Was bleibt, wenn ein Reich zerfällt? Diese Frage hallt in den Steppen Usbekistans wider, wo das Erbe der Sowjetunion bis heute tiefe Spuren hinterlässt. Jenseits glänzender Fassaden und alter Prachtbauten offenbart sich ein Land im Spannungsfeld zwischen Tradition und Transformation. Entdecken Sie eine Gesellschaft, die mit den wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen, ideologischen und politischen Nachwirkungen des sowjetischen Zusammenbruchs ringt. Erleben Sie hautnah, wie eine Arbeitslosigkeit von bis zu 80 Prozent, insbesondere unter jungen Menschen ohne Perspektive, das Land lähmt und die Korruption blühen lässt. Tauchen Sie ein in den Kampf ums Überleben auf Schwarzmärkten, wo der Staat seine Bürger im Stich lässt, während Alkoholismus und steigende Scheidungsraten ganze Familien zerstören. Werfen Sie einen Blick auf die erschreckende Umweltkatastrophe des Aralsees, ein Mahnmal für die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Verstehen Sie, wie das sowjetische Gedankengut, die Mentalität der Abhängigkeit vom Staat, bis heute die Eigenverantwortung der Menschen untergräbt und Kriminalität fördert. Erkennen Sie die Fassade einer demokratischen Republik, hinter der sich ein Kontrollstaat verbirgt, der die Überwachungsmechanismen der UdSSR perfektioniert hat. Eine Reise in ein Land, das im Schatten der Vergangenheit nach seiner Identität sucht, ein Weckruf für die Notwendigkeit von Reformen und nachhaltiger Entwicklung. Usbekistan – mehr als nur Baumwolle und prächtige Moscheen, ein Land am Scheideweg, gefangen zwischen den Geistern der Vergangenheit und den Hoffnungen der Zukunft, ein Lehrstück über die komplexen Folgen eines politischen Umbruchs und die Widerstandsfähigkeit einer Nation im Angesicht von Not und Ungewissheit. Ein Muss für jeden, der die Welt verstehen will, jenseits der gängigen Klischees und oberflächlichen Darstellungen. Die Analyse bietet tiefe Einblicke in postsowjetische Gesellschaften, beleuchtet die Herausforderungen und Chancen des Transformationsprozesses und regt zum Nachdenken über globale Zusammenhänge an.
Die Auswirkungen der UdSSR auf Usbekistan
Wirtschaftlicher Bereich
- Die Arbeitslosigkeit beträgt 70-80%. Diese betrifft vor allem die jungen Menschen, welche meist auch keine Ausbildung haben. Das kommt daher, dass in der Sowjetunion der Staat für jeden eine Arbeitsstelle und eine Ausbildung bereitstellte. Nach deren Zusammenbruch sind die Menschen selbst verantwortlich für ihre Ausbildung und Arbeit, aber diese Verantwortung wird oft nicht wahrgenommen, denn die Erwartung, dass der Staat Arbeitsstellen schaffen muss, besteht noch immer.
- Viele der Staatsbetriebe gingen nach dem Zerfall Konkurs weil die staatlichen Subventionen ausblieben und der innersowjetische Markt (Planwirtschaft) nicht mehr existierte.
- Weiterhin sind die meisten Produkte in Usbekistan aus ehemaligen Sowjetländern und Qualitätsprodukte aus dem Westen (z.B. Maschinen) gibt es fast keine.
- In der sowjetischen Planwirtschaft wurde in Usbekistan vor allem Baumwolle angepflanzt. Auch nach dem Zerfall ist Usbekistan einer der grössten Rohbaumwollexporteure. Da ein Grossteil der Anbaufläche für Baumwolle benutzt wird, müssen Grundnahrungsmittel aus anderen Ländern importiert werden. Zudem gibt es im Land keine Baumwollindustrie, welche die Rohbaumwolle zu qualitativen Stoffen verarbeitet.
- Wirtschaftshemmende Gesetze und Kontrolle durch den Staat verunmöglichen es, legale Geschäfte zu führen. Daher herrscht eine starke Korruption bei den Beamten.
- Jene, die noch eine Arbeit in einem staatlichen Betrieb haben, arbeiten für einen kleineren Lohn als jemand der in einem Quartier einen Kiosk führt. So ist die Motivation sehr gering. Dies hat besonders schwerwiegende Auswirkungen in der Bildung und im Gesundheitswesen.
- In den Lebensmittelläden, welche früher staatlich waren, kann noch immer keine Importware gekauft werden. So gibt es einen grossen und für ca. 70% der Bevölkerung lebenswichtigen Schwarzmarkt.
- Aus der sowjetischen Zeit sind aber auch noch viele Bauwerke und Fabriken vorhanden, welche noch heute in Betrieb sind, aber unter den heutigen Umständen nicht mehr gebaut werden könnten.
Soziales Umfeld
- Das grösste Problem ist der Alkohol. Dieser führt zu Familiengewalt, zu Scheidungen, zu Arbeitsplatzverlust und zu Armut.
- Ein weiterer Grund für die hohe Scheidungsrate (ca. 50%) ist Eifersucht zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter (die Mutter möchte, dass der Sohn sie mehr schätzt als seine Frau) und der Druck, Kinder zu haben.
