Inhaltsverzeichnis
China - das bevölkerungsreichstes Land der Erde - vom Kaiserreich zur Volksrepublik, von Weltmacht zu Planwirtschaft
Chinas Geschichte – eine der ältesten der Welt
Die chinesischen Dynastien von Frühzeit bis zur Neuzeit
China in der Neuzeit – auf dem Weg zur Weltmacht
Geografie und Gesellschaft
Lage Chinas und geografische Daten
Demografie und Allgemeines
Das politische System
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Lage
Die wichtigsten Wirtschaftssektoren und Infrastruktur
Der Außenhandel
China und Deutschland, zwei starke Handelspartner
China und seine Zukunft - Chaos, Ungerechtigkeit und Zerfall eines kommunistischen Weltreichs oder Wandel, Liberalisierung und Aufstieg zur einflussreichen Großmacht
Literaturverzeichnis
China – Deutschlands Außenhandelspartner Nummer
Mit einem Volumen von ca. 21 Mrd. € ist die Volksrepublik China der 10. größte Außenhandelspartner der Bundesrepublik.
Das bevölkerungsreichste Land der Erd[1] e hat 1.306.313.812 Einwohner[2], und damit mehr als Afrika und die Europäische Union zusammen hat aber nur ein Drittel der Fläche. China ist nicht nur für seine enorm alte Hochkultur und seine unvergleichliche Seide bekannt, sondern auch für seine kaiserlichen Traditionen auf der einen und die kommunistische Herrschaftsgeschichte auf der anderen Seite.
Solch ein Wandel in Kultur und Politik und dazu eine so enorm große Einwohnerzahl bringen aber natürlich auch Probleme mit sich!
Die chinesischen Dynastien von Frühzeit bis zur Neuzeit
Die Geschichte Chinas weist eine über 3000 Jahre alte Hochkultur auf, die weltweit einzigartig ist. Über mehr als zwei Dutzend der so genannten Dynastien hinweg, wurde China von mehr als 100 Kaisern regiert. Das Land erlebte alles - vom zentralistisch regierten, religiös bestimmten Staat, über ein global wirtschaftendes Weltreich und dessen Zerfall, bis hin zum fremd - regierten, unterdrückten Staat - und landete letztendlich beim Kommunismus.
Bereits in der Shang Dynastie (1600-1100 v. Chr.3 ) existierte in China eine ausgebildete Bronzekunst und eine verbreitete Schrift, mit über 2000 Wortzeichen. In dieser Zeit entwickelten sich auch die ersten philosophischen Strömungen, wie der Konfuzianismus und der Daoismus4.
Im Jahre 221 v. Chr. gelang eine erste Einigung des Reiches unter der Quin Dynastie, (221-207 v. Chr.3 ), aus der sich auch der Name China abgeleitet hat.
Danach durchlebte das Reich eine ca. 800 Jahre andauernde Epoche unter verschiedenen Dynastien und Herrschern, in der es ständige Wechsel zwischen Zerfall, Einigung und sogar Fremdherrschaft durchlebte. Erst 618 n. Chr. unter der Dynastie der Tang (618-9073 ) erstarkte China wieder zu neuer Blüte, zeigte erste Tendenzen zum Weltreich und war von florierendem Außenhandel geprägt.
Nach diesen fast 300 Jahren der Blüte zerfiel das Großreich, konnte aber bereits 960 n. Chr. unter den Song-Kaisern wieder auferstehen. Bis ins Jahr 1279 konnte diese außenpolitisch jedoch sehr instabile Lage gehalten werden, endete aber dann in der Fremdherrschaft der Mongolen. Mit der Einnahme Pekings (1215) durch die Mongolen unter Dschingis Khan begann für China in der Yuan Dynastie (1279-13683 ) ein Jahrhundert unter mongolischer Fremdherrschaft. Erst 1368 gelang China unter der wohl berühmtesten aller Dynastien, der Ming Dynastie (1368-16443 ), die Vertreibung der Mongolen.
In dieser Zeit wurde unter dem 3. Ming Kaiser Yongle die Hauptstadt nach Peking verlegt und die chinesische Mauer wurde zu ihrer heutigen Größe erweitert und erneuert.
Danach eroberte China zunächst weite Teile des Ostasiatischen Raumes, wie die Mongolei, Tibet und auch Taiwan. Mehrere Kriege, wie der Opiumkrieg (1840-1937), der Lorcha Krieg 1865-1860) und die chinesisch-japanischen Kriege (1894 und 1937) brachten fremde Einflüsse und eine unklare Machtsituation mit ständig wechselnden Herrschaften nach China.
China in der Neuzeit – auf dem Weg zur Weltmacht
Erst mit der Ausrufung der Republik China im Februar 1912 unter ihrem ersten Präsidenten Yuan Shikai und dem damit faktischen Ende des Kaisertums, kam wieder Einigkeit in das chinesische Reich. Im Jahr 1923 schließlich schlossen sich mit der Nationalen Volkspartei (Kuomintang) und der zwei Jahre zuvor gegründeten KPCh (Kommunistische Partei Chinas) die zwei stärksten Gruppen der Volksrepublik zusammen.
Bereits 1927 beendeten die Nationalisten unter Chiang Kai-shek dieses Bündnis wieder, eroberten Peking und besiegelten damit den Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Kommunisten. Dieser blutige Bürgerkrieg dauerte mit einer kurzen Unterbrechung während des zweiten chinesisch-japanischen Krieges (1937) mehr als 20 Jahre an. Erst der wohl berühmteste Chinese, der kommunistische Führer Mao Zedong, beendete mit dem Ausruf der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 den Bürgerkrieg und zwang Chiang Kai-sheks Nationalisten zum Rückzug nach Taiwan.
