Die Studie ist ein Beitrag zur Aufarbeitung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der DDR auf dem Gebiet der Kernenergiewirtschaft. Sie gliedert sich in zwei Kapitel: Erstens, die Vorgeschichte der Kernenergiewirtschaft der DDR und zweitens die Entwicklungsabschnitte in der Kernenergiewirtschaft der DDR.
Beginnend mit dem Zeitraum der 30erJahre bis hin zur Stilllegung Kernkraftwerke der DDR werden Im Einzelnen untersucht:
- die Vorleistungen deutscher Wissenschaftler für die Nutzung der kontrollierten Kernspaltung zur Energiegewinnung,
- das Verbot der deutschen Kernforschung und die Interessen der Alliierten nach dem zweiten Weltkrieg,
- der Einstieg der DDR in die Atomforschung und Isotopenanwendung sowie
- die Entwicklungsetappen der Kernenergiewirtschaft der DDR.
Aus regionaler, nationaler und internationaler Sicht verdient diese Problemstellung Beachtung. Insgesamt 76 Kernkraftwerks-Blöcke waren 1988 in der Wirtschaftsgemeinschaft des RGW in Betrieb. Kernkraftwerke des zerfallenen RGW-Blockes sind in Zusammenarbeit mit der Sowjetunion projektiert und gebaut worden. Wirtschaftshistorische und technologische Zusammenhänge in diesem einstigen Wirtschaftsverbund sind signifikant. Es werden Szenarien und Lösungen für die brisante Konstellation gebraucht. Historische Einblicke können hier für neuartige Sichtweisen zur Findung von Strategien und Aktivitäten vermitteln.
Inhaltsverzeichnis
Die Kernenergiewirtschaft der DDR: von ihren Anfängen bis zur Abschaltung der Reaktoren im Kernkraftwerk Nord
0. Einleitende Bemerkungen
1. Zur Vorgeschichte der Kernenergiewirtschaft der DDR
1.1. Vorleistungen deutscher Wissenschaftler für die Nutzung der kontrollierten Kernspaltung zur Energiegewinnung
1.2. Das Verbot der deutschen Kernforschung und die Interessen der Alliierten
2. Entwicklungsabschnitte in der Kernenergiewirtschaft der DDR
2.1. Der Einstieg in die Atomforschung und Isotopenanwendung
2.2. Rheinsberg - Lubmin - Stendal: Anfang und Ende der Kernenergiewirtschaft der DDR
Verzeichnis der Abkürzungen
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
Biblographie
Personenregister
Anlagen
Autor
Der Beitrag bringt die Auffassungen des Autors zum Ausdruck.
Dr. oec. et Dr. sc. phil. Wolfgang Horlamus
Die Kernenergiewirtschaft der DDR: von ihren Anfängen bis zur Abschaltung der Reaktoren im Kernkraftwerk Nord
0. Einleitende Bemerkungen
Die Studie ist als ein Beitrag zur Aufarbeitung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der DDR auf dem Gebiet der Kernenergiewirtschaft zu verstehen. Risiken, die mit dem Betreiben von Kernkraftwerken zusammenhängen, waren für den normalen DDR-Bürger eine weitestgehend undurchsichtige Angelegenheit. Öffentliche Auseinandersetzungen über Probleme und Gefahren bei der zivilen Nutzung (im damaligen Sprachgebrauch: "friedlichen" Nutzung) der Kernenergie fanden lange Zeit nicht statt oder galten als nicht zeitgemäß.XE "Wolf, Christa (geb. 1929)"§1 Wenn Havarien oder atomare Unfälle in westlichen Ländern Kernkraftwerksgegner auf die Tagesordnung riefen, so war man in der DDR bis zu dem Zeitpunkt, als es zum Super-GAU von Tschernobyl kam, allenfalls bereit, diese Dinge als Außenstehender, Unbeteiligter zu werten. Analysen, Berichte und Fachdiskussionen in engsten Kreise von Fachleuten unterlagen der Geheimhaltung. Lediglich oppositionelle Öko-Gruppen und Arbeitskreisen der Kirche - wie die Umweltbibliothek - versuchten, die Öffentlichkeit für diese Probleme zu sensibilisieren.
Die Kernenergiewirtschaft der DDR fiel nicht nur als wirtschaftlicher Faktor ins Gewicht. Technische, wissenschaftliche, soziale, ökologische und politische Momente bildeten in ihrer historischen Konkretheit ein Bedingungsgefüge, das Gegenstand dieser Betrachtungen sein soll. Auch entstand die Kernenergiewirtschaft der DDR nicht voraussetzungslos. Insofern sei die Vielfalt der Fragestellungen umrissen, die für den Untersuchungsgegenstand von Interesse sind:
Auf welche Vorleistungen deutscher Atomwissenschaftler, Ingenieure und Techniker konnte die Kernenergiewirtschaft der DDR zurückgreifen? Wann und warum wurde die Entwicklung der Kernenergiewirtschaft in der DDR betrieben? Worin bestehen die qualitativen und quantitativen Merkmale dieser Entwicklung? Konnten Technikwissenschaftler und Ingenieure der DDR einen eigenständigen Beitrag zur Entwicklung der Kernenergiewirtschaft leisten? Diese Fragestellungen haben wiederum aktuelle Bezüge zu solchen Fragen wie: Hat die Kernenergiewirtschaft auf ostdeutschem Boden überhaupt eine Zukunft? Was wird aus den ehemaligen Standorten der Kernenergiewirtschaft in den neuen Bundesländern?
Aber auch aus internationaler Sicht verdient die Problemstellung Beachtung. Insgesamt 76 Kernkraftwerks-Blöcke waren 1988 in der Wirtschaftsgemeinschaft des RGW in Betrieb. Kernkraftwerke der zerfallenen RGW-Region sind in Zusammenarbeit mit der Sowjetunion projektiert und gebaut worden. Wirtschaftshistorische und technologische Zusammenhänge in diesem einstigen Wirtschaftsverbund sind signifikant. Es werden Szenarien und Lösungen für die brisante Konstellation gebraucht:
Tabelle 1:2 Kernkraftwerke in den RGWStaaten 1988Inhalt "Tabelle 1: Kernkraftwerke in den RGW-Staaten 1988" \f tab§
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
* angegebene MW-Zahlen beziehen sich auf Bruttoleistung der KKW
In Rußland und einem Teil der übrigen GUS-Staaten scheint die Kernkraft trotz Tschernobyl, trotz der Verseuchungen der einstig sowjetischen Atomtestgelände Semipalatinsk und Nowaja Semelja, trotz des Katastrophengebietes rund um die Plutoniumfabrik in Tscheljabinsk-40 sowie trotz der unglaublichen Menge radioaktiver Abfälle in den eisigen Gewässern2 um Nowaja Semelja eine der wenigen Wachstumsbranchen zu bleiben. Die Verantwortlichen begründen das mit schwindenden Vorräten fossiler Brennstoffe sowie mit den erkannten Schäden übertrieben groß angelegter Wasserkraftwerke. Der Anteil der Kernenergie am Gesamtenergieaufkommen beträgt gegenwärtig im zentraleuropäischen Teil Rußlands immerhin 25 Prozent, im Leningrader Raum und in Litauen 60 Prozent und auf der Halbinsel Kola sogar 75 Prozent. Bis zum Jahre 2010 sollen nach russischen Vorstellungen noch 26 Reaktorblöcke errichtet werden. Drei Blöcke sind derzeit bereits in der Fertigstellungsphase.
