Kunst und Garten


Hausarbeit, 2003

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der Naturgarten - ein Erlebnisraum zwischen strenger Ordnung

und romantischem Chaos

Der Naturgarten als Idee

Das Gesicht des Naturgartens

Qualitätslabel »Naturpark«

HighTech und Natur

Pflanzen des BUSH´s

Tiere des BUSH´s

Landschaftsgestaltung ist vor allem Kultur – nicht Natur.

Die Zen Gärten

Die »Willis« und »Bumstis«

Einleitung

Man sitzt still am Fluß und das Leben zieht vorüber, heißt es fernöstlicher weise. Oder man sitzt im Garten, auch hier zieht das Leben vorbei. Im Wechsel der Jahreszeiten sind Gedeihen und Sterben ein reales Ereignis und ein altvertrautes Sinnbild für den Lauf der Welt.

Zeige mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist? Der bepflanzte Freiraum ist ein Spiegel von Seele und Weltbild. Als Ankerplatz für ein schönes Gefühl, der Sehnsucht nach Ruhe und Glück. Schon der Philosoph Epikur hatte am Eingang zu seinem Garten bei Athen die Inschrift angebracht »Freund, das ist ein guter Ort, hier wird nichts mehr verehrt als das Glück«.

Jedoch woher kommt die Idee des Gartens?

Am Anfang war das Paradies. Der uralte Mythos vom Garten Eden beschreibt eine fundamentale Sehnsucht der Menschheit. Im Paradies lebten die ersten Menschen in vollkommenem Frieden und im Einklang mit der Natur. Und dieses natürliche, harmo–nische Leben kann man sich nur in einem Garten vorstellen. Der alte Menschheitstraum hat sehr früh ein Bild und einen Namen gefunden: »pair-dae´za«.

Das bedeutet im Altiranischen »Umwallung«. Aus dem Altiranischen wird es zu »Paradies«, was in unsere Sprache übersetzt »Lustgarten« oder »Wonnegarten« heißt. Als einen umwallten Lustgarten also stellten sich die Menschen seit je den Ort ihrer Sehnsucht nach Überwindung der menschlichen Gebrechen und Unvollkommenheiten vor. Und von daher ist der Garten ein utopisches Wunschbild.

Entscheidend an der Geschichte vom Garten Eden ist nicht etwa, ob es einen solchen Urgarten je gegeben hat, wie er gestaltet war und wo er gelegen haben mag. Der Garten Eden wird nur deshalb ein unerschöpfliches »Vorbild« und fernes Ziel von vielen großen Gartenanlagen über die Jahrhunderte hinweg, weil es nur als ein »literarisch vermittelter Mythos existiert. Es ist der Urtraum der Menschheit vom paradiesischen Leben, von Sorglosigkeit, Gesundheit und immerwährendem Glück. Garten bedeutet immer gestaltete Sehnsucht; man möchte das verlorene Paradies auf die Erde zurückholen und der Weg zu diesem Ziel gelingt nur über die Versöhnung mit der Natur, was, vor allem in der heutigen Zeit, weitestgehend nur über die Kunst erfolgen kann«.

Der Naturgarten - ein Erlebnisraum zwischen strenger Ordnung und romantischem Chaos

In verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstehen unterschiedliche Gärten - verwunschene und verwilderte, kühle und strenge, lustvolle und üppige, lauschige und karge. Gartenmoden und -formen lösen sich in regelmäßigen Abständen ab; sie sind Zeugen von Veränderungen, die in uns selbst und in unserer Umgebung vor sich gehen. Gärten lehren uns auch mit dem Lebendigen umzugehen, die darin lebenden Pflanzen und Tiere - und seien sie auch noch so klein und unbedeutend - zu achten. Sie zeigen uns die ökologischen Zusammenhänge auf, etwa dass ein bestimmtes Insekt nur auf einer bestimmten Futterpflanze, zum Beispiel auf der Brennnessel, überleben kann und so wiederum zur Nahrung der im Garten erwünschten Vögel wird.