Die Regierungszeit und Leistungen Maos werden international ambivalent beurteilt.
Das Online-Lexikon Wikipedia zum Beispiel schreibt:
„Die historische Beurteilung Maos gestaltet sich schwierig. Neben seinen Leistungen, China erfolgreich gegen ausländische Dominierung verteidigt und zusammengehalten zu haben, wird ihm allerdings auch die Verantwortung für bis zu 70 Millionen Tote angelastet, die in Folge seiner verfehlten Wirtschaftspolitik (Großer Sprung nach vorn) und während seiner dem Machterhalt dienenden Kampagnen wie der Kulturrevolution umkamen.
Als neben Fidel Castro einzig "erfolgreicher" kommunistischer Staatsführer und Ideologe genießt er dennoch auch außerhalb Chinas ein nicht unerhebliches Ansehen, auch als anti-imperialistische und anti-kapitalistische Ikone.“5
Nach Mao folgten einige Regierungschefs, von denen aber nur Zhao Ziyang durch seinen Widerstand gegen eine gewaltsame Niederschlagung des als „Konterrevolutionäre Rebellion" bezeichneten Studenten- und Volksaufstandes auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ Berühmtheit erlangte. Das so genannte Tian'anmen-Massaker vom 3. und 4. Juni 1989 ging als eine der blutigsten Staatshandlungen in die Geschichte der Welt ein.
Bei dem Massaker starben Schätzungen zufolge ca. 3000 Zivilisten.
„An die Niederschlagung der Proteste schloss sich eine Welle der Repressionen an. Am 13. Juni wurde eine Liste mit den 21 meistgesuchten Aktivisten der Studentenbewegung veröffentlicht. Genauso wurden Arbeiter, die sich an den Protesten beteiligt hatten, wie auch kritische Intellektuelle verhaftet und in unfairen Prozessen zu langen Haftstrafen oder gar der Todesstrafe verurteilt. Im Zusammenhang mit dem Tian'anmen-Massaker wurden 49 Hinrichtungen öffentlich bekannt gegeben. Diese betrafen vorwiegend Arbeiter und keinen einzigen Studenten. Die Studenten, die während der Proteste von den chinesischen Behörden als Teilnehmer dauerhaft registriert wurden, erhielten in der Folgezeit gezielt keine Möglichkeit, eine Arbeit zu finden.
Innerhalb der politischen Führung wurde Zhao Ziyang für das Vorgefallene verantwortlich gemacht, seiner Ämter enthoben und letztlich bis zu seinem Lebensende unter Hausarrest gestellt.“6
Auch außenpolitisch schadete der Vorfall dem Image Chinas gewaltig. So verhängten die EU ein nach über 15 Jahren noch immer gültiges Waffenembargo gegen China.
Unter Jiang Zemin (1993-2003) erreichte China am 01.07.1997 die Rückgabe von Hongkong und am 20.12.1999 von Macao. Außerdem machte China mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO am 11.12.2001 einen riesigen Schritt hin zum internationalen Handel.
China - Zeittafel [3]
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Abb. 1: Zeittafel der Geschichte Chinas
Lage Chinas und geografische Daten
„China, das einen Grossteil Ostasiens einnimmt, grenzt an 14 Länder [Mongolei, Russland, Nordkorea, Vietnam, Laos, Birma, Indien, Bhutan, Nepal, Pakistan, Afghanistan, Tadschikistan, Kirgistan und Kasachstan] und hat im Osten eine lange Pazifikküste. [...] Zwei Drittel der Bevölkerung lebt in den Ebenen des Ostens.“7 Trotz der größten Einwohnerzahl der Welt, hat China mit 138 Einwohnern pro km²8 eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte als zum Beispiel Indien mit 345 Einwohnern / km²9, oder auch Deutschland, mit immerhin 230 Einwohnern / km²10, was hauptsächlich an der Topografie des Landes liegt. Zwei Drittel der 9.596.960 km² großen Fläche des Landes sind gebirgig, allem voran das okkupierte Hochland von Tibet als höchstem Punkt.11
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Abb. 2: Topografie Chinas (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:China_topo.png)
„Sie [die Volksrepublik China] ist mit fast 10 Millionen Quadratkilometern etwa so groß wie die USA oder ganz Europa bis zum Ural. Dies bedeutet, dass sich die physische Oberfläche, die klimatischen Bedingungen und damit die Voraussetzungen für menschliches Leben zwischen den einzelnen Regionen des Landes sehr stark unterscheiden. Das Territorium Chinas [...] ist nicht nur durch menschlich geschaffene Grenzen, sondern auch durch natürliche Grenzen von dem seiner Nachbarn getrennt: im Osten und Südosten durch Meere (Gelbes Meer, Ostchinesisches Meer und Südchinesisches Meer), im Süden, Südwesten, Westen und Nordwesten durch hohe Bergmassive, im Norden durch Steppen und Wüsten und im Nordosten durch Flüsse (Amur und Ussuri).12 “
Durch die extreme Höhe des tibetanischen Hochlandes im Westen, das mit dem Mount Everest (8844 m über NN1 3) auch den höchsten Berg der Erde stellt, und die gleichzeitige Anbindung an den Pazifik im Osten, ergibt sich der charakteristische Abfall der Landoberfläche Chinas von West nach Ost, dem auch die zwei großen Flüsse des Landes, der Hwangho (Gelber Fluss) und der Jangtsekiang (Langer Fluss) folgen.
