Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inhalt
3. Die Charaktere
3.1 Analyse der Hauptcharaktere
3.1.1 Nemo und Marlin
3.1.2 Dory
3.2 Darstellung der Charaktere
3.3. Die persönliche Entwicklung von Marlin und Nemo
3.3.1 Marlin
3.3.2 Nemo
3.4 Inwiefern bieten die Hauptcharaktere Identifikationsmöglichkeiten?
4. Beispiele pädagogischer Inhalte und Aussagen
5. Die Bedeutung des Teamwork
6. Zielgruppe und Authentizität
7. Farbanalyse
8. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der folgenden Arbeit werde ich den Zeichentrickfilm „Findet Nemo“ auf pädagogisch wertvolle Inhalte und Aussagen untersuchen. Dieser von Walt Disney Pictures präsentierte Film war in Deutschland im Winter 2003 erstmalig im Kino zu sehen. Er wurde in über dreieinhalb Jahren in den Studios der Firma Pixar in Kalifornien produziert. Im Fokus dieses Referats steht die Analyse pädagogischer Botschaften. Zu diesem Zweck analysiere ich einige besonders eindeutige Filmszenen. Zuerst gebe ich eine Inhaltsangabe und charakterisiere die Hauptfiguren. Nach der Erörterung einiger Filmszenen greife ich einzelne für das Thema besonders relevante Aspekte heraus um ihre Rolle für den pädagogischen Inhalt zu erläutern.
2. Inhalt
Der junge Clownfisch Nemo lebt zusammen mit seinem Vater Marlin in einer Anemone. Nemos Mutter und alle seine Geschwister sind einer Raubfischattacke zum Opfer gefallen, während Nemo als einziger dem Schlund des Tieres entgangen ist. Er wächst unter den Augen seines überängstlichen strengen Vaters auf, der davon überzeugt ist, dass Nemo aufgrund seiner Behinderung – eine zu klein geratene Flosse – ein schlechter Schwimmer und ein benachteiligter Fisch ist. Diese winzige Seitenflosse bezeichnet Marlin liebevoll als Glücksflosse. An Nemos erstem Schultag passiert es dann: Die Furcht des Vaters provoziert ihn nach einem Streit aus dem sicheren heimischen Riff ins offene Meer hinaus zu schwimmen. Dort fängt ihn ein Taucher, der Zahnarzt, ein und verschleppt ihn in sein privates Aquarium. Marlin überwindet nun schrittweise seine eigenen Ängste vor dem großen weiten Meer und verlässt die heimischen Gefilde um seinen Sohn zu retten. Hier beginnt das Abenteuer - für Marlin im Ozean und für Nemo im Aquarium.
Marlin entkommt außerhalb seines Riffs Haien und Raubfischen, schwimmt bis tief unten zum Meeresgrund, trifft Schildkröten im Ost-Australischen Strom, landet in einem Walbauch und erreicht schließlich nach vielen Seemeilen und Hindernissen den Hafen von Sydney, wo er sich noch aus dem Bauch eines Pelikans befreit. Nemo hingegen macht neue Erfahrungen mit den Fischen im Aquarium des Zahnarztes bis er mit Hilfe des Abwassersystems wieder in das Meer zurück gelangt. Dort trifft er endlich wieder auf seinen Vater. Bevor die beiden vereint zu ihrem Korallenriff zurückkehren können, gibt es noch weitere Probleme zu lösen. Zuhause angekommen besucht Nemo wieder die Schule und ein veränderter Alltag nimmt seinen Lauf.
3. Die Charaktere
3.1 Analyse der Hauptcharaktere
3.1.1 Nemo und Marlin
Nemo ist Einzelkind und wächst sehr behütet in einem farbenfrohen Korallenriff auf. Sein Vater Marlin ist alleinerziehend und sehr ängstlich. Er ist übervorsichtig und traut Nemo aufgrund seiner Behinderung keine eigenständigen Handlungen zu. Am liebsten möchte er ihn sogar nicht zur Schule gehen lassen und zuhause behalten, wo er am besten auf Nemo aufpassen kann. Marlin ist missmutig und pessimistisch. Er ist nicht lustig oder fröhlich, und kann, obwohl er ein Clownfisch ist, keine Witze erzählen. Zu Beginn des Weges nach Sydney ist er misstrauisch und nimmt keinen Rat von seiner Weggefährtin Dory an, da er nur sich selbst traut. Marlin ist vernunftgesteuert. Jedoch hat er einige gute Züge: Unter Einsatz seines eigenen Lebens rettet er Dory aus dem Feuerquallen-Feld. Er überwindet sich selbst und versucht alles um Nemo zu finden. Er ist kein Feigling obwohl er Angst vor dem Fremden hat und sich zum Beispiel nicht traut unbekannte Fische nach dem Weg zu fragen, da sie gefährlich sein könnten oder eine falsche Auskunft geben könnten. Er vertraut Dory nur widerwillig und hat Angst, die Kontrolle über sich und sein Handeln zu verlieren. Marlin vertraut auf Altbewährtes und lässt sich nur ungern auf etwas Neues ein.
