Schizophrenie. Formen, Ursachen und Behandlungsformen


Referat / Aufsatz (Schule), 2005

10 Seiten, Note: 1-2


Leseprobe


Schizophrenie

Definition

Die Geschichte

Subtypen

Symptome der Schizophrenie

Häufigkeit und Ursachen

Biologische Faktoren

Verlauf der Schizophrenie

Wie stellt der Arzt die Diagnose

Behandlungsformen

Was kann man selbst tun?

Definition

Schizophrenie kommt vom Griechischen schizo = spalten und phren = eigentlich Zwerchfell (für die Griechen Sitz der Seele), d.h. Schizophrenie bezeichnet eine Spaltung der psychischen Funktionen, eine mangelnde Einheit, eine Zersplitterung und Aufspaltung des Denkens, Fühlens und Wollens und des subjektiven Gefühls der Persönlichkeit, oft begleitet von inadäquater oder verflachter Affektivität Gefühlslage. Sie wird oft als eine Psychose bzw. Nervenkrankheit betrachtet.. Die Erkrankung gehört zu den endogenen Psychosen, das heißt, sie entsteht anlagebedingt.

Jedoch unterscheidet sich Schizophrenie von der "multiplen Persönlichkeitsstörung", bei der in einer Person je nach Situation unterschiedliche Persönlichkeiten sich bilden.

Für den Laien wird eine schizophrene Psychose zumeist an der Wahnsymptomatik erkennbar: Ein Betroffener glaubt beispielsweise, von Außerirdischen beobachtet zu werden (Verfolgungswahn), dass seine Gedanken von anderen gehört werden können oder dass er aufgrund früherer Sünden schuld an Naturkatastrophen sei.

Die Geschichte

„Die Krankheit, die wir heute als Schizophrenie bezeichnen, wurde 1896 durch Emil Kraepelin ,deutscher Psychiater(1856-1926) als «Krankheitseinheit» unter dem Namen «Dementia praecox» beschrieben.”[1] Dies soll aber nicht heißen, dass Schizophrenie noch vor dieser Zeit existiert hätte. Denn die Aufzeichnungen aus dem 16.Jahrhundert weisen ihre typischen Symptome auf. Kraepelin beschrieb diese Krankheit so:

„Unter dem Namen Dementia praecox sei es uns gestattet, vorläufig eine Reihe von Krankheitsbildern zusammenzufassen, deren gemeinsame Eigentümlichkeit der Ausgang in eigenartige Schwächezustände bildet. Die Ursache der Dementia praecox war zu seiner Zeit noch unbekannt. Kraepelin vermutete, dass ihr ein Hirnprozess zugrunde liege, (...). Aber zu Kraepelins Lebzeiten wurden charakteristische Hirnveränderungen an schizophren Erkrankten nicht gefunden.”[2] Der deutsche Psychiater zählte zu den Hauptsymptomen die Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Negativismus, gestörte Aufmerksamkeit, stereotypes Verhalten und emotionale Dysfunktionen. Ein anderer Psychiater, der sich mit Dementia praecox beschäftigte war Eugen Bleuler(1857-1939). „In seiner Beschreibung der Schizophrenie entfernte sich Bleuler von Kraepelin in zwei Hauptpunkten: Er glaubte weder an den durchgängig frühen Beginn der Störung noch an deren unausweichliches Fortschreiten bis zur Verblödung und folglich hielt er auch “Dementia praecox” nicht für die angemessene Bezeichnung. 1908 schlug er vor, die Störung “Schizophrenie” zu nennen, (...).”[3]

Eine weitere wichtige Person in diesem Gebiet war Stack Sullivan(1892-1949). Dieser entwickelte als erster einflussreicher Theoretiker eine psychologische Behandlung der Schizophrenie.[4]

Subtypen

Es gibt verschiedene Arten der Schizophrenie; diese bilden die Grundlage des gegenwärtigen diagnostischen Systems, wobei man bereits an ihrer Nützlichkeit zweifelt. “Die Diagnose der Subtypen ist sehr schwierig, was häufig bedeutet, dass ihre diagnostische Reliabilität dramatisch eingeschränkt ist.”

