüte. Die Zeit des Jungen Deutschlands und der politischen Dichtung des Vormärz (1830-1850) überschneidet sich mit der des Biedermeiers. Sie stellen einen Gegensatz dar, weil sich der Vormärz revolutionär und politisch engagiert mit dem Absolutismus beschäftigt, bzw. sich gegen ihn wendet.

Ein bedeutender Teil der oppositionellen Literatur wird im Exil geschrieben, vor allem in Frankreich und England. Hierdurch verlieren die Autoren den engen Kontakt mit ihrem Publikum. Aber sie lernen auch die radikaleren, weiter fortgeschrittenen sozialen Bewegungen der anderen Länder kennen, deren Denken sie nach Deutschland vermitteln. Viele Schriftsteller arbeiten als Redakteure und spezialisieren sich auf Prosagattungen (Erzählungen, Reiseberichte, Fortsetzungsromane), die bei ihrem Publikum ankommen. Zu den wichtigsten Zeitschriften gehören die Augsburger "Allgemeine Zeitung", das "Morgenblatt für gebildete Stände" (Redakteur: Wolfgang Menzel), "Europa. Chronik der gebildeten Welt" und der "Telegraph für Deutschland" (Redakteur: Karl Gutzkow). Der früher noch seltene freie Schriftsteller, der vor allem von seiner literarischen Produktion lebt, wird nun zu einer verbreiteten Erscheinung. Eine rigorose Zensur sorgt allerdings dafür, dass diese Freiheit häufig zur Vogelfreiheit wird. Zeitschriften, die sich nicht völlig anpassen, haben nur ein kurzes Leben. Umfangreichere Schriften, die naturgemäß nicht so häufig gelesen werden, sind von der Vorzensur ausgenommen. Oppositionelle Autoren, deren Zeitschriftenbeiträge immer wieder abgesetzt oder verstümmelt werden, veröffentlichen daher auch kürzere Texte in Buchform oder schreiben Jahrbücher ("Hallische Jahrbücher" der Linkshegelianer, "Rheinische Jahrbücher" der Kommunisten). Der Realismus (1850-1880) ist durch das schnelle Fortschreiten der Industrialisierung geprägt. Es entsteht ein Gegensatz zwischen dem Adel, der sichere Privilegien hat und dem Volk ohne jedwede Sicherheit (Krankheit/Arbeitslosigkeit). Vor diesem Hintergrund beginnt eine allmähliche Auseinandersetzung bürgerlicher Schriftsteller mit den "natürlichen Erscheinungen" und dem "real Existierenden". Dieses spiegelt sich in Romanen und Novellen wider. Der Naturalismus ist dem Realismus verwandt, beide haben dieselben geistigen und sozialen Wurzeln. Die Naturalisten versuchten aber, die Grundideen des Realismus konsequent zu Ende zu denken, sie empfanden sich als radikaler. Sie knüpfen an den Sturm und Drang an und verbreiten ihre Ideen in Zeitschriften. Der Expressionismus (1910-1925) besteht aus einem Hang zur Übertreibung. Die künstlerischen Absichten des Expressionismus lassen sich in der Prosa nur schwer verwirklichen. Die erzählende Dichtung tritt im Expressionismus zunächst etwas in den Hintergrund: Die Dichter lehnen die Psychologie und Kausalität zur Erklärung von Mensch und Welt ab. Dabei tendieren sie zur Kürze, zu Wucht und Prägnanz des Ausdrucks. Während des Ersten Weltkriegs wird die erzählende kurze Prosa dann wichtiger. In der Weimarer Republik (1920-1935) werden durch die Vielzahl der Ereignisse meist Romane geschrieben, außerdem politische, gesellschaftskritische Satiren. Der erste Weltkrieg ist vorbei, der Versailler Vertrag abgeschlossen...Inflation, Aufschwung und doch wieder Wirtschaftskrise... Der Kriegsroman der Weimarer Republik Diese Gattung ist epochenspezifisch für die Literatur der Weimarer Republik. 200 Romane über den Ersten Weltkrieg erscheinen. Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues“, der den Krieg nicht verherrlicht, löst heftige politische Diskussionen aus. Die Kriegsromane werden meist aus autobiografischer Ich-Perspektive erzählt. Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" schildert in Form von Kriegstagebüchern typische militärische Aktionen wie Stoßtrupps, Patrouillen und der Stellungskrieg. Jüngers Interpretation des Krieges, seine Funktion für die Soldaten sind streckenweise kriegsverherrlichend. Seine Nähe zu den Nationalsozialisten und seine elitäre Einstellung führen 1982 bei der Verleihung des Goethe-Preises zu Skandalen.

In der Nachkriegszeit (1945 - 1949) kehren die meisten emigrierten Schriftsteller wieder nach Deutschland zurück. Es kommt zur Erschwerung durch allgemeinen Bevölkerungsnotstand, Papierknappheit und Zensur der Besatzungsmächte.

