Bodenbelastung und Erosion durch Almwirtschaft und Wintertourismus


Ausarbeitung, 2003

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserläuterungen

3. Wintertourismus
3.1. Einflussfaktoren auf Bodenbelastung und Erosion
3.1.1. Pistenerstellung
3.1.2. Mechanische und chemische Pistenpräparierung
3.1.3. Pistennutzung
3.1.4. Künstliche Beschneiung
3.2. Lösungsvorschläge
4. Almwirtschaft
4.1. Einflussfaktoren auf Bodenbelastung und Erosion
4.1.1. Viehtritt
4.1.2. Beweidung und Verbiss
4.1.3. Besatz
4.1.4. Aufgelassene Almen
4.2. Lösungsvorschläge

5. Zusammenfassung

1.Einleitung

Almwirtschaft und Wintertourismus stellen in der heutigen Zeit die intensivste Nutzung der Bergregionen, z.B. der Alpen, dar. Die Beziehung zwischen Landwirtschaft und Sport auf der einen und der Umwelt auf der anderen Seite ist in unserer Gesellschaft oft problematisch. Besondere Bedeutung gewinnt dieses Problem dadurch, dass sich Almen und Skipisten meistens in hochsensible ökologische Regionen befinden.

Die Auswirkungen müssen vielfach zusammenhängend betrachtet werden, da die betroffenen Flächen häufig im Sommer zur Weide und im Winter als Skiabfahrten genutzt werden.

Speziell eine Belastung der Böden und die Förderung von Erosion durch Almwirtschaft und Wintertourismus geben Anlass für eine genauere Betrachtung.

2. Begriffserläuterungen

Bodenbelastung: Beeinträchtigung, Veränderung und Zerstörung der natürlichen Böden durch Schadstoffe und nicht standortgemäße sowie intensive Bodennutzung [...] (http://www.wissen.de/xt/default.do?MENUNAME=Suche&query=bodenbelastung, 2003)

„Almen oder Alpen, wie man im Allgäu sagt, sind nur im Sommer genutzte landwirtschaftliche Teilbetriebe in höheren Lagen[...]. Im Frühjahr wird das Vieh zunächst auf die unterste Alm aufgetrieben, wo die Weiden schon grün sind, während in höheren Lagen oft noch Schnee liegt“ (Lohmann, 1991, S.69).

„Bodenerosion ist ein Zwei-Phasen-Prozeß, bestehend aus der Ablösung der einzelnen Partikeln aus der Bodenmasse und ihrem Transport durch erosive Medien wie fließendes Wasser und Wind. Wenn nicht mehr genügend Energie für den Partikeltransport vorhanden ist, stellt sich eine dritte Phase, die Ablagerung, ein“ (Morgan, 1999, S.8).

3. Wintertourismus

Der Charakter des Wintersport als Massentourismus auf einem eng begrenzten Raum und in einer ökologisch hochsensiblen Region hat unausweichlich Belastungen des Ökosystems zur Folge.

3.1 Einflussfaktoren auf Bodenbelastung und Erosion

3.1.1 Pistenerstellung

Für skitouristische Erschließungen fallen große Rodungen des Bergwaldes im Zusammenhang mit der Anlage von Skipisten an.

An dieser Stelle muss deshalb auf dessen herausragende Rolle für das dortige Ökosystem hingewiesen werden.

Der Bergwald festigt mit seiner tiefen Durchwurzelung den Boden auch in steilen Lagen und wirkt darüber hinaus als Wasserspeicher. Über das Wurzelwerk der Bäume werden erhebliche Wassermengen aufgenommen. Ein Teil der Niederschläge wird bereits vom Kronenbereich abgefangen und verdunstet sofort wieder (Interzeption). Auch die Infiltration wird durch eine Vegetation mit intensiver Durchwurzelung deutlich verbessert. Dadurch wird bei Stark- und Dauerregen – in den Alpen im Vergleich zu den Mittelgebirgen besonders häufig – sowie bei Schneeschmelze oberflächlicher Wasserabfluss vermindert und Hochwasserspitzen werden gedämpft, was einer Erosion entgegenwirkt.

Ebenso erosionshemmend ist die, gegenüber Skipisten 2 bis 5 mal geringere, Windgeschwindigkeit.

