Der Zusammenhang zwischen Buchdruck und reformatorischer Bewegung. Eine Erörterung


Ausarbeitung, 2003

5 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der frühe Druck

3. Die späteren Druckerzeugnisse

4. Der Buchdruck und der Reformator

5. Die reformatorische Bewegung und die Politik

6. Zusammenfassung

Semesterabschlussklausur zum Einführungskurs 4101

“ Alteuropäische Schriftlichkeit“

vom 24.09.2003 in Köln

Teilgebiet: Ältere Geschichte

Von Robert Zielke, Matr.-Nr. xx xx xxx

M.A.-Studiengang/Hauptfach Geschichte/Grundstudium

FernUniversität in Hagen

Thema 1: Buchdruck und Reformation.

Erörtern Sie den Zusammenhang von Buchdruck und reformatorischer Bewegung. Achten Sie dabei auch auf Aspekte, die einer allzu „revolutionären Deutung“ der Rolle des Buchdrucks widersprechen.

1. Einleitung

Meine Arbeit wird den Zusammenhang von Buchdruck und reformatorischer Bewegung erörtern. Ich werde einerseits aufzeigen, wie der Buchdruck 70 Jahre nach seiner „Erfindung“ eine Wandlung von der klassischen, aufwändigen Buchherstellung zur Massenproduktion durchmachte, und ich werde andererseits die Unterstützung beleuchten, die diese Wandlung für die reformatorische Bewegung bedeutete. Ein Aspekt, der der allzu „revolutionären“ Deutung der Rolle des Buchdrucks widerspricht, wird mein Aufzeigen der politischen Hintergründe während der Reformationszeit sein.

2. Der frühe Druck

In der Mitte des 15. Jahrhundert hatte Gutenberg die Buchdruckkunst entwickelt und mit den Mainzer Ablassblättern 1454 die ersten Druckerzeugnisse hergestellt. Ihnen folgte dann die 42zeilige, lateinische Bibelausgabe. Die herausgegebenen Bücher waren aufwändig hergestellt, verziert, geschmückt und in Latein geschrieben. Sie waren in gewisser Weise einer „Elite“ vorbehalten, welche die Druckausgaben in den Bibliotheken und Lesesälen der Universitäten und Klöstern sammelten und dort zum Studium nutzten. Diese Adressaten der gedruckten Bücher waren – wie im 13. und 14. Jahrhundert zuvor – die „Kleriker“, zu welchen alle zählten, die lesen und schreiben konnten und sich durch diese Fähigkeiten zur Geistlichkeit zählten – unabhängig davon, ob sie Priester bei einem Bischof, Schulmeister, Jurist oder Landstreicher waren. Sie waren auch nur der geistlichen und nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit unterworfen. Die Gesellschaft teilte sich von diesem Aspekt aus („vereinfacht gesprochen“, Anm. Korrektorin) in die lesenden Kleriker und den Laien, welche auf die Vermittlung zum Buch durch erstere angewiesen waren. Es hatte auch eine Wandlung vom monastischen (mönchischen) zum scholastischen (philosophisch- theologischen) Lesen stattgefunden und die lectio teilte sich in Gebet und Studium auf.

Es wird erkennbar, dass der Einfluss des entstandenen Buchdrucks zunächst also keinen Einfluss auf die „Lesegewohnheiten“ der Bevölkerung hatte, sondern die zwar leichter zu vervielfältigenden Bücher, die sehr aufwändig hergestellt wurden weiter teuer und umfangreich waren und nur für eine „Elite“ erschwinglich und lesbar waren.

3. Die späteren Druckerzeugnisse

Als Luther den Ablasspraktiken Tetzels mit dem Anschlag der 95 Thesen (in lateinisch) 1517 entgegentrat und somit den Beginn der reformatorischen Bewegung auslöste, fand auch eine Wandlung im Erzeugen der Druckwerke statt. Ein Leipziger Drucker druckte die 95 Thesen sofort nach, ein Nürnberger Bürgermeister übersetzte sie außerdem ins Deutsche und innerhalb von 14 Tagen fanden sie Verbreitung in ganz Deutschland. Bisher war die Anzahl der in Deutscher Sprache gedruckten Druckwerke weitaus geringer als die der in Latein gedruckten. So ist beispielsweise bekannt, dass 1527 in Straßburg (also 9 Jahre später) sich das Verhältnis zu Gunsten der deutschsprachigen Drucke umgekehrt hatte. Luthers Übersetzung des Neuen Testaments vom Lateinischen ins Deutsche fand somit auch weite Verbreitung. Der frühe Buchdruck machte nun eine Wandlung durch. Nicht mehr die teuren, reich verzierten und aufwändig gestalteten Bücher (in Latein) für eine Elite wurden jetzt mehr ausschließlich gedruckt, sondern Flugblätter, Traktate, Postillen und Katechismen. Die Verbreitung reformatorischen Gedankengutes wurde durch diese einfachen, nicht aufwändig hergestellten und in Deutsch gehaltenen Druckwerke vorangetrieben. Jetzt benötigte man nicht mehr den Kleriker als Mittler zwischen (lateinischem) Buch und nicht lesen könnenden („ illiteraten“, Anmerkung Korrektorin) Laien, sondern der des Deutschen lesen kundigen Dorfvorsteher oder das Familienoberhaupt konnten die Flugschriften den „Hörenden“ „vorlesen“. Durch die Verbreitung der in Deutsch gedruckten Übersetzung der Heiligen Schrift war es nun auch möglich, dass jeder selbst die Bibel lesen und studieren konnte, also aus der „frischen Quelle“ trinken konnte, wie es Luther auch in einem Vorwort zur Veröffentlichung seiner deutschen Schriften schrieb.

