Inhaltsverzeichnis
1. Plattling und seine umgebenden Dörfer zwischen Isar und Donau im Herzen Niederbayerns
2. Die Kirchengemeinde Plattling
2.1 Logistik
2.2 Zusammenarbeit und Kooperation
2.3 Leitbilder und Konzepte
2.4 Aktivitätenbild
2.5 Mitarbeit und Leitung
2.6 Öffentlichkeitsarbeit
3. Praxisbeispiel: Jugendgottesdienste in Plattling
3.1 Begründung
3.2 Ökumene? Aller Anfang ist schwer
3.3 Mitarbeitergewinnung
3.4 Der erste Jugendgottesdienst
3.5 Mitarbeitermotivation
3.6 Was sich verändert hat
3.7 Zukunft der Gottesdienste in Plattling
3.8 Eigene Erkenntnisse
Anhang: Endnoten
1. Plattling und seine umgebenden Dörfer zwischen Isar und Donau im Herzen Niederbayerns
Plattling ist eine Kleinstadt mit ca. 12600 Einwohnern1. In früheren Jahren war Plattling als Verkehrsknotenpunkt2 vor allem ein Zentrum von Eisenbahn und Tagungen.3 Die Einheimi- schen Niederbayern stellten zumeist entweder Landwirte, Geschäftsinhaber oder das Bil- dungsbürgertum.
Heute ist Plattling, wie schon einmal nach dem 2. Weltkrieg, ein Zufluchtsort für Flüchtlin- ge. Kamen in den 40er und 50er Jahren Tausende Schlesier nach Plattling, sind es heute die Deutschen aus Osteuropa die in Plattling und Umgebung eine neue Heimat finden.
Das große Industriegebiet von Plattling, das aufgrund der logistisch optimalen Lage mehr und mehr wächst, gibt nicht nur der Stadt einen gewissen Reichtum, sondern auch den Men- schen hier Arbeit. Trotz allem hat Plattling eine Arbeitslosenquote von um die 7 %
Leider gilt das nicht für Lehrstellen, so dass über 80 % der Hauptschüler nach ihrem Quali Plattling verlassen und ihre Ausbildung woanders machen müssen.
In Sachen Kultur, Politik, Wirtschaft und Ansehen sind Plattling und Deggendorf und ihre Bewohner ständige Rivalen.
2. Die Kirchengemeinde Plattling
Die evangelischen Gemeinde Plattling ist eine Diasporagemeinde mit gut 2500 Gemeinde- gliedern und einem großen Sprengel.4 Die Gemeindegliederzahl hat sich seit 1993 verdop- pelt.5
Seit 1945 sind viele Schlesier als Flüchtlinge nach Plattling und Umgebung gekommen. Sie bilden eine eingeschworene Gemeinschaft und die herkömmliche Kerngemeinde. Sie leiten und besuchen Gruppen und Kreise, sind im Kirchenvorstand und sind die „alteingesessenen“ Evangelischen. In der Gemeinde gibt es etwa 1000 Schlesier.6
Seit 1989 ist Plattling ein großes Zuzugsgebiet für Aussiedler aus der ehemaligen UdSSR. Etwa 1000 Aussiedler sind Teil der Gemeinde. Sie sind eine eigenständige Größe, haben einen eigenen Bibelkreis und ihren eigenen „Gemeindevorsteher“. Vor allem die ältere Gene- ration der Aussiedler geht jeden Sonntag in den Gottesdienst.7
Die mittlere Generation der Aussiedler ist meist nicht getauft oder konfirmiert. Sie sind die Kasualgemeinde von Plattling. Die Aussiedlerkinder sind meist getauft und werden auf Bestreben der Großeltern hin auch konfirmiert. Sie bilden über 80% der Gemeindeglieder zwischen 0-25. Sie gehen zum größten Teil auf die Hauptschule.
Die restlichen 500 Gemeindeglieder setzen sich aus Zugezogenen sowie niederbayerisch Konvertierten zusammen.8
Die Gemeinde ist eine Arbeitergemeinde.