Die Naturgartenidee hat sich seit den siebziger Jahren trotz anfänglicher heftiger Ablehnung bei manchen eingefleischten Gärtnern und Gärtnerinnen immer mehr durchgesetzt. Ein naturnaher, üppig wachsender Garten strahlt eine etwas chaotische Romantik aus, appelliert an unsere Lust, auszubrechen, aber auch frei zu gestalten oder faul in den Tag hinein zu leben. Der Naturgarten ersetzt das Harte durch das Weiche, das Geometrische durch das Geschwungene, das Ordnende durch das verwirrend Labyrinthische. Er wird zum Ort des Aufbruchs, wobei diese kleine Revolte nicht nur in den Gemüse- und Blumenbeeten, auf den Kiesflächen, den Fett- und Magerwiesen, in den Teichen und Biotopen oder im Komposthaufen, sondern auch in den Pflanzentrögen und -töpfen auf der Terrasse stattfinden kann. Die Naturgartenidee wendet sich gegen die zwanghafte Bekämpfung von Leben mit Unkrautvertilgern, gegen das «pflegeleichte» Einheitsgrün mit Zwergkoniferen, kriechendem Cotoneaster, Tagetes und Fleissigen Lieschen sowie langweiligen Rasenflächen. Im Garten sollen die Spuren und Vorlieben der Benutzer ablesbar sein: Bemooste Plätze, überwachsene Platten- und Kieswege, zufällige Trampelpfade, niedergetretenes Gras, Ast- und Blätterhaufen und von wildem Grün überwucherte Hinterhöfe zeugen von Lebensqualität. Diese aus-ufernde Vegetation verändert nicht nur die Grünanlagen in den Städten und die Privatgärten, sie beeinflusst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Naturgarten als Idee

Die Kultivierung von Wildpflanzen geht auf die Anfänge der Gartenkunst zurück. Ein Pionier des Naturgartens war im 18. Jahrhundert der englische Dichter und Kritiker Alexander Pope (1688-1744). Um sein Landhaus in Twickenham an der Themse schuf er eine kunstvolle Wildnis, welche die Natur ausserhalb des Gartens mit einbezog. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nahmen William Robinson und Gertrude Jekyll die Idee der Wildnis im Garten wieder auf. Sie pflanzten Blumen in ihrer natürlichen Umgebung in Feuchtbiotopen, im Steingarten, in einer Alpwiese, am Waldrand. In ihren Gärten fanden einheimische wie fremdländische Pflanzen Platz, diese blieben zur Abhärtung dann sich selbst überlassen. In seinen bahnbrechenden Büchern «The Wild Garden» und «The English Flower Garden» fordert Robinson für die formalen Gärten seiner Zeit mit ihren strengen Teppichbeeten einen Platz für wild wachsende, sich frei entfaltende Pflanzen. Alle ein-, zwei- oder mehrjährigen Pflanzen, die sich im englischen Klima akklimatisieren konnten, sah er als natürlich an. In informeller Art kombinierte er einheimische Pflanzen mit exotischen und pflanzte Massen von Narzissenzwiebeln ins Gras zum Verwildern.

Als eigentlicher Naturgartenpionier unserer Zeit gilt Louis G. Le Roy, der mit seinem 1974 erschienenen Buch «Natur ausschalten - Natur einschalten» das Walten der natürlichen Prozesse, Werden und Vergehen, Wachsen und Absterben zum Prinzip erhob. Seine Thesen zum Umgang mit der Natur als Gestaltungsprinzip beziehen sich indes vor allem auf die Planung städtischer Grünanlagen, auf das Zurückholen der Natur in Siedlungen, Fabrik- und Büroareale, auf Verkehrsinseln und an die Strassenränder.

In zwölf Ausgangspunkten plädiert Le Roy für die Totalität der Lebensformen und die Funktion der Stadt als Oase. Für einen Naturgarten wünscht er sich verschiedene Mikroklimas, damit sich vielfältigere Pflanzen ansiedeln, diese wiederum werden von mehr Insekten besucht, was die Stabilität der Lebensgemeinschaft stärkt. Bodenversiegelung und Monokulturen im Garten lehnt er ab, denn sie stören das natürliche Gleichgewicht. Nicht Farbe, Form und Gestaltungswille machen einen Naturgarten aus, sondern das, was darin stattfindet. In den Niederlanden hat sich - angeregt vom Vordenker Le Roy - in einigen beispielhaften Anlagen eine Synthese zwischen herkömmlicher und naturnaher Gartengestaltung entwickelt, etwa in den Schöpfungen von Henk Gerritsen und dem Maler Ton ter Linden. Innerhalb formaler Elemente wie Hecken, Rabatten und Rasenwegen finden sich dort chaotisch erscheinende Pflanzungen, die Pioniere wie Seifenkraut, Karde und Königskerze mit Wild- und Kulturstauden kombinieren. So entstehen üppige Gartenbilder, welche geringe Pflege - wenig Wässern - und nur geringe Eingriffe nötig machen. (Der Garten von Ton ter Linden wird wohl mit der Zeit ganz verwildern, da sein Besitzer beschlossen hat, sich auf das Malen zu konzentrieren und die Pflanzen sich selbst zu überlassen.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Schweiz gilt der früh verstorbene Wildstaudengärtner und Gestalter Andreas Winkler als Pionier des Naturgartens. Um Gärtnern eine praktische Anleitung zu geben, hat er den Begriff des naturnahen Ziergartens geprägt. Darin werden nicht aus-