- Paranoide Schizophrenie

Das wesentliche Merkmal ist hierbei das Auftreten von paranoiden Wahnvorstellungen und ausgeprägte Halluzinationen. Zitat460: Die Betroffenen können übertriebene Vorstellungen von ihrer Bedeutung, ihrer Macht, ihrem Wissen und ihrer Identität haben.(...) Paranoide Schizophrene sind agitiert, streitsüchtig, zornig, zuweilen auch gewalttätig.- Jedoch sind sie viel aufmerksamer und gesprächsfreudiger als andere Schizophrene.

- Hebephrenie- desorganisierter Typus

Eine Hebephrenie ist eine im Jugendalter beginnende Form der schizophrenen Psychose. Hier stehen affektive Veränderungen, also Veränderungen der Stimmung der Person, Antriebsstörungen und Denkstörungen im Vordergrund. Die Betroffenen werden häufig als verflacht und emotional verarmt beschrieben. Oft kann man einen Entwicklungsknick beobachten: plötzlicher Leistungsabfall in der Schule, Abbruch sozialer Beziehungen, auffallende Antriebslosigkeit, Isolierung. Aufgrund dieser Symptome ist die Abgrenzung einer Hebephrenie von üblichen, nicht krankhaften Pubertätsschwierigkeiten nicht einfach.

- Schizophrenia simplex

Hier setzt die Krankheit im Erwachsenenalter langsam und schleichend ein. Die auffallenden halluzinatorischen und paranoiden Symptome fehlen. Die an Schizophrenia simplex Erkrankten werden von ihrer Umwelt als "seltsam" oder "verschroben" empfunden und ziehen sich mehr und mehr von ihrer Umwelt zurück. Die Krankheit schreitet langsam fort und kann therapeutisch kaum beeinflusst werden. Auch die Schizophrenia simplex hat also eine eher ungünstige Prognose.

- Katatone Schizophrenie

Bei der katatonen Schizophrenie treten in erster Linie psychomotorische Störungen auf. Dies können zum Beispiel Haltungsstereotypien (eigenartige Haltungen werden eingenommen und über lange Zeit beibehalten), Stupor (kaum oder gar keine Bewegungsaktivität) oder Rigidität (Beibehalten einer starren Haltung) sein. Es kann hierbei auch zu starken Erregungszuständen kommen, bei denen der Betroffene ständig motorisch aktiv ist. Bei katatonen Zuständen können Halluzinationen auftreten. Der katatone Stupor führt häufig zu Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung und die Betroffenen können nicht auf die Toilette gehen. Daher ist der katatone Stupor ein lebensgefährlicher psychiatrischer Notfall!

Symptome der Schizophrenie

Die Symptome betreffen die Bereiche des Denkens, der Wahrnehmung, der Konzentration, des motorischen Verhaltens und des Gefühls. . Doch ein schizophrener Patient muss nicht alle signifikanten Störungen aufweisen. Bei der Schizophrenie gibt es kein essentielles Symptom, das heißt die Symptome können öfters individuell verschieden sein.

Grundbeschwerden sind die direkt von der Krankheit verursachten Störungen:

- Störungen des Denkens und damit auch Sprechens: Das Denken ist zusammenhanglos, nicht logisch; Gedanken und Worte brechen mitten im Satz ab. Begriffe verlieren ihre exakte Bedeutung oder verschiedene Begriffe werden neu miteinander verbunden („trauram“ aus traurig und grausam)

- Störungen des Gefühlslebens (Affekt) und des Antriebs: Stimmungslage und gegenwärtige Situation passen nicht zusammen (inadäquate Affektivität). Gegensätzliche Gefühlsregungen werden nebeneinander empfunden, der Patient weint und lacht gleichzeitig.

