Was bedeutet es, in einer Welt voller Vorurteile und Ablehnung nach Akzeptanz und Sinn zu suchen? Begleiten Sie Menuchim Singer auf einer außergewöhnlichen Reise, die im Herzen des vorrevolutionären Russlands beginnt und ihn schließlich in die glitzernde, aber oft kalte Welt Amerikas führt. Geboren mit einer schweren körperlichen Beeinträchtigung, wird Menuchim von seiner Familie oft als Last betrachtet, ein Symbol für Unglück und Scham. Doch unter der Oberfläche des vermeintlichen „Krüppels“ schlummert ein außergewöhnliches musikalisches Talent, das erst durch die Wirren des Krieges und der Emigration ans Licht kommt. Diese ergreifende Familiensaga, angesiedelt zwischen Tradition und Moderne, Glaube und Zweifel, erzählt von der unzerbrechlichen Kraft der Hoffnung und der Erlösung durch Kunst. Verfolgen Sie, wie Menuchims Weg ihn von einem verlassenen Sohn zu einem gefeierten Komponisten führt, dessen Musik die Herzen der Menschen berührt und Brücken über Kontinente und Kulturen hinweg schlägt. Eine Geschichte über Verlust, Vergebung und die Suche nach dem eigenen Platz in einer zerrissenen Welt, in der die Liebe der Familie auf die Probe gestellt wird und die Definition von Normalität immer wieder neu verhandelt wird. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der Wunder geschehen und die Musik zur universellen Sprache der Seele wird, während Menuchim lernt, sein Schicksal anzunehmen und die Melodie seines Lebens zu komponieren. Erleben Sie mit, wie aus dem vermeintlichen Fluch ein Segen wird und wie die tiefsten Wunden letztendlich die Quelle der größten Kreativität und des tiefsten Mitgefühls freisetzen. Entdecken Sie ein bewegendes Porträt einer Familie, die mit ihren inneren Dämonen kämpft und dabei die wahre Bedeutung von Liebe, Akzeptanz und Versöhnung entdeckt. Ein unvergessliches Leseerlebnis über die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes und die transformierende Kraft der Musik, vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Welt.
„Der Schmerz wird ihn weise machen, die Hässlichkeit gütig, die Bitternis milde und die Krankheit stark.“
Menuchim Singer
Zur Person:
- Menuchim: hebräisch „m’nächejm“ = der Tröster, entspricht dem jüdischen „Mendel“
- Jüngster Sohn Mendel Singers, seit 1. Lebensjahr Epileptiker, bettlägerig, verkrüppelt und stumm
- Aussehen: Wird von Familie als Plage angesehen, Gesellschaft hält ihn für unheilbaren Krüppel (vgl. S. 83 unten „ ‚Der bleibt ein Krüppel’, sagten alle Nachbarn.“)
- Grund für Spannungen in Familie (vgl. 12 „ ‚Man wird ihn ... gesund machen’, sagte Deborah. Mendel aber erwiderte: ‚Sei still, Deborah! Gesund machen kann ihn kein Doktor, wenn Gott nicht will.’“ ; 13 „Es war, als bezögen die gesunden Kinder Kraft von dem Siechen, und Deborah hasste ... ihre roten Wangen, ihre geraden Gliedmaßen.“)
- Musikalisches Talent seit Kindesbeinen (41: „Da ergriff Mendel einen Löffel, schlug damit gegen ein Teeglas, und sofort wandte Menuchim den Kopf, und ein kleines Lichtlein flammete in seinen ... Augen auf. Mendel... begann ein Liedchen zu singen... und Menuchim offenbarte eine deutliche Unruhe.“, 184 Erinnerungen an musikalische Dinge, ein Geiger, Orgelspiel und Gesang
- Gutes Erinnerungsvermögen 183/84
- Vergebend, trägt Vater nicht nach, dass er zurückgelassen wurde
- Wird während des Krieges geheilt, entdeckt sein musikalisches Talent und steigt zum berühmten Komponisten auf