„China liegt in verschiedenen Klimazonen, von den kühl gemäßigten, kontinentalen, winterkalten Gebieten der Mandschurei und Hochasiens und den wüstenhaften Zonen Zentral-Asiens bis zu den subtropisch-tropischen Gebieten des Südens. Nur 12 % des Landes sind bewaldet. Weite Teile Tibets liegen oberhalb der Baumgrenze. In den tibetanischen Randgebirgen finden sich Nadelwälder, zwischen Amur und Jangtsekiang sommergrüne Laubwälder, im Süden immergrüne Lorbeerwälder.1 4“
Mit deutlich über 4 Millionen km² nehmen allerdings die fünf Provinzen (hier gelb gekennzeichnet), die offiziell den Status autonomer Regionen haben, einen bedeutenden Teil der Landesfläche ein. Neben Guangxi Zhuang im Süden, Ningxia Hui und der Inneren Mongolei im Norden und Sinkiang im Nordwesten, ist das seit 1950 besetzte Tibet die wohl bekannteste dieser Provinzen.
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Abb. 3: politische Gliederung Chinas (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:China_administrative.png)
Demografie und Allgemeines
Die ungeheure Größe des Landes, sowohl was die Bevölkerung, als auch die Fläche angeht, hat bei der Struktur der Bevölkerung deutlichen Einfluss genommen. Die zu vielen Zeiten der Geschichte des Landes bedeutsame Politik der Erweiterung der Landesgrenzen, die häufig mit Annexion und Okkupation der Nachbarstaaten einherging, so geschehen bei der Inneren Mongolei und Tibet, brachte eine kräftige Durchmischung der Bevölkerungsgruppen mit sich.
So titelt das Online-Lexikon www.wikipedia.de:
„Ein konkretes Beispiel für das Vorgehen bei der Erweiterung des Lebensraumes für das chinesische Volk ist Tibet: Am 20. Juni 1996 verurteilten alle Parteien des deutschen Bundestags "die Politik der chinesischen Behörden, die im Ergebnis gerade auch in Bezug auf Tibet zur Zerstörung der Identität führt, insbesondere mittels Ansiedelung und Zuwanderung von Chinesen in großer Zahl, Zwangssterilisierungen von Frauen und Zwangsabtreibungen, politischer, religiöser und kultureller Verfolgung und der Unterstellung des Landes unter eine chinesisch kontrollierte Administration." (Resolution zur Verbesserung der Menschenrechtssituation in Tibet, Bundestagsdrucksache 13/4445).
Bei der Gründung der Volksrepublik im Jahre 1949 lebte nur einer von zehn Chinesen in Städten. Bis heute ist der Urbanisierungsgrad mit knapp über 30 % relativ gering. Dies hat seine Ursache vor allem darin, dass der Zuzug in die Städte die meiste Zeit nicht möglich war, und auch heute herrscht kaum Freizügigkeit. Zudem gab es in den 1960er Jahren große Kampagnen, bei denen Menschen von den Städten auf das Land umgesiedelt wurden, teilweise um die überfüllten Städte mit hoher Arbeitslosigkeit zu entlasten, teilweise aus dem ideologischen Anspruch, Klassenunterschiede und damit Unterschiede zwischen Stadt- und Landbewohnern aufzuheben. Der Urbanisierungsgrad blieb deshalb in den 1960er und 1970er Jahren weitgehend gleich, zeitweise sank er sogar. Dies ist ein einzigartiges Vorkommen in der Weltgeschichte. [...]
China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde und viele seiner Regionen gehören zu den am dichtesten besiedelten der Welt. In der Geschichte des Landes waren Überbevölkerung und die damit verbundenen Probleme bei der Ernährung der Menschen Ursache für tiefe politische und wirtschaftliche Krisen und Hungersnöte. Die Volksrepublik China geht deshalb in der Bevölkerungspolitik Wege, die weltweit einzigartig sind und im Inland wie Ausland Kontroversen auslösen. [...]
Die seit 1979 geltenden Regeln sehen die Ein-Kind-Familie und sofortige Abtreibung bei ungenehmigten Schwangerschaften vor. Die Ein-Kind-Politik ist auch in China selbst nicht unumstritten. Jedoch ist das Problem der Überbevölkerung so gravierend, dass die Regierung an eine Milderung der Maßnahmen vorerst nicht denkt.
Als Alternative ist eine steuerliche Benachteiligung von Familien mit mehreren Kindern im Gespräch. Das wäre auch eine Möglichkeit, dem Problem der Überalterung der Gesellschaft, die sich bereits abzeichnet, vorzubeugen.
Eine andere Alternative schlug Anfang Oktober 2004 der Chef der Bevölkerungskommission Chinas vor: die Geburtenkontrolle solle zugunsten einer Zwei-Kind-Politik aufgelockert werden. Zunächst soll ab 2010 Frauen über 35 Jahren ein zweites Kind erlaubt und nachfolgend jedes Jahr die Altersgrenze um ein Jahr gesenkt werden.15 “
Obwohl durch eine Überwachung dieser Regelungen auf der untersten administrativen Ebene, eine gewisse Entschärfung stattfand, wurden dadurch Schätzungen zufolge 300 bis 340 Millionen16 Geburten verhindert.
