Vietnam - ein Imperialistischer Krieg?


Facharbeit (Schule), 2003

14 Seiten


Leseprobe


Vietnamkrieg – ein imperialistischer Krieg?

Auf den ersten Blick scheint der amerikanische Vietnamkrieg nichts mit Imperialismus oder Kolonialismus zu tun zu haben. Wenn man jedoch etwas weiter, genauer bis vor den französischen Vietnamkrieg zurückgeht, merkt man, dass sehr wohl ein Zusammenhang besteht.

Vietnam war nämlich bis zur Niederlage Frankreichs gegen die Japaner im 2. Weltkrieg eine Französische Kolonie. Frankreichs Indochina-Kolonien waren für die Franzosen wichtige Handelsknotenpunkte und sollten zudem die Macht der „Grande Nation“ unterstreichen. Als Japan 1945 kapitulierte, war es daher verständlich, dass die Franzosen wieder die Macht übernehmen wollten. 1946 erkannte Frankreich schliesslich als wieder einzige fremde Macht in Vietnam die Demokratische Republik Vietnam (DRV) als autonomen Staat im Kolonialreich „Union Française“ an.

Es folgte nun das für die Kolonialzeit typische Spiel mit der Einheimischen Regierung, welche unterstützt wird, um staatsfeindliche Gruppen zu verfolgen. Es kam zum Bruch zwischen der DRV und Frankreich, woraufhin diese in einen Kolonialkrieg gerieten, welcher 1954 verloren ging. Die damaligen Interessen von Frankreich waren rein kolonialer Art, es ging weder um den Kampf gegen den Kommunismus (dieser hatte damals in Vietnam noch gar nicht Fuss fassen können), noch um bessere Lebensbedingungen für die einheimische Bevölkerung. Ziel war einzig und allein die Aufrechterhaltung des französischen Imperiums, welches damals schon an allen Ecken und Enden zu bröckeln begann.

Die 1954 bei der Genfer Friedenskonferenz beschlossenen Wiedervereinigungswahlen (Vietnam wurde vorläufig entlang des 17. Breitengrades getrennt), werden von den Südvietnamesen mit der Unterstützung der Amerikaner verhindert, da ein Sieg der von der Sowjetunion und später auch von China unterstützten Partei von Ho Chi Minh befürchtet wird. Nachdem der Südvietnamesische Präsident Diem die Vorrechte von Frankreich zugunsten der USA aufhebt, sind diese die neue Besatzungsmacht, oder werden von den Vietnamesen zumindest als solche empfunden. Die Amerikaner missverstehen die Ideologien der Vietnamesen, denn diese wollen nicht wie allgemein angenommen den Kommunismus in alle Welt tragen, sondern lediglich ein vereinigtes und unabhängiges Vietnam erschaffen. Der Kommunismus ist nun Mittel zum Zweck, von den Chinesen und der Sowjetunion bekommen sie die Unterstützung in Form von Waffen, welche für den Unabhängigkeitskampf notwendig sind.

Die beiden kommunistischen Staaten verfolgen jedoch die gleichen Ziele wie die USA, einfach in die andere Richtung. Es kommt also zum Kampf der Ideologien, zum Kampf des Kapitalismus gegen den Kommunismus.

Imperialismus definiert sich jedoch auch in der Durchsetzung und Verbreitung eigener Lebensweisen (Ideologien) auf einem fremden Territorium, was daher auch den amerikanischen Vietnamkrieg zu einem imperialistischen Krieg macht.

Vietnam – 1945 bis 1954 (Französischer Vietnamkrieg)

1945 Japanische Truppen nehmen das bis anhin unter französischer Kolonialverwaltung stehende Vietnam ein. Ho Chi Minh’s kommunistisch dominierte nationale und antikoloniale Organisation „Viet Minh“ konstituiert ein nationales Befreiungskomitee als provisorische Regierung, seine Guerilla-Streitkräfte verstärken den Kampf gegen die japanischen Besatzer.

An der Potsdamer Konferenz (Siegermächte des 2. WK) wird die Trennung Vietnams entlang des 16. Breitengrades in getrennte Besatzungszonen beschlossen. Im Norden sollen chinesische, im Süden britische Truppen die Japaner nach deren Kapitulation entwaffnen. Nach der Kapitulation Japans übernehmen die Viet Minh im Nordvietnamesischen Hanoi die Macht, noch als eine Minderheit von 5000 Mitgliedern.

Nach der erfolgreichen Augustrevolution (durch die Viet Minh) und der Abdankung des Kaisers Bao Dai dehnen die Viet Minh ihre Macht über das ganze Land aus, mit den Amerikanern als Hauptverbündete.

Französische Kolonialtruppen greifen die Lokalverwaltung in Saigon an und besetzen die Stadt. Ein grosses Problem im Vietnam ist die unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln.

1946 Chinesische Truppen übergeben den Norden an Frankreich, britische Truppen ziehen sich aus dem Süden zurück. Nach mehreren Angriffen der Franzosen auf die Viet Minh beginnen diese mit einem Gegenangriff auf die Besatzungsmacht. Sie bringen den grössten Teil Nordvietnams unter ihre Kontrolle, ziehen sich jedoch aus Hanoi zurück.