- Symbol für Gottes Fluch (Krankheit, Quälerei, Ablehnung) und Gnade (wird geheilt, Karriere, findet Vater wieder)
- von Geburt an unter besonderem Stern: Deborahs schlechtes Omen (S. 27 Mirjam in Kirche : „Seit diesem Tage weiß Deborah, dass ein Unglück im Anzug ist. Ein Unglück trägt sie im Schoß.“), „Märtyrer“ (S. 28. „als hätte...Menuchim die ganze Anzahl menschlicher Qualen auf sich genommen, die sonst vielleicht eine gütige Natur sachte auf alle Mitglied verteilt hätte.“), Prophezeiung d. Rabbi (S. 17/18, Rabbi:„Menuchim... wird gesund werden... Der Schmerz wird ihn weise machen, die Hässlichkeit gütig, die Bitternis milde und die Krankheit stark.“), überlebt Mordversuch seiner Geschwister (S. 21: „Aber Menuchim lebte...Nichts geschah ihm...Eine große Furcht vor Gotttes kleinem Finger, der eben ... gewinkt hatte, ergriff die zwei Knaben und das Mädchen.“), seine wissenden Augen (S. 167: „Männer, zu denen Gott selbst gesprochen hat, haben diese Augen“)
Aussehen:
- als Kind S. 10 „sein großer Schädel hing schwer ... am seinem dünnen Hals“, 16 „die dürren Händchen, die krummen Schenkel, den aufgedunsenen Bauch“, 40 „das breite blassgelbe Angesicht mit den vielen Runzeln auf der Stirn, den vielfach gefältelten Augenlidern und dem schlaffen Doppelkinn“
- als Erwachsener 167. „Breit und weiß war die Stirn unter der Schwärze der Haare... Die Augen waren groß und hell... Alt waren sie und jung zugleich.“ 172 „Augen hinter den randlosen Gläsern...des schmalen, blassen und jugendlichen Gesichts. Schmal, verschlossen und glatt waren die Lippen.“
Verhältnis seiner Familie zum ihm:
- Vater Mendel Singer:
- Sieht Menuchim als Strafe Gottes (S. 42: „Wofür bin ich so gestraft? Dachte Mendel. Und er durchforschte sein Gehirn nach irgendeiner Sünde.“)
- Liebt ihn, versucht ihn zu verstehen und beschäftigt sich mit ihm, gibt jedoch auf (S. 40: „ließ in seinem irdenen Teller einen erheblichen Rest für Menuchim übrig...Er blieb gern allein mit seinem Sohn.“; S. 41: „Er bemühte sich zu erraten, was in diesem breiten Schädel vorgehen mochte.“; S. 41: Vorlesen der Bibel, Gesang)
- Sieht Sohn als „Gleichgesinnten“, da unveränderlich (S. 60: „Nur Menuchim blieb, was er gewesen war...: ein Krüppel. Und Mendel Singer selbst blieb... ein Lehrer.“)
- Trägt Teilschuld an Menuchims Leid à verweigert ihm Behandlung wg. Religion (S. 12: „Soll er unter russischen Kindern aufwachsen? Kein heiliges Wort hören? ... Wir sind arm, aber Menuchims Seele verkauf’ ich nicht, nur weil seine Heilung umsonst sein kann.“)
- Beschließt, Menuchim in Russland zurückzulassen (S. 82: „Weißt du, Deborah, dass Menuchim zurückbleiben muss?“; S. 83: „Menuchim ist so krank, dass ihm nur ein Wunder helfen kann. Hilft ihm aber ein Wunder, so kann er uns folgen.“)
- Nur er erlebt das Wunder
- Erst gibt „Menuchims Lied“ ihm wieder Lebensmut (S. 158: nach Hören des Liedes: „Dennoch erschien Mendel... verändert. Sie beobachteten manchmal, dass er ein Lied summte, und sie erhaschten ein sanftes Lächeln unter seinem weißen Bart.“), dann trifft er seinen Sohn wieder und ist überglücklich (S. 179: „Er geht, er eilt, er hastet, er hüpft zu Kossak...Mendel sinkt vor dem sitzenden Menuchim nieder, er sucht mit unruhigem Mund...die Hände seines Sohnes, seine Lippen küssen, wo sie hintreffen.“)
- Wird erlöst von seinem Schmerz/seinem Kampf mit Gott durch Wiedervereinigung mit seinem Sohn (S. 188: „Gott segne sie.“)
- Mutter Deborah Mendel:
