Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Errichtung der Diktatur
3 Alltag der Kinder und Jugendlichen
3.1 Die Hitlerjugend
3.1.1 Alltag der Kinder und Jugendlichen in der Hitlerjugend
3.1.2 Veränderung der Anforderung an die HJ im 2. Weltkrieg
3.2 Der Bund deutscher Mädel
3.2.1 Alltag der Mädchen im BDM
3.2.2 Veränderung der Anforderungen an den BDM im 2. Weltkrieg
4 Erziehung zum Rassismus
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
„Was uns betrifft, so haben wir die Brücken hinter uns abgebrochen. Wir können nicht mehr zurück, aber wir wollen auch nicht zurück... Wir werden als die größten Staatsmänner in die Geschichte eingehen, oder als ihre größten Verbrecher“
Goebbels
1 Einleitung
Ich habe mich nach langem hin und her, schließlich für das Thema „Alltag unterm Hakenkreuz“ entschieden, weil ich mich gern mit dieser Sache auseinander setzten wollte. Die Beschäftigung mit dieser Thematik war mir persönlich wichtig, denn wer sich mit Dingen beschäftigt, kann aus ihnen lernen und eine Beschäftigung mit der NS-Zeit gibt uns die Möglichkeit Wichtiges für unsere Gegenwart und unsere Zukunft zu lernen. Das Thema Nationalsozialismus ist in der Literatur sehr umfangreich und ausführlich behandelt worden. Ein bestimmtes Gebiet ab- und einzugrenzen fällt daher nicht leicht.
Der Nationalsozialismus ist nicht wie eine Naturkatastrophe über die Menschen hereingebrochen. Aus heutiger Sicht handelt es sich um eine Entwicklung deren Nachvollziehbarkeit noch immer ein großes Problem bereitet. Es gibt viel zu viele offene Fragen, bis die Erfahrung der Hitlerzeit für uns greifbar werden. Mit welchen Mitteln war es möglich das Leben der Kinder und Jugendlichen so zu verändern, dass es den Zielen der Nationalsozialisten in vollem Umfang diente? Diese und einige andere offene Fragen die mich beschäftigen, möchte ich jetzt mit dieser Facharbeit beantworten.
Als Adolf Hitler am 30.01.1933 vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, begann die finsterste Periode der deutschen Geschichte. Dies war die Herrschaft des Nationalsozialismus, die mit dem Zweiten Weltkrieg und der vollständigen Vernichtung des Dritten Reiches endete. Die Ideologie der Nazis wurde nun zur offiziell herrschenden Ideologie und bestimmte so den Alltag in Deutschland in allen Lebensbereichen. Die Diktatur legte ein besonderes Augenmerk auf die Beeinflussung und Gewinnung der deutschen Jugend. Denn sie war die Zukunft und sie sollte das Werk von Adolf Hitler weiterführen.
2 Errichtung der Diktatur
Die Diktatur ist die gegensätzliche Regierungsform zur Demokratie. Sie zeichnet sich durch die Herrschaft eines Einzelnen, einer Gruppe oder einer Partei aus. Die heute am weitesten verbreitete Form der Diktatur ist die Parteidiktatur (vor allem in kommunistischen Ländern), d.h. eine Partei hat alle Macht im Staat. Eine Steigerungsform der Parteidiktatur ist der totalitäre Staat oder Totalitarismus (total = ganz, alles umfassend). Die Machtergreifung von Adolf Hitler bedeutete nicht nur das Ende der Weimarer Republik, sondern auch die Beseitigung der seit 1871 bestehenden Ordnung des Deutschen Reiches.
Das Gleiche gilt auch für die bisherigen Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Mit der Gleichschaltung der deutschen Länder, der Verwaltung und der Justiz, der Presse, der Künste und der Wissenschaft wird der Einheitsstaat vorbereitet. Die Auflösung der Parteien und die gewaltsame Ausschaltung der politischen Gegner, auch in den eigenen Reihen, sind weitere Stationen auf dem Weg zur Errichtung der Diktatur. Mit dem Tode Hindenburgs im August 1934 ist die Machtkonzentration abgeschlossen: Hitler ist Führer der Staatspartei, Chef der Regierung und Staatsoberhaupt. Er beginnt sein Terrorregime durch die Verhaftung und Verfolgung der politischen Gegner. Jedoch scheitert seine Partei bei den Neuwahlen am 05. März. Sie erhält nicht die parlamentarische Mehrheit. Daraufhin befreit er sich am 23. März mit dem „Ermächtigungsgesetz“ von allen Bindungen an die Verfassung und entzieht sich damit der parlamentarischen Kontrolle. Dieses Gesetz macht den Reichstag überflüssig und die Legislative und Exekutive sind gleichgeschalten. Jüdische oder nicht nationalsozialistische Beamte werden entlassen. Somit ist die NSDAP die Staatspartei im Einheitsstaat mit Hitler an ihrer Spitze.