schliesslich bestimmte Lebensgemeinschaften gefördert, sondern Wildblumen vor allem nach Farben und Arten zusammengestellt. Wiesenblumen lassen sich etwa mit Pflanzen der Feucht- und Schuttflächen kombinieren. Für Winkler ist ein solcher Garten »ein weites Feld von Pröbeleien«.

Das Gesicht des Naturgartens

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde unsere Landschaft von Hecken, Feldgehölzen, frei stehenden Bäumen und Obstgärten geprägt. Eine so gegliederte Landschaft strahlt Geborgenheit aus. Gehölze und Hecken lassen sich auch im Garten ansiedeln und sorgen mit dem zwischen ihnen stattfindenden Spiel von Licht und Schatten, dem Wechsel von kleinräumiger Enge und unerwarteten Ausblicken für Abwechslung. Einheimische Gehölze bilden das ökologische und gestalterische Rückgrat des Naturgartens. Eine hohe, als Windschutz dienende Hecke kann aus verschiedenen Weidearten, aus Feldahorn, Erle, Hasel, Süss- und Kornelkirsche bestehen, eine niedrigere Hecke aus Heckenrosen, Weiss- und Schwarzdorn, Schneeball, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Sanddorn und Holunder. Je strukturierter eine Gehölzpflanzung ist, desto vielfältigere Lebensräume bietet sie: Neben den von Vögeln beanspruchten Rückzugs- und Nistplätzen kann und wird der Heckensaum sowie Laub- und Asthaufen unter der Hecke von Igeln und Blindschleichen genutzt, aber auch von Pilzen und Moosen besiedelt. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wird in einem normalen, geschnittenen Rasen nicht mehr gedüngt und kein Unkrautvertilger mehr verwendet, entsteht mit der Zeit ein Naturrasen, der mit Gänseblümchen, Günsel, Wiesensalbei, Veronica, verschiedenen Kleearten, Prunella und anderen Blumen sehr artenreich sein kann. Lässt man den Rasen einige Zeit wachsen, beginnen die Pflanzen wie Blumenteppiche reich und dicht zu blühen. Werden diese Rasenflächen während mehrerer Jahre als Wiese mit lediglich zwei bis drei Schnitten im Jahr genutzt, blühen die Blumen weniger dicht, einige verschwinden, dafür stellen sich neue ein. Auch mit selbst gezogenen Setzlingen von Lichtnelken, Klatschmohn, wilden Malven und anderen lassen sich Wiesen gezielt verbessern. Eine Blumenwiese ist zum einen Schmuckstück, zum andern bietet sie mit Verstecken und unterschiedlichen Strukturen Lebensraum für viele Tiere.