Der zweite Weltkrieg wird als direktes oder indirektes Thema aufgegriffen. Der Literaturverein »Gruppe 47«, von Hans Werner Richter und Alfred Andersch, bildet sich. Es werden politisch engagierte Literatur, klarer und präziser Realismus und vorwiegend Kurzgeschichten verfasst.

Der faschistische Geschichtsroman dient natürlich der Propaganda. Deutsche Geschichte ver- und gefälscht – erscheint hier als eine Abfolge von heroischen deutschen Herrscher- und Heldengestalten, die sich oft für die deutsche "Volksgemeinschaft" aufopfern. Neben dem so genannten SA-Roman, einer kurzlebigen Gattung, sind noch der affirmative Kriegsroman (Führerprinzip, Kampf und Opfer) und der Bauernroman weit verbreitet.

Das Jahr 1945 stellt nicht – wie immer wieder behauptet wird – einen radikalen Neubeginn in der Literatur dar, denn viele Autoren bzw. ihre Strömungen und ästhetischen Positionen prägen das Bild der Literatur, die bereits in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus Einfluss hatten. Die meisten dieser Autoren (z.B. Agnes Miegel, Hans Grimm) publizieren bald nach 1945 wieder so, als ob nichts geschehen wäre. Besonders junge Autoren wie z.B. die der "Gruppe 47“ sind enttäuscht, da sich ihrer Meinung nach nicht viel verändert hat. Sie wollen einen radikalen Neubeginn, der so aber nicht stattfindet. Im Gegenteil: Autoren, die bereits vor 1933 publizierten (Hans Carossa, Georg Britting, Stefan Andres, Werner Bergengruen, Ernst Wiechert …) schreiben besinnliche Literatur, die eine heile Welt vorspiegelt.

Trümmerliteratur Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre und Wolfgang Borchert erteilen einer pathetischen und symbolüberfrachteten Sprache eine Absage. Sie schreiben von schrecklichen Kriegserfahrungen, den zerbombten deutschen Städten, von der Zeit des Nationalsozialismus, von Gefangenschaft, von der Wirklichkeit einer zerstörten Welt. Die Sprache ihrer Literatur ist einfach, alltagsnah, ohne Schnörkel.

Die 50er Jahre (1950-1959) Die Phase der so genannten Adenauer-Restauration ist von antikommunistischem Klima, der Wiederaufrüstung der BRD, ihrem Eintritt in die NATO und weltweiter atomarer Aufrüstung gekennzeichnet. Militärische Konflikte wie z.B. in Algerien und Korea und Aufstände in Polen und Ungarn machen deutlich, dass aus dem "Kalten Krieg" jederzeit ein heißer werden könnte. Die Literatur beschäftigt sich mit diesen Themen, engagiert sich in Aufrufen und Appellen, wendet sich gegen die Wiederbewaffnung der BRD, gegen die weltweite atomare Aufrüstung. Große Teile der deutschen Öffentlichkeit der "Wirtschaftswunderzeit" beschäftigen sich allerdings lieber mit dem Nachholen jahrzehntelang versäumter Konsumgenüsse; eine moderne Überflussgesellschaft entsteht. Die Nazi-Zeit und aktuelle politische Themen werden verdrängt. Die Wirtschaftslage in der BRD ist von Konjunktur und Vollbeschäftigung gekennzeichnet.

Häufige Themen sind Krieg, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit und deutsche Gegenwart. Autoren wie Heinrich Böll, Günter Grass ("Die Blechtrommel", "Katz und Maus", "Hundejahre"), Martin Walser, Wolfgang Koeppen ("Tauben im Gras", "Das Treibhaus", "Der Tod in Rom") und Alfred Andersch setzen sich kritisch damit auseinander. Die Erzählweise ihrer Romane ist sozialkritisch-realistisch. Sie glauben daran, dass Literatur die

"Realität" und ein "beschädigtes Leben" erzählen könne (siehe auch Trümmerliteratur).

Die Literatur politisiert sich (1960-1968) In den 60er Jahren kommt es zu einer Rezession, Massenentlassungen und Arbeitslosigkeit und in der Folge zu ersten Streiks. Der Bau der Berliner Mauer 1961 zeigt die fortschreitende Polarisierung der beiden Machtblöcke, eine militärische Konfrontation in Europa droht. Viele Schriftsteller engagieren sich politisch. Es gibt aber auch Autoren, die öffentlich keine politischen Aussagen tätigen. Die Politisierung der Literatur hält bis in die frühen 70er Jahre an, dann kommt es zu Gegenbewegungen. Der Roman der 60er und frühen 70er Jahre Wichtige Vertreter des Romans der 60er und 70er wie Heinrich Böll, Günter Grass und Martin Walser schreiben schon in den 50er Jahren über gesellschaftspolitische Themen. Propaganda und Agitation ist aber nicht ihr Stil, was sich Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre unter dem Eindruck der Politisierung teilweise ändert. Die Literatur der 80er Jahre Die 80er Jahre erscheinen vielen Beobachtern als eine Zeit der "Neuen Unübersichtlichkeit", in der eine "Neue Beliebigkeit" dominiert. Begriffe wie "Posthistorie" und "Postmoderne", die von Literaturwissenschaftern und Philosophen verwendet werden, sind wissenschaftlicher, meinen aber dasselbe. Selbstbeobachtung, Selbstfindung und Selbsterforschung dominieren also viele Texte der 80er Jahre. Die Autoren verwenden deshalb auch Textsorten wie Autobiografie, Tagebuch oder Protokoll, womit Authentizität vermittelt werden soll. Wichtiges Thema der Literatur ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit und damit natürlich mit Vater- und Mutterbildern. Epik in der DDR Wichtige Themen sind Konzentrationslager (z. B. Anna Seghers "Das siebte Kreuz", Jurek Becker "Jakob der Lügner"), "Widerspruch zum System" (Christa Wolf "Nachdenken über Christa T."), "Aufarbeitung der Vergangenheit (Christa Wolf "Kindheitsmuster") und "Abrechnung mit dem Regime" (Monika Maron "Stille Zeile sechs").