Da männliche Nachkommen, aufgrund ihrer körperlichen Vorteile, in der Volksrepublik mehr gefragt waren, entstand durch die häufige Abtreibung von weiblichen Föten ein deutlicher Männerüberschuss, der aktuell in der gesamten Volksrepublik China ca. 20% beträgt, das heißt, dass auf 100 Mädchen in etwa 120 Jungen kommen. Je nach Region variieren diese Zahlen jedoch sehr stark. Während der Überschuss in den ländlichen Regionen, in denen die Regeln weitaus weniger streng überwacht werden, deutlich geringer ausfällt, sind die Zahlen in den überbevölkerten Ballungsräumen, wie „Hainan, einer boomenden und gut entwickelten Sonderwirtschaftszone südlich von Hongkong, wo im Jahr 2000 sogar 135 Jungen je 100 Mädchen geboren wurden,“17 noch alarmierender. Um diesem Problem Herr zu werden, wurde sogar das Feststellen des Geschlechts per Ultraschall in der VR unter Strafe gestellt und es hat sich ein reger Schwarzmarkt um das Wissen über die Nachkommen entwickelt. Dass die Volksrepublik China auch weiterhin das bevölkerungsstärkste Land bleiben und die Einwohnerzahl voraussichtlich bis ins Jahr 2030 weiter steigen wird, zeigt folgende Statistik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung Chinas
(Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/China#Bev.C3.B6lkerungsentwicklung)
Im Jahr 2030 wird mit 1,5 Milliarden Menschen der Wendepunkt der Bevölkerungskurve erwartet. Danach soll die Zahl bis 2050 wieder auf ca. 1,32 Milliarden zurückgehen. Aktuell liegt das Wachstum bei etwa 0,6% pro Jahr.
Obwohl sich die Bevölkerung Chinas aus 56 offiziell anerkannten Gruppen zusammensetzt, sind fast 92% davon Han-Chinesen18.
Trotz der Vorrechte, die die 55 Minderheiten gegenüber den Han-Chinesen haben, wird der Regierung häufig eine Unterdrückung der Minderheiten vorgeworfen, die international zu weiterer heftiger Kritik der Menschenrechtssituation beigetragen hat. Dieser Protest begründet sich vor allem in den Handlungen der Chinesen in Tibet und gegenüber der Politik der Chinesen in Xinjiang, der Heimat der muslimischen Uiguren. In dieser weitestgehend dünn besiedelten Region werden nicht nur viele Bodenschätze erschlossen, dort liegt auch das Atomtestgelände des Militärs.
Die Volksrepublik China ist ein offiziell atheistischer Staat. Alle Aussagen über die Religionszugehörigkeit der Menschen erweisen sich als äußerst problematisch, da neben der Tatsache, dass sich die Menschen im asiatischen Kulturkreis durchaus zu mehr als einer Religion bekennen, auch eine Angst gegenüber dem Staat herrscht, der der Glaubensausübung vieler Religionen bewusst strenge Grenzen setzt.
Das Hauptaugenmerk der Behörden gilt dem lamaistischen Buddhismus in Tibet, aber auch Christen und Muslimen stehen häufig unter strenger Beobachtung, da sie meist nicht die Kommunistische Partei als höchste Instanz ansehen.
Das politische System
Die Volksrepublik China hat die Staatsform einer sozialistischen Volksrepublik. Obwohl es ein Einparteiensystem unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) gibt, existieren offiziell neun weitere „demokratische Parteien“, die allerdings sowohl gesellschaftlich als auch politisch absolut bedeutungslos sind.
Die aktuelle Verfassung der Volksrepublik, in der auch das sozialistische Wirtschafts- und Staatssystem verankert ist, wurde 1982 beschlossen und im Jahre 1999 zuletzt geändert.19
Dass der politische Apparat sozialistisch geführter Länder meist undurchschaubar verkompliziert wird, ist keine Neuigkeit und ebenso verhält es sich auch bei der Volksrepublik China. Folgende Darstellung verdeutlicht das:
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Abb. 5: Das politisch-administrative System Chinas (Quelle: http://www.chinapolitik.de/china/pubs/china_polsys/polsys1.pdf)
Direkte Wahlen finden nur auf Dorf- oder maximal auf Kreisebene statt. Der Nationale Volkskongress (NVK) wird ausschließlich indirekt für 5 Jahre von den Provinzkongressen gewählt (siehe Grafik) und hat 2895 Sitze. Er stellt die Legislative Chinas dar. Als Exekutive gilt der Staatspräsident (seit März 2003 Hu Jintao), der, wie auch der Staatsrat, für 5 Jahre vom NVK gewählt wird. Der Staatspräsident nominiert den faktischen Regierungschef, den Ministerpräsidenten (seit März 2003 Wen Jiabao), der dann vom NVK bestätigt wird.
Als Judikative gilt in der Volksrepublik das Oberste Volksgericht, dessen Mitglieder ebenfalls vom NVK ernannt werden.
Faktisch hat, durch die Einbindung in die Verfassung und die starke Verflechtung in das politische System, allerdings die Kommunistische Partei Chinas, deren Generalsekretär und damit wichtigster Mann im bevölkerungsreichsten Land der Erde, seit November 2002 Hu Jintao ist, die Macht im Staat.
Das Prinzip der Politik Chinas wird deshalb auch gerne als „(zentralistisch) sozialistische Parteidiktatur“ bezeichnet. Das System der Volksrepublik ist, ähnlich wie die damalige Sowjetunion und die Deutsch Demokratische Republik, auf marxistisch-leninistischen Prinzipien aufgebaut, weshalb viele Beobachter häufig ähnlich wie bei SU und DDR einen Zerfall des Landes befürchteten.
Wo ehemals sowjetischer Einfluss herrschte, erfolgt seit Beginn der Reformperiode 1978 allerdings eine schrittweise Lockerung der strengen Politik mit Blick auf die Öffnung des Marktes in Richtung Westen und der damit einher gehenden ökonomischen Modernisierung. Bei diesem Prozess der wirtschaftlichen, politischen und sogar gesellschaftlichen Öffnung des Landes, haben Land und Menschen aber vor Allem mit den „Altlasten“ der kaiserlichen und der maoistischen Vergangenheit zu kämpfen.
