Kuba - ein sozialistisches Experiment


Facharbeit (Schule), 2002

35 Seiten, Note: 1.5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ferien im letzten Paradies der Werktätigen
Havanna
Pinar del Rio
Naturreservat
Trinidad

3. Rückblick bis zur Revolution
Von der Kolonialzeit und unzähligen Reformversuchen
Ära Batista

4. Fidel Castro

5. Che Guevara

6. Die kubanische Revolution
Sierra Maestra
Patria o Muerte
Schweinebuchtinvasion
Raketenkrise

7. Aufbau des Landes
Wirtschaftliche Transformation
Politische Struktur
Bildung und Gesundheit

8. Kuba seit 1989
Der Untergang des Ostblocks
Die USA
… und was ist mit der Zukunft?

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Wie kam es dazu, dass ich für meine Maturarbeit das Thema „Kuba – ein sozialistisches Experiment“ gewählt habe? Nun, eine Kette von Ereignissen hat dies bewirkt: Mein Interesse an Geschichte hat sich in den letzten Jahren merklich gesteigert, und seit einiger Zeit wollte ich mehr wissen über verschiedene Staatsformen. Ausgehend vom zweiten Weltkrieg, wo Nationalsozialismus das System beherrschte, kam ich zum Kommunismus, welcher für mich früher bedeutete „alles gehört allen“. Wie aber regiert man einen Staat kommunistisch? Ich kannte die UdSSR, andere sozialistisch regierte Länder waren mir bis anhin nicht bekannt. Von Kuba wusste ich eigentlich bloss, dass es eine Revolution gegeben hatte, die heute noch gegenwärtig ist, wenn man bedenkt, wie viele Leute mit einem Che Guevara T-Shirt herumlaufen. Ich wollte wissen, wer diese Persönlichkeit war, und was er als gebürtiger Argentinier mit Kuba zu tun hatte.

Letzten Winter beschloss meine Familie, die Sommerferien in Kuba zu verbringen – und dies steigerte mein Interesse enorm. Ich kann mich erinnern, dass ich schon als kleines Kind nach Kuba wollte, aus dem einfachen Grund, weil es weit weg war. Nun aber war ich alt genug, mich auch mit dem Land zu befassen in das ich reiste. Ich las mich in die Thematik ein, und was ich las, interessierte mich. Darum wollte ich meine Arbeit über Kuba und dessen Revolution schreiben. Nirgends sonst auf der Welt hielt und hält sich ein Führer so lange an der Spitze der Macht und wird von Grund auf verehrt. Die Strukturen der Vergangenheit, die verschiedenen Personen und der weltweite Zusammenhang der komplexen Vorgänge machen Kuba einzigartig. Warum ist Fidels Stellung so unangefochten, so tiefgehend? Was ist das Phänomen Kuba? Wie kann eine solche Diktatur in der heutigen Zeit funktionieren und nach dem weltweiten Ende des Kommunismus weiter bestehen?

Solchen Fragen bin ich nachgegangen und versuche sie mittels dieser Arbeit zu beantworten. Eine grosse Hilfe war mir dabei natürlich auch die Ferienzeit, die ich selber auf Kuba verbracht habe. Ich konnte mir ein Bild machen und Bilanz ziehen, was sich verändert hat. Meine Erinnerungen und Eindrücke möchte ich im folgenden Kapitel schildern.

2. Ferien im letzten Paradies der Werktätigen (13. – 29-Juli 2002)

Am Sonntagmorgen, dem 14. Juli kam ich auf Kuba an, einer Insel, gekennzeichnet durch unzählige Staatsreformen. Das allererste, was ich auf dem Flughafen erblickte war ein riesiges Plakat mit dem Schriftzug „revoluciòn socialista“, gefolgt von einem Bild Fidels und einem kubanischen Satz, den ich in etwa übersetzte mit „Für die Menschheit, von der Menschheit, mit der Menschheit“.

