Einleitung:
Zu oft wird in der politischen Theoriebildung ein theoretisches Herrschafts – bzw. Gesellschaftsmodell gelobt, aber nach einer genaueren Betrachtung schnell wieder verworfen. Die politische Theorie ist keine Praxiswerkstatt für Gesellschaftskonzepte sondern zeigt vielmehr Visionen und Zukunftsvorstellungen für ein erfolgreiches Miteinander. Damit sollte man sich jedoch nicht zufrieden geben.
Diese Arbeit ist ein Versuch, die Diskursethik von Jürgen Habermas mit der Regierungsstruktur und dem Demokratieverständnis der Schweiz zu verbinden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage: Inwieweit bedient sich die Schweiz eines innerstaatlichen Diskurses in der Bevölkerung und wie hoch ist der Praxisanteil der Diskursethik an dem gegenwärtigen Schweizer Mitbestimmungsmodell?
Ziel dieser Arbeit ist es, Schnittmengen zwischen Theorie und Praxis aufzuzeigen und zu beweisen, dass die politische Theorie und die Analyse politischer Systeme untrennbar voneinander sind und dass sich beide Disziplinen gegenseitig bedingen.
Des Weiteren sollen auch Grenzen der Anwendung der Theorie des Diskurses von Jürgen Habermas herausgearbeitet werden.
Am Anfang der Arbeit wird zunächst das schweizerische Gesellschafts – bzw. Regierungssystem genauer erläutert. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf einer klassischen Darstellung des politischen Systems (Parteienwettbewerb, etc.), sondern vielmehr auf der Ebene der Mitbestimmung durch die schweizerische Bevölkerung bei gesellschaftlichen und politischen Fragen. Dieser Analyse schließt sich die Darstellung der Diskursethik von Jürgen Habermas an. Hierbei soll vor allem eine vereinfachte Darstellung der Diskursethik herausgearbeitet werden, um fokussierend auf die Verbindungspunkte, die das Begründungsmodells zusammenhalten, eingehen und einen Vergleich mit der Praxis ermöglichen zu können. In diesem Prozess werden die Hauptargumentationspunkte der Diskursethik herausgegriffen und mit den schweizerischen Realitäten verglichen. Die dabei entstehenden Schnittmengen und Unterschiede zeigen am Ende der Arbeit, wie viel Habermas wirklich in der Schweiz steckt und ob eine politische, gesellschaftliche Theorie, wie die des Diskurses, auch in anderen Staaten Anwendung finden könnte.