Das Hansaviertel - eine kleine Analyse


Ausarbeitung, 2001

8 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Das Hansaviertel – örtliche Zuordnung

Das Hansaviertel liegt im Westen des Großbezirkes Mitte, genauer am nordwestlichen Rand des Tiergartens. Im Süden wird es durch die Bundesstraße B2/B5, im Norden und Westen durch den S-Bahnbogen der Stadtbahn und im Osten durch den Schlosspark „Bellevue“ begrenzt. Allerdings wird bei älteren Betrachtungen z.T. noch aus der Vorkriegszeit auch noch der Teil nördlich des S-Bahnbogens und südlich der Spree als zum Viertel dazugehörig bezeichnet. Verkehrstechnisch angeschlossen ist es durch die „Straße des 17.Juni“ im Süden und die Altonaer Str. in Nord-Südrichtung als Durchgangsstraßen und durch die Klopstockstr. und Bartringallee als 30er Zonen. Durch den ÖPNV sehr gut angebunden wird das Viertel durch die S-Bahn und die Bahnhöfe „Tiergarten“ und „Bellevue“, die U-Bahnlinie U9 und dem Bahnhof „Hansaplatz“, sowie die Buslinien 341 und 123.

Ein kleiner architektonischer Abriss

Als bauliches Symbol der Demokratie und der Moderne sollte das Hansaviertel als Ganzes das damalige Leitbild der aufgelockerten durchgrünten Stadt verkörpern. Dabei waren vor allem die Motive der Offenheit, der Modernität und Technik-Bejahung und der Vielfältigkeit ausschlaggebend für die Entwürfe der international renommierten Architekten. Gerade letzteres lässt sich ganz klar als Gegenbewegung zur Stalinallee sehen und führte zu dieser Vielzahl an unterschiedlichen Bauformen, von den Scheiben- und Punkthochhäusern über kleinere, dreigeschossige Blöcke bis hin zu Reihen- und Einfamilienhäusern. Hier sollen nur kurz einige der vielleicht wichtigsten oder bekanntesten Vertreter genannt werden. Ein sehr berühmtes Beispiel für die Scheibenhochhäuser ist das Gebäude von Walter Gropius im Südwesten des Viertels. Es besticht durch seine fünf abgewinkelten Einzelteile, die äußerst stark betonte Südfassade und die um neunzig grad gedrehten Außenwohnungen. Die Art des Hauses war vor allem während der Interbau selbst von Relevanz, denn durch seinen gebogenen Grundriss, diente es sowohl als Einladung für den Besucher, als auch als Verbindung zu den Bauten in der Mitte des Geländes. Ein weiteres bekanntes Gebäude dieser Bauart ist das Haus Niemeier. Hier sind ganz deutlich einige Motive und Ansätze Le Corbisieurs zu erkennen. Gemeint sind u.a. das Luftgeschoss, die differenzierten Wohnungsgrundrisse und die Gemeinschaftsetage im fünften Stock.

Am nördlichen S-Bahnbogen folgt eine Reihe von Punkthochhäusern der Trasse, wobei jedes für sich ein Unikat ist. Daher soll hier nur kurz das Haus von van den Broek genannt werden, ob seiner jeweils gegeneinander verschobenen Halbetagen, anstatt von durchgängigen Stockwerken. Als sehr typisch für das Viertel wird das danebenstehende Haus Hassenpflug angesehen. Im Süden und Osten des Gebietes finden sich dann auch Einfamilien- und Reihenhäuser wie das Haus Ruf. Abgerundet wird das städtebauliche Ensemble durch den Hansaplatz mit seinem damals wegweisenden Einkaufszentrum und der Hansabibliothek im Zentrum, den modernen Kirchenbauten, sowie der Akademie der Künste und dem Berlinpavillion am Rand des Hansaviertels. Als Bauausstellung hat die Interbau eigentlich ihre Aufgabe nicht erfüllt, da es sich in den meisten fällen um Unikate und nicht um Prototypen für eine Vervielfältigung handelt, aber heute steht das 1995 komplett unter Denkmalschutz gestellte Areal als Sinnbild für die klassische Moderne und die damalige Zukunftsstadt.