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Unser Ferienhotel lag in Varadero, dem Touristenzentrum Kubas, rund 120 km nordwestlich von Havanna. Zwischen Lagunen, Korallensand und Wäldern reiht sich Hotel an Hotel. Daneben erschien die Landschaft flach und öde, obwohl mir gesagt wurde, auf Kuba sei momentan Regenzeit. Die Luft war extrem feucht, und so verwunderte es kaum, dass mittags keine Menschenseele draussen zu erblicken war als wir ankamen.

Die Halbinsel Hicacos, auf welcher sich Varadero befindet, lebt vom Tourismus und das bemerkte ich an jeder Ecke. Es gibt unzählige Souvenirshops, jeder Hotelangestellte versuchte ein Auto für einen Tag zu vermieten oder den Touristen die Haare kunstvoll zu frisieren. Obwohl die Regierung keinen allzu engen Kontakt wünscht zwischen Bevölkerung und Touristen, wurden wir herzlich und offen empfangen. Das Erste was einem auffällt in Kuba ist, dass alle Menschen lachen; es scheint dass hier niemand wirklich unglücklich ist oder gross andere Bewohner beneidet. Sind diese Menschen wirklich glücklich mit ihrer Form des Kommunismus? Das schien mir ein wenig der Zwiespalt, in dem sich die Bevölkerung befindet. Einerseits ist man zufrieden mit dem was man hat, und niemand hat wirklich viel mehr als der andere, andererseits eben die bevorzugten Touristen resp. deren Geld. Ausserdem zeigte sich uns ein sehr ausgeprägter Patriotismus, unter anderem an der jährlichen Volksversammlung vom 26. Juli (dazu später mehr), aber auch sonst merkt man den Leuten an, wie sehr sie Fidel und Che alle verehren. Niemand denkt daran oder will daran denken, dass diese Ära vielleicht bald zu Ende geht.

Als Erstes wurden wir in unserem Hotel begrüsst, und schmackhaft versuchte man bald uns möglichst viele Ausflüge anzudrehen, wie es jeder kapitalistische Staat auch tut. Und so besuchten wir denn auch zweimal Havanna und einmal die ländliche Region Kubas.

Havanna

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Unser erster Ausflug nach Havanna startete sehr früh am Morgen, da man doch zwei Stunden zu fahren hat mit dem Bus. Havanna ist das komplette Zentrum Kubas, die Regierung hat dort ihren Hauptsitz, ebenso sämtliche Organisationen und das Militär. Bevor man unmittelbar vor Althavanna ist, muss man unter dem Meer hindurch fahren und genau vor dieser Unterführung sieht man das „Castillo de los tres reyeas del morro“. Diese spanische Festung galt lange Zeit als uneinnehmbar. Im 18. Jahrhundert jedoch eroberten sie die Engländer. Ein Jahr später kam sie wieder in den ursprünglich spanischen Besitz. Hier zeigt sich auch bereits, dass die spätere Republik Kuba lange Zeit hin und her geschoben wurde, und bereits Unzähliges durchmachte, mitunter ein Grund für die Unruhen vor der Revolution. Die Kubaner selbst wollten uns besonders oft zeigen, dass auch sie eine „europäisch – kulturelle“ Vergangenheit besitzen, somit keineswegs ein Drittweltland wie jedes andere seien und sich abheben vom restlichen Lateinamerika. Zurück zum Ausflugsziel: Angekommen in Althavanna staunten viele nicht schlecht, ich hingegen hatte es in etwa so erwartet wie es uns erschien: der einstige Glanz über Havanna, scheint verloren gegangen, viele historische Häuser sind dem Zerfall nahe. Unesco erklärte Havanna jedoch zum Weltkulturerbe, und so werden heute nach und nach die alten Gebäude im Stadtkern restauriert.

