Die Bedeutung der Roten Schanze in Wilhelm Raabes 'Stopfkuchen'


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhalt:

I. Einleitung:

II. Hauptteil:
1. Die Beschreibung der Roten Schanze im „Stopfkuchen“.
2. Die Bedeutung der Roten Schanze für die Raum- und Zeitstruktur.
3. Stopfkuchens „Eroberung“ der Roten Schanze.
4. Das Verhältnis Stopfkuchens zu Valentine, Erbtochter der Roten Schanze.
5. Die Rote Schanze als Idylle.
6. Stopfkuchens Rache.

III. Schluss:

IV. Literaturverzeichnis:

I. Einleitung:

So wie ich das ‚Buch’ habe, schicke ich es Ihnen, und nachher sagen Sie es vielleicht den Leuten, wer da eigentlich unter der Hecke lag und die rothe Schanze erobert hat und heute von ihr auch so die Welt um sich liegen sieht. Dies ist mein wirklich subjektives Buch und ein Kunstwerk insofern, als nur Wenige Solches aus der Schnurre herausfinden werden.[1]

Dieses Zitat Wilhelm Raabes hat die ältere Stopfkuchen-Forschung dahingehend beeinflusst, Parallelen zum Autor selbst und zu seiner „Braunschweiger Zeit“ zu ziehen. Ließ sich doch die in diesem Zitat erwähnte „ rothe Schanze “ optimal mit der „Weißen Schanze von Wolfenbüttel“ und einer sich im Mauerwerk befindlichen Kanonenkugel, ähnlich wie sie Teil des Romans „Stopfkuchen“ ist[2], gleichsetzten.[3] Dies ist sicher nicht indem Maße der Fall, in welchem es damals geschehen ist.

Das historische Gepräge des Romans Stopfkuchens vernachlässigend, beweist das oben angeführte Raabe-Zitat jedoch eine besondere Bedeutung eines Motivs – des der „Roten Schanze“. Und diese Annahme lässt sich belegen:

Wie kein zweites erscheint das Motiv der „Roten Schanze“ in Raabes zwischen 1888 und 1890 entstandenen Roman „Stopfkuchen“ schon rein quantitativ. Allein das Wort „Schanze“ lässt sich rund 285 mal nachweisen. Jedoch sagt diese neutrale Zählung noch nichts über die Bedeutung der Roten Schanze für die Erzählung „Stopfkuchen“ aus, deren Darstellung in dieser Arbeit versucht werden soll. Es versteht sich von selbst, dass der begrenzte Rahmen der Arbeit dieses große Gebiet nur bedingt abzudecken vermag.

Die jüngere Forschung die sich erstmals losgelöst von einer biographischen Werkbetrachtung mit Raabes „Stopfkuchen“ beschäftigte, darf ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhundert angenommen werden.[4]

Aber auch diese jüngere Forschung teilt sich grob in zwei Lager. Bis fast in die Gegenwart hinein lasen die Interpreten den Roman als „ Aufdeckung von Wahrheit “.[5] In neuster Zeit jedoch kamen Stimmen auf, die Zweifel an der Rolle des Protagonisten Stopfkuchen als unvoreingenommenem Detektiv hegten.[6] Hier wird, vereinfachend gesagt, der Kampf Stopfkuchens gegen die, in seinen Augen als „ Philister “ geltenden Bewohner seiner Heimatgemeinde in den Vordergrund gestellt. Stopfkuchen wird als „ Lügenbaron[7] entlarvt, als Konstrukteur von Wahrheit.

Auch ich möchte in dieser Arbeit, Raabes Roman in einer anderen Lesart verstanden wissen, nämlich als „Gewaltgeschichte“ bzw. als „Rachegeschichte“.

Durch die gesamte Erzählung zieht sich der Faden von sowohl psychischer als auch physischer Gewalt, was ja auch schon in dem von Raabe gewählten Untertitel „Eine See- und Mordgeschichte“ suggeriert wird. Auch Stopfkuchens Gewalttaten, welche er zweifelsohne begeht, wurden bereits „aufgedeckt“.[8] Jedoch möchte ich in den folgenden Ausführungen noch einen Schritt weiter gehen und Stopfkuchen als einen „Rachenehmer“ erweisen, einen „Rachenehmer“, welcher zwar beim naiven Lesen als „vergöttlicht“[9] und auf seiner Schanze über allem erhaben thronend erscheint, aber durchaus mit menschlichen (und zwar auch vor allem negativen) Regungen ausgestattet ist. Diese „Vermenschlichung“ des sich rächenden Heinrich „Stopfkuchen“ Schaumann soll anhand der Analyse des Gebrauchs und der Funktion des Mittels seiner Rache - der „Roten Schanze“ – verdeutlicht werden.

Hieraus ergibt sich die zentrale Fragestellung dieser Arbeit:

Die Bedeutung der Roten Schanze im Roman „Stopfkuchen“ und ihre Funktion in der Rache des Protagonisten Stopfkuchen.

II. Hauptteil:

1. Die Beschreibung der Roten Schanze im „Stopfkuchen“.

Neben der Bezeichnung „ Rote Schanze “, deren Häufigkeit bereits in der Einleitung dargelegt wurde, finden sich im Text weitere Umschreibungen für das auf einer vorzeitlichen Aufschüttung befindliche Schanzenwerk. Diese genaue Bestandsaufnahme ist an dieser Stelle sinnvoll und notwendig für die folgende Analyse der Funktion der Roten Schanze.

Über ihre Entstehung wird berichtet, die Schanze sei „ so eine Anschwemmung von der Sündflut her[10] und ihre ersten „Bewohner“ seien ein „ Mammut[11] und ein „ Riesenfaultier[12] gewesen.

Neben der Bezeichnung „ Rote Schanze “ treten immer wieder Termini ihrer Bedeutung im Siebenjährigen Kriege in Erscheinung. Als „ Kriegs- und Belagerungsaufwurf des Prinzen Xaverius von Sachsen[13] oder „ Kriegswerk des Comte de Lusace[14] bezeichnet, wird die Wehrhaftigkeit des späteren Bauernhofes dargestellt, was durch Attribute wie „ undurchdringlich[15] noch verstärkt wird. Aber auch Krieg, Tod und Feindseeligkeit gegenüber dem Ort Maiholzen, zu dessen Belagerung die Schanze aufgeworfen wurde, werden durch Attribute wie „ blutig[16] und „ kriegerisch[17] impliziert. Dass der zur Schanze führende Dammweg mit einer Römerstraße gleichgesetzt wird, auf welcher „ Tausende totgeschlagen worden waren[18] und die Schanze selbst mit „ Troja[19] verglichen wird, untermauert dies zusätzlich.

Aber auch die weiteren Besitzer haben den Namen dieses Anwesens geprägt. Seitdem die Schanze in den Besitz des Bauern Quakatz gekommen ist, findet sich auch die Bezeichnung „ Quakatzenhof “ oder „ Quakatzenburg[20], deren Beschreibung durch den Mord an dem Viehhändler Kienbaum, aus Sicht der Maiholzer Bürger durch die Hand des Bauern Andreas Quakatz erfolgt, erweitert wurde. Als „v erfemter, verrufener Unterschlupf von Kienbaums Mörder[21] wird der „ Mördergrube[22] ein „ übler Geruch[23], ein „ Mord- und Schindergeruch[24] zugeschrieben, der auch seinen Bewohnern anhängt.[25]

Unter der „ Herrschaft[26] Stopfkuchens und seiner Gattin wird das Bild gewandelt. Dem heimkehrenden Kolonisten Eduard stellt sich die Schanze während seines Besuches anders dar, als zu seinen Jugendzeiten. Aus dem „ ungastlichen Anwesen[27] wurde durch „ Verschönerungen[28] Stopfkuchens „ Ideal[29]. Seit Jahrhunderten scheint das Anwesen erstmals von seinem kriegerischen Erbe befreit worden zu sein.[30] Der alte Wachposten, die böse Hundemeute des Bauern Quakatz, ist ersetzt worden durch einen weißen Kater.[31]

Aber Stopfkuchen hat das Schwert durch das Wort ersetzt. Heinrich Schaumann verletzt die „ geltenden respektiven und kommunikativen Gesprächsregeln[32] und lässt keinen Widerspruch zu, der sich dem Bild von seiner, durch seine Erzählung geschaffenen Wahrheit entgegenstellt.[33]

Das Fazit dieser knappen Ausführungen ist die Vertiefung der Lesart als „Gewaltgeschichte“. Seit ihrer Entstehung liegt die Rote Schanze im Streit mit ihrer Umgebung – sind alle Bewohner der Schanze der Umgebung feindlich gesinnt, oder werden zumindest von der Umgebung als feindlich angesehen, weshalb die Rote Schanze als Zentrum von Gewalt, Krieg, Streit und Tod angesehen werden kann.[34] Diese Feststellung wird im Verlauf der weiteren Ausführungen noch von Bedeutung sein.