3.1.2 Dory
Dory ist eine fröhliche und freundliche blaue Fischdame, die an Gedächtnisschwund leidet und sich fast überhaupt nichts merken kann. Sie vergisst Dinge innerhalb von Sekunden und kann sich nur ihren eigenen Namen merken. Dieses Defizit nervt Marlin auf ihrem gemeinsamen Weg nach Sydney sehr. Allerdings kann Dory lesen und ist zu allen Lebewesen äußerst nett, begegnet ihnen vorurteilsfrei und fast schon naiv. Sie sieht das Leben als Spiel, ist neugierig und immer für Spaß und Unsinn zu haben. Dory lebt entspannter als Marlin und ist hilfsbereit und optimistisch. Sie lässt sich ohne Angst auf unbekannte Situationen ein und vertraut ihrem Instinkt.
3.2 Darstellung der Charaktere
In dem Film „Findet Nemo“ werden viele menschliche Eigenschaften und Typen durch die tierischen Charaktere und Arten abgedeckt. Es gibt vegetarische Raubfische, die sich auf Zusammenkünften gegenseitig ihre Fresssünden beichten. Diese Treffen erinnern stark an die Sitzungen der Anonymen Alkoholiker. Weiterhin trifft Marlin einen Schwarm Schildkröten, die einen entspannten Lebensstil verkörpern und deren Sprache an das Surfermilieu angenähert ist. Die Möwen im Hafen von Sydney können sich nur unzureichend artikulieren und handeln ausschließlich gruppendynamisch. Sie denken nicht als Individuen, sondern folgen einer Leitmöwe. Ferner gibt es faule Pelikane, die eigennützig in der Sonne sitzen bleiben, wenn ihre Hilfe dringend benötigt wird. Marlin und Dory sind sehr unterschiedlich. Im Kontrast sind ihre Eigenschaften besonders gut wahrzunehmen. Die im Film gezeigten Fische sprechen mit unterschiedlichen deutschen und ausländischen Dialekten und benutzen die Sprache verschiedener Jugendkulturen, zum Beispiel des Hip-Hops. Die Sprecher Erkan und Stefan[1] und Anke Engelke[2] haben für die Zielgruppe der jüngeren Zuschauer hohen Wiedererkennungswert, da sie sehr gut erkennbare Stimmen haben. Die Stimmen sind von klar erkennbaren Eigenschaften geprägt, zum Beispiel von Sorglosigkeit, Vorsicht oder Dickköpfigkeit und passen zu den jeweiligen Tieren. Sie sind ebenso wie die Darstellung dieser Eigenschaften teils überzogen und erzeugen so einen komischen Effekt.
3.3. Die persönliche Entwicklung von Marlin und Nemo
3.3.1 Marlin
Marlins Vaterliebe ist sehr stark und geht über alles. Er begegnet auf seiner langen Reise zahlreichen Hindernissen und überwindet sich selbst um seinen Sohn zu retten. Seine Erziehung ist am Anfang des Films autoritär und von der Angst um seinen einzigen Sohn bestimmt. Im Laufe des Films verändert Marlin sich. Beim Absprung aus dem Ost Australischen Strom wird er durch einen Sprudel gewirbelt – eine Fischachterbahn – und entdeckt hinterher erstaunt, dass er Spaß gehabt hat. Eigener Spaß hat bisher in seinem Leben als besorgter Vater keinen Platz gehabt.