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Spaziergang durch den alten Teil, wo wir unter anderem Hemingways Haus begutachten durften (der, obwohl er Amerikaner war, bei den Kubanern sehr beliebt zu sein scheint) führte uns die Reiseleiterin in ein „Casa del Cafè“, wo wir alle reichlich Zigarren und Rum einkaufen konnten, und die Leiterin selbst wurde kurzerhand in eine Verkäuferin „umfunktioniert“. Erneut musste ich mich fragen: was erreichte die Revolution, was erreicht sie heute, im Jetzt? Ich sehe nur Menschen, die mich erstens neidisch anstarren, weil ich genug Geld habe um Ferien zu machen, und die zweitens möglichst viel davon selber haben möchten.

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Doch es gab noch viel zu sehen, und so fanden wir uns nach einem kurzen Mittagessen in Neu Havanna. Besonders eindrücklich waren hier die „Plaza de la Revoluciòn“, wo Fidel noch heute seine Reden hält und sich bis zu 1.5 Millionen Menschen versammeln können. Das Regierungsgebäude ziert ein riesiges Bild von Che Guevara mit dem berühmten Satz „hasta la vittoria siempre“. Was mich bereits zu dieser Zeit verwunderte, war der Gedanke, wieso Fidel und Che im Streit auseinander gingen. Was muss so schlimm für die Anführer dieser einzigartigen Revolution gewesen sein, dass sie keinen anderen Ausweg sahen? Und wieso duldet es Castro heute noch, dass eher Che Guevara als er für das Sinnbild dieses Kampfes gesehen wird? Neben dem Regierungsgebäude fand ich eine weitere riesige Tafel mit dem Aufdruck „43 aniversario del triunfo de la revoluciòn“ ein weiteres Zeichen für die Stärke, die Fidel verkörpert. Zudem wird auch der kubanische Nationalismus gefördert. Doch auch der alte Regierungspalast von Batista war eindrücklich. Heute ist der Zutritt für Touristen ausser an einem Tag untersagt, für die Bevölkerung vollkommen. Man will offenbar jede mögliche Annäherung an den Kapitalismus verhindern. Unsere Reiseleiterin durfte denn auch bloss in der DDR und nicht in der BRD Deutsch studieren, und seit diese Teilstaaten nicht mehr existieren, dürfen Sprachstudenten nur noch auf Kuba selbst Deutsch studieren. Es ist wirklich sehr extrem und auffällig, mit welcher Striktheit am Kommunismus festgehalten wird.

