Analyse der Reformen des chinesischen Kommerzbanksystems


Hausarbeit, 2005

30 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

III. Abbildungsverzeichnis

1.Einleitung

2.Das chinesische Kommerzbankensystem
2.1. Das chinesische Kommerzbankensystem vor Beginn der Reformen
2.2. Die Reformen des chinesischen Kommerzbankensystems
2.3. Der Öffnungsprozess für ausländische Banken
2.4. Bestehende Hürden für ausländische Banken

3.Probleme des chinesischen Kommerzbankensystems
3.1.Notleidende Kredite
3.2.Geringe Eigenkapitalquote
3.3.Weitere Probleme

4. Wichtige Reformen für die Zukunft

5.Fazit

IV. Literaturverzeichnis:

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Der Zuwachs des chinesischen Bruttoinlandsproduktes

Abbildung 2 Das chinesische Bankensystem vor Beginn der Reformen 1979

Abbildung 3 Chinas Weg in die Marktwirtschaft

Abbildung 4 Entwicklung der Eigentumsstruktur

Abbildung 5 Institutioneller Aufbau des Bankensystems der VR China

Abbildung 6 (Geplante) Beteiligungen an chinesischen Banken

Abbildung 7 Kennzahlen des chinesischen Bankensystems

Abbildung 8 Entwicklung Kreditvergabe

Abbildung 9 Rating Tabelle

Abbildung 10 Vergleich der Eigenkapitalquoten

Abbildung 11 Rentabilitätsvergleich Chinesischer und Internationaler Banken

Abbildung 12 Wachstum der Gewinne der Auslandsbanken in China

1.Einleitung

Die Volksrepublik China ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Das Schwindel erregende Wachstum (siehe Abb.1) sowie die hohe Dynamik des chinesischen Marktes ziehen Investoren magisch an. Gerade erst hat sich die Deutsche Bank AG in Chinas Bankenmarkt eingekauft[1]. Dieser Einstieg einer ausländischen Bank in den chinesischen Markt wäre vor einigen Jahren nicht möglich gewesen, doch die politischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Der Zuwachs des chinesischen Bruttoinlandsproduktes

Quelle: http://www.china.org.cn/german/85357.htm

Jedoch sollte bei aller Euphorie nicht vergessen werden, dass eine solche Entwicklung immer auch mit Risiken verbunden ist. Nicht nur die Wachstumsraten, sondern auch die Risiken sind extrem hoch. Diese dürfen nicht ausgeblendet werden, wenn man die Entwicklung dieses Landes betrachtet.

Im Rahmen dieser Hausarbeit sollen die Reformen des chinesischen Kommerzbankensystems eingehend analysiert werden.

Dazu wird in Kapitel 2 das chinesische Kommerzbankensystem näher durchleuchtet. Beginnend mit einem Überblick über die Veränderungen der letzten Jahrzehnte, wird ab Punkt 2.2 ein Blick auf den Öffnungsprozess für ausländische Banken geworfen.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit den aktuell bestehenden Problemen des chinesischen Kommerzbankensystems, während Kapitel 4 die nötigen Reformen für die nächsten Jahre beschreibt.

Abgeschlossen wird diese Hausarbeit mit einem Fazit in Kapitel 5.

2.Das chinesische Kommerzbankensystem

2.1. Das chinesische Kommerzbankensystem vor Beginn der Reformen

Ende der 70er Jahre begann der Transformationsprozess in China. Wie in anderen Wirtschaftssektoren wurden Reformen auch im Bankensektor schrittweise durchgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Das chinesische Bankensystem vor Beginn der Reformen 1979

Quelle: Popp, 1996, S. 30

Seitdem hat das chinesische Kommerzbankensystem einen tief greifenden Wandel durchlaufen. Allerdings wurde dabei auf radikale Reformen verzichtet, vielmehr erfolgte „die wirtschaftliche Modernisierung langsam und vorsichtig in kleinen, experimentellen Schritten.“[2]