Ein Blumenmeer vom Frühjahr bis zum Spätherbst, dazu dekorative Samenstände von Stauden und farbige Früchte von Blütengehölzen während des Winters bleiben das erklärte Ziel der meisten Gärtner. Im Naturgarten sollten vor allem Wildstauden angesiedelt werden. Wichtig ist dabei die standortgerechte Verwendung der Pflanzen, da die meisten von ihnen bestimmte Ansprüche an Sonneneinstrahlung und Bodenbeschaffenheit haben. Auch Blütezeit und Blütenfarbe, die Bestimmung von Leitpflanzen und Begleitstauden spielen bei der Anlage von Staudenpflanzungen eine Rolle. Wer die Pflanzung nicht ihrer eigenen Dynamik von Selbstaussaat oder dem Verschwinden einzelner Arten überlassen will, muss mit Ausjäten und Nachpflanzen steuernd eingreifen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Denkt man an eine Wasserstelle im Garten, fällt einem ein vielzitiertes Wort von Kurt Tucholsky ein, denn das Wasser inspiriert dazu, »die Seele baumeln zu lassen«. Für Ruhe, Meditation und stille Beobachtung eignen sich ein Teich, ein Becken oder auch eine Pfütze gleichermassen gut. Ein Gewässer verändert sich schnell, wird trüb, schlammig, kristallklar, Pflanzen beginnen am und im Wasser zu wuchern, Tiere finden sich ein und verschwinden wieder. Besonders gross ist die Lebensaktivität in warmen, an der Sonne liegenden Gewässern, wobei sich dort allerdings auch die Algen schneller entwickeln. Schattenstellen sind zwar weniger farbenprächtig, beherbergen aber oft speziellere, dem Standort angepasste Tier- und Pflanzenarten. Wichtig sind Flachufer am Teich als Aufenthaltsort für Amphibien und als idealer Platz für Sumpfpflanzen wie Blutweiderich, Wasserdost, Sumpfstorchenschnabel, gelbe Sumpfschwertlilie, Sumpfdotterblume, blaue Iris sibirica und Sumpfvergissmeinnicht, silbrigen Frauenmantel oder verschiedene Gräser. Da Wasserpflanzen sich schnell ausbreiten, soll der Weiher eher spärlich bepflanzt werden. Wasserstellen sind auch Vogeltränken und locken manchmal gar Fledermäuse an, im Flug zu trinken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein relativ neues, naturgerechtes Vergnügen bieten Schwimmteiche im Garten, die ein unbepflanztes Schwimmbecken und ein bepflanztes Biotop miteinander verbinden. Diese «Mini- Seen» können zwar nicht fertig gekauft werden, garantieren dafür eine längere Badesaison, weil das Wasser im Biotopbereich vorgewärmt wird. Da sie ohne Umwälzpumpe funktionieren, brauchen sie keine Energie. Wegen der Pflanzen, die das Wasser - wenn auch nicht glasklar - reinigen, entfällt das Absaugen von Schlamm. Dank den Kreisläufen von Pflanzen und Tieren ist die Wasserqualität stets gut genug zum Baden.

Ausschnitt aus der NZZ Tagesausgabe

Neue Zürcher Zeitung LEBENSART Samstag, 03.06.2000 Nr.128 111

Qualitätslabel ªNaturpark´

Die Stiftung Natur & Wirtschaft hat zum Ziel, die natürliche biologische Vielfalt von und durch naturnah gestaltete Firmenareale, zu fördern. Als einzige Institution der Schweiz verleiht sie das unabhängige Qualitätslabel »Naturpark« für naturnahe Firmenareale. Das Label sichert die naturschützerische Qualität naturnaher Firmenareale und schafft gleichzeitig eine positive PR-Wirkung für die ausgezeichneten »Naturparks«.

10 Prozent der über 190 bereits mit dem Qualitätslabel »Naturpark« ausgezeichneten Areale kommen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich. Ein naturnah gestalteter Garten tut der Natur gut und auch der menschlichen Seele.

In wissenschaftlichen Kreisen wird die positive Wirkung von naturnahen Gärten diskutiert und erforscht. Die Gartentherapie ist weltweit im Kommen und in den USA und Grossbritannien ist die »horticultural therapy« bereits als Wissenschaft etabliert.

Ein naturnaher Garten ist ein Ort an dem man sich wohl fühlen kann und entspannen kann. Er kann ein wichtiger Gegenpol sein zur Beschleunigung unseres Alltags. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass ein beträchtlicher Anteil der bis heute mit dem Qualitätslabel »Naturpark« zertifizierten Areale Klinikanlagen sind. Die meisten dieser Parks wurden zwar nicht explizit als Therapiegärten gestaltet, die Wirkung eines naturnahen Gartenkonzeptes geht aber in dieselbe Richtung.

Bäume und Gärten in nächster Nähe zur Haustür seien ein wichtiger Faktor, um den Gemeinschaftssinn zu fördern. Nach einer Operation verlaufe die Heilung schneller, wenn der Blick aus dem Fenster ins Grüne reiche, wie Wissenschaftler der Texas A&M University nachweisen konnten. Allein das Betrachten einer Blume könne den Blutdruck senken. Mit der wissenschaftlichen Erklärung von solchen Phänomenen steht man noch am Anfang, die Erfolge scheinen aber mit dem Abbau von Stress einher zu gehen.

Bei der Gestaltung von Gärten gibt es auch Gefahren zu berücksichtigen. Psychisch kranke Menschen können sich überfordert fühlen durch einen zu üppigen oder stark duftenden Garten und empfinden weite Ausblicke als Störfaktor. Sie suchen Orientierung, weshalb zum Beispiel ein einfaches Wegsystem wichtig ist.