- Verlust der Wirklichkeit (Autismus): Der Schizophrene versinkt in seine eigene Welt und ist von der Wirklichkeit anderer Menschen abgeschnitten.

- Ich-Störung: Schizophrene Patienten erleben die eigene Persönlichkeit ebenfalls gespalten, zusammenhanglos, zerschlagen. Sie haben manchmal Schwierigkeiten sicher zu sein, dass sie wirklich leben, dass sie selber sind.

- Die zusätzlichen Beschwerden sind Versuche des schizophrenen Patienten, das krankhaft Erlebte in einen Sinnzusammenhang zu bringen oder damit leben zu können. Die Bewältigungsarten sind aber in sich ebenfalls krankhaft:

- Störungen des Denkens: Die eigenen Gedanken empfindet der Patient als fremd, manchmal glaubt er, sie würden ihm entzogen.

- Störungen des Gefühlslebens (Affekt) und des Antriebs: Das alles beherrschende Gefühl ist Angst. Manchmal sind schizophrene Menschen albern, enthemmt und ausgelassen (gehobene, hebephrene Stimmungslage) häufiger jedoch ratlos, hilflos und anlehnungsbedürftig (depressive Verstimmung). Die Gefahr eines Selbstmords in solchen Situationen ist unberechenbar, das Risiko liegt bei zehn Prozent.

- Wahnvorstellungen: Schizophrene können fest davon überzeugt sein, dass sie verfolgt werden, dass sich die Umwelt gegen sie verschworen hat, dass sie vergiftet werden sollen. Die Patienten haben keine Möglichkeit zu begreifen (etwa mit Hilfe logischer Argumente), dass sie sich täuschen.

- Halluzinationen: Die Kranken hören Geräusche und Stimmen, riechen Giftstoffe. Meist werden sie so im Rahmen des Verfolgungswahns bedroht. Auch hier ist es unmöglich, die Kranken mit Argumenten aus diesen Vorstellungswelten herauszuführen.

- Bewegungsstörungen (Katatone Beschwerden) : Manchmal verlangsamt die Krankheit die Bewegungen der Patienten stark. Er bewegt sich kaum und spricht nicht mehr (Stupor). Im schlimmsten Fall kann sich ein Kranker gar nicht mehr bewegen, er verharrt in unbequemen Stellungen (Katalepsie). Kommt Fieber hinzu (perniziöse Katalepsie), wird der Zustand lebensbedrohlich. Andererseits wiederholen Schizophrene in psychischen Erregungszuständen häufig immer wieder Bewegungen. Sie laufen hin und her, machen Kniebeugen und andere Turnübungen, klatschen in die Hände oder klopfen ständig mit den Fingern.

Da die Symptome von großer Vielfalt sind, werden sie in zwei Gruppen( positiv und negativ) geteilt.

Halluzinationen, Denkstörungen und wahnhaftes Denken u.ä. gelten als positive Symptomen.

Hingegen werden sozialer Rückzug, emotionale Verarmung oder Verflachung, Antriebsverlust, Willensschwäche (Apathie), mangelnde Körperpflege, psychomotorische Verlangsamung als negative Symptome bezeichnet.

Häufigkeit und Ursachen

- Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe, die Nervensignale weiterleiten (Neurotransmitter), eine entscheidende Rolle. Früher deutete man die Schizophrenie als Folge einer Überproduktion an dem Neurotransmitter Dopamin. Neuere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass wohl ein Teil der Dopamin-Signalwege überaktiv ist.

- Das so genannte Lifetime-Risiko, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken, beträgt 1 Prozent, das heißt, statistisch gesehen durchlebt jeder Hundertste mindestens einmal im Leben eine schizophrene Episode. Schizophrenie ist also eine durchaus weit verbreitete Krankheit.

