Die Ausbildung zum Ritter war im Mittelalter ein Adelsprädikat, denn die meisten frühen Belege über Schwertleiten (die Zeremonie, die einen Mann zum Ritter machte) beziehen sich auf hochadelige Herren und ihre Söhne.
Über die Adelserziehung im hohen Mittelalter ist nur eher wenig bekannt. Die Ausbildung zum Ritter kann außerdem nicht völlig verallgemeinert werden, da es kein festes System gab. In den meisten Fällen, so berichtet Georges Duby, war es so, dass Jungen adeliger Herkunft, die Ritter werden sollten, mit etwa sieben Jahren von ihren Schwestern getrennt wurden, um ihre Lehrzeit zum Ritter zu beginnen. Diese absolvierten sie jedoch meist nicht am Hof ihres Vaters.
Entweder nahm sie der Bruder ihrer Mutter auf oder sie wurden dem Lehnsherren ihres Vaters anvertraut. Viele Lehnsherren legten viel Wert darauf, die zukünftigen Herren ihrer Region selbst zu erziehen, denn das politische System des Feudalismus beruhte auf der Freundschaft zwischen dem Lehnsherren und seinen Vasallen. Indem die Erziehung der zukünftigen Ritter dem Lehnsherren übergeben wurde, sollten die Ritter fest an ihn gebunden werden.
Die meisten Quellen berichten von einer Teilung der ritterlichen Ausbildung. Die jungen Adeligen dienten an den Höfen der Lehnsherren erst als Pagen und später als Knappen, so schildern es auch Joachim Bumke und Georges Duby. Die Angaben über das Alter der Jungen schwanken beträchtlich, in der Einteilung geht man somit von einem gewissen Durchschnittsalter aus.
Die Ausbildung des Ritters im Mittelalter
1. Einleitung
Die Ausbildung zum Ritter war im Mittelalter ein Adelsprädikat, denn die meisten frühen Belege über Schwertleiten (die Zeremonie, die einen Mann zum Ritter machte) beziehen sich auf hochadelige Herren und ihre Söhne.
Über die Adelserziehung im hohen Mittelalter ist nur eher wenig bekannt. Die Ausbildung zum Ritter kann außerdem nicht völlig verallgemeinert werden, da es kein festes System gab. In den meisten Fällen, so berichtet Georges Duby, war es so, dass Jungen adeliger Herkunft, die Ritter werden sollten, mit etwa sieben Jahren von ihren Schwestern getrennt wurden, um ihre Lehrzeit zum Ritter zu beginnen. Diese absolvierten sie jedoch meist nicht am Hof ihres Vaters.
Entweder nahm sie der Bruder ihrer Mutter auf oder sie wurden dem Lehnsherren ihres Vaters anvertraut. Viele Lehnsherren legten viel Wert darauf, die zukünftigen Herren ihrer Region selbst zu erziehen, denn das politische System des Feudalismus beruhte auf der Freundschaft zwischen dem Lehnsherren und seinen Vasallen. Indem die Erziehung der zukünftigen Ritter dem Lehnsherren übergeben wurde, sollten die Ritter fest an ihn gebunden werden.
Die meisten Quellen berichten von einer Teilung der ritterlichen Ausbildung. Die jungen Adeligen dienten an den Höfen der Lehnsherren erst als Pagen und später als Knappen, so schildern es auch Joachim Bumke und Georges Duby. Die Angaben über das Alter der Jungen schwanken beträchtlich, in der Einteilung geht man somit von einem gewissen Durchschnittsalter aus.
2. Die Zeit als Page
Mit etwa sieben Jahren wurden die Jungen zuerst zum Pagen, so begann der erste Teil ihrer Ausbildung zum Ritter. Das Erlernen höfischer Umgangsformen spielte selbstverständlich eine sehr große Rolle. So lernten die Pagen, lange bevor mit militärischen Übungen begonnen wurde, zuerst gehorsam und höflich zu sein und gute Manieren zu zeigen. Sie bedienten die Ritter und adeligen Damen am Hof und wurden so mit den richtigen Umgangsformen bekannt gemacht.
Außerdem lernten sie schon früh, wie sie mit Pferden umzugehen hatten, da diese später eins der wichtigsten Bestandteile ihres ritterlichen Lebens darstellen würden. Die Pagen lernten, wie man die Pferde füttert, pflegt und wie man beispielsweise das Zaumzeug repariert.
3. Die Zeit als Knappe
Waren die Jungen etwa 14 Jahre alt, wurden sie zum Knappen. Sie waren mittlerweile mit der Hoflehre, dem richtigen Verhalten in der Gesellschaft, vertraut. Jedoch gehörte es trotzdem weiterhin zu ihren Pflichten, die Adeligen bei Tisch zu bedienen.
Zusätzlich waren sie nun auch als Schildknappen für die Rüstung und Pferde eines Ritters verantwortlich, standen ihm immer zur Seite und zogen gegebenenfalls auch mit ihm in den Krieg. Der Knappe half dem Ritter in seine Rüstung und in den Sattel. Soweit es nötig war, brachte er ihm beim Turnier oder im Kampf ein neues Pferd und diente somit seinem Vorbild so gut es ihm möglich war, um für seine eigene Zukunft als Ritter alles Wichtige zu lernen.
Außerdem gehörte das Erlernen der ritterlichen Reit- und Waffentechnik zu den wichtigen Inhalten der Ausbildung. Die Knappen wurden mit dem Umgang mit Waffen vertraut gemacht und lernten richtig zu reiten, damit sie im Fall eines Kampfes das Pferd unter Kontrolle halten konnten.
Aber auch die Jagd würde in ihrem späteren Leben als Ritters eine Rolle spielen, wenn auch hauptsächlich als Zeitvertreib. So musste neben dem Kriegshandwerk auch die Kunst der Jagd erlernt werden. Sie erforderte Wagemut, Ausdauer und genaue Kenntnis der Gewohnheiten der Tierarten, so beschreibt es Georges Duby.
Die Jungen mussten lernen, die Lager der Tiere aufzuspüren, ihre Laute zu verstehen und ihre Spur zu erkennen. Zur Jagd gehörte allerdings auch der Zusammenhalt der Mannschaft, gemeinsam zu arbeiten und sich gegenseitig vertrauen zu können. In kleinen, verstreuten Gruppen bewegte man sich in unübersichtlichem Gelände, um die Beute zu überraschen, so wie es im Krieg später auch gegenüber dem Feind der Fall sein würde.
Neben der Erziehung des Körpers gehörte selbstverständlich auch die des Geistes zur Ausbildung. Schließlich würden die Knappen später als Ritter nicht nur kämpfen müssen, sondern auch strategische Überlegungen anstellen, Pläne aufstellen und Risiken abwägen.
Der Burgherr selbst leitete oft, mit Hilfe des Priesters, diesen Teil der Ausbildung. so sollte jeder Ritter ein gewisses Maß an Bildung erhalten.
An den Höfen kam es häufig vor, dass Gelehrte vorlasen oder fahrende Sänger Verse vortrugen. Aber auch die Ritter erzählten oft Geschichten von besonderen Heldentaten, wodurch die Heranwachsenden die Moral des Rittertums und die ritterlichen Tugenden kennen lernten.
4. Die ritterlichen Tugenden
Es wurde sehr viel über das ritterliche Tugendsystem geschrieben, jedoch berichten die verschiedenen Quellen nicht alle das gleiche.
Man kann aber soviel sagen, dass die ritterlichen Tugenden von großer Bedeutung waren. Es gab ein gewisses Idealbild des Ritters, der alle Tugenden und guten Eigenschaften in sich vereinte.
So schrieb z.B. Rudolf von Ems in „Wilhelm von Orlens“ (Z. 12.550-56)
„Er war eine Blume gänzlicher Vollkommenheit, ein Felsen beständiger Tugend, ein Spiegel der Freigebigkeit und des höfischen Benehmens, er war rein und demütig, von mannhafter Güte, klug, auf verständige Weise gutmütig, tapfer und hochgesinnt.“[1]
In ihrer Ausbildung wurde den Jungen ein gewisser ritterlicher Ehrenkodex vermittelt. Dazu gehörten unter anderem Treue und Gehorsam gegenüber ihrem Herren, Schutz für alle Schwachen und eine höfliche, respektvolle Haltung gegenüber Frauen.
Unter den religiösen Tugenden nahm die Demut den ersten Platz ein, die eigene Tüchtigkeit vermochte nichts ohne den Segen Gottes. Der Ritter bewies diese Demut gegenüber den Menschen durch Mitleid und Barmherzigkeit. Auch das Gebot, in allen Dingen maßzuhalten und den richtigen Mittelweg zu gehen, fehlte in keiner Ritterlehre.
Treue, Tapferkeit und Besonnenheit fassen im Allgemeinen die Werte des Ritters zusammen, die der Knappe bis zum Ende seiner Lehrzeit verinnerlicht haben sollte, um ein guter Ritter zu werden.
5. Die Schwertleite
Nach etwa 14 Jahren, also im Alter von etwa 21 war die Ausbildung der Jungen zuende und sie wurden, soweit sie sich dessen würdig gezeigt hatten, zum Ritter geschlagen.
Die Zeremonie nannte man die Schwertleite. Sie war eins der wichtigsten Ereignisse im Leben eines Ritters, er erhielt seine Ausrüstung, wurde offiziell zum Ritter und war somit volljährig.
Die Zeremonie der Schwertleite wurde überall sehr unterschiedlich vollzogen, in einigen Quellen wird sie als besonders prunkvoll beschrieben, doch der historische Gehalt ist im einzelnen nicht überprüfbar.
Oft musste der Knappe die ganze Nacht vor seiner Schwertleite beten. Am Morgen war es meist so, dass das Schwert zunächst in der Kirche gesegnet wurde und dem Ritter anschließend bei der Schwertumgürtung überreicht wurde. In einem feierlichen Gelöbnis bezeugte der neue Ritter, seine Macht nicht zu missbrauchen, sich denen anzunehmen, die sich nicht selbst verteidigen können und seinen Gegner zu verschonen, wenn er um Gnade bittet.
Nach der Zeremonie folgten meist eine Woche Festlichkeiten und Turniere. Im Anschluss daran kehrte der Ritter in die Burg seines Vaters zurück.
Quellenangaben:
Bumke, Joachim: Höfische Kultur – Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, 2 Bde., München 1986 [8. Aufl.: 1.Bd., 1997]
Duby, Georges: Die Ritter, Darmstadt 1999 [Kinderbuch]
Keen, Maurice: Das Rittertum, München/Zürich1987
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Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Textes "Die Ausbildung des Ritters im Mittelalter"?
Der Text beschreibt die Ausbildung eines Ritters im Mittelalter, von den ersten Schritten als Page bis zur Schwertleite. Es werden die verschiedenen Ausbildungsphasen, die ritterlichen Tugenden und die Bedeutung der Schwertleite erläutert.
Wie begann die Ausbildung zum Ritter?
Die Ausbildung begann typischerweise im Alter von etwa sieben Jahren, wobei die Jungen zuerst als Pagen dienten. Sie lernten höfische Umgangsformen und den Umgang mit Pferden.
Was lernten die Pagen?
Die Pagen lernten Gehorsam, Höflichkeit, gute Manieren und den Umgang mit Pferden, inklusive Füttern, Pflegen und Reparieren des Zaumzeugs.
Welche Rolle spielten die Knappen in der Ritterausbildung?
Mit etwa 14 Jahren wurden die Jungen zu Knappen. Sie dienten Rittern, halfen ihnen bei der Rüstung, begleiteten sie in den Krieg und lernten ritterliche Reit- und Waffentechnik.
Welche Aufgaben hatten die Knappen?
Neben dem Bedienen bei Tisch waren die Knappen für die Rüstung und Pferde des Ritters verantwortlich. Sie halfen dem Ritter in seine Rüstung, brachten ihm im Kampf ein neues Pferd und lernten die Reit- und Waffentechnik.
Welche Fähigkeiten wurden den Knappen vermittelt?
Die Knappen lernten den Umgang mit Waffen, das Reiten, die Jagd sowie strategisches Denken und Planen. Auch Bildung wurde ihnen durch Burgherrn und Priester vermittelt.
Was waren die ritterlichen Tugenden?
Zu den ritterlichen Tugenden gehörten Treue, Gehorsam, Schutz der Schwachen, eine höfliche Haltung gegenüber Frauen, Demut, Mitleid, Barmherzigkeit, Maßhalten, Tapferkeit und Besonnenheit.
Was ist die Schwertleite?
Die Schwertleite war die Zeremonie, bei der ein Knappe im Alter von etwa 21 Jahren zum Ritter geschlagen wurde. Er erhielt seine Ausrüstung und leistete ein feierliches Gelöbnis.
Wie lief die Schwertleite ab?
Die Zeremonie variierte, beinhaltete aber oft das Gebet des Knappen in der Nacht vor der Schwertleite, die Segnung des Schwertes in der Kirche und die Schwertumgürtung. Der neue Ritter gelobte, seine Macht nicht zu missbrauchen und die Schwachen zu schützen.
Welche Quellen werden im Text genannt?
Der Text nennt folgende Quellen: Joachim Bumke: Höfische Kultur – Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter; Georges Duby: Die Ritter; Maurice Keen: Das Rittertum.
- Arbeit zitieren
- Nicole Streich (Autor:in), 2003, Die Ausbildung des Ritters im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108657