Welche potentiellen und realen Gefahren ergeben sich aus dem mangelhaften Sicherheitsstandard der Kernkraftwerke sowjetischer Bauart für die Europäer und wie kann man ihnen begegnen? Welche Zukunft hat die Kernenergiewirtschaft Osteuropas? Lassen sich die noch arbeitenden Kernkraftwerke Osteuropas auf einen modernen Sicherheitsstandard bringen?
Erste praktische Schritte wurden unternommen, um sich dieser Probleme anzunehmen. Im Frühjahr 1989 wurde die World Association of Nuklear Operators von 144 Kernkraftwerksbetreibern der Welt gegründet. Diese Organisation sorgte u. a. dafür, daß Manager und Chefingenieure aus jedem Kernkraftwerk Osteuropas westliche Kernreaktoren und deren Sicherheitssysteme besichtigen konnten.3 Manche Experten fordern die schnellstmögliche Abschaltung der Reaktoren in den osteuropäischen Ländern. Dennoch importieren verschiedene westeuropäische Länder in Atomkraftwerken hergestellte Energie aus osteuropäischen Staaten. So hat das "atomfreie" Österreich langfristige Lieferverträge mit der Ukraine, an denen bislang auch die verbliebenen Blöcke von Tschernobyl beteiligt waren. Bayern bezieht Strom aus dem slowakischen KKW Bohunice. Die Betreiber der Kernkraftwerke Osteuropas argumentieren immer wieder mit dem Energienotstand in ihren krisengeschüttelten Regionen, wenn man ihnen die Abschaltung der maroden Reaktoren empfiehlt.
Sachverständige sind sich insbesondere einig, daß alle 23 RBMK-Reaktoren (vom "Tschernobyl-Typ") der GUS sofort abgeschaltet werden müssen. Diese lassen sich nicht auf moderne Sicherheitsstandards bringen. Versuche, die Zeit für eine Notabschaltung dieses Reaktortyps zu verkürzen, waren vergebens. Reaktoren vom Typ WWER könnten dagegen sicherer gemacht werden. 24 mit Druckwasserreaktoren ausgerüstete Kernkraftwerke in Rußland und der Ukraine gelten als sanierungsfähig. Hinzu kommen die Reaktoren der anderen osteuropäischen Länder, die auf moderne Sicherheitsstandards gebracht werden müßten. Die westliche Nuklearindustrie verspricht sich davon ein 15-Milliarden-Markgeschäft. Die Internationale Atomenergieorganisation nennt sogar 60 Mrd. DM, die erforderlich wären, um die osteuropäischen Atomkraftwerke westlichen Sicherheitsstandards anzupassen. Die parlamentarische Versammlung des Europarates forderte deshalb einen stärkeren Finanzierungsbeitrag des Westens zur Modernisierung der 57 Atomkraftwerke in Mittel- und Osteuropa. Partnerschaften zwischen Kernkraftwerken in Ost und West sollten geschaffen werden, hieß es in einer in Strasbourg verabschiedeten Entschließung.4 Ob die Lösung - auf politischer und vor allem wirtschaftlicher Ebene - einer sicheren und umweltverträglichen Kernenergieerzeugung in den Staaten Osteuropas möglich sein wird, bleibt offen. Europa lebt heute permanent mit dem Risiko eines atomaren GAUs. Jüngste Störfälle in Kernkraftwerken Westeuropas lassen Zweifel daran aufleben, ob überhaupt mit einem vertretbaren Sicherheitsrisiko für die Menschheit Kernenergie erzeugt werden kann.
Abbildung1 : 5 Atomkraftwerke in OsteuropaInhalt " Abbildung1 : Atomkraftwerke in Osteuropa" \f abb§
1. Zur Vorgeschichte der Kernenergiewirtschaft der DDR
1.1. Vorleistungen deutscher Wissenschaftler für die Nutzung der kontrollierten Kernspaltung zur Energiegewinnung
In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, der Entstehungsphase der "modernen" Physik, hatte sich die experimentelle Forschungspraxis im Vergleich zur klassischen Physik nicht wesentlich gewandelt. Eine tiefgreifende Zäsur zog ab den 30er Jahren erst die Kernphysik nach sich. Die Initiative dazu kam hauptsächlich aus dem anglo-amerikanischen Bereich. Dort entwickelten und bauten technisch interessierte Physiker ab den späten 20er Jahren zur Erforschung des subatomaren Bereiches immer kompliziertere Maschinen, mit deren Hilfe sich neue Forschungsfelder erschließen ließen. Die hierzu erforderliche Geräteausstattung war jedoch finanziell sehr aufwendig. Während den Kernphysikern in den USA trotz Weltwirtschaftskrise ein relativ hoher Forschungsetat zur Verfügung stand, herrschte in Deutschland in jener Zeit noch die Mentalität der sparsamen experimentellen Hilfsmittel.
Es war Ernest Orlando LewerenceXE "Lewerence, Enest Orlando"§, der 1931 am Radiation Laboratory in Berkeley/USA das erste funktionsfähige Modell eines Zyklotrons baute, mit dem Protonen auf 80.000Volt zu beschleunigen waren. Damit war der Startschuß für den Bau weiterer Beschleunigeranlagen gegeben, die mit Energien von mehreren MeV arbeiteten und mit denen man das Ziel der künstlichen Kernumwandlungen erreichte. Die rasche Vergrößerung der Zyklotronentypen, die sich nach der Entdeckung des Neutrons im Jahre 1932 als ideale Neutronenquellen erwiesen, erforderte nicht nur außerordentlich umfassende technische Leistungen der Konstrukteure, sondern zugleich Fähigkeiten im Management, um die nötigen Gelder zu beschaffen und die Vielzahl der für die Entwicklungsarbeiten und den Betrieb der komplizierten Geräte nötigen Arbeitskräfte zu koordinieren.6
Während in den USA bereits Teamarbeit üblich war, herrschte in Deutschland noch das Ideal der "Studierstube" und des geistig in der Stille arbeitenden Gelehrten vor. Weder damit noch mit dem Standesdünkel der Grundlagenforscher und dem patriarchalen Selbstverständnis der Institutsdirektoren war es zu vereinbaren, Ingenieure und Wissenschaftler so wie in amerikanischen Laboratorien gleichberechtigt in den Institutsbetrieb zu integrieren.