Besonders die klassische Schwäche politischer Institutionen in sozialistisch regierten Staaten, die aus unbeschränkten Entscheidungs- und Eingriffsbefugnissen der Partei in allen Bereichen folgt und hier dazu noch aus der chinesischen Ordnungstradition, stellt heute ein Problem dar.
In der Geschichte Chinas gab es immer eine streng zentral leitende Macht, die das Geschehen bestimmte. In der Frühzeit der Kaiser oder eine Fremdherrschaft und dann, nach einigen orientierungslosen Jahren endlich Mao Zedong, immer hatte die Volksrepublik einen Mann oder eine Partei an der Spitze, der die Geschehnisse des Landes lenkte. Dadurch sah sich das Volk nie der Notwendigkeit ausgesetzt die Geschicke des Landes in die eigene Hand zu nehmen, wie es die Franzosen, die Russen und auch die Deutschen in ihren Revolutionen taten. Den Drang nach Mitbestimmung und dem Durchsetzen von Volkeswillen, konnten die Chinesen also nie entwickeln.
Dieser Mangel ist es, der heute leichthin als „chinesische Ordnungstradition“ bezeichnet wird und der allem Anschein nach den Kommunismus und die Planwirtschaft in China so viel länger als erwartet funktionieren ließ.
Politik und Recht wurden in China nie von einander getrennt und da die KPCh tatsächlich den Souverän darstellt, sie steht Volk und Verfassung, ist die Autokratie in China vom Kommunismus geerbt worden.
Erst durch die häufig als „Verrat an der kommunistischen Idee“ bezeichnete Abkehr von der streng nach Autarkie und Unabhängigkeit strebenden Politik Maos im Jahre 1978 und der zunehmenden „Verwestlichung“ wird die Notwendigkeit tief greifender politischer und rechtlicher Veränderungen deutlich.
Das Land ist ökonomisch bereits in der Marktwirtschaft angekommen, hat aber politisch noch extremen Nachholbedarf. Da das Land mittlerweile von hohen Exportzahlen abhängig ist, muss die Politik so schnell wie möglich die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, um auch weiterhin als Handelspartner interessant zu bleiben.
Wo bis dato nie etwas bekannt wurde, hat China heute mit Vorwürfen die hauptsächlich rechtlicher Natur sind zu kämpfen. Von einer unklaren Menschenrechtssituation mit Dissidentenverfolgungen, Unterdrückung, Folter und mehr als 2400 Hinrichtungen im Jahr 200120 ist die Rede.
Da China sich auch mit Problemen mit der Suchtgift- und Bandenkriminalität konfrontiert sieht, steht die Todesstrafe auch schon auf vergleichbar geringe Delikte wie Drogenhandel und -konsum, Korruption und auf die Tötung von Pandas.
Es herrscht also eine durchaus strenge und unübersichtliche Rechtssituation in China, die, trotz Verbesserungen dank ausländischer Beratung in den letzten Jahren, durch einen akuten Mangel an professionell ausgebildeten Richtern noch verschlimmert wird. Aus diesem Grund kommt es bei kleineren Streitigkeiten des privaten Rechts auch häufig zu einer formellen Schlichtung, die einen ordentlichen Richterspruch ersetzen muss.
Enormen Einfluss und damit deutlichen Anteil an der mangelnden Rechtssicherheit, hat die Politik durch die so genannten Gerichtskommissionen, die von ausgesuchten Parteimitgliedern besetzt werden und den Richtern in populären Prozessen häufig das Urteil vorgeben. Willkür und Korruption bei der Gerichtsbarkeit der Volksrepublik sind also durchaus noch immer an der Tagesordnung.
Die wirtschaftliche Lage
„Nachdem im Jahr 1949 die Volksrepublik China ausgerufen wurde, interessierte im Ausland vor allem die Frage, wie das Land wohl jemals seine riesige Bevölkerung ernähren wolle. Mehr als 50 Jahre später sieht sich die Welt einem Land gegenüber, das nicht nur eine Bevölkerung ernährt, die sich seither mehr als verdoppelt hat, sondern welches außerdem einen schnell wachsenden Teil davon mit Mobiltelefonen und Computern versorgt und dazu zu den größten Exportnationen der Welt gehört. Die Wirtschaftspolitik unter Mao Zedong war von der Einführung einer Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild geprägt. Ein Plan sollte den Markt bei der Verteilung von Ressourcen und Investitionen ersetzen. Das Ziel war, eine schnellstmögliche Industrialisierung und höchstmögliches Wirtschaftswachstum zu erreichen. Dabei wurde die Planwirtschaft in einigen Bereichen entscheidend an die chinesischen Verhältnisse adaptiert. Zum einen sah sich China nicht in der Lage, genug planerische und administrative Kräfte aufzubringen, um eine Planwirtschaft nach streng sowjetischem Vorbild einzuführen. Anstelle dessen wurden bereits in den 1950er Jahren Maßnahmen zur Dezentralisierung getroffen und den Verantwortlichen auf Provinz- und Betriebsebene mehr Freiraum zur Umsetzung der Vorgaben gegeben. Zum anderen legte Mao großen Wert auf autarke Entwicklung. Nicht nur China, sondern auch einzelne Provinzen oder Regionen sollten sich selbst versorgen können. Dadurch isolierte sich das Land vom Rest der Welt gerade in einer Zeit, als andere Entwicklungsländer durch aktive Förderung der Integration in den Weltmarkt einen wirtschaftlichen Aufholprozess erfuhren. Der dritte Unterschied zum sowjetischen Wirtschaftsmodell lag darin, dass Mao in der Wirtschaftsentwicklung auf Massenkampagnen setzte, etwa den Großen Sprung nach vorn oder die Kulturrevolution. Diese beiden vor allem politisch motivierten Bewegungen warfen das Land jedoch um viele Jahre zurück, Historiker schätzen heute, dass der Große Sprung nach vorn (1959-61) bis zu 30 Millionen Menschen das Leben gekostet hat: die meisten verhungerten, weil Maos Politik zu gewaltigen Missernten führte.