1947 In mehreren Schlachten scheitern französische Blitzkriegsillusionen.

1949 Frankreich ernennt Bao Dai zum Chef der Gegenregierung, steigende Kriegskosten.

1950 Aufnahme diplomatische Beziehungen zwischen Ho Chi Minh und der Sowjetunion. USA und Grossbritannien befürchten einen Dominoeffekt, das Übergreifen des Kommunismus auf andere Länder („Dominotheorie“). Daher beginnen die Amerikaner mit Militärhilfe für Saigon. Durch Vorstösse von Viet Minh („Vietnamesische Volksarmee“) an die chinesische Grenze wird deren Unterstützung durch andere sozialistische Staaten möglich.

1951 Die Viet Minh gehen aus taktischen Erwägungen in der neuen „Dang Lao Dong“ Partei auf, sie haben nun zwei Drittel des vietnamesischen Territoriums unter ihrer Kontrolle.

1954 Schlacht um Dien Bien Phu, 12'000 französische Elitesoldaten eingekesselt, trotz amerikanischer Luftunterstützung (siehe auch „Ich war Arzt in Dien Bien Phu“, Oberstabsarzt Dr. Grauwin, Alfred Scherz Verlag, 1955). Im Juli wird ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Frankreich und der demokratischen Republik Vietnam (DRV) in Paris unterzeichnet. In beiden Teilen (Nord/Süd) werden Wahlen abgehalten, der erste Indochinakrieg ist somit beendet und hat 92’000 Tote auf französischer- und 800’000 Tote auf vietnamesischer Seite gefordert. Ministerpräsident Diem hebt die noch gültigen französischen Vorrechte in Südvietnam zugunsten der Amerikaner auf.

Das Land steht fortan im Mittelpunkt der globalen Auseinandersetzung

des Kalten Krieges; die USA, welche die Schlusserklärung der Genfer Indochinakonferenz nicht unterzeichnet haben, beschliessen im Sinne der „Eindämmungspolitik gegen den Kommunismus“, den Süden massiv militärisch und wirtschaftlich zu unterstützen.

Vietnam – 1955 bis 1964 (Bürgerkriegsphase)

1955 Der Süden unter Diem anerkennt die Beschlüsse der Indochina-Konferenz nicht an und verlangt die Annexion der DRV. Ho Chi Minh verhandelt mit China und der Sowjetunion über Hilfe, mit der Sowjetunion erfolgreich. Diem ruft die souveräne Republik Vietnam (RVN) aus.

1956 Südvietnam erhält eine neue, nahezu autokratische Verfassung, mit zusätzlichen Notstandsdekreten und Vetternwirtschaft kann Diem seine Macht weiter festigen. Dadurch entsteht vornehmend in ländlichen Gegenden eine südvietnamesische Widerstandsbewegung.

1957 Der auf Druck der USA 1954 eingesetzte Ministerpräsident Ngo Dinh Diem hat bis anhin bis zu 12’000 Oppositionelle ermordet.

1959 Die DRV beginnt mit der Einschleusung von Menschen und Material über den Ho-Chi-Minh-Pfad in den Süden.

1960 Nordvietnam führt die allgemeine Wehrpflicht ein. Am Dang Lao Dong –Parteitag wird die weitere Festigung des Sozialismus und die Befreiung des Südens beschlossen. Südliche Widerstandsgruppen sollen unterstützt werden. Rund 20 Rebellengruppen, Sekten und ethnische Minderheiten schliessen sich zur Nationalen Befreiungsfront (FNL), nach der führenden Gruppierung auch Vietcong genannt, zusammen. Die USA haben in Südvietnam 3200 Mitarbeiter stationiert. Erstmals setzen US-Kampflugzeuge neben Napalm auch Chemikalien zur Erntevernichtung in den Rückzugsgebieten des Vietcong ein.

1961 Kennedy lehnt eine Intervention von US-Bodentruppen ab, verstärkt jedoch die Unterstützung der Diem-Regierung.

1962 Die Zahl der amerikanischen Militärberater ist auf 9000 angewachsen, die Zahl der Vietcong-Soldaten auf ca. 30’000 Mann, nach US-Schätzungen. Die Vietcong haben grosse ländliche Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht.

1963 In der südvietnamesischen Kaiserstadt Hue beginnen bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen, die in der Verhaftung von rund 14000 Oppositionellen (Buddhisten) enden. US-Präsident Kennedy billigt einen Putsch buddhistischer Generäle, welcher die Ermordung von Diem und seinem am Machtmissbrauch mitbeteiligten Bruder zur Folge hat. Erstmals wird das Pestizid „Agent Orange“ gegen Vietcong-Stellungen eingesetzt.

1964 Nach dem Putsch des südvietnamesischen Generals Duong Van Minh kommt es noch zu weiteren 5 Regierungswechseln im instabilen Teilstaat. In den 13 der 44 Provinzen, welche die Vietcong beherrschen, bauen diese ein eigenes Verwaltungssystem auf, sie bemühen sich in Moskau vergeblich um eine weitere Aufstockung der Militärhilfe. Als Folge erklärt die DRV-Regierung, man verzichte gänzlich auf sowjetische Unterstützung und unterzeichnet im Dezember in Peking ein Hilfsabkommen. Dieses sieht die stufenweise Entsendung von 320’000 Soldaten für Bauaufgaben und die Luftverteidigung vor. Moskau reagiert prompt und bietet seinerseits wiederum Gespräche an. US-Kampfflugzeuge beginnen mit der Bombardierung der Dschungelgebiete Zentralvietnams sowie des Ho-Chi-Minh-Pfades, der Hauptader des Nachschubs für die Vietcong-Kämpfer. Die DRV protestiert gegen die Beschiessung nordvietnamesischer Fischerboote und Inseln, die USA dementieren. Torpedoboote der DRV greifen im Golf von Tonking den in ihre Hoheitsgewässer eingedrungenen amerikanischen Zerstörer „Maddox“ an. Die USA behaupten (widerlegte Tatsachen) ihre Zerstörer seien zuerst ausserhalb der 12-Meilen-Zone beschossen worden, Nordvietnam dementiert.