2. Die Bedeutung der Roten Schanze für die Raum- und Zeitstruktur.

Durch die Betrachtung der raumbezeichnenden Attribute im „Stopfkuchen“ lassen sich drei Raumstrukturen herausarbeiten, die alle in Beziehung zur Roten Schanze stehen:[35]

a) Nähe – Ferne (Rote Schanze – Umgebung).[36]
b) Oben – unten bzw. Höhe und Tiefe (Rote Schanze – Ort Maiholzen).[37]
c) Innen – außen (Rote Schanze – Umgebung).[38]

Aus dieser Aufstellung ergibt sich sowohl eine horizontale als auch eine vertikale Raumkonstellation, die beide jeweils durch die Rote Schanze verbunden werden. Die Rote Schanze ist also der Schnittpunkt zweier Geraden. Seine räumliche Perspektive erhält dieses zweidimensionale Bild durch den Landbriefträger Friedrich Störzer und Heinrich „Stopfkuchen“ Schaumann selbst. Beide umrunden die Schanze seit Jahren und zwar auf einer oberen (auf dem Wall der Roten Schanze) und einer unteren Ebene (Weg unterhalb der Schanze).[39] Die Raumkonstellation Nähe – Ferne (Heimat – Afrika) scheint mir nicht ins Gewicht zu fallen. Auch wenn der Ort „Afrika“ des öfteren im Text genannt wird und wenn Eduard am Ende seiner Seereise den Tafelberg zu erkennen glaubt, so fährt er doch immer nur um die Rote Schanze herum, begleitet ihn das Schanzenwerk die gesamte Reise hindurch. So verknüpfen sich z. B. Ereignisse auf dem Schiff mit denen seiner Erzählung von der Roten Schanze.[40] Sogar ganz am Ende dominiert noch die Rote Schanze und nicht „Afrika“.[41]

Es bleibt also festzustellen, dass die Rote Schanze das Zentrum der Raumstruktur im „Stopfkuchen“ ist.

Ich wende mich nun der Zeitstruktur zu. Im „Stopfkuchen“ lassen sich sechs Zeitebenen ausmachen:[42]

a) Die Urzeit / Eiszeit (die Entsehung der Roten Schanze als eiszeitliche Ablagerung).
b) Der Siebenjährige Krieg (Erweiterung des Schanzenhügels zum Schanzenwerk).
c) Der Mordfall Kienbaum (Rote Schanze als „ Mordbauernhof “).
d) Die Jugendzeit Heinrichs, Valentines und Eduards (Rote Schanze als geächteter Ort).
e) Die Besuchstage Eduards (Rote Schanze als Stopfkuchens „ Ideal “)
f) Die Gegenwart: Schiffsreise Eduards.

Wie aus dieser Aufstellung zu ersehen ist, schichten sich fünf der sechs Zeitebenen auf der Roten Schanze. Aber auch die Gegenwartsebene ist aus den oben angeführten Gründen mit der Schanze verbunden. Somit sind Raum und Zeit durch die Rote Schanze miteinander verwoben, ist die Schanze eine Konstante durch die Zeiten hindurch. Der Raum, also der Schnittpunkt „Rote Schanze“ (s. o.), erhält seine Funktion erst durch die Zeit.

Auffällig sind die vielen, den Leser marternden Zeitsprünge, die Stopfkuchen konsequent in seiner Erzählung einsetzt. Durch diese Sprünge steht er mit den anderen Zeitebenen in Verbindung, nimmt die Aggressionen der vergangenen Zeiten wieder auf, da sie für ihn, durch die Erinnerung, noch nicht abgeschlossen sind.[43] Dadurch, dass die vergangenen Zeitebenen auf der Roten Schanze aktuell bleiben, tritt nach Hubert Ohl eine „ Verräumlichung der Zeit “ in Kraft.[44] Der Besuch Eduards lässt die vergangenen Zeitebenen wieder durchbrechen, weshalb sich auch zu diesem Zeitpunkt Stopfkuchens Rache – die Aufdeckung des Mordes an Kienbaum – entlädt.[45]

3. Stopfkuchens „Eroberung“ der Roten Schanze.

Immer wieder spricht Stopfkuchen von seiner „ Eroberung “ der Roten Schanze. Einmal stellt er seine Inbesitznahme als eine „ übermenschliche Leistung “ dar, dann wieder als für ihn leicht zu bewältigende Aufgabe.[46] An dem Beispiel von Stopfkuchens „ Eroberung “ möchte ich zeigen, worin Stopfkuchens Leiden besteht, aus welchem sich das Gefühl der Rache entwickelt.

Von Kindesbeinen an wird Stopfkuchen, wie auch sein Name zeigt, von seinen Mitmenschen gehänselt und gedemütigt.[47] Durch eine in Heinrich Schaumanns Elternhaus eingeschlagene Kanonenkugel, abgeschossen von der Roten Schanze, entwickelt sich sein Interesse für selbige. Beim Spiel mit den vermeintlichen Kameraden unter der Hecke liegengelassen, lernt Stopfkuchen Valentine Quakatz, die Erbtochter der Roten Schanze, kennen. Über diese bekommt er Kontakt zu dem „ Mordbauern “ Quakatz, der Interesse an der Übersetzung des „ Korpus juris “ durch Stopfkuchen hat. Hier erhält Stopfkuchen den Auftrag den wirklichen Mörder Kienbaums zu finden, wofür ihm die Rote Schanze versprochen wird.[48] Die eigentliche „Eroberung“ erfolgt erst als Stopfkuchen nach seinem abgebrochenen Studium von seinem Vater hinausgeworfen wird und Zuflucht auf der Roten Schanze sucht, wo sich gerade das Gesinde gegen die Erbtochter erhebt. Dieses bringt er zur Raison und wird dadurch Großknecht auf dem Hofe Quakatz, dessen Erbtochter er im nachhinein ehelicht.[49]

Diese Ausführungen mögen verdeutlichen, dass von einer „ Eroberung “ im eigentlichen Sinne nicht die Rede sein kann. Als Kind von „ Tinchen “ Quakatz gerettet[50], vom Vater Quakatz aufgenommen und geduldet, war es für Stopfkuchen ein leichtes den betrunkenen Knecht und die rebellierende Magd mit der ihm vertauten Hundemeute in die Flucht zu schlagen.[51] Von große „Feldherrnfähigkeiten“, wie er sie sich durch den Vergleich mit Friedrich dem Großen und dem Prinzen Xaver von Sachsen (seinem Rechtsvorgänger) zuschreiben will[52], kann keine Rede sein.

Aber auch die oben bereits erwähnte Aussage Stopfkuchens, von den Mühen der Instandhaltung der Roten Schanze, dürfte einer genauen Betrachtung nicht standhalten.[53] So sorgte von Anfang an Valentine allein für die Hege und Pflege der Schanze, was nicht zuletzt die Verpachtung der Felder und das zweite Frühstück Stopfkuchens im Morgenrock beweisen.[54] Stopfkuchen „ eroberte “ die Schanze auch des Geldes wegen. Was wäre ihm nach seinem abgebrochenen Studium auch anderes übrig geblieben. Stopfkuchen bleibt also der „Schulversager“ von einst und die Schmähungen nach seiner unrühmlichen Heimkehr durch seinen Vater verstärken seine Enttäuschung und seinen Hass der Maiholzer Gemeinschaft gegenüber, auf welcher seine später hervorbrechenden Rachegelüste beruhen.