Ein Naturgarten kann zusätzlich das Bewusstsein der Menschen für die Natur verändern. Der Mensch braucht Orte der Identifikation. Ein Naturgarten im Lauf der Jahreszeiten dient dieser Identifikation und mit ihm lassen sich Erinnerungen verknüpfen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

HighTech und Natur

Im modernen Leben entsteht ein starkes Verlangen nach dem natürlichen Erlebnis, nach einer Pflanze. Denn die Natur ist Pflanze- ja sie ist ein Dschungel. Hightech hat unter einem Kuppeldach die perfekte Dschungel-Illusion möglich gemacht.

»Burger´s Bush« im holländischen Arnheim beinhaltet das größte Stück tropischen Regenwalds in Europa. Eine freitragende Stahlkonstruktion, über einem Hektar Grünfläche, ist mit Spezialfolien abgedeckt, die alle Wellenlängen des Lichts durchlassen. Drinnen sind es 26 Grad plus und eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent, während draußen Minusgrade herrschen. Durch eine Schleuse kann man ein fantastische Tropenlandschaft bewundern, mit Wasserfällen und Hängebrücken in einem Papyrussumpf. Die Besucherzahl überschreitet an manchen Tagen sogar 5000 begeisterte Menschen.

Pflanzen des BUSH¬s

Für den BUSH wurde ein Boden auf der Grundlage von grobem Sand gewählt. Dieser ist sehr arm an Nährstoffen und läßt Wasser gut durchsickern. Nährstoffmangel ist für fast alle Böden tropischer Regenwälder kennzeichnend: Der größte Teil der zirkulierenden Nährstoffe wird in den Pflanzen selbst gespeichert, nicht im Boden. Um den Boden auf natürliche Art mit Nährstoffen zu versehen und ihn vor Austrocknung oder Überhitzung durch die Sonne zu schützen, wurde eine dicke Schicht aus abgestorbenen Blättern, Zweigen und Baumrinde eingebracht. Die in dieser Mulch-Schicht vorhandenen »holländischen« Kellerasseln, Zecken, Springschwänze, Schnecken und Tausendfüßler sorgen für die Zersetzung des Materials in Humus. Unterstützt werden sie dabei von einigen »gekauften« tropischen Vertretern dieser Organismen. Mit dem Mulch kamen auch zahllose mineralisierende Schimmel und Bakterien in den BUSH. Diese unersetzlichen Organismen verarbeiten Humus zu verwertbarer Pflanzennahrung. Außerdem leben Schimmelpilze in Symbiose mit Pflanzenwurzeln und leisten so einen wichtigen Beitrag für die Ernährung der Bäume. Nach einer Anlaufphase sorgen die tropischen Pflanzen für Laub und Zweige, so dass die Humusbildung weitergeht.

Ein natürlicher tropischer Regenwald ist das Produkt einer oft Jahrhunderte dauernden Entwicklung. Darin werden die diversen Stadien (vom Pionierwald über den sekundären zum primären Wald) durch die besonderen Baumarten gekennzeichnet, die sich an einen immer höheren, dunkleren, feuchteren und windstilleren Wald anpassen, in dem das Mikroklima immer konstanter wird. Für den BUSH wurden Elemente aus allen drei Entwicklungsstadien gleichzeitig angepflanzt. Es wurde eine Art Mosaik von schnell wachsenden, großblättrigen Pionierarten wie Sonnenschirmbäumen (Cecropia), Balsabäumen (Ochroma), Bananen (Musa) und Papayas (Carica) eingebracht, die

