Gliederung
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen und Abgrenzung
2.1 Beschäftigungspolitisch erfolgreich
2.2 Arbeitsmarktpolitik
2.3 Lohnstückkosten
2.4 Poldermodell
3 Übersicht zu den niederländischen Arbeitsmarktreformen
3.1 Elemente des Poldermodells
3.1.1 Einkommenspolitik
3.1.2 Wirtschaftspolitik
3.1.3 Sozialpolitik
3.1.4 Arbeitsmarktpolitik
4 Übertragbarkeit und kritische Bewertung
4.1 Niederländische Verhandlungsphilosophie
4.2 Niederländische Arbeitsmodelle
4.3 Bleibende Problemgruppen
4.4 Lohnzurückhaltung
4.5 Vorruhestandsregelungen
4.6 Niedrig-Lohngruppen
4.7 Wirtschaftspolitik
4.8 Sonstige Schwächen im Poldermodell
5 Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Ehrenwörtliche Erklärung
Anlage
Abstract bzw. Kurzzusammenfassung
Ideen braucht das Land! Um diesem Anspruch gerecht zu werden, schauen wir am besten über unsere Grenzen zum Nachbarland Niederlande. Dort finden wir ein Beschäftigungswunder mit der zweitniedrigsten Arbeitslosenquote der EU.
Aber: Gibt es Tücken im niederländischen Reformmodell? Ideen zu übernehmen, ohne alle Seiten beleuchtet zu haben, könnte voreilig und unüberlegt sein.
Diese Hausarbeit stellt die Reformen des niederländischen Poldermodells vor. Hierbei wird auf die Ausgangssituation in den Niederlanden, die Reformarten und die Übertragbarkeit auf die Bundesrepublik Deutschland eingegangen.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Arbeitslosenquoten in Deutschland und in den Niederlanden
Abb. 2 Erwerbstätige in den Niederlanden und in Deutschland
Abb. 3 Teilzeitquoten für die Niederlande, Deutschland und EU
Abb. 4 Durchschnittliche tatsächliche Wochenarbeitszeit für beschäftigte Arbeitnehmer 2002
Abb. 5 Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland und den Niederlanden
1 Einleitung
Die Arbeitsmarktentwicklung in den Industrieländern war in den letzten Jahrzehnten von einem anhaltenden Anstieg der Arbeitslosenzahlen gekennzeichnet. Die Arbeitslosenquote in der Europäischen Union (EU) liegt bei 8,8 %.[1] Dadurch kommt es zu einer Störung der Funktionsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Die Einnahmen sinken und die Ausgaben steigen.
Die Niederlande gelten nunmehr als Referenzmodell für ein beschäftigungspolitisch erfolgreiches Land: die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in der EU mit 4,0 %[2] und eine aktive Arbeitsmarktpolitik.
Als Aktivierungsstrategien nutzten die Niederlande z. B. Teilzeitarbeit, „Melkert“-Jobs oder Lohnzurückhaltung. Die Besonderheiten liegen dabei in der Durchführung von Einzelreformen und im stark ausgeprägten Korporatismus.
In dieser Hausarbeit wird nach Erläuterung der Reformmodelle besonders auf die Nachteile und eine Übertragbarkeit auf Deutschland eingegangen: Lohnzurückhaltung als Arbeitsmarktmotor? Mehr Beschäftigung durch Niedrig-Lohngruppen? Die Niederlande als Modell für Deutschland?
2 Begriffsdefinitionen und Abgrenzung
2.1 Beschäftigungspolitisch erfolgreich
Beschäftigungspoltisch erfolgreich gilt ein Land, wenn die Arbeitslosigkeit nachhaltig sinkt oder bereits niedrig ist. Die Beschäftigung steigt kontinuierlich an oder die Beschäftigungsquote hat bereits ein hohes Niveau.[3]
2.2 Arbeitsmarktpolitik
Unter Arbeitsmarktpolitik versteht man alle Maßnahmen zur Beeinflussung der Arbeitsmarktverhältnisse, deren Ziel die bestmögliche Beschäftigung jedes Arbeitswilligen ist. Im Einzelnen geht es um die Aufrechterhaltung bzw. Erreichung eines hohen Beschäftigungsstandards, die Verbesserung der Beschäftigungsstruktur und damit die Förderung von Wachstum der Wirtschaft.[4]
2.3 Lohnstückkosten
Die Lohnstückkosten sind die Lohnkosten je Produkteinheit.