Als Marlin im Hafen von Sydney ankommt, wird er direkt übermütig und ist überzeugt, dass es nun ein Kinderspiel ist seinen Sohn zu finden. Er springt sogar in den Schnabel eines Pelikans, da dieser ihm verspricht, ihn zu Nemo zu bringen. Dies hätte der „alte“ Nemo nie getan. Erst traut er dem Pelikan nicht, doch dann überwindet er sich und entkommt so haarscharf einem Schwarm Möwen. Als Nemo und Marlin wieder in ihrer heimischen Anemone ankommen, ist Marlin ein anderer Fisch. Er macht Wettschwimmen mit Nemo. Er ist lebhaft, übermütig und erzählt sogar Witze. Er fordert Nemo auf die Welt zu entdecken. Die Tour durch den Ozean hat Marlins Charakter und seinen Umgang mit seinem Sohn grundlegend positiv verändert.
3.3.2 Nemo
Nemo entdeckt im Laufe des Films ungeahntes Potenzial, das in ihm schlummert. Ohne seinen Vater, der in seinem bisherigen Leben als Schutzschild fungierte, hat Nemo die Chance eigene Erfahrungen zu sammeln und Fertigkeiten zu erlernen. Er wird selbstständiger und entdeckt neue Lebensräume. Er durchläuft ebenfalls eine positive Entwicklung im Film. Nemo wird als vielschichtiger Charakter dargestellt. Aus Ungehorsam zu seinem Vater bringt er sich in Gefangenschaft. Jedoch kann er teils aus eigener Kraft und teils mit Hilfe der anderen Aquariumsbewohner entkommen. Nemo hat aus seinem Ungehorsam gelernt und Vater und Sohn lieben sich nach diesem Erlebnis mindestens genauso viel wie zuvor. Ihr Verhältnis zueinander hat sich verbessert. Am Schluss des Films sind Nemo und Marlin im Einklang.
3.4 Inwiefern bieten die Hauptcharaktere Identifikationsmöglichkeiten?
Nemo ist draufgängerisch und entdeckungslustig. Kinder können sich - in ihr Umfeld übertragen - durchaus mit dem kleinen Clownfisch identifizieren. Nemo ist im Grundschulalter, so dass auch eine altersgemäße Identifizierung gegeben ist. Er trägt eine heroische Potenz in sich. Für sein Alter und seine Größe ist er sehr mutig. Er meistert trotz seiner Behinderung schwierige Situationen und verkörpert in einigen Situationen einen Helden. Nemo macht Fehler aber er vollbringt auch Gutes, zum Beispiel die Rettung des Fischschwarms. Er hat ein gutes Verhältnis zu seinem Vater, obwohl die beiden nicht immer einer Meinung sind. Gerade in der Kind-Vater Beziehung werden sich viele junge Zuschauer wiederfinden können. Dieser Film bietet also Identifizierungsmöglichkeiten auf Seiten von Kindern und Eltern, die anhand von Marlins Verhalten ihre eigene Erziehung überdenken können.
Auch Dory bietet Identifikationsmöglichkeiten. Ihre liebevolle Schusseligkeit und Vergesslichkeit wird ihr nicht wirklich übel genommen, da sie ein so freundlicher und warmherziger Fisch ist. Sie hat, genauso wie Marlin und Nemo, gute und weniger gute Seiten. Auch Dory kann sich außerhalb des Riffs zurechtfinden, jedoch geht sie dabei anders vor als Marlin. Anhand von Marlin und Dory finden sich unterschiedliche Verhaltensmuster – Vernunft und Gefühl. Beide haben mit ihren Eigenschaften mal Erfolgserlebnisse und versagen damit auch mal. In diesem Film wird nicht suggeriert, welche Vorgehensweise die grundsätzlich bessere ist. Das Zusammenarbeiten von Dory und Marlin führt zum Ziel. So können die Zuschauer altersunabhängig und geschlechtsunabhängig eigene Eigenschaften in den Hauptcharakteren erkennen.
4. Beispiele pädagogischer Inhalte und Aussagen Minute 27-29
Situation: Im Aquarium gerät Nemo in einen Saugfilter und steckt fest. Er ruft um Hilfe und ist überzeugt mit eigener Kraft nicht wieder hinauszukommen, da er nur eine voll funktionstüchtige Flosse hat. Da schwimmt Ka, auch ein ehemaliger Meeresbewohner, zu ihm und sagt ihm, er müsse es selber schaffen, da er sich auch von allein in diese Situation gebracht hat. Ihn jedenfalls hätte seine kaputte Flosse nie abgehalten. Er gibt Nemo mit ruhiger Stimme eine Anleitung, wie er sich befreien kann. Nach einigen Versuchen schafft Nemo es aus eigener Kraft sich aus dem Rohr zu befreien, woraufhin ihm die anderen Aquariumsbewohner begeistert gratulieren.