- Männer und Frauen erkranken in etwa gleich häufig. Schizophrenien kommen in allen Kulturen der Welt mit gleicher Häufigkeit vor, aber das jeweilige Erscheinungsbild wechselt mit den soziokulturellen Gegebenheiten. Eine eindeutige Ursache für Schizophrenie ist bis heute nicht bekannt. Man geht derzeit von einem multifaktoriellen Modell aus, bei dem weder genetisch-biologische noch psychosoziale Ursachen allein eine Schizophrenie auslösen, sondern viele Faktoren zusammen für den Ausbruch dieser Erkrankung verantwortlich sind.

- Auch einige Teile des Gehirns sind verändert. Beispielsweise sind die Ventrikel (mit Gehirnflüssigkeit gefüllte Kammern im Gehirn) häufig erweitert oder Teile des Hippocampus verkleinert

- Sicher spielt Vererbung eine Rolle. Das Risiko, irgendwann im Leben eine Schizophrenie zu entwickeln, steigt von einem auf drei Prozent, wenn einer der Großeltern betroffen ist, beziehungsweise auf zehn Prozent, wenn einer der beiden Elternteile erkrankt ist. Eineiige Zwillingsgeschwister sind jedoch nur zu 40 bis 60 Prozent beide betroffen, sodass erbliche (genetische) Faktoren nicht die einzig mögliche Ursache der Schizophrenie sein können. Vermutlich erben manche Menschen eine besondere Anfälligkeit gegenüber der Krankheit, die bei hinzutretenden Belastungen dann ausgelöst wird. Geburtskomplikationen oder schwere körperliche Krankheiten können solche Auslöser sein, in 50 Prozent der Fälle aber gehen einer Erkrankung oder Wiedererkrankung psychische Belastungen (unglückliche Kindheit, Stress in der Arbeit, im zwischenmenschlichen Bereich) voraus.

Biologische Faktoren

Kaum hat man das Syndrom identifiziert, begannen die Spekulationen über mögliche biochemische bzw. genetische Ursachen der Schizophrenie.

- Verwandtschaft

Einen Hinweis darauf gibt uns die Zwillingsforschung. Die Zwillingsforschung hat eine genetische Komponente der Schizophrenie belegt: je näher die Verwandtschaft mit einem Schizophreniekranken, desto wahrscheinlicher wird auch eine eigene Erkrankung. Bei einem schizophreniekranken Elternteil beträgt sie 5-10%, bei kranken Geschwistern 8-10%, bei eineiigen Zwillingen 20-75%. (Wäre die Schizophrenie jedoch eine rein genetisch verursachte Krankheit, müsste sie bei eineiigen Zwillingen 100% betragen). So könnte man sich die beobachtete erhöhte Konkordanz bei eineiigen im Vergleich zu zweieiigen Zwillingen bzw. zu genetisch nichtidentischen Geschwistern auch durch die erleichterte Übertragung intrauteriner Infektionen von der Mutter auf einen bzw. auf beide Feten einer Zwillingsschwangerschaft erklären.

- Hirnschädigungen

Es gibt auch Hinweise auf einen Zusammenhang von Schizophrenie mit frühkindlichen Hirnschädigungen, etwa durch Geburtskomplikationen. An Schizophrenie erkrankte Menschen weisen eine höhere Quote an Geburtskomplikationen ihrer eigenen Geburt auf als andere Personen. Weiterhin gibt es einige Befunde, die vermuten lassen, dass frühkindliche Infektionen eine Rolle spielen.

In bestimmten Untersuchungen des Gehirns von schizophrenen Patienten kann man Anomalien feststellen, teilweise auch schon zu Beginn der Erkrankung. Dabei zeigt sich eine statistisch signifikante Häufung dieser Anomalien in Struktur und Funktionsuntersuchungen bei schizophrenen Patienten gegenüber nicht-schizophrenen Personen .So weisen manche Schizophrenie Patienten leicht erweiterte Hirnventrikel auf. Dennoch sind diese Befunde nicht spezifisch für die Schizophrenie, sie finden sich auch nicht bei allen schizophrenen Patienten.