2.4 Poldermodell
Die Polder sind eine Deichlandschaft, die von den Niederlanden zum Schutz gegen das Vordringen des Meeres angelegt wurde. Der dabei erwachsene nationale Gemeinsinn wird Poldermodell sinnbildlich auf die gemeinsame Bewältigung ökonomischer und sozialer Probleme übertragen.[5]
3 Übersicht zu den niederländischen Arbeitsmarktreformen
Anfang der 80er Jahre herrscht in den Niederlanden eine hohe Arbeitslosigkeit, die Staatsverschuldung erreicht Rekordhöhen und das Wirtschaftswachstum ist gering.
Vor diesem Hintergrund wird 1982 das Abkommen von Wassenaar zwischen der Regierung und den Tarifpartner beschlossen. Es folgen Reformen zur Erwerbsunfähigkeitsrente, Teilzeitarbeit, Arbeitslosenversicherung etc.[6]
Der Umbau des Sozialstaates ist dabei von drei Leitlinien geprägt: Kostensenkung durch Leistungsbegrenzung, Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungsförderung.[7]
Die Besonderheiten im niederländischen Modell liegen in der Umsetzung der Reformen durch Einzelmaßnahmen (so genannter Sammelbegriff „Poldermodell“) und der aktiven Kompromisssuche.
3.1 Elemente des Poldermodells
3.1.1 Einkommenspolitik
Bestandteil des Abkommens von Wassenaar 1982 war eine Vereinbarung zwischen der Regierung und den Tarifpartnern zur Lohnzurückhaltung. Es folgten Lohnabschlüsse unterhalb der Inflationsrate im Gegenzug für Arbeitszeitverkürzung sowie Verringerung der Lohnnebenkosten und der Steuerbelastung.[8]
In den Niederlanden wurden Niedrig-Lohngruppen seit den Tarifabschlüssen 1994 in mehreren Branchen eingeführt. Ziel dieser Politik war die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich durch einen niedrigen Kostenfaktor Arbeit.[9]
Ein weiterer einkommenspolitischer Aspekt ist der gesetzliche Mindestlohn. Dieser soll zur Sicherung des Existenzminimums beitragen.[10] Allerdings lag der Anteil der Vollzeit-Beschäftigten, die den Mindestlohn beziehen, im Jahr 2001 nur bei 2,1 %.[11]
Die Bezüge der öffentlich Bediensteten und Sozialhilfeempfänger sind an die Verdienstentwicklung in der Privatwirtschaft gekoppelt.[12]
3.1.2 Wirtschaftspolitik
Im Zuge der Aufschwungphase seit 1983 ist die Wirtschaftspolitik der Niederlande durch Steuererleichterungen geprägt.
Es wurden jährliche Abgabenerleichterungen durchgeführt und die Körperschaftssteuer in den 80er Jahren auf 35 % gesenkt. Die Steuerreform 1990 führte zur Vereinfachung und Entlastung der Wirtschaft.
In unserem Nachbarland wird keine Gewerbesteuer erhoben und ein großes staatliches Element liegt in der Förderung von Existenzgründungen durch z. B. Finanzierungserleichterungen.[13]
3.1.3 Sozialpolitik
Der Umbau des Sozialstaates wurde durch Maßnahmen zur Kostenbeherrschung, Leistungsbegrenzung und Wiedereingliederung von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt vollzogen.
Die Kosten für Sozialausgaben konnten durch die Übertragung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf die Arbeitgeber (1994) gesenkt werden. Ein weiteres Mittel waren Einschnitte bei der Arbeitsunfähigkeitsversicherung (1993). Hier ist nunmehr die Zahlung der Unterstützung von der Dauer der vorhergehenden Erwerbstätigkeit abhängig und es erfolgt eine ärztliche Überprüfung jeweils nach 5 Jahren.[14]
Eine Leistungsbegrenzung wurde durch die Verschärfung der Bezugsbedingungen für die Arbeitslosenversicherung (1987) umgesetzt, wobei mit Nachdruck auf die Rückkehr ins Arbeitsleben hingewirkt wird. Es folgte eine Verschärfung der Bezugsperiode (1995) und einem Anspruch in Abhängigkeit vom Lebensalter.
Ebenfalls wurde der Personenkreis für eine Hinterbliebenenrente stark reduziert.
Ein neues Sozialhilfegesetz sollte die Wiedereingliederung von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt unterstützen, z. B. durch einer Bewerbungspflicht (mit Ausnahmen).