Pädagogische Botschaft: In dieser Szene sieht man, wie Nemo ein Ziel aus eigenem Antrieb nur mit verbaler Anleitung erreicht. Im Gegensatz zu seinem Vater, der Nemo immer sofort zu Hilfe eilt, gibt es im Aquarium keinen, der ihn aus dem Rohr befreit. Er ist auf sich selbst gestellt, nimmt die Herausforderung nach einigem Zögern an und hat Erfolg. Kinder sollen lernen auch ohne die Hilfe Erwachsener Probleme zu lösen und Herausforderungen anzunehmen. In dieser Situation wird gezeigt, dass Eltern ihren Kindern etwas zutrauen können und diese durchaus in der Lage sind Probleme eigentätig zu lösen.
Minute 51-53
Situation: Marlin spricht mit der Schildkröte Crush über den Zeitpunkt an dem Kinder bereit sind, sich selbstständig dem Unterwasserleben zu stellen. Marlin ist ängstlich und weiß nicht, zu welchem Zeitpunkt man seine Kinder ziehen lassen sollte. Der Schildkrötenvater antwortet, dass die Kinder selbst den Zeitpunkt am besten wissen und die Eltern sie dann ziehen lassen sollen, wenn die Kinder die Bereitschaft dazu zeigen.
Pädagogische Botschaft: Der Schildkrötenvater traut seinem Sohn eigenständiges Handeln zu und ist viel gelassener als Marlin. Er verkörpert den lockeren Vater, wohingegen Marlin sehr streng ist. Diese Strenge ist durch seine Angst begründet. Eltern sollen ihre Kinder Aktivitäten auch allein durchführen lassen. Dazu ist es für Eltern notwendig loszulassen und Kindern Freiraum zum Ausprobieren zu geben. Diese Situation spricht also Eltern an.
Minute 56-58
Situation: Als Nemo von einem Vogel hört, dass sein Vater bald in Sydney ankommt, schwimmt er wild entschlossen zum Aquariumsfilter um diesen zum Stoppen zu bringen. Wovor er vorher Angst hatte, dass nimmt er jetzt freiwillig in Kauf um wieder zu seinem Vater zurückzukommen. Er überwindet seine Angst vor dem Filter, bringt sich wissend selbst in Gefahr und beweist großen Mut. Er schafft es den Filter anzuhalten und ohne fremde Hilfe aus dem Rohr zu schwimmen.
Pädagogische Botschaft: In dieser Szene entfaltet der kleine Clownfisch heroisches Potenzial. Gestärkt durch die Aussicht seinen Vater wieder zu sehen, schöpft Nemo neuen Mut und geht ein großes Risiko ein. Obwohl er schon fast leichtsinnig handelt, beweist er damit seine große Zuneigung zu seinem Vater und seinen festen Willen sein Möglichstes zu tun um dem Aquarium zu entkommen. Nemo möchte wieder nach Hause und wartet nicht auf Hilfe, sondern handelt selbst. In dieser Situation werden die Wichtigkeit von Familienbande betont und gezeigt, dass jeder etwas zur Verbesserung eines Zustands beitragen kann, wenn der Willen vorhanden ist.
Minute 1:06
Situation: Marlin erzählt Dory, dass er Nemo versprochen hat, dass er nie zulässt, dass ihm etwas passiert. Dieses Versprechen hat Marlin Nemo noch vor seiner Geburt gegeben, als Nemo als einziger – noch ungeschlüpft - die Raubfischattacke überlebt hat. Dory findet dieses Versprechen merkwürdig: Es wäre doch blöd für Nemo wenn nie etwas passiert, da ihm sonst nie etwas passiert. Marlin seufzt daraufhin resigniert, da Dory seiner Meinung nach wieder alles falsch verstanden hat und er Dorys etwas wortverspielte verquere Logik nicht verstehen kann.
Pädagogische Botschaft: Ein solches Versprechen können Eltern nicht einhalten. Es ist nicht möglich, seine Kinder zu jeder Zeit und in jeder Lebenssituation zu beschützen. Kinder müssen eigene Erfahrungen machen um auf das Leben vorbereitet zu werden. Dazu gehören sowohl positive als auch negative Erlebnisse. Hier wird gesagt, dass das Leben von Kindern langweilig wäre, wenn diese im Glashaus aufwüchsen. Um den Anforderungen des Leben gewachsen sein, „muss“ Kindern auch einmal etwas passieren.