Pinar del Rio

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Einmal waren wir in Pinar del Rio, das ist eine Provinz im Landesinneren. Sie bietet keine kulturellen Sehenswürdigkeiten, besticht jedoch durch ihre Landschaft. Ausser im Regenwald selber hat es nirgends so viele Palmen auf ganz Kuba, es ist auch der Anfang dieses Waldes, der ein bisschen höher gelegen ist als das übrige Land auf hügeligen, grünen Bergen. Doch vorerst begnügten wir uns mit dem fernen Anschauen jener Landschaft, die wirklich wunderschön ist und die für die Kubaner als „ländliche Region“ gilt. In der Hauptstadt, welche ebenfalls Pinar del Rio heisst, sahen wir uns eine Tabak- sowie eine Rumfabrik an, fast ein Muss, wenn man in Kuba ist. Die Arbeitsbedingungen stimmen einen aber eher nachdenklich. Wie Fliessbandarbeiter sitzen Hunderte von Angestellten (grösstenteils Frauen) an ihren Bänken und drehen Zigarren. Acht Stunden pro Tag, 5 Tage die Woche, müssen die Arbeiter dort unter brütender Hitze arbeiten und erhalten einen umgerechnet minimalen Lohn von 230 Pesos oder 11 US $, je nachdem wie sie ihren Lohn wünschen. Kuba besitzt drei verschiedene Währungen, den Peso und den Dollar, der von Fidel jedoch nur widerwillig eingeführt wurde. Er dient besonders zur Anschaffung grösserer Objekte, hingegen Nahrung und Alltägliches können nur mit Pesos bezahlt werden. In unserer Provinz, Hicacos, ist es zudem möglich, in Euro bezahlen – ein weiterer Beweis für die Abhängigkeit der Halbinsel vom Tourismus. Die Nahrung muss allerdings nicht primär vom Lohn gekauft werden. Wie bei uns zu Kriegszeiten gibt es ein Büchlein mit Marken, um Essen und Alltagsdinge zu besorgen. Jeder Bewohner kriegt ein Büchlein pro Monat. Unter den Bewohnern ist der Tausch erlaubt. Erst nachdem die Bons aufgebraucht sind, müssen die Bewohner sich ihr Essen kaufen. An und für sich eine gute Sache finde ich, vor Allem ist so gewährleistet, dass kein Bewohner verhungert. Darauf ist die Regierung auch besonders stolz. An sehr vielen Orten sahen wir in englischer Schrift Texte, dass in jedem normalen Drittweltland jeder zweite auf der Strasse schlafen müsse oder Hunger habe, und nicht ein einziger davon lebe auf Kuba. Soweit ich dies beurteilen kann stimmt das auch. Wenn auch in sehr baufälligen Gebäuden untergebracht, niemand hat wirklich Hunger oder muss draussen schlafen. Fidel hat es auch geschafft, dank diversen Erneuerungen und medizinischer Versorgung die Lebenserwartung auf sensationelle 76 Jahre zu bringen. Er hat damals, als es notwendig war, in das investiert, was wichtig war, sicher ein Grund, wieso er immer noch regiert, auch wenn die Realität heute bitter ausschaut. Zurück zur Tabakfabrik: Um ihren Lohn zu verdreifachen müssten die Arbeiter bloss drei der von ihnen gedrehten Zigarren illegal verkaufen. So machten sie dauernd auf sich aufmerksam und boten versteckt einige Zigarren zum Verkauf an. Auf dem Rückweg von diesem Ausflug durften wir zusätzlich ein typisch kubanisches Bauernhaus anschauen. Sieben Personen lebten dort auf engstem Raum zusammen, dazu ein Schwein, ein Rind und eine Gans. Die Familie baut Tabak an, auch das wurde uns gezeigt. Mich erstaunte, zu welchen Mitteln man hier greift, um ein wenig Geld zu bekommen, wahrscheinlich war es nicht mal viel, was der Reiseveranstalter ihnen zahlte. Doch es wurde gesagt, für kubanische Verhältnisse würde diese Familie sehr gut leben.

Naturreservat

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Neben den Städten besteht Kuba ja hauptsächlich aus Regenwald, und da wir uns einen Gesamteindruck vom Land machen wollten, schauten wir uns auch das an. Dazu hätten wir allerdings einen ganzen Tag fahren müssen, denn im oberen Teil der Insel ist davon nichts zu sehen. Mit einem Flugzeug hingegen liess sich die Strecke in nur 90 Minuten überfliegen. Als wir an dem Flughafen ankamen wunderte ich mich doch ein wenig, denn ich sah zwei 40 jährige Tupolevs. Ich kam mir ein wenig in die damalige Zeit zurückversetzt vor, aber das passte auch gut zu den Autos die dort noch überall herum fahren. Kuba ist ein lebendes Automuseum, jeder Sammler hätte hier seine Freude. Neuere Autos sind fast nicht zu entdecken, und wenn, kommen sie von VW, da dieser Anbieter in Mexiko produziert.