Konzeption für das Hansviertel

Wenn man sich die Literatur, die über das Hansaviertel (HV) und speziell über die Interbau 1957 bereits erschienen ist, anschaut stellt sich die Frage, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass heute wenn auch nicht erhöhter, aber zumindest bestehender Handlungsbedarf vorhanden ist? Oder gibt es überhaupt keine Probleme in diesem Gebiet? Welches Image hat denn das Hansaviertel heutzutage und ist man sich noch seiner besonderen Entwicklungsgeschichte bewusst?

Bei unserer Auseinandersetzung mit dem Thema sind uns schon einige Punkte und Probleme aufgefallen, die auf ein nötiges Engagement für deren Lösung hinweisen. Gerade vor Ort in Gesprächen mit Anwohnern und ortsansässigen Einrichtungen wie der Bibliothek, dem Gripstheater und den Geschäften des Hansaplatzes sind einige physische und soziale Mängel zum Vorschein gekommen.

Nicht die Architektur, sondern der Zustand wird bemängelt

Als Typmodell für die zukünftige Stadt aus Sicht der 50er Jahre ist das Architekturensemble des Hansaviertels ganz bestimmten Leitbildern gefolgt. Getreu dem Motto der aufgelockerten, durchgrünten und modernen Stadt schließt sich das Viertel nahtlos an den Tiergarten an und bietet durch zum großen Teil größere Bauten in Verbindung mit der angestrebten Einwohnerdichte eine sehr punktuelle Bebauung mit vielen schon parkähnlichen öffentlichen Flächen. Durch die Entwicklung der Vegetation in den letzten Jahrzehnten ist ein fließender, kaum noch merklicher Übergang an den angrenzenden Tiergarten entstanden und das HV bildet nun sozusagen den nord-westlichen Ausläufer dessen. Die unterschiedlichen Bauwerke und Gebäudetypen kommunizieren untereinander und vor allem mit den öffentlichen und halböffentlichen Flächen und dem S-Bahnbogen in einer einzigartigen Art. Auch wenn allen Einwohnern, Besuchern und Akteuren bewusst ist, dass diese Art der Architektur und Anlegung von Plätzen, Straßen und Stellflächen bei weitem nicht mehr zeitgemäß ist, so wird es doch von den meisten als ein in sich geschlossenes Ensemble vergangener Zeit, welches aber auch seinen Aufgaben in der Gegenwart gerecht werden kann, angesehen. Gerade die Ästhetik der Gebäude bietet für den Außenstehenden dennoch viele Angriffsflächen für Kritik. Doch in Gesprächen und Umfragen mit den Anwohnern hat sich herausgestellt, dass nicht die Bauweise als solche, sondern der derzeitige Zustand bemängelt wird. So sind zahlreiche Häuser noch nicht saniert worden und befinden sich noch im selben Zustand wie zur Bebauung in den 50er Jahren, was vor allem zu Mängeln in der Fassadengestaltung führt. Einige Grünflächen, Wege und Eingangsbereiche sind dem Verfall preisgegeben und werden nicht restauriert oder aktuellen Bedürfnissen angepasst. Fast schon allgegenwärtig erscheint die Forderung von Bewohnern nach mehr Stellplätzen für ihre KFZ. Besonders bemängelt wird der Zustand des Einkaufszentrums am Hansaplatz sowie die Eingänge und der Bahnsteig des U-Bahnhofs. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist ein Trampelpfad zwischen der Bibliothek und dem Einkaufszentrum, der quer über den ganzen Hansaplatz geht und nicht gerade von einem sehr ausgeprägten Bewusstsein der Passanten für die Anlage der Wege und Grünflächen zeugt.