Die Rodungen des Bergwaldes beschränken sich jedoch nicht nur auf ein bodenebenes Fällen der Bäume, sondern sind stets auch mit dem Entfernen der Baumstümpfe, Geländekorrekturen und Erdaushüben verbunden. Die Beeinflussung erfolgt also auch im Bereich der Bodenschicht, wobei der Humus, Boden, Vegetation und Relief teilweise vollständig entfernt werden.

Eine Konsequenz der Reduzierung der Humusdecke ist der Verlust an Mineralstoffen wie Kalium, Stickstoff und Phosphor. Dies erschwert die in Gebirgsregionen, aufgrund des Klimas, ohnehin schwierige Regeneration der Vegetationsdecke. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich oberhalb der Waldgrenze um Reliktböden handelt, die in einer wärmeren Zeit entstanden sind und sich heute zwar noch regenerieren aber nicht mehr neu bilden können. Die Wiederherstellung einer Vegetation ist dann unmöglich.

Unabhängig vom Standort, wird bei einem mechanischen Eingriff in die Bodenstruktur das Wurzelgeflecht der Vegetation zerstört, was zumindest vorübergehend zu einer Instabilisierung der Hänge und somit zu Erosionserscheinungen führen kann (Eggers, 1993).

Aber nicht nur dem Bergwald, sondern auch den oberirdischen Pflanzenteilen, die den Boden direkt bedecken, kommt eine wichtige Rolle beim Erosionsschutz zu. Sie absorbieren einen Teil der Energie der Regentropfen, des fließenden Wassers und des Windes, so dass weniger davon auf den Boden trifft (Morgan, 1999).

3.1.2 Pistenpräparierung

Die Pistenpräparierung dient der leichten Befahrbarkeit und der Sicherung des Schnees (Eggers, 1993) und wird von vielen Skifahrern erwartet, da diese ohne eine entsprechende Präparierung nicht zurechtkommen (Greif, 1987).

Pistenraupen und Zusatzgeräte wie Walzen, Glättbrett, Räumschild, und Fräse ermöglichen, die Schneedecke zu glätten, zu verdichten, aufzurauen, Buckel abzutragen oder den Schnee zu verteilen. Die angestrebte Verdichtung der Schneedecke sichert die Festigkeit gegen Wärmeeinbrüche.

Werden die Fahrzeuge bei zu niedriger Schneeauflage, nassen Böden oder Plusgraden eingesetzt, so können die Gleisketten, Schneefräse und Eisaufreißer die Vegetation an diesen Stellen erheblich schädigen. Dabei sind Verletzungen des Boden bis in 10 cm Tiefe keine Seltenheit. Aufgrund ihrer Ausstattung mit einem Kettenfahrwerk können Pistenraupen praktisch auf der Stelle gewendet werden. Ein technischer Umstand, der für viele Bodenverwundungen verantwortlich ist (Greif, 1987)

Die Pistenpräparierung ist einer der Hauptgründe für eine Verfestigung und Vereisung der Schneedecke.

Auswirkungen einer Verfestigung sind:

- Verlust der natürlichen Wärmeisolation; so kann Frost schneller und tiefer eindringen, als Folge drohen empfindliche Pflanzen zu erfrieren.
- Geringere Luftdurchlässigkeit bewirkt eine CO2 Anreicherung durch verminderten Gasaustausch. Folge: Ersticken, Verfaulen, Schneeschimmel, nur robuste Gräser überleben
- Große verfestigte Flächen tauen später ab, das Ausapern (schneefrei werden) verzögert sich und die Erholungszeit der Vegetation wird verkürzt.
- Starke Schneeverdichtung und Eisbildung kann zu einer Verringerung der Durchwurzelungstiefe führen. Dies hat negativen Einfluss auf das Wasserspeichervermögen und begünstigt damit den Oberflächenabfluss.

Als Folge dieser Auswirkungen entstehen vegetationslose Stellen, die ideale Angriffspunkte für eine Erosion durch Wasser und Wind sind (Eggers, 1993).

Weiter ist anzumerken, dass durch die Pistenfahrzeuge auch Bodenverdichtungen entstehen können, die aufgrund geringer Infiltrationsfähigkeit des Bodens einen erhöhten Oberflächeabfluss und somit auch erhöhte Erosion zur Folge haben (Greif, 1987).