Minute 1:09
Situation: Im Bauch des Wales sagt Marlin zu Dory, dass sie Walisch, die Sprache der Wale, nicht beherrscht. Dory macht nach Marlins Meinung fast immer nur Quatsch und handelt irrational. Sie geht ihm auf die Nerven, weil sie widerspricht und fest davon überzeugt ist, dass sie mit dem Wal kommunizieren kann. Da sagt er zu ihr: „Du irrst dich, du kannst kein Walisch, Nemo.“ Dory fordert ihn auf, die Zunge des Wals loszulassen, an die Marlin sich verzweifelt klammert. Er will von ihr wissen, woher sie weiß, dass nichts Schlimmes passieren wird. Darauf antwortet sie, dass sie keine Ahnung hat und lässt los. Als Marlin und Dory durch Dorys Vertrauen in ihre Sprachkenntnisse und in den Wal den Weg aus dem Schlund des Tieres finden, ist Marlin begeistert und versucht sich selbst in Walisch um dem Tier zu danken. Er hat also bestimmte Züge von Dorys Verhalten übernommen. In dieser Szene kann man Marlins und Dorys Lebenseinstellung auf den Punkt gebracht erkennen. Die beiden Fische sagen es selbst: Für Dory ist das Glas halb voll, während es für Marlin in der gleichen Situation halb leer wäre.
Pädagogische Botschaft: Marlin ist sehr unflexibel und nur begrenzt bereit, neue Verhaltensweisen zu probieren. Er traut anderen nichts zu und verlässt sich nur auf seine eigene vermeintliche Kompetenz. Er hat Probleme anderen zu vertrauen. Erst als das ihm merkwürdig erscheinende Sprachverhalten von Dory Erfolg hat, lässt er sich überzeugen und probiert es schließlich selbst aus. Hier wird gezeigt, dass man anderen vertrauen kann und sollte. Marlin lernt dies erst im Laufe des Films. Man kann von anderen lernen und verschiedene Wege zur Lösung eines Problems probieren. Hier wird deutlich, dass man sich auch mal auf andere verlassen sollte und nicht als Einzelkämpfer durch das Leben gehen soll.
Minute 1:22
Situation: Dory gerät in ein großes Fischernetz in den Strudel vieler Fische und Marlin und Nemo diskutieren wie sie Dory retten können. Nemo hat durch seinen Aufenthalt im Aquarium gelernt, dass er in der Lage ist, Situationen positiv zu verändern. Er will alle Fische dazu bewegen nach unten zu schwimmen, damit das Netz zu schwer wird und sich aus seiner Verankerung auf dem Boot löst. Er schwimmt mutig in das Netz hinein. Marlin ist am Anfang wieder ängstlich, doch dann vertraut er Nemo und unterstützt ihn. Er sagt den Fischen, sie sollen nicht aufgeben und weiter nach unten gegen das Fischernetz schwimmen. Durch Teamgeist und Zusammenhalt bewegen alle Fische zusammen das Netz an den Meeresboden, bis das Seil reißt und das Netz nicht mehr am Schiff hängt. So gelingt es den beiden zusammen mit dem Fischschwarm Dory aus dem Netz zu befreien.
Pädagogische Botschaft: Durch gemeinsames Handeln schaffen Vater und Sohn es, eine fast hoffnungslose Lage erfolgreich zu verändern. Sie retten ihre Freundin Dory und befreien noch viele ihnen unbekannte Artgenossen aus dem Fischernetz. Hier wird gezeigt, dass ein gemeinsames Ziel und ein starker Wille zum Erfolg führen können. Es wird vermittelt, dass Zusammenhalt nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ in manchen Situationen viel bewegen kann, auch wenn ein Einzelner scheitern würde. Der Gedanke des Teamwork ist entscheidend. Ein so kleiner Fisch wie Nemo konnte einen ganzen Fischschwarm vor der Tötung retten. Diese Situation macht erneut deutlich dass auch ein Einzelner, unabhängig von Größe und Stellung, etwas bewirken kann.
