Abstract
Der folgende Artikel beschäftigt sich mit dem Euthyphron-Dilemma, das auf Platons gleichnamigen Dialog zurückgeht. Das Dilemma ergibt sich, wenn etwas als „gut“ oder „gerecht“ genau deshalb bezeichnet werden soll, weil es dem göttlichen Willen entspricht. Daraus folgt, dass entweder alles göttliche Wollen per definitionem moralisch zu nennen ist oder dass der göttliche Wille sich von vorneherein nur auf moralisch Zulässiges erstrecken kann. Die Annahme einer Einheit von göttlichem Willen und moralischem Wert führt zu dem Problem der Inhaltsleere moralischer Aussagen und der Möglichkeit einer grausamen Moral.
Wer andererseits göttlichen Willen auf moralisch Zulässiges beschränkt, führt von Gott unabhängige moralische Kategorien ein. Beide Alternativen erweisen sich im Sinne eines konsistenten Moralsystems als ungeeignet. Auch die anschließend diskutierte Lösung John Leslie Mackies bleibt für den Versuch eine Moral auf göttlichen Willen zu begründen unbefriedigend.