Eine chemische Präparierung von Skipisten erfolgt unter dem Einsatz schneeverfestigender Chemikalien. Diese senken die Oberflächentemperatur, tieferliegende Schneeschichten, kühlen ebenfalls ab und das oftmals zuvor aufgebrachte Wasser zwischen den Schnee- und Eiskristallen gefriert (Eggers, 1993).

Anwendung findet diese Art der Präparierung bei zu hohen Temperaturen, zu geringer Schneehöhe und vor allem bei der Austragung von Wintersportwettkämpfen (Greif, 1987)

Verwendet werden oft Mischungen aus Düngesalzen verschiedenster Art, z.B. Ammoniumsulfat, Kalziumchlorid und –oxid, Natriumchlorid oder Phosphate. Diese Erhöhung des Nährstoffangebots wirkt sich nivellierend auf das Artenspektrum der Skipiste aus. Darüber hinaus kann durch Düngung der Pflanzenbestand und die Durchwurzelung des Bodens stark zum Nachteil der Wasserhaltung und der bodenmechanischen Stabilität verändert werden (Eggers, 1993).

Vor allem der Einsatz von Salzen (Chloriden) beeinflusst die im Bergland kaum halophytisch (salzverträglich) ausgeprägte Pflanzenwelt. An Waldrändern sind schon bei geringen Chloridkonzentrationen Schäden zu befürchten. Kochsalz besitzt auch schädigende Wirkungen auf die Bodenstruktur, da es im Zusammenhang mit der Dissoziierung von Ionen den Quellungs- und Ausflockungszustand der Bodenkolloide sehr ungünstig beeinflusst. Bei mehrmaligen Behandlungen des Schnees mit Natriumchlorid kann im darunter liegenden Boden eine zumindest zeitweilige Na-Sättigung eintreten, wie sie bei Bodenversalzung gemessen wird.

Für eine 30 Stunden wirksame Schneefestigung sind je nach Situation 20 – 50 g „Schneefestiger“ je m² erforderlich (Greif, 1987, S.87)

Bei der Anwendung von 30g Schneefestiger je m² würde dies einer Düngergabe von 300 kg je ha entsprechen. Sollten beispielsweise fünf Einsätze auf ein und derselben Fläche nötig werden, so entspräche dies einer Gesamtdüngermenge von 1.500 kg je Hektar, was einer starken Überdüngung gleich käme (Greif, 1987).

3.1.3 Pistennutzung

Wintersport als Massentourismus bringt eine große Anzahl von Skifahrer, etc. auf die zuvor erstellten und präparierten Pisten. Diese Masse bewirkt ein Verdichten, Verfestigen und Vereisen der Schneedecke, was die schon erwähnten Folgen mit sich bringt.

Das Schwingen vieler Skiläufer an der selben Stelle führt zu einem Freilegen und einem regelrechten Abrasieren der Vegetation durch die Skikanten. In der Regel ist dies gleichbedeutend mit einem Abtrag von Bodenmaterial, so dass eigentlich nicht mehr von einer Schädigung der Grasnarbe, sondern von einer Schädigung der Humusdecke gesprochen werden kann.

Das Auftreten dieser Erscheinungen ist von folgenden Gegebenheiten abhängig:

- Schneehöhe und Fahrdichte
- Reliefform (Buckel werden schneller blank gefahren)
- Neigung (steilere Hänge werden mehr abgerutscht)
- Oberflächenrauhigkeit (je größer sie ist, desto eher gelangen höher gelegene Pflanzen an die Oberfläche).

Beim Skifahren abseits der Pisten (Variantenfahren) können die Stahlkanten der Skier die empfindlichen jungen Bäume abknicken oder deren Rinde verletzen. Krüppelwuchs und die Anfälligkeit für Schädlinge können die Folge sein, was die Verjüngung des Bergwaldes gefährdet, der für den Erosionsschutz eine tragende Rolle spielt. In Deutschland und in Österreich ist deshalb das Befahren von Aufforstungsflächen verboten (Eggers, 1993).