Die Kulturrevolution (1966-1976) legte China für ein ganzes Jahrzehnt praktisch lahm: Schulen und Universitäten waren geschlossen, man hatte im maoistischen Slang "rot" zu sein (also politisch korrekt) und kein "Experte" (also technisch oder ökonomisch fähig).
Das wirtschaftliche Erbe Maos ist somit zwiespältig: Einerseits wuchs das BIP zwischen 1952 und 1975 um jährlich durchschnittlich 6,7 %, die Möglichkeiten für Bildung (insbesondere für Frauen), medizinische Versorgung und soziale Sicherheit erreichten ein Niveau, das es in der Geschichte des Landes zuvor nie gegeben hatte und der Anteil der Industrie an der Wirtschaftskraft wurde von etwa 20 % 1952 auf 45 % 1975 gesteigert. Diese Erfolge beruhten jedoch größtenteils auf der Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen, die Investitionen wurden zunehmend ineffizienter und das relativ hohe Wirtschafswachstum konnte nur zu einem sehr geringen Anteil in höheren Konsum der Bevölkerung umgesetzt werden. Letzten Endes musste Mao sich auch selbst eingestehen, dass sich seine von utopischen Visionen geleitete Wirtschaftspolitik in einer Sackgasse befand. Er brachte in den frühen 1970er Jahren die wirtschaftlich pragmatischen Politiker Deng Xiaoping und Zhou Enlai zurück an die Macht, obwohl sie vorher schon in Ungnade gefallen waren.
Der Tod von Mao 1976 eröffnete die Möglichkeit zu Reformen. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Fortsetzung der Wirtschaftspolitik, wie sie unter Mao gemacht wurde, noch lange möglich gewesen wäre. Deng Xiaoping ging die dringendsten Probleme daher zuerst an und erlaubte lokalen Parteiführern schrittweise, die Kollektivierung der Landwirtschaft zurückzunehmen. Die Bauern hatten von da an Eigentumsrechte an ihren Produkten, Landbesitz war jedoch weiterhin nicht möglich. Landwirtschaftliche Produkte wurden bald wieder den frei zugänglichen, ländlichen Märkten gehandelt. Ab Mitte der 1980er Jahren wurden auch nicht-staatliche Unternehmen in der Industrie zugelassen und die Staatsunternehmen mussten auf den sich entwickelnden Märkten mit Privatunternehmen konkurrieren. Später wurde es ausländischen Unternehmen erlaubt, in China zu investieren und der Außenhandel wurde liberalisiert.“21
Rein an den ökonomischen Zahlen gemessen spielt China bereits jetzt eine sehr gewichtige Rolle in der Welt. So steht die Volksrepublik beim weltweiten Vergleich des BIP ($) bereits auf dem siebten Rang und kommt noch deutlich vor anderen Ländern mit vergleichbarer Entwicklung, wie Russland (Rang 16) oder Brasilien (Rang 15). Auch im direkten Vergleich mit den „Großen“ schneidet China gut ab.
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Abb. 6: Vergleich nach BIP($) (Quelle: http://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml)
Die wirtschaftlichen Indikatoren, angefangen beim Wirtschaftswachstum, über die Inflationsrate und die Arbeitslosigkeit bis hin zur Staatsverschuldung, stehen für China ebenso auf Zukunft, wie auch die Kennzahlen der Bevölkerungsentwicklung.
So hat im Vergleich obiger Länder nur Brasilien (27,4 Jahre) ein niedrigeres Durchschnittsalter als China (31,8 Jahre) und auch beim Bevölkerungsanteil der 0-14 Jährigen steht China mit 22,30% auf Platz 2 (Deutschland ist mit dem Durchschnittsalter von 41,70 Jahren und einem prozentualen Anteil der 0-14 Jährigen von 14,70% jeweils das Schlusslicht!)22.
China kommt bei ökonomischen Kennzahlen also nahe an die Industrieländer des Westens heran, hat aber die bevölkerungstechnischen Kennziffern eines Entwicklungslandes.
Auch im Investitionssektor liegt China ganz vorne: „Ausländische Unternehmen investierten – gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich zulegend – 2004 ca. 60,6 Mrd. USD; die Volksrepublik war damit das weltweit attraktivste Zielland für Direktinvestitionen.“23
Die wichtigsten Wirtschaftssektoren und Infrastruktur
Auch bei der Aufteilung der Wirtschaft nach den einzelnen Sektoren schlägt sich die Wandlung der chinesischen Ökonomie vom Entwicklungsland zur Wirtschaftsmacht deutlich nieder. So nimmt der Bereich der Dienstleistungen mit 32% bereits einen sehr bedeutenden Teil ein und die Landwirtschaft verschwindet zusehends aus der Statistik.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Wirtschaftssektoren Chinas (Quelle: http://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml)
Auch deutsche Unternehmen haben das Reich der Mitte längst als zukunftsträchtige Wirtschaft entdeckt und es gehen nicht nur Waren und Investitionen von Deutschland nach China, sondern auch Arbeit.