Vor den Reformen Ende der 70er Jahre besaß China ein Bankensystem nach sowjetischem Vorbild. Entsprechend dem System der Plan- bzw. Staatsverwaltungswirtschaft war dies ein hoch zentralisiertes Monobankensystem, in dem es praktisch nur eine Geschäftsbank (People´s Bank of China (PBOC)) gab, die gleichzeitig auch die Aufgaben einer Zentralbank ausübte.[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Chinas Weg in die Marktwirtschaft

Quelle: Popp 1996, S.32

Die PBoC war zeitweise nur eine Abteilung des Finanzministeriums, bzw. selbst ein Ministerium, das unmittelbar dem chinesischen Staatsrat untergeordnet war (siehe auch Abb.2). Somit war sie in ihrer Tätigkeit an Ziele und Weisungen der jeweiligen Regierung gebunden. „Sie war daher weder eine Zentralbank im eigentlichen Sinne noch eine Geschäftsbank, die nach marktwirtschaftlichen Regeln arbeitete.“[4]

Als Zentralbank hatte die PBoC folgende Aufgaben:[5]

- die Festsetzung von Zinssätzen
- die Abwicklung des gesamten chinesischen Zahlungsverkehrs
- die Verwaltung der internationalen Währungsreserven und
- die Geldversorgung der chinesischen Volkswirtschaft.

Neben der PBoC gab es noch zwei staatliche Institutionen, die auch als Banken bezeichnet wurden, die beide jedoch nur mit Spezialaufgaben beauftragt waren[6]:

1) Bank of China (BoC)

Sie stand unter der Kontrolle der PBoC und war mit Finanztransaktionen mit dem Ausland beauftragt. Im Einzelnen waren dies Devisengeschäfte, Abwicklung von Aussenhandelsgeschäften sowie der internationale Zahlungsverkehr.

2) People’s Construction Bank of China (PCBoC)

Als Abteilung des Finanzministeriums war die PCBoC für die Zuteilung von Finanzmitteln entsprechend der Investitionsplanung und die Kontrolle der plangerechten Verwendung zuständig.

Die ländlichen Kreditgenossenschaften waren ebenfalls Bestandteil des chinesischen Bankensystems. Sie galten als Zweigstellen der PBoC und waren somit in das staatliche Bankensystem integriert.[7]

Das Problem eines solchen Systems besteht darin, dass durch fehlenden Wettbewerb keine effizienten Banken entstehen konnten. Durch die politische Einflussnahme wurden wichtige Entscheidungen durch staatliche Interessen geprägt. Dieses System war durch hohe Ineffizienzen und einer hohen Fehlallokation des investierten Kapitals geprägt.[8]

2.2. Die Reformen des chinesischen Kommerzbankensystems

„Nach den Steinen tastend den Fluss überqueren“ lautete das Motto, unter das der 1997 verstorbene Architekt der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik Deng Xiaoping die Modernisierung der Volksrepublik (VR) China stellte.“[9] Während viele Länder des ehemaligen Ostblocks den Wandel möglichst schnell zu vollziehen versuchten, ging China bei seiner Öffnung der Wirtschaft wesentlich behutsamer vor. Der von Mao Zedong begonnene Umbau der Planwirtschaft zur westlich orientierten Marktwirtschaft begann im Jahre 1979. Seit mehr als 20 Jahren hat sich Chinas Finanzwesen Schritt für Schritt immer mehr nach außen geöffnet.