Man wird alt

Ein sehr großes Problem im gesamten Gebiet ist auch der demographische Faktor, denn nicht nur die Gebäude, sondern auch die Bewohner werden älter. Das Hansaviertel leidet unter fortschreitender Vergreisung und Einwohnerschwund da viele der Einwohner noch aus den Zeiten des Erstbezuges stammen und dementsprechend gealtert sind. Jüngere Menschen zieht es weniger in das Viertel sondern diese suchen sich Singlehaushalte in den östlichen Bezirken oder Einfamilienhäuser für ihre jungen Familien in der Peripherie. Das hat vor allem auch Konsequenzen für die Wohnnachfolgeeinrichtungen und das Umfeld, denn mit den zahlreichen Spielplätzen, der Kita, dem Gripstheater, der Ausrichtung der Bibliothek und der Hansaschule im Norden des Gebietes ist das Hansaviertel auch gerade auf diese junge Altersschicht ausgelegt gewesen. Aber auch hier findet sich ein Manko an Einrichtungen für Jugendliche zwischen 15 und 25, die nicht unbedingt nur erstklassiges Theater im besagten Grips oder Kultur in der Akademie der Künste frequentieren wollen, denn der Großteil der Gastronomie und Geschäfte ist dann wieder eher den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung angepasst. Durch diese Überalterung und eine nicht unwesentliche Wegzugsrate sieht sich das Hansaviertel einer ernstzunehmenden Bevölkerungsentwicklung gegenüber.

Von Kiffern, Pennern und Einbrechern

Einen großen Beitrag für den starken Imageverlust vor allem in den letzten zehn Jahren haben auch die Kleinkriminalität und der Drogenhandel rund um den Hansaplatz geleistet. In einem kleinen Teufelskreislauf haben immer wieder viele Geschäftsbetreiber in dem Einkaufszentrum ihre Filialen geschlossen, begleitet von einer zumindest wahrgenommenen Kriminalitätssteigerung. Qualitativ sind die nachfolgenden Geschäfte immer schlechter geworden, wodurch auch der Sicherheitsfaktor und die Attraktivität insgesamt gesunken sind. Durch seine relative Nähe zum Bahnhof Zoo war der U-Bahnhof Hansaplatz Mitte der 90er Jahre beliebter Drogenhandels und –konsumplatz. Seitdem die öffentlichen Bänke in diesem Bereich entfernt wurden (!) hat sich die Lage deutlich gebessert, aber das Image bleibt. Zudem wurden auch die öffentlichen Toiletten geschlossen, so dass einige Fixer auf das Gripstheater auswichen, wo es aber aus pädagogischen Gründen auch nicht so günstig ist auf den sanitären Anlagen eines Jugendtheaters regelmäßig die Spritzen einsammeln zu müssen. Insgesamt vermittelt das Viertel vor allem nach außen hin einen eher unsicheren Charakter, wofür von einigen Seiten auch die Art der Anlage der Freiflächen, Wege und Häuser verantwortlich gemacht werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Einkaufszentrum am Hansaplatz

Aber ...

Das Hansaviertel ist aber trotz allem noch weit davon entfernt, ein Problemviertel zu werden. Die meisten befragten Bewohner äußerten sich auch durchaus positiv über ihr Wohngebiet und sind dort zufrieden. Nicht von der Hand zu weisen sind ja auch die zahlreichen herausragenden Vorteile und Standortfaktoren. Allen voran ist da die erstklassige Lage und Erschließung, mit den sehr guten Verkehrsverbindungen zum Zoo und den Osten der Stadt zu nennen. Trotz im unmittelbaren Zentrum der Stadt gelegen bietet das Wohnen dort durch den enorm hohen Grünanteil als Ausläufer des Tiergartens eine sehr hohe Qualität. Der Zoologische Garten, die Spiel- und Liegewiesen des Gartens, das Schloss Bellevue, das Haus der Kulturen der Welt und die Uferpromenade der Spree befinden sich in unmittelbarer Nähe. Die City West, die Mitte und das neue Zentrum am Potsdamer Platz sind schnell zu erreichen. Auch die Ansiedlung von Kultureinrichtungen mit Weltruf wie dem Gripstheater und der Akademie der Künste tragen zu einer sehr hohen Qualität vor Ort bei. Hinzu kommt die besondere Entwicklungsgeschichte, die z.T. einzigartigen Gebäudecharakteristika und Wohnungsquerschnitte sowie die zahlreichen Dokumentationen und Veröffentlichungen darüber, die das Wohnen und Leben im Hansaviertel so außergewöhnlich machen.

Bewusstseinsbildung ist gefragt!