Beim Pistenbetrieb stellen sich außerdem Bodenverdichtungen ein, die auch nach dessen Einstellungen nicht kurzfristig verschwinden. So findet man auf schlecht begrünten Skipisten nur ca.100 g Wurzelmasse je m², gegenüber 1.500 g/m² bei ungestörten Verhältnissen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Strukturbildung von Böden mit Zunahme der Höhenlage verschlechtert, da die Bildung sekundärer Tonminerale und das Verrotten organischer Substanz bei gleicher Menge einen ungleich längeren Zeitraum in Anspruch nimmt (Greif, 1987).

3.1.4 Künstliche Beschneiung

Eine künstliche Beschneiung der Pisten mit Schneekanonen erfolgt zur Saisonsicherung bei ungenügenden Schneeverhältnissen.

Die künstliche Schneemenge stellt auf der Piste beim Abschmelzen im Frühjahr in jedem Fall einen zusätzlichen Wassereintrag dar. Abhängig von der Bodenbeschaffenheit, Hangneigung und Lage der Piste kann sich der Oberflächenabfluss beträchtlich erhöhen. Eine Beschneiung bei zu hohen Lufttemperaturen käme praktisch einer Bewässerung gleich.

An feuchten und schattigen Standorten droht außerdem eine Herabsetzung der Bodenstabilität.

Die künstliche Beschneiung wirkt schneeverfestigend, da eine Schneedecke aus Kunstschnee von Anfang an eine ebenso hohe Dichte aufweist wie eine präparierte Schneedecke aus Naturschnee. Die negativen Auswirkungen einer Verfestigung der Schneedecke wurden bereits ausführlich unter 4.1.2 besprochen.

In den USA bereits angewandt und auch in Europa in der Diskussion, ist die Zugabe von gefriergetrockneten, weitgehend abgetöteten Bakterien (Pseudonomas syringae) in das für die Beschneiung genutzte Wasser. Durch diese Maßnahme wird die Kristallisation und damit die Wasser- und Energieausbeute bei der Beschneiung verbessert und der Gefrierpunkt um bis zu 5 Grad heraufgesetzt. Auch bei Temperaturen über 0 Grad wird somit die Herstellung eines relativ trockenen und leichten Schnees ermöglich. Die Wirkung dieser Bakterien auf die Vegetation ist bisher nicht abschätzbar. Bekannt ist lediglich, dass sie in der Lage sind, das sogenannte "Supercooling", d.h. den natürlichen, unterschiedlich stark ausgeprägten Schutz von Pflanzen gegen tiefe Temperaturen zu verhindern. Ein vermehrtes Auftreten von Frostschäden und somit eine Schädigung des schützenden Bewuchses wäre die Folge

(Eggers, 1993).

Schneekanonen werden jedoch nicht nur wie bereits oben erwähnt zur Saisonsicherung, sondern auch zur Saisonverlängerung eingesetzt. Dadurch beginnt für die Pflanzen die Vegetationszeit später und die Regenerationszeit für die entstandenen Schäden wird verkürzt. Als Folge wird die Erosion begünstigt, da, wie schon mehrfach erwähnt, eine geschlossene, dichte Vegetationsdecke dieser am besten entgegenwirkt (Eggers, 1993).

3.2 Lösungsvorschläge

Um den Bodenabtrag und die Bodenbelastung durch den Wintertourismus zu mildern werden folgende Vorschläge gemacht:

Zum Schutz der Vegetationsdecke sollte bei der Pistenpräparierung mindestens eine Schneeauflage von 30 cm vorhanden sein (Eggers, 1993).

Für den Pistenneubau ist trendgemäß ein Öko-Gütesiegel geschaffen worden. Diese wird vergeben, wenn sich Pisten ästhetisch in die Landschaft einfügen und sich weitgehend dem Gelände anpassen. Bei Geländeveränderungen muss zudem der Mutterboden und die Grasschicht wieder eingebracht werden. Es müssen außerdem Pflanzungen von Busch- und Baumgruppen vorgenommen werden, um das ursprüngliche Wasserspeichervermögen zu erhalten (Bachleitner, 1998).