5. Die Bedeutung des Teamwork
Diesen Aspekt greife ich gesondert auf, da ihm im Film große Bedeutung zukommt und Zusammenarbeit dort in allen Tierarten und Meeresräumen vorkommt. Teamwork zieht sich als roter Faden durch den gesamten Film und wird positiv bewertet. Sein Nutzen wird stets betont. Ein gutes Beispiel für Teamwork ist die Art und Weise wie die Information über Marlins Reise zu Nemo gelangt: Einige Tiere im Meer tragen Marlins Abenteuer weiter, die er den kleinen Schildkröten zuerst ausführlich erzählt. So hört auch ein Pelikan davon und erzählt Nemo und den anderen Aquariumsbewohnern, was er erfahren hat. Durch den Zusammenhalt aller Tiere im Meer und den Vögeln in der Bucht von Sydney erfahren die gefangenen Fische im Aquarium von dem Clownfisch, der seinen Sohn sucht. Nemos Augen leuchten daraufhin vor Hoffnung und Vaterliebe. Marlin und Nemo stellen am Ende des Films selbst ein Team dar, wobei hier das Bild der Idealfamilie suggeriert wird. Trotz des Fehlens der Mutter und der Geschwister bilden Nemo und Marlin eine vollständige und harmonische Familie.
Auch im Aquarium herrscht Zusammenarbeit. Gemeinsam arbeiten die Fische für ein Ziel: Sie wollen das Behältnis verdrecken und so den Zahnarzt zwingen dieses zu reinigen. Bei jeder Reinigung werden die Fische in Plastikbeutel verstaut und aus dem Aquarium genommen. Die Fische versuchen auf diese Weise mit vereinten Kräften Nemo vor Darla, der fischmordenden Nichte des Aquariumsbesitzers zu retten. Nemo gerät durch die Hilfe von Ka in einen Abfluss und entkommt Darla. Hier wird den Zuschauern suggeriert, dass Zusammenarbeit wichtig ist und dadurch auch Ziele ermöglicht werden, die für den Einzelnen nicht realisierbar wären.
6. Zielgruppe und Authentizität
Die Regisseure des Films Andrew Stanton und Lee Unkrich (Co-Regisseur) wollten nach eigenen Angaben einen Film für alle Altersklassen drehen und niemanden ausschließen. Der Film sollte sehr realistisch sein und aus diesem Grunde wurden vor Beginn des Zeichnens viele Hintergrundinformationen über das Thema Meer und seine Bewohner gesammelt. Alle Beteiligten nahmen Tauchstunden und sahen sich Riffe aus nächster Nähe an um sie danach naturgetreu darstellen zu können. Die Bewegungsabläufe wurden in Aquarien studiert und das Aussehen und die Beschaffenheit der Kiemen und Schuppen wurden von toten exotischen Fischen übernommen.[3] Auf diese Weise wird größtmögliche Authentizität garantiert. Die Produzenten versuchen hier die gezeichnete Unterwasserwelt so naturgetreu wie möglich zu gestalten. Zuschauer erhalten also einen Eindruck wie es in Korallenriffen aussieht und erleben die tierische Vielfalt im Meer. Soweit die Darstellungsweise es im Rahmen eines Unterhaltungsfilms zulässt, wird im Film „Findet Nemo“ Wissen über das Leben im Meer transportiert.
7. Farbanalyse
Die Welt des Korallenriffs ist bunt, liebevoll und fröhlich gestaltet. Sie wirkt sehr heimelig und vermittelt eine heile Welt. Am Rand des Korallenriffs, wo das offene Meer beginnt, blicken die Fisch in dunkles, trübes Gewässer, das Gefahr vermitteln soll. Die Hauptcharaktere sind ebenfalls bunt. Dory ist blau und gelb und Marlin und Nemo sind orange-weiß gestreift. Der Taucher ist grau und farblos. Kinder können hier durch eine einfache Farbstruktur gute und schlechte Charaktere und Situationen erkennen. Die Fische im Meer sind sehr weich und rund gezeichnet. Die fischmordende Nichte des Zahnarztes, Darla, hingegen ist mit disharmonischen Farben und eckigen Formen dargestellt. Auch der Zahnarzt erweckt keine Sympathie bei dem Zuschauer – nicht nur durch sein Auftreten und Handeln, sondern vor allem durch seine eckig und farblos gezeichnete Gestalt.