schnell für Schatten und Schutz anderer empfindlicher Pflanzen sorgten. Im sekun-dären Wald leben auch verschiedene schnell wachsende Pflanzen wie Kapok (Ceiba) und Laubholzzedern (Cedrela), die ebenfalls angepflanzt wurden, wodurch schon nach zwei Jahren ein abwechslungsreicher und hochgewachsener offener Wald vorhanden war. Im Schatten dieser Bäume entwickelten sich diverse Baumarten des primären Waldes. In der tiefen Dunkelheit auf dem Boden eines natürlichen Regenwaldes (nur 1% des Sonnenlichts erreicht den Waldboden) wachsen junge Bäume langsam oder gar nicht. Erst, wenn ein Loch im Blätterdach entsteht, nimmt das Längenwachstum plötz-lich zu. Im BUSH reichte das vorhandene Licht dafür aus, dass Bäume wie Durian (Durio), Rambutan (Nephelium), Meranu (Shorea) und Parakautschukbaum (Revea) schnell mehrere Meter hoch wuchsen. Nach sechs Jahren war der Wald schon so dicht, dass Lichtmangel die natürliche Verjüngung von Pionierarten unmöglich machte. So wie sich der künstliche Wald weiter entwickelt, verändert sich nicht nur das Mikroklima, sondern auch die Zusammensetzung der Arten. Licht liebende Kräuter können sich nur noch an den Wegrändern oder den Ufern breiter Gewässer halten. Dagegen kann die Anzahl Schatten liebender Arten stark erweitert werden. Durch das Auswachsen der Bäume entstehen geeignete Standorte für neue Pflanzenarten. Epiphytische Pflanzen wie Farne, Bromelien, Orchideen und andere Gewächse erobern sich einen Platz auf den Bäumen. Sie müssen mit Schlingpflanzen und Lianen konkurrieren. Diese “un-gestümen” schnell wachsenden Pflanzen werden nur mit großer Vorsicht eingesetzt.

Im Jahr 1988 wurden 15.000 Einzelpflanzen, verteilt auf etwa 1500 Arten in 148 Pflanzenfamilien, eingesetzt.

Tiere des BUSH¬s

Beim Einsetzen von Tieren in den BUSH wird gut darüber nachgedacht, welche ökologischen Konsequenzen dies mit sich bringen kann. Was frisst ein Tier und wieviel? Von welchen anderen Tieren wird es selber gefressen? Gibt es Möglichkeiten zum Nestbau? Ist das Tier ein Eierräuber oder Nestzerstörer? Gräbt oder nagt es? Gefährdet es die Besucher? Ist es territorial, nacht- oder tagaktiv? Immer wieder muss abgewägt werden ob eine Nische, ein Platz im Ökosystem vorhanden ist. Viele der eingesetzten Arten haben eine biologische Funktion als Futtertier oder Schädlingsbekämpfer, andere bestäuben Blumen, reinigen das Wasser oder “säubern” den Boden von totem Material.

Um die Verbreitung von Krankheitskeimen so weit wie möglich auszuschließen, verbringt jeder neue Bewohner eine Quarantäne in einem Akklimatisierungskäfig. Hier wird das Tier einige Tage beobachtet und von einem Tierarzt untersucht. Nach der Freilassung stehen den Tieren auch weiterhin die Akklimatisierungkäfige zur Verfügung. Hier können sie immer Futter finden. So bleibt die Möglichkeit erhalten, später über das Futter bei Bedarf noch Medikamente zu verabreichen.

In Folge des Einsetzens Insekten fressender Vögel nahm die Zahl der fliegenden Insekten vorerst stark ab. Dies ging soweit, dass Nahrungsknappheit bei den Eidechsen, Kröten und Fröschen drohte. Heute werden wöchtenlich Fliegen zugesetzt. Es handelt sich dabei um Mutanten, die nicht fliegen können und dadurch für die Fliegen fangenden Vögel nicht so interessant sind. Die verschiedenen Völker der stachellosen Bienen (Melipona) haben die Jagd durch die Vögel bislang überleben können. Die Bienen sind als Blütenbestäuber für das Ökosystem von sehr großer Bedeutung. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Terekay-Schildkröten (Podocnemis unifilis) teilen ihr Becken mit Seekühen (Trichechus manatus), deren schlecht verdaute Ausscheidungen sie gerne fressen. Die Asiatischen Zwergotter (Aonyx cinera) werden ebenso wie die Erdferkel (Orycteropus afer) und die Wasserschweine (Hydrochoerus hydrochaeris) in abgegrenzten Gehegen gehalten. Das Gehege des Brillenkaiman (Caiman crocodylus) ist außerdem zum Schutz der Vögel mit einem Netz abgesperrt. Alle anderen Tiere leben frei in der Halle.

Wenn auch schon Burgers’ Bush eine Premiere mit Weltformat ist - dabei blieb es nicht. Denn nach der Öffnung der Mangrovenhalle (1992) kann der Besucher seit 1994 auf Entdeckungstour durch die lebende Wüste gehen.