Für das Betreiben von Beschneiungsanlagen gibt es Empfehlungen und Richtlinien, an denen sich die Betreiber orientieren sollten. Diese sehen vor, dass

- keine zusätzliche Durchfeuchtung der Hänge entsteht
- es zu keiner nennenswerten Verlängerung der Schneedeckendauer kommt
- Sauerstoffmangelerscheinungen weitgehend vermieden werden
- naturnahe und stark durchfeuchtete Standorte nicht beschneit werden dürfen
- in der Kunstschneedecke Eisbildung und ein freies Wassers vermieden wird
- dem zur Beschneiung verwendeten Wasser keine Zusätze beigemengt werden dürfen
- eine periodische Kontrolle der Beschneiungsanlagen sowie der ökologischen Auswirkungen im Beschneiungsbereich erfolgt (Bachleitner, 1998).

4. Almwirtschaft

4.1 Entstehung und Entwicklung

Es wird angenommen, dass bereits im Übergang von der jüngsten Steinzeit in die Bronzezeit, um 3.000 v.Chr., die natürlichen Bergwiesen von Nomaden als Weiden genutzt wurden.

Mit der Entwicklung des Salz- und Kupferbergbaues in der Bronze- und Eisenzeit begannen die ersten Rodungen des Bergwaldes zur Holzgewinnung vor allem im Umkreis von Bergbausiedlungen.

Der Beweidung auf natürlichen Wiesen waren nach unten durch dichter werdenden Wald und nach oben durch die immer kürzer werdende Vegetationszeit natürliche Grenzen gesetzt. In der oberen Waldgrenze, der sogenannten Kampfzone des Waldes, machten sich die Auswirkungen des Weideviehs, durch Verschiebung der Waldgrenze nach unten, am deutlichsten bemerkbar.

In zunehmenden Maße begnügten sich die Almbauern aber nicht mehr mit den natur- gegebenen und durch die Beweidung veränderten Bedingungen, sondern waren bemüht die Lichtweiden durch Brandrodung und durch Entsteinung voranzutreiben. Als Folge davon finden wir heute Almen in einem deutlich größeren Fläche, als dies ursprünglich der Fall war. (Lohmann, 1993)

4.2 Einflussfaktoren auf Bodenbelastung und Erosion

4.2.1 Viehtritt

Die Beweidung der Almen beeinträchtigt die Böden und den Wasserabfluss der mit Vieh bestoßenen Flächen. Durch kontinuierlichen Betritt wird der Boden verdichtet und die Aufnahmekapazität des Bodens für Niederschläge (Regen, Schnee, Schmelzwasser) verringert.

Das Porenvolumen des Bodens, das sich im Laufe der Pedogenese ausgebildet hat, wird durch den Auflagedruck der Hufe an diesen Stellen vermindert. Durch die Verdichtung werden die Poren zerstört oder verstopft. Als Folge davon sinkt die Wasseraufnahmefähigkeit und die Belüftung des Bodens, was zu einer schnelleren Austrocknung und geringeren Sauerstoffversorgung der Wurzeln führt. Im weiteren Verlauf geht das Wurzel- und Pflanzenwachstum zurück. Bei anhaltender Überweidung können Pflanzenarten absterben, die, was ihre Bodenbedeckung betrifft, durch minderwertigere Arten ersetzt werden (Driskoll, 1995).

Nach Schwab (1980) können durch den Tritt oder das Lagern der Weidetiere Pflanzen auch aus dem Boden gedrückt oder umgetreten werden und dabei soweit entrindet oder entnadelt werden, dass sie absterben.

Wird die schützende Pflanzendecke des Bodens degradiert setzen unnatürliche Erosions- vorgänge ein, die auch noch wichtige Pflanzennährstoffe auswaschen (Driskoll, 1995).

Der Erhalt einer intakten Pflanzendecke spielt folglich eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Erosionsvorgängen, da sie neben ihrer mechanischen Schutzfunktion auch durch Evapotranspiration und als Wasserkonsument das Abflussgeschehen beeinflusst (Cernusca, 1978).