In der evangelischen Gemeinde Plattling gibt es mehrere Haupt- und Nebenamtliche Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter: Ein Pfarrer, seit 9/2001 die erste Vikarin, seit 9/2002 die erste Religionspädagogin im Vorbereitungsdienst, ein Mesner mit 8, eine Sekretärin mit 2 Wo- chenstunden und 3 nebenamtliche Organisten die Kirchen-, Jugendchor und Flötengruppe leiten.
2.1 Logistik
Seit 1931 hat die evangelische Gemeinde Plattling eine eigene Kirche, zentrumsnah, mit et- wa 250 Plätzen. Seit 1961 gibt es zusätzlich ein Kirchlein im Bethausstil im Nachbarort Ot- zing. Beide Kirchen strahlen eine familiäre Atmosphäre aus und werden von der Gemeinde sehr geliebt.
Die Kirche in Plattling ist durch ihre Größe besonders angenehm, da sie auch bei schlechter besuchten Veranstaltungen den Eindruck macht, gefüllt zu sein.
Die Gemeinde ist in zwei Seelsorgesprengel gegliedert: die Ortschaften im Westen von Platt- ling mit dem westlichen Ortsteilen Plattlings9 sind der Sprengel der Vikarin, für alle anderen Orte und den größten Teil von Plattling ist der Pfarrer zuständig.
2.2 Zusammenarbeit und Kooperation
Die Rivalität zu Deggendorf schlägt sich in der Gemeindearbeit nieder. Die Zusammenarbeit mit Deggendorf ist sehr mäßig, mit den Nachbargemeinden im Gäuboden, Osterhofen und Hengersberg, dagegen sehr intensiv: Kanzeltausch, Vertretung und gegenseitige Besuche sind hier an der Tagesordnung.
Die Ökumene funktioniert in Plattling und den Dörfern unterschiedlich gut. Die beiden ka- tholischen Stadtpfarrer und die Pastoralreferentin arbeiten gerne mit Evangelischen zusam- men. Der Kaplan, der in Plattling für die Jugendarbeit, und die Benediktiner aus dem Kloster Metten die für die westlich von Plattling gelegenen Orte zuständig sind, tun sich schwer mit Ökumene, gerade auch mit einer weiblichen Geistlichen.
So wird die Ökumene bei Einweihungen und öffentlichen Veranstaltungen wohl gelebt und erstrecht in den gemischtkonfessionellen Familien, im Gemeindealltag ist sie jedoch an vie- len Stellen noch unmöglich.
Mit den städtischen Vereinen und sonstigen Einrichtungen besteht loser Kontakt und Infor- mationsaustausch sowie gegenseitiger Besuch aber keine bewusste Zusammenarbeit.
2.3 Leitbilder und Konzepte
Die Konzepte von Gemeinde sind da sehr verschieden:
Für die Schlesier und Zugezogenen ist Kirche Volkskirche. Eine Art religiöser Verein in dem ich Freunde treffe, zum Kegeln gehen, zum Ratschen nach der Kirche noch zusammen bleibe und in Gruppen und Kreisen meine Freizeit gestalte.
In vielen Köpfen der älteren Gemeindeglieder ist das Pfarrherrliche Bild einer Kirchenge- meinde präsent, das bis vor zehn Jahren vom letzten Pfarrer stark gefördert wurde, doch mehr und mehr übernimmt auch die Gemeinde Verantwortung
Für die alte Generation der Aussiedler ist Kirche vor allem der Kirchen raum. Er ist heilig und in der Kirche geschieht die Anbetung Gottes, mein Sündenbekenntnis und meine Sün- denvergebung. Auf der Kanzel hat nur der Pfarrer zu stehen, Kelch und Hostie dürfen von einfachen Gläubigen auf keinen Fall angefasst werden.10 Kirchenkaffee oder andere Aktivitä-
ten wurden daher bisher kaum von den Aussiedlern wahrgenommen: Kirche ist heiliger Raum, kein Freizeitpark.