Das Problem dabei ist, dass vielen Menschen, sowohl unter den direkten Anwohnern als auch unter den restlichen Berlinern diese zahlreichen Vorteile nicht bewusst sind, sondern ihnen nur schlechte Meldungen aus den Medien und das allgemeine schlechter gewordenen Image präsent sind. Die Handlungsmöglichkeiten, um diese zu ändern oder positiv zu beeinflussen sind dabei unterschiedlich groß. Architektonische Änderungen sind wegen der Denkmalpflege kaum möglich, so dass solche „Lösungsansätze“ wie eine ergänzende Randbebauung an der Altonaer Str., um den fehlenden Platz- und Straßencharakter wieder entstehen zu lassen, eigentlich von vornherein wegfallen. Ebenso steht es mit dem Einkaufszentrum am Hansaplatz. Auch wenn dieses gerade auch architektonisch bei weitem nicht mehr den heutigen Standards entspricht und wir auch in unserer Gruppe ein dortiges Handlungsansetzen diskutiert haben, so scheint doch ein bauliches Eingreifen nicht zwingend produktiv und würde vor allem auch den einzigartigen Ensemblecharakter des Viertels beeinträchtigen, anstatt ihn aufzubessern. Außerdem ist für eine Aufbesserung des baulichen Zustandes auch eher ein engagierter Sanierungsträger geragt. Einige Gebäude sind auch bereits saniert worden nur bei einigen anderen Anlagen steht eine Sanierung noch aus, was dann aber auch gleich zu einer immensen Aufwertung führen würde. Auf den anderen Gebieten gibt es ebenfalls schon Akteure. So haben sich die Ladenbetreiber und die Bibliothek zur „AG-Hansaplatz“ zusammengetan um z.B. durch Stadtteilfeste und Umfeldkosmetik eine Imageaufbesserung zu erreichen.

Das geht ein wenig einher mit unserem Ansatz : die städtebauliche und kulturelle Besonderheit muss wieder hervorgehoben werden. In Gesprächen mit Anwohnern und Akteuren vor Ort hat sich herauskristallisiert, dass es dem Viertel solange es noch eine besondere Stellung inne hatte auch gut ging. Zu Zeiten des kalten Krieges war es noch das Symbol für demokratische Bauweise und stand als Gegenstück zur Ostberliner Stalinallee für aufgelockertes, modernes Wohnen. Auf den Besichtigungstouren für Schulklassen aus Westdeutschland waren neben der City West und dem Pergamonmuseum in Ostberlin auch immer das HV. Regelmäßig fanden Architekturführungen statt. Das Viertel war als städtebauliches Aushängeschild in Reiseführern erwähnt. Der Welterfolg des Musicals „Linie 1“ vom Gripstheater tat sein Übriges.

Als die Mauer dann fiel, war das Viertel der erste Anlaufpunkt für Tausende von Ostberlinern auf ihrem Weg zur City West und wurde so seiner Rolle als architektonisches Tor zur Freiheit besonders gerecht. Bei der Erschließung Westberlins durch die DDR-Bevölkerung spielte auch das HV eine Rolle. So vernahm z.B. die Hansabibliothek in dieser Wendezeit erhebliche Benutzerzuwächse.

Doch im Verlaufe der nachfolgenden Jahre verlegte sich das Interesse auf andere Bereiche Berlins. Gerade die Nahtstellen zwischen Ost und West und die geplanten Großprojekte der Regierung, der Wirtschaft und der Bahn standen nun im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sowohl der Berliner als auch der Besucher. Trotz seiner gerade jetzt entstandenen zentralen Lage in der Stadt ist das Viertel etwas ins Abseits geraten. Bis auf die Besucher der genannten Kultureinrichtungen wird es von Außenstehenden kaum noch frequentiert und die Medienpräsens beschränkte sich meistens auf Negativmeldungen.

Was ist zu tun?!