Ein sozialpolitisches Instrument zur Verringerung des Arbeitskräfteangebots sind in den Niederlanden attraktive Vorruhestandsregelungen. Hier wird durch Frühverrentung älterer oder erwerbsgeminderter Arbeitnehmer ein Teil des Erwerbspersonenpotentials inaktiviert.[15]
Neben den genannten Reformen sind aber auch zwei Grundprinzipen des niederländischen Sozialstaates interessant:
Durch eine Grundrente soll Altersarmut vermieden werden und es wird ein solides Fundament für flexible Arbeitsverhältnisse oder Teilzeitbeschäftigung geschaffen. Sie wird in Abhängigkeit vom Familienstand als bestimmter Anteil des gesetzlichen Mindestlohns gezahlt.
Bei der Sozialhilfe wird durch einen einheitlichen Basissatz Transparenz geschaffen.[16]
3.1.4 Arbeitsmarktpolitik
Unter der aktiven Arbeitsförderpolitik der Niederlande ab Mitte der 90er Jahre versteht man die Vermittlung und Beschaffung von Arbeitsverhältnissen sowie die Qualifizierung von Arbeitnehmern. Dieses Vorgehen ist gekennzeichnet durch hohe arbeitsmarktpolitische Ausgaben. Im Fordergrund soll ein hoher Anreiz zur Wiedereingliederung von Erwerbslosen stehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Arbeitslosenquoten in Deutschland und in den Niederlanden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Erwerbstätige in den Niederlanden und in Deutschland
Für die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit wurden staatlich subventionierte Arbeitsplätze geschaffen, so genannte Melkert-Jobs (nach dem ehemaligen Sozialminister Ad Melkert). Folgende drei Stufen lassen sich einteilen:
- Melkert-I Arbeitsplätze für schwer vermittelbare Arbeitssuchende im öffentlichen Dienst
- Melkert-II Einstellung von Langzeitarbeitslosen im privaten Sektor mit finanziellen und steuerlichen Anreizen
- Melkert-III Übernahme von ehrenamtlichen Tätigkeiten mit Lohn- anstatt Sozialhilfezahlung
Allerdings handelt es sich hierbei um Niedriglohn-Stellen.[17]
Weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen finden sich in der Liberalisierung der Arbeitsvermittler (1991) und die Verabschiedung eines neuen Arbeitszeitgesetzes (1996). Das neue Arbeitszeitgesetz erlaubt längere bzw. flexiblere Arbeitszeiten und stellt allgemein eine Lockerung des Arbeitsrechts dar. Im Gegenzug für diese Einschnitte findet eine Verbesserung der Rechte von befristet Beschäftigten statt.[18]
Besonders verbreitet sind in den Niederlanden flexible Arbeitsverhältnisse und Teilzeitarbeit.
Flexible Arbeitsformen umfassen befristete Arbeitsverträge oder Zeitarbeit. Etwa 10 % der niederländischen Arbeitnehmer arbeiteten 1997 befristet und seit 1995 gibt es ein Tarifabkommen für diese Beschäftigte. In Zeitarbeitsfirmen arbeiten 3 % der Erwerbsbevölkerung (1997) und oft erfolgt über solche Unternehmen der Einstieg in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.[19]
Mit einem Teilzeitanteil von 38 % liegen die Niederlande weit an EU-Spitze (1996). Die Umsetzung erfolgte ohne staatliche Subventionen und durch den Abbau der
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Teilzeitquoten für die Niederlande, Deutschland und EU 15
Nachteile von Teilzeitbeschäftigung.[20] Eine arbeits- und sozialrechtliche Gleichstellung zur Vollzeitarbeit wurde z. B. mit dem Anspruch auf Altersgrundrente umgesetzt.[21] Hier wird der größte Jobzuwachs erreicht. Vor allem Frauen sind teilzeitbeschäftigt und nutzen diese Form als Chance, die Quote liegt 1996 bei mehr als 60 %. Die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen wird durch eine bessere Ausbildung und staatlich unterstützte Gleichberechtigung gefördert.[22]
Weiterhin stehen die Niederlande für einen wachsenden Dienstleistungssektor. Motor der Beschäftigung wurde der Gesundheitssektor, das Erziehungs- und Bildungswesen, personale Dienstleistungen und der Einzelhandel. Der Beschäftigungsanteil lag 1996 bei 73,5 %.[23]
4 Übertragbarkeit und kritische Bewertung
4.1 Niederländische Verhandlungsphilosophie
Die niederländische Verhandlungsphilosophie ist vorbildhaft. Im Fordergrund stehen Konsens und Korporatismus. Eine starke Sozialpartnerschaft machte den Umbau des Sozialstaates möglich. Im Gegensatz dazu steht die negative öffentliche Meinung zu Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Reformen in den Niederlanden waren eine Schlankheitskur, ohne das soziale Sicherungssystem preiszugeben. Sie wurden in Einzelmaßnahmen durchgeführt, ohne einen grundlegenden Wechsel des politischen Systems.[24] Diese Herangehensweise wäre auch für Deutschland wünschenswert. Als Gegenteil für die deutsche Reformmentalität ist beispielhaft Guide Westerwelle (FDP) zu nennen, der am 25. Februar 2003 zum Politischen Aschermittwoch in Passau meinte: Das „bisschen Bimmelbahnreform“ des vergangenen Jahres reiche nicht aus.