3 Alltag der Kinder und Jugendlichen
Wie sieht nun der Alltag der Kinder und Jugendlichen im Nationalsozialismus aus? Ich möchte mich im Folgendem der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädchen zuwenden. Ihrem Werden und Wirken sowie der verhängnisvollen Rolle die sie im Alltagsleben der deutschen Jugend gespielt hat.
Viele Menschen können aus heutiger Sicht nicht nachvollziehen wie so etwas passieren konnte. Wie die Menschen so etwas unterstützen konnten. Die Frage kann ich leider auch nicht beantworten, aber ich kann mir zumindest erklären weshalb die Kinder das alles mitgemacht und keine Fragen gestellt haben. Sie hatten einfach keine Möglichkeit dazu, denn sie wurden schon bei ihrer Geburt „verplant“ und es gab nichts was die dagegen hätten machen können. So heißt es in einer Rede vom Reichenberg am 02.12.1938:
„Die Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit 10 Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort zum ersten mal frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie 4 Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder 4 Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht zurück, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei auf, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, (...) Und wenn sie dort 2 Jahre oder anderthalb sind und noch nicht ganz Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen die in den Arbeitsdienst und werden dort wieder 6 oder 7 Monate geschliffen, alles mit dem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da noch vorhanden sein sollten, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf 2 Jahre, und wenn sie nach 2, 3 oder 4 Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“
3.1 Die Hitlerjugend
Der erste Versuch, eine eigene Jugendorganisation aufzubauen, war ein 1922 in München gegründeter „Jugendverband der NSDAP“, eine Art Jugendabteilung der SA. Nach dem gescheiterten Hitlerputsch von 1923 wurde die Organisation zusammen mit der Partei und ihren Gliederungen aufgelöst und verboten.
Die eigentliche Geschichte der nationalsozialistischen Jugendbewegung begann am 04.07.1926 mit der Gründung der „Hitlerjugend – Bund deutscher Arbeiterjugend“. 1932 hatte die Hitlerjugend ca. 100 000 Mitglieder. Nach der Machtübertragung an Hitler war sie im Sommer 1933 bereits auf 3,5 Millionen Mitglieder gewachsen. Die veränderte Situation brachte auch neue Aufgaben für die Hitlerjugend. Die gesetzliche Festschreibung erfolgt durch das „Gesetz über die Hitlerjugend“ vom 01.12.1936. In ihm wird festgestellt, dass die gesamte deutsche Jugend in der Hitlerjugend zusammengefasst ist. Fast, denn es gab noch die Katholische Jugend, welche von der Hitlerjugend unabhängig blieb, trotz der Terroranschläge, die die HJ regelmäßig verübte. Es legte auch die Erziehungsziele der deutschen Jugend fest, die in der HJ körperlich, geistig und sittlich im Sinne des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen ist. Die im Gesetz angekündigte Durchführungsverordnung wurde erst am 25.03.1930 erlassen. In der zweiten Verordnung wird die Jugenddienstpflicht verkündet. Die HJ-Mitgliedschaft ist damit für jeden deutschen Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren Pflicht. Sie kann mit staatlichen Zwangsmitteln durchgesetzt werden und ist so der Arbeitsdienstpflicht und der Wehrpflicht gleichzusetzen. Auch die Organisationsstruktur der Hitlerjugend wurde genau festgelegt.