4. August 1964: Die „Tonking-Zwischenfälle“ dienen den USA zum direkten militärischen Eingreifen in den nie erklärten Krieg gegen die DRV.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vietnam – 1964 bis 1969 (Amerikanischer Vietnamkrieg)

Als die Vereinigten Staaten Interesse an Vietnam bekundeten, hatte die vor allem zwei Gründe:

1. Machtdemonstration nach dem Motto: „Wir haben die Franzosen schon zweimal gerettet, wir können sie auch noch ein drittes mal retten“. Diese Meinung ging von grossen Irrtümern aus, zudem riet Frankreich, vor allem General De Gaulle, energisch von einem US-Eingreifen ab. Auch im Stab um Kennedy gab es viele, die aus denselben Gründen wie die Franzosen ein Engagement in Vietnam ablehnten und höchstens logistische und minimale militärische Hilfe leisten wollten. Der französische Rat wurde später trotzdem in den Wind geschlagen, die Falken setzten sich durch. Wenn man genügend Geld hineinstecken würde, könne man gar nicht verlieren, war deren Ansicht.

2. Der Dominoeffekt: Da Nordvietnam unter Minh gleich Verbindungen zu kommunistischen Staaten hatte, wurde ein „Übergreifen“ kommunistischer Ideologien auf Nachbarstaaten befürchtet. Man hatte Angst, dass ein Staat nach dem anderen wie ein Dominostein zum Kommunismus kippen könnte. Kennedy hat nach Einschätzungen seiner Berater jedoch nie an diese, von Dwight D. Eisenhower aufgestellte, Theorie geglaubt. Den Vietnamesen spielte der Kommunismus jedoch eine nebensächliche Rolle, sie waren in erster Linie Vietnamesen und wollten die Unabhängigkeit, ein Ende der dauernden Besatzung, obwohl die USA bis etwa 1960 nicht als solche wahrgenommen wurden.

Die USA wurden auch aufgrund des damaligen Präsidenten des Südvietnams, Diem, in einen immer grösseren Konflikt hineingezogen. Dieser war Katholik, die Mehrheit der Vietnamesen waren Buddhisten. Diem verfolgte oppositionelle Buddhisten auf brutalste Weise, Hinrichtungen wurden ohne Prozess ausgeführt. Die USA regten eine Landreform an, die jedoch unter Diem scheitern musste, da er Katholiken stark bevorzugte, diesen auch immer wieder Posten in seiner Regierung zuschanzte.

Die USA übten 1963 Druck auf Diem aus, auf dass dieser sich zu mässigen habe, Diem reagierte jedoch nicht darauf. Als Folge davon duldeten die USA einen Putsch buddhistischer Generale gegen Diem, welcher die Ermordung von Diem und einiger seiner Gefolgsleute nach sich zog. Ein Schock für Kennedy.

Die 10’000 amerikanischen Berater vor Ort, begannen immer mehr nicht nur die südvietnamesische Armee auszubilden, sondern sie auch immer mehr zu führen. Das Kommando über den Krieg, welcher schleichend begann, lag immer mehr in amerikanischen Händen. Verluste von US-Soldaten wurden verharmlost, die Propaganda erfand Quoten für Freund/Feind Verluste, welche nachweislich ein völlig falsches Bild zeichneten, jedoch bis zum Kriegsende angewandt wurden.

Auf der Nordvietnamesischen Seite wurden schon direkt nach den Genfer Abkommen von 1954, welche den Krieg gegen die Franzosen beendeten, mit der Planung der völligen Befreiung des gesamten Vietnams begonnen. Man plante 10 Jahre ein, bis man eine starke Armee und genügend Waffen hatte, um „jeden Besatzer“ zu vertreiben. Die Armee bestand lange aus Freiwilligen, die dadurch natürlich mit grossem Enthusiasmus bei der Sache waren, sie hatten ein Ziel (Befreiung Vietnams) und sahen sich auf der richtigen Seite, gegen das Böse anzukämpfen. Es wurden extra 60'000 Soldaten aus der Armee entlassen, um in der Militärgüterproduktion tätig zu werden. Kaderpositionen der nordvietnamesischen Armee wurden auch in China und der Sowjetunion ausgebildet. Erstaunlicher Weise erhöhte sich die Anzahl der unter Waffen stehenden Soldaten von 180'000 im Jahre 1957 auf 1,6 Millionen im Jahre 1975, also nach dem Krieg. Eine Folge der von Minh sehr durchdachten Kriegsvorbereitungen. Die Ausbildung wurde ständig verbessert und vor allem beschleunigt. Auf amerikanischer Seite war man erstaunt, wie gut die DRV –Soldaten auch modernste Waffen beherrschten, und somit die angeblichen Vorteile der Amerikaner weiter schmolzen. Über den Ho-Chi-Minh-Pfad, welcher stetig ausgebaut wurde, kamen zudem auch südvietnamesische Rebellenführer der FLN in den Norden, wo sie eine Ausbildung genossen, um dann wieder in den Süden zurückzukehren.

