Eine angemessene Reaktion auf die schnelle Weiterentwicklung technologischer, rechtlicher und marktmäßiger Rahmenbedingungen lässt sich für Versicherungsunternehmen kaum noch durch inneres Wachstum darstellen.1 Durch Mergers & Acquisitions2 bieten sich erweiterte Möglichkeiten, angestrebte
und zum Teil überlebensnotwendige strategische Ziele dennoch zu erreichen. Der in Deutschland aktuell wiederbelebte Allfinanzgedanke intensiviert dahingehende Bemühungen von Versicherungsunternehmen.3 Deutlich werden die Bestrebungen durch verstärkte Zusammenarbeit öffentlichrechtlicher Banken und Versicherer, Nutzung des gemeinsamen Kundenpotenzials der genossenschaftlichen Banken und R+V-Versicherer, die Kooperation von ERGO und der HypoVereinsbank im Vertrieb sowie der Fusion der Allianz mit der Dresdner Bank zu einem Allfinanzkonzern.4
Zur Frage der Zielerreichung bzw. dem Erfolg aller Mergers & Acquisitions der Versicherungsbranche lässt sich keine empirisch unterlegte Antwort finden. Viele neuere Transaktionen können erst in einigen Jahren beurteilt werden. Der Literatur kann entnommen werden, dass unter Einbeziehung aller Branchen die Mehrzahl der Mergers & Acquisitions als Misserfolge bewertet werden. „Selbst wenn die Schätzungen schwanken, heißt es, bis zu 70 Prozent aller Unternehmenszusammenschlüsse seien Misserfolge.“5 Als Grund werden u.a. meist ungelöste unternehmenskulturelle Differenzen genannt. Wenn die Integration verschiedener Unternehmenskulturen nicht gelingt, liegt es oft daran, dass im Vorfeld von Mergers & Acquisitions dem Aspekt „Unternehmenskultur“ zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, denn „... im Normalfall werden Fusionen von den Finanzfachleuten gemacht und nicht von Kennern der Unternehmenskultur.“.6
Dass Unternehmenskultur bedeutenden Einfluss auf den Transaktionserfolg hat, kann in dieser Arbeit lediglich ansatzweise dargestellt werden. Wird die Begriffsgruppe Mergers & Acquisitions betrachtet, erschließt sich ein sehr weitreichendes Untersuchungsgebiet. Um eine Eingrenzung zu treffen, soll deshalb stellvertretend auf unternehmenskulturelle Auswirkungen bei Fusionen eingegangen werden. Die Arbeitsbasis bilden neben den Begriffsbestimmungen von Mergers & Acquisitions und Unternehmenskultur ausgewählte Wirkungen von Funktionen der Unternehmenskultur. Auf die Funktionszusammenhänge aufbauende Betrachtungen von Analyse [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Abgrenzung des Themas
- 2 Mergers & Acquisitions
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.2 Ansätze zur Erfolgsbeurteilung
- 3 Unternehmenskultur
- 3.1 Forschungsansatz und wissenschaftliche Kulturverständnisse
- 3.2 Wesen und Elemente der Unternehmenskultur
- 3.2.1 Begriffliche Grundlagen
- 3.2.2 Darstellung an einem Unternehmenskulturmodell
- 4 Wirkungen von Unternehmenskultur bei Fusionen
- 4.1 Systematisierung der Funktionen
- 4.2 Ausgewählte direkte Funktionen der Unternehmenskultur
- 4.2.1 Orientierungsfunktion
- 4.2.2 Koordinationsfunktion
- 4.3 Ausgewählte indirekte Funktionen der Unternehmenskultur
- 4.3.1 Einflüsse auf den Managementprozess
- 4.3.2 Einflüsse auf das Personalführungssystem
- 5 Konflikte und Gestaltungsansätze kultureller Integration
- 5.1 Ursachen für Kulturkonflikte
- 5.2 Gestaltbarkeit von Unternehmenskultur bei Fusionen
- 5.3 Unternehmenskulturanalyse - Notwendigkeit und Darstellung
- 5.4 Kommunikation von Unternehmenskultur bei Fusionen
- 6 Unternehmenskultur - Wegbereiter einer erfolgreichen Fusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Einfluss der Unternehmenskultur auf den Erfolg von Mergers & Acquisitions in der Versicherungsbranche. Sie untersucht, wie unterschiedliche Unternehmenskulturen im Integrationsprozess aufeinander treffen und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus ergeben.
- Die Bedeutung der Unternehmenskultur für die Integrationsprozesse bei Mergers & Acquisitions
- Die Herausforderungen und Chancen, die durch unterschiedliche Unternehmenskulturen entstehen
- Die Rolle der Kommunikation und Gestaltung von Unternehmenskultur im Erfolgsmodell von Mergers & Acquisitions
- Die Analyse von Erfolgsfaktoren und potenziellen Herausforderungen in der Integrationsphase
- Die Bedeutung der Unternehmenskultur als Wegbereiter für eine erfolgreiche Fusion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung und einer Abgrenzung des Themas. Sie definiert den Begriff Mergers & Acquisitions und stellt verschiedene Ansätze zur Erfolgsbeurteilung vor. Anschliessend wird die Unternehmenskultur als wesentlicher Faktor bei Fusionen beleuchtet. Dazu werden Forschungsansätze, wissenschaftliche Kulturverständnisse und die Elemente der Unternehmenskultur betrachtet.
Im nächsten Abschnitt wird der Einfluss der Unternehmenskultur auf Fusionen näher untersucht. Hier werden die Funktionen der Unternehmenskultur systematisiert und sowohl direkte als auch indirekte Einflüsse auf den Managementprozess und das Personalführungssystem betrachtet.
Schliesslich werden Konflikte, die im Zuge der kulturellen Integration entstehen können, und mögliche Gestaltungsansätze beleuchtet. Dabei werden die Notwendigkeit und Darstellung der Unternehmenskulturanalyse sowie die Bedeutung der Kommunikation bei Fusionen hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Mergers & Acquisitions, Unternehmenskultur, Integration, Fusionen, Erfolgsfaktoren, Kulturkonflikte, Gestaltungsansätze, Unternehmenskulturanalyse, Kommunikation, Versicherungsbranche.
- Arbeit zitieren
- Toralf Lindner (Autor:in), 2002, Der Erfolgsfaktor Unternehmenskultur bei Mergers & Acquisitions, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10956