Als die Chemiker Otto HahnXE "Hahn, Otto (1879 - 1968)"§ und Fritz StraßmannXE "Straßmann, Fritz (1902 - 1980)"§ im Dezember 1938 die Kernspaltung des Uraniums und Thoriums entdeckten, richtete sich noch einmal die Aufmerksamkeit der internationalen Wissenschaft auf Deutschland. Lise MeitnerXE "Meitner, Lise (1878 - 1968)"§, die langjährige Mitarbeiterin Otto Hahns, die im Juli 1938 Nazideutschland illegal verlassen mußte und nach Schweden emigriert war, gab gemeinsam mit Otto Robert FrischXE "Frisch, Otto Robert (1904 - 1979)"§ auf der Grundlage dieser Entdeckung eine erste theoretische Deutung des Spaltungsprozesses. Sie schätzten die freiwerdenden Energien ab, und Forschungsgruppen in Frankreich, den USA und der Sowjetunion gelang unabhängig voneinander der Nachweis der Spaltungsneutronen. Die wissenschaftliche Leistungen Otto HahnXE "Hahn, Otto (1879 - 1968)"§s wurde 1944 mit dem Nobelpreis für Chemie gewürdigt, den er im Dezember 1946 entgegen nehmen konnte.
War die Kernspaltung erst einmal entdeckt, so blieben Überlegungen über ihren praktischen Wert nicht lange fern. In Deutschland gehörte Werner Heisenberg, Nobelpreisträger des Jahres 1932 für seine Arbeiten Quantenmechanik,XE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ als Leiter des Instituts für Theoretische Physik an der Universität Leipzig zu den Wissenschaftlern, die sich jetzt voller Begeisterung mit der Theorie der Kettenreaktionen befaßten. Der Universitätsprofessor und wissenschaftlicher Berater am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik war nach der Vertreibung seiner berühmten jüdischen Kollegen der führende theoretische Physiker, der in Deutschland geblieben war. Bereits im Februar 1940 hatte HeisenbergXE "Heisenbeg, Werner (1901 - 1976)"§ eine Theorie der Energiegewinnung durch Kernspaltung aufgestellt. Solange das Uran mit einer wirksamen neutronenbremsenden Substanz kombiniert wurde, konnte nach seiner Ansicht natürliches Uran für die Energiegewinnung in einer Uranmaschine verwendet werden. Wasser erschien als Bremssubstanz ungeeignet, aber HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ war davon überzeugt, daß schweres Wasser und sehr reiner Kohlenstoff den geforderten Bedingungen entsprachen. Die "Anreicherung" von Uran 235, d. h. die Erhöhung des Verhältnisses von Isotop 235 zu Isotop 238 in einer bestimmten Uranprobe, würde die Kettenreaktion und damit die Herstellung einer energieerzeugenden Uranmaschine ermöglichen. Die Anreicherung bot, wie HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ erkannte, noch eine weitere Anwendungsmöglichkeit, denn wenn nahezu reines Uran 235 hergestellt werden konnte, dann stellte dieses Uranisotop einen Kernsprengstoff von bisher unbekannter Zerstörungskraft dar. HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ sandte seine Arbeitsresultate und Überlegungen an das Heereswaffenamt und an einige Kollegen, die seine Berichte mit Zustimmung und Begeisterung aufnahmen.7
Die Möglichkeit des Baus einer Atombombe wurde auch von dem Entdecker der Kernspaltung, Otto HahnXE "Hahn, Otto (1879 - 1968)"§, vorausgesehen, obwohl dieser später mehrfach seine Genugtuung darüber zum Ausdruck brachte, daß HitlerXE "Hitler, Adolf (1889 - 1945)"§ diese Waffe nicht in die Hände bekamXE "Weizsäcker, Carl Friedrich von (geb. 1912)"§8. Die potentielle Möglichkeit zur Herstellung eines Kernsprengstoffes blieb jedoch kein deutsches Geheimnis. Mit einem Schlage wußten im März 1939 vielleicht 200 Wissenschaftler in allen großen Ländern, daß man mit der Entdeckung der Kernspaltung den ambivalenten Schlüssel sowohl für den Bau einer Bombe mit nie gekannter Zerstörungskraft aber auch für die Konstruktion von mit Atomkraft getriebene Maschinen in die Hände bekam.9
Da sich in der Beschleunigerentwicklung ab Mitte der 30er Jahre der Vorsprung des Auslands allmählich abzuzeichnen begann, sahen sich die in Hitlerdeutschland verbliebenen Kernphysiker vor völlig neuartige finanzielle und organisatorische Anforderungen gestellt, wollten sie in der Entwicklung dieser für ihre Disziplin entscheidenden Technologie nicht zurückstehen. Die Bereitschaft der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft,10 besonders den jungen Zweig der Kernforschung zu fördern, war durch die knappen finanziellen Haushaltsmittel zunächst beschränkt und wurde schließlich 1934 durch die Gleichschaltung der Notgemeinschaft unterbunden. Unter dem Druck der internationalen Konkurrenz galt es dennoch, den Einstieg in den kapital- und entwicklungsintensiven Bau der "Uranmaschine" zu finden. Deshalb suchten in dieser forschungspolitischen Situation namhafte Wissenschaftler die Kooperation mit der Industrie. Tatsächlich reagierte die Industrie auf die international voranschreitende Verwissenschaftlichung der Produktion mit der Gründung und dem Ausbau ihrer Forschungslaboratorien, so bei der AEG und Siemens. In der Siemens & Halske AG wurde speziell für physikalische Aufgaben das Forschungslaboratorium II gegründet, das Anfang 1935 unter der Leitung des Nobelpreisträgers Gustav HertzXE "Hertz, Gustav (1887 - 1975)"§ zu arbeiten begann. Hertz hatte ein Jahr zuvor auf sein Lehramt an der Technischen Hochschule Berlin verzichtet, da er sich in politischer Diskrepanz zur nazistischen Hochschulpolitik befand. Man hatte ihm untersagt, Prüfungen abzuhalten, weil sein Großvater von jüdischen Eltern abstammte. Bei Siemens war Gustav HertzXE "Hertz, Gustav (1887 - 1975)"§ fortan die wissenschaftliche Autorität in Fragen der Atom- und Kernphysik.11