3.1.1 Alltag der Kinder und Jugendlichen in der Hitlerjugend
Welche Konsequenzen die Arbeit der Hitlerjugend insgesamt für den Alltag der Kinder und Jugendlichen hatte, möchte ich im folgenden Teil darstellen. Für die HJ-Arbeit, den HJ-Dienst gab es einen feststehenden Plan der körperlichen Ertüchtigung und der weltanschaulichen Schulung. Angespornt durch solche HJ-Parolen wie „Dein Körper gehört der Nation“ – „Gelobt sei, was hart macht!“ wurde der Sport zum Monopol der HJ. Es gab zahllose Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel die „Reichssportwettkämpfe der HJ“. Für spezielle Sportarten gab es Sondereinheiten (Marine-, Flieger- und Motor-HJ), die auch wehrsportliche Ausbildungen betrieben. Neben Leibesübungen gab es vormilitärische Ausbildungen. Im Geländedienst wurde das Vorgehen im Gelände nach Karte und Kompass geübt, Tarnen, Melden, Ziel erkennen und Entfernungen einschätzen kamen dazu. Die Schießausbildung erfolgte im Jungvolk mit dem Luftgewehr, später mit dem Kleinkaliber. Ein besonderes Augenmerk galt der Bewusstseinsbildung der Kinder und Jugendlichen. So spielten im Leben der HJ Feierstunden und Gedenkveranstaltungen eine große Rolle. Lieder und Gedichte wechselten einander ab, die meist vom Vaterland, dem Führer, der Treue zur Fahne und der Bereitschaft für die nationalsozialistische Sache zu sterben handelten. Die weltanschauliche Schulung fand vor allem in den wöchentlichen Heimatabenden statt. Die Themen in einem Schulungsplan vorgeschrieben, der einem Schullehrplan glich. Heimatabendmappen und Schulungsbriefe, von der Reichsjugendführung herausgegeben, sollten ein gewisses Niveau dieser Veranstaltung sichern. Die Hitlerjugend wurden nach dem Prinzip „Jugend muss von Jugend geführt werden“ geleitet. Mit diesen harten, auf blinden Gehorsam zielenden Anforderungen wurden auch bereits die neuaufzunehmenden Zehnjährigen konfrontiert. Es gab in der HJ aber nicht nur militärischen Drill und politische Lektionen. Sie eröffnete ihren Mitgliedern Freizeitangebote, die in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg für viele Jugendliche attraktiv waren. Fahrten durch ganz Deutschland, Wanderungen, Fahrradtouren, Zeltlager brachten Erlebnisse und Abenteuer. Man wollte einen disziplinierten Jugendlichen, der sich in die Ordnung der Diktatur einfügte, ohne sie zu hinterfragen. Zur Durchsetzung dieser Ziele und Heranbildung einer neuen Führerelite von „Herrenmenschen“ mit solchen angeblich germanischen Tugenden wie Treue, Mut, Ausdauer, unbedingtem Gehorsam und Opferbereitschaft wurde eine Reihe von Ausleseschulen gegründet wie die „Nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ (Napolas). Im April 1945 gab es 37 Napolas, 17 000 Jungen haben eine der genannten Schulen durchlaufen. Ausgehend von meinen bisherigen Darlegungen entsteht natürlich die Frage, wie erfolgreich die Hitlerjugend war und ob alle Jugendlichen im Deutschen Reich bereit waren, sich der HJ-Disziplin zu fügen. Das war nicht der Fall. Man kann dies schon daran erkennen, dass es seit 1934 einen HJ-Streifendienst gab, der eng mit der Polizei und der Gestapo zusammenarbeitete und der mit der Überwachung aller Jugendlichen beauftragt war. Besonders in den Kriegsjahren entwickelte sich der jugendliche Widerstand gegen die HJ, den nationalsozialistischen Staat und den Krieg.