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Nach dem Flug ging es weiter in einem uralten Lastwagen, über holprige Strassen. Nach einer Stunde waren wir mitten im Regenwald. Dort machen angeblich die Kubaner selbst Ferien, weil dies die einzige Stelle ist, an der eine Süsswasserquelle existiert. Es war wirklich überwältigend schön, zwar nicht so eine Art Regenwald, wie ich ihn mir immer vorstellte, aber feucht auf jeden Fall. Doch damit war dieser Tag noch nicht zu Ende. Am Nachmittag ging es weiter nach…

Trinidad

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Diese Stadt gilt als koloniales Schmuckstück und wurde unter anderem auch deshalb 1988 bereits von der Unesco zu einem schützenswerten Kulturdenkmal erklärt. Ursprünglich war es eine spanische Stadt, von reichen Zuckerbaronen bewohnt Diese haben ihre Spuren hinterlassen. Heute sieht man überall Elend. Gebettelt wurde an jeder Ecke um einige „monedas“ oder Kugelschreiber, was eine Rarität zu sein scheint auf Kuba. Doch das Stadtbild an sich ist sehr beeindruckend. Zu Beginn wirkte es ein wenig verlassen, mit Kopfsteinpflaster und seiner kolonialen Architektur im spanischen Stil schien es fast gespenstisch, doch all das machen sich die Leute zu Nutzen. Historische Häuser wurden zu Museen umfunktioniert. So können die Menschen dann den Touristen ihre Stadt durch Führungen näher bringen. Erdrückend war jedoch die Hitze. Es ist ja generell heiss auf Kuba, doch Trinidad übertraf das bei weitem. Man erklärte mir, dass die hohen Temperaturen daher kommen, dass Trinidad in einem Tal gelegen sei. Das sei unter anderem auch ein Problem bei starkem Regen, wie er zu jener Zeit besonders häufig vorkomme. Etwas anderes als Schatten suchen und kaltes Wasser trinken konnte man aber nicht tun, da es offensichtlich keine nicht-kapitalistischen Klimaanlagen gibt. Nebenbei bemerkt, auch Cola existiert auf der ganzen Insel nicht, was es gibt ist ein cola-ähnlicher Mix mit dem Namen „Tropicola“

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Ein anderer interessanter Tag war der 26.Juli. Das ist ein hoher Festtag auf Kuba, der Jahrestag des Sturms von Fidel auf die Moncada Kaserne in Santiago de Cuba. Überall wurden Flaggen aufgehängt und die Kubaner feierten ihre Nationalität. Ebenfalls beeindruckend war Fidel selbst im Fernsehen, einmal mehr auf der „Plaza de la revoluciòn“ vor etwa einer Million Kubanern, die nach jedem Abschnitt seiner Rede ein „patria o muerte“ verlauten liessen. Die Rede dauerte Stunden, da ich aber kein spanisch spreche wurde mir ihr Inhalt nicht näher bekannt. Ein Hotelangestellter erklärte mir, dass er im Groben von der so genannten zivilisierten westlichen Welt sprach, dass der Kommunismus nach wie vor die einzig wahre Staatsform sei, und dass er, Fidel Castro selbst, das beste Beispiel dafür sei. Alles in Allem also nichts aussergewöhnlich Neues.

Und so neigte sich mein Urlaub auch schon dem Ende zu und zweieinhalb Wochen waren vorbei. Ich glaube, die Rechtfertigung dieser Gesellschaftsform liegt im vorangegangenen Kapitalismus. Früher ging es den Menschen grösstenteils nicht sehr gut, und heute sind sie zwar nicht reich, aber zufrieden und gesund. Wobei dieses Zufriedensein vorsichtig zu beurteilen ist, ich hatte das ein oder andere Mal das Gefühl, die Menschen können sich nicht mehr richtig mit ihrem System identifizieren. Vielleicht liegt das an fehlender Perspektive, oder daran, dass zwei Drittel der Bewohner die Revolution gar nicht erlebt haben, also gar keine Vergleiche ziehen können?

Ich habe viel Neues, Interessantes auf Kuba kennen gelernt, neue Menschen, eine neue Mentalität, neue Landschaften, Gesellschaften. Als ich beim Flughafen war, erblickte ich noch einmal das Plakat: „revoluciòn socialista...“ Was wird nach Castros Tod sein?