Merkmale beginnender Erosion durch Viehtritt wie Bückelwiesenbildung und Terrassierungen der Hänge, sogenannte Viehgangeln, sind augenfällig und können früh erkannt werden (Driskoll, 1995).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Viehgangeln

Quelle: Bätzing, Werner; Die Alpen. Seite192

Buckelwiesenbildung bezeichnet die Entstehung kleiner Erdbuckel, wenn schwere Tiere über feuchten oder wassergesättigten Boden wandern. Terrassierungen (Viehgangeln) entstehen durch ständig quer zum Hang hin- und herwanderndes Vieh. Auf den Trittpfaden ist infolge der Verdichtung fast keine Vegetation mehr vorhanden [...]. Bei fortgesetzter Benutzung der Trittpfade fungieren diese bei Schneeschmelze als Sammelrinnen für das Wasser; beschleunigte Bodenerosion setzt ein. Über kurz oder lang wird der gesamte Boden des Hanges instabil und gerät in Abwärtsbewegung (Driskoll, 1995, S.45).

4.2.2 Beweidung und Verbiss

In vielen Teilen der Alpen fallen die überdurchschnittlich hohen Jahresniederschläge oft in Form sommerlicher Platz- und Dauerregen (Lohmann, 1991).

Die Vegetation wirkt dabei wie eine Schutzschicht für den Boden. Die oberirdischen Pflanzenteile absorbieren einen Teil der Energie der Regentropfen, des fließenden Wassers und des Windes, so dass weniger davon auf den Boden trifft. Das Wurzelsystem trägt zur mechanischen Bodenfestigkeit bei (Morgan, 1999).

Meurer (1992) ist der Auffassung, dass sich eine Entnahme von Phytomasse durch Weidevieh grundsätzlich nicht schädigend auf die Pflanzendecke auswirkt. Auch Driskoll (1995) vertritt die Meinung, dass eine moderate Nutzung vertretbar erscheint. Er schränkt jedoch ein, dass eine massive Blattflächenreduktion von über 50% in der Vegetationszeit zur Schwächung oder zum Absterben der Pflanze führt.

Ein hoher Blattflächenanteil ist im Allgemeinen bis zur Blüte und zur Ausbildung der Samen erforderlich, bis die Nährstoffnachlieferung durch die Pflanze die Wurzelreserven übersteigt.

Zu früher und zu starker Verbiss führt folglich zum Eingehen und Vertrocknen der Pflanzen und gefährdet die standortgemäße Wiederbegrünung. Die Ursachen hierfür liegen in zu frühem Almauftrieb und zu hohen Weideviehzahlen (Schwab, 1980).

Ein Beispiel in welchem Maße der Bergwald durch Waldweide an einer natürlichen Verjüngung gehindert wird zeigt ein Vorfall aus dem Naturwaldreservat "Wettersteinwald", wo überall eine große Zahl von Bergahornsämlingen festgestellt wurden, jedoch nur bis zu einer Höhe von 50 cm, was auf 100%igen Verbiss zurückzuführen ist. Ähnlich sah es bei dort vorkommenden Sämlingen der Tanne aus, lediglich die Fichte konnte sich teilweise in der Verjüngung durchsetzen (Albrecht et al nach Lohmann, 1991).

4.2.3 Besatz

Seit Erlass eines Großteils der Weiderechte Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Lebendgewicht der Rinder deutlich gestiegen. Eine adulte Kuh wird zur damaligen Zeit mit 300 kg angegeben. Heutige ausgewachsene Kühe wiegen 600-700 kg, was zu einem erhöhten Nahrungsbedarf führt.

Viele Landwirte haben dieser Tatsache damit Rechnung getragen, dass sie Waldflächen zugunsten neuer Weideflächen reduziert haben. Dadurch hat sich die Waldgrenze in vielen Bereichen um bis zu 300 m nach unten verlagert.

Außerdem werden Kälber oft nicht den zulässigen Auftriebsquoten zugerechnet. Da sie jedoch eine bedeutende Menge an Pflanzen während ihres Wachstums fressen, erhöht sich auch dadurch der Nahrungsbedarf und die Gefahr zu starker Beweidung oder des Ausweichens auf holzige Pflanzenarten (Driskoll, 1995).

Erfolgt eine Überweidung durch zu großen Besatz, die zu einer erschwerten Deckung des Nahrungsbedarfes führt, beginnt das Weidevieh auch holzige Pflanzen, besonders Zweige von Büschen und Bäumen abzuweiden (Driskoll, 1995).

