ANNA SEGHERS
Biografie
Am 19.11.1900 wird Netty Reiling, so ihr bürgerlicher Name, als einziges Kind der jüdischen Eltern Isidor und Hedwig Reiling in Mainz geboren.
Sie besucht ab 1907 eine Privatschule, nach drei Jahren die Höhere Mädchenschule und später das Gymnasium. Nach dem Abitur 1920 studiert sie Geschichte, Kunstgeschichte, Sprachwissenschaft und Sinologie an den Universitäten in Heidelberg und Köln. In dieser Zeit schließt Netty sich Zirkeln revolutionärer Studenten an, da das historische Geschehen (z.B. die Oktoberrevolution), die Kämpfe der Klassen und Kontakte mit revolutionären Emigranten ihre Illusionen zerstören. Ebenfalls zu dieser Zeit lernt sie den ungarischen Juden László Radványi kennen, den sie 1925 heiratet. Bereits zuvor hatte sie im Jahr 1924 mit der Arbeit „Jude und Judentum im Werke Rembrandts“ zum Dr. Phil. promoviert. Ebenfalls im Jahr 1924 war ihre erste Erzählung „Die toten auf der Insel Djal“ unter dem Pseudonym Antje Seghers erschienen. [Anna Seghers bezeichnete die Wahl des Pseudonyms als Zufall und berief sich auf die gruselige Geschichte von einem holländischen Kapitän. Ich schrieb sie in der Ich-Form, als ob der Kapitän mein Großvater war. Ich musste ihm ja auch einen Namen geben. Auf der Suche nach einem holländischen Namen kam ich auf Seghers, das ist ein Grafiker aus der Rembrandt Zeit.
(Q. 3, S.13)]
Im Jahr 1925 ziehen Anna und ihr Mann nach Berlin um, sie treten aus der jüdischen Gemeinde aus. Im Jahr darauf kommt Sohn Peter auf die Welt, Tochter Ruth wird 1928 geboren. Im selben Jahr tritt sie in die KPD ein. Für die Erzählung „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ erhält sie den Kleist-Preis.
Im Jahr 1930 wird sie Mitglied im BPRS (Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller), zwei Jahre später wird sie in dessen Vorstand gewählt.
Erstmals verhaftet wird Netty Radványi 1933, sie kommt aber frei, da sie durch ihren Mann ungarische Staatsbürgerin ist. Noch im selben Jahr flieht sie nach Paris, wo sie im Vorort Meudon wohnt. Bis zur Flucht nach Mexiko im Jahr 1941 hält sie viele Vorträge über Literaturgeschichte, wird Mitherausgeberin der „Neuen Deutschen Blätter“ und nimmt an verschiedenen Schriftstellerkongressen teil.
Von Marseille aus flüchtet die Familie schließlich 1941 nach Mexiko, wo sie Mitgründerin der Zeitschrift „Freies Deutschland“ und Präsidentin des Heinrich-Heine-Klubs wird. Im Jahr 1943 hat Anna einen schweren Verkehrsunfall, der auch für ein Attentat gehalten wird.
Am 22.4.1947 kehrt sie nach Ostberlin zurück, ihr Mann folgt ihr fünf Jahre später. In den darauf folgenden Jahren erhält die Schriftstellerin viele Preise und Auszeichnungen, darunter unter anderen den Georg-Büchner-Preis, den Nationalpreis 1.Klasse, den Ehrendocktor der Universitäten Mainz und Jena und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz. Sie reist sehr viel, zum Beispiel in die Sowjetunion zur Teilnahme am Weltkongress der Kulturschaffenden, nach Paris und Prag zur Teilnahme am Weltfriedenskongress, nach China, Brasilien und auch in die Bundesrepublik Deutschland.
Am 1. Juni 1983 stirbt Netty Radványi alias Anna Seghers im Alter von 82 Jahren in Berlin, ihr Mann war bereits 1978 verstorben.
Romane:
- Die Gefährten (1932)
- Der Kopflohn (1933)
- Der Weg durch den Februar (1935)
- Die Rettung (1937)
- Das siebte Kreuz (1942)
- Transit (1944)
- Die toten bleiben Jung (1949)
- Die Entscheidung (1959)
- Das Vertrauen (1968)
- Zahlreiche Erzählungen und Essayistik