- Wie in vielen ehemaligen Sowjetstaaten ist die Prostitution sehr verbreitet. Sie entstand vor allem in der Zeit als russische Soldaten und Arbeiter in Usbekistan stationiert waren.
- Verschlechtert hat sich der Wohlstand der Gesellschaft. In der Sowjetunion hatten alle die Kleider und die Nahrung, welche sie benötigten. Nach dem Zusammenbruch ist der Staat nicht fähig, diese Aufgabe weiter zu übernehmen und so leben viele Menschen in Armut.
- Positiv ist, dass die Frauen und Männer einander annährend gleichgestellt sind.
Ökologische Auswirkungen
- Ein schwerwiegendes Problem ist die Austrocknung des Aralsees. Damit verbunden ist eine grosse Umweltverschmutzung in diesem Gebiet. Fische gibt es keine mehr.
- Der durch die Planwirtschaft einseitige Anbau von Baumwolle hat die Böden ausgelaugt. Deshalb wir immer mehr Düngemittel eingesetzt, welches die Böden und Gewässer stark belastet.
- Den Menschen fehlt das nötige Verständnis von ökologischen Zusammenhängen, was zur gedankenlosen Verschwendung der natürlichen Ressourcen führt.
Ideologische Auswirkungen
- Obwohl die UdSSR zerfallen ist, ist deren Gedankengut noch bei weiten Teilen der Bevölkerung präsent. Die Menschen wurden dazu erzogen, dass der Staat alles bestimmt und die Probleme löst. Eigenverantwortung kennen die Usbeken zum grössten Teil nicht.
- Der kommunistische Wert, dass alles allen gehört, besteht auch heute noch und führt oft zur Bereicherung auf Kosten von anderen und zu Kriminalität.
- Wie zur Zeit der Sowjetunion sind auch heute noch Propagandaplakate und Aktionen allgegenwärtig, jedoch mit etwas anderem Inhalt.
Politische Auswirkungen
- Theoretisch gibt es verschiedene Parteien, aber alle haben das gleiche Parteiprogramm. Die eigentliche Opposition wurde schon lange verbannt und lebt im Exil oder in einem Gefängnis.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die grössten wirtschaftlichen Herausforderungen Usbekistans nach dem Zerfall der UdSSR?
Die Arbeitslosigkeit ist hoch (70-80%), besonders unter jungen Menschen ohne Ausbildung. Viele Staatsbetriebe sind konkurs gegangen, staatliche Subventionen und der innersowjetische Markt sind weggefallen. Usbekistan ist stark von Importen aus ehemaligen Sowjetländern abhängig. Der Fokus auf Baumwollanbau führt zu Importen von Grundnahrungsmitteln und fehlender Baumwollindustrie. Wirtschaftshemmende Gesetze und staatliche Kontrolle fördern Korruption. Geringe Löhne in staatlichen Betrieben demotivieren, besonders im Bildungs- und Gesundheitswesen. Ein Schwarzmarkt existiert weiterhin für Importware.
Welche sozialen Probleme prägen Usbekistan nach der Sowjetzeit?
Alkoholismus führt zu Familiengewalt, Scheidungen, Arbeitsplatzverlust und Armut. Hohe Scheidungsraten sind auch auf Eifersucht zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter sowie Kinderdruck zurückzuführen. Prostitution ist verbreitet, entstanden durch russische Soldaten und Arbeiter. Der Wohlstand hat abgenommen, viele Menschen leben in Armut, da der Staat die Versorgung nicht mehr gewährleisten kann. Positiv ist die weitgehende Gleichstellung von Frauen und Männern.
Welche ökologischen Auswirkungen sind in Usbekistan besonders gravierend?
Die Austrocknung des Aralsees ist ein schwerwiegendes Problem mit grosser Umweltverschmutzung. Der einseitige Baumwollanbau hat die Böden ausgelaugt, was zu intensivem Düngemitteleinsatz und Gewässerbelastung führt. Es mangelt an ökologischem Verständnis, was zur Verschwendung natürlicher Ressourcen führt.
Wie wirkt sich das sowjetische Gedankengut auf die heutige usbekische Gesellschaft aus?
Das Gedankengut der UdSSR ist noch weit verbreitet. Die Menschen sind darauf konditioniert, dass der Staat alles bestimmt und Probleme löst. Eigenverantwortung ist wenig ausgeprägt. Der kommunistische Wert, dass alles allen gehört, führt zu Bereicherung auf Kosten anderer und zu Kriminalität. Propagandaplakate und -aktionen sind noch immer präsent.
Wie ist die politische Situation in Usbekistan heute?
Theoretisch gibt es verschiedene Parteien, aber alle haben das gleiche Parteiprogramm. Die Opposition ist verbannt und lebt im Exil oder im Gefängnis. Usbekistan ist offiziell eine demokratische Republik, aber in der Praxis eher ein Kontroll- oder Polizeistaat, der diese Kontrolle aus der UdSSR übernommen hat.
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- Tobias Flotron (Author), 2004, Auswirkungen der UdSSR auf Usbekistan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109291