Ernsthaft wurde die Entwicklung eines Zyklotrons in Deutschland ab Mitte 1937 in Erwägung gezogen. Damals mehrten sich Berichte von USA-Reisenden, die nach ihrer Rückkehr vom Radiation Laboratory und anderen Beschleunigerzentren in Cornell, Columbia, Princeton, Purdue, am Massachusetts Institute of Technology, an den Universitäten von Chicago, Illinois, Michigan, Pennsylvania und Rochester begeistert vom Zyklotron mit einer Leistung bis 6 MeV als dem mächtigsten kernphysikalischen Forschungsinstrument erzählten.12
Gerhard HoffmannXE "Hoffmann, Gerhard"§ unternahm als erster den Vorstoß, die Industrie - namentlich die Firma Siemens - für das kostspielige Projekt der Entwicklung eines Zyklotrons zu gewinnen. Ihm war bei Verhandlungen über die Nachfolge Peter DebyeXE "Debye, Peter (1884 - 1966)"§s von sächsischen Kulturministerium eine "nicht unerhebliche Summe" für kernphysikalische Zwecke versprochen worden. Diese wollte er für sein Vorhaben verwenden. Darüber hinaus hatte ihm Abraham EsauXE "Esau, Abraham (1884 - 1955)"§, Leiter der Fachsparte Physik im kurz zuvor gegründeten Reichsforschungsrat, seine Unterstützung zugesagt. Bald bekundete auch das Reichskulturminsterum Interesse an der Zyklotronentwicklung. Der mächtige Ruhrindustrielle und nationalsozialistische Wirtschaftsführer Albert VöglerXE "Vögler, Albert (1877 - 1945)"§ wollte überdies die für den Magneten benötigte Eisenmenge beschaffen und als Vorsitzender der Helmholtz-Gesellschaft für finanzielle Unterstützung sorgen.13 Den Beschluß, daß Siemens das Risiko der Zyklotronenentwicklung eingehen sollte, traf letztlich Hermann von SiemensXE "Siemens, Hermann von (geb. 1885)"§ persönlich, nachdem er sich darüber mit dem Vorstandsvorsitzenden der Siemens Schuckert Werke, Carl KöttgenXE "Köttgen, Carl"§, abgesprochen hatte.14
Neben dem wissenschaftlichen und ökonomischen Interesse gab es militärische Überlegungen, die bei dem Projekt ins Auge gefaßt wurden. So verfolgte in der Beschleunigerentwicklung der Physiker Kurt DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§ militärische Zwecke, als er mit seinem Lehrer Heinz PoseXE "Pose, Heinz"§ aus Halle den Bau eines großen Zyklotrons plante. DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§, der seit 1934 Militärberater in Fragen der Kernphysik an der von Erich SchumannXE "Schumann, Erich (geb. 1898)"§ geleiteten Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes (HWA) war, erkundigte sich erstmals Anfang 1939 bei Siemens wegen einer Zyklotronkonstruktion. DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§s Pläne nahmen konkrete Gestalt an, nachdem im September 1939 der Uranverein mit Planungsarbeiten für den Bau einer Uranmaschine und die Nutzung der Kernenergie begonnen hatte. Neben DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§ hatten noch HoffmannXE "Hoffmann, Gerhard"§ und BotheXE "Bothe, Walter (1891 - 1957)"§ Zyklotronprojekte. Da alle drei dem Uranverein angehörten, waren alle drei Vorhaben von militärischem Interesse und erhielten entsprechende Unterstützung, wodurch Siemens letztlich zur Schaltstelle beim "Tauziehen" um die Reihenfolgen in der Entwicklung und Fertigung der Geräte wurde.15 Bald stellte sich heraus, daß Krupp neben den drei von Siemens bestellten noch zwei weitere, vom Reichspostminister OhnesorgeXE "Ohnesorge, Wilhelm"§ finanzierte Zyklotronmagnete für das Privatinstitut von Manfred von ArdenneXE "Ardenne, Manfred von (geb. 1907)"§ in Berlin und das Forschungsinstitut der Deutschen Reichspost in Zeuthen herstellte.
Mehrfach wurden in den darauffolgenden Monaten Versuche unternommen, die Vielzahl der Beschleunigerprojekte zu begrenzen. Rüstungsminister Albert SpeerXE "Speer, Albert (1905 - 1981)"§ forderte beispielsweise von VöglerXE "Vögler, Albert (1877 - 1945)"§ eine Übersicht über die Zyklotronpläne in Deutschland, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei versprach er, sich persönlich für die Förderung und Koordinierung dieses Bereiches einzusetzen, obwohl er ihm keine primär militärische Funktion zuerkannte.16 Zu dieser Überzeugung gelangte SpeerXE "Speer, Albert (1905 - 1981)"§ vor allem, nachdem der Atomphysiker Werner HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ im Frühsommer 1942 vor SpeerXE "Speer, Albert (1905 - 1981)"§, MilchXE "Milch, Erhard (1892 - 1972)"§ und anderen Führern der NSDAP erklärt hatte, daß es aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich sei, in kürzerer Frist eine deutsche Atombombe herzustellen. Wegen der immer komplizierter werdenden Kriegslage und der wirtschaftlichen Situation Deutschlands wurde entschieden, daß die Anstrengungen der Wissenschaftler auf den Bau einer "Uranmaschine" zu konzentrieren seien.17 Der Verzicht der Wehrmachtsführung auf die Weiterarbeit an einer Atomwaffe ersparte den am Uranproblem arbeitenden deutschen Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern eine moralische Entscheidung, vor die sie durch einen Befehl zur Herstellung einer einsatzfähigen Atombombe gestellt worden wären. Einige hätten sich jedoch nicht verweigert, wenn sie vor diese Aufgabe gestellt worden wären. Am 7.Juli 1943 setzte HitlerXE "Hitler, Adolf (1889 - 1945)"§ das A4Programm an die Spitze der Dringlichkeitsstufen des deutschen Rüstungsprogramms. "Apparat4" nannten die Entwickler simpel die von der Nazipropaganda als "Wunderwaffe" offerierte V2.