Der Reformerfolg begründet sich aus der Balance zwischen den Spannungsverhältnissen. Für mehr Flexibilität wie Teilzeit wurden gesetzliche Sicherheiten vereinbart.[25] Eventuell gestalten sich in Deutschland die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Sozialpartnern so schwierig, weil für Forderungen keine Gegenleistungen angeboten werden und dieses Ungleichgewicht den Konsens stört.
Interessant für Deutschland könnte weiterhin die Distanz zwischen Staat und Sozialpartner im Verhandlungssystem sein.[26] Dadurch konnten in den Niederlanden permanente Reformblockaden verhindert werden und die Reformmodelle stellten sich weniger einseitig und populistisch dar.
4.2 Niederländische Arbeitsmodelle
Zeitarbeit, geringe Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit sind große Erfolgsfaktoren der beschäftigungspolitisch erfolgreichen Niederlande. Hier finden sich Ansatzpunkte für eine Übertragbarkeit.
Durchschnittliche tatsächliche Wochenarbeitszeit für beschäftigte Arbeitnehmer 2002
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eurostat 2003
Abb. 4 Durchschnittliche tatsächliche Wochenarbeitszeit für beschäftigte Arbeitnehmer 2002
Aber Debatten über Streichung von Feiertagen oder eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit stehen diesen Modellen entgegen. Angela Merkel, Edmund Stoiber, Wolfgang Clement sind dafür, obwohl die Niederlande zeigen, dass kurze Arbeitszeiten einem hohen Beschäftigungsniveau nicht im Wege stehen. Von der Arbeitszeitdauer sind keine Schlussfolgerungen auf den Arbeitsmarkt möglich, wie die Hans-Böckler-Stiftung nachgewiesen hat.[27] Auch das Arbeitsplatzangebot im Teilzeitbereich ist derzeit noch unbefriedigend, trotz dem neuen Teilzeit- und Befristungsgesetz seit 1. Januar 2001.
4.3 Bleibende Problemgruppen
Das Poldermodell konnte die überproportionale Arbeitslosigkeit von Langzeitarbeitssuchenden, Geringqualifizierten oder Ausländern nicht abbauen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl beträgt knapp 50 % (1997) und ist damit ähnlich hoch wie in Deutschland.[28]
Des Weiteren haben die Niederland wenig in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen investiert.[29]
4.4 Lohnzurückhaltung
Eine Lohnzurückhaltung schwächt die Binnennachfrage, schwächt das Wachstum und fördert keine Beschäftigung.[30] Mehr Kaufkraft durch höhere Einkommen ist entscheidend für langfristige Arbeitsplätze, da sie eine starke inländische Nachfrage schaffen.[31]
Lohnzurückhaltung soll die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern erhöhen. Aber oftmals geben die Unternehmen die Entlastungen nicht zu hundert Prozent an den Kunden weiter, so dass durch Lohnzurückhaltung für Arbeitnehmer ein Verlust an realer Kaufkraft entsteht. Mit dem Ziel für mehr Wettbewerbsfähigkeit könnte zwischen den Ländern eine Abwärtsspirale im Lohnsenkungswettlauf entstehen, die schließlich ein Nullsummenspiel darstellt.[32]
Weiterhin sollte beachtet werden, dass die Finanzierung öffentlicher Ausgaben durch die Schultern der Arbeitnehmerschaft getragen wird. Eine Lohnzurückhaltung könnte demnach auch die Steuereinnahmen zum stagnieren bringen.