4. Das Verhältnis Stopfkuchens zu Valentine, Erbtochter der Roten Schanze.

Aus dem vorangegangenen Abschnitt ergibt sich die Frage nach dem Verhältnis Heinrich Schaumanns zu seiner Valentine. Ursprünglich als „ Wildkatze “ bezeichnet[55], entwickelt sich Valentine Quakatz zum „ ‚ Müschen’, mit längster, zärtlichster Dehnung auf dem ü[56], was die ältere Forschung als „ Humanisierungsgeschichte “ im Sinne des „ Bildungskonzeptes “ der großen Humanisten gedeutet hat. Jedoch ist nicht zu übersehen, dass Stopfkuchen sich seine Frau seinen Bedürfnissen anpasst. Anstatt humanistischer Bildung ist Tinchens Lektüre ein Kochbuch.[57]

Aber besteht Valentines Funktion nur in der Befriedigung von Stopfkuchens leiblichen Genüssen, ist ihre Person nur ein schmückendes Beiwerk, ein positiver Nebeneffekt?

Meiner Ansicht nach hat die Figur Valentine noch eine weitere Bedeutung und die Erziehung zum Hausmütterchen ist Mittel Stopfkuchens zum Zweck, Valentine ruhig zu stellen.

Der Wunsch Stopfkuchens ist es seit seiner Kindheit die Rote Schanze zu besitzen, um sich an seinen Maiholzer Peinigern zu rächen.[58] Diesen Wunsch kann er sich durch die Freundschaft und spätere Heirat mit der Erbtochter der Roten Schanze Valentine Quakatz erfüllen. Jedoch scheint Valentine nur Mittel zum Zweck zu sein. Als Eduard Stopfkuchen auf der Roten Schanze zum ersten Mal nach langer Zeit wiedersieht, begrüßt er, sich versprechend, zuerst Stopfkuchen und die Rote Schanze, dann erst, sich berichtigend, Stopfkuchen und seine Frau Valentine.[59] Die Rote Schanze nimmt hier also eindeutig die Stellung der Valentine Schaumann, geborene Quakatz, ein.

Auch das Verhalten, seiner Gattin gegenüber, ähnelt dem Verhalten, welches Stopfkuchen seinen Peinigern gegenüber an den Tag legt. Wenn man annehmen darf, dass auch Eduard als Peiniger Stopfkuchens anzusehen ist[60], an dem es sich in Stopfkuchens Augen zu rächen gilt (was ja auch Eduards, dem offensichtlich nicht wohl in seiner Haut ist, immer wieder erfolgende Einspruchsversuche gegen Stopfkuchens Vorwürfe anschaulich machen[61] ), so werden beide – Eduard und Valentine – durch Stopfkuchens Erzählen „vergewaltigt“[62].

Wie sehr Stopfkuchen seine Frau mit seinen Worten verletzt und aufwühlt, zeigen deren emotionalen Ausbrüche.[63]

Seine Hochzeit mit der Erbtochter dient Stopfkuchen zu seiner Bestätigung zum „ Herrn der Roten Schanze[64] durch die Honoratioren des Ortes Maiholzen.[65] Zuvor hatte er nur das Amt des „ Großknechtes[66] und des „ maior domus[67] inne, wird aber sofort bei seinem Dienstantritt auf der Roten Schanze der Vormund des Bauern Quakatz, dessen Notwendigkeit von der Erbtochter allerdings angezweifelt wird.[68]

Das ungleiche Verhältnis zwischen den Eheleuten wird besonders deutlich, wenn Stopfkuchen sie als „ Kind “ bezeichnet, welches er nach seinem Belieben fortschicken kann.[69]

Auch als beide Jugendfreunde sich in den Ort begeben, und die Rote Schanze verlassen, geht Stopfkuchen voran, seine Frau, die ihren Mann flehendlich gebeten hatte die beiden begleiten zu dürfen, um zu erfahren wer der wirkliche Mörder Kienbaums sei[70], sieht beiden zurückgelassen von der Höhe der Kriegsschanze nach. Aber nur Eduard dreht sich noch mehrere Male nach der verstörten Frau zurückblickend um.[71] Es ist kein Wunder, dass das Ehepaar der umliegende Bevölkerung, wie Stopfkuchen selbst vermutet, als „ ein wunderliches, wunderliches Gespann vorkommen “ muss.[72]

Stopfkuchens erste und einzige Liebe ist und bleibt die Rote Schanze.

5. Die Rote Schanze als Idylle.

Im vorangegangenen Teil ist nun dargelegt worden, dass Stopfkuchen seine Beziehung zu Valentine dahingehend nutzt, „ Herr der Roten Schanze “ zu werden, die, wie aus dem ersten Abschnitt hervorgeht, öfter von ihm als sein „ Ideal “ bezeichnet wird.[73] Es bleibt also in diesem Schritt zu klären, worin sein Ideal besteht.

Bevor Stopfkuchen seinen Aufstieg vom „ Großknecht “ zum „ Herrn der Roten Schanze “ beginnt, studiert er auf Wunsch und Drängen seiner Eltern Theologie, obwohl schon damals sein Herz an der Roten Schanze hängt.[74] Nach mehreren Semestern bricht er sein Studium ab, nicht aufgrund, wie er selber immer behauptet, „ mäßiger Geistesgabe[75], sondern weil die in Aussicht stehenden Berufsaussichten ihm „ nicht passen “, ihm gegen seine „ Natur “ gehen.[76] Für die Gesellschaft Maiholzens ist diese Entscheidung jedoch nicht akzeptabel. Stopfkuchens Vater verstößt seinen Sohn und dieser kommt auf die Rote Schanze.

Die Entbehrungen seiner Jugend- und Studentenzeit haben aber nun ein Ende in den vollen Speisekammern des Quakatzenhofes[77], die Peinigungen nun ein Ende durch die von der „ Wachmannschaft “ der Roten Schanze geschützten Isolation.[78] Somit kann er sich hier entfalten und seinen Interessen, z. B. der „ Petrefaktenkunde[79] – der Paläontologie – nachgehen, in welcher er, nach seiner eigenen Aussage, „ hätte Doktor werden können.“[80]

Daneben bedeutet aber die „ Rote Schanze knacken zu wollen [...] zunächst den Verzicht auf eine ‚weltliche’ Karriere.[81] Aber sie bietet dennoch die allerletzte Möglichkeit, doch noch in der Maiholzer Gesellschaft aufzusteigen – und zwar, ganz ohne Anstrengung, durch das Vermögen und den Besitz des Bauern Quakatz. Mit der Hochzeit auf der Roten Schanze und der Aufwartung durch die Maiholzer Honoratioren gehört Stopfkuchen zu deren Klasse, wenn auch die Distanz noch nicht überwunden ist. So schreibt Julia Hell: „ Die Eroberung der Schanze ist die Eroberung einer bürgerlichen Existenz.[82]

Die Rote Schanze bietet Stopfkuchen also Freiheit und „Freizeit“, Besitz und Autonomie. Sie ernährt einen gescheiterten Akademiker ohne jegliche Art von Anstrengung, der sonst in der spießbürgerlichen Gesellschaft seiner Heimatstadt keine „Überlebenschance“ gehabt hätte. Es ist also kein Wunder, dass Stopfkuchen diese „ Schlaraffenland[83] als sein „ Ideal “ adelt.

6. Stopfkuchens Rache.

In diesem letzten Abschnitt soll nun versucht werden, die in der Einleitung bereits angesprochene Rache Stopfkuchens zu vertiefen und mit dem Mittel „Rote Schanze“, das in den vorangegangenen Ausführungen zu analysieren versucht wurde, in Verbindung zu bringen.

Die Gründe, aus denen Stopfkuchens Rachegelüste entstanden, sind in den vorherigen Teilen hinreichend dargelegt worden. So ist es nun an diesem letzten Teil, die Ausführung von Stopfkuchens Rache zu zeigen.