Grob kann man die Öffnung des chinesischen Bankensystems nach außen in vier Phasen einteilen:[10]

In der ersten Phase (1979-1984) wurde der Geldmarkt für die Banken mit Auslandskapital geöffnet. Dies war der Beginn der Öffnung nach außen. 1979 genehmigte China 31 ausländischen Finanzinstitutionen in China ihre Vertretungen einzurichten. 1981 gewährte China ausländischen Finanzinstitutionen, versuchsweise in den Sonderwirtschaftszonen, kommerzielle Zweigstellen zu gründen. Die Kommerzbankentätigkeiten der PBoC wurden in mehrere staatliche Banken mit Spezialaufgaben aufgeteilt. Darüber hinaus begann ab 1983 der Aufbau eines zweistufigen Bankensystems nach westlichem Vorbild, nach der die PBoC nur noch die Funktion einer Zentralbank übernahm.[11]

In dieser Phase wurden vier große staatliche Geschäftsbanken installiert, die heute auch als die „großen Vier“ bezeichnet werden:[12]

1. Agricultural Bank of China (ABoC) – neu gegründete Spezialbank für den Geschäftsbankenbetrieb im ländlichen Bereich
2. Bank of China (BoC) – vorher bereits bestehende Spezialbank für finanzielle Transaktionen mit dem Ausland
3. People´s Construction Bank of China (PCBoC) - Kontrolle der staatlichen Finanzmittel (bestand auch bereits vorher)
4. Industrial and Commercial Bank of China (ICBoC) – neu gegründete Spezialbank für den Geschäftsbankbetrieb in städtischen Bereichen

Meiner Meinung nach war dieser Schritt besonders wichtig. Auf diese Weise konnte eine Spezialisierung der Banken auf bestimmte, ihr zugeteilte Bereiche erfolgen.

Die zweite Phase (1985-1993) war neben der Gründung von weiteren Geschäftsbanken durch die vorsichtige Einführung marktwirtschaftlichen Wettbewerbs im Bankenmarkt geprägt. Bisher lagen alle Banken im Staatsbesitz, erst mit der Gründung der Bank of Communications (BoCOMM) im Jahre 1986 wurden privatwirtschaftliche Banken zugelassen[13] (Vgl. dazu Abb.4). Allerdings handelte es sich bei der BoCOMM nicht um eine private Bank, wie sie in Europa oder den USA bezeichnet werden würde, sondern der Staat war auch an dieser Bank zu 50% beteiligt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Entwicklung der Eigentumsstruktur

Quelle: Herr (o.D.) S.6

In der dritten Phase (1994-1997) wurde die Stellung der PBoC als chinesische Zentralbank gestärkt und ihre Unabhängigkeit von der Regierung weiter ausgebaut. Die Geschäftsbanken wurden ebenso weiter kommerzialisiert. Durch die Schaffung eines eigenständigen Bankrechts, das es bis dahin nicht gegeben hatte, wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um im Kommerzbankenbereich für Rechtssicherheit zu sorgen. In dieser Zeit wurde also die Trennung zwischen Zentralbank und den Geschäftsbanken weiter vorangetrieben, um ein Kommerzbankensystem nach marktwirtschaftlicher Prägung zu erreichen.[14] Außerdem wurde im Jahre 1995 die erste rein private Bank - die Minsheng-Bank - zugelassen (vgl. dazu auch Entwicklung der Eigentumsstruktur in Abb.4). Dies war ein sehr wichtiger Schritt hin zur Privatisierung des Kommerzbankensystems, das sich bis dahin fast ausnahmslos in staatlicher Hand befand.[15]

In der vierten Phase (1997 - heute) beschleunigte China seinen Reform- und Öffnungsprozess, da auch die VR China nicht von der Asienkrise verschont geblieben war. Ein großes Problem von Chinas Banken lag und liegt immer noch in einer hohen Zahl von uneinbringlichen Krediten. Durch eine Stärkung des Eigenkapitals der Geschäftsbanken wurde versucht, das marode System zu stärken.[16] Im Jahre 1998 unterstützte die Regierung der VR China die vier staatlichen Geschäftsbanken mit einer Kapitalspritze von umgerechnet 33 Mrd. US-Dollar, wodurch die Eigenkapitalquote mehr als verdoppelt wurde. Die gleichzeitige Senkung des Mindestreservesatzes[17] der Geschäftsbanken von 13% auf 8% brachte den Banken zusätzliche Liquidität.[18]

Zusätzlich wurde die Bankenaufsicht und -kontrolle durch die Gründung der Banking Regulatory Comission (CBRC) und die Übernahme internationaler Standards zur Bankenüberwachung gestärkt.[19] Meiner Meinung nach ist gerade eine effektive und mit großem Handlungsspielraum ausgestattete Bankenaufsicht der zentrale Bestandteil, um ein effektives Bankensystem zu gewährleisten.