Für die Niederlande bedeutet die Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre für 2003 steigende Lohnstückkosten aufgrund geringer Produktivitätsentwicklung und massivem Rückgang der Binnennachfrage.[33] Es herrschen Innovationsdefizite und die Arbeitsproduktivität wächst nur noch halb so schnell wie im EU-Durchschnitt.[34]
Vor diesem Hintergrund wurde am 14.10.2003 ein neues Sozialabkommen zwischen der Regierung und den Tarifpartnern geschlossen, welches wiederum Nullrunden bei Löhnen vereinbart. Auf diese Weise soll die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Im Gegenzug verzichtete die Regierung auf geplante soziale Einschnitte.[35] Allerdings steht diese Lohnzurückhaltungsvereinbarung im klaren Widerspruch zu den Richtlinien des Europäischen Gewerkschaftsbundes hinsichtlich einer europaweit koordinierten Lohnpolitik, welche ein gegenseitiges Lohndumping vermeiden soll.[36]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland und den Niederlanden
Lohnzurückhaltung zielt primär auf eine Senkung der Lohnstückkosten ab. Wenn man die Lohnstückkosten von der Bundesrepublik Deutschland betrachtet, wird deutlich, dass Deutschland bereits niedrige Lohnstückkosten hat. Die Werte liegen hier bei 0,5 %, deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 1 %. Die Exportüberschüsse zeigen, dass kein Arbeitskostenproblem herrscht.[37]
4.5 Vorruhestandsregelungen
Die attraktiven Vorruhestandsregelungen für ältere Arbeitnehmer wurden nicht vollständig zum Austausch „alt gegen jung“ genutzt. Unternehmen besetzten freigewordene Arbeitsplätze nicht neu und konnten so auf einfache Weise ihre Überkapazitäten abbauen.[38]
4.6 Niedrig-Lohngruppen
Durch die Einführung von Niedrig-Lohngruppen hat die Niederlande ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen.[39] Es kommt zu einer großen Lohnspreize zwischen Gering- und Besserverdienten, so dass sich die Einkommensungleichheit vergrößert hat.[40] Die Ungleichheit in der Einkommensverteilung hat zuungunsten der abhängig Beschäftigten zugenommen.
Durch Niedrig-Lohngruppen in Deutschland wird keine Binnennachfrage angeregt, wie oben bereits ausführt. Geringverdiener führen zu einer unzureichenden Entwicklung des privaten Konsums und dies lässt die unternehmerische Investitionstätigkeit stagnieren, da Investitionen an Absatzerwartungen gebunden sind. Die Formel „Mehr Gewinne (durch Lohnkostenersparnis mit Niedrig-Lohngruppen), mehr Investitionen, mehr Beschäftigung“ konnte widerlegt werden, weil nur bei Konsumerwartungen investiert wird und wenig Lohn nicht zu mehr Konsum führt.
4.7 Wirtschaftspolitik
Wie in den Niederlanden finden in der Bundesrepublik Deutschland wirtschaftspolitische Maßnahmen zugunsten von Unternehmen statt. Die Gewinnsteuer beträgt 25 % seit 2001, im Vergleich dazu lag sie 1998 noch bei 45 %.
Für internationale Standort- und Investitionsentscheidungen spielen Steuern auch nur untergeordnete Rolle. Eine gute Infrastruktur und Logistik sowie eine hohe Qualifikation der Beschäftigten sind für diese Entscheidungen viel wichtiger. Zu niedrige Unternehmenssteuern würden diese Voraussetzungen eher gefährden, da dem Staat die Einnahmen fehlen.[41]
Eine Abschaffung der Gewerbesteuer wie in den Niederlanden könnte das so genannte „Interessenband“ zwischen Kommune und Unternehmen kappen, denn kein Unternehmen kann ohne Straßen, Wasserversorgung oder Kanalisation produzieren.[42]
Weitere Steuersenkungen mit einer steigenden Gewinnerwartung für Unternehmen würden nicht zu einem steigenden Arbeitsplatzangebot führen, da nur investiert wird, wenn zusätzlich Produkte verkauft werden können.