Mit steigender amerikanischer Militärpräsenz im Süden wuchs in der DRV die Angst, die Amerikaner könnten in den Norden einmarschieren. Daraus entstand die Taktik, mit gezielten Nadelstichen den USA den Nachschub zu erschweren, Kräfte an bestimmten Positionen zu binden und auch deren Moral zu schwächen. Es gab keine Front, keine sichtbaren Truppenopperationen des Nordens und bestens motivierte Soldaten der DRV. Über gemeinsame Grenzabschnitte mit China wurde die DRV zuerst mit chinesischen „Bahnarbeitern“ und später direkt mit Waffen aus China und der Sowjetunion versorgt. Die „Bahnarbeiter“ sollten vor allem eine abschreckende Wirkung auf die Amerikaner haben und die Unterstützung Chinas für den Norden verdeutlichen. Nach dem Putsch gegen Diem in Südvietnam kam es zu mehreren Regierungswechseln und Putschversuchen. Die USA hatten dadurch Mühe, den Überblick über die verschiedenen Splittergruppen, Sekten und Regierungsleute zu bekommen. Es konnte keine vertrauenswürdige Beziehung zu der (ständig wechselnden) Regierung mehr aufgebaut werden. So förderten die USA Aufbauprogramme in Bereichen wie Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit, welche jedoch nicht die erhofften Erfolge zeigten, da es an Unterstützung durch das vietnamesische Volk und die Regierung(en) fehlte. Die Regierung in Saigon hatte auch Probleme in der Kommunikation zur eigenen Bevölkerung.

Es gab auch Programme zur Befestigung von Dörfern. Man versprach sich dadurch die definitive Sicherung ganzer Provinzen, der Erfolg war jedoch mässig, vor allem weil die Dorfbevölkerungen grosse Entbehrungen machen mussten, dadurch die Amerikaner als Besatzer ansahen und sie nur in zwingenden Fällen unterstützten.

Felder konnten so z.B. nur noch unter Aufsicht von US-Soldaten bebaut und geerntet werden, die Bewegungsfreiheit zwischen den Dörfern war stark eingeschränkt.

Schon am 5. August 1964, nur ein Tag nach den „Tonking-Zwischenfällen“, bombardierten US-Flugzeuge nordvietnamesische Marinebasen und Treibstofflager, noch ohne das Einverständnis des US-Senats. Der damalige Präsident der USA, Johnson, bringt jedoch aufgrund dieser Vorfälle mit überwältigender Mehrheit die sogenannte „Tonking-Resolution“ durch den Kongress. Sie ermöglicht ihm die „notwendigen Massnahmen“ zu ergreifen, um weitere Aggressionen zu verhindern.

(Dass der US-Zerstörer “Maddox” als erster von den Nordvietnamesen beschossen wurde, ist heute eindeutig widerlegt.)

Der Krieg wurde nie direkt erklärt. Präsident Johnson interpretierte den Beschluss des Kongresses zu Tonking so, dass er ihn autorisierte, alle Mittel einzusetzen, die ihm bei seinen militärischen Operationen notwendig erschienen. Als damit begonnen wurde amerikanische Truppen einzuschalten, wurde das so gerechtfertigt, dass sie eine Verteidigungssperre für die amerikanischen und südvietnamesischen Luftwaffenstützpunkte darstellten. Anfänglich nahmen diese Verbände tatsächlich Verteidigungspositionen ein. Dann wurden sie dazu ermächtigt, ausserhalb der Verteidigungssperre zu patrouillieren, um diese zu schützen. Der nächste Schritt war dann, vietnamesische Einheiten zu retten, die militärisch in Gefahr waren. Automatisch kam dann dazu, dass die amerikanischen Truppen selbständig operieren durften.

Die Vietcong operierten in kleinen, eingespielten Einheiten. Sie nutzten ihre Überlegenheit in Geländekenntnissen und flexibleren Operationsmöglichkeiten bestens aus. Gefangene machte der Vietcong kaum. Die meisten wurden von ihnen sofort umgebracht und angezündet, ganz einfach, weil sie keine Gefangenen machen konnten. Sie konnten keine Amerikaner und Südvietnamesen mitnehmen, da sie beweglich bleiben mussten. Im Raum Saigon erstellten sie zudem ein ausgeklügeltes Tunnelsystem, welches ihnen ermöglichte aus dem Nichts heraus befestigte Dörfer anzugreifen, den Feind zu schwächen und wieder unterzutauchen, bevor die Amerikaner reagieren konnten. Der Hauptanteil ihrer Truppen fand ausserhalb Vietnams , in Laos und Kambodscha, also auf neutralem Territorium, Zuflucht.

Die US-Luftwaffe reagierte mit Flächenbombardementen von diesen, eben neutralen, Gebieten, was vielerorts Proteste auslöste.

Das Tunnelsystem von Cu Chi war ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor in der Kampftaktik der Vietcong, schon während des französischen Vietnamkrieges. Ursprünglich entstand die Idee mit den Tunneln im Kampf gegen die Franzosen, um sich vor dem Gegner zu verstecken, ohne die Region verlassen zu müssen. Dazu baute man Schutzbunker, zuerst nur kleine für zwei bis drei Personen.

Sie waren noch nicht so gut gesichert und getarnt, daher gab es sehr hohe Verluste, wenn die Franzosen einen solchen Bunker entdeckten.