„China hat noch ein schier unerschöpfliches Reservoir an billigen Arbeitskräften. Zwischen 700 und 900 Millionen Menschen auf dem Lande warten darauf, dass Arbeit zu ihnen kommt oder umgekehrt. Immer mehr deutsche Unternehmen - ob groß oder klein - verlagern ihre Produktion nach China, wo die Stundenlöhne 70 Cent und weniger betragen.“24
Wie alle Länder der „Ersten Welt“ hat auch China früh erkannt, das für den wirtschaftlichen Erfolg eine gute Infrastruktur unerlässlich ist. So hat die Volksrepublik mittlerweile mit über 70.000 km Schienen noch vor Indien das längste Eisenbahnnetz der Welt.25
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Abb. 8: Eisenbahnnetz Chinas (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:ChinaRailwayNetwork.png)
Obwohl China von der Fläche her 26-mal so groß ist wie Deutschland, gibt es dort lediglich die Hälfte an Kilometern an befestigten Straßen (VRC: 314.204km; BRD 650.000km)26. Dies liegt vor allem an der noch immer geringen Zahl an PKW, die in China existieren – mit 20.473.000 nicht mal halb so viele wie in Deutschland (46.260.000)26. Auch hier bietet China einen riesigen Markt für die weltweit am meisten angesehenen deutschen Automarken.
Der Außenhandel
Besonders der Außenhandel repräsentiert den Umschwung der Volksrepublik wie keine andere Kennzahl. Aktuell liegt China im internationalen Vergleich hinter Deutschland, den USA und Japan auf Platz vier der Exportstatistik und bei den Importvergleichen sogar an dritter Stelle. China taucht also mit einem Volumen von 436.100.000.000 USD (Export) und 397.400.000.000 USD (Import) in fast jedem Land der Welt unter der Top Ten der Handelspartner auf.
„Der chinesische Außenhandel ist in den ersten drei Quartalen diesen Jahres [2004] kräftig gewachsen. Einer jüngsten Statistik des chinesischen staatlichen Zollamtes zufolge belief sich das Gesamtvolumen der Im- und Exporte von Januar bis September auf mehr als 828 Milliarden US-Dollar. Das sind 36,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.“
Auch das anfängliche Defizit in Chinas Handelsbilanz von 2004 ist bereits im September zu einem Überschuss von 4 Milliarden US-Dollar geworden.27
Der chinesische Außenhandel boomt also und dies wird in den nächsten Jahren wohl auch noch anhalten, da die Prognosen für Chinas Wirtschaft weiterhin positiv sind. So sagt die Weltbank für dieses Jahr ein Wachstum der Wirtschaft von 9,3 % und für das nächste Jahr von 8,75 % voraus28.
China und Deutschland, zwei starke Handelspartner
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Bundesrepublik werden jedes Jahr aufs Neue von Rekordzahlen geprägt. Nach Angaben der AHK ist Deutschland seit 30 Jahren der größte europäische Handelspartner Chinas und das Handelsvolumen von über 40 Milliarden US-Dollar (2004) stellt Deutschland ein Drittel des Volumens zwischen China und den wichtigsten 15 EU-Partnern der Volksrepublik.29
In den Jahren 2001-2003 hatte China im Handel mit Deutschland immer einen positiven Saldo, das heißt, die Volksrepublik exportierte jeweils ca. 7 Milliarden Euro mehr in die BRD als von dort importiert wurde. Und das, obwohl Deutschland noch immer Exportweltmeister ist! Die wichtigsten Importgüter aus China waren 2003 Büromaschinen / EDV (15,5%), Bekleidung (11,8%) und Nachrichtentechnik (7,8%). Deutschland dagegen exportierte in diesem Jahr 30% Maschinen, 19,9% Kfz-Teile und je 7,2% chemische Erzeugnisse und Geräte zur Stromerzeugung / verteilung30.
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Abb.9:Deutsche Ausfuhrgüter 2003 (Quelle: http://www.china.ahk.de/gic/biznews/bfai/bfai-wirtschaftsdaten-beziehung-november2004.htm)
Welches riesige Potenzial die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen bergen, macht auch folgende Aussage deutlich:
„Bei den deutschen Exporten seien vor allem die Ausfuhren nach China gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Dagegen [wären] die Exporte in die USA, nach Japan und in die anderen EU-Mitgliedsländer unter ihrem durchschnittlichen Wachstum geblieben. Insgesamt stiegen die Ausfuhren aus Deutschland im Jahre 2004 um 10,4 Prozent auf einen Wert von 733,5 Milliarden Euro. Auch bei den Importen aus China läge das Wachstum über dem durchschnittlichen Wert von acht Prozent.
Die Ausfuhren nach China legten um 15 Prozent auf 21 Milliarden Euro zu. Die Einfuhren aus China stiegen um 26,4 Prozent auf 32,5 Milliarden Euro.“31
China und seine Zukunft
Ebenso wie die Politik Maos, wird auch die Zukunft Chinas international mit gemischten Gefühlen bewertet. Auf der einen Seite sind sich alle internationalen Beobachter einig, dass das extreme Wachstum und die schnell greifenden Reformen und die Öffnung Chinas einen starken, zukunftsträchtigen Markt bieten, der innerhalb kürzester Zeit zum bedeutungsvollsten weltweit wachsen kann.
Andererseits aber steht diesem Optimismus nicht nur eine wachsende Angst der westlichen Handelsmächte vor wirtschaftlichem Bedeutungsverlust gegenüber, sondern auch die chinesische Politik wird skeptisch betrachtet.