Ein weiterer Meilenstein war Chinas Beitritt zur WTO im Jahre 2001. Am 11. Dezember 2001 schaffte die VR China damit den endgültigen Sprung zum Wettbewerb im Bankensystem.[20] Durch das WTO-Beitrittsprotokoll verpflichtete sich China zur vollständigen Öffnung des bis dahin stark behüteten Bankenmarktes „und damit zur Zulassung internationalen Wettbewerbs“.[21] Allerdings wurde aufgrund der Schlüsselrolle dieses Sektors vereinbart, dass die Restriktionen für ausländische Banken lediglich schrittweise fallen sollen, was im Nachhinein betrachtet eine kluge Entscheidung gewesen ist. Die Länder des ehemaligen Ostblocks gingen bei der Öffnung des Bankensystems viel schneller vor, was dort zu besonders großen Problemen geführt hat.

Der institutionelle Aufbau des chinesischen Bankensystems sieht so aus, dass die PBoC hauptsächlich auf Zentralbankaufgaben beschränkt ist. Als oberste Instanz der Bankenaufsicht übt sie zusätzlich noch eine Kontrollfunktion auf die Kommerzbanken aus (Vgl. Abb.5). Daneben ist sie auch zuständig für internationale Finanztransaktionen, Verwaltung der Staatskasse und Festlegung des Wechselkurses des RMB gegenüber ausländischen Währungen.[22] Die geschäftspolitischen Spezialbanken, zu denen auch die so genannten „Großen Vier“ gehören, sind in staatlichem Besitz und unterstehen direkt dem chinesischen Staatsrat.[23] Die wichtigsten Staatsbanken sind:

1. Bank of China (BoC) – war traditionell verantwortlich für Devisenhandel und für die Finanzierung von Im- und Exporten. Die BoC verfügt über ein umfangreiches weltweites Netzwerk.
2. Industrial and Commercial Bank of China (ICBoC) - ist die größte der Geschäftsbanken und war ursprünglich für die Finanzierung des industriellen Sektors vorgesehen.
3. China Construction Bank (CBoC) - war auf die Finanzierung von Infrastrukturprojekten spezialisiert.
4. Agricultural Bank of China (ABoC) - die kleinste der vier großen Banken, war traditionell für die Finanzierung der Landwirtschaft bzw. der ländlichen Entwicklung zuständig.

Diese „Big Four“ haben bei Krediten einen Marktanteil von über 60%, sowie bei Sichteinlagen von ca. 80% und mit ihren rund 120.000 Filialen beschäftigen sie ca. 1,4 Millionen Mitarbeiter.[24] Nach der Umwandlung in kommerzielle Banken sind sie nicht mehr nur auf die ihnen vorher zugeteilten und im Namen verankerten Geschäftsgebiete spezialisiert.[25]

Daneben gibt es noch wirtschaftspolitische Spezialbanken (so genannte „Policy Banks“), deren Aufgabe darin besteht, unrentable Unternehmen und Sektoren zu finanzieren.[26]

Die neuen Universalbanken nehmen erst seit den 90er Jahren wieder am Marktgeschehen teil. Sie sind stark an den Kunden ausgerichtet und fallen, wie z.B. die BoComm, durch aggressives Marktverhalten auf und beschränken sich in der Regel nicht auf Spezialaufgaben.[27]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Institutioneller Aufbau des Bankensystems der VR China

Quelle: Popp