Daher begann man die Bunker zu einem ganzen System zusammenzuführen, welches anfangs noch instabil und primitiv war und vor allem als Lagerraum für Waffen, Munition und Dokumente diente. Später erstreckte sich das System über mehrere Etagen, enthielt auch Unterkünfte für die Zivilbevölkerung, Schulzimmer, das Oberkommando der FNL. Von den Soldaten wurde viel abverlangt, die Kampfbedingungen waren grausam, weshalb es auch schwierig war, die Kampfmoral und den Überlebenswillen der Soldaten, welche oft mehrere Tage in den Tunnels ausharren mussten, zu erhalten. Durch die durchdachte Bauweise, mit Siphon-ähnlichen Verläufen, war der Tunnel auch gegen Giftgasangriffe gesichert. Gegen das Eindringen von feindlichen Truppen schützte man sich mit Menschenfallen und Engstellen, durch die nur Vietnamesen passten. Die Amerikaner gaben schon nach wenigen Versuchen auf, das Tunnelsystem zu entern, der Kampf ging über der Erde weiter, mit Vorteilen für die Vietcong.

Die Vietcong hielten das Tunnelsystem den gesamten Krieg über, sogar bei der Schlussoffensive von 1975 war es noch von grosser Bedeutung. Cu Chi wurde zum Symbol der Einigkeit des ganzen Landes, auch der Opferbereitschaft, unter den Vietnamesen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kommandoraum im Cu-Chi-Tunnelsystem

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Operationssaal im Cu-Chi-Tunnelsystem

Auf amerikanischer Seite herrschte bis in die obersten Führungsebenen der Militärs grosse Frustration über den für sie unzufriedenstellenden Verlauf des Krieges. Zu Beginn der US-Bodenoperationen waren die Truppen äusserst schlecht trainiert für einen Einsatz in Dschungelgebieten unter tropischen Bedingungen. So mussten bei manchen Einsätzen 60 Prozent der Soldaten wegen Überhitzung wieder zurückgebracht werden, vielen bereitete zudem die Dichte und Unübersichtlichkeit des Dschungels Schwierigkeiten. Viele der Wehrpflichtigen (also unfreiwilligen) Soldaten waren aus armen Familien mit niedrigem Bildungsniveau rekrutiert worden, waren jung und wollten mit dem ganzen Konflikt nichts zu tun haben. Drogenkonsum, auch von harten Drogen, war weit verbreitet und führte immer wieder zu ausfälligem Benehmen einzelner Soldaten. Die Soldaten merkten sicherlich auch, dass sie in ihrer Heimat keine Unterstützung fanden. Die Kriegsgegner waren nicht nur gegen den Krieg, sondern gegen das Militär, was alle Soldaten zu spüren bekamen. Aus all diesen Gründen sank die Moral der US-Soldaten ständig, mit fortschreitendem Kriegsverlauf, mit jedem weiteren Toten in ihren Reihen. Da sie für ein Jahr verpflichtet waren, zählten sie jeden Tag bis zu ihrer Heimkehr. Darum werden die USA in Vietnam versagt haben, da sie es nicht schafften, eine Armee aufzubauen, die bis zum Äussersten entschlossen war. Die Vietcong hingegen kämpften bedingungslos; es gab keinen Ort, an den sie zurückkehren konnten. Sie kämpften für ihre Heimat.

Trotz allen Misserfolgen trat der damalige General Westmoreland 1967 vor den Kongress und sagte: „Es gehe voran“, er sehe Licht am Ende des Tunnels, der Sieg sei in Sicht.

Mit der Tet-Offensive (Tet = vietnamesisches Neujahrsfest) von 1968, bei welcher die Vietcong wie aus dem Nichts mitten in Südvietnamesische Städte eindrangen und auf breite Unterstützung durch die Zivilbevölkerung hofften, die jedoch grösstenteils ausblieb, änderte sich das Bild des Krieges auch in den USA völlig. Trotz hoher Verluste auf Seiten der Vietcong und erfolgreichen Gegenschlägen der US-Truppen war man erschüttert, wie wenig Kontrolle man über sichergeglaubte Gebiete hatte. Niemand redete mehr von einem Sieg, alle wollten nur noch ihre Söhne heil zurück, die Antikriegsdemonstrationen kamen erst richtig in Schwung. Studenten verbrannten an Universitäten öffentlich ihre Einberufungsbefehle. Präsident Johnson verzichtete auf die Kandidatur für eine zweite Amtsperiode.

Die 68er Bewegung wurde durch den Vietnamkrieg hervorgerufen, die Themen wandelten sich jedoch und hatten z.T. nicht mehr direkt mit dem Krieg zu tun. Die gesamte Bewegung wäre mit grösster Wahrscheinlichkeit ohnehin einmal losgebrochen, der Krieg diente lediglich als Anpfiff. Die Demonstrationen waren bestimmend für eine ganze Generation, man war mit ihr, oder man war gegen sie. Die Soldaten waren grösstenteils für sie, die Demonstranten jedoch grösstenteils gegen die Soldaten, auch nach Kriegende im Jahre 1975. Traumatisierte Vietnam-Veteranen kamen in eine Heimat zurück, in welcher sie ähnlich Aussätzigen behandelt wurden. Viele konnten sich bis heute nicht wieder vollständig in die Bevölkerung eingliedern, wurden kriminell oder sind derart stark traumatisiert, dass sie arbeitsunfähig sind.