Dennoch wurden bis zum Ende des Krieges mehrere neue Projekte auf dem Gebiet der Kernphysik in Angriff genommen. Dies geschah vor allem aus dem Motiv heraus, wie HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§ bekundete, die Forschungsergebnisse für die Zeit nach dem Kriege zu nutzen.18 Es handelte sich dabei um ein großes, vom Heereswaffenamt gefördertes Zyklotron für den Uranverein, das Walter DällenbachXE "Dällenbach, Walter"§ 1943 zu konstruieren begann. Er leitete die streng geheimgehaltenen technischen Arbeiten der Forschungsstelle D, die in Biesingen in der Nähe der nach Hechingen ausgelagerten Reaktorstation Werner HeisenbergXE "Heisenberg, Werner (1901 - 1976)"§s eingerichtet wurde. 19
Das einzige das Kriegsende überdauernde Zyklotron ging im Heidelberger Institut Walter BotheXE "Bothe, Walter (1891 - 1957)"§s im Herbst 1943 in Betrieb. Nach der Lieferung des Magneten war es dort selbständig weiterentwickelt und aufgebaut worden. Die Arbeiten, die dort bis zum Ende des Krieges durchgeführt wurden, erfolgten für den Uranverein.20 Die für Berlin bestimmten Zyklotrone hatten hingegen vor dem Einmarsch der Alliierten nicht mehr zusammengebaut werden können. Noch während des Zweiten Weltkrieges mußte der in Berlin stehende Kernreaktor wegen der zunehmenden angloamerikanischen Luftangriffe nach Haigerloch bei Stuttgart umgesetzt werden. Das für den Reaktor benötigte schwere Wasser versiegte, denn am 27.März1943 war es britischen Kommandotrupps und norwegischen Widerstandskämpfern gelungen, das im 1940 von Deutschland okkupierten Norwegen gelegene Kraftwerk Norsk Hydro zu sprengen. Das nach der Okkupation von der IG Farben übernommene Werk stellte nämlich das schwere Wasser für die deutsche Atomforschung her..21 Der im württembergischen Haigerloch wiedererrichtete, nie kritisch gewordene deutsche Atomreaktor wurde Mitte April 1945 durch eine USamerikanische Spezialeinheit demontiert und abtransportiert.22
Die Historikerin Maria OsietzkiXE "Osietzki, Maria"§ schätzt zusammenfassend ein, daß die Projekte der deutschen Kernphysik während der Zeit des Nationalsozialismus vielfach mit ihrer militärischen Relevanz begründet worden seien. Letztlich handelte es sich jedoch um eine konfliktreiche Allianz zwischen industriellen und wissenschaftlichen Interessen, die sich nicht nur zur Entwicklung von Zyklotronen, sondern auch zur Konstruktion von Betatronen zusammenfand. Auch deren Entwicklung wurde gegenüber staatlichen Stellen zum Teil als kriegswichtig eingestuft; für Kernphysik und Industrie hatten sie aber keinen militärischen Stellenwert. Daß die Kernphysiker und Industriellen trotz der sich zuspitzenden Kriegslage ihre spezifischen Interessen verfolgen konnten, lag an der Struktur der faschistischen Forschungsorganisation: "Einerseits fehlte eine straffe Lenkung rüstungsrelevanter Forschungsarbeiten; andererseits wuchs angesichts der nachhaltigen Kritik von Wissenschaftlern und Industriellen am Niedergang der Physik in Deutschland bei Politikern und Militärs die Bereitschaft, sie als Basis der Rüstungsproduktion verstärkt zu fördern."23.
Noch im Verlaufe des Krieges gewannen die Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien detailliertere Erkenntnisse über den Stand des deutschen Uranprojektes. So wurde in den USA 1944 eine wissenschaftlich-militärische Eliteeinheit mit den Decknamen "Alsos" gebildet, die am 9. August 1944 in Frankreich landete. Sie hatte die Aufgabe, elf Bereiche zu bearbeiten: "Das Uranproblem; bakteriologische Waffen; Organisation der feindlichen wissenschaftlichen Forschung; Luftfahrtforschung; Annäherungszünder; deutsche Forschungseinrichtungen für ferngelenkte Geschoße; die Beteiligung des Ministeriums SpeerXE "Speer, Albert (1905 - 1981)"§ an der Forschung; Chemische Forschung; BitumenölEntwicklung; verschiedene Fragen."24 Nach einer zeitweiligen Unterbrechung nahm gegen Ende Februar 1945 also nach der Krimkonferenz die AlsosMission ihre Arbeit wieder auf. Dabei operierte sie nicht nur in den zukünftigen Besatzungszonen der westlichen Alliierten, sondern diese Spezialeinheit wurde auch in den Gebieten Deutschlands wirksam, die im Einzugsbereich der vorrückenden sowjetischen Truppen lagen bzw. die nach dem Sieg über den Faschismus zur sowjetischen Besatzungszone gehören sollten.
Angesichts des mit hohen materiellen und finanziellen Mitteln forcierten Manhattan-Projektes25 hatten die Amerikaner und Engländer ein besonderes Interesse an der Aufklärung der Entwicklungsarbeiten zur kriegstechnischen Nutzung der Atomenergie durch Hitlerdeutschland. Abwehroffiziere, die den Atomphysiker Frédéric JoliotCurieXE "Joliot-Curie, Frédéric (1900 - 1958)"§ ausfindig machten, erfuhren von diesem, daß die Deutschen bei dem Uranproblem keine nennenswerten Fortschritte gemacht hätten und keineswegs in der Lage wären, eine Atombombe herzustellen. Am 29.August 1944 wurde JoliotCurieXE "Joliot-Curie, Frédéric (1900 - 1958)"§ nach London geflogen, um dort Näheres über die Arbeit deutscher Physiker, die in seinem Laboratorium während der Zeit der Okkupation gearbeitet hatten es waren u. a. Prof. Erich SchumannXE "Schumann, Erich (geb. 1898)"§, Dr. Kurt DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§, Prof. Walter BotheXE "Bothe, Walter (1891 - 1957)"§, Prof. Abraham EsauXE "Esau,, Abraham (1884 - 1955)"§, Prof. Wolfgang GentnerXE "Gentner, Wolfgang (1906 - 1980)"§ und Dr. Erich BaggeXE "Bagge, Erich (geb. 1912)"§ , zu berichten.26 All die genannten deutschen Wissenschaftler waren mit dem Uranprojekt und der Wehrforschung befaßt. Erich SchumannXE "Schumann, Erich (geb. 1898)"§ arbeitete beispielsweise seit 1922 als Physiker für die Reichswehr, leitete seit 1934 die Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes und wurde 1938 zum Chef des Abteilung Wissenschaft im Reichskriegsministerium berufen.27
1.2. Das Verbot der deutschen Kernforschung und die Interessen der Alliierten
Um den erneuten Mißbrauch deutscher Wissenschaft und Technik zu unterbinden, beschlossen die Siegermächte nach dem Kriege das Alliierte Kontrollgesetz Nr. 25 zur "Regelung und Überwachung der naturwissenschaftlichen Forschung".28 Es wurde nach ausführlicher Beratung und Abstimmung am 29.April 1946 durch den Alliierten Kontrollrat in Deutschland erlassen, "um naturwissenschaftlichen Forschungen für militärische Zwecke und ihre praktische Anwendung für solche Zwecke zu verhindern, und um sie auf anderen Gebieten, wo sie ein Kriegspotential schaffen könnten, zu überwachen und sie in friedliche Bahnen zu lenken".29
In dem Gesetz wurden die Begriffe der "angewandten" und "grundlegenden" Forschung genau definiert. Alle Forschungen und Ausrüstungen, die rein oder wesentlich militärischer Natur waren, verbot dieses Gesetz ausdrücklich. Andere Forschungsgebiete wurden von der vorherigen schriftlichen Genehmigung des Zonenbefehlshabers abhängig gemacht. Sie wurden dann in der Wahl ihrer Mittel eingeschränkt, wenn diese eine mögliche militärische Anwendung offen ließen. Völlig verboten waren die Gebiete der angewandten Kernphysik, der Aero und Hydrodynamik im Bereich des Flugzeug und Schiffbaues, des Raketen und Düsenantriebes. Verboten waren weiterhin die Benutzung elektrischer, infraroter und akustischer Wellen zur Ausmachung von festen Gegenständen, die Ortung oder Peilung von Fahrzeugen zu Wasser, zu Lande und in der Luft sowie bestimmte Sicherungsmethoden im Nachrichtenwesen. Im Bereich der Chemie waren die Herstellungsmethoden für bestimmte, eventuell als Giftgas dienende Stoffe, hochwertige Oxydationsmittel, brand und raucherzeugende Substanzen untersagt, ebenso die Forschung über genau definierte Sprengstoffe, Giftgase, Raketentreibstoffe und hochgiftige Bakterien oder Pflanzenstoffe.
