Erstarrte Emotionalität des Lebens, Brauchtum und Tradition waren eine todesähnliche Klammer, die die Kinderaufzucht bis ins 18. Jahrhundert hinein bestimmte. „Der Tod eines Kindes wurde durch den christliche Glauben zusätzlich verklärt: es kam direkt in den Himmel. wo es als Schutzengel für die Seinen sorgte.“(Hardach-Pinke, Irene, Gerd (Hg.): Kinderalltag, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1981, S. 54).
Von ständigem Sterben umgeben, prägte sich die Einstellung der Menschen zum Tod und zum Wert des Lebens. Die Eltern standen ihren Kindern wohl weniger mit Gleichgültigkeit, aber doch mit Resignation gegenüber. Durch Infektionskrankheiten starben ihnen die Kinder immer wieder weg und wurden sozusagen „durch neue ersetzt“. Bei dem Stand des medizinischen Wissens konnte man an diesem Zustand nichts ändern. Bessere Kenntnis hätte allerdings bei den Lebensbedingungen auch wohl kaum in andere Verhaltensweisen umgesetzt werden können. –Erst im letzten Drittel des 18.Jhdts entstand eine neue Wissenschaft, die Hygiene. –
Da die Bildung sich bis ins 18. Jahrhundert für die Allgemeinheit meist mit dem Lesen der Bibel erschöpfte, ist es nicht verwunderlich, dass die christliche Religion die Wurzel allen Denkens und Handelns war.
Das Vertrauen zur Ratio im Menschen wurde zugleich ein fast unbegrenztes Vertrauen in ihm selbst. So brachte diese Epoche neben einer kritischen Einstellung, eine Erhöhung des Wertes des Menschen als einem Vernunftswesen, dem Freiheit und Würde gebühren, eine starke Verdiesseitigung. Dieser Geist hielt Einzug in das pädagogische Denken und Handeln.
Das liberal-revolutionäre Denken der „Aufklärung“ wurde durch Napoleon, der sich selbst zum Kaiser krönte, eigentlich im Wesentlichen wieder rückgängig gemacht.Diese Zeit zwischen 1815- 1848 wurde dementsprechend „Biedermeier“ genannt. Neben Hegels „Weltgeist“ der alle Unbill als notwendig ansieht, um sich der Vollkommenheit entgegenzuarbeiten, entstand eine völlig andere Richtung erzieherischen Denkens.
Friedrich Fröbel deklarierte den Menschen zum „Göttlichen Gewächs“, dessen Gärtner der Erzieher sei, der ihm Nahrung und Licht verschaffe, das Wesentliche aber seinen Lebenskräften überlasse. Der Sinn aller Erziehung sei es, dem Heranwachsenden die Verwurzelung von Mensch und Natur im göttlichen Ganzen bewusst zu machen und ihn dahin zu führen, dass er sein Leben aus diesem Bewusstsein heraus gestaltet und zur „Lebenseinigung“ gelangt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Wurzeln der Pädagogik im 18. und 19. Jahrhundert
- Erziehung und Zeitgeist
- Die „heile Welt“ des Biedermeier
- Kinder aus „Nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften“
- Die lange Entwicklung der Kindheit
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entwicklung der Pädagogik im 18. und 19. Jahrhundert und beleuchtet den Einfluss des Zeitgeistes auf die Erziehung. Dabei werden die Veränderungen in der Gesellschaft, die Industrialisierung und die Auswirkungen auf die Familie und die Rolle der Frau thematisiert.
- Die Rolle der Religion und des christlichen Glaubens in der Erziehung
- Der Einfluss der Aufklärung und der Bedeutung der Vernunft
- Die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Familie und die Erziehung
- Die Entwicklung der Kindheit und die Bedeutung der mütterlichen Zärtlichkeit
- Die Herausforderungen der modernen Gesellschaft und die Suche nach Sinn und Glück
Zusammenfassung der Kapitel
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Das erste Kapitel beleuchtet die Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund des christlichen Glaubens und der damaligen Lebensbedingungen. Die hohe Säuglingssterblichkeit und die geringe Bedeutung der Kindheit werden thematisiert. Der Einfluss der Aufklärung und die Bedeutung der Vernunft für die Erziehung werden hervorgehoben.
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Das zweite Kapitel beschreibt die „heile Welt“ des Biedermeier und die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Gesellschaft. Die Entstehung von Arbeitervierteln und die Ausbeutung der Arbeiter werden dargestellt. Der Aufstieg des naturwissenschaftlichen Denkens und die Entwicklung der Hygiene werden erläutert.
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Das dritte Kapitel befasst sich mit den Veränderungen in der Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Emanzipation der Frau, die Entwicklung neuer Familienstrukturen und die Folgen der Singularisierung werden analysiert.
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Das vierte Kapitel thematisiert die Herausforderungen der Erziehung von Kindern aus „Nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften“ und die Bedeutung der Unterstützung durch soziale Institutionen.
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Das fünfte Kapitel fasst die Entwicklung der Kindheit von der Antike bis heute zusammen und stellt die Herausforderungen der modernen Gesellschaft dar. Die Suche nach Sinn und Glück im Überfluss und die Bedeutung der inneren Ruhe werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Pädagogik, die Erziehung, den Zeitgeist, die Industrialisierung, die Familie, die Rolle der Frau, die Kindheit, die mütterliche Zärtlichkeit, die Singularisierung, die moderne Gesellschaft und die Suche nach Sinn und Glück.
- Arbeit zitieren
- Dipl.Soz.päd. Antje-Marianne Di Bella (Autor:in), 1995, Die Wurzeln der Pädagogik im 18.und 19. Jahrhundert - Wurzeln, Methoden, Fallbeispiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109762