In Kindern wird mit diesem Zeichentrickfilm die Sehnsucht nach einem eigenem Aquarium und Fischen geweckt. Gleichfalls wird mit dem Stilelement der Farbe und Formen eine Neugier auf die Unterwasserwelt erzeugt, da diese hier positiv dargestellt wird. Die Verwendung der Farben für die ihnen gegebene Bedeutung birgt jedoch auch eine Gefahr in sich. In der Realität können auch einfarbige und dunkelfarbige Dinge positiv sein, während bunte Farben nicht immer zwangsläufig etwas Erfreuliches bedeuten. Den Zuschauern wird mit den verwendeten Farben die Beurteilung der Charaktere vorgegeben bzw. nahe gelegt, so dass ein Schwarz-Weiß-Denken entstehen kann. Dem wird zumindest in dem hier besprochenen Film der Weg gebahnt.
8. Fazit
Dieser Zeichentrickfilm enthält viele pädagogische Botschaften, von denen nur einige hier analysiert worden sind. Diese lassen sich in simplifiziert in bekannte Schlagworte und Sprichwörter zusammenfassen: „Auch der Kleine kann Großes erreichen.“ „In der Gruppe sind wir stark.“ „Man muss auch loslassen können.“ „Sei mutig und tapfer.“ „Gehe Probleme beherzt an.“ „Vertraue auch mal auf dein Gefühl.“ Diese Botschaften lassen sich bei der Rezeption des Filmes leicht erkennen, so dass auch Kinder diese aufnehmen können. Ferner erweckt der Film Interesse an der Unterwasserwelt und Tieren, speziell Fischen. Nemo und Marlin vermitteln durch ihre Abenteuer Lust auf Neues und Unbekanntes und verleiten zu Aktivität, die sich in zum Beispiel für Kinder in Schwimmen, Tauchen oder Entdeckungstouren an heimischen Teichen und Seen ausdrücken könnte. Der Film fördert überdies die Urteilsfähigkeit und das Vermögen, Situationen einzuschätzen und nach einer Lösung zu suchen.
Das Vorbild Nemo ist neugierig und löst selbstständig Konflikte. Zu diesem Handeln regt der Film Kinder an, ohne auf den Hinweis auf die Notwendigkeit und Hilfe liebender Eltern im Hintergrund zu verzichten. Auch enthält der Film pädagogische Vorschläge für Eltern, so dass er tatsächlich für die ganze Familie geeignet ist. Es wird kein unmittelbares Wissen über die Unterwasserwelt weitergegeben, diese wird jedoch detailliert und naturgetreu dargestellt, wodurch Kinder indirekte Informationen erhalten. Die Analyse hat gezeigt, dass der Film „Findet Nemo“ pädagogisch wertvolle Elemente und besonders für Kinder motivierende Botschaften mit der Aufforderung zum positiven Handeln enthält.
Literaturverzeichnis
Walt Disney Pictures: Findet Nemo
Zur Vorbereitung des Referates und Information über das Thema verwendete Bücher:
Schneider, Bernd: Cowabunga. Zur Darstellung von Konflikten und ihren Lösungen in Zeichentrickserien. Eine Inhaltsanalyse. Münster, New York: Waxmann 1995
Begleiter der Kindheit: Zeichentrick und die Rezeption durch Kinder. Bayrische Landeszentrale für neue Medien (BLM), München. Hrsg. von Helga Theunert, Bernd Schorb. München: R. Fischer 1996
Das grosse Buch vom Zeichenfilm. Hrsg. von Dr. Rolf Giesen. Berlin: Comicaze Verlagsgesellschaft mbH 1982
Theunert, Helga: „Einsame Wölfe“ und „Schöne Bräute“. Was Mädchen und Jungen
in Cartoons finden. Erstellt vom Institut Jugend Film Fernsehen (JFF) im Auftrag der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien. München: R. Fischer 1993
Medienerziehung im Deutschunterricht: Materialien für die Praxis. Hrsg. von Anja Hußmann, Hans Dieter Erlinger. Essen: Verlag Die Blaue Eule 1998
Handbuch des Kinderfernsehens. Hans Dieter Erlinger u.a. (Hg.) 2.,überarbeitete und erweiterte Auflage. Konstanz: UVK Medien 1998
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[1] Erkan und Stefan sprechen die beiden Haie Hammer und Hart.
[2] Anke Engelke leiht der Fischdame Dory ihre Stimme.
[3] siehe das Bonusmaterial der Disc 2 der DVD-Ausgabe von April 2004
- Arbeit zitieren
- Katharina Schroeder (Autor:in), 2004, Medienpädagogische Analyse des Filmes "Findet Nemo", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109668
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