- Fühlt sich schuldig an Menuchims Schicksal à wegen ihr hat Mirjam eine christliche Kirche à Verstoß gegen das 1. Gebot (S. 26/27; „Seit diesem Tag weiß Deborah, dass ein Unglück im Anzug ist.“)
- Sieht ihn als Unglück an (S. 22: „Von nun an war der Schoß Deborahs trocken und fruchtlos. Menuchim war die letzte, missratene Frucht ihres Leibes.“), leidet darunter (S. 83 „Nacht war in ihrem herzen, Kummer in jeder Freude gewesen, seit Menuchims Geburt. Alle Feste waren Qualen gewesen, und alle Feiertage Trauertage.“)
- liebt ihn à überglücklich, als er spricht (S. 25: „Dieses Wort der Missgeburt war... warm wie die Liebe, gnädig wie der Himmel...süß wie eine süße Frucht.“),völlig fixiert auf ihn, vernachlässigt darüber andere Kinder (S. 25: „Sie vernachlässigte die älteren Kinder. Sie wandte sich von ihnen ab. Sie hatte nur einen Sohn, den einzigen Sohn: Menuchim.“)
- will ihn nicht zurücklassen (S. 95: „Sie fährt. Sie schreit aufDer Wagen hält, sie springt aus ihmSie fällt vor Menuchim nieder.“)
- denkt auch in Amerika an ihn (S. 111. „ ‚Mendel,’ sagte sie manchmal, ‚sollten wir nicht umkehren, nach Menuchim sehen?’“)
- Geschwister Mirjam, Jonas und Schemarja Singer:
- fühlen nur Abscheu und Ekel für ihn (S. 21: „Einen hässlichen und hassenden Abscheu im Herzen, näherte (Mirjam) sich ihrem lächerlichen Bruder.“)
- eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit (S. 10: Deborah...holte den Säugling herunter...Ihre eigenen älteren drei Kinder umstanden sie, eifersüchtig und lüstern.“)
- müssen Hohn wegen ihm erdulden (S. 20: „Sie ertrugen den Hohn der Altersgenossen schwer, die hinter ihnen herliefen, wenn sie Menuchim spazieren führten.“)
- sehen ihn als Plage/Fluch (S. 20: „Sie schleppten Menuchim wie ein Unglück durch die Stadt.“)
- quälen ihn, versuchen sogar, ihn zu töten (S. 21: „Sie hielten ihn an den krummen Beinen und stießen seinen grauen breiten Kopf ein Dutzend Mal ins Wasser, in der freudigen und grausigen Erwartung einen Toten zu halten.“)
- Sam: in Amerika gleichgültig gegenüber seinem Bruder (S. 111: „Wenn es möglich wäre, Menuchim hierherzubringen, hier würde er sofort gesundDa man ihn aber nicht hierherbringen kann...wozu die Heldausgabe?“ und wechselt sofort zum geschäftlichen)
Verhältnis Menuchims zu seiner Familie:
- Vater Mendel Singer:
- Stellt am Anfang dessen „Gleichgesinnten“ dar
- Wird zum „Tröster“ (vgl. Namensbedeutung) (S. 187: „Alles wird gut werden, Vater.“)
- Vergibt seinem Vater (S. 180: „ ‚Steh auf, Vater!’ sagt (Menuchim), greift Mendel unter die Arme ... und setzt ihn auf den Schoß, wie ein Kind“ à Rollentausch)
- Empfindet keinen Ekel/Abscheu vor altem Vater (S. 185: „Er...zog Mendel Singer die alten Stiefel aus. Er betrachtete die Sohlen, die zerrissen waren...die durchlöcherten Socken...Er entkleidete den Alten und legte ihn ins Bett.“) à da er selbst Objekt von Abscheu war
- Mutter Deborah Singer:
- Liebevolle Erinnerung an sie (S. 185 „Ich erinnere mich an die Mutter. Es war warm und weich bei ihr, ich glaube, sie hatte eine sehr tiefe Stimme, und ihr Gesicht war sehr groß und rund, wie eine ganze Welt.“)
- Geschwister Mirjam, Jonas und Schemarja Singer:
- Keine Erinnerung an sie (S. 185: „An Mirjam, an Jonas, an Schemarja erinnere ich mich nicht“)
- Trägt ihnen die Quälereien nicht nach à erinnert sich nicht daran u. will Mirjam in der Anstalt besuchen, suchte in Europa nach seinem Bruder (S. 174: „Ich habe überall angefragt und anfragen lassen.“)
- Trägt seiner Familie nichts nach
Häufig gestellte Fragen
Wer ist Menuchim Singer?