Der Fall der Berliner Mauer 1989 und die darauf folgende Vereinigung verändern die politische und natürlich auch die literarische Szene der beiden deutschen Staaten. Die Art, wie die Vereinigung 1990 vor sich geht, stößt auf herbe Kritik seitens vieler Schriftsteller, auch solcher aus der BRD.

Da die Künstler die Bedrohung des Menschen intensiv und mit gesteigerter Sensibilität erleben und registrieren und in oft extremer Weise auszudrücken suchen, vergrößert sich die Entfremdung des Romanhelden von seiner Umwelt. Er wird zur totalen Negation des Helden herkömmlichen Typs.

Das Erzählen selbst bleibt von diesen Veränderungen nicht unberührt. Es entsteht das, was man die "Krise des Romans" (= des traditionellen, realistischen) nennt.

Das Schema des herkömmlichen Romans, die realistische Schilderung eines Lebensweges in einem konkreten historisch-gesellschaftlichen Kontext, erscheint zu eng, um die immer komplexere und unübersichtliche Wirklichkeit umfassen zu können.

Zudem erwuchs der Roman in Fotografie und Film eine Konkurrenz, die im Vergleich zur Sprache die äußere Realität weit direkter wiederzugeben imstande ist.

Die der alltäglichen Sprache entnommene, ungekünstelte Prosa des Romans ist nach Meinung der Dichter durch Werbung, Politik und die Konventionen des gesellschaftlichen Lebens zu stark von Klischees geprägt.

Um dennoch Romane schreiben zu können - denn inhaltlich ist der Roman immer noch eine geeignete Gattung -, wird zu einer Reihe von erzählerischen Techniken gegriffen, die oft zu mehreren in ein und demselben Roman auftreten und die sich vereinfacht wie folgt darstellen lassen:

- Der Erzähler kann die Schwierigkeiten, die er beim Erzählen hat, im Roman selbst thematisieren und damit den Eindruck von Wirklichkeit und Wahrscheinlichkeit (ein Merkmal realistischer Schreibweise) verfremden.

- Der Erzähler kann realistisch schildern oder vorgeben, realistisch schildern zu wollen, durch Ironie aber seine Vorbehalte gegenüber eben dieser Schreibweise deutlich machen.

- Dem Erzähler gelingt es nicht mehr, die Wirklichkeit zu ordnen, zu einem erzählerischen Ablauf zu gestalten. Er montiert stattdessen verschiedene Eindrücke von der Wirklichkeit in ihren mannigfaltigen Aspekten zu einem oft verwirrenden Bild zusammen.

- Auch die innere Wirklichkeit des Menschen, seine Psyche, kann vom Erzähler nicht mehr übersichtlich gemacht werden. So schildert er oft ungeordnet Gefühle und Gedanken seiner Romanfiguren, bisweilen ohne als Erzähler überhaupt auch nur in Erscheinung zu treten (innerer Monolog).

- Da der Erzähler die Komplexität der Wirklichkeit nicht mehr erzählerisch voll erfassen kann, stellt er sie theoretisch dar. So werden die modernen Romane stellenweise zu philosophischen Abhandlungen, die Handlung und Schilderung verdrängen.

- Der Realismus kann ganz aufgegeben werden. An seine Stelle tritt eine vom Autor konstruierte eigene, irreale bzw. halbreale Welt, mit der er glaubt, die Situation des modernen Menschen treffender ausdrücken zu können.

Quellen:

http://www.pinselpark.de/geschichte/spezif/literaturg/index.html

http://www.literaturwelt.com/epochen/barock.html

http://home.snafu.de/mcthree/literatur/

http://www.literaturwelt.com/epochen.html

http://www.orst.edu/instruct/ger341/hist2.htm

http://www.encarta.de/find/Concise.asp?z=1&pg=2&ti=761594042

http://www.veritas.at/sbo/projects/8/460/

http://www.wissen.de

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Prosa durch die Jahrhunderte
Note
2+
Autor
Jahr
2003
Seiten
8
Katalognummer
V108155
ISBN (eBook)
9783640063581
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prosa, Jahrhunderte
Arbeit zitieren
Marie Schulze (Autor:in), 2003, Prosa durch die Jahrhunderte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108155

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