Burgers’ Desert präsentiert eine Landschaft, die einen naturgetreuen Eindruck der nordamerikanischen subtropischen Sonora-Wüste vermittelt. Diese Wüste besteht aus Sandebenen, vielen Felsformationen, Canyons, trockenen Flußbetten und natürlich einer Oase. Auch die charakteristischen Kakteen - manche mehr als sechs Meter hoch und älter als 100 Jahre - sowie die Zwergbäume und selbst Palmen vermitteln einen realistischen Wüsteneindruck. Typische Wüstentiere bewegen sich frei in der Landschaft. Giftige Schlangen und Skorpione werden natürlich in sicherem Abstand gehalten und größere Tiere wie Pekaris, Dickhornschafe und rote Luchse sind ebenfalls in ihrer heimischen Umgebung zu bewundern. Die Wüste wird auch von einem bekannten Filmstar bewohnt, dem Roadrunner oder Rennkuku, bei den Kindern besser als ‘Miep-miep’ aus dem Zeichentrickfilm bekannt.

Die Erfolgsformel von Grün, warm und gestaltetem Abenteuer hatten aber schon andere Branchen zuvor entdeckt. Wer in Los Angeles oder New York die »Banana Republic« betrat, fand sich in einem Dschungel wieder.

Manchmal wird Grün zwecks Stimmungshebung auch nur in kleinen Dosen inmitten von High Tech, Stahl und Glas präsentiert. Zum Beispiel wenn Stardesigner Philippe Stark in einem Hotel in Miami Beach grüne Äpfel auf einem silbernen Händchen neben der Zimmertür anbieten lässt.

Die Grüninszenierung ist zum Megatrend geworden und Bestandteil eines neuen Lebensgefühls. Unter diesem Gesichtspunkt bekommt die gewöhnliche Nutzpflanze einen anderen Stellenwert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Landschaftsgestaltung ist vor allem Kultur ± nicht Natur.

Seit den späten dreißiger Jahren wirkt die europäische, nord- und südamerikanische sowie die japanische Tradition der Gartenkunst befruchtend aufeinander. Die Garten-kunst nimmt häufig Einflüsse aus der Kunst und der Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts auf – vom Kubismus bis zur Minimal Art und Bauhaus.

Historische Stile werden nun nicht mehr länger von modernen Gestaltern als aus-schließliche Vorbilder übernommen. Die Gärten, die für unsere moderne Gesellschaft geschaffen werden, beziehen ihre Inspiration aus der modernen Architektur, aus Kunst und Film und, wo immer es möglich ist, aus dem Ort selber. Garten- und Landschaftsgestaltung des späten 20. Jahrhunderts ist außerordentlich vielfältig. Man kann aller-dings einige gemeinsamen Merkmale feststellen. Da ist zuallererst der Umgang mit Raum. Zeitgenössische Gartengestalter werden durch die moderne Kunst und Architektur dazu angeregt, Raum in seiner Dreidimensionalität zu begreifen und sich ihm unter bildhaurischen Gestaltungsaspekten zu nähern. Gärten werden nicht mehr, wie es traditionell üblich war, auf einer einzigen Achse aufgebaut. Die Vorstellung von den mehrachsigen, diagonalen und asymmetrischen Räumen haben unsere Gartengestalter von den Kubisten übernommen. Auch die abstrakte Kunst hat die Gartengestaltung nachhaltig beinflusst, wie man an den gekrümmten und biomorphen Formen, die man in Gärten findet, erkennen kann. Im modernen Gartendesign findet man aber ebenso geometrische und geradlinige Formen, die dem Bauhausstil entlehnt sind.

Nicht alle traditionellen Vorbilder für die räumliche Gestaltung wurden verworfen. So passt die Art altorientalischer Gartenanlagen – die ursprünglichste Form der Gartengestaltung, die man in den westlichen Kulturen kennt – hervorragend zu dem sachlichen, geradlinigen Stil der Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts, und mit ihr gelingt eine besonders enge Verbindung von Haus und Garten.

Die Arbeit heutiger Gartengestalter weist eindeutig darauf hin, daß der Schwerpunkt ihrer Aufgaben bei der Gestaltung von Gärten liegt, die als Orte für die breite Masse angelegt werden. Die Gestalter müssen sich mit sozialen Problemen auseinandersetzen, dem Wandel von Gesellschaftsstrukturen und tradierten Arbeitsmustern. Einige Gartengestalter wurden sogar aufgefordert »Nachtgärten« zu entwerfen, die von Schichtarbeitern genutzt werden können. Andere Gartenkünstler haben gezeigt wie man Gärten auf winzigen innerstädtischen Grundstücken anlegt.