Wir sehen also hier eine Wechselbeziehung im Zusammenhang von Buchdruck und reformatorischer Bewegung: à Wandel des Druckwerks von einem elitären Erzeugnis zum Massenkommunikationsmittel initiiert durch die reformatorische Bewegung einerseits

à Verbreitung reformatorischen Gedankengutes ohne elitären „Mittler“ durch sich adaptierende Druckkunst andererseits.

Das bisher Angeführte macht also deutlich, dass der entwickelte Buchdruck selbst keine „Revolution“ auslöste, sondern der Anschlag der 95 Thesen durch Luther ca. 70 Jahre später.

4. Der Buchdruck und der Reformator

Natürlich wurden Luthers Lehren und Thesen durch die Druckkunst weit verbreitet, jedoch hat er selbst eher ein anderes Verständnis für seine Schriften dargelegt. In seinen Vorreden zu den Veröffentlichungen seiner deutschen Werke 1539 und den lateinischen Schriften 1545 weist er auf die Vergänglichkeit alles – auch von ihm - Geschriebenen hin und das nur die Heilige Schrift als göttliche Offenbarungsurkunde Bestand und Wahrhaftigkeit habe. Er betrachtete seine Schriften höchstens als Hilfsmittel zum Studium der Bibel selbst. Dies ist auch eines der Hauptmerkmale der reformatorischen Bewegung, dass sie alle Schriften, welche die Bibel auslegten und interpretierten (auch die der „Väter und Konzilien“) als von Menschenhand geschaffen abtaten und nur den Wortlaut der Heiligen Schrift gelten ließen. („Name dieses Prinzips?“, Anmerkung Korrektorin). Im Gegensatz zu den Katholiken, welche diese Bibelauslegungen – als Tradition – der Bibel gleichrangig betrachteten. So wurde die päpstliche Macht („Kirche / der Klerus“, Anmerkung Korrektorin) als Mittlerin, welche die Heilige Schrift für den Laien interpretierte, nicht mehr anerkannt und sogar als Teufelswerk betrachtet.

Hier wird deutlich, dass die Wandlung, welche die Druckkunst durch die reformatorische Bewegung erfuhr, nämlich von der Herstellung teurer und elitärer Bücher hin zur einfachen Massenproduktion auch weniger umfangreichen Druckwerke, den Stellenwert der bisherigen Druckwerke im reformatorischen Sinne darlegt. Alle geschriebenen, gedruckten und verbreiteten Schriften waren nur Menschenwerk und würden irgendwann vergessen sein. Jedoch die Heilige Schrift, als göttliche Offenbarungsurkunde bleibt immer als „frische Quelle“ (s.o.) erhalten.

5. Die reformatorische Bewegung und die Politik

Wie schon oben festgestellt, bestand eine Wechselbeziehung zwischen Buchdruck und Reformation. Jedoch wäre es zu einfach das Überleben der reformatorischen Bewegung alleine auf die um 1450 entwickelte Druckkunst zurückzuführen Nicht nur die schnelle Verbreitung seiner Thesen sorgte dafür, dass Luther überlebte und weiterarbeiten konnte. Dass er nicht als Ketzer – und als solchen hätte man ihn betrachten können, und nicht nur als irregeleiteten Gelehrten – verbrannt wurde, wie so viele in den Jahrhunderten zuvor, verdankte er in erster Linie seinem sächsischen Landesherrn Friedrich, der als wahlberechtigter Kurfürst im Streit Carlos (Spanien) und Francois (Frankreich) um die Kaiserkrone eine Schlüsselrolle spielte.

(„besser: zwischen den Königen Karl V. und Franz I.“, Anmerkung Korrektorin)

Den Weisen nannte man Friedrich dann später, weil er selbst es vorzog, nicht die Kaiserkrone zu erlangen. Als der vom Papst favorisierte Francois von Frankreich dem Carlos (Karl V.) unterlag, blieb denn auch der Bann (1521 in Worms nach Anhörung Luthers deklariert) nicht aus. Und wieder war es der „Weise“, der ihn rettete und es möglich machte, dass „Junker Jörg“ – eben Luther – auf der Wartburg das Neue Testament übersetzte. Des „Weisen“ Bruder folgte ihm nach seinem Tode nach und dieser wurde sogar ein „Lutterer“.