Es muss also gelingen wieder ein positives Bewusstsein für das Viertel zu entwickeln. Unsere Idee war es daher einen Event oder eine Einrichtung dort einzurichten, welches zum einen Besucher und Nutzer aus der Stadt anzieht und zum anderen dem Viertel die Möglichkeit gibt sich selbst zu inszenieren und zu präsentieren. Unser Augenmerk liegt dabei auch auf dem Hansaplatz als Mittelpunkt und Eingangsbereich gleichzeitig. Dabei wollen wir uns eine weitere architektonische Besonderheit des Viertels zu nutze machen : beim Bau der U9 sind nämlich nach unseren Informationen zwei unterirdische Bahnsteige angelegt worden, von denen aber nur einer genutzt wird. Diesen zweiten Bahnsteig gilt es nun für kulturelle oder kommerzielle Ereignisse nutzbar zu machen. Wie man an anderen Veranstaltungen in Berlin ja sieht, sind zur Zeit Events in Bauruinen, Rohbauten oder Tunneln sehr angesagt. Auch das besagte Areal am bzw. unter dem Hansaplatz könnte als Veranstaltungsort für die unterschiedlichsten Ereignisse dieser Art dienen. Es könnten z.B. Galerien, Ausstellungen oder Vernissagen, auch in Zusammenarbeit mit der Akademie durchgeführt werden. Ebenfalls sind einzelne Vorstellungen des Gripstheaters in diesen Räumen denkbar. Die Publikums- und Medienwirksamsten Events ergeben sich aus der Nähe zum großen Stern und der Straße des 17. Juni, denn dort finden schließlich sowohl die Love-Parade im Sommer als auch die große Silvesterparty statt und für beide Ereignisse sind dann dort im HV Begleitveranstaltungen wie z.B. Aftershowpartys denkbar. Des weiteren wäre mit der Existenz eines solchen „Saales“ auch die Teilnahme an anderen Berlinern Großereignissen wie der langen Nacht der Museen, den Bladenights oder dem Fête de la Musique denkbar. Durch solche Aktionen würde das Viertel wieder Medien- und Tourismuspräsent im positiven Sinne sein und Publikum anziehen. Wichtig dabei ist dann, dass das Viertel diesen Publikumsverkehr nutzt, um auf sich und seine Qualitäten aufmerksam zu machen. Dafür könnten z.B. die Eingänge des U-Bahnhofes genutzt werden, indem man dort Ausstellungen über das Viertel selbst, Projekt- und Kunstergebnisse der Kita, der Schule und der Kirchen oder ähnliches zeigt und diese dann als Brücke zwischen dem neuen Veranstaltungsort und dem alten Wohnviertel fungieren. Dadurch würde sowohl das Selbstverständnis der dortigen Bewohnerschaft als auch das Interesse der Besucher am HV als qualitativen Wohnort gestärkt werden. Außerdem versprechen wir uns von diesem neuen Publikumsverkehr auch ein erhöhtes Engagement der anderen Akteure wie den Sanierungsträgern und Eigentümern oder den Geschäftsinhabern des Hansaplatzes bei ihren Maßnahmen zur Aufwertung des Viertels. Bei aller Konzentration auf die Wirkung nach Außen dürfen nämlich die heutigen Qualitäten des Wohnens wie z.B. die relative Ruhe nicht vernachlässigt oder beeinträchtigt werden. Denn Hauptfunktion des Viertels ist schließlich das Wohnen und unser „Kulturkeller“ soll zwar auch als ein Magnet wirken darf dabei aber nicht die Wohn- und Lebensqualität mindern, indem er z.B. ständig Lärmbelästigung oder ähnliches hervorbringt.

Praktisches

Partner, Verantwortliche und Betreiber zu finden wird wahrscheinlich umfangreich und anstrengend, keinesfalls aber aussichtslos sein. Zunächst muss der eigentliche Besitzer des Bahnsteigs gefunden werden und die öffentliche Seite herangezogen werden. Das Bezirksamt Tiergarten-Mitte und die BVG sollten also direkt angesprochen werden und zwar nicht nur als mögliche Verkäufer des Areals sondern auch als zukünftige Partner zur Betreibung. Aufgrund der anzunehmenden Finanzintensivität müssen darüber hinaus Sponsoren und finanzkräftige Partner und Betreiber gefunden und ein sinniges Konzept erarbeitet werden. Denkbar wäre z.B. der Ansatz über Puplic-Private-Partnerships oder eine gänzlich privatwirtschaftliche Durchführung, s.d. die Räume dann einfach von den jeweiligen Nutzern angemietet werden können. Gerade auf diesem Gebiet der Galerien und Kulturveranstaltungen und deren Durchführung verfügt man ja in Berlin über ein großes Wissens- und Betreiberpotential, welches man sich dann einfach zu nutze machen kann. Ortsansässige Bewohner und Institutionen könnten dann vor allem bei der besagten Selbstinszenierungen in den U-Bahneingängen als Partner gewonnen werden. Überhaupt muss auf die Einbeziehung der Anwohner großen Wert gelegt werden, damit das Projekt durch sie auch eine hohe Legitimation erfährt.