Während einer schizophrenen Psychose kommt es auch zu biochemischen Veränderungen im Gehirn. Dabei spielt der Neurotransmitter Dopamin eine große Rolle, der während einer akuten Psychose überaktiv ist und dadurch zu einer zentralnervösen Übererregbarkeit führt. In diesem Transmittersystem wirken auch die Medikamente welche die schizophrenen Symptome günstig beeinflussen oder beseitigen können, die so genannten Neuroleptika.

Alle diese Befunde lassen vermuten, dass die neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie nicht auf einen bestimmten Punkt im Gehirn festzulegen sind.

- Infektionen

Zu den Infektionen, die im Verdacht stehen, das Ausbrechen schizophrener Psychosen zu begünstigen, gehören einerseits bestimmte Viren (Herpes Simplex Typ II, Influenza und Borna Viren), andererseits stehen auch Protozoen wie Toxoplasma gondii und bestimmte Borellien unter Verdacht. Da diese Befunde jedoch überwiegend auf dem Nachweis einer Häufung des Auftretens von Antikörpern gegen diese Erreger im Blutserum schizophrener Patienten beruhen, sind sie aufgrund methodischer Unsicherheiten heftig umstritten.

Die biochemische Erforschung der Schizophrenie besteht aus einer Reihe von Entdeckungen, die sich nicht replizieren lassen. „Die Forschung auf diesem Gebiet wird durch zahlreiche methodische Probleme erschwert, und viel Störfaktoren, die nichts damit zu tun haben, ob ein Proband schizophren ist oder nicht, können zu biochemischen Untersuchungen führen.“[5] Zitat470:

Verlauf der Schizophrenie

Ein auffallendes Charakteristikum der Schizophrenie ist, dass die Erkrankung sehr unterschiedlich verlaufen kann.

Schizophrenien können sowohl schubweise als auch chronisch verlaufen, wobei die schubweise Verlaufsform häufiger ist. Ein Schub, also eine akute Krankheitsphase, kann mehrere Monate dauern. Wenn, aber ein Patient innerhalb von sechs Monaten genesen ist, wird seine Erkrankung nicht als Schizophrenie bezeichnet.

“Der Verlauf einer schizophrenen Erkrankung, die nicht unter Kontrolle gebracht wird und das Stadium einer sehr viel weitgehenden Regression erreicht, lässt sich in vier Phasen unterteilen.”[6] Schon das Besuchen eines Psychiaters wird zum ersten Stadium zugerechnet. Nach dem zweiten oder dritten Schub befinden sich die Patienten immer noch im ersten Stadium, weil die modernen Behandlungsformen ein weiteres Fortschreiten der Schizophrenie verhindern. Die erste Phase fängt dann an, wenn der Patient den Kontakt mit der Realität verliert und die ersten typischen Symptome sich entwickeln. (Der erste Krankheitsschub beginnt typischerweise zwischen Pubertät und dreißigstem Lebensjahr.) “Bei Patienten, die nicht genesen, kann die Krankheit in das zweite, dritte oder vierte Stadium übergehen.”[7] Die Symptome scheinen den Patienten, der sich zunehmend isoliert hat, nicht mehr so stark zu belasten wie zuvor. “ Im dritten oder vorletzten Stadium haben viele Symptome ihre ursprüngliche Intensität verloren; und weil alle Formen der Schizophrenie einander so stark gleichen, ist es oft schwierig, einen paranoiden von einem katatonen Schizophrenen zu unterscheiden. Im vierten Stadium ist das Verhalten impulsiv und reflexartig.”[8]

Jeder dritte chronische Verlauf ist leicht. Ein Drittel der Patienten erreicht eine gewisse Besserung mit zwischenzeitlichen Rückfällen, und ein weiteres Drittel hat eine ungünstige Prognose mit bleibenden und zunehmenden Persönlichkeitsveränderungen, die bei jedem Rückfall verstärkt werden.