3.1.2 Veränderung der Anforderung an die HJ im 2. Weltkrieg
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges änderten sich sowohl die Bedingungen als auch die Anforderungen der HJ-Arbeit. Dies hatte große Auswirkungen auf den Alltag der Kinder und Jugendlichen im Nationalsozialismus. Die Hitlerjugend wurde eine wichtige Kriegshilfsorganisation, die überall eingesetzt wurde, wo schnelle Hilfe erforderlich war. Die kriegswirtschaftliche Bedeutung die HJ-Einsätze unterstreicht folgende Tatsache: so war 1942 ca. 600 000 Jungen und 1 400 000 Mädchen im Ernteeinsatz. In jeweils dreiwöchigen WE-Lagern wurde die Hitlerjugend ab 16 Jahren von 1942 an durch Ausbilder aus der Wehrmacht und zunehmend aus der Waffen-SS militärisch geschult. Jeder Junge musste den „Kriegsausbildungsschein der HJ“ vorweisen können. Eine der bedeutendsten Aktionen die HJ in den Kriegsjahren war die Kinderlandverschickung. Sie begann 1941. Bis 1944 wurden ca. 800 000 Schulkinder aus den luftkriegsgefährdeten Gebieten der Großstädte klassen- und schulweise in andere Gebiete vor allem im Osten des Reichs evakuiert. 500 000 davon kamen in Lager in Ostpreußen, Westpolen, Oberschlesien und der Slowakei. Die HJ-Führung, die mit der Organisation der Lager beauftragt war, sah hier eine günstige Möglichkeit, ohne den störenden Einfluss der Familien und der Schule die Erziehung der Kinder in ihrem Sinne durchzuführen. Die Lagermannschaftsführer stammten oft aus den Napolas. Sie zeichneten sich durch eine besonders fanatische Einstellung aus. Der Hitlerjugenddienst bestimmte den gesammten Alltag, während die Schule meist nur eine untergeordnete Rolle spielte. Als die Kriegslage immer bedrohlicher wurde und die Verluste der Wehrmacht nicht mehr mit normalen Mitteln ersetzt werden konnte, wurde der „totale Krieg“ verkündet. Jetzt sollten auch minderjährige Hitlerjungen zu direkten militärischen Aufgaben in Wehrmacht und Waffen-SS herangezogen werden. Im Inferno des Bombenkrieges wurden viele 15 bis 16 Jahre alte Jungen im Einsatz „für das Vaterland“ getötet. Der Wehrdienst begann laut Wehrgesetz normalerweise mit 19 Jahren. Nun wurden immer jüngere Jahrgänge einberufen. Auf diesen Jugendlichen wurde enormer Druck ausgeübt, sich freiwillig zum Wehrdienst zu melden, vorzugsweise zur Waffen-SS, die in den Lagern Werbekampagnen organisierten, um die Jungen in ihre Reihen zu locken. Je näher das Kriegsende rückte, um so mehr Hitlerjungen wurden sinnlos in den Tod getrieben.
3.2 Der Bund deutscher Mädel
Die Hitlerjugend war aufgegliedert in vier Teilorganisationen. Eine davon war der BDM, der wiederum aus der Jungmädelschar und den eigentlichen Bund deutscher Mädel bestand. Der BDM war wie der Name schon sagt, eine Organisation der NSDAP gezielt für Mädchen. Sie sollte die heranwachsenden Frauen auf die spätere Mutterrolle vorbereiten und im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie erziehen. Schließlich sollten sie ja gesunde Soldaten zur Welt bringen. Deswegen wurde die Organisation im Volksmund auch bald zu „Bald Deutsche Mütter“ umgetauft.
Im Jahre 1923 gründete Elsbeth Zander einen Verband für Frauen, die nationalsozialistisch eingestellt waren, den ersten „Deutschen Frauenverband“, der jedoch 1931 wieder aufgelöst wurde. Zur selben Zeit wie die Hitlerjugend wurde die „Nationalsozialistische Schwesternschaft“ gegründet, welche im Jahr 1930 zum „Bund deutscher Mädchen“ wurde. Die Mitgliedschaft war zunächst freiwillig und machte den Mädchen Spaß, weil sie nun auch Sachen machen durften die vorher nur den Jungen vorbehalten waren. Sie fühlten sich respektiert und als ein wichtiger Teil des deutschen Volkes. Doch wirklich etwas zu sagen hatten sie nicht. Für eine Frau war es unmöglich jemals eine Führungsposition im Hitlerregime einzunehmen.