Moderne Gartengestalter bemühen sich um die ökologische Ausgewogenheit des Geländes und dieses Anliegen zeigt sich häufig darin, daß sie Standortangepasste Pflanzen verwenden.

Die hochentwickelte Technologie unserer Gegenwart hat viele neue Materialien hervorgebracht. Seit Beginn der achtziger Jahre fanden Kunststoffe, Metalle, Glasfaser künstlicher Nebel ihre Verwendung in öffentlichen und privaten Garten- und Parkanlagen.

Die Zen Gärten

Und dann gibt es noch die alte Lehre des Feng shui. In der heutigen Zeit, in der Hektik und Stress den Alltag bestimmen ist die Lehre für Harmonie und Wohlbefinden mehr als nur ein Trend. Die Lehre geht davon aus, daß allen Dingen eine positive Energie innewohnt. Pflanzen, Wasser und Steine aktivieren diese Energie und lassen sie in harmonischen Bahnen fließen, damit sich der Mensch in seiner Umwelt wohler fühlt.

In Asiens Weisheiten meinen viele in Europa lebende Menschen das zu sehen, was ihnen heute fehlt: Ruhe und Klarheit, Harmonie und Einklang.

Auch in den Zen Gärten spiegelt sich der Urtraum der Menschheit vom paradiesischen Leben, von Sorglosigkeit, Gesundheit und immerwährendem Glück wieder.

Die Zen-Gärten bestechen durch ihre Einfachheit und Kargheit. Viele große Hotels- und Industriegebäude haben diesen Trend erkannt und in den Eingangshallen und Terrassen Ruhezonen in Form eines Zengartens geschaffen. Der Zen-Garten als »Energietankstelle« wird gestressten Managern angeboten. Den fernöstlichen Trend gibt es auch in Tirol, in Ischgl im Paznauntal. Der Hotelier Günther Aloys setzt in seinen Designer-Suiten aus Stein und Glas auf Purismus in Form und Material. Vor allem sein »Spa«, der Wassererholungsbereich, zeugt von fernöstlich inspirierten Minimalismus.

Stein ist ein modernes Material geworden. Es wurde lange nur im Strassenbau eingesetzt, heute bekommt es eine neue Wertigkeit. Aber nicht nur Stein sondern auch Wasser werden gern in Nobelgeschäften, Hotelkonzernen und Banken in Form von Wasserfällen eingesetzt.

Die ªWillis´ und ªBumstis´

Und dann gibt es immer noch die beliebten und doch heiß umstrittenen »Willis« und »Bumstis« – dies sind die beliebtesten Namen für den Gartenzwerg. Bis vor dem zweiten Weltkrieg geliebt, geriet der Gartenzwerg alsbald in Verruf. Da und dort ging man sogar zum täglichen Angriff mit dem Luftdruckgewehr über.

Man war der Meinung, »der Gartenzwerg passt nicht in die neuen Vorgärten der besseren Stände und des Bildungsbürgertums«, so der deutsche Zwergenforscher Günther Griebel. Nach einem längeren Rechtsstreit schafften es die »Willis« und »Bumstis« doch noch zum kulturellen Durchbruch. Ein Zitat von Roland Girtel, Soziologe - »Nicht jeder kann sich eine große Venusstatue leisten. Im Schrebergarten, wo Radieschen in Reih und Glied eine Allee bilden, passt der Gartenzwerg besser dazu.

Der Mensch will gern ein feiner Mensch sein und auch einmal andere für sich arbeiten lassen: den Zwerg mit Schubkarren und Schaufel«.

Literaturverzeichnis

»Gärten für morgen«

Entwürfe für das 21. Jahrhundert

Guy Cooper und Gordon Taylor

»Gartenkunst in Europa«

Vom Villengarten der italienischen Renaissance

bis zumenglischen Landschaftsgarten

»Gärten nach der Natur«

mit einheimischen Pflanzen und Materialien

»Wieviel Garten braucht der Mensch?«

Ingrid Greisenegger

»Design = unsichtbar«

Lucius Burckhardt

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Kunst und Garten
Hochschule
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
Veranstaltung
Geschichte der visuellen Kommunikation
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V109072
ISBN (eBook)
9783640072576
Dateigröße
1116 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunst, Garten, Geschichte, Kommunikation
Arbeit zitieren
Adam Drobiec (Autor:in), 2003, Kunst und Garten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109072

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