Der Besuch des alten „ Jugendfreundes “ Eduard auf der Roten Schanze gibt Stopfkuchen die Möglichkeit seiner Rache entgültig Form zu verleihen. Stopfkuchen, der sich zuvor der Welt in einer Art „Zeitloch“[84] auf seiner, sich durch alle Zeiten bewegenden Roten Schanze entwunden hatte (Vgl. Abschnitt 2), schöpft nun durch die Begegnung mit Eduard die aggressive Kraft zum finalen Schlag.[85] Die sich durch die Erzählung Stopfkuchens aufbauende Aggressivität gegen seine Zuhörer ist bereits im Verhältnis zu Eduard und Valentine dargelegt worden (Vgl. Abschnitt 2 und 4).

Dass sich die Erzählung dem Höhepunkt nähert, macht auch der Ortswechsel deutlich. Stopfkuchen, der sonst seine Schanze kaum verlassen hatte[86], verlässt die „ Bühne des Geschehens[87] – die Rote Schanze – und steigt hinab zu seinen „ Philistern[88]. Oder sollte man sagen: er greift an? - aber auf seine Art und Weise – behäbig und langsam! - Prinz Xaver von Sachsen besaß „ Kanonen und Mörser[89], mit welchen er den Ort Maiholzen zur Kapitulation bringen konnte. Stopfkuchen stehen nur Worte zur Verfügung – und diese kann er nicht von der Roten Schanze „ drunterpfeffern[90], sondern muss sie direkt in das kommunikative Zentrum des Ortes – den „ Brummersumm “ – bringen, um seine angestrebte Wirkung zu erzielen.

Worin besteht nun aber die „Munition“ Stopfkuchens? – Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort:

Es ist die öffentliche Entlarvung des Landbriefträgers Friedrich Störzer als Mörder des Viehhändlers Kienbaum. Auch wenn die ältere Forschung dies als Aufdeckung von „ Wahrheit “ – als Einführung in das „ richtige Erkennen von Realität[91] – gedeutet hat, so müssen doch die näheren Umstände beachtet werden.

Der vermeintliche Mörder Friedrich Störzer – seine Täterschaft ist durchaus nicht bewiesen, da Stopfkuchen der einzige Zeuge seines Geständnisses ist und der Bericht Stopfkuchens von seinen Zuhörern nicht kritisch hinterfragt wird[92] - ist kurz vor der Ankunft Eduards verstorben. Er ist also nicht mehr fähig, den Anschuldigungen seines Anklägers Stopfkuchens zu widersprechen, sich zu rechtfertigen. Stopfkuchen hätte die Sache nun auch auf sich beruhen lassen können, ggf. Valentine und Eduard in der Isolation der Roten Schanze in sie einweihen können. Aber er geht hinunter in die Öffentlichkeit. Aus dieser Tatsache lässt sich auch das Rachemotiv deutlich ersehen.

Die Annahme der älteren Forschung, dass nach dem Tode Störzers die Aufklärung des Mordes niemandem mehr schade, ist abzulehnen. War Störzer durch seine Leistungen im Dienst ein beliebter und geachteter Bürger der Gesellschaft Maiholzens, so werden ihm nun die letzten Ehren versagt. Weder die Bürger und Honoratioren, noch sein Dienstherr, die kaiserliche Post, geben ihm das letzte Geleit. Allein seine wenigen Angehörigen – Schwiegertochter und Enkel – folgen dem Leichenzug – unter den neugierigen Augen der Bevölkerung.[93]

Stopfkuchen hatte also den Mordverdacht von seiner Roten Schanze und seiner Familie auf Störzers Familie abgewälzt.

Aber seine Rache gilt nicht nur der Familie Störzer, deren Ahn sich durch sein Schweigen über Kienbaums Tod an der Roten Schanze und ihrer Bewohner schuldig gemacht hat. Seine Rache gilt auch der Gesellschaft Maiholzens:

Bevor Stopfkuchen seinen Worten freien Lauf gelassen hatte, sind die Maiholzer Bürger eine geschlossene Gemeinschaft gewesen, die sich zusammen gegen die Rote Schanze und ihre Bewohner verschworen hatten. Diese Verschwörung hat auch den Außenseiter Stopfkuchen auf die Schanze getrieben.

Stopfkuchen aber vertreibt den „ üblen Mord- und Schindergeruch[94] von der Roten Schanze. Auch Heinz Rölleke hat gezeigt, dass Stopfkuchen die Rote Schanze von den „bösen Geistern“[95] befreit hat.[96] Ausgehend von der Homerischen Sage um „ Troja, Hektor und Andromache[97], lässt Rölleke Stopfkuchen (Hektor) die „ Rachegöttinnen “ in den Tartaros verbannen.

In meinem Ansatz – die Vertreibung des „ Mord- und Schindergeruch “ von der Roten Schanze durch Stopfkuchen – kann man aber den Tartaros – den Ort der tiefsten Unterwelt – lokalisieren: das Matthäi - Viertel.

Zu diesem Ansatz kommt man durch eine genaue Betrachtung der Schilderung des Matthäi – Viertels durch Eduard:

Stopfkuchen und Eduard verlassen die Rote Schanze und statten, bevor sie in den „ Brummersumm “ gelangen, dem verstorbenen und aufgebahrten Störzer einen letzten Besuch ab. Bei diesem Besuch dringt Eduard ein Geruchsgemisch aus Eierkuchen, Ziegenställen und Schweinen entgegen.[98]

Darf dies noch nicht als ausreichender Beleg gelten, so dürfte eine Betrachtung der Farbe „rot“ diese These untermauern. Die Schanze Stopfkuchens ist fast untrennbar mit dem Attribut „rot“ verbunden. Dieses Rot – das Rot der Roten Schanze – finden wir in den Blüten der „ türkischen Bohnen “, die das Matthäi – Viertels überwuchern, wieder.[99] Auch wenn Eduard den Geruch und die „ türkischen Bohnen “ als durchaus positiv darstellt (ihm kann man sowieso keine objektiv-kritische Meinung unterstellen), muss doch gesagt werden, dass ansonsten die Farbe „rot“ im „Stopfkuchen“ negativ konnotiert ist. Sie steht nicht nur für die an Kienbaum begangenen Bluttat, sondern wird auch auf die junge, noch wilde Valentine Quakatz angewandt. So wird diese als „ rotköpfige Krabbe[100] oder „ rote Giftkatze[101] dargestellt. Aber auch die den Bauern Quakatz marternde lateinische Gesetzesstelle im „ Korpus juris “ ist mit prägnanterweise mit „ Rotkreide[102] unterstrichen.

Völlig zum Abschluss kommt diese Übertragung der üblen Geruchs und der Farbe „rot“ von der Roten Schanze auf das Matthäi – Viertel dadurch, dass beide Eigenschaften von der Roten Schanze verschwinden. Der Geruch ist schon bei der Ankunft Eduards nicht mehr vorhanden und die Rote Schanze verliert ihre Farbe, indem Eduard, nach einem letzten Blick zurück, die blauen Vorhänge seines Zugabteils zuzieht.[103]

Stopfkuchens Rache besteht also in der Übertagung der Farbe „rot“ und des „Mordgeruchs“, die sinnbildlich für die durch die Mordtat entstandene Schmähungen seiner und seiner Angehörigen stehen, auf die Familie Störzer und das Matthäi – Viertel.

III. Schluss:

In der Einleitung bin ich von der Fragestellung ausgegangen, inwieweit die Rote Schanze Stopfkuchen als Mittel seiner Rache dient. Die vorangegangene Analyse hat gezeigt, dass Stopfkuchens Rache auf der Übertragung des sinnbildlichen „Mordgeruches“ auf die Familie Störzer und das Matthäi – Viertel beruht. Die Rolle der Roten Schanze in diesem Rachefeldzug besteht nun darin, dass sie notwendig war Stopfkuchen in die entsprechende Position zu bringen. Es ist gezeigt worden, dass die Rote Schanze, im Zentrum von Raum und Zeit, Stopfkuchen erst den richtigen „Überblick“ verschafft, auf dem sein „Herrschaftswissen“ beruht, welches er dann zum richtigen Zeitpunkt (dem Besuch Eduards) ausspielen kann. Diese Rote Schanze hat aber auch deshalb Bedeutung, weil die Maiholzer Gemeinschaft Stopfkuchen erst in ihre Arme und die der Erbtochter getrieben hat. Sie gibt ihm eine „ bürgerliche Existenz “ und lässt ihn seine „ Natur “ – Faulheit und Trägheit – ausleben. Auf der anderen Seite birgt die Schanze aber auch neue Ächtung durch die „ Rechtsnachfolge “ in der vermeintlichen Bluttat des Bauern Andreas Quakatz.