Bei jedem Fünften heilt eine Ersterkrankung ohne Wiederkehr aus. Selbst nach jahrelanger Krankheitsdauer bessert sich der Zustand mancher Patienten plötzlich. Bei anderen kommt es zur Wiedererkrankung in unterschiedlichen Zeitabständen und mit unterschiedlicher Häufigkeit. Zum einen bestimmt die Eigengesetzlichkeit der Krankheit selbst den Verlauf. Sodann hängt die weitere Entwicklung von den persönlichen und sozialen Bewältigungsmöglichkeiten des Patienten ab.

Wie erstellt der Arzt die Diagnose?

Die Diagnose wird durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten gestellt. Dabei achtet der Arzt besonders auf die typischen Beschwerden zum Zeitpunkt der Untersuchung und in der Vorgeschichte. Bei diesen Beschwerden muss der Arzt andere Entstehungsmöglichkeiten wie etwa Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Hirntumor und andere neurologische Erkrankungen mit Untersuchungen ausschließen. Als problematisch gilt jedoch, dass zwischen dem tatsächlichen Ausbruch der Krankheit und ihrer Diagnose oft eine erhebliche Zeitspanne liegt.

Nachdem der Kranke seine Krankheit in Anteilen nicht wahrnehmen kann, ist es unter Umständen wichtig, Familienangehörige, Freunde oder Lehrer zu befragen.

(Tests (Rorschach-Test, Fragebögen, Konzentrationsübungen) werden zur Diagnosestellung nur wenig eingesetzt.)

Behandlungsformen

Bis heute sind schizophrene Störungen nicht im eigentlichen Sinne "heilbar". Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die es den Betroffenen ermöglichen, ein weitgehend "normales" Leben zu führen

Eine richtig durchgeführte Behandlung ermöglicht heutzutage einem Großteil der Patienten (80 Prozent) dauerhaft ein Leben außerhalb des Krankenhauses. Die meisten dieser Gruppe können zumindest zeitweise auch einen Beruf ausüben.

Medikamentöse Therapie - Neuroleptika(Entdeckung im Jahr 1952)

In einer akuten Phase steht dabei häufig die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. In erster Linie werden dabei Neuroleptika eingesetzt, die spezifisch auf psychotische Symptome (also etwa die Halluzinationen) wirken. Sie wirken auf den Neurotransmitterstoffwechsel ein und können oft sehr schnell die Akut-Symptomatik mildern oder beseitigen. Neuroleptika haben aber teilweise gravierende Nebenwirkungen, wie Dyskinesien (Bewegungsstörungen), hauptsächlich im Gesichtsbereich und an den Extremitäten, parkinsonähnliche Symptome und Bewegungsunruhe. Neuroleptika führen nicht zu einer Gewöhnung oder Abhängigkeit.

Aber schon seit langem sind einige Medikamente bekannt, welche trotz guter antipsychotischer Wirkung kaum Nebenwirkungen im Bereich der Bewegungssteuerung verursachen. Allerdings sind oft andere Nebenwirkungen dafür vorhanden. Man spricht von atypischen Neuroleptika. In den letzten Jahren hat man davon ausgehend weitere neue atypische Neuroleptika entwickelt mit möglichst guter antipsychotischer Wirkung bei möglichst geringen Nebenwirkungen. Diese modernen Neuroleptika stellen einen großen Fortschritt dar auch wenn hier noch Nebenwirkungen auftreten. Zusätzlich werden manchmal Antidepressiva oder angstlösende Beruhigungsmittel(Tranquilizer) verschrieben. Die negativen Symptome können leider durch Neuroleptika nur unzureichend beeinflusst werden, so dass viele Betroffene Probleme im sozialen Umfeld oder im Beruf haben und deshalb oftmals ein sozialer Abstieg erfolgt.