Eine besondere denkbare Partnerschaft wäre die mit den Betreibern des Potsdamers Platzes. Diese beiden Gebiete haben nämlich eine gewisse dialektische Beziehung, die aber noch gar nicht richtig bewusst geworden ist. Sie liegen zunächst an den jeweils genau gegenüberliegenden Enden des Tiergartens. Beide sind schon allein durch ihre Hochhäuser auffällig und Stadtbildprägend und verfügen über einen relativ hohen Bekanntheitsgrad. Eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten ist die Tatsache, dass sich beide in gewisser Weise als Musterstädte ihrer Epoche verstehen und sie auch als Gebäudeensemble miteinander kommunizieren, schließlich ist dadurch, dass nur der Tiergarten zwischen ihnen liegt, jeweils der Blick zum anderen Objekt frei. Vom Hansaplatz aus ergibt sich ein beeindruckendes Panorama mit den Debis-Hochhäusern direkt hinter der Siegessäule und vom Kollhoff-Haus sind die Punkthochhäuser am S-Bahnbogen deutlich zu erkennen.

Wenn beide Gebiete diese Beziehungen erkennen und in einem offizielleren und höheren Rahmen eingehen würden, könnte man dies auch touristisch und wirtschaftlich auswerten. Wenn nämlich gar eine der Firmen am Potsdamer Platz als Betreiber unseres Objektes am Hansaplatz fungieren würde, wäre die PR an diesem Ort gesichert und gerade der Potsdamer Platz ist ja mit einer der Publikumsintensivsten in Berlin. Somit würden beide als Partner auftreten, das Wirtschafts- und Medienzentrum der 90er auf der einen und das Wohn- und Kulturviertel der 50er Jahre auf der anderen Seite des Tiergartens.

Und gerade auf letzteres sollte bei allem Engagement besonderes Augenmerk gelegt werden. Das HV ist keinesfalls ein Problemgebiet, sondern hat für das Wohnen und auch für kulturelle Dinge sehr gute, z.T. in Berlin einmalige Vorraussetzungen, die einfach nur bewusster, publik und medienwirksamer gemacht werden müssten. Als eine Möglichkeit dafür sehen wir dieses besagte Projekt des zweiten U-Bahnhofes am Hansaplatz.

Quellen:

- Gabi Dolff-Bonekämper; Das Hansaviertel – Internationale Nachkriegsmoderne in Berlin; Berlin 1999
- Marie Berning u.a.; Berliner Wohnquatiere; Berlin 1994
- Topographischer Atlas Berlin; Berlin 1995
- VBB Atlas; Berlin 1995

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Das Hansaviertel - eine kleine Analyse
Hochschule
Technische Universität Berlin
Veranstaltung
Bodennutzungs- und Bebauungsplanung
Note
1,7
Autoren
Jahr
2001
Seiten
8
Katalognummer
V108369
ISBN (eBook)
9783640065660
Dateigröße
375 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Neben einem kurzen Abriss zur Gestaltung und Geschichte sowie einer Bestandsaufnahme werden auch mehre kleinere Handlungsmöglichkeiten zur Imageverbesserung und besseren Nutzung des Areals gegeben.
Schlagworte
Hansaviertel, Analyse, Bodennutzungs-, Bebauungsplanung
Arbeit zitieren
Karsten Foth (Autor:in)Vincent Gogol (Autor:in)Simon Stolze (Autor:in), 2001, Das Hansaviertel - eine kleine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108369

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