In diesem Gesetz wurden außerdem die Forschungsgebiete genannt, die nach vorheriger Genehmigung durch die zuständigen Militärbehörden weiter erlaubt waren. Dazu gehörte die Anwendung der oben genannten Wellenarten zur zivilen Nachrichtenübermittlung, Kugel und Rollenlager, sowie in der Chemie die modernen, in Deutschland lange vor dem Kriege entwickelten Methoden der Hochdrucksynthesen für Ammoniak, Methylalkohol und Treibstoffe, für synthetisches Gummi und die Verwertungsmethoden für Stoffe, die an sich auch militärischen Zwecken dienen könnten. Die erlaubte Forschung mußte in genehmigten Forschungsinstitutionen betrieben werden. Ehemalige aktive Mitglieder der NSDAP, die als höhere Angestellte und Wissenschaftler gewirkt hatten, waren zu entlassen. Die Institutsleitungen hatten regelmäßig Berichte zu erstatten. Dem Zonenbefehlshaber war Einblick in alle Bereiche einschließlich Geschäftsführung, Mittel, Materialien und Einrichtungen sowie Personal zu gewähren. Die Leiter der Institute waren bei Verstößen gegen das Gesetz strafrechtlich zu belangen. Trotzdem gab es weiterhin wenn auch unter anderen Bedingungen für deutsche Ingenieure und Wissenschaftler Möglichkeiten und Zwänge, ihre militärischen Forschungen und Entwicklungen, die sie einst für Hitlerdeutschland betrieben hatten, im Dienst der Siegermächte weiterzuführen. Dies geschah vor allem in zwei Formen. Zum einen wurden in Deutschland verschiedene Entwicklungsarbeiten im Auftrage und unter Aufsicht der Siegermächte fortgeführt. Zum anderen wurden die Rüstungsspezialisten von den Siegermächten selbst angeworben und an deren nationalen Projekten beteiligt. Dieses Vorgehen wurde durch Vereinbarungen der Siegermächte gestützt.
Auf der Krimkonferenz der drei alliierten Mächte UdSSR, USA und Großbritannien vom 4. 11. Februar 1945 in Jalta waren sich z. B. StalinXE "Stalin, Josef Wissarionowitsch (1878 - 1953)"§, RooseveltXE "Roosevelt, Franklin Delano (1882 - 1945)"§ und ChurchillXE "Churchill, Sir Winston Leonard Spencer (1847 - 1965)"§ darüber einig, daß Deutschland zu verpflichten ist, den Schaden, den es den verbündeten Nationen im Laufe des Krieges zugefügt hatte, durch Sachleistungen wiedergutzumachen. Reparationen sollten dabei vorrangig jene Länder erhalten, die die Hauptlast des Krieges getragen, die größten Verluste erlitten und den Sieg über den Feind organisiert hatten. Die Entnahme der Reparationen erfolgte den Beschlüssen gemäß auf drei verschiedenen Ebenen:
1. Leistungen aus dem deutschen Nationaleigentum (Ausrüstungen, Werkzeugmaschinen, Schiffe, rollendes Material, deutsche Auslandsinvestitionen, Aktien von deutschen Industrie, Verkehrs, Schiffahrts und anderen Betrieben...) , wobei diese Entnahmen hauptsächlich mit dem Ziel erfolgen sollten, das Kriegspotential Deutschlands zu vernichten. Diese einmalige Form der Reparationsleistung war innerhalb von zwei Jahren abzuschließen;
2. mußten jährliche Warenlieferungen aus der laufenden Produktion innerhalb eines Zeitraumes, dessen Dauer später festgelegt werden sollte, erbracht werden;
3. war als weitere Reparationsform die "Nutzung deutscher Arbeit" vorgesehen.30
Bezüglich der Nutzung des technischwissenschaftlichen Potentials und der deutschen Spezialisten verfolgten die Alliierten eine andere Strategie als nach dem 1.Weltkrieg: Damals hatten die siegreichen Alliierten in Friedensverträgen ihre Vormachtstellung zu verewigen versucht, indem sie Naturwissenschaft und Technik der Deutschen als Kriegsbeute zu übernehmen trachteten. Da Staatsbeamte und Industrielle jedoch unter Wissenschaft mehr eine Sammlung magischer Rezepte als einen lebendigen Organismus verstanden, der die gesamte ökonomische und soziale Struktur der Gesellschaft durchdringt, war das einzige, was sie taten, sich einige geheimgehaltene Herstellungsverfahren für Farbstoffe und Sprengstoffe anzueignen, um ihren eigenen Spezialisten die Mühe zu ersparen, sie selber herauszufinden. Damit überließen sie es den deutschen Wissenschaftlern und Ingenieuren, das militärische Gleichgewicht, das mit Waffengewalt zerstört worden war, durch ihren Arbeitseifer wieder zu verändern.31
Nach dem zweiten Weltkrieg wollten die alliierten Siegermächte jedoch nicht mehr nur die Patente, Konstruktionen und Materialien der deutschen Rüstungsforschung und Waffen übernehmen, sondern man versuchte auf den Gebieten, auf denen die Deutschen einen Entwicklungsvorsprung hatten, die vollständigen Strukturen der Rüstungsforschung und den Stand der Waffenentwicklung zu erkunden und gegebenenfalls samt Wissenschaftlern und Hilfspersonal zu übernehmen. Zur Vorbereitung und Durchführung dieses Vorhabens beauftragten die Alliierten verschiedene Spezialeinheiten, die nicht mehr als Verbündete, sondern als Konkurrenten im jeweiligen Interesse der einen oder anderen Siegermacht arbeiteten.