4.8 Sonstige Schwächen im Poldermodell
Der gesetzliche Mindestlohn in den Niederlanden verhindert das Abrutschen des Lohngefüges. Allerdings ist er niedriger als 50 % des Durchschnittlohns (2000: 44 %) und fällt damit nach allgemein akzeptierter Definition unter die Armutsgrenze.[43]
Die Reformen der niederländischen Sozialregelungen brachten Überschaubarkeit, nach der großen Zahl von Änderungsgesetzen sind diese aber nunmehr stark fragmentiert und die Überschaubarkeit hat gelitten.[44]
Um die Staatsausgaben zu senken, griffen die Niederlande zu Maßnahmen wie Einfrieren der Sozialleistungen, Einschränkung der Anspruchsberechtigten für Sozialhilfe oder Verkürzung der Anspruchszeit. Dies brachte allerdings nur wenig Kostenersparnis aufgrund von z. B. steigender Antragstellerzahl, so dass die Regierung eher finanzielle Anreize für eine Nicht-Krankschreibung oder Nicht-Antragsstellung von Erwerbsunfähigkeitsrente schaffte.[45] Diese Vorgehensweise, also anstatt „Spar-Manie“ am anderen Ende anzusetzen, könnte der Bundesrepublik neue Impulse geben.
Die hohe Beschäftigungsquote in den Niederlanden wurde durch die Entwicklung des Dienstleistungssektors begünstigt. Im Gegensatz dazu spielt in Deutschland der Verarbeitende Sektor mit einem Beschäftigungsanteil von 35 % (1996) eine größere Rolle.[46] Dies ist ein Vorteil für Deutschland, da in diesem Wirtschaftsbereich eine hohe Produktivitätssteigerung möglich ist. Bei Dienstleistungen gibt es Grenzen der Effizienzsteigerung.[47]
5 Zusammenfassung
Neue Arbeitsplätze, geringe Arbeitslosigkeit, Konsolidierung des Staatshaushaltes – dies haben die Niederlande erreicht. Ein andauerndes Zusammenspiel von Regierung und Sozialpartner und einzelne Reformen über eine lange Zeit haben dieses Ergebnis unterstützt.
Im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland gibt es aber kulturelle und institutionelle Unterschiede, so dass das Poldermodell nicht einfach importierbar zu sein scheint.
Die Kehrseite des Beschäftigungswunders ist ein starkes Anwachsen der ungesicherten Arbeitsverhältnisse mit unerwünschten sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Eine Lohnmäßigungspolitik in Deutschland würde zu einem weiter steigenden Ausfall der Inlandsnachfrage führen.
Aber nach über 20 Jahren Reformerfahrung in den Niederlanden kann aus Fehler gelernt werden. Dies sollte die Bundesrepublik nutzen und sich nicht den Luxus der Langsamkeit oder Stillstands leisten.
Literaturverzeichnis
A. Fachbücher
Kaufmann, Franz-Xaver: Herausforderungen des Sozialstaates, 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997
Kleinfeld, Ralf: Was können die Deutschen vom niederländischen „Poldermodell“ lernen? in: Schmid, Josef: Wohlfahrtsstaat: Krise und Reform im Vergleich, Metropolis-Verlag, Marburg 1998
Schmid, Josef: Arbeitsmarktpolitik im Vergleich in: Schmid, Josef: Wohlfahrtsstaat: Krise und Reform im Vergleich, Metropolis-Verlag, Marburg 1998
Schmid, Josef: Wohlfahrtsstaaten im Vergleich, 2. Auflage, Leske + Budrich, Opladen 2002
Visser, Jelle/Hemerijck, Anton: Die pragmatische Anpassung des niederländischen Sozialstaates - ein Lehrstück? in: Leibfried, Stephan/Wagschal, Uwe: Der deutsche Sozialstaat. Bilanzen - Reformen - Perspektiven, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2000
B. Fachartikel
Kleinknecht, Alfred: Schattenseiten des niederländischen Beschäftigungswunders, in: WSI-Mitteilungen 06/2002, Hans-Böckler-Stiftung
http://www.boeckler.de/rde/xchg/SID-3D0AB75F-674BE0D3/hbs/hs.xsl/169_11277.html
http://www.boeckler.de/pdf/wsimit_2002_06_kleinknecht.pdf
Clare, Richard/Paternoster, Anne: Mindestlöhne in der Europäischen Union, in: Statistik kurz gefasst 10/2003 Thema 3
