Die Musik der Renaissance ist wahrhaftig ein buntscheckiges Gebilde. In der Tat ist sie nicht durch einen eindeutigen Stil gekennzeichnet, der etwa eine Palette von Kompositions- und Spieltechniken bereitgestellt hätte; vielmehr handelt es sich bei ihr um einen Komplex aus sozialen Begebenheiten, intellektuellen Stimmungen, Wünschen und Angewohnheiten der Spielenden, intrakulturellen Kommunikationsformen u.v.m. Diese Vielseitigkeit lässt sich nicht zuletzt an der Fülle verschiedener Musikbegriffe ablesen, die diese Zeit prägen: Musica theorica, speculativa, practica, mundana, humana, instrumentalis, inanimata usw. sind ein Zeugnis für die unglaubliche Vielfalt, die der Musik jener Epoche innewohnt. Recht treffend wurde sie daher desöfteren in der Literatur als „Matrix“ musikalischer Energien bezeichnet.
Etwas Klarheit in dieser verwirrende Vielfalt zu stiften sowie die wichtigsten Strömungen in der musikalischen Entwicklung aufzuzeigen ist das Anliegen dieser Arbeit. Dabei soll insbe-sondere aufgezeigt werden, wie die aufkommende Auseinandersetzung mit antiken klassischen Autoren im 15. und 16. Jahrhundert das musikalische Denken veränderte. Dies sollte nicht als Auseinandersetzung mit dem sogenannten „musikalischen Humanismus“ missverstanden werden, der nur unzureichend mit dem Interesse an klassischen Autoren beschrieben wäre. Vielmehr soll in einem räumlich relativ beschränkten Gebiet, nämlich Italien – und hier wiederum fast ausschließlich für Venedig, Rom, Florenz und Mailand – untersucht werden, wie groß die Wirkung war, die von der intensiven Arbeit mit antiken Autoren ausging. In diesem Zusammenhang wird eine Person ganz besonderer Aufmerksamkeit bedürfen: der Musiktheoretiker, Komponist und Kapellmeister Franchino Gaffurio.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Musik der Renaissance
- "Matrix" musikalischer Energien
- Individualismus und Humanismus
- Musica theorica und musica practica
- Franchino Gaffurio
- Vorarbeit: Sammler & Übersetzer
- Die Auseinandersetzung mit den antiken Quellen
- Theorica musice
- Practica musice
- De harmonia musicorum instrumentorum opus
- Auswirkungen, Folgen, Konsequenzen (Gaffurio im zeitlichen Kontext und darüber hinaus)
- Synopsis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Musiktheorie in der Renaissance in Italien, insbesondere in Venedig, Rom, Florenz und Mailand. Der Fokus liegt auf dem Einfluss antiker Autoren auf das musikalische Denken und die Rolle von Franchino Gaffurio als wichtiger Wegbereiter der Verbindung von Theorie und Praxis. Es soll gezeigt werden, wie die Auseinandersetzung mit antikem Gedankengut die Musik der Renaissance prägte und die lange bestehende Kluft zwischen Theorie und Praxis überbrückt wurde.
- Die "Matrix" musikalischer Energien der Renaissance
- Der Einfluss antiker Autoren auf die Musiktheorie
- Die Bedeutung von Franchino Gaffurio als Musiker und Theoretiker
- Die Beziehung zwischen Musica theorica und Musica practica
- Die Entwicklung des musikalischen Individualismus und Humanismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort erläutert die Zielsetzung der Arbeit und den Fokus auf den Einfluss antiker Autoren auf die Musik der Renaissance. Das Kapitel über die Musik der Renaissance beschreibt die Vielseitigkeit und Komplexität des musikalischen Stils dieser Epoche, den Übergang vom mittelalterlichen zum Renaissance-Denken und die Unterscheidung zwischen Musica theorica und practica. Der Abschnitt über Franchino Gaffurio beleuchtet seine Rolle als Sammler und Übersetzer antiker Quellen, seine wichtigen theoretischen und praktischen Arbeiten und seinen Einfluss auf die Musik seiner Zeit. Die Arbeit setzt sich intensiv mit Gaffurios Auseinandersetzung mit antikem Gedankengut auseinander.
Schlüsselwörter
Renaissancemusik, Musiktheorie, Franchino Gaffurio, antike Autoren, Musica theorica, Musica practica, Humanismus, Individualismus, Italien, Venedig, Rom, Florenz, Mailand.
- Arbeit zitieren
- Bruno Desse (Autor:in), 2004, Franchino Gaffurio und die Wiederentdeckung der antiken Autoren in der Musiktheorie der Renaissance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109512