Die mittlere Generation in erster Linie repräsentiert durch Aussiedlerfamilien ist eine Kau- salgemeinde, die die Kirche als Dienstleisterin sieht und mit einem hohen Anspruchsdenken an die Geistlichen herantritt. Sie haben ihre Kasualien so zu gestalten, dass sie beweisen dass sie das viele Geld wert sind. Oft sind sie sogar aus der Kirche ausgetreten / nicht getauft / konfirmiert und reagieren unverständig wenn die Kasualie nicht problemlos geplant werden kann.
Der Pfarrer hat hier Integrationsarbeit zu leisten die immer wieder Frucht zeigt z.B. ist der interne Gemeindevorsteher der Aussiedler als einziger Russlanddeutscher im Kirchenvor- stand.
Der Pfarrer und die Vikarin haben dann noch ein weiteres Konzept von Kirche: Nach 1 Kor 12 sehen sie die Gemeinde als Leib mit vielen Gliedern, den Pfarrer nach Luther als Primus inter pares. Diese Rolle entspricht m.E. sehr gut der Gemeindesituation da so beide Leitbilder miteinander verbunden und die Verständigung zwischen den Gruppen durch den Pfarrer ge- fördert wird. An vielen Stellen kann beobachtet werden, wie fruchtbar dieser Ansatz ist.
Was immer wieder verbindet ist das Evangelischsein in der Diaspora. Keine Stola, kein Fa- sching und viele andere kleine Dinge werden hoch gehalten um sich von der katholischen Kirche zu unterscheiden.
Die Gemeinde hat eine sehr hohe Bereitschaft zur Mitarbeit. Die Nebenamtlichen sind hochmotiviert und fragen nicht nach der Stundenzahl für die sie bezahlt werden.
Auch die Randgemeinde ist am kirchlichen Leben interessiert was eine Wahlbeteiligung von 31% bei der KV-Wahl und das Kirchgeldzahlen von über 40% beweisen.
[...]
1 Zum Gemeindegebiet der evangelischen Gemeinde Plattling gehören die Orte: Stephansposching, Michaelsbuch, Loh, Hettenkofen, Bergham, Wischlburg, Loh, Uttenhofen, Steinkirchen, Aholmig, Otzing, Wallerfing, Pielweichs, Loham, Tabertshausen, Oberpöring, Niederpöring, Buchhofen.
2 Hier treffen die Autobahnen A3 Nürnberg – Regensburg – Passau und die A 92 München – Deggendorf, die B8 und B20 sowie die parallel dazu laufenden Eisenbahnstrecken aufeinander.
3 So arbeiteten noch bis nach dem Krieg etwa 2000 Beschäftigte bei der Bahn, heute sind es nur noch etwa 80.
4 Nord-Süd Entfernung: 30 km, Ost-West Entfernung: 40km. Plattling liegt im Zentrum des Gemeindegebiets.
5 Das macht sich auch an den Kasualien bemerkbar: im Jahr 1993 hatte die Kirchengemeinde 14 Taufen und 15 Beerdigungen im Jahr. Im Jahr 2002 waren es bereits 36 Taufen und 25 Beerdigungen. Im Jahr 2003 hatten wir den Stand von 2002 bereits im Juni erreicht.
6 Ihre Frömmigkeit ist volkskirchlich. Die älteren gehen zumeist am Sonntag in die Kirche, ihre Kinder und Enkel sind getauft und konfirmiert.
7 In ihren Bibelkreisen herrschen persönliches Sündenbekenntnis und Herzensgebet als zentrale Stücke vor. Gott wird angesehen als der Richter und strenge Vater, Christus mit seinem Sühneopfer der einzige Weg raus aus unseren Sünden und Missetaten die wir stündlich begehen.
8 Altersstruktur der Gemeinde: 0-12 Jahre: 15 %; 13-17 Jahre 6%, 18-24 Jahre 11 %, 25-34 13%, 35-65 39%, 65-xx 16%
9 Vor zwei Jahren waren das etwa 522 Gemeindeglieder, inzwischen sind es 630.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Dokuments "Inhaltsverzeichnis"?