Abschließend gesagt ist die Rote Schanze das Zentrum von Stopfkuchens Leben, der sie von Kindesbeinen an bewundert und als sein „Ideal“ betrachtet, - aber auch von Raabes Roman. Dieses Zentrum hat jedoch nur bis zur Vollendung von Stopfkuchens Rache Bedeutung. Danach verschwindet sie. Dies wird in den Augen Eduards deutlich, der sie vom Zuge aus immer kleiner und kleiner werden sieht, bis sie endgültig verschwindet. Die Zentralität ist von der Roten Schanze auf das Matthäi – Viertel übergegangen. Und auch Stopfkuchen verschwindet durch den sich immer weiter entfernenden Zug, was Eduard bereits früher durch seine Bemerkung angedeutet hat: „ Wenn aber Stopfkuchen jetzt auch noch Flügel entfaltet hätte und mit der Erbtochter von der Roten Schanze, mit dem Kinde von Kienbaums Mörder, langsam, aber immer höher, höher, höher in den blauen Frühlingshimmel aufgestiegen wäre, so hätte ich willenlos mir auch das gefallen lassen müssen und hätte höchstens fragen dürfen: ‚Ist es denn die Möglichkeit?’ “.[104]

IV. Literaturverzeichnis:

1) Quelle:

- Raabe, Wilhelm , Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Mit einem Nachwort von Alexander Ritter, Stuttgart 2001.

2) Sekundärliteratur:

- Detroy, Peter , Der Humor als Gestaltungsprinzip im „Stopfkuchen“, Bonn 1970.
- Eisele, Ulf , Der Dichter und sein Detektiv. Raabes „Stopfkuchen“ und die Frage des Realismus, Tübingen 1979.
- Geppert, Hans Vilmar , Wilhelm Raabe. Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte, in: Große Werke der Literatur, Bd. IV. Eine Ringvorlesung an der Universität Augsburg 1994/1995, hrsg. v. Hans Vilmar Geppert, Tübingen 1995, S. 175 – 187.
- Graevenitz, Gerhard v ., Der Dicke im schlafenden Krieg. Zu einer Figur der europäischen Moderne bei Wilhelm Raabe, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1990, S. 1 – 21.
- Graf, Johannes; Kwisinski, Gunnar , Heinrich Schaumann ein Lügenbaron? Zur Erzählstruktur in Raabes „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1992, S. 194 – 213.
- Guardini, Romano , Über Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“, in: Raabe in neuer Sicht, hrsg. v. Hermann Helmers, Stuttgart 1968, S. 12 – 43.
- Hastlé, Maurice , Der Verdauungspastor. Magen-Sprache und peristaltische Schreibweise in Raabes „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1996, S. 92 – 113.
- Hell, Julia , Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“: Der ungleichzeitige Bürger, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1992, S. 165 – 193.
- Kokora, Michel Gnéba , Die Ferne in der Nähe. Zur Funktion Afrikas in Raabes „Abu Telfan“ und „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1994, S. 54 – 69.
- Lehrer, Mark , Der ausgegrabene Heinrich Schliemann und der begrabene Theodor Storm. Anspielungen auf Zeitgenossen in Raabes „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1989, S. 63 – 90.
- Liebrand, Claudia , Wohltätige Gewalttaten? Zu einem Paradigma in Raabes „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1997, S. 84 – 102.
- Ohl, Hubert , Bild und Wirklichkeit. Studien zur Romankunst Raabes und Fontanes, 1. Aufl., Heidelberg 1968.
- Ohl, Hubert , Eduards Heimkehr oder Le Vaillant und das Riesenfaultier. Zu Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“, in: Raabe in neuer Sicht, hrsg. v. Hermann Helmers, Stuttgart 1968, S. 247 – 278.
- Rölleke, Heinz , Beim Wiederlesen von Wilhelm Raabes Stopfkuchen, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1998, S. 66 – 69.
- Struck, Wolfgang , See- und Mordgeschichten. Zur Konstruktion exotischer Räume in realistischen Erzähltexten, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1999, S. 60 – 70.

[...]


[1] Brief Wilhelm Raabes an E. Sträter vom 17.11.1890 zit. nach: Wilhelm Raabe, Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Mit einem Nachwort von Alexander Ritter, Stuttgart 2001, S. 227. Im folgenden werde ich „Stopfkuchen“ nach dieser im Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart erschienenen Ausgabe zitieren.

[2] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 63 – 68.

[3] So z. B. sein Biograph und Interpret Wilhelm Fehse. Vgl. hierzu wie Anm. 1.

[4] An dieser Stelle sei ausgewählte Literatur aufgeführt, auf welche ich mich im folgenden stützen werde. Die Auswahl erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Romano Guardini, Über Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“, in: Raabe in neuer Sicht, hrsg. v. Hermann Helmers, Stuttgart 1968, S. 12 – 43; Hubert Ohl, Eduards Heimkehr oder Le Vaillant und das Riesenfaultier. Zu Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“, in: Raabe in neuer Sicht, hrsg. v. Hermann Helmers, Stuttgart 1968, S. 247 – 278; Hubert Ohl, Bild und Wirklichkeit. Studien zur Romankunst Raabes und Fontanes, 1. Aufl., Heidelberg 1968; Peter Detroy, Der Humor als Gestaltungsprinzip im „Stopfkuchen“, Bonn 1970; Ulf Eisele, Der Dichter und sein Detektiv. Raabes „Stopfkuchen“ und die Frage des Realismus, Tübingen 1979; Mark Lehrer, Der ausgegrabene Heinrich Schliemann und der begrabene Theodor Storm. Anspielungen auf Zeitgenossen in Raabes „Stopfkuchen“, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft (JbRG) 1989, S. 63 – 90; Gerhard v. Graevenitz, Der Dicke im schlafenden Krieg. Zu einer Figur der europäischen Moderne bei Wilhelm Raabe, in: JbRG 1990, S. 1 – 21, Johannes Graf, Gunnar Kwisinski, Heinrich Schaumann ein Lügenbaron? Zur Erzählstruktur in Raabes „Stopfkuchen“, in: JbRG 1992, S. 194 – 213; Julia Hell, Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“: Der ungleichzeitige Bürger, in: JbRG 1992, S. 165 – 193; Michel Gnéba Kokora, Die Ferne in der Nähe. Zur Funktion Afrikas in Raabes „Abu Telfan“ und „Stopfkuchen“, in: JbRG 1994, S. 54 – 69; Hans Vilmar Geppert, Wilhelm Raabe. Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte, in: Große Werke der Literatur, Bd. IV. Eine Ringvorlesung an der Universität Augsburg 1994/1995, hrsg. v. Hans Vilmar Geppert, Tübingen 1995, S. 175 – 187; Maurice Hastlé, Der Verdauungspastor. Magen-Sprache und peristaltische Schreibweise in Raabes „Stopfkuchen“, in: JbRG 1996, S. 92 – 113; Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? Zu einem Paradigma in Raabes „Stopfkuchen“, in: JbRG 1997, S. 84 – 102; Rölleke, Heinz, Beim Wiederlesen von Wilhelm Raabes Stopfkuchen, in: JbRG 1998, S. 66 – 69; Struck, Wolfgang, See- und Mordgeschichten. Zur Konstruktion exotischer Räume in realistischen Erzähltexten, in: JbRG 1999, S. 60 – 70.

[5] Noch Ulf Eisele, Der Dichter und sein Detektiv (wie Anm. 4), geht von der Wahrheit der Erzählung Stopfkuchens aus.