Am 12. April 1945 zogen die amerikanischen Besatzungstruppen in Stadtilm/Thüringen ein. Hier befand sich das kernphysikalische Laboratorium des Heereswaffenamtes, das unter Leitung von Dr. Kurt DiebnerXE "Diebner, Kurt (1905 - 1964)"§ arbeitete. Die Gestapo hatte jedoch bereits am 8.April1945 Diebner und seine Forschungsgruppe samt Material und Geheimakten evakuiert. Nur der zurückgelassene Dr. Berkei, der von Anfang an am Uranprojekt des Heereswaffenamtes mitgearbeitet hatte, konnte von den Amerikanern festgenommen und über das Projekt verhört werden. Außerdem fand man aufschlußreiche Akten, Teile des Uranmeilers, viel Ausrüstung, Zähler usw.32 Im Raum Staßfurt entdeckte eine amerikanische Spezialeinheit in einem Salzbergwerk gelagertes Uranerz aus BelgischKongo. Die 1100 Tonnen Erz wurden unverzüglich abtransportiert. 33
Im Rahmen der AlsosMission wurden alle Atomforscher, die aufgespürt werden konnten, festgenommen und verhört. Ein Teil der Wissenschaftler wurde sofort in die USA geflogen, andere, die zeitweilig in englischer Gefangenschaft waren, kehrten ab 1946 in die westlichen Besatzungszonen zurück. Noch vor den Atomphysikern wurden Anfang April 1945 durch ein amerikanisches Sonderkommando alle Raketenexperten, die am 17. Februar 1945 aus Peenemünde evakuiert worden waren, festgenommen: Unter ihnen befanden sich der militärische Leiter der Anstalt, General Dr. DornbergerXE "Dornberger, Walter"§, und der Konstrukteur Wernher von BraunXE "Braun, Wernher von"§.34
Die Bedingungen in Nachkriegsdeutschland erleichterten es den Alliierten, die gewünschten Spezialisten anzuwerben und ins Ausland zu bringen. Diese Einschätzung deckt sich z. B. mit Beobachtungen, die ein britischer Zeitzeuge 1948 über das Verhalten von deutschen Natur und Technikwissenschaftlern machte: R.C.MurrayXE "Murray, R. C."§, damals Generalsekretär der Association of Scientific Workers Großbritanniens, machte als Mitglied einer Gewerkschaftsdelegation eine Informationsreise durch die britische Zone sowie durch den britischen Sektor Berlins. Murray hielt sich einige Tage in Göttingen auf, führte dort Gespräche mit Persönlichkeiten der MaxPlanckGesellschaft und kam mit Militärbeamten der Forschungsabteilung der Besatzungsbehörde zusammen. In Berlin besuchte Murray mehrere Forschungsabteilungen größerer Betriebe und war an der Technischen Universität zu Gast. Ergänzt wurden seine Eindrücke durch Fahrten nach Düsseldorf und Köln. Im Ergebnis seiner Erkundungen stellte er fest, daß kaum einer der von ihm befragten Wissenschaftler Konsequenzen aus der Niederlage des Hitlerfaschismus gezogen hatte: "Die meisten, die während der Kriegsjahre militärische Forschung betrieben, wünschten durchaus auf dieser Linie unter alliierter Kontrolle weiterzuarbeiten, besonders als es klar wurde, daß sich dabei eine Möglichkeit bot, Deutschland zu verlassen."35
Eine der USamerikanischen Geheimaktionen zum "Einkauf" von Fachkräften nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands ist unter dem Decknamen "Paper Clip" bekannt geworden. Sie gestattete deutschen Wissenschaftlern, Ingenieuren, Konstrukteuren und Industrieführern, die aktive Nazis gewesen waren, die Einbürgerung in die USA. Normalerweise verboten die Einwanderungsgesetze in den USA die Aufnahme von Kriegsverbrechern und aktiven Nationalsozialisten. Um diese Gesetze zu umgehen und führende Wissenschaftler und Ingenieure anzuwerben, sollen Personalakten, die durch eine Büroklammer (paper clip) gekennzeichnet waren, so frisiert worden sein, daß die Belastung des Betroffenen durch seine nazistische Vergangenheit nicht mehr zu erkennen war. In den Jahren 1945 bis 1952 kamen allein unter dem Codenamen "Paper Clip" 632 Spezialisten in die USA. Vorrang hatten Wissenschaftler, die in irgendeiner Weise kriegswichtige Forschung betrieben hatten. Wirksam wurde hierbei z. B. die Organisation "Field Intelligence Agency Technical". "FIAT" war eine Agentur, die verantwortlich "für die Koordination der Inbetriebnahme von Personal" zeichnete. Aufgabe dieser Agentur war es vornehmlich, sich der Wissenschaftler anzunehmen, die von sowjetischen Stellen Angebote zur Arbeit in der UdSSR erhielten.36
Denn auch die Sowjets wurden aktiv. Aber bis auf die frühzeitige Anwerbung, Verhaftung oder schlichte Deportation von Atomwissenschaftlern, die für Zuarbeiten am sowjetischen Uranprojekt vorgesehen waren, gab es im ersten Jahr der sowjetischen Besatzung noch kein Konzept für die Nutzung deutscher Naturwissenschaftler bzw. Techniker in der Sowjetunion. Verschiedene Indizien sprechen für die Annahme, daß in den unmittelbar dem Kriegsende folgenden Monaten allein die 1. Hauptabteilung beim Rat der Volkskommissare für das Uranproblem einen dringenden Bedarf an qualifizierter Zuarbeit durch deutsche "Spezialisten" geltend machen konnte. Die übrigen Rüstungsprojekte - etwa der Raketen- und Flugzeugbau - genossen nach Kriegsende keine innersowjetische Priorität. 37
Zweige der Rüstungsforschung und Rüstungsproduktion, die für die sowjetische Lebensmittelversorgung und den Wiederaufbau von Kriegszerstörungen ohne Belang waren und deren Verlagerung mit einem erheblichen Zeitverzug verbunden gewesen wäre, blieben in der sowjetischen Besatzungszone. Sie unterlagen vorerst nicht der Demontage. Mit den bisherigen deutschen Mitarbeitern ließen sich Rekonstruktion und Produktion von Kriegsgerät weitaus schneller bewerkstelligen. Zugleich konnten sowjetische Wissenschaftler und Ingenieure Erfahrungen bei der Kooperation mit deutschen Fachleuten sammeln. Eine Demontage der Anlagen hätte ihre Rekonstruktion verhindert oder zumindest erheblich hinausgezögert. Um den Entmilitarisierungsgrundsatz des Potsdamer Abkommens zu umgehen, wurden deutsche Fachleute, namentlich Rüstungsforscher, vorerst in Betrieben und Technischen Büros, die der sowjetischen Verwaltung unterstellt wurden, wieder oder aber weiterbeschäftigt:38
[...]