3. Rückblick bis zur Revolution

Von der Kolonialzeit und unzähligen Reformversuchen

Um jene Vorgänge verstehen zu können, welche sich heute in Kuba abspielen, muss man die ganze Geschichte dieses Staates kennen. Denn die Insel ist gekennzeichnet von zahlreichen Unruhen, die bis ins Zeitalter von Kolumbus zurückreichen. Damals hatte Kuba eine geografisch bedeutende Lage, sie war ein Stützpunkt vor den USA. Vorerst war die Insel in spanischem Besitz. 1762 hingegen wurde Havanna von Briten besetzt, welche sehr viele Sklaven dorthin schickten, und riesige Zuckerrohrplantagen gründeten. Die schwarzen Sklavenarbeiter machten jedoch zahlreiche Aufstände, worauf die Barone fast allesamt aus Kuba fliehen mussten. Mit ihnen kam aber auch neue Technik, somit ein grosses Wachstum. 20% der arbeitenden Bevölkerung auf Kuba war frei, und das war aussergewöhnlich. Auch Kinder von einem weissen und einem schwarzen Elternteil waren automatisch frei, bis 1865 die Sklaverei endgültig verboten wurde. Der Wunsch nach einer neuen, eigenen Staatsorganisation wuchs. Kuba, immer noch unter der Herrschaft Spaniens, oder besser gesagt wieder unter dessen Herrschaft, bat um grössere Handlungsfreiheit. Dieser Zustand der gebundenen Arme Kubas ist typisch und hielt sich bis zur Revolution. Spanien lehnte die Bitte entschieden ab, da es fürchtete, Kuba könne sich allzu schnell von Europa lösen. Als die Vorstösse keine Erfolge zeigten, brach im Osten Kubas 1868 der 1. Unabhängigkeitskrieg aus, der zehn Jahre dauerte und mit einer bitteren Niederlage für die Unabhängigkeitskämpfer endete.

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Zu etwa jener Zeit wollte die USA Kuba in seinen Besitz bringen, Spanien jedoch wollte seine Kolonie nicht verkaufen. Langsam begann sich eine Unruhe in der Bevölkerung breit zu machen. Josè Marti wollte Kuba befreien. Obwohl er strikter Amerika - Gegner war, hatte er dennoch grossen Respekt vor der aufkommenden Weltmacht. Er zettelte Aufstände an, rebellierte und kämpfte. In so einem Kampf verlor er 1895 auch sein Leben. Er wird als der Humanist schlechthin angesehen und verkörpert einen der wichtigsten Nationalhelden. Die Aufstände gingen dennoch weiter und 1898 besiegten die Kubaner endlich ihre spanischen Herren, zumindest auf der Insel selbst. Sie stellten auch sogleich eine neue Regierung, die jedoch von den USA einfach ignoriert wurde. Schon wenig später marschierten die Amerikaner in Havanna ein und besetzten die Stadt. Dieser Konflikt wird auch der spanisch-amerikanische Krieg genannt, und zwar deshalb, weil Kuba blosser Schauplatz zweier damaliger Grossmächte war. Die USA begründeten ihren Anspruch darauf, dass Kuba ein so genanntes „natürliches Anhängsel“ Amerikas sei, somit also automatisch dazugehöre. Am 1. Jan. 1899 übergab die spanische Regierung nach langem Kampf die Insel an die USA. Es ist ein historischer Zufall, dass genau 60 Jahre später die Revolution von Fidel Castro glückte!

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Kuba - ein sozialistisches Experiment
Note
1.5
Autor
Jahr
2002
Seiten
35
Katalognummer
V108173
ISBN (eBook)
9783640063758
Dateigröße
1194 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kuba, Experiment
Arbeit zitieren
Marlies Tütsch (Autor:in), 2002, Kuba - ein sozialistisches Experiment, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108173

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