Psychotherapie

Hier sind soziotherapeutische Maßnahmen erforderlich: Arbeitstherapie und Ergotherapie können helfen, eine Tagesstruktur zu etablieren, nachdem sich gezeigt hat, dass diese psychisch stabilisierend wirkt. Eventuell können diese Maßnahmen auch auf den Erhalt oder die Wiedererlangung eines Arbeitsplatzes abzielen, der seinerseits auch psychisch stabilisierend ist und andererseits der erheblichen Gefahr eines sozialen Abstieges entgegenwirken kann. Wichtig sind auch psychotherapeutische Maßnahmen, wobei häufig ein strukturiertes Vorgehen gewählt wird, eventuell mit verhaltenstherapeutischen Elementen. Eine Gruppentherapie kann dazu beitragen, dass Betroffene wieder mehr Eigenverantwortung erlangen und die Erlebnisse während einer akuten Phase besser verarbeiten können. Unter anderem steigern Psychotherapien das Selbstwertgefühl, stärken die eigene Initiative, trainieren die Konzentrationsfähigkeit, zeigen Bewältigungsansätze auf, ermöglichen die Aufnahme einer Berufstätigkeit und verhindern die soziale Isolierung. Nicht nur für den von einer Schizophrenie Betroffenen selbst, sondern auch für seine Angehörigen hat sich auch eine Familientherapie bewährt, da sich gezeigt hat, dass negative Einstellungen in der Umgebung eine zusätzliche Rückfallgefahr bedeuten. Außerdem ist die Psychotherapie oft Voraussetzung für den Beginn einer medikamentösen Behandlung und deren zuverlässige Weiterführung.

Was kann man selbst tun?

Am Wichtigsten ist es, dass sich Patienten und Angehörige ausführlich über die Krankheit, ihre Ursachen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten informieren. Nur dann sind sie in der Lage, für eine optimale Behandlung zu sorgen und alle Maßnahmen zu ergreifen, um ein Wiederauftreten der Beschwerden zu verhindern. Um Rückfälle möglichst sicher verhindern zu können, ist es wichtig, die Medikamente so lange einzunehmen, wie dies vom behandelnden Arzt empfohlen wird. Die Behandlung dauert oft viele Jahre lang. Gute Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam, eine geregelte und möglichst stressarme Lebensführung sowie das Vermeiden von Drogen sind weitere wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Rückfallverhütung. Da es zum Wesen der Krankheit gehört, dass der von ihr Betroffene nicht immer erkennt, dass er krank und behandlungsbedürftig ist, sollten ihm seine Angehörigen dabei helfen, drohende Rückfälle zu erkennen und rechtzeitig eine Behandlung einzuleiten.

Quellen:

- Häfner, Heinz. Das Rätsel Schizophrenie, Eine Krankheit wird entschlüsselt. München: C. H. Beck
- Gerald C., Davison/John M. ,Neale: Klinische Psychologie. Weinheim: 5.Auflage
- Silvano, Arieti. Schizophrenie. München Piper

[...]


[1] Häfner, Heinz. Das Rätsel Schizophrenie, Eine Krankheit wird entschlüsselt. München: C. H. Beck, 2000, 53.

[2] ebenso, 54

[3] Gerald C., Davison/John M. ,Neale: Klinische Psychologie. Weinheim: 5.Auflage,1996, 454-456.

[4] ebenso, 456

[5] ebenso,470

[6] Silvano, Arieti. Schizophrenie. München Piper, 1985. 75.

[7] ebenso, 76

[8] ebenso,76

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Schizophrenie. Formen, Ursachen und Behandlungsformen
Note
1-2
Autor
Jahr
2005
Seiten
10
Katalognummer
V109829
ISBN (eBook)
9783640080076
Dateigröße
378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schizophrenie
Arbeit zitieren
seyma bicakci (Autor:in), 2005, Schizophrenie. Formen, Ursachen und Behandlungsformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109829

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