Im Ganzen gesehen hatte die Öffentlichkeit (vor allem die Konservative Öffentlichkeit!) den Krieg bis zur Tet-Offensive unterstützt. Der Kalte Krieg überzeugte sie davon, dass die Sowjetunion eine reale Bedrohung und dadurch die Verantwortung für weit entfernte Kriegsschauplätze im Namen der Demokratie legitim war.

Die Vietcong hatten ihre Truppen in Haupt- und Lokalkräfte eingeteilt. Die Hauptkräfte waren die regulären Truppen, die dem Verteidigungsministerium unterstanden. die Lokalkräfte waren Soldaten, welche den Bezirksleitern unterstellt waren. Ausserdem gab es sogenannte Milizionäre; das waren Menschen aus der Zivilbevölkerung. Durch diese Einteilung konnte ein hervorragender Austausch an Wissen über Gelände, Waffentechnik sowie an allgemeinen Informationen statt finden.

Durch die flächenmässig weite Streuung der Vietcong-Verbände wurde der Nachschub oftmals zum Problem. Neben der Fehlenden Unterstützung durch die Zivilbevölkerung war die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Munition einer der Hauptgründe für das scheitern der Tet-Offensive.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einer der bekanntesten Fehltritte der US-Truppen war das Massaker von My Lai im Jahre 1968. Die Soldaten fielen in das Dorf (My Lai) ein, töteten Frauen, Kinder und verwüsteten deren gesamtes Dorf.

Die US-Air-Force verrichtete über den ganzen Krieg gesehen das grösste und intensivste Flächenbombardement, das es bis zum heutigen Zeitpunkt gegeben hat. 1965 wurden nach US-Angaben 75 Tonnen (!!!) Bomben gebraucht, um „eine Feindleiche zu produzieren“. Das in letzter Zeit wieder in die Schlagzeilen geratene Gift, dem die Amerikaner den Übernamen „Agent Orange“ gaben, wurde über weite Flächen verspritzt, vor allem um versteckte Nachschubwege zu enttarnen. 25 Jahre nach Kriegsende sind die Auswirkungen des Vietnamkriegs noch immer verheerend. Die jüngsten Opfer sind erst einige Tage alt: Kinder mit teilweise schweren Missbildungen. Etwa eine Million Menschen leiden an den Spätfolgen des Einsatzes des dioxinhaltigen Herbizids Agent Orange. Missbildungen und Krebs sind nur einige der möglichen Schädigungen durch das Gift, das sich bis heute in den Nahrungsketten befindet.

Pestizide machten ganze ernten zunichte, über Jahre hinaus, Streubomben töten und verstümmeln noch heute Kinder, welche auf die absichtlich farbig markierten „Bombies“ (Bömbchen) zu ihrem Leid am ehesten reagieren. Es wurde keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen, welche es trotz Guerilla-Taktik des Vietcong gab. Das ewige „ins Leere laufen“ der amerikanischen Truppen machte diese aggressiv und vorsichtig, nach dem Motto; lieber einen zuviel töten, als von einem vermeintlichen Zivilisten erschossen zu werden.

Das Ende des Krieges wurde schon 1968 mit einer Rede von Präsident Johnson eingeleitet. Er versprach die Begrenzung der Bombardements auf den Norden.

Dieser reagierte unerwartet und regte Friedensverhandlungen an, welche dann auch im Mai 1968 in Paris begannen. Die Bombardements im Norden wurden eingestellt, die im Süden jedoch weiter intensiviert. Die DRV wollte einen Abzug der amerikanischen Truppen sowie eine neue Regierung im Süden, welche sich für Frieden und Freiheit aller Bevölkerungsgruppen einzusetzen hatte. In den öffentlichen Verhandlungen wurde lediglich versucht, die öffentliche Meinung möglichst auf seine Seite zu ziehen. Es waren vier Parteien zugegen, die USA, die südvietnamesische Regierung (auf Druck der USA) , die DRV und die SNL (als Reaktion der DRV). Die Pariser Verhandlungen blieben auch nach dem Tod Ho Chi Minhs im September 1969 und dem Abbau der amerikanischen Streitmacht ergebnislos.

Vietnamisierung des Krieges: Um das Ende des amerikanischen Engagements in Vietnam in die Wege zu leiten, verkündete Präsident Richard M. Nixon wenige Monate nach seinem Amtsantritt (1969) ein Programm zur "Vietnamisierung" des Krieges. Nixons (Wahlkampf-) Programm beinhaltete den stufenweisen Abzug von 90'000 US-Soldaten bis Ende 1969, den Ausbau der südvietnamesischen Streitkräfte und die allmähliche Übertragung der Kriegsführung an die Saigoner Regierung. Zuwider aller im Vorfeld gemachten Versprechen erhöhte Nixon nach seinem Amtsantritt die Truppenstärke Ende 1968 auf das Maximum von 543'000 Mann.

1970 weiteten die USA den Krieg auf Kambodscha und 1971 auf Laos aus. Sie beabsichtigten damit, den Vietcong seiner Operationsbasen in den Grenzgebieten dieser beiden Ländern zu berauben und seinen Nachschub aus Nordvietnam abzuschneiden. Dieser zusätzliche militärische Druck sollte zudem die nordvietnamesische Verhandlungsbereitschaft in Paris steigern. Weder der Einmarsch der US-Truppen in Kambodscha noch die Bombardierung Laos erwiesen sich als militärisch erfolgreich. Beide Aktionen stiessen weltweit auf Empörung und führten zu einer Verschärfung der antiamerikanischen Proteste.