Schwab (1980) berichtet von einer rechtwidrigen Öffnung eines Zaunes einer 2,5 ha große Schonung und anschließender achttägiger Beweidung durch 20 Stück Vieh. Von den 5 Jahre zuvor gepflanzten 11.450 Fichten und 1.000 Tannen wurden 1.800 Pflanzen teilweise und 450 total durch Verbiss geschädigt.

An den Verbisspunkten können auch Folgeschäden in Form von Pilz- und Bakterien- erkrankungen auftreten, die zur Kernfäule und damit auf lange Sicht zuterbesatz kann Probleme aufwerfen. Rinder und Schafe können beim verfrühten Tod der Bäume führen (Driskoll, 1995).

Auch ein Un einem zu großen Weideangebot systematisch nur die besten Futterpflanzen abfressen, so dass sich nur wenige robuste Arten durchsetzten. Eine wenig artenreiche und schüttere Vegetationsdecke ist die Folge (Bätzing, 1991).

4.2.4 Aufgelassene Almen

Unter dem Auflassen von Almen versteht man die Einstellung der Beweidung; Auswirkungen auf den Naturhaushalt sind die Folge.

Auf vielen Weideflächen kommt es nach der Auflassung zu Vernässungen, wenn die seit Generationen offengehaltene Entwässerungsgräben nicht mehr gepflegt werden und verfallen. Der steigende Wassergehalt in den Böden kann den hydrostatische und hydrodynamische Druck auf den Hang und damit die Gefahr von Rutschungen erhöhen.

Bei einer nicht mehr genutzten Alm entfällt die Kontrolle des Almpersonals auf Schwachstellen in der Vegetationsdecke. Eine notwendige Sanierung dieser Stellen unterbleibt. Als Folge können sich, durch die vorherige Nutzung, entstandene Erosionsherde ausbreiten (Padele, 1994).

Nach Einstellung der Nutzung wachsen die vorhandenen Gräser lang auf, sterben im Herbst ab und legen sich hangabwärts flach auf den Boden. Sie bieten damit ideale Gleitbahnen für den Winterschnee (Spatz et al, 1978).

An steilen Hängen verklebt der Schnee mit diesem langen Altgras, Stauden und aufkommenden Gehölzen und kann als Gleitschnee die Vegetationsdecke aufreißen. Diese offenen Bodenstellen verfügen nicht mehr über die, der Erosion entgegenwirkende, geschlossene Pflanzendecke (Lohmann, 1991).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Zerstörung der Vegetationsdecke durch Gleitschnee

Quelle: Bätzing, Werner; Die Alpen. Seite192

4.3 Lösungsvorschläge

Für die zuvor dargelegten Probleme geben Driskoll (1995) und Lohmann (1991) folgende Empfehlungen:

- verstärkte Information der Landwirte über die Auswirkungen des Verbisses und der zu früher Beweidung auf das Pflanzenwachstum und der erosionsauslösenden Wirkung des Viehtritts.
- Erarbeitung eines Weideplans in Zusammenarbeit mit den Landwirten, um eine alljährliche Beweidung der selben Flächen zu vermeiden und diese damit etwas vom Weidedruck zu befreien.
- Schutz von Aufwuchsflächen für die Zeit von mindestens 5 Jahren bzw. bis zu jebem Stadium der Jungbäume, in dem Verbissschäden unwahrscheinlich werden.
- Verschiebung des Beweidungsbeginns bis die Pflanzen genügend vital sind und entsprechend viel Blattmasse ausgebildet haben.
- Aufnahme der Kälber in die Auftriebsquoten.
- Hanganrisse durch Gleitschnee mit entsprechenden Maßnahmen verhindern, bis die standortgemäßen Sträucher und Jungbäume genügend Wurzelhalt und- masse erreicht haben um diese Gefahr nicht mehr aufkommen zu lassen.