[6] Besonders Gerhard v. Graevenitz, Der Dicke im schlafenden Krieg (wie Anm. 4), Johannes Graf, Gunnar Kwisinski, Heinrich Schaumann ein Lügenbaron? (wie Anm. 4); Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? (wie Anm. 4)

[7] Johannes Graf, Gunnar Kwisinski, Heinrich Schaumann ein Lügenbaron? (wie Anm. 4)

[8] Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? (wie Anm. 4)

[9] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 196. Auch das Bibelzitat (1. Mose 8,16) der Türinschrift „Da redete Gott mit Noah und sprach: Gehe aus dem Kasten“ (S. 69), welches Stopfkuchen sich als Lebensmotto nahm und ihn in seiner Sicht mit Noah gleichsetzt, impliziert eine besondere „göttliche“ Beziehung. Vgl. auch Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? (wie Anm. 4), S. 85.

[10] Ebd. S. 94.

[11] Ebd. S. 105/106.

[12] wie Anm. 11.

[13] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 18.

[14] Ebd. S. 28, 41, 69.

[15] Ebd. S. 19.

[16] Ebd. S. 69.

[17] Ebd. S. 45.

[18] Wie Anm. 17.

[19] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 118.

[20] Ebd. S. 40.

[21] Wie Anm. 16.

[22] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 70.

[23] Ebd. S. 32.

[24] Ebd. S. 103.

[25] Ebd. S. 35: „Wer von der Roten Schanze kam und einen andern Dienst suchte, der brachte den selben Geruch in den Kleidern mit, und man ließ es mit verzogener Nase ihm merken und schickte ihn um ein haus weiter.“

[26] Ebd. S. 56.

[27] Ebd. S. 20.

[28] Wie Anm. 22.

[29] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 40, 140.

[30] Ebd. S. 69: „Er hatte es verstanden, hier die bösen Geister auszutreiben, das bemerkte man auf den ersten Blick, wenn man Quakatzens Heimwesen noch gekannt hatte.“

[31] Ebd. S. 46f.: „Er saß nicht an, sondern auf dem rechten Torpfeiler, der jetzige Wachtmann der Roten Schanze. Er saß mit Würde da in der Morgensonne und sah ruhig, gelassen zu mir herüber - und er spann dabei. [...]Ich war ganz dicht bei ihm, als er einen Satz tat und, langsam, stattlich und über die Schulter gleichmütig nach mir zurücksehend, mir voranging, hinein in Quakatzenhof: der ‚Kapitän Hinze’, der ‚weiße Mann’, der wirklich fleckenlos weiße Kater - der Hauskater der Schanze des Comte de Lusace.“

[32] Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten?, (wie Anm. 4), hier S. 88.

[33] Dass Heinrich Schaumann nicht der gerechte, über allem irdischen und menschlichen erhabene ist zeigen folgende Stelle. Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 34: „Bombardieren werde ich noch mal von ihm aus das Philistertum da unten, daß der kursächsische Staberl-Xaverl sich heute noch als balsamiertes Leder- und Knochenbündel in seiner Fürstengruft darüber freuen soll.“ – S. 23: „Hu, wenn ich mal von der Roten Schanze aus drunter pfeffern dürfte - unter die ganze Menschheit nämlich, und nachher noch die Hunde loslassen!“ – Vgl. auch zur Thematik des „schlafenden Krieges“: Gerhart v. Graevenitz, Der Dicke im schlafenden Krieg, S. 1 – 21 (wie Anm. 4), hier S. 4.

[34] Wie sehr die Rote Schanze mit Gewalt verbunden ist, mag auch die Tatsache verdeutlichen, dass das Fuhrwerk des betäubten bzw. toten Viehhändlers Kienbaum die Rote Schanze ansteuert. Vgl. auch Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? (wie Anm. 4), S. 93.

[35] Zur Raumkonstellation im „Stopfkuchen“ vgl. Peter Detroy, Der Humor als Gestaltungsprinzip im „Stopfkuchen“ (wie Anm. 4), S. 42 – 49, ferner Hubert Ohl, Bild und Wirklichkeit (wie Anm. 4), S. 240.

[36] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 145: „ ‚Mein Herz, mein Kind, mein Trost und Segen, es ist so ein alberner, alter, abgestunkener Unrat, den ich aufzuwühlen habe, weil es am Ende wohl nicht anders geht. Wie gern hielte ich den letzten. öden, faden Geruch, der davon aufsteigen wird, ganz fern von unserer Verschanzung, wie Eduard eben die Sache mit dem ganz richtigen Namen genannt hat!’ “

[37] Ebd. S. 110: „Für alles, mit welchem ich meinerseits da unten in der Stadt und in eurer Schule nicht aus mir herauskommen durfte, hatte ich hier oben freisten Spielraum.“

[38] Ebd. S. 124f.: „Draußen und im wissenschaftlichen Brodstudium hatte es mir absolut nicht gepaßt.“ – S. 34: „Wir wollen endlich hinein ins Haus; denn nämlich, Eduard, nicht immer holt man draußen in der freien Luft am freiesten Atem, welche Erfahrung ich dir, mein Junge, zu möglichem Gebrauche gern gratis überlasse.“

[39] Auf die Frage nach Störzers gesamten Dienstkilometern erhält der versammelte Brummersum folgende Antwort: Ebd. S. 10: „ ‚Fünfmal. Rund um den Erdball. Siebenundzwanzigtausendundzweiundachtzig Meilen in vierundfünfzigtausendeinhundertvierundsechzig Berufsgehstunden!’ “ – Stopfkuchen beischreibt seinen Weg so: Ebd. S. 56: „ ‚Wandeln wir langsam, langsam, und zwar zuerst noch einmal um den Wall des Herrn Grafen von der Lausitz, sagensreichen, wenn auch nicht gloriosen Angedenkens.’ “ – Vgl. ferner: Hans Vilmar Geppert, Wilhelm Raabe. Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte, (wie Anm. 4) S. 175 – 187, hier S. 177.

[40] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, S. 88: „Ohne Sturm oder gar Wirbelsturm sind wir bis jetzt glücklich durchgekommen. Aber gestern mittag ging plötzlich über den ‚Hagebucher’ der Ruf: ‚Feuer auf dem Schiff!’ Und es blieb nur der Schiffskoch ruhig; denn der wußte es ja anfangs allein, woher der Brandgeruch stammte. [...] Wie als wenn eben vom Hause her auch der Ruf: ‚Feuer! Feuer auf der Roten Schanze!’ erschollen wäre, war ich aufgesprungen, und Frau Valentine stand aufrecht am Tische und hatte ihr Strickzeug weit von sich geschleudert.“

[41] Ebd. S. 201: „Als ich dann auf Deck stieg, um mit den anderen den Tafelberg aus dem Meer aufsteigen zu sehen, und als wirklich ein blaues Wölkchen am Horizont vom Schiffsvolk für den berühmten Berg erklärt wurde, mußte ich mich doch an die Stirn greifen und fragen: ‚Eduard, wie ist denn das? Du bist wieder hier?’ – Es dauerte noch anderthalb Tage, ehe wir landen konnten, und während dieser Zeit wanderte ich noch recht oft auf der Landstraße der Heimat mit dem Landbriefträger Störzer und hörte den, mit sonderbaren Seitenblicken auf die Rote Schanze, vom Le Vaillant und von dem Innern Südafrikas erzählen, zu aller frohunruhigen Gewißheit: nun hängt bald dein Weib wieder an deinem Halse und dazu deine doppelschlächtige deutschholländische Brut dir an den Rockschößen: ‚Vader, wat hebt gij uns mitgebracht uit het Vaderland, aus dem Deutschland?’ “ – Vgl. auch Wolfgang Struck, See- und Mordgeschichten (wie Anm. 4), hier S. 63. und Michel Gnéba Kokora, Die Ferne in der Nähe (wie Anm. 4), hier S. 56f., 65f.

[42] Die Einteilung der Zeitebenen in der Literatur ist unterschiedlich. Vgl. dazu Peter Detroy, Der Humor als Gestaltungsprinzip im „Stopfkuchen“ (wie Anm. 4), S. 31 – 42.; Hubert Ohl, Bild und Wirklichkeit (wie Anm. 4), S. 149ff.; Mark Lehrer, Der ausgegrabene Heinrich Schliemann und der begrabene Theodor Storm (wie Anm. 4), hier S. 66.