Nachdem die Pariser Friedensverhandlungen am 23. März 1972 vorläufig gescheitert waren, starteten die Nordvietnamesen wenige Tage später eine breitangelegte (Oster-) Offensive gegen Südvietnam. Daraufhin reagierte die amerikanische Luftwaffe mit verheerenden Bombenangriffen auf Nordvietnam.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zudem wurden die wichtigsten nordvietnamesischen Häfen vermint, um den Nachschub aus China und der Sowjetunion abzuschneiden. Wiederum sollte die Regierung in Hanoi unter Druck gesetzt und zu Zugeständnissen gezwungen werden. Präsident Nixon hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, für einen baldigen Frieden einzutreten. Um wenigstens einen Teil seines Versprechens einzuhalten, beugte er sich im Sommer 1972 dem innen- und aussenpolitischen Druck, indem er sämtliche amerikanische Infanteriekampfeinheiten aus Vietnam abzog. Zum Schutz von US-Militärbasen blieben lediglich 40'000 Soldaten stationiert. Bereits bei der "Osteroffensive" im März dieses Jahres hatten die US-Bodentruppen nicht mehr ins Kampfgeschehen eingegriffen.

Als ab Oktober 1972 vertrauliche Friedensgespräche zwischen dem amerikanischen Sicherheitsberater Henry Kissinger und dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho aufgenommen wurden, schien eine Übereinkunft in greifbarer Nähe. Doch schon Mitte Dezember gerieten die Verhandlungen ins Stocken, worauf Nixon eine heftige Luftattacke gegen Hanoi und Haiphong anordnete – die schwerste seit Beginn des Krieges. Die Attacke ging unter dem Namen "Christmas Bombing" in die Geschichte des Vietnamkrieges ein. Als die USA ihre Luftangriffe nördlich des 20. Breitengrades eingestellt hatten, wurden die Friedensgespräche zwischen Kissinger und Le Duc Tho in Paris fortgesetzt. Schon am 27. Januar 1973 unterzeichneten die Vertreter der USA, Südvietnams, Nordvietnams und der Provisorischen Revolutionsregierung Südvietnams (Vietcong) ein Waffenstillstandsabkommen. Das Abkommen forderte die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und den Abzug sämtlicher amerikanischen Truppen binnen 60 Tagen, die Herausgabe aller Kriegsgefangenen und die Anerkennung der entmilitarisierten Zone als provisorische Grenze. Ausserdem sollte die Einhaltung des Friedens von einer internationalen Kontrollkommission überwacht werden. Schliesslich sollte ein "Nationaler Versöhnungsrat", bestehend aus Vertretern der südvietnamesischen Regierung, der provisorischen Revolutionsregierung sowie anderer Oppositionsgruppen, ins Leben gerufen werden, um allgemeine Wahlen in Südvietnam vorzubereiten, was jedoch scheiterte. Des Weiteren billigte das Abkommen den Verbleib von 145'000 nordvietnamesischen Soldaten in Südvietnam. Der Waffenstillstandsvertrag entpuppte sich jedoch in vielen Punkten als undurchführbar oder zu unpräzise formuliert. Für Präsident Nixon hingegen erwies sich der Vertrag als Glücksfall. Ihm bot sich die Möglichkeit, seine Streitkräfte aus Vietnam zurückzuziehen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Bis Ende März 1973 hatten die USA sämtliche Truppen aus Vietnam abgezogen. Dennoch stellten sie Südvietnam nach wie vor wirtschaftliche und militärische Hilfe in Aussicht.

Der Frieden kehrte jedoch nicht ein, es kam zu einer Weiterführung des Konfliktes als Bürgerkrieg, denn trotz der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages gingen die Kämpfe zwischen kommunistischen Einheiten und südvietnamesischen Regierungstruppen in unverminderter Härte weiter. Beide Seiten waren darauf aus, ihre Gebiete zu verteidigen beziehungsweise auszuweiten.

Ohne die Unterstützung von US-Bodentruppen geriet die südvietnamesische Armee aber zusehends ins Hintertreffen. Anfang Dezember 1974 leiteten die kommunistischen Truppen die Schlussoffensive gegen Saigon ein. In den frühen Morgenstunden des 30. Aprils 1975 marschierte der Vietcong in der südvietnamesischen Hauptstadt ein; noch am selben Tag endete der Vietnamkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der südvietnamesischen Regierung. Die noch in Vietnam stationierten Amerikaner (Botschaftspersonal, Agenten,...) wurden erst in letzter Minute evakuiert, da gewisse Kreise nicht an den Einmarsch der DRV Truppen glauben wollten. So konnten nur die wenigsten Südvietnamesischen Geheimdienstagenten und andere Funktionäre ausgeflogen werden und wurden grösstenteils von den einmarschierenden Truppen getötet. Mehr als ein Jahr später, am 2. Juli 1976, erfolgte die Proklamation der Sozialistischen Republik Vietnam, womit der gesamtvietnamesische Staat wiederhergestellt war.