Das bereits angesprochene Erbe von Maos Politik und des Ein-Parteien Systems führten zu einer Willkür, die ein hohes Maß an politischer Unberechenbarkeit birgt. Die noch immer nicht abgeschlossene 180° Drehung von Mao zu Deng, vom Plan zum Markt und von Isolation zu Öffnung und Reformierung, bringt eine vor allem politisch geprägte Orientierungslosigkeit mit sich und offenbart immer mehr die maroden Strukturen der Politik mit Korruption, politischer Vorteilnahme und lokalen Sonderinteressen.
Immer schneller wandelt sich die chinesische Wirtschaft zu einem markt- und vor allem exportorientierten System. Dieser extreme Wandel stellt die Politik der Volksrepublik vor völlig neue, bis dato unbekannte Probleme und es wird immer mehr deutlich, dass die Politik Chinas damit überfordert ist. Findet in China nicht bald ein Umdenken mit tief greifenden politischen und institutionellen Neuerungen statt, so ist selbst das „worst case“ Szenario mit einem totalen Zusammenbruch der politischen Ordnung gut möglich und wird aktuell sogar immer wahrscheinlicher.
Allerdings hat die Volksrepublik China in der Vergangenheit bereits des Öfteren eine beinahe unglaubliche Anpassungsfähigkeit an den Tag gelegt. Gerade bei der Anpassung des von der Sowjetunion adaptierten politischen Systems an die im Land gegebenem Vorraussetzungen bewies man besonderes Geschick. So wurde die im kommunistischen Modell unbedingte zentrale Kontrolle aufgelöst und in China auf die unteren Ebenen der Politik übertragen, obwohl ein verwirklichen der kommunistischen Idee unter solchen Bedingungen als unmöglich gegolten hat. Auch die Versorgung einer so großen und so weit verstreuten Menschenschar unter diesem System galt immer als unmöglich. Trotz dieser denkbar ungünstigen Voraussetzungen hat es die Volksrepublik geschafft, das System bis heute aufrecht zu erhalten und „mehr als 50 Jahre später sieht sich die Welt einem Land gegenüber, das nicht nur seine Bevölkerung ernährt, […] sondern welches außerdem einen schnell wachsenden Teil davon mit Mobiltelefonen und Computern versorgt und dazu zu den größten Exportnationen der Welt gehört“3 2.
Warum also sollte es der Politik im Reich der Mitte nicht ebenso gelingen die Gratwanderung zwischen wirtschaftlicher Stabilität und politischer Reformierung zu meistern, wie in der Vergangenheit? - Dann jedoch heißt es für die aktuellen „Global Player“ warm anziehen, denn wo heute mit der China Petroleum & Chemical (31. Platz), der State Grid Corporation of China (40. Platz) und der China National Petroleum (46. Platz) gerade mal 3 der Top 50 der umsatzstärksten Unternehmen aus China kommen3 3, werden es in Zukunft deutlich mehr werden.
Genau dies befürchten aber die stark von der einflussreichen Wirtschaft des Landes geprägten westlichen Regierungen.
Diese Regierungen sind es auch, die die wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik weiter vorantreiben, um die Abhängigkeit Chinas vom Export zu erhöhen, somit mehr Einfluss im Reich der Mitte zu bekommen versuchen und gleichzeitig die Menschenrechtssituation anprangern und Embargos und Sanktionen gegen das Land verhängen. Dass dies mittlerweile durchaus legitime Mittel der modernen Politik / Wirtschaft sind, ist bekannt, dass die hier eingeschlagenen Wege aber den Zerfall des politischen Systems fördern, sehen die Initiatoren als positiven Nebeneffekt. Sie würden sich einen solchen Zerfall sogar erhoffen, da von diesem die Wirtschaft gar nicht oder nur geringfügig getroffen würde, wenn eine Reaktion mit politischer Unterstützung schnell erfolgen könnte. Dann bestünde auch die Möglichkeit ein neues System mit westlichem Einfluss in der Volksrepublik entstehen zu lassen. Die Bevölkerung Chinas würde diesen Weg mitgehen, das garantiert schon die chinesische Ordnungstradition.
Hoffen wir also, dass es nicht so weit kommt, sondern die chinesische Politik wahrnimmt, dass die Zeit für wirkliche Reformen gekommen ist und zeitnah reagiert! Das Herausbilden einer neuen, starken Politik ist nach wie vor die Vorraussetzung für das Überleben der größten Nation, so wie wir sie heute kennen.
Literaturverzeichnis:
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1 Wert von 2004; Statistisches Bundesamt Wiesbaden
2 Wert von Juli 2005; www.wikipedia.de
3 Quelle: http://www.chinafokus.de/kultur/zeittafel/index.php
4 „Der philosophische Daoismus hat das Ideal des Weisen, der das Dao verwirklicht, indem er eine bestimmte Geisteshaltung einnimmt.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Daoismus
5 http://de.wikipedia.org/wiki/Mao_Zedong
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Tian%27anmen-Massaker
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8 Die Welt; Das ADAC Länderlexikon; S. 174
9 Die Welt; Das ADAC Länderlexikon; S. 253
10 Die Welt; Das ADAC Länderlexikon; S. 187
11 Die Welt; Das ADAC Länderlexikon; S. 172
12 http://de.wikipedia.org/wiki/China
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32 http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China#Wirtschaftsgeschichte
33 http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Player#Nach_Umsatz
- Arbeit zitieren
- Jonas Jansen (Autor:in), 2006, China - Deutschlands Handelspartner Nummer 10, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109926