http://www.eu-datashop.de/download/DE/sta_kurz/thema3/nk_03_10.pdf
Schulten, Thorsten/Mühlhaupt, Bernd: Nullrunden in den Niederlanden, in: Mitbestimmung 12/2003, Hans-Böckler-Stiftung
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http://www.boeckler.de/pdf/magmb_2003_04_schulten.pdf
Schulten, Thorsten: Tarifpolitik in Europa 2001/2002 in: WSI-Mitteilungen 07/2002, Hans-Böckler-Stiftung
http://www.boeckler.de/rde/xchg/SID-3D0AB75F-674BE0D3/hbs/hs.xsl/169_11290.html
http://www.boeckler.de/pdf/wsimit_2002_07_schulten.pdf
Werner, Heinz: Beschäftigungspolitik erfolgreicher Länder, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 34-35/98
Werner, Heinz: Kann Deutschland von den Niederlanden lernen?, in: IABkurzbericht Nr. 12 / 12.12.1997
http://www.iab.de/asp/order/vvzjahr.asp?doktyp=kb&jahr=1997
http://doku.iab.de/kurzber/1997/kb1297.pdf
„Beschäftigungspoltisch erfolgreiche Länder haben die kürzesten Arbeitszeiten“, Pressemitteilung 23.06.2003, Hans-Böckler-Stiftung
http://www.boeckler.de/rde/xchg/SID-3D0AB75F-7827D7D0/hbs/hs.xsl/320_28671.html
Internationaler Reformmonitor, Ausgabe 8, Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2003
http://www.reformmonitor.org/index.php3?mode=publications
Wirtschafts- und Sozialreformen, Information der Niederländischen Botschaft, Bonn 1997
http://www.niederlandeweb.de/de/content/community/Wirtschaft/Wirtschaft/Reformen/Reden%20und%20Presse/Rede%20Maerz97/start_html/viewHTML
„Mehr Einkommen, mehr Kaufkraft!“, Broschüre ver.di - Tarifbewegung 2003, Februar 2003
„Exportweltmeister Deutschland“, Argumente 05/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
„Lohnnebenkosten senken? Kaufkraft stärken!“, Argumente 02/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
„Unternehmen besteuern!“, Argumente 06/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
„Gemeindefinanzen stärken“, Argumente 08/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit erkläre ich ehrenwörtlich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbstständig angefertigt wurde, ohne Verwendung von unerlaubten Hilfsmitteln und ohne Mithilfe von Dritten.
Leipzig, den 27.02.2004
Tanja Kober
Anlage
Leistungsnachweis Diplom Grundstudium
[...]
[1] gemäß Eurostat 10/2003
[2] gemäß Eurostat 10/2003
[3] Werner [1998], S. 3
[4] Schmid [1998[ S. 143
[5] Schulten/Mühlhaupt [2003], S. 45
[6] Internationaler Reformmonitor, Ausgabe 8, Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2003, S. 82 ff.
[7] Schmid [2002], S. 187
[8] Kleinfeld [1998], S. 114 und S. 117
[9] Kleinfeld [1998], S. 117 f.
[10] Kleinfeld [1998], S. 122
[11] Clare/Paternosterne [2003], S. 4
[12] Kleinfeld [1998], S. 126
[13] Wirtschafts- und Sozialreformen, Information der Niederländischen Botschaft, Bonn 1997
[14] Werner [1997], S. 8
[15] Werner [1997], S. 8
[16] Kleinfeld [1998], S. 122 f.
[17] Kleinfeld [1998], S. 128 f.
[18] Visser/Hemerijck [2000], S. 470
[19] Werner [1997], S. 8
[20] Werner [1998], S. 10
[21] Visser/Hemerijck [2000], S. 469 f.
[22] Kleinfeld [1998], S. 124 f.
[23] Werner [1998], S. 10
[24] Kleinfeld [1998], S. 137
[25] Kleinfeld [1998], S. 136
[26] Kleinfeld [1998], S. 132
[27] „Beschäftigungspoltisch erfolgreiche Länder haben die kürzesten Arbeitszeiten“,
Pressemitteilung 23.06.2003, Hans-Böckler-Stiftung
[28] Visser/Hemerijck [2000], S. 459
[29] Schmid [2002], S. 199
[30] „Lohnnebenkosten senken? Kaufkraft stärken!“, Argumente 02/04 der ver.di Ressort 2
Wirtschaftspolitik
[31] „Exportweltmeister Deutschland“, Argumente 05/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
[32] Schulten/Mühlhaupt [2003], S. 45 ff.
[33] Schulten/Mühlhaupt [2003], S. 46
[34] Kleinknecht [2002]
[35] Schulten/Mühlhaupt [2003], S. 46 f.