Hier wurde deutlich, dass eben nicht der Buchdruck alleine die Stütze und Überlebenshilfe der reformatorischen Bewegung war, sondern eben auch politische Erwägungen der Machthabenden.

Als die Bauern im Strom der reformatorischen Bewegung 1524/25 sich erhoben und ihre „12 Artikel“ durch die Druckkunst weite Verbreitung fanden, nutzte es ihnen nichts. Sie wurden von den Landsknechten der Obrigkeit niedergeworfen und erlebten danach eine Unterdrückung über Jahrhunderte wie nie zuvor. („gut“, Anmerkung Korrektorin)

Luther und Melanchthon nahmen Stellung (auch gedruckt und verbreitet), jedoch nicht für die Bauern, sondern für die Obrigkeit. Der eine (Luther) auf theologische, der andere (Melanchthon) auf rechtsgelehrte Weise.

Warum bekamen die „Protestanten“ (nach den in Speyer 1529 „protestierenden“, evangelischen Fürsten und Reichsstädten) 1532 in Nürnberg das vorläufige Recht der freien Religionsausübung? Weil der Kaiser ihre Landsknechte gegen Suleiman brauchte, der Europa bedrohte. Nun, sie leisteten „Türkenhilfe“! Das Überleben der Reformation war also auch durch politisches Kalkül möglich geworden. 1555 wurde in Augsburg der Religionsfriede geschlossen (vorher fand noch der Schmalkaldische Krieg statt; nach dem Bündnis der Evangelischen in Schmalkalden).

Bekannt ist, wie die Religionszugehörigkeit des „kleinen Mannes“ geregelt wurde:

- cuius regio, eius religio –

Der Reformator lebte da schon nicht mehr – er starb 1546.

5. Zusammenfassung

Ich sollte den Zusammenhang von Buchdruck und reformatorischer Bewegung erörtern. Es wurde festgestellt, dass es eine Wechselbeziehung zwischen beiden gab. Die Druckkunst wandte sich durch die reformatorische Bewegung billigen, leicht herzustellenden und vielen zugänglichen Erzeugnissen zu. Die reformatorische Bewegung hingegen erfuhr durch die Druckkunst eine ungeheure Verbreitung. Einer allzu „revolutionären“ Deutung der Rolle des Buchdrucks widerspricht, dass der Buchdruck schon 70 Jahre vor Anschlag der Thesen erfunden war, aber in der Tradition der herkömmlichen (teuer, pompös etc.) Buchherstellung geblieben war.

Durch die Anführung der politischen Hintergründe Reformationszeit wurde auch deutlich, dass der Buchdruck eben nicht alleine die letztendliche Entstehung einer neuen Kirche ermöglichte.

Martin Luthers (1483-1546) Einschätzung alles Schriftlichem als Vergänglichem im Gegensatz zur Heiligen Schrift als göttlicher Offenbarungsurkunde – welche ich hier darlegte – stellte dar, dass er selber (der Reformator) allem vom Menschen Geschriebenem skeptisch gegenüberstand.

Köln / Universität den 24.09.03

Robert Zielke

Kommentar der Korrektorin:

Sie verfügen über gute bis sehr gute Kenntnisse, die bisweilen über das Kurswissen deutlich hinausgehen. Ihre plausibel gegliederte, sprachlich ansprechende Darstellung entwickelt das klare Schlussargument überzeugend. Allerdings – dies als erste Einschränkung – hätten Sie in der kritischen Gewichtung das Problem der geringen Literalitätsrate anführen müssen. Außerdem hätten sich durch eine stärkere Konzentration auf das Straßburger Beispiel einige weitere wichtige Details (wichtige Druckerzeugnisse) dieses Zusammenhanges ausführlicher beleuchten lassen.

Insgesamt: gut, teils besser (1,7)

24.11.03

(xxxxxxxxx)

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang zwischen Buchdruck und reformatorischer Bewegung. Eine Erörterung
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
EK 4101, Alteuropäische Schriftlichkeit, Leistungsscheinklausur
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
5
Katalognummer
V108382
ISBN (eBook)
9783640065790
Dateigröße
345 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit wurde unter Klausurbedingungen geschrieben und enthält daher keine Quellenangaben, jedoch am Schluß den ausführlichen Kommentar der Korrektorin.
Schlagworte
Zusammenhang, Buchdruck, Bewegung, Eine, Erörterung, Alteuropäische, Schriftlichkeit, Leistungsscheinklausur
Arbeit zitieren
Robert Zielke (Autor:in), 2003, Der Zusammenhang zwischen Buchdruck und reformatorischer Bewegung. Eine Erörterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108382

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