5. Zusammenfassung und Diskussion

Die aufgezeigten ökologischen Probleme Erosion und Bodenbelastung sind das Resultat eines Zusammenspiels von Almwirtschaft und Wintertourismus. Die Auswirkungen sind bekannt und werden ausführlich in der Literatur beschrieben. Festzustellen ist, dass Wintersport und Almwirtschaft in jedem Fall eine zusätzliche Belastung des Ökosystems darstellen. Die Tatsache, dass vor allem die Wintersportindustrie aber auch die Bewirtschaftung von Almen Grundlage vieler Existenzen ist, verleiht dem Thema zusätzliche Brisanz

Die aufgezeigten Lösungsvorschläge sind in keinster Weise Lösungen im eigentlichen Sinn, sondern stellen nur Maßnahmen dar, die die entstehenden Beeinträchtigungen auf Natur und Umwelt mildern, jedoch niemals ausschalten können. Eine Verschärfung des Konfliktes und eine irreversible Schädigung der sensiblen Bergregionen scheint unter Beibehaltung oder Ausweitung der bestehenden Nutzung vorprogrammiert.

Allerdings soll auch angemerkt werden, dass die Bergregionen mittlerweile eine traditionelle, vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft darstellen. Dieses künstlich geschaffene Ökosystem wird mittels genau angepasster Bewirtschaftungsformen aufrecht erhalten. Mit eventuellen Veränderungen würde diese traditionelle und populäre Kulturlandschaft weitgehend zusammenbrechen.

Probleme werden also bei Aufgabe wie auch bei Weiterführung der bisherigen Nutzung bewältigt werden müssen. Eine integrierte Politik, unter Einbezug von ökonomischen, kulturellen und umweltschutztechnischen Aspekten ist deshalb notwendig.

Literatur- und Quellenverzeichnis

Bachleitner, Reinhard (1998). Alpiner Wintersport - Skisport zw. Ökologisierung und Ideologisierung. Inssbruck: Studien-Verlag

Baetzing, Werner (1991). Die Alpen. Entstehung und Gefährdung einer europäischen Kulturlandschaft. München: C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung.

Brugger, Oswald und Wohlfahrter, Richard (1983). Alpwirtschaft. Graz: Leopold Stocker Verlag.

Cernusca, Alexander (1978). Ökologische Veränderungen im Bereich aufgelassener Almen. Aus Ökologische Analysen von Almflächen im Gasteiner Tal. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner

Driskoll, R.(1995): Die Rolle der Beweidung in alpinen und bewaldeten Ökosystemen. Teil XXX von Alpine Umweltprobleme. Ergebnisse des Forschungsprojekts Achenkirch. Band A 133 der "Beiträge zur Umweltgestaltung". Berlin: Erich Schmidt Verlag

Eggers, Ralf (1993). Skisport und Ökologie. Aus „Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport“, Band 103. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.

Meurer, Manfred (1992). Die Südtiroler Almwirtschaft und das Bracheproblem aus ökologischer Sicht. Heft 2.Karlsruhe: Institut für Geographie und Geoökologie der Universität Karlsruhe

Morgan, R.P.C. (1999). Bodenerosion und Bodenerhaltung. Stuttgart: ENKE im Georg Thieme Verlag.

Paldele, Bruno (1994), Die aufgelassenen Almen Tirols. Innsbrucker geographische Studien Band 23. Innsbruck: Selbstverlag des Instituts für Geographie der Universität Innsbruck.

Schwab, Paul (1980), Forstschäden durch Weidevieh größer als angenommen. Teil VII von Alpine Umweltprobleme. Ergebnisse des Forschungsprojekts Achenkirch. Band A 67 der "Beiträge zur Umweltgestaltung". Berlin: Erich Schmidt Verlag

Spatz, Günther; Weiss, Bernd; Dolar, Dona Marleen (1978). Der Einfluss von Bewirtschaftungsveränderungen auf die Vegetation von Almen im Gasteiner Tal. Aus Ökologische Analysen von Almflächen im Gasteiner Tal. Innsbruck: Univeritätsverlag Wagner.

www.wissen.de/xt/default.do?MENUNAME=Suche&query=bodenbelastung, 23.04.2003

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Bodenbelastung und Erosion durch Almwirtschaft und Wintertourismus
Hochschule
Fachhochschule Bingen
Veranstaltung
Wahlfach "Spezielle Ökologie"
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V108410
ISBN (eBook)
9783640066070
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bodenbelastung, Erosion, Almwirtschaft, Wintertourismus, Wahlfach, Spezielle
Arbeit zitieren
Marco Scheurer (Autor:in), 2003, Bodenbelastung und Erosion durch Almwirtschaft und Wintertourismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108410

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