[36] Schulten/Mühlhaupt [2003], S. 47
[37] „Mehr Einkommen, mehr Kaufkraft!“, Broschüre ver.di - Tarifbewegung 2003, Februar 2003, S. 8 f.
[38] Visser/Hemerijck [2000], S. 465
[39] Kleinfeld [1998], S. 115
[40] Visser/Hemerijck [2000], S. 460
[41] „Unternehmen besteuern!“, Argumente 06/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
[42] „Gemeindefinanzen stärken“, Argumente 08/04 der ver.di Ressort 2 Wirtschaftspolitik
[43] Schulten [2002], S. 387
[44] Kleinfeld [1998], S. 123
[45] Visser/Hemerijck [2000], S. 465 f.
[46] Werner [1998], S. 10
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Poldermodell?
Das Poldermodell bezieht sich auf die niederländische Herangehensweise an wirtschaftliche und soziale Probleme, die durch Konsens und Zusammenarbeit zwischen Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften gekennzeichnet ist.
Was sind die Hauptelemente des Poldermodells?
Zu den Hauptelementen gehören Einkommenspolitik (Lohnzurückhaltung), Wirtschaftspolitik (Steuererleichterungen, Förderung von Existenzgründungen), Sozialpolitik (Kostenbeherrschung im Sozialstaat, Wiedereingliederung von Problemgruppen) und Arbeitsmarktpolitik (aktive Arbeitsförderung, flexible Arbeitsverhältnisse).
Was bedeutet "beschäftigungspolitisch erfolgreich" im Kontext dieser Arbeit?
Ein Land gilt als beschäftigungspolitisch erfolgreich, wenn die Arbeitslosigkeit nachhaltig sinkt oder bereits niedrig ist und die Beschäftigung kontinuierlich steigt oder ein hohes Niveau erreicht hat.
Was sind Lohnstückkosten?
Die Lohnstückkosten sind die Lohnkosten je Produkteinheit.
Was ist das Abkommen von Wassenaar?
Das Abkommen von Wassenaar ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 1982 zwischen der niederländischen Regierung und den Tarifpartnern, die Lohnzurückhaltung im Gegenzug für Arbeitszeitverkürzung und Verringerung der Lohnnebenkosten vorsah.
Was sind Melkert-Jobs?
Melkert-Jobs sind staatlich subventionierte Arbeitsplätze, die in den Niederlanden zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit geschaffen wurden.
Was sind die Vor- und Nachteile der Lohnzurückhaltung?
Vorteile können eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sein. Nachteile sind eine Schwächung der Binnennachfrage und ein potenzieller Verlust an realer Kaufkraft für Arbeitnehmer.
Inwiefern sind flexible Arbeitsverhältnisse im niederländischen Arbeitsmarkt verbreitet?
Flexible Arbeitsverhältnisse wie Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge sind in den Niederlanden sehr verbreitet, insbesondere Teilzeitarbeit, die einen hohen Anteil an der Gesamtbeschäftigung ausmacht.
Welche Rolle spielt die Teilzeitarbeit im Poldermodell?
Teilzeitarbeit wird als eine wichtige Strategie zur Steigerung der Beschäftigung in den Niederlanden angesehen, insbesondere für Frauen. Sie wird durch den Abbau von Nachteilen und die arbeits- und sozialrechtliche Gleichstellung zur Vollzeitarbeit gefördert.
Welche Kritikpunkte gibt es am Poldermodell?
Zu den Kritikpunkten gehören die überproportionale Arbeitslosigkeit von Langzeitarbeitssuchenden, Geringqualifizierten und Ausländern, geringe Investitionen in Aus- und Weiterbildung, ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen durch Niedrig-Lohngruppen und die potenziellen negativen Auswirkungen der Lohnzurückhaltung auf die Binnennachfrage.
Ist das Poldermodell auf Deutschland übertragbar?
Die Arbeit untersucht die Übertragbarkeit des Poldermodells auf Deutschland und weist auf kulturelle und institutionelle Unterschiede hin, die eine einfache Übertragung erschweren könnten. Es wird betont, dass aus den Fehlern der niederländischen Reformen gelernt werden kann.
Was sind die bleibenden Problemgruppen im Poldermodell?
Das Poldermodell konnte die überproportionale Arbeitslosigkeit von Langzeitarbeitssuchenden, Geringqualifizierten oder Ausländern nicht wesentlich abbauen.
- Quote paper
- Tanja Kober (Author), 2004, Reorganisation des Arbeitsmarktes in den Niederlanden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108960