[43] Hubert Ohl, Bild und Wirklichkeit (wie Anm. 4), S. 149ff.

[44] Ebd. S. 152.

[45] Besonders deutlich werden die aufbrechenden Aggressionen in den verbalen Angriffen Stopfkuchens auf Eduard: Wilhelm Raabe, Stopfkuchen, (wie Anm. 1) S. 61: „ ‚Du gibst keine Ausnahme zu, Heinrich?’ – ‚Keine! Soll ich etwa dich ausnehmen, du mein bester, liebster Freund? Bilde dir das nicht ein! [...] Hast du nicht mit den Wölfen geheult, so hast du mit den Eseln geiaht, und jedenfalls bist auch du mit den andern gelaufen und hast Stopfkuchen mit seiner unverstandenen Seele gleichwie mit einem auf die gute Seite gefallenen Butterbrod auf der Haustürtreppe, auf der faulen Bank in der Schule und am Feldrain vor der Roten Schanze sitzen lassen. Jawohl hast du dich schön nach mir umgesehen, wenn du nicht etwa etwas Besseres, sondern wenn du etwas Vergnüglicheres wußtest.’ “

[46] Ebd. S. 115: „Ihr armen Hasen, deren ganzes Heldentum auf dann und wann eine zerrissene Hose, einen Buckel voll Schläge oder ein paar Stunden Karzer hinauslief! Die Rote Schanze hättet ihr man erobern sollen.“ –S. 141: „Die Rote Schanze zu erobern , war verhältnismäßig recht leicht gegen die Aufgabe, sie zu erhalten und sich in ihr, und das letztere noch dazu mit Sack und Pack, mit Weib und Schwiegervater.“

[47] Ebd. S. 40: „Ja wehre dich nur, Fräulein! Sie sollen mich nicht umsonst da unten Stopfkuchen benamset haben; ich werde ihnen zeigen, was dem Herz und dem Magen bekommt.“ – Ebd. S. 77: „Und am Morgen in der Schule hatte mich Blechhammer mal wieder wissenschaftlich zum abschreckenden Beispiel verwendet als Bradypus. Ich kann ihn heute noch nicht nur zitieren, sondern lebendig auf die Bühne bringen, mit seinem: ‚Seht ihn euch an, ihr andern, den Schaumann, das Faultier. Da sitzt er wieder auf der faulen Bank, der Schaumann, wie der Bradypus, das Faultier. Hat fahle Haare wie welkes Laub, vier Backenzähne. Klettert langsam in eine andere Klasse - wollt’ ich sagen: klettert auf einen Baum, auf dem es bleibt, bis es das letzte Blatt abgefressen hat. Schuberts Lehrbuch der Naturgeschichte, Seite dreihundertachtundfünfzig: kriecht auf einen andern Baum, aber so langsam, daß es ein Jäger, der es am Morgen an einem Fleck gesehen hat, auch am Abend noch ganz in der Nähe findet. Und dem soll man klassische Bildung und Geschmack an den Wissenschaften und Verständnis für die Alten beibringen.’ “

[48] Ebd. S. 87: „Kriegst Du es mir heraus, wer Kienbaum totgeschlagen hat, so schenke ich dir und dem Herrn Registrator Schwartner die Rote Schanze mit allen Historien vom Siebenjährigen und Dreißigjährigen Kriege und ziehe ab von ihr mit meinem Kinde und dem weißen Stabe in der Hand.“

[49] Zur „Eroberungsgeschichte“ vgl. ebd. S. 60 – 125.

[50] Ebd. S. 79: „Im allernächsten Augenblick die ganze junge Dorfschande, Jungen und Mädchen und Köter, über mich her, und Tinchen mit den Nägeln in den Gesichtern und den Fäusten in den Haaren der Gespielen und Gespielinnen, und sämtliche Hundewachtmannschaft von der Roten Schanze über den Dammweg uns zur Hilfe!“

[51] Ebd. S. 123f.

[52] Ebd. S. 59: „Eduard, wäre ich heute nicht Stopfkuchen, so möchte ich nur Friedrich der Andere in Preußen, - in der ganzen Weltgeschichte nur Fritz der Zweite, gewesen sein. [...] Eduard, dieser Mensch wäre auch Herr der Roten Schanze geworden, wenn er ich gewesen wäre.“

[53] Vgl. Anm. 46.

[54] Ebd. S. 135: „Nachher aber hatte sie mich als die merkwürdigste Tatsache seit dem Deutsch-Französischen Kriege; und wochenlang war der historische Vorgang in der Spiegelgalerie zu Versailles gar nichts gegen das geschichtliche Faktum: ‚Der dicke Schaumann ist Großknecht auf der Roten Schanze geworden! Wer will, kann hinausgehen und ihn im Februarschmadder Klüten treten sehen und Quakatzens Hofgesinde zusammenreißen hören!‘ - Und sie gingen hin und kamen und sahen sich fürs erste vorsichtig von weitem über den Graben des Prinzen Xaver das Phänomen, das Portentum, an. Nach Tinchen hatte beim Mistauf- und -abladen natürlich niemand geguckt; aber nach mir schauten sie aus, und wenn ich jemals einen Spaß in der Welt gehabt habe, so war‘s damals, wo ich zum erstenmal nicht bloß Geschmack, sondern auch Geschick entwickelte.” – S. 163: „So verpachtete ich den größten Teil der Acker vortrefflich an die nächste Zuckerfabrik und führte auf dem Reste von Tinchens Erbgute persönlich den Pflug nur so weit zu Felde, als das eben zu dem gewohnten Behagen meines Bauernmädchens gehörte. [...] Ich mache übrigens gar kein Hehl daraus, daß der Schwiegervater, der Bauer Andreas Quakatz, auch abgesehen von seinem Grundbesitz, ein vermöglicher Mann war; daß er Geld hatte, einerlei, woher das stammte, ob von Kienbaums Morde oder nicht.”

[55] Ebd. S. 91.

[56] Ebd. S. 50.

[57] Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten? (wie Anm. 4), S. 94 – 96.

[58] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 23: „Auf mich hetzt auch die ganze Welt, und wenn ihr morgen Blechhammern, euren Herrn Oberlehrer Doktor Blechhammer, irgendwo am Wege abgegurgelt fändet, dann könntet ihr dreist auch mir die Geschichte in die Schuh schieben und behaupten, ich sei’s gewesen und habe mir endlich das Vergnügen gegönnt und meine Rache ausgeübt.“

[59] Ebd. S. 49: „ ‚ Es ist die Wirklichkeit, alter Heinz; und ich freue mich, dich - die Rote Schanze - nein, dich und deine Frau so wohl zu sehen!’ “

[60] Vgl. Anm. 45.

[61] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 22, 60, 61, 64.

[62] Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten?, (wie Anm. 4), hier S. 88.

[63] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 137: „ ‚Ich kann dies nicht mehr anhören!’ rief Frau Valentine. ‚Ich kann es wirklich nicht, Herr Eduard. O, und dein alter, guter Vater, Heinrich?!’ “ – S. 144: „ ‚O Heinrich, das weiß ich ja!’ rief die Frau, zitternd den Arm ihres Mannes fassend und ihm ängstlich in die Augen sehend.“

[64] Wie Anm. 52.

[65] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 138.

[66] Wie Anm. 54.

[67] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 133.

[68] Ebd. S. 134: „ ‚Er war noch nicht von Gerichts wegen entmündigt worden, unser armer, lieber Vater, Herr Freund!’ schluchzte Frau Schaumann. [...] ‚Ja, Herr Eduard, es war so! Sie hatten dem Vater nur noch keinen Vormund bestellt von Gerichts wegen, bis Heinrich kam, wenn es auch manchmal noch so nötig gewesen wäre. Und es war auch noch nicht so nötig, denn am nächsten Morgen begriff er ganz gut, um was es sich für ihn und für mich handelte, und jetzt kam es erst heraus, wie sehr die Vorsehung ihre Hand im Spiel gehabt hatte, als sie Heinrich mit dem unglückseligen Bauern von der Roten Schanze bekannt machte.’ “

[69] Ebd. S. 134/135: „Aber das Kind, das gnädige Fräulein, das Burgfräulein von Quakatzenburg schickte ich doch lieber wieder mit wiedergewaschenen Händen in die Küche.“

[70] Ebd. S. 144/145.