1 Es war die Schriftstellerin Christa Wolf, die mit ihrem Buch "Störfall" eine öffentlichkeitswirksame Diskussion in der DDR entfachte: Wolf, Ch.: Störfall, Nachrichten eines Tages. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1987; Blumentritt, G.: Aufruf zur Sorgfaltspflicht. In: spectrum Heft 4/1988; Lohs, Kh.: Eine unliterarische Anmerkung. In: spectrum Heft 4/1988; Böhme, H.: Die Macht der Wissenschaft gebrauchen lernen. In: spectrum Heft 5/1988; Abt, H.: Aufforderung zum Mitdenken. In: spectrum Heft 5/1988
2 Horizont. Nr. 3/1989, S. 22
3 Paul, G. Fünf Jahre nach Tschernobyl. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
10. April 1991, Nr. 83, S. N 1
4 Berliner Zeitung, 6./7. Februar 1993, Nr. 11, S. 6
5 Berliner Zeitung. 25. März 1992, Nr. 72, S. 3
6 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht und Markt. Kernforschung und Mikroelektronik in der Bundesrepublik Deutschland. München 1989, S. 40 ff.
7 Walker, M.: Die Uranmaschine. Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe. Berlin 1990, S. 34
8 Carl Friedrich von Weizsäcker berichtete im Februar 1939 über ein Gespräch, das er mit Otto Hahn führte. Diesem Gespräch zu folge hielt es Hahn für möglich, "daß wir eine Bombe konstruieren können, die geeignet ist, London zu zerstören"Hoffmann, K.: Otto Hahn, Stationen aus dem Leben eines Atomforschers. Berlin 1978, S. 217
9 Weizsäcker, C. F. v.: Die Verantwortung der Wissenschaft im Atomzeitalter, Göttingen 1957, S. 17
10 Selbstverwaltungskörperschaft der Wissenschaft zur gezielten Vergabe von Fördermitteln für die Entwickluhng aller Bereiche der Forschung.
11 Kuczera, J.: Gustav Hertz. Leipzig 1985, S. 58 f.
12 Gentner, W.: Mitteilungen aus der Kernphysik. In Naturwissenschaften. 1937, H. 29, S. 479 ff.
13 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht..., S. 46
14 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht..., S. 47
15 Ebenda, S. 51
16 Speer, A.: Erinnerungen. Frankfurt a. M. 1960, S. 240
17 Franke, M.: Otto Hahn (1879 1986). In: Bekenntnisse zum Frieden. Naturwissenschaftler und Mediziner des 20. Jahrhunderts im Kampf um Frieden und Abrüstung. Hrsg. von Irene Strube, Ingrid Kästner und Sonja Brentjes. Berlin 1989. S. 300. Stolz, W.: Otto Hahn/Lise Meitner. Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner. Band 64. Leipzig 1989, S. 59.
18 Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze. München 1972, 208.
19 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht..., S. 53
20 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht..., S. 55
21 Bergschicker, H.: Deutsche Chronik 1933 - 1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur. Berlin 1988, S. 449. Klaus, Georg/Porst, Peter: Atomkraft Atomkrieg? Berlin o. J. (4. Auflage), S.31.
22 Bergschicker, H.: Deutsche Chronik..., S. 451.
23 Eckert, M./ Osietzki: Wissenschaft für Macht..., S. 56
24 Irving, D.: Der Traum von der deutschen Atombombe. Gütersloh 1967, S. 215.
25 Geheimcode für das US-amerikanische Atombombenprojekt
26 Ebenda, S. 218.
27 Wissenschaft in Berlin. Von den Anfängen bis zum Neubeginn nach 1945. Berlin 1987, S. 538.
28 Amtsblatt des Kontrollrates in Deutschland. Berlin Nr. 6/1946, S. 138 - 143. - Die Durchführungsbestimmungen zum Alliierten Kontrollgesetz Nr. 25 für die sowjetische Besatzungszone wurden als Anlage zum Befehl Nr. 79 des Oberkommandierenden der SMAD vom 9. April 1947 beigefügt. Zentralverordnungsblatt Nr. 3/1947, S. 33 - 37 - Vgl. auch: Die Technik. Heft 9/1948, S. 391
29 Amtsblatt des Kontrollrates in Deutschland. Berlin Nr. 6/1946, S. 141
30 Protokoll über die Verhandlungen zwischen den drei Regierungschefs auf der Krimkonferenz zur Frage der deutschen Reparationen in Form von Sachleistungen. In: Die Sowjetunion auf internationalen Konferenzen während des Großen Vaterländischen Krieges 1941 bis 1945. Band 4. Die Krim-(Jalta)-Konferenz der höchsten Repräsentanten der drei alliierten Mächte - UdSSR, USA und Großbritannien (4. - 11. Februar 1945). Dokumentensammlung. Moskau/Berlin 1986, S. 227. - Manfred von Ardenne hatte z. B. durch Abhörung ausländischer Rundfunksendungen Kenntnis von der Festlegung im Jalta-Vertrag, "die Arbeit deutscher Spezialisten und Wissenschaftler den Siegerstaaten zur Verfügung zu stellen, um sie so durch ihre Leistungen zur Wiedergutmachung der angerichteten materiellen Schäden beitragen zu lassen." (Ardenne, Manfred von: Ein glückliches Leben für Technik und Forschung. Autobiographie. Berlin 1982, S. 153).
31 Bernal, J. D.: Die soziale Funktion der Wissenschaft. Berlin 1986, S. 186
32 Irving, D.: Der Traum..., S. 245.
33 Auf der Elften Sitzung der Potsdamer Konferenz am 31. Juli 1945 brachte Stalin im Zusammenhang mit den Reparationen die Frage auf die Entnahmen, die die Engländer aus der russischen Besatzungszone vor deren Einnahme durch die sowjetischen Truppen vorgenommen hatten. Es handele sich um Abtransport von Waren und Ausrüstungen. Überdies gäbe es eine Niederschrift des sowjetischen Militärkommandos darüber, daß die amerikanischen Behörden vom gleichen Territorium 11 000 Waggons weggeschafft haben Vgl.: Das Potsdamer Abkommen. Dokumentensammlung. Berlin 1979, S. 174.
34 Bergschicker H.: Deutsche Chronik...,, S. 451
35 Murray, R. C.: Wissenschaft und Wissenschaftler im heutigen Deutschland. In: Forum. Heft 5/1949, S. 169.
36 Werner, P.: Otto Warburg. Von der Zellphysiologie zur Krebsforschung. Biographie. Berlin 1988, S. 284. Pachaly, Erhard/Pelny, Kurt: Konzentrationslager... S. 214, S. 216
37 Albrecht, U./Heinemann-Grüder, A./Wellmann, A.: Die Spezialisten. Deutsche Naturwissenschaftler und Techniker in der Sowjetunion nach 1945. Berlin 1992, S. 34
38 Ebenda, S. 179
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