1. Einleitung
Auf eine weitere weibliche Person im großbürgerlichen Haushalt möchte ich im nun eingehen. Während das Dienstmädchen aus den unteren Gesellschaftsschichten stammte und nur kurze Zeit eine Schule besucht hatte, rekrutierten sich die Gouvernanten aus den höheren, gebildeten Gesellschaftsschichten und legten besonderen Wert darauf, nicht zum Gesinde zu zählen. Doch einige Punkte einten die Vielbeschäftigte auf der einen und die Gebildete auf der anderen Seite: Von beiden Angestellten erwartete die bürgerliche bzw. adlige Familie, dass sie ständig präsent seien. So hatten die Dienstmädchen Arbeitszeiten von bis zu 18 Stunden am Tag. Auch die Gouvernante hatte ihre Zöglinge tagsüber ständig zu umsorgen, zu erziehen und zu beschäftigen. Beide Frauentypen hatten Erwerbsarbeit außer Haus angenommen und wohnten bei einer fremden Familie in deren Haushalt. Sie kämpften stets um die Anerkennung ihrer Arbeitgeber, viele litten unter mangelnder Autonomie und Wertschätzung ihrer Arbeit.