[71] Ebd. S. 149: „Der Freund schritt mir über seinen verwachsenen Dammweg voran, ohne sich umzublicken; ich aber tat das noch mehrere Male und sah des Bauern Quakatz Tochter auf der Höhe der Kriegsschanze des Prinzen Xaver von Sachsen stehen.“

[72] Ebd. S. 148.

[73] Wie Anm. 29.

[74] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 29/30.

[75] Ebd. S. 125.

[76] Ebd. S. 124/125: „Draußen und im wissenschaftlichen Brodstudium hatte es mir absolut nicht gepaßt. Ich fiel dabei für meine Natur viel zu sehr vom Fleisch.“

[77] Maurice Hastlé, Der Verdauungspastor (wie Anm. 4), hier S. 102.

[78] Vgl. auch Wolfgang Struck, See- und Mordgeschichten (wie Anm. 4), hier S. 61.

[79] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 94.

[80] Ebd. S. 126.

[81] Maurice Hastlé, Der Verdauungspastor (wie Anm. 4), hier S. 103.

[82] Julia Hell, Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“ (wie Anm. 4), hier S. 176.

[83] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 39: „Um mit einem zu gehen oder gar zu laufen, dazu war der gemütliche Knabe viel zu faul; aber sich durch einen Reisbreiwall ins Schlaraffenland hineinzufressen, dazu war er imstande, und dies war bis jetzt die Meinung der Welt und also auch die meinige über ihn gewesen.“ – Ebd. S. 131: „ ‚Wo wolltest du an diesem Abend wohl anders hin als zum Vater Quakatz, Heinrich?‘ - Auch den Graben des Prinzen Xaver hatte der gute Dämon zugeweht und den Obergang klar gemacht; aber dann kam die weiße Mauer am Tor und an der Hecke durch den Garten bis an die Fensterladen; na, ob Schnee oder Reisbrei: Stimme des Schicksals, Zug des Herzens, Führung von oben, und nicht zu vergessen, von unten der Stammgast im ‚Goldenen Arm‘, alles half. Ich war dazu geboren worden, mich durchzufressen ins Schlaraffenland und in Jungfer Quakatzens weiche, weitgeöffnete Arme.’ “

[84] Wolfgang Struck, See- und Mordgeschichten (wie Anm. 4), hier S. 63.

[85] Vgl. zur Aktualität der Zeitebenen auf der „Roten Schanze“: Hubert Ohl, Bild und Wirklichkeit (wie Anm. 4), S. 152.

[86] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 144: „Er hat seit unserer Verheiratung keine sechs Male den Fuß über unser Besitztum und seine Knochensucherei in der nächsten Nähe hinausgesetzt!“

[87] Wolfgang Struck, See- und Mordgeschichten (wie Anm. 4), hier S. 62.

[88] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 34.

[89] Ebd. S. 19.

[90] Ebd. S. 23.

[91] Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten?, (wie Anm. 4), hier S. 85, Anm. 3.

[92] Ebd. S. 89, 92 und Johannes Graf, Gunnar Kwisinski, Heinrich Schaumann ein Lügenbaron? (wie Anm. 4), S. 195f.

[93] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S.196: „Daß man dastehe und auf den Zug warte, um dem Alten mit ein ehrenvolles Geleit zu seinem Grabe zu geben, äußerte niemand. Aber jedermann hatte gewiß das Recht, seiner Morgenbequemlichkeit oder seinen Geschäften ein paar Augenblicke abzuzwacken, um jetzt, im letzten Augenblick, einen Blick auf die schwarze Truhe zu werfen, die den augenblicklich merkwürdigsten Menschen, nicht bloß der Stadt, sondern auch der Umgegend auf weithin, barg. Sie wollten alle den guten, alten, dummen Kerl, diesen alten Störzer, der in seinen vierundfünfzigtausendeinhundertvierundsechzig Amts-Gehstunden mit seinem schweren Gewissen fünfmal um die Erde herum gewesen war und der die ganze Stadt von oben bis unten so lange, lange Jahre hatte reden lassen, ohne ein Wort zu sagen - sie wollten ihn, Kienbaums Mörder - ihn oder wenigstens seinen Sarg - doch noch einmal sehen!“ – Ebd. S. 197: „Dieser arme Sarg - jetzt mit einem Gefolge, das nur aus einer Frau mit einem Kinde auf dem Arm und einem an der Schürze bestand! Sie hatten alle das Geleit verweigert, die sonst wohl dazu gehört haben würden. Auch die kaiserliche Post hatte es nicht mehr für schicklich erachtet, ihre niedern Bediensteten dem alten Weltwanderer, dem guten Beamten, aber sehr verstohlenen Mordgesellen hintendrein zu schicken; und sie war ganz gewiß dabei nicht im Unrecht; sie hatte vollkommen recht.“ – Vgl. auch Claudia Liebrand, Wohltätige Gewalttaten?, (wie Anm. 4), hier S. 91.

[94] Wie Anm. 23 und 24.

[95] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 69.

[96] Rölleke, Heinz, Beim Wiederlesen von Wilhelm Raabes Stopfkuchen (wie Anm. 4), S. 67.

[97] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 118 und 149.

[98] Ebd. S. 154: „Und noch immer standen die Mütter mit den Kleinsten auf dem Arm in den Haustüren, und noch immer roch es nach Eierkuchen und Ziegenställen, und noch immer wurde Salat gewaschen. Der symbolische Begleiter des Evangelisten Matthäus ist ja eigentlich ein recht schöner Engel; aber im Sankt-Matthäus-Viertel, da war und ist das nicht der Fall. Da ist es das Schwein, das Haupt-Segens- und -Glückstier des ”kleinen Mannes”, und man hörte es behaglich grunzen aus einem nähern oder fernern Stall. Es roch auch wohl nach ihm; aber - mir sollte einer im Viertel Matthäi am letzten mit Kölnischem Wasser und dergleichen kommen, zumal in einer Zeit, wo auch die Türkische Bohne noch blühte - rot, das schönste Rot der Erde! -, ein Wunder von Schönheit und Nutzbarkeit, wenn sie sich zwischen den Häusern des kleinen Manns über die Zäune hängt oder hinter denselben an ihren Stangen sich aufrankt. Man muß freilich eben für dies alles riechen, sehen und fühlen können; und wer das nicht kann, der gehe hin und werde Liebhaberphotograph.“

[99] Wie Anm. 98.

[100] Wilhelm Raabe, Stopfkuchen (wie Anm. 1), S. 20.

[101] Ebd. S. 31.

[102] Ebd. S. 86.

[103] Ebd. S. 74: „ ‚Sag es ganz offen heraus, wenn es dir im geringsten noch nach Blut und Moder auf der Roten Schanze riecht.’ “ – Ebd. S. 200: Ich zog die Scheibe herauf und die blauen Vorhänge zusammen, und ich kann es nicht leugnen, daß mir die blaue Dämmerung ganz wohltat nach dem kurz-scharf-angestrengten Ausschauen in den scharf-hellen Morgen hinein mit seinem blendenden Gelb und Grün und den beiden winzigen Figürchen auf dem Walle der Roten Schanze - nach dem letzten Ausgucken nach dem guten dicken Freunde und der lieben, guten Freundin Valentine Schaumann in der Jugendheimat! So etwas von Kohlenstaub aus der Lokomotive war mir so schon ins rechte Auge geweht.

[104] Ebd. S. 40/41.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Roten Schanze in Wilhelm Raabes 'Stopfkuchen'
Hochschule
Universität Münster
Veranstaltung
Erzählen im Realismus
Note
gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V109410
ISBN (eBook)
9783640075911
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Roten, Schanze, Wilhelm, Raabes, Stopfkuchen, Erzählen, Realismus
Arbeit zitieren
Christof Spannhoff (Autor:in), 2004, Die Bedeutung der Roten Schanze in Wilhelm Raabes 'Stopfkuchen', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109410

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