„Niemals sind in der deutschen Geschichte gerade so viele Frauen einer politischen Partei zugeströmt wie der NSDAP – und nie hat eine Parteiideologie die Frauen so erniedrigt wie die NSDAP!“
3.2.1 Alltag der Mädchen im BDM
„Das Wissen um die Bedeutung des Blutes und die Rassenerkenntnis, die zugleich an Seele, Körper und Haltung den Maßstab legt, weckt notwendig den Willen zu einer gesunden, dem Volke wertvollen Ehe und gibt den Mädeln die Kraft, auf den Menschen zu warten, der in seiner Haltung dem besten Teil ihres Wesens, also ihrer Art entspricht. – Unterstützt durch das Errichten einer ganz neuen Ordnung, durch das unumschränkte Gelten der Leistung und der Kameradschaft in dem Bund, der sie erzieht, erwächst (...) der jungen Mädelgeneration eine neue Wertung des Mannes, eine Wertung, die notwendig zu einer Volksgesinnung und der Familie von morgen führen muß.“
Die Mädel wurden also auf ihre spätere Mutterrolle vorbereitet. Um gesunde Kinder bekommen zu können, war es ihnen strengstens verboten zu rauchen und sie sollten ihren Körper durch „Leibesertüchtigungen“ fit halten. Diese nahmen ca. zwei Drittel der Zeit in Anspruch, da die geistige und weltanschauliche Bildung der Mädchen sowieso nur an zweiter Stelle stand. Als Tugenden galten Pflichterfüllung, Opferbereitschaft, Gehorsam, Disziplin und Körperbeherrschung. Zweimal in der Woche trafen sich die Mädchen zu den Heimatabenden. Dort lernten sie bei gemütlicher Kerzenstimmung Phrasen auswendig, die sie so oft wiederholen mussten, bis sie selbst daran glaubten. Ansonsten sangen, bastelten, tanzten, nähten und wanderten die Mädel.
3.2.2 Veränderung der Anforderungen an den BDM im 2. Weltkrieg
Am Anfang standen nur die richtige Kindererziehung und die Wahl des richtigen Ehemannes im Vordergrund, doch diese Aufgaben änderten sich mit Beginn des Krieges. Die Mädchen wurden zu Hilfe gezogen. Schon seit 1938 wurden sie auf den Ernstfall vorbereitet, damit sie später im Luftschutz und im Sanitätsdienst helfen können, um im Notfall die „wehrfähigen Männer“ zu ersetzten.
Göring sagte am 10. November 1939: "Die Mädchen aber sollen verstehen, dass auch an sie nun im Ernst der Stunde appelliert wird...Es trifft dann auch an sie der Ernst heran, der Ernst des Berufs einerseits, dass sie dorthin eilen, wo sie irgendwie einen wehrfähigen Mann ersetzen können..."
Sie mussten nun Socken, Pullover, Pulswärmer und andere Kleidungsstücke für die Front nähen und stricken. Außerdem schrieben sie Ermunterungsbriefe für die Soldaten und sammelten für die Winterhilfe. Ältere Mädel pflegten in Lazaretten verletzte Soldaten oder kümmerten sich um verwaiste Kinder. Ferner halfen sie in Feldküchen und auf dem Land bei der Ernte. All diese Aufgaben gehörten zum Kampf an der Heimatfront.
Je länger der Krieg dauerte, desto mehr Männer wurden eingezogen. Deshalb mußten nun die BDM-Mädchen zunehmend, vor allem in der Rüstungsindustrie, die Arbeitsplätze der Männer auszufüllen. Auch in das Kriegsgeschehen wurden die Mädchen immer stärker einbezogen. Versorgten sie anfangs Verwundete und halfen bei Aufräumungsarbeiten, wurden sie 1944 auch zu frontnahen Einsätzen herangezogen, wie: Schanzeinsätze, Kurierdienste und Luftwaffenhelferin. Nur Waffendienst mussten die Mädchen nicht zu leisten.
4 Erziehung zum Rassismus
Im Mittelpunkt der Erziehung der Kinder und Jugendlichen stand der Antisemitismus. In dem Buch „Kinder als Opfer des Nationalsozialismus“ habe ich eine Erzählung für Kinder entdeckt.
„Der kleine Franz ist mit deiner Mutter zum Pilze suchen in den Wald gegangen. (...) `Das kann ich mir denken. Aber das ist nicht schlimm. Wir werden eben die giftigen Pilze heraussuchen und fortwerfen.´ Franz nimmt einen Pilz aus dem Korbe. `Du, Mutter, dieser Pilz will mir gar nicht gefallen. Der ist sicher giftig!´ Die Mutter nickte. `Du hast recht. Das ist ein Satanspilz. Er ist giftig. Man erkennt ihn gleich an seiner Farbe und seinem scheußlichen Geruch.´ Franz wirft den Giftpilz zu Boden und zertritt ihn. (...) `Du, Mutter, diesem Pilz trau ich auch nicht. Der hat mir eine viel zu grelle Farbe. Der ist sicher auch giftig!´ `Das will ich glauben´, bestätigte die Mutter, `es ist ein Fliegenpilz. Weg mit ihm!´ (...)