Vietnam – ab 1975 (Die Folgen des Krieges)

Im Vietnamkrieg wurden schätzungsweise 200'000 südvietnamesische und 56'000 amerikanische Soldaten sowie 5‘000 Angehörige der SEATO-Verbänden (andere Nationen) getötet. Auch auf kommunistischer Seite hatte der Krieg 920'000 Soldatenleben gefordert. Weit erschreckender war aber die hohe Zahl an Opfern unter der Zivilbevölkerung: In Nordvietnam kamen 350'000 Zivilisten ums Leben, in Südvietnam gar 450'000. Schuld daran waren vorwiegend die Flächenbombardements der US-Luftwaffe, die ganze Landstriche entvölkert hatten. Darüber hinaus wurde auch das Land Vietnam arg in Mitleidenschaft gezogen: Die ganze Wirtschaft und Infrastruktur war zerstört, was sich in den massiven wirtschaftlichen Problemen der Nachkriegszeit widerspiegelte, und der grossflächige Einsatz von Napalm und Entlaubungsmitteln rief massive, zum Teil nicht wiedergutzumachende ökologische Schäden hervor.

Einschätzung von Peter Arnet, AP-Journalist, von 1962 bis 1975 in Vietnam:

„Als ich sie sah, die Sieger, wie sie in ihren Trucks und Panzern und Uniformen einrückten, da dachte ich – und ich schrieb es auch für die AP -, dass der gesamte Krieg wirklich eine einzige blutige Zeitverschwendung gewesen ist. Das ganze Engagement der Vereinigten Staaten, der Einsatz der jungen Männer, die Milliarden Dollar, die Opfer der Südvietnamesen – es war, als würde all das erst in diesem Augenblick enden, als die Sieger einzogen. Sie grüssten, sie übernahmen das Kommando schnell und souverän. Wofür die amerikanische Seite gekämpft hatte, war eigentlich nur eine Propagandaidee, den Südvietnamesen den American way of life zu bringen, was nie geschafft, nie erkennbar wurde. Und in diesem Moment war ich traurig, dass der Krieg überhaupt geführt worden war. Die Kommunisten hätten genauso gut 20 Jahre früher in Saigon einrollen können, nachdem sie die Franzosen geschlagen hatten. Doch die USA verhinderten die in Genf für 1956 festgelegten Wiedervereinigungswahlen und damit eine friedliche Machtübernahme. Ich war sehr zornig und betrübt, dass alle Mühe so überflüssig gewesen war. Auch 60 Journalisten sind getötet worden, neben den Millionen vietnamesischen Soldaten und Zivilisten, was die eigentliche Tragödie war. Nichts war für die Südvietnamesen oder die USA bei diesem langen Krieg herausgekommen. Er war brutal, er war mörderisch. Und er war ein völliger Misserfolg.“

Manche Militärs, welche damals am Krieg beteiligt gewesen waren, haben bis heute immer noch die gleichen Ansichten wie damals. So z.B. der Oberbefehlshabende General Westmoreland, der immer noch meint, man habe den Krieg nicht verloren, man sei auf alles vorbereitet gewesen und der Krieg sei eine Notwendigkeit im Kampf gegen den Kommunismus gewesen. „Wir hätten siegen können, wir hatten die militärische Kraft zu gewinnen, das steht völlig ausser Frage. Da jedoch die Vereinigten Staaten keinen Grund gesehen haben, einen Angriff auf Nordvietnam zu genehmigen, und der Kongress das Töten beenden wollte, wurde der Krieg beendet.“

Schlusswort

Beim Verfassen dieses Überblickes über einen der umstittensten Konflikte des letzten Jahrhunderts ist mir aufgefallen, welche Brisanz einzelne Ereignisse bis heute noch haben. So wird beispielsweise der Tonking-Zwischenfall, welcher eindeutig als erfunden belegt ist, noch immer von einigen Kreisen nicht als solcher wahrgenommen. Auch über die Tet-Offensive gibt es bei beiden ehemaligen Kriegsparteien geteilte Meinungen über Erfolg oder Misserfolg. Bei den Amerikanern ist das „Vietnam-Trauma“ immer wieder aufgebrochen. Vor dem 2. Irakkrieg (2003) wurden wieder des öfteren an die Schmach von Vietnam erinnert, die weltweiten Antikriegsdemonstrationen trugen sicher ihren Teil dazu bei. Oft werden auch aktuelle Guerillakriege, nach dem Vietnamkrieg „gewertet.“

Im Vietnamkrieg hat die Menschheit, jedoch zu einem hohen Preis, viel über Konfliktbewältigung gelernt, was heute leider zum Teil schon wieder vergessen wird.

Bibliographie:

Jürgen Osterhammel Kolonialismus C.H. Beck Verlag

Fischer Weltgeschichte

Peter Alter Der Imperialismus Ernst Klett Verlag

Dr. Grauwin Ich war Arzt in Dien Bien Phu Alfred Scherz Verlag

Wolfgang Schneider Apokalypse Vietnam Rowohlt Berlin Verlag

Rolf Bökemeier An den Ufern des Mekong Mondo -Verlag

Internet: www.krref.krefeld.schulen.net/

www.dsg.ch/imperial.htm

www.magnet.atp.tuwien

http://www.kssursee.ch/schuelerweb/kalter-krieg/entspannung/vietnamkrieg.htm

http://home.datacomm.ch/ajsieber/viekrieg.htm

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Vietnam - ein Imperialistischer Krieg?
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V108165
ISBN (eBook)
9783640063680
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vietnam, Imperialistischer, Krieg
Arbeit zitieren
Mäsä Anderegg (Autor:in), 2003, Vietnam - ein Imperialistischer Krieg?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108165

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Vietnam - ein Imperialistischer Krieg?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden