Die Kolonialgebiete der Niederländer im Blickfeld deutscher Interessen im Zeitalter des Imperialismus


Examination Thesis, 2003

152 Pages, Grade: 2,8


Excerpt


Inhalt

Einleitung

1 Das deutsch-niederländische Verhältnis
1.1 Empfindlichkeit und Verletzbarkeit - Charakteristika deutsch-niederländischer Interdependenz
1.2 Deutsche Weltpolitik - „Hans Dampf auf allen Gassen“
1.3 Das verschobene Machtverhältnis
1.4 Die „Stammverwandtschaft“ als Vereinnahmungsinstrument

2 Die Entwicklung der kolonialen Strukturen
2.1 Die Herrschaftsausbreitung in Niederländisch-Ostindien
2.1.1 Vom niederländischen Kaufmannskapitalismus zur kolonialen Herrschaft
2.1.2 Die ethische roeping - Moralische Legitimation kolonialer Herrschaft
2.1.3 Die Festigung direkter Herrschaft
2.2 Südafrika seit der Besiedlung durch Europäer
2.2.1 Portugiesen und Briten am Kap
2.2.2 Die Gründung der niederländischen Kapkolonie
2.2.3 Siedlung außerhalb der Kapkolonie
2.2.4 Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage der einheimischen Bevölkerung
2.2.5 Der „Große Treck“
2.2.6 Gründung der Burenrepubliken
2.2.7 Die Entdeckung von Bodenschätzen
2.2.8 Der Südafrikanische Krieg
2.3 Westindien - Umschlagplatz für den Sklavenhandel

3 Die deutschen Interessen an niederländischen Kolonialgebieten
3.1 Die deutsche Kolonialpropaganda
3.2 Deutsche in der niederländischen Kolonialarmee
3.3 Bankiers, Geschäftsleute und Pflanzer - Die Attraktivität der niederländischen Kolonien
3.3.1 Die transnationale Kooperation von Banken
3.3.2 Plantagen und Handel am Beispiel Tabak
3.3.2.1 Entstehung und Bedeutung des Tabakanbaus auf Sumatra
3.3.2.2 Pflanzer auf Sumatra - Deutsche Karrieren
3.3.3 Menschenhandel mit indonesischen und chinesischen Arbeitsmigranten
3.4 Koloniale Nachbarschaft auf Neuguinea
3.5 Wirtschaftliche und politische Einflussnahme in Niederländisch-Indien
3.5.1 Das Beispiel des Geschäftsmannes Emil Helfferich
3.5.2 Deutsche Kohlenstationen - Viel Lärm um nichts?
3.6 Über eine Zollunion zu kolonialem Besitz?
3.7 Der zwiespältige Blick auf Südafrika
3.7.1 Versuche der rhetorisch-emotionalen Vereinnahmung über die tammverwandtschaft“ in Südafrika
3.7.2 Das Auseinanderdriften wirtschaftlich-politischer und alldeutscher Interessen
3.8 Niederländisch-Westindien
3.9 Missionarische Aktivitäten

Resümee

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Anhang

Schlusserklärung

Einleitung

Cognatio movet invidiam. [1]

Erasmus (nach Aristoteles)

Ein Großteil der kolonialen Beziehungen der Deutschen zu den Niederländern kann plausibel mit oben zitierter Redewendung beschrieben werden. Während mit „Niederländern“ heute gemeinhin die Staatsbürger der Niederlande ge­meint sind, bezeichnete der Begriff in Deutschland zur Zeit des Imperialismus gleichzeitig ein deutsch-niederländisches Verwandtschaftsverhältnis. Auch der aktuelle Brockhaus von 2001 definiert Niederländer als ein germanisches Volk, das in den Niederlanden lebe und seine eigene Sprache aus dem Altniederdeut­schen entwickelt hätte. Diese - nicht abzustreitende - Verwandtschaftsbezie­hung konnte jenen in Deutschland willkommen sein, die Interesse daran hatten, aus einer „natürlichen“ Verbundenheit Kapital zu schlagen. Dieses Interesse entstand, weil die Verwandten etwas besaßen, was Deutschland nicht hatte oder Deutsche glaubten, nicht in ausreichender Menge zu haben: Kolonien, bzw. Besitzungen außerhalb Europas.

Als „niederdeutsche Stammesbrüder“ wurden außer den europäischen nieder­ländischen Nachbarn[2] vor allem auch die Buren in Südafrika bezeichnet, die im Zuge des Südafrikanischen Krieges[3] große Sympathien in Europa weckten. Versuche, diese lang zurückliegende Verwandtschaft zu instrumentalisieren, trafen auf ein Selbstverständnis der Niederländer, das historisch vom Kampf um Unabhängigkeit und Neutralität gekennzeichnet war. Schon seit dem Westfälischen Frieden 1648 waren die Niederlande eine international aner­kannte Republik, und auch die Buren waren ständig um Unabhängigkeit - zu­nächst sogar von den Niederländern, später von den Briten - bemüht.

Der Stammverwandtschaftsgedanke, der von den Alldeutschen zur politischen Ideologie entwickelt wurde, soll daraufhin untersucht werden, inwiefern er für die Politik, für die Propaganda und die politisch-psychologischen Beziehungen zwischen Niederländern und Deutschen bestimmend war. Es ist auch zu fragen, ob jenseits dieser emotional-völkischen auch rationale Interessen vorhanden waren, und ob sie sich auf die Beziehungen ausgewirkt haben. Weiterhin soll untersucht werden, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede der deutsch-niederländischen Beziehungen in den verschiedenen Kolonialgebieten und in den europäischen Mutterländern festzustellen sind.

Zur Untersuchung der psychologischen (Aus-)Wirkungen deutscher Ambitio­nen auf die Beziehungen wird in der vorliegenden Arbeit mit einem breit an­gelegten Interessenbegriff gearbeitet. Er schließt sowohl konkrete Aktivitäten als auch Äußerungen von kolonialpolitisch engagierten Interessengruppen und ihren Vertretern und sogar Gerüchte um deutsche Interessen ein. Diese Interes­sen sollen gleichermaßen auf ihre potentielle politisch-psychologische Wir­kung auf das deutsch-niederländische Verhältnis untersucht werden. Der nie­derländische Historiker Bob de Graaff beschreibt die resultierende Wirkung folgendermaßen:

„Vóór de Eerste Wereldoorlog had in Nederland en Indië regelmatig de vrees bestaan dat Duitsland zich van de Indische archipel of delen daarvan meester zou willen maken.“[4]

Diese Arbeit widmet sich den Entstehungsbedingungen dieser niederländischen Furcht vor deutschen Ambitionen. Es wird untersucht, inwiefern sie unter dem Eindruck realer Bedrohungen entstanden ist, und welchen Einfluss die weltpolitischen Absichten der Regierung, wirtschaftliches Engagement, alldeutsche Rhetorik oder kursierende Gerüchte hatten.

Das Zeitalter des Imperialismus, wie es schon von Zeitgenossen so bezeichnet worden ist, bildet den Betrachtungszeitraum, der im Kern der deutschen Kolo­nialzeit von 1884-1914 entspricht. Eine Beschränkung darauf würde der von W. Reinhard festgestellten imperialistischen Kontinuität vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur imperialistischen Hochzeit allerdings nicht gerecht.[5] Im Fall der niederländischen Kolonien ist schon für die Zeit vor der Gründung des Deutschen Reiches nach dem - teils militärischen - Beitrag Deutscher beim schrittweisen Ausbau niederländischer territorialer Herrschaft zu fragen.

Diese Kontinuität endet jedoch nicht mit dem Hochimperialismus, wenngleich die Deutschen mit dem Versailler Vertrag ihre Kolonien verloren, denn Versu­che, diese zurückzugewinnen, setzten bereits im Ersten Weltkrieg ein[6]. Letzte Ambitionen auf Kolonialgebiete der Niederländer, die sich als unmittelbare Folge aus dem Verlust der eigenen Kolonien und dem vorherigen Engagement in den niederländischen Kolonien entwickelt haben, markieren das Ende des Betrachtungszeitraums.

Diese Ära war ideengeschichtlich von der sich entwickelnden Rationalität der aufgeklärten Industriegesellschaft einerseits und emotionaler romantischer Schwärmerei andererseits gekennzeichnet. Beides musste sich in der politi­schen Auseinandersetzung nicht ausschließen und bestimmte die Form von Interessenpolitik und ihr Erleben, so dass in der deutsch-niederländischen Be­ziehung Gefühle - u.a. völkisch-nationaler Enthusiasmus auf der einen und Furcht davor auf der anderen Seite - politische Bedeutung gewinnen konnten. Sie gehören wie die realen kolonialen Beziehungen zu den Einflussfaktoren auf die bis heute noch als problembehaftet geltende nachbarschaftliche Beziehung.

Deutsche Ambitionen auf Kolonialgebiete der Niederländer gehörten nicht zu den weitgefächerten Schwerpunkten der Weltpolitik des Kaiserreiches.[7] Die historische Forschung hat sich daher kaum mit diesen beschäftigt, so dass sich für eine erste Bearbeitung der Thematik methodisch eine explorative, induktive Vorgehensweise anbietet. Im Vordergrund steht das Zusammentragen von nie­derländischen, deutschen sowie britischen Quellen und Literatur verschiedens­ter Art, in denen sich Hinweise auf deutsche Interessen finden, selbst wenn sie dort nur beiläufig erwähnt werden. Aus den thematischen Schwerpunkten sol­len Rückschlüsse auf deren Relevanz für das bilaterale Verhältnis gezogen werden.

Um neben den edierten Quellen, die großenteils aus dem diplomatischen Ver­kehr stammen, auch publizistische Quellen zu berücksichtigen, werden Artikel aus der Deutschen Kolonialzeitung (DKZ) und den Alldeutschen Blättern ver­wendet. Diese geben zwar, da es keine Massenblätter waren, keinen repräsen­tativen Querschnitt der öffentlichen Meinung, dafür aber - bemüht um eine „volkstümliche Form dieses Stoffes“[8] - die populistisch formulierten Interessen der Kolonialbewegung wieder. Keines der beiden Blätter hatte einen Schwer­punkt in Bezug auf die zum niederländischen Kolonialreich gehörigen Gebiete. Um die Auswahl nicht zu sehr zu begrenzen, werden auch Kurzmitteilungen und Leserbriefe einbezogen. Der Schwerpunkt der Auswertung liegt auf den - einen Zeitraum von 30 Jahren umfassenden - Ausgaben der DKZ. Hiervon werden die Jahrgänge 1884 bis 1914 herangezogen, zusätzlich werden die All­deutschen Blätter für die Zeit von 1894 bis 1898 ausgewertet. Die Alldeutschen Blätter wurden insbesondere mit Blick auf Äußerungen im Vorfeld des Anglo-Burenkrieges ausgewertet. Denn auch die Kapkolonie und die Burenrepubliken sollen in dieser Arbeit berücksichtigt werden, da die dort ansässigen Buren aus der seinerzeitigen deutschen Perspektive als Niederländer betrachtet wurden und ihre Siedlungsgebiete demzufolge Kolonialgebiete der Niederländer waren. Die Burenagitation selbst - und damit einhergehend die themenbezogene Auswertung der Alldeutschen Blättern der Jahrgänge 1899-1904 - wurde von U. Kröll 1973 bereits erschöpfend behandelt.[9] Auf Krölls Ergebnisse wird an gegebener Stelle verwiesen. Für den wirtschafts- und diplomatiehistorischen Hintergrund der Burenagitation konstatierte der gleichfalls damit befasste U. van der Heyden 2002 zwar noch Nachholbedarf[10], dieser Hintergrund wird im Folgenden zwar nicht systematisch untersucht, Hinweise werden aber, wo sie sich finden, mit aufgenommen.

In den Quelleneditionen und der einschlägigen Sekundärliteratur wird kein Schwerpunkt auf Überschneidungen niederländischer und deutscher kolonialer Interessen gelegt. Eine Ausnahme stellt die Reihe „Bescheiden betreffende de buitenlandse politiek van Nederland“[11] dar, die den ausländischen Quellen von 1899-1914 einen ganzen Band widmet.[12] Der Herausgeber Smit bemerkt zu dem Werk, dass hierin Unternehmungen zur Sprache kämen, über die alle sonstigen publizierten niederländischen Dokumente das Stillschweigen be­wahrten.[13] Ob es um die Idee eines Zollverbundes oder um Gerüchte um deut­sche Kohlenstationen in Niederländisch-Indien geht, in den hierin herausgege­benen Akten des deutschen Auswärtigen Amtes oder des britischen Foreign Office umfasst diese Edition das meiste Material zu dieser Thematik.

Die größte Nähe zum Thema der vorliegenden Arbeit weist die 1970 in Ost-Berlin erstellte Dissertation „Das Eindringen des deutschen Kapitalismus in die niederländischen und britischen Kolonien in Südostasien von den Anfängen bis 1918“[14] von Günther Meyer auf, in der eine große Fülle an Archivmaterial ausgewertet wird. Meyer ist jedoch in der Terminologie der DDR verhaftet und macht kaum einen Unterschied zwischen legitimen wirtschaftlichen Aktivitäten und dem, was an inhumaner Ausbeutung geschehen ist, worunter aber die Seri­osität seiner Quellenarbeit kaum leidet. Das zweite Werk, das eine verwandte Themenstellung im Titel „Das Auslandsdeutschtum im niederländischen Kolo­nialbereich“[15] trägt, stammt von Anton Schwägerl und ist 1937 tatsächlich so aus dem völkischen Blickwinkel seiner Zeit geschrieben worden, dass es Handlungen von Deutschen überhöhend und auch verfälschend darstellt. Dafür wird weiter unten noch ein Beispiel gegeben.[16]

Für Westindien, das im Zusammenhang mit deutschen Interessen im Imperia­lismus eine geringere Rolle spielt und bei dessen Untersuchung Schwägerl deshalb einen weniger heroisierenden Ton anschlägt, ist er, mit der Einschrän­kung, dass die von ihm hervorgehobenen Herrnhuter Missionare nicht aus­schließlich aus Deutschen bestanden haben dürften, als Datenlieferant verwert­bar.

Zu den Kolonialgeschichten der Niederlande und Deutschlands gibt es eine Fülle an Literatur, jedoch wird darin nur selten auf gemeinsame Berührungs­punkte eingegangen. Von besonderem Interesse für diese Arbeit ist deshalb ein Beitrag im Südsee-Handbuch von H. Hiery, in dem W. van den Doel als Ken­ner der niederländischen Kolonialgeschichte die koloniale Nachbarschaft von Deutschen und Niederländern auf Neuguinea beleuchtet.[17] Ein weiterer Teilas­pekt gemeinsamer kolonialer Geschichte - in diesem Fall die Werbung europäi­scher Soldaten für die niederländische Kolonialarmee - wird in Martin Bossenbroeks Dissertation behandelt.[18] Im Zentrum von Harald Rosenbachs Dis­sertation „Deutsches Reich, Großbritannien und der Transvaal“[19] stehen zwar die deutsch-britischen Beziehungen, die deutschen Interessen am Transvaal sind darin aber schon so ausführlich dokumentiert, dass nur eine Auswahl da­von in diese Arbeit einfließen kann.

Als erstes soll im Folgenden das Verhältnis zwischen den Nachbarn und Ver­wandten mit seinen Wandlungen in Europa dargestellt werden. Im nächsten Kapitel wird die Geschichte der niederländischen Kolonialgebiete und deren politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen überblicksartig dargestellt. Diese nach den drei Kolonialgebieten der Niederländer - Westindien, Ostindien und Südafrika - strukturierte Zusammenfassung erstreckt sich zeitlich vom Beginn der niederländischen Expansion bis zum Eintritt des Deutschen Reiches in die Kolonialpolitik. Als Geschichte der potentiellen Zielgebiete deutscher Interessen wird sie in dieser Arbeit herausgehoben dargestellt, während die deutsche Kolonialgeschichte jeweils dort einfließt, wo sie mit der niederländi­schen Berührungspunkte zeigt.

Schließlich sollen die deutschen Interessen in ihrer Vielfältigkeit untersucht werden, um die Stärke der Absichten und Ambitionen sowie ihre Wirkungen einschätzen zu können. Um den Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu sprengen, wird in Teilen exemplarisch gearbeitet und im Falle ähnlich gela­gerter Interessen, wie z.B. im Bereich der Plantagenwirtschaft oder dem der Kolonialpropaganda, je ein Beispiel (Tabakanbau) bzw. ein Vertreter (Friedrich Fabri) hervorgehoben. Abschließend wird die Bedeutung der viel­fältigen Interessen für die damaligen und die gegenwärtigen politisch-psycho­logischen Beziehungen eingeordnet und bewertet.

1 Das deutsch-niederländische Verhältnis

Das deutsch-niederländische Verhältnis gilt landläufig als problematisch. Als ein Beispiel der jüngeren Vergangenheit seien hier die Clingendael- Untersu­chungen genannt, die zwischen 1993 und 1997 ein verheerendes Deutschenbild bei einer großen Gruppe von niederländischen Jugendlichen zutage förderten.[20] Auch wenn über die Methodik der Untersuchungen bis heute gestritten wird, zeigen sie, dass das Bild von Urteilen bzw. Vorurteilen geprägt ist, die zwei­felsohne auf einen geschichtlichen Hintergrund verweisen. Vordergründig ge­hen Ressentiments auf die Zeit zwischen 1940 und 1945 - als die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden - zurück.[21]

Selbst in der Folge der Europäischen Einigung lässt sich noch keine eindeutige Verbesserung des Deutschlandbildes in den Niederlanden feststellen. Der Fall der Mauer und die deutsche Einheit haben eher zu Verschlechterungen geführt, obwohl beides von politischer Seite begrüßt wurde. 1995, als der deutsche Bundeskanzler Kohl sich über die in Deutschland Unverständnis hervorrufen­den antideutschen Haltungen unter niederländischen Jugendlichen in Den Haag informierte, trat der damalige niederländische Ministerpräsident Wim Kok für die Förderung eines „niederländisch-deutschen Wir-Gefühls“[22] ein. Historisch betrachtet ist die Forderung nach einem Wir-Gefühl, die Vorstufe der Rekla­mation einer gemeinsamen „Stammverwandtschaft“, im Wesentlichen ein von deutscher Seite vorgebrachtes Phänomen. Die Niederländer propagierten eine solche Stammverwandtschaft statt dessen mit den südafrikanischen Buren, die in ihrem Kampf gegen die Briten zu den „geuzen van de negentiende eeuw“[23] verklärt wurden.[24] Auch in der Überhöhung dieses Verwandtschaftsverhältnis­ses ist zweifelhaft, ob sie auf Gegenseitigkeit beruhte.[25] Noch vor der großen europäischen Sympathiewelle für die Buren, die während des Südafrikanischen Krieges viele europäische Länder erfasste, machte sich in den Niederlanden seit dem Winter 1880-1881 eine am Stammverwandtschaftsgedanken orien­tierte Bewegung breit, die auch von einem „Nieuw Holland in Zuid Afrika“ handelte[26]. Instrument dieser Bewegung sollte auch die Delagoabahn sein, die von einer niederländischen Gesellschaft - mit vornehmlich deutschem Kapital - betrieben wurde.[27] Südafrika wurde auch nach wie vor von Niederländern als Kolonisationsgebiet ins Auge gefasst und sogar als Zufluchtsort im Falle des Verlustes der Unabhängigkeit.[28]

1.1 Empfindlichkeit und Verletzbarkeit - Charakteristika deutsch-niederländischer Interdependenz

Der Wissenschaftliche Rat für die Regierungspolitik der Niederlande hat 1982 einen Bericht erstellt, in dem die Sensibilität der Beziehungen zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik untersucht wird. Dieser Bericht, der sich an den Kategorien des Interdependenzmodells von Keohane und Nye[29] orien­tiert, berücksichtigt erstmals neben den wirtschaftlichen auch die politisch-psy­chologischen Beziehungen und stellt fest, dass in diesem Bereich die Bezie­hungen zwischen Deutschland und den Niederlanden besonders empfindlich seien.[30] Empfindlich meint hier, dass als unangebracht empfundene Äußerun­gen im jeweils anderen Land besonders heftige Debatten auslösen.

Der gegenwärtige Leiter des Hauses der Niederlande in Münster Friso Wielenga, der an den Untersuchungen beteiligt war, bezeichnet die Vorurteile gegenüber dem großen Nachbarn im Osten sogar als identitätsstiftend.[31] Wür­den sie ausgeräumt werden, bildeten sich bald neue. Er postuliert, diese als normalen Bestandteil bilateraler Beziehungen zwischen einem großen und ei­nem kleinen Land zu akzeptieren.[32] Würden beide Seiten diese bilaterale Wirklichkeit besser verstehen, wäre dies produktiver als das Streben nach der Harmonie von „Frieden-Freude-Eierkuchen“.[33]

Eine Betrachtung der deutsch-niederländischen Beziehungen nach den Katego­rien des Interdependenzmodells bietet sich auch für das Zeitalter des Imperia­lismus an. Da das deutsch-niederländische Verhältnis nicht erst auf den Erfah­rungen seit dem zweiten Weltkrieg gründet, sollen in den folgenden Abschnit­ten für die gemeinsame Beziehung bedeutsame Berührungspunkte aus der Zeit des Imperialismus hervorgehoben werden. Die Welt nach dem Zweiten Welt­krieg ist Keohane und Nye zufolge geprägt von komplexer Interdependenz, welche außer dem militärischen Aspekt zunehmend auch soziale, ökonomische und ökologische Aspekte umfasst. Dabei finden sich äußerst selten die Extrem­formen der einseitigen Abhängigkeiten oder der komplett symmetrischen In­terdependenzen.[34] Das militärische Element hat Keohane und Nye zufolge auf­grund der Zunahme von internationalen Transaktionen relativ an Bedeutung verloren.

Umgekehrt sind aber auch für das Zeitalter des Imperialismus andere Elemente außer dem militärischen bedeutsam, um die zwischenstaatlichen Machtverhält­nisse auszudrücken. So zeigt sich die niederländisch-deutsche Interdependenz in einem anderen Licht: Militärisch wäre das Deutsche Reich in der Lage ge­wesen, dem Interesse an der Rheinmündung nachzugeben und die Niederlande im Namen der Stammverwandtschaft zu annektieren. Durch die realpolitische Machtkonstellation und aufgrund bestehender Verträge stand für die Deutschen jedoch zu befürchten, dass deren Kolonien dann an eine andere Macht - wahr­scheinlich Großbritannien - gefallen wären. Durch die wirtschaftliche Interde­pendenz waren beide Länder empfindlich, was Änderungen in den Beziehun­gen anbetrifft, verletzbar waren dagegen aber vor allem die Niederlande, die besonders vom Durchgangshandel abhängig waren. Auf der politisch-psycho­logischen Ebene zeigt sich, wie weiter unten noch sichtbar wird, eher die viel­schichtigere wechselseitige Dependenz, die zwar einerseits bestimmt ist durch das Verhältnis zwischen großem und kleinem Nachbarn, aber andererseits auch durch das teils freiwillige, teils v.a. von den Briten erzwungene Desinteresse der Niederländer für die Avancen, die ihre „Stammesbrüder“ ihnen machten.

Auch der offen zutage tretende Komplex der Deutschen, bei der Verteilung der Welt zu kurz gekommen zu sein, mit der Konsequenz, den „Platz an der Sonne“[35] nun besonders vehement einzufordern, z.B. mittels des Ausbaus einer der englischen gleichwertigen Flotte, deutet zunächst auf ein Gefühl der Emp­findlichkeit bei den Deutschen hin, musste in der Folge aber auch in den Nie­derlanden starke Gefühle hinsichtlich Empfindlichkeit und Verletzbarkeit aus­lösen. Deshalb wurden manche Handlungen, Denkschriften und Gerüchte schon als Bedrohung wahrgenommen, wenn sie aus deutscher Sicht und von ihrem Ergebnis her betrachtet keine Bedrohung waren.

Das Szenario, in dem sich die niederländisch-deutschen Kolonialbeziehungen bewegten, war auf der einen Seite geprägt von realer Kooperation auf wirt­schaftlichem und militärischem Gebiet und auf der anderen Seite mehr oder weniger realistischen Vorstellungen, Wünschen oder Befürchtungen dem Nachbarn gegenüber. So gab es einerseits, zumindest vom Ergebnis her, irreale Vorstellungen von Deutschen, die per Umarmungstaktik alle niederländisch­stämmigen zur Stammverwandtschaft zählten und damit selbstverständlich Ansprüche auf deren Besitztümer oder mindestens bevorzugte Behandlung durch die Stammverwandten - im völkisch-nationalen Jargon auch „Nieder­deutsche“ genannt - reklamierten. Andererseits herrschte ein tiefes Misstrauen in den Niederlanden gegenüber dem großen Nachbarn vor, der territoriale An­sprüche in die Tat umsetzen konnte, ungeachtet dessen, dass das internationale Machtgefüge für die Respektierung niederländischer Souveränität keine Alter­native zuließ. Die deutschen Regierungen dementierten im Betrachtungszeit­raum stets alle Gerüchte über solche Bestrebungen.

1.2 Deutsche Weltpolitik - „Hans Dampf auf allen Gas­sen“

Das Selbstbewusstsein und Anspruchsdenken im Deutschen Reich entwickelte sich gegenläufig zum tendenziellen Machtverlust der Niederlande in Europa. Kolonialpropagandist Hübbe-Schleiden forderte eine Deutsche Welt-Hegemo­nie in der Deutschen Kolonialzeitung (DKZ) mit der Begründung:

"Die Kulturaufgabe jedoch, zu der das deutsche Volk mehr denn irgend ein anderes unter der Menschheit berufen ist (abgesehen von Philosophie, Wissenschaft und innerer Organisation) ist nicht Welthandel, nicht Seemacht, sondern die Lösung der allerschwierigsten und weitesttragenden und zugleich wirtschaftlich einträglichsten Kulturfrage, die Kultivation der Naturvölker und Naturländer."[36]

Nicht nur geographisch war Hübbe-Schleidens Anspruch weitgefächert. Er dehnte ihn auf den Aspekt der Kulturhegemonie aus, eine Zeitgeisterscheinung, wie sie neun Jahre später in Rudyard Kiplings Gedicht „The White Man's Burden“ (1899)[37] zum Ausdruck kam und dasselbe zum klassischen Beispiel englischer Provenienz für eine religiös-kulturelle Verbrämung imperialistischer Politik als zivilisatorische Aufgabe machte. Zu einem - dem englischen Bei­spiel ähnlichen - ethischen Imperialismus[38], wie er in den niederländischen Kolonien an der Schwelle zum 20. Jahrhundert ideologische Grundlage des Kolonialismus wurde, reichte der Anspruch jedoch nicht. Ein ethischer Imperi­alismus nahm in Deutschland kaum deutliche Formen an und wurde als Begriff alternierend mit Kulturimperialismus verwendet.[39] Auch Hübbe-Schleiden scheint hier weniger das Streben nach Kulturhegemonie moralisch überhöhen zu wollen, als ganz pragmatisch nach einer Aufgabe zu suchen, die nicht schon von anderen Mächten erfüllt wird.

Der Allgemeine Deutsche Verband (später Alldeutscher Verband)[40] forderte in seinem Aufruf von 1891, nachdem „unser Volk den Wettbewerb mit anderen Nationen aufzunehmen vermag“[41], diesem Volk nun die einer europäischen Großmacht entsprechende „Weltstellung“ zu gewinnen. Der Sozialwissen­schaftler Max Weber, Mitglied des Alldeutschen Verbandes, forderte in seiner Antrittsrede 1895, die deutsche Einigung als „Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik“ zu nehmen, weil sonst der „Jugendstreich“ der Reichseini­gung zu kostspielig gewesen wäre.[42] Webers Eintreten für eine expansionsori­entierte Außenpolitik machte diese auch in liberalen Kreisen gesellschaftsfähig und vergrößerte damit die Zustimmung in der Bevölkerung für das Welt­machtstreben erheblich.

Als Staatssekretär[43] von Bülow den „Platz an der Sonne“ am 6. Dezember 1897 für Deutschland einforderte, hatte er noch unspezifische, aber gleichzeitig globale Ambitionen: Sie erstreckten sich von Ostasien bis Westindien.[44] Die Weltpolitik war nun offizielle Regierungspolitik im Deutschen Reich, und wenngleich die Außenpolitik der Reichsleitung sich ab 1906 wieder zur Konti­nentalpolitik wandelte, war die Bevölkerung von der Idee so erfasst, dass sie den Schwenk nicht mit vollzog.[45]

Schon in der ersten Ausgabe der Deutschen Kolonialzeitung - in einer Schilde­rung des Programms des 1882 gegründeten Deutschen Kolonialvereins (DKV)[46] - zeigt sich ein ähnlicher Impetus. Der Verein, der "in erster Linie das Interesse und das Verständnis für die kolonialpolitischen Aufgaben Deutsch­lands in allen Kreisen wachrufen"[47] wollte, vertrat ebenfalls globale Ansprü­che. Der DKV war einig mit A. Fick, der in einem Vortrag die Losung ausgab, diese Aufgaben optimistisch wahrzunehmen, denn noch sei die Welt nicht ver­geben.[48] Diese zwar unscharfen, aber offensichtlich global orientierten Interes­sen wurden im Ausland, so auch in den Niederlanden, mit Skepsis wahrge­nommen.

Sogar Admiral Tirpitz, der selbst mit Kriegsschiffen den Globus nach mögli­chen Kolonialgebieten absuchte, fand im Nachhinein, man hätte im Rahmen der Weltpolitik nicht wie „Hans Dampf auf allen Gassen“[49] auftreten und durch territorial unspezifische Ambitionen eine konkrete Machtpolitik - beispielsweise in Af­rika - aus den Augen verlieren sollen. Ein Bewusstsein für die Außenwirkun­gen der Expansionsrhetorik ist auch bei Tirpitz nicht festzustellen.

Außer dem Deutschen Reich gab es im Hochimperialismus mehrere Staaten, die Weltpolitik trieben und bei keinem von ihnen war eine einheitliche Rich­tung erkennbar, die deutsche Ausformung wirkte jedoch besonders zerfahren und diffus.[50]

1.3 Das verschobene Machtverhältnis

Zwischen Deutschen und Niederländern war im 18. und Teilen des 19. Jahr­hunderts ein Bewusstsein gegenseitiger Abhängigkeit vorherrschend. Einerseits wurden intensive gegenseitige Handelsbeziehungen gepflegt, andererseits war Deutschland für den Bezug von Kolonialwaren und den Zufahrtsweg zur Nord­see über den Rhein auf die Niederlande angewiesen. Mit dem militärischen Erstarken der Preußen und später des Deutschen Reiches mussten die Nieder­lande jedoch um ihre territoriale Integrität und um ihre Kolonien fürchten. Zwar waren in Deutschland Pläne, die Rheinmündung militärisch zu erobern, kaum verbreitet, die Vorstellung hingegen, diese mit Hilfe einer Zollunion und zunehmender wirtschaftlicher Anbindung der Niederlande dem Deutschen Reich zu sichern, hatte eine breitere Anhängerschaft.

Schon 1867 zeigte sich ganz konkret das verschobene Machtverhältnis zwi­schen dem damaligen Norddeutschen Bund und den Niederlanden in der Be­handlung der „Luxemburger Frage“. An diesem Beispiel kann ermittelt wer­den, wie sich dieses historische Machtverhältnis in die heutige Zeit gerettet hat. Der niederländische König Wilhelm III. hatte bereits einen Vertrag mit Napo­leon III. über die Abtretung Luxemburgs an Frankreich geschlossen. Am 1. April gab Bismarck dem niederländischen König dem „Handbuch der deut­schen Geschichte“ zufolge „den dringenden Rat“, von dem Vertrag zurückzu­treten, was dieser auch tat.[51] Der Niederländer Henri Beunders macht darauf aufmerksam, dieser „Rat“ sei mit einer Casus Belli Drohung verknüpft gewesen.[52] Schon diese unterschiedliche Nuancierung in der Darstellung und Be­wertung der gemeinsamen deutsch-niederländischen Geschichte steht exempla­risch für die Sensibilität, mit der in der heutigen Zeit die Niederlande die da­maligen bilateralen Beziehungen betrachten. Dies ist nur eine Nuance in der Darstellung, aber typisch für die Wahrnehmung von Drohungen. Aus der Per­spektive des Verletzbareren wird so einer Drohung mehr Bedeutung beigemes­sen als aus der des Stärkeren. Auch die Kriege 1864 und 1866, denen das kleine Dänemark zum Opfer fiel, und der deutsch-französische Krieg 1870 waren Zeichen für die Niederlande, dass der Nachbar seine Machtansprüche durchsetzen konnte und wollte.

1.4 Die „Stammverwandtschaft“ als Vereinnah­mungsinstrument

Schon seit der Trennung von Belgien 1830 und mit dem Aufkommen der deut­schen Einigungsbewegung haben deutsche Nationalisten wie Ernst Moritz Arndt die Niederlande gemahnt, sich wieder an ihre „treuesten Nachbarn und ältesten Brüder“, die sie in Europa besäßen, anzuschließen.[53] Arndt bezeichnete schon 1802 Deutschland als alleinigen Besitzer der Rheinmündung.[54] Er räumte ein, dass es große Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen gebe, und dass die Niederländer die Deutschen wenig liebten. Eine Vereini­gung wäre erst möglich, wenn Holland sehr klein und sein deutscher Bruder sehr groß würde.[55] Nach der Abspaltung Belgiens zeichnete sich diese Ent­wicklung ab. Die Niederländer mussten sich damit abfinden, von einer europäi­schen Großmacht des 17. und Teilen des 18. Jahrhunderts zu einem Kleinstaat abgestiegen zu sein.

Niederländer konnten sich allenfalls mit einer, verglichen mit Preußen, weiter entwickelten politischen Kultur trösten. Bereits seit 1814/15 besaßen die Nie­derlande bereits eine Verfassung. Im Bewusstsein des eigenen politischen Fort­schritts wurde der Nachbar, der im Wesentlichen mit Preußen identifiziert wurde, despektierlich charakterisiert: Militarismus, Untertanengeist, Bürokratie waren Attribute, die schon damals Deutschen zugewiesen wurden.[56]

Der Amsterdamer Historiker Bosscha unterschied 1847 in einer Rede, die ge­gen die zunehmend negative Haltung gegenüber den Deutschen gerichtet war, zwischen Volkseinheit und Staatseinheit, wobei erstere gottgegeben sei und letztere „een dwangstelsel van menschelijke berekening“[57]. Damit unterstrich er einerseits die politische Unabhängigkeit der Niederlande, erkannte aber an, dass Deutsche und Niederländer zu einer Volkseinheit gehörten. Aber auch wenn es vereinzelte Stimmen in den Niederlanden gab, die diese Einheit aner­kannten, konnten Appelle an die gemeinsame Verwandtschaft, wofür Arndt ein frühes Beispiel liefert, kaum auf fruchtbaren Boden fallen.

Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatten Niederländer aktiv an der Kon­struktion eines eigenständigen Gründungsmythos gearbeitet. Verschiedene Landschaften in den Niederlanden wurden als Herkunftsort der bei Tacitus erwähnten Bataver in Betracht gezogen, die als Vorfahren meist der Holländer, aber auch gelegentlich der Gelderländer und Seeländer ausgemacht wurden.[58] Auch der humanistische Historiker Hugo Grotius sah 1610 die Bataver - die ihm als der tapferste aller Germanenstämme galten - als Stammväter der Nie­derländer.[59] Grotius war es auch, der die Staatsform der Republik für die Nie­derlande von den Batavern ableitete. Der Mythos wurde gepflegt, sogar die Hauptstadt der kolonialen Besitzungen im indonesischen Archipel wurde Batavia genannt, auch die Republik, die von den Franzosen 1795 in den Niederlan­den errichtet wurde, trug den Namen Batavische Republik.

Den enormen Bemühungen der Niederlande, Eigenständigkeit und Neutralität zu bewahren, standen Schwärmereien über die Stammverwandtschaft in Deutschland entgegen. Es war in Deutschland im Zuge der Romantik nicht ungewöhnlich, schwärmerische, irrationale Ideen mit handfesten Interessen zu verbinden oder sie auch gegeneinander auszuspielen. So entwickelten sich Wirtschaftskonflikte zwischen beiden Ländern, v.a. über die Rheinschifffahrt, die deutsche Annexionsbegehrlichkeiten auslösten. Das Recht auf Eigenstän­digkeit der Niederlande wurde im 19. Jahrhundert immer wieder mit dem Hin­weis auf die gemeinsame Abstammung angezweifelt. Auch die Niederländer seien sich ihrer Verwandtschaft mit den Deutschen bewusst, wie der niederlän­dische Kulturhistoriker Huizinga schrieb, sie würde aber verstanden als „inter­nationaler Zusammenhang von Veranlagung und Geist, nicht als mystische Einheit von Blut und Schicksal“[60]. Deshalb hätte der Begriff „Germanen“ in den Niederlanden auch einen anderen Inhalt, es fehle ihm die „rassische Kom­ponente“. Die Niederländer benutzten dagegen diese Begrifflichkeiten wissen­schaftlich-rational.

Einschränkend muss bemerkt werden, dass dieser rationale Zugang, den Huizinga hier unterstellt, im niederländisch-burischen Verhältnis nicht immer anzutreffen war. Der Philosophieprofessor und Sekretär der Niederländisch-Südafrikanischen Gesellschaft C. Bellaar Spruyt hoffte 1884, - um den Bestand der niederländischen Nation fürchtend - die lebenstüchtigsten und fleißigsten Elemente des niederländischen Volkes fänden in Südafrika einen neuen Boden, „waar zij onze historische taal en het Hollandsche ras kunnen voortzetten.“[61] Wenngleich also nicht allen Niederländern die Vereinnahmung über den Rassegedanken fremd war, konnten derlei Vereinnahmungsversuche von deutscher Seite in den Niederlanden nur Bedrohungsgefühle auslösen. Als Grund für diese auffällige Asymmetrie in der politisch-psychologischen Beziehung gibt der niederländische Germanist J.L. Heldring etwas provokant an, Polen, Rus­sen und Franzosen seien Völker, deren Gefühle für die Deutschen interessant seien, die Gefühle der Niederländer dagegen nicht.[62]

2 Die Entwicklung der kolonialen Strukturen

Die niederländischen Kolonialgebiete erstreckten sich über drei Gebiete, den indonesischen Archipel, die Kolonie am Kap der Guten Hoffnung und Surinam mit den vorgelagerten niederländischen Antillen. Alle drei sind zu unterschied­lichen Zwecken gegründet worden und haben sich in verschiedene Richtungen entwickelt.

Während die Kapkolonie schon vor dem imperialistischen Zeitalter nicht mehr in niederländischem Besitz war, wurde Indonesien nach einer im 19. Jahrhun­dert entstandenen Unabhängigkeitsbewegung und langandauernden Kriegen 1949 die Unabhängigkeit zugestanden. Die westindischen Kolonien bekamen 1958 Autonomiestatus innerhalb des Königreiches der Niederlande zugespro­chen. Da auf die Stärken und Schwächen des niederländischen Kolonialismus in deutschen Quellen im Zeitalter des Imperialismus Bezug genommen wird, ist die Darstellung der Kolonialgeschichte dieser Gebiete notwendig, um zu verstehen, worauf sich die Interessen eigentlich gerichtet haben. Die Ge­schichte dieser Zielgebiete deutschen Interesses soll im Folgenden dargestellt werden.

2.1 Die Herrschaftsausbreitung in Niederländisch-Ostindien

2.1.1 Vom niederländischen Kaufmannskapitalismus zur kolonialen Herrschaft

In Südostasien begann die Geschichte des niederländischen Kolonialismus am Ende des 16. Jahrhunderts. 1595 gab es die erste Expedition niederländischer Kaufleute, die mit vier Schiffen 1596 in Bantam, einem Sultanat im Westen Javas landete.[63] Bantam bezog seine besondere Bedeutung aus dem reichlichen Vorhandensein von Pfeffer.[64] Da die Portugiesen, die im 16. Jahrhundert die führende europäische Kolonialmacht im südostasiatischen Raum waren, auf Java jedoch keine politische Macht hatten, richteten die Niederländer ihre Inter­essen anfänglich auf die Sundastraße zwischen Java und Sumatra, um ihre Widersacher umsegeln zu können. Hinzu kamen Niederlassungen auf den weiter östlich gelegenen Molukken, auf denen die begehrten Gewürze Muskat und Nelken wuchsen.

Der ursprünglich freundliche Empfang, der den Niederländern zuteil wurde, hatte seine Ursache darin, dass die einheimischen Herrscher sie für ihre Inter­essen zu instrumentalisieren versuchten. Die Niederländer wurden immer wie­der mit der Situation konfrontiert, dass die Sultane sie in lokale Kriege zu ver­wickeln suchten. Die lokalen Kriege waren entweder Konflikte zwischen den Einheimischen selbst oder richteten sich gegen die portugiesischen Eroberer.[65] Die ersten beiden Jahrzehnte des niederländischen Engagements in Südostasien waren geprägt von Missverständnissen, die v.a. aus den unterschiedlichen Mentalitäten und Gepflogenheiten von Einheimischen und Niederländern ent­standen. Insofern zeichnen die aus der Zeit stammenden kolonialen Dokumente ein recht negatives Bild von den indonesischen Verhandlungspartnern. Die Quellen berichten von unzuverlässigen Magistraten und wenig skrupulösen Händlern.[66] Sie mögen sich dabei auch auf ältere portugiesische Darstellungen gestützt haben, wie denen von Duarte Borbossa. Dieser beschrieb die Javaner in seinem 1518 fertiggestellten Bericht als verräterisch und in jeder Art von Bosheit geschickt.[67]

Die Niederländer hatten in Indonesien ein undurchsichtiges Staatengefüge vor sich mit Fürstentümern unterschiedlichster Größe und Macht, deren Herrscher z.T. harte Verhandlungspartner waren, und die daher häufig die terms of trade bestimmen konnten. Es werden für den ganzen Archipel in der damaligen Zeit etwa 250 Sprachen und 300 ethnische Gruppen geschätzt, die im Umfang zwi­schen einigen tausend bis zu Millionen variierten. Deshalb hat es nicht nur an­fangs, sondern dauerhaft Verständigungsprobleme gegeben, die das kulturelle Verständnis beeinträchtigten. An der Sprachenvielfalt hat sich bis heute nichts geändert. Obwohl anzunehmen wäre, dass die politische Stabilität als Folge von derart vielen verschiedenen Mächten nur begrenzt sein kann, bestanden die meisten Staaten, die die Niederländer zu Beginn antrafen, noch im 20. Jahr­hundert.[68]

Die unübersichtlichen Strukturen im indonesischen Archipel ließen eine kom­plette Inbesitznahme und unmittelbare Herrschaft durch die Niederländer nicht zu, so dass ein indirektes Herrschaftssystem etabliert wurde, mit dem die Kos­ten für die militärische Unterwerfung und einer Kolonialverwaltung, die bei einer umfassenden Territorialherrschaft nötig gewesen wären, einzusparen.

Der Handel hatte oberste Priorität, so dass auf das Regieren der einheimischen Bevölkerung kaum Wert gelegt wurde, und Gebiete, die keinen Gewinn ver­sprachen, nicht erschlossen wurden. Mit den lokalen Herrschern wurden vor­wiegend Protektoratsabkommen getroffen, und ihnen wurde nach Möglichkeit das Regieren unter Beibehaltung der traditionellen Methoden überlassen. Vorbild für dieses System war die portugiesische Form der Kolonialherrschaft, die auf Handelsstützpunkten und Seemacht („Thalassokratie“) basierte. Es wurde im Wesentlichen bis zum Ende der VOC beibehalten, wenngleich, durch verschiedene Aufstände und fremde Begehrlichkeiten veranlasst, die Nieder­länder auch gewaltsam Gebiete annektierten. Sukzessive wurde Niederländisch-Ostindien von einer Stützpunktkolonie zu einer Herrschaftskolonie umge­wandelt.[69]

Zunächst wurden auf verschiedenen Inseln Faktoreien errichtet, um insbeson­dere auch mit den einheimischen Herrschern Handel zu treiben, die im Streit mit den Portugiesen lagen. Da die Niederländer in einzelnen Kaufmannsgrup­pen auftraten, waren sie von den indonesischen Kaufleuten gegeneinander aus­zuspielen. Um dem zu begegnen, gründeten die niederländischen Kaufleute mit Unterstützung ihrer Regierung 1602 die Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC). Diese konnte im Namen der niederländischen Regierung Verträge schließen, Niederlassungen errichten und sogar Kriege führen. Die VOC war in sechs Kammern gegliedert: Amsterdam, Middelburg, Delft, Rotterdam, Hoorn und Enkhuizen. Diese verfügten über unterschiedlichen Einfluss, je nach ihrer Kapitaleinlage. Die Hauptteilhaber hatten begrenzte Kontrollbefugnisse gegen­über der Geschäftsleitung durch die 60 Bewindhebbers der Kammern, die aus ihren Reihen das oberste Leitungsgremium der Heren Zeventien bestellte.[70] Diese entschieden sich 1609 für die Einrichtung einer dauernden Präsenz in Asien unter einem Generalgouverneur. In Jakarta[71], östlich von Bantam auf Java gelegen, wurde 1610 nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzun­gen mit Briten, Bantamern und Jakartaern eine Handelsniederlassung gegrün­det. Die Niederlassung wurde zur Festung und Stadt ausgebaut und 1619 von Jan Pieterszoon Coen in Batavia umbenannt und dauerhaft zum Mittelpunkt der niederländischen Kolonialregierung gemacht.[72]

Die führende politische Gewalt in Batavia hatte der Generalgouverneur inne, dem ein Stellvertreter, der Generaldirektor, der für Handel und Finanzen zu­ständig war, beigestellt wurde.[73] Der Rat von Indien, der aus hohen Beamten zusammengesetzt war, bildete die oberste Verwaltung.[74] Formell war der Generalgouverneur zwar nur Vorsitzender des Rates und auf dessen Zustim­mung angewiesen, praktisch war er durch die Unterstützung der Heren Zeventien, die ihn eingesetzt hatten, weitgehend unabhängig. Die große Entfer­nung vom Mutterland ließ nur eine weitestgehend autonome Verwaltungsform zu, wodurch der Generalgouverneur annähernd selbstherrlich regieren konnte und in der Lage war, Gesetze zu erlassen, Handel und Rechtsprechung zu überwachen und Kriege gegen einheimische Staaten zu eröffnen.

Neben dem Rat existierte ein Gerichtshof, in dem die Richter Beamte der VOC waren, denen die Rechtsprechung über europäische Beamte und Angestellte oblag. Auf diese Weise befand sich die gesamte autonome Verwaltung in den Händen ziviler europäischer Beamter, die schlecht bezahlt wurden. Die VOC hatte das Handelsmonopol, weshalb den Beamten Nebentätigkeiten nicht erlaubt waren. Aufgrund des spärlichen Beamtengehalts etablierte sich eine Schattenwirtschaft in Form von Korruption, der Bereicherung auf Kosten der Kompanie oder der einheimischen Bevölkerung.[75]

Obwohl die VOC vom Ursprung her eine Handelskompanie war, war sie den­noch von vornherein mit hoheitlichen Befugnissen versehen, die sie nicht nur in die Lage versetzten, ihr Monopol durchzusetzen, sondern auch koloniale Herrschaft vor Ort auszuüben, was sie zunächst dort tat, wo das Funktionieren der Handelszentren sichergestellt werden musste. Diese Notwendigkeit trat allerdings öfter als gewünscht ein. Die Briten amüsierten sich zu der Zeit über die Niederländer, die unfreiwillig vom Kaufmann zum König geworden seien. Es hieß, die Holländer hätten viele Festungen, viel Ärger und wenig Profit.[76]

Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die Ertragslage der VOC dramatisch ver­schlechtert. Es gab dafür verschiedene Ursachen, die u.a. in Korruption und Misswirtschaft lagen. Darüber hinaus garantierte die VOC ihren Anteilseignern Gewinne, die sie unter den veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr reali­sieren konnte: Das Monopol der VOC erstreckte sich nur auf Gewürze. Da aber auch andere asiatische Produkte zunehmend in Europa nachgefragt wurden, entstanden andere europäische Ostindien-Kompanien, die der VOC Konkur­renz machten.[77]

Als 1795 die revolutionären Patrioten in der niederländischen Republik zum zweiten Mal die Macht übernahmen, war das Schicksal der VOC endgültig besiegelt. Da sie als Hort für die konservativen Kräfte in den Niederlanden galt, wurde sie 1799 endgültig aufgelöst.[78] Gleichzeitig nutzten die Briten diese Gelegenheit, sich der niederländischen Kolonien zu bemächtigen. Die meisten niederländischen Besitzungen in Asien wurden schon 1795 und 1796 erobert, Ternate[79] als letzte 1801.[80] Vorübergehend wurden alle Kolonien bis auf Süd­afrika 1802 wieder an die Niederlande zurückgegeben, 1803 brach der Krieg zwischen den Niederlanden und Großbritannien erneut aus, und als letzte asia­tische Besitzung der Niederländer fiel 1811 Java wieder an die Briten.

Während der britischen Regierungszeit auf Java von 1811 bis 1816 unter Gou­verneur Raffles wurden Reformen durchgeführt, die später auch der niederlän­dischen Kolonialregierung nützlich wurden. Verschiedene einheimische Re­genten, wie z.B. der Sultan von Bantam, wurden - gegen ihren heftigen Wider­stand - entmachtet und mussten Gebietsabtretungen hinnehmen.

Auf dem Gebiet der Steuererhebung hat Raffles tiefe Spuren hinterlassen. In der damaligen liberalen Auffassung erwartete er eine Verbesserung des Wohlstandes der javanischen Landbevölkerung, sobald diese selbst über den Erlös ihres Landes verfügen könnten.[81] Auch der Handel sollte liberalisiert und von Zollbeschränkungen befreit werden. Es sollte ermöglicht werden, die Bau­ern individuell zu besteuern, die Besteuerung nach dem Wert des Landes und dessen Fläche zu bemessen, um die Zwischenschicht der einheimischen Herr­scher, die einen Teil des Steueraufkommens in die eigene Tasche steckten, auszuschalten. Das sukzessive entwickelte Landpachtsystem wurde vorbereitet und begleitet von umfangreichen Studien über die tatsächliche Beschaffenheit der Böden, um die konkrete fällige Steuer zu berechnen.[82]

Da die Einheimischen kaum über Geld verfügten, war es praktisch unmöglich, Steuern in monetärer Form zu erheben, was bei der Eintreibung einer Land­pacht bzw. Grundsteuer vonnöten gewesen wäre: Daher musste die Bezahlung in Naturalien, vorwiegend Reis, weiterhin erlaubt bleiben. Außerdem wurde die individuelle Erhebung erschwert, weil in den javanischen Dörfern die Ab­gaben traditionell kollektiv gesammelt und erst dann vom Dorfvorsteher wei­tergeleitet wurden. Das Landpachtsystem wurde den traditionellen Gegeben­heiten nicht gerecht, was sich auch am begrenzten Erfolg der Durchsetzung der Reformen ablesen lässt. Mit wenigen Ausnahmen blieb es auf Java be­schränkt.[83]

Durch die Friedensordnung des Wiener Kongresses bekamen die Niederlande 1816 Java, die Molukken, ihre Faktoreien in Indien, Malakka[84], Surinam und die sechs karibischen Inseln zurück. Die Regierung der Kolonien wurde an König Willem I. übertragen.[85] Es wurde eine Generalkommission eingerichtet, die die Regierungsaufgaben in den Kolonien von den Briten übernehmen sollte. Dabei entstanden Probleme, weil sich unter britischer Herrschaft Ge­pflogenheiten etabliert hatten, die die Niederländer ursprünglich hatten verhin­dern wollen. Die einheimischen Fürsten mussten die neue Regierung erst ein­mal anerkennen, auf den Molukken hatten die Briten höhere Preise für die Ge­würznelken gezahlt, und es hatte sich eine von den Briten tolerierte Gruppe von Freibürgern gebildet.[86]

Auch auf Sumatra[87] kam es zu Problemen: Raffles wollte vom britischen Benkoelen aus Südsumatra unter britischen Einfluss bringen. Erst im Sumatra-Traktat von London 1824 wurde dieser Konflikt geschlichtet.[88] Hierin wurde die Grenze zwischen niederländischer und britischer Einflusssphäre geregelt: Nun fiel Singapur an Großbritannien und Sumatra an die Niederlande. Die Niederländer wurden verpflichtet, die Unabhängigkeit Acehs, der nördlichsten Region Sumatras, zu respektieren, wofür die Briten auf ihre bevorzugte Posi­tion in Aceh verzichteten. Keines der Besitztümer durfte an Dritte übertragen werden. Im Falle des Verlassens sollte der Besitz an die jeweils andere Partei übergehen.[89]

Die Durchsetzung der niederländischen Autorität auf Kalimantan (Borneo) war ebenfalls problembelastet. Der Sultan von Bandjarmasin wollte weder Briten noch Niederländer in sein Land lassen. Er ließ sich nur von vielen Geschenken und sechzig Soldaten überzeugen.

Die niederländische Regierung hatte zwar durch ihre Niederlagen gegen die Briten bei den Bewohnern der Kolonien an Ansehen verloren, war sich dessen aber nicht bewusst.[90] Der Fürst von Bone wurde ermahnt, sich nicht gegen sei­nen Wohltäter aufzulehnen, andernfalls wäre sein Schicksal die Vernichtung. Die Oberhäupter von den Lampongs durften weiter ihr Land lenken, solange sie sich im Sinne der niederländischen Kolonialregierung wohl verhielten. Die Bevölkerung von Palembang musste sich nach der Absetzung ihres Sultans sagen lassen, dass sie sich auf den Schutz des Gouvernements verlassen konnte, die Zeit, in der schlechte Regenten ihre Willkür ausleben konnten, wäre vorbei.[91]

Diese Äußerungen sind Ausdruck eines neuen Superioritätsbewusstseins. Die Niederländer waren zu der Überzeugung gelangt, die Besitzungen besser direkt zu regieren, da die Fürsten sich nicht nur soviel nähmen, wie ihnen zugestan­den würde, sondern soviel einheimsten, wie sie bekommen könnten, so dass die wirtschaftliche Entwicklung des Landes verhindert werde. Fürstliche Willkür hielte die Bevölkerung davon ab, mehr zu tun als unbedingt nötig, da eine er­höhte Produktivität nicht der Bevölkerung, sondern den Regenten zugute käme.[92]

Die Frage, ob die Bewirtschaftung des Landes den einheimischen Regenten überlassen werden sollte, oder ob westliche Unternehmer eine Rolle spielen sollten, war unter niederländischen Politikern des 19. Jahrhunderts umstritten, wurde aber nicht entschieden.[93] Private Handelshäuser konnten sich schon durch die Politik Raffles‘ in Indonesien etablieren. In Batavia gab es bereits 1816 zehn größere niederländische und englische Häuser. Da der niederlän­dische Handel während der napoleonischen Kriege nachgelassen hatte, waren zu der Zeit sogar ausländische Unternehmungen in der Mehrzahl.[94]

Die niederländische Übergangsherrschaft unter einem dreiköpfigen Gremium, den Generalkommissaren, sorgte zunächst für eine Verbesserung des eigenen Handels, indem diesem wesentliche Vorteile zugebilligt wurden, beispiels­weise durch Zollvergünstigungen für niederländische Exporteure. Bis 1829 war die alte Monopolherrschaft, wie sie unter der VOC bestanden hatte, auf Um­wegen restauriert worden.[95]

Bedrohlich für die niederländische Kolonialregierung wurde schließlich der Java-Krieg, der von 1825-1830 dauerte. Nachdem der javanische Aufstand niedergeschlagen worden war, wurde das Abgabensystem weiter verschärft. Das sogenannte Cultuurstelsel (Kultursystem) verpflichtete die Bauern, anstel­le einer Grundsteuer auf einem Teil ihres Bodens vorgeschriebene Exportkul­turen (cash crops) - zunächst Zuckerrohr und Indigo - anzubauen und an die Regierung abzuliefern. Als die ersten Erfolge des neuen Systems eintraten, wurde es auf andere Produkte wie Kaffee, Tee, Tabak, Gewürze, Baumwolle ausgedehnt. Auch der Reisanbau wurde forciert, wenngleich nicht zur Verbes­serung der allgemeinen Ernährungssituation in den Kolonien, so dass zwischen 1843 und 1850 eine Reihe von Hungersnöten zu verzeichnen war.[96]

In den Niederlanden selbst wurde das Kultursystem seit den vierziger Jahren von der liberalen Partei im Wesentlichen mit Blick auf die Monopolstellung des Königs und der alten Machtstrukturen in der Handelsgesellschaft kritisiert. Auch auf Java regte sich Opposition unter den Niederländern, die die quasi-diktatorische Stellung des Generalgouverneurs angriffen und eine Vertretung der Europäer auf Java in den Generalstaaten - dem niederländischen Parlament - einforderte.[97]

Seit 1848, als in Folge der Revolution die neue Verfassung verabschiedet wurde, musste der König jährlich über die Zustände in den Kolonien berichten lassen, so dass die Öffentlichkeit zumindest ansatzweise informiert wurde. Außerdem wurde eine zweite Kammer in den Generalstaaten eingeführt, die der liberalen Opposition als Plattform für ihren Kampf gegen das Kultursystem diente.

1854 wurde ein neues Regerings reglement für Indonesien verkündet, das 1856 in Kraft trat. An der Spitze stand weiterhin der König, dessen Gewalt vom Kolonialminister ausgeübt wurde, der dem König und den Generalstaaten ver­antwortlich war. Allerdings konnte auch der Generalgouverneur aufgrund der großen Entfernung zum Mutterland seine Herrschaft stabilisieren, wenngleich der Rat von Indien, bestehend aus fünf Mitgliedern, ebenfalls weitreichendere Befugnisse erlangte. Der Generalgouverneur wurde nun verpflichtet, dafür zu sorgen, dass das Kultursystem der ausreichenden Versorgung der einhei­mischen Bevölkerung nicht im Wege stand und auf seine Abschaffung hinzu­arbeiten.[98]

Die Überwindung des Kultursystems vollzog sich jedoch nur langsam. Erst als 1863 das liberale Kabinett Thorbeckes die niederländische Regierung über­nahm, wurde mit der schrittweisen Abschaffung begonnen. Allmählich wurden die Kulturen freigegeben, die im Kultursystem nicht mehr profitabel waren, wie Pfeffer, Nelken, Muskatnuss, Indigo, Tee, Zimt, Koschenille und Tabak. Kaffee und Zuckerrohr blieben der Zwangskultur unterworfen, da sie noch Gewinne abwarfen.[99] Stufenweise über zwölf Jahre wurde ab 1878 auch der Zucker aus dem Kultursystem genommen. Als Letztes wurde die Kaffeekultur 1917 freigegeben.[100]

Nicht nur das Kultursystem wurde kritisiert: 1860 erschien der Roman „Max Havelaar oder die Kaffeeversteigerungen der niederländischen Handelsgesellschaft“ von Multatuli, der großes Aufsehen erregte.[101] Darin wird die koloniale Beamtenschaft, die herrschende Korruption und die Ignoranz gegenüber den Notlagen der javanischen Bevölkerung angeprangert. Die extreme Ausbeutung und als Folge die Verarmung der Bevölkerung vollzieht sich im Roman jedoch wesentlich nicht durch das Kultursystem, das in Ban­tam, dem Ort der literarischen Handlung, im Übrigen gar nicht vollständig ein­geführt war.[102]

Vielmehr war die Armut der einheimischen Bevölkerung im Wesentlichen die Folge der Profitinteressen von Kolonialverwaltung und einheimischen Regen­ten, so dass die Summe der verlangten Abgaben und Leistungen von der Be­völkerung nicht zu leisten war. Im javanischen System - hier waren die Nie­derländer bereits Ter­ritorialherrscher - waren die Regenten faktisch Beamte, die ihr Gehalt vom niederländischen Staat bezogen. Die zusätzlichen Leistun­gen, die sie der Bevölkerung abverlangten, waren nach niederländischer Auf­fassung daher nicht erlaubt. Allerdings waren nach javanischer Auffassung die Regenten nach wie vor die Herrscher, deren Forderungen nach zusätzlichen unbezahlten Diensten und Gütern die Bevölkerung nachkommen musste.[103] Vielfältige unerlaubte Arrangements zwischen Regenten und europäischen Beamten verschärften diese Situation weiter, zumal sich die Bezahlung der Beamten nicht wesentlich verbessert hatte.

Die jungen Beamten, die nun nach Indien fuhren, hatten meist Multatulis Ro­man gelesen und betrachteten es - ganz im Sinne des Tenors dieser Schrift - als ihre oberste Pflicht, die einheimische Bevölkerung moralisch und ökonomisch „aufzuheben“ und zu unterstützen.

Bemerkenswert - und bedeutsam im Zusammenhang mit deutschen Interessen - ist auch das Agrargesetz des Kolonialministers de Waal, das alle Ländereien Indonesiens, für die es seitens der Indonesier Besitzrechte gab, als Eigentum der indonesischen Bevölkerung anerkannte. Komplementär dazu erklärte es alle übrigen Gebiete zu Regierungsdomänen. Die Domänen aber konnten auf 75 Jahre in Erbpacht gegeben oder auch an Nicht-Indonesier verkauft werden. Solche Neueigentümer - Gesellschaften oder Personen - mussten jedoch ihren Sitz entweder in den Niederlanden oder ihren Kolonien haben. In den nominell selbstständigen Fürstentümern auf Java (vorstenlanden) konnten Europäer oh­nehin schon Land von den Fürsten pachten.

2.1.2 Die ethische roeping [104] - Moralische Legitimation kolonialer Herrschaft

Angeregt von den im Mutterland bekannt gewordenen Berichten über Miss­stände und Ausbeutung in den niederländischen Kolonien, nicht zuletzt durch Multatulis „Max Havelaar“, wurde der Ruf nach einer ethischen Politik laut. Die antirevolutionäre Partei (ARP) stellte im April 1879 ein Grundsatzpro­gramm auf, in dessen achtzehntem Artikel die Abschaffung der „baatzuchtige neiging“[105], Niederländisch-Indien auszubeuten, zugunsten einer Politik aus mo­ralischer Verpflichtung heraus angestrebt wurde. Diese könne nur einem Sys­tem der Vormundschaft folgen mit dem Tenor, Indien als Kind anzusehen, das moralisch erzogen werden müsse, so dass es in Zukunft eine selbstständigere Position in der Welt einnehmen könne.[106]

Auch die liberalen Kreise mussten erst davon überzeugt werden, dass man sich aktiv um die Belange der einheimischen Bevölkerung kümmern müsse. Letzt­lich aber fasste der Vormundschaftsgedanke (voogtijgedachte) erst an der Wende zum 20. Jahrhundert Fuß, als auch das ökonomische Verhältnis zwi­schen den Niederlanden und Indien problematisch wurde: Die Kolonialregie­rung hatte mit Defiziten zu kämpfen. Obendrein wurde es nun als moralische Pflicht angesehen, die vielen Millionen, die man dem Land in der Vergangen­heit entzogen hatte, zurückzuzahlen. Unter dem Titel „Een Eereschuld“[107] ver­öffentlichte der Jurist und in Niederländisch-Ostindien erfolgreiche Geschäfts­mann van Deventer 1899 einen Artikel, in dem er die moralische Schuld in einer konkreten Geldsumme auszudrücken wusste: siebeneinhalb Millionen Gulden pro Jahr sollten ausgegeben werden, um die Bildung und die ökono­mische Position der einheimischen Bevölkerung zu verbessern.[108]

Entscheidend für die tatsächlich erfolgte Änderung der Kolonialpolitik waren jedoch weniger die Parteiprogramme und Propagandisten, sondern die bittere Verarmung der Bevölkerung, die in Reiseberichten nicht als Einzelfall geschil­dert wurde, sondern strukturelle Formen angenommen hatte.[109] Ursachen für die Verarmung können in der kostenintensiven Ausweitung territorialer Herr­schaft, dem wachsenden Beamtenapparat und im Ausbau der Infrastruktur ge­sehen werden, die von der javanischen Bevölkerung getragen wurden.[110] Außerdem machten sich negative Folgen der Abschaffung des Kultursystems bemerkbar, das eine stabile Preisbindung für die kolonialen Produkte garan­tierte. Ohne staatliches Monopol reagierten die privaten Unternehmer unmit­telbarer auf die Entwicklung der Marktpreise, und diese waren beispielsweise in der Zuckerindustrie krisenhaft gesunken. Die geringere Profitabilität wurde durch die Senkung der Abnahmepreise von Produkten zu begrenzen versucht. So verschärfte sich die wirtschaftliche Lage der Javaner weiter. Auch die Ein­führung von Kunstdünger nahm der einheimischen Bevölkerung eine Ver­dienstquelle, denn nun konnten sie den eigenen Stallmist nicht mehr ver­kaufen.[111]

Hinzu kam ein starkes Bevölkerungswachstum, mit dem die Nahrungsmittel­produktion nicht Schritt hielt. Es wurden ausführliche Untersuchungen in Auf­trag gegeben, die, weil ihre Ergebnisse nicht schnell genug eintrafen (die letz­ten waren erst 1914 fertiggestellt) kaum direkten Einfluss auf die Politik hatten. Immerhin machten sie die Komplexität der Aufgabe und die Richtung für Ver­änderungen deutlich.

So setzte sich die Auffassung durch, dass die Anlage von Bewässerungssyste­men der Bevölkerung dienlicher sei als der Ausbau der Infrastruktur, wie der der kostenintensiven Eisenbahn.

Außerdem wurde auch die Emigration in die Außenregionen gefördert, um einerseits den Bevölkerungsdruck auf Java zu mindern, andererseits zugleich dünn besiedelte Gegenden zu erschließen und zu entwickeln.[112] Getreu der Maxime irrigatie, emigratie, educatie[113] wurde auch ein Schulsystem einge­führt, mit Erste-Klasse-Schulen für die Kinder der javanischen Elite und Zweite-Klasse-Schulen für andere einheimische Kinder.[114] An der kolonialen Hierarchie zwischen Einheimischen und Niederländern änderte sich auch durch die ethische politiek nicht viel. Das Amt des Residenten, des höchsten Koloni­albeamten unter dem Generalgouverneur, blieb den Einheimischen ebenso verwehrt, wie die meisten anderen höheren Positionen. Dennoch waren viele „wohlmeinende“ Personen damit beschäftigt, die Lage der Einheimischen zu verbessern. Aber auch deren intensive Bemühungen konnten das enorme Kolo­nialgebiet in Niederländisch-Ostindien nur ansatzweise entwickeln. Dazu fehlten dem kleinen europäischen Land Menschen und wirtschaftliche Ressourcen.[115]

[...]


[1] lat. „Verwandtschaft erregt Neid“. Erasmus von Rotterdam, Adagia. Sammlung antiker Sprichwörter und Redensarten 1500-1536, Nr. 3759.

[2] Dabei wurden auch die Belgier mit einbegriffen, deren Besitztümer in Mittelafrika Gegenstand deutschen Interesses wurden, vgl. Horst Gründer, Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn - München - Wien - Zürich 42000, 102-105. Zugunsten einer breiteren Darstellung der Einflüsse deutschen Interesses an den niederländischen Kolonialgebieten auf das deutsch-niederländische Verhältnis wird auf diesen Aspekt verzichtet.

[3] Der Terminus „Südafrikanischer Krieg“ wird in dieser Arbeit synonym mit „Anglo-Burenkrieg“ verwendet.

[4] Ndl.: „Vor dem Ersten Weltkrieg bestand in den Niederlanden und Indien regelmäßig die Furcht, dass Deutschland sich des indischen Archipels oder Teilen davon würde bemächtigen wollen.“ (Übers. v. mir, R.-K.), Bob de Graaff, „Kalm temidden van woedende golven“. Het Ministerie van Koloniën en zijn taakomgeving, 1912-1940, Leiden 1997, 290.

[5] Vgl. Reinhard, Wolfgang, Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 1996, 179.

[6] Vgl. Gründer 2000, 213.

[7] Gollwitzer, Heinz, Geschichte des weltpolitischen Denkens, Bd. 2: Zeitalter des Imperialismus und der Weltkriege, Göttingen 1982, 238.

[8] DKZ 1 (1884), Nr. 1, 2.

[9] Vgl. Kröll, Ulrich, Die internationale Buren-Agitation. Haltung der Öffentlichkeit und Agitation zugunsten der Buren in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden während der Jahre 1899-1902, Phil. Diss. Münster 1973, passim.

[10] Vgl. Heyden, Ulrich van der, Diplomasie en politiek. Die pers, die Boererepublieke en Duitsland tydens die Anglo-Boereoorlog, Pretoria 2002, 10.

[11] Ndl. „Schriftstücke zur Außenpolitik der Niederlande“.

[12] Smit, C. (Hg.), Bescheiden betreffende de Buitenlandse Politiek van Nederland 1848-1919 (BBPN), Derde Periode, Zesde Deel. Buitenlandse Bronnen 1899-1914, s’Gravenhage 1968.

[13] Smit 1968, VI.

[14] Meyer, Günther, Das Eindringen des deutschen Kapitalismus in die niederländischen und britischen Kolonien in Südostasien von den Anfängen bis 1918, Phil. Diss. (Masch.) Berlin 1970.

[15] Schwägerl, Anton, Das Auslandsdeutschtum im niederländischen Kolonialbereich. Unter Berücksichtigung der geographischen und sozialen Verhältnisse, Weimar 1937.

[16] Vgl. Kap. 3.2.

[17] Doel, Hubrecht Wim van den, Nachbarn an der Peripherie. Die Beziehungen zwischen Niederländisch-Ostindien und den deutschen Südseekolonien, in: Hermann Joseph Hiery, (Hg.), Die deutsche Südsee 1884-1914. Ein Handbuch, Paderborn - München - Wien - Zürich ²2002, 771-801.

[18] Bossenbroek, Martin, Volk voor Indië. De werving van Europese militairen voor de Nederlandse koloniale dienst 1814-1909, Amsterdam 1992.

[19] Rosenbach, Harald, Das Deutsche Reich, Großbritannien und der Transvaal (1896-1902), Anfänge deutsch-britischer Entfremdung, Göttingen 1993.

[20] wiedergegeben in: Dekker, Henk - Robert Aspeslagh - Manuela du Bois-Reymond, Ein besonderes Verhältnis. Deutschland und die Niederlande, Baden-Baden 1999 (Originalausgabe unter den Titel: Duitsland in Beeld. Gemengde gevoelens blootgelegd, Lisse 1997).

[21] Vgl. Lademacher, Horst, Die Niederlande und Deutschland. Über Kontinuität und Wandel einer transnationalen Beziehung, Praxis Geschichte 6 (2000), 7.

[22] Zit. n. Wielenga, Friso, Het nederlands-duitse wijgevoel, in: Internationale spectator, 49 (1995), 182.

[23] Ndl. „Geusen des neunzehnten Jahrhunderts“; Geusen waren niederländische Freiheitskämpfer gegen die Spanier im 16. Jahrhundert.

[24] Boer, S. de, Een kwartmaat achter. Buitenlandse Zaken in Zuid-Afrika, in: Reina van Ditzhuyzen - A.E. Kersten - A.L.M. van Zeeland - A.C. van der Zwan (Hg.), Tweehonderd jaar Ministerie van Buitenlandse Zaken, Den Haag 1998, 228.

[25] Boer, 235.

[26] Kuitenbrouwer, Maarten, Nederland en de opkomst van het moderne imperialisme. Koloniën en buitenlandse politiek 1870 - 1902, Amsterdam - Dieren 1985, 118.

[27] Vgl. Kap. 3.7.2.

[28] Kuitenbrouwer, 130.

[29] Keohane, Robert O. - Joseph S. Nye, Power and Interdependence, New York - San Francisco u.a. 32001.

[30] Wissenschaftlicher Rat für die Regierungspolitik der Niederlande, Faktor Deutschland. Zur Sensibilität der Beziehungen zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik, Wiesbaden 1984, 10.

[31] Wielenga, 182.

[32] Wielenga verwendet die vordergründig unscharfen Begrifflichkeiten „großes“ bzw. „kleines Land“, um die Vielschichtigkeit der Machtverhältnisse zu spiegeln und gleichzeitig auf das psychologische Moment in Interdependenzen aufmerksam zu machen.

[33] Wielenga, 182.

[34] Keohane - Nye, 9.

[35] Fröhlich, Michael, Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880-1914, München 1997, Nr. 9, vgl. Kap. 1.2.

[36] Hübbe-Schleiden, Deutsche Welt-Hegemonie, DKZ 7 (1890), Nr. 15, 182.

[37] Kipling, Rudyard, The White Man's Burden, McClure's Magazine (Feb. 1899), zit. n. Modern History Sourcebook, URL: http://www.fordham.edu/halsall/mod/kipling.html, aufgerufen am 30.April 2003.

[38] Vgl. Kap. 2.1.2.

[39] Gollwitzer, 81.

[40] Vgl. Kap. 3.1.

[41] Aufruf des Allgemeinen Deutschen Verbandes, 1891, in: Mommsen, Wolfgang (Hg.), Imperialismus. Seine geistigen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen. Ein Quellen- und Arbeitsbuch, Hamburg 1977, 127.

[42] Max Weber, Eine kraftvolle Weltpolitik als Mittel zur Überwindung politischen Epigonentums. Freiburger Antrittsrede, 1895, in: Mommsen 1977, 128.

[43] Die Position des Staatssekretärs war im deutschen Kaiserreich die eines heutigen Ministers. Die Bezeichnung entstammt dem Englischen „secretary“. Deshalb wird in dieser Arbeit für britische und deutsche Staatssekretäre auch synonym der Begriff „Minister“ verwendet. Die niederländischen Minister trugen dagegen auch die Bezeichnung „Minister“.

[44] Fröhlich, Nr. 9.

[45] Gollwitzer, 228.

[46] Vgl. Kap. 3.1.

[47] DKZ 1 (1884), 1.

[48] DKZ 1 (1884), 51-56, Forts. 75-80.

[49] Tirpitz, Alfred von, Erinnerungen, Leipzig 1919, 152.

[50] Gollwitzer, 237.

[51] Schieder, Theodor, Vom Deutschen Bund zum Deutschen Reich, München 91984, 193.

[52] Beunders, Henri J., „Weg met de vlootwet!“, De maritieme bewapeningspolitiek van het kabinet-Ruys de Beerenbrouck en het succesvolle verzet daartegen in 1923, Bergen 1984, 1.

[53] Arndt, E.M., Belgien und was daran hängt (1834), zit. n. Lademacher, Horst, Zwei ungleiche Nachbarn. Wege und Wandlungen der deutsch-niederländischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert, Darmstadt 1989, 28.

[54] Lademacher 1989, 27.

[55] Boogman, Johan Christiaan, Nederland en de Duitse bond 1815-1851, Deel I: 1815-1848, Groningen 1955, 90.

[56] Lademacher 2000, 6-11.

[57] Ndl. „Zwangssystem nach menschlichem Ermessen“, zit. n. Boogman, 94.

[58] Lademacher, Horst, Die Niederlande. Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung, Berlin 1993, 216.

[59] Lademacher 1993, 223; Diese Erkenntnisse sind auch in ein Schulbuch eingeflossen, das mit Ergänzungen bis ins 19. Jahrhundert benutzt wurde.

[60] Zit. n. Lademacher, Horst, Niederlande und Deutschland. Beziehungen zweier Länder im 19. und 20. Jahrhundert, in: Matthias Prangel - Henning Westheide (Hg.), Duits(land) in Nederland. Waar ligt de toekomst van de Nederlandse Germanistiek, Groningen 1988, 21.

[61] Ndl. „wo sie unsere historische Sprache und die holländische Rasse weiterführen können.“, zit. n. Kuitenbrouwer, 130.

[62] Heldring, J.L., Politiek-psychologische aspecten in de verhouding tussen Nederland en Duitsland, in: Prangel - Westheide, 63.

[63] Vgl. Anhang, Karte 1.

[64] Goor, Jurrien van, De Nederlandse koloniën. Geschiedenis van de Nederlandse expansie 1600-1975, 's-Gravenhage 1997, 54.

[65] Goor, 55.

[66] Goor, 56.

[67] Alatas, Syed Hussein, The myth of the lazy native. A study of the image of the Malays, Filipinos and Javanese from the 16th to the 20th century and its function in the ideology of colonial capitalism, London 1977, 35f.

[68] Goor, 76.

[69] Vgl. Reinhard, 2f. und 180.

[70] Reinhard, 37.

[71] Vgl. Anhang, Karte 1.

[72] Meyer, 11f.

[73] Fieldhouse, David Kenneth, Die Kolonialreiche seit dem 18. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1965, 99.

[74] Lademacher 1993, 292.

[75] Fieldhouse, 100.

[76] Goor, 80.

[77] Reinhard, 43.

[78] Petri, Franz - Ivo Schöffer - Jan Juliaan Woltjer, Geschichte der Niederlande. Holland, Belgien, Luxemburg, München 1991, 83.

[79] Vgl. Anhang, Karte 1.

[80] Goor, 189.

[81] Goor, 200.

[82] Goor, 201.

[83] Ebd.

[84] Die im Folgenden genannten geographischen Bezeichnungen vgl. Karten im Anhang.

[85] Goor, 202.

[86] Goor, 203.

[87] Die im Folgenden aufgeführten geographischen Bezeichnungen vgl. Anhang, Karte 1.

[88] Colenbrander, H.T., Koloniale Geschiedenis, Bd. 3: Nederland. De Oost sinds 1816, s’Gravenhage 1926, 26f.

[89] Colenbrander, 27.

[90] Goor, 205.

[91] Ebd.

[92] Ebd.

[93] Goor, 206.

[94] Meyer, 16.

[95] Meyer, 17.

[96] Meyer, 18.

[97] Meyer, 19.

[98] Meyer, 20.

[99] Meyer, 22.

[100] Meyer, 23.

[101] Multatuli, Max Havelaar oder die Kaffeeversteigerungen der niederländischen Handelsgesellschaft, Berlin 1997 (Titel der Originalausgabe: Max Havelaar of de koffijveilingen der Nederlansche handelmaatschappij, Amsterdam 1860); Multatuli ist das Pseudonym für Edward Douwes Dekker, der aus eigener Anschauung als ehemaliger Kolonialbeamter berichtet hat.

[102] Goor, 228.

[103] Doel, Hubrecht Wim van den, Het Rijk van Insulinde. Opkomst en ondergang van een Nederlandse kolonie, Amsterdam 1996, 103 und Multatuli, 79.

[104] Ndl. „ethische Berufung“.

[105] Ndl. „selbstsüchtige Neigung“. Der Begriff „Niederländisch-Indien“ wird aufgrund der untergeordneten Rolle der westindischen Kolonien synonym mit „Niederländisch-Ostindien“ verwendet.

[106] Doel 1996, 153.

[107] Ndl. „Eine Ehrenschuld“.

[108] Doel 1996, 154.

[109] Doel 1996, 156.

[110] Ebd.

[111] Doel 1996, 157.

[112] Doel 1996, 158.

[113] Ndl. „Bewässerung, Auswanderung, Bildung“.

[114] Doel 1996, 159.

[115] Doel 1996, 174.

Excerpt out of 152 pages

Details

Title
Die Kolonialgebiete der Niederländer im Blickfeld deutscher Interessen im Zeitalter des Imperialismus
College
University of Münster
Grade
2,8
Author
Year
2003
Pages
152
Catalog Number
V108680
ISBN (eBook)
9783640068753
ISBN (Book)
9783640463374
File size
1384 KB
Language
German
Keywords
Kolonialgebiete, Niederländer, Blickfeld, Interessen, Zeitalter, Imperialismus
Quote paper
Michael Römer-Karrasch (Author), 2003, Die Kolonialgebiete der Niederländer im Blickfeld deutscher Interessen im Zeitalter des Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108680

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