`Das ist ein Knollenblätterpilz. Er ist der schlimmste Giftpilz, den es gibt. Und er ist doppelt so gefährlich, weil man ihn sehr leicht verwechseln kann.´ (...) Unterwegs sagt die Mutter: `Schau Franz, genauso wie es bei den Pilzen im Wald ist, so ist es bei den Menschen auf der Erde. Es gibt gute Pilze und gute Menschen. Es gibt giftige, also schlechte Pilze, und es gibt schlecht Menschen. Und vor diesen schlechten Menschen muss man sich ebenso in acht nehmen wie vor Giftpilzen. Verstehst du das?´ (...)
`Du, Mutter, wissen das alle Nichtjuden, dass der Jude so gefährlich ist wie ein Giftpilz?´ Die Mutter schüttelt den Kopf. `Leider nicht, mein Kind. Es gibt viele Millionen von Nichtjuden, die den Juden noch nicht kennengelernt haben. Und darum müssen wir die Menschen aufklären und müssen sie warnen vor dem Juden. Warnen vor dem Juden müssen wir aber auch schon unsere Jugend. Schon unsere Buben und Mädels müssen den Juden kennenlernen. Sie müssen erfahren, dass der Jude der gefährlichste Giftpilz ist, den es überhaupt gibt. Wie die Giftpilze überall aus dem Boden schießen, so ist der Jude in allen Ländern der Welt zu finden. Wie die Giftpilze oft das schrecklichste Unglück mit sich bringen, so ist der Jude die Ursache von Elend und Not, Siechtum und Tod.´“
Es ist erschreckend zu sehen, was die Nationalsozialisten aus den Menschen gemacht haben. Sie haben sie für ihre Ideologie benutzt. Sie haben ihre Verzweiflung ausgenutzt, indem sie ihnen einfach einen Sündenbock vorgelegt haben, den Juden. Die Eltern haben einen großen Teil dazu beigetragen das die Kinder schon von Geburt an zu Rassisten erzogen wurden. Sie haben es ihnen ja auch nicht anders Vorgelebt. Zum Teil auch weil sie gar keine andere Möglichkeit hatten.
Erna Listig aus Gelsenkirchen schrieb in einem Schulaufsatz, der 1935 im „Stürmer“ veröffentlicht wurde:
„Lieber Stürmer!
Gauleiter Streicher hat uns so viel von den Juden erzählt, dass wir sie ganz gehörig hassen. (...) Die Juden sind unser Unglück. Leider sagen heute noch viele: `Die Juden sind auch Geschöpfe Gottes. Darum müßt ihr sie auch achten.´ Wir aber sagen: `Ungeziefer sind auch Tiere, und trotzdem vernichten wir es.´ Der Jude ist ein Mischling. (...) Bei einem Mischling herrscht das Böse vor. Das einzige Gute, das er hat, ist die weiße Farbe. (...) Der Weiße ist von Gott, und der Schwarze ist von Gott. Der Mischling aber ist vom Teufel. Jesus sagte einmal zu ihnen: `Ihr habt zum Vater nicht Gott, sondern den Teufel:´ (...) Auch sehen die Juden in uns das Tier und behandeln uns danach. Geld und Gut nehmen sie und mit aller List weg. (...) Heil Hitler!“
5 Zusammenfassung
Es ist schwierig bei solch einem Thema ein geeignetes Schlusswort zu finden. Ob man die Menschen des Dritten Reichs nun verurteilen sollte oder nicht bleibt jedem selbst überlassen.
Meiner Meinung nach haben sie zu den Schandtaten des Nationalsozialismus einen großen Teil beigetragen, aber nicht, weil sie aktiv daran beteiligt waren, sondern weil sie einfach nur weggesehen haben.
„Als die Nazis die Kommunisten holten,
haben ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Katholiken holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Katholik.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.“
6 Literaturverzeichnis
- www.hausarbeiten.de
- www.wikipedia.de
- www.hausaufgaben.de
- „Alltag im Dritten Reich – So lebten die Deutschen 1933-1945“
Frank Grube/Gerhard Richter 1982
- „Kinder als Opfer des Nationalsozialismus“
R. Beckmann/A. Klare/R. Koch ; Alibaba Verlag
- „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“
Benz/Graml/Weiß ; 1998 ; Taschenbuch Verlag
- „Auch du gehörst dem Führer“
Miller-Kipp ; 2001 ; Juventa Verlag Weinheim und München
- Arbeit zitieren
- Nadine Hunger (Autor:in), 2005, Jugend im Nationalszialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109854