Das Dokument "Inhaltsverzeichnis" bietet einen Überblick über eine Abhandlung oder Studie, die sich mit Plattling und seiner Umgebung, der dortigen Kirchengemeinde und spezifischen Aktivitäten wie Jugendgottesdiensten befasst. Es gliedert sich in drei Hauptteile, die jeweils detaillierter auf bestimmte Aspekte eingehen.
Worauf konzentriert sich Kapitel 1?
Kapitel 1, "Plattling und seine umgebenden Dörfer zwischen Isar und Donau im Herzen Niederbayerns", beschreibt Plattling als Kleinstadt mit rund 12.600 Einwohnern. Es behandelt die Geschichte der Stadt als Verkehrsknotenpunkt und den Wandel, den sie durch Zuzug von Flüchtlingen (ehemals Schlesier, heute Deutsche aus Osteuropa) erfahren hat. Auch die wirtschaftliche Situation, insbesondere die Arbeitslosenquote und die Lehrstellensituation, wird angesprochen. Abschließend wird die Rivalität zwischen Plattling und Deggendorf erwähnt.
Was behandelt Kapitel 2?
Kapitel 2, "Die Kirchengemeinde Plattling", fokussiert auf die evangelische Gemeinde Plattling als Diasporagemeinde mit etwa 2500 Gemeindegliedern. Es werden die verschiedenen Gruppen innerhalb der Gemeinde beschrieben: Schlesier, Aussiedler aus der ehemaligen UdSSR und zugezogene bzw. konvertierte Niederbayern. Zudem werden die Mitarbeiter der Gemeinde, die kirchlichen Einrichtungen (Kirche und Kirchlein in Otzing) und die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden (Ökumene, Nachbargemeinden) thematisiert. Auch Leitbilder und Konzepte der Gemeindearbeit werden erläutert.
Welche Themen werden im Abschnitt über Logistik (2.1) behandelt?
Der Abschnitt über Logistik beschreibt die physischen Standorte der Kirchengemeinde Plattling, nämlich die Kirche in Plattling selbst und ein Kirchlein im Bethausstil in Otzing. Beide Kirchen werden als familiär beschrieben. Es wird auch erwähnt, dass die Gemeinde in zwei Seelsorgesprengel unterteilt ist.
Was wird im Abschnitt über Zusammenarbeit und Kooperation (2.2) erläutert?
Dieser Abschnitt beschreibt die Beziehungen der Kirchengemeinde Plattling zu anderen Gemeinden und Institutionen. Die Zusammenarbeit mit Deggendorf ist eher gering, während die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Osterhofen und Hengersberg sehr intensiv ist. Die Ökumene mit der katholischen Kirche wird als unterschiedlich gut funktionierend dargestellt, abhängig von den beteiligten Personen. Es gibt auch Kontakt zu städtischen Vereinen, aber keine bewusste Zusammenarbeit.
Welche Leitbilder und Konzepte werden in Abschnitt 2.3 behandelt?
Dieser Abschnitt beschreibt die unterschiedlichen Vorstellungen von Gemeinde, die in Plattling existieren: Die Schlesier und Zugezogenen sehen die Kirche als Volkskirche, die ältere Generation hat ein Pfarrherrliches Bild, die ältere Generation der Aussiedler sieht die Kirche vor allem als heiligen Raum, und die mittlere Generation sieht die Kirche als Dienstleisterin. Pfarrer und Vikarin sehen die Gemeinde als Leib mit vielen Gliedern. Gemeinsam ist allen das Evangelischsein in der Diaspora und eine hohe Bereitschaft zur Mitarbeit.
Worum geht es in Kapitel 3?
Kapitel 3, "Praxisbeispiel: Jugendgottesdienste in Plattling", wird durch das Inhaltsverzeichnis lediglich angeteasert. Details wie Begründung, Ökumene, Mitarbeitergewinnung, Ablauf des ersten Jugendgottesdienstes, Mitarbeitermotivation, Veränderungen und Zukunftsperspektiven werden aufgeführt, sind aber nicht detailliert beschrieben.
- Arbeit zitieren
- Kim Dämmer (Autor:in), 2003, Jugendgottesdienste in Plattling, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108800