Menuchim Singer ist der jüngste Sohn von Mendel Singer, der seit seinem ersten Lebensjahr an Epilepsie leidet, bettlägerig, verkrüppelt und stumm ist. Er wird von seiner Familie anfangs als Belastung angesehen und von der Gesellschaft als unheilbarer Krüppel betrachtet. Trotz seiner Behinderungen besitzt er ein ausgeprägtes musikalisches Talent und ein gutes Erinnerungsvermögen. Im Laufe der Geschichte wird er geheilt, entdeckt sein musikalisches Talent und wird zu einem berühmten Komponisten.
Welche Rolle spielt Menuchim in der Familie Singer?
Menuchim löst Spannungen in der Familie aus. Seine Mutter Deborah ist ihm besonders zugeneigt, während seine Geschwister Abscheu und Eifersucht empfinden. Sein Vater Mendel sieht ihn anfangs als Strafe Gottes, versucht aber, ihn zu verstehen. Menuchim wird symbolisch für Gottes Fluch und Gnade angesehen.
Wie ist das Verhältnis von Mendel Singer zu seinem Sohn Menuchim?
Mendel sieht Menuchim zunächst als Strafe und fühlt sich für sein Leid verantwortlich, da er ihm aufgrund religiöser Überzeugungen eine medizinische Behandlung verweigert. Er liebt Menuchim aber auch und versucht, ihn zu verstehen. Letztendlich findet er durch die Wiedervereinigung mit seinem Sohn Erlösung und neuen Lebensmut.
Wie ist das Verhältnis von Deborah Singer zu ihrem Sohn Menuchim?
Deborah fühlt sich schuldig an Menuchims Schicksal und sieht ihn anfangs als Unglück an. Sie liebt ihn aber auch über alles und vernachlässigt dadurch ihre anderen Kinder. Sie will ihn nicht zurücklassen und denkt auch in Amerika an ihn.
Wie ist das Verhältnis der Geschwister Mirjam, Jonas und Schemarja Singer zu Menuchim?
Sie empfinden Abscheu und Ekel für Menuchim, sind eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die er erhält, und müssen Hohn wegen ihm erdulden. Sie quälen ihn und versuchen sogar, ihn zu töten.
Wie verändert sich Menuchims Charakter im Laufe der Geschichte?
Obwohl er anfangs als hilflos und abhängig dargestellt wird, entwickelt Menuchim im Laufe der Geschichte Mitgefühl und Vergebung gegenüber seiner Familie. Er trägt ihnen die Quälereien nicht nach und empfindet keine Wut oder Hass.
Wie wird Menuchim körperlich beschrieben?
Als Kind wird Menuchim als kränklich und verkrüppelt beschrieben, mit einem großen Schädel, dünnen Hals, krummen Schenkeln und aufgedunsenen Bauch. Als Erwachsener hat er eine breite, weiße Stirn, helle Augen und ein schmales, blasses Gesicht.
Welche Bedeutung hat die Musik für Menuchim?
Menuchim zeigt von Kindesbeinen an ein musikalisches Talent. Die Musik dient als Kommunikationsmittel und Ausdrucksform für ihn. Nach seiner Heilung nutzt er sein Talent und steigt zu einem berühmten Komponisten auf.
Welche Rolle spielt die Prophezeiung des Rabbi in Bezug auf Menuchim?
Der Rabbi prophezeit, dass Menuchim gesund werden wird und dass Schmerz, Hässlichkeit, Bitterkeit und Krankheit ihn weise, gütig, milde und stark machen werden.
Was sind die zentralen Themen im Zusammenhang mit Menuchim Singer?
Zentrale Themen sind die Auseinandersetzung mit Krankheit und Behinderung, die Bedeutung von Familie und Vergebung, die Suche nach Sinn und Erlösung sowie die Rolle von Glaube und Schicksal.
- Quote paper
- Julia Helbig (Author), 2003, Die Figur des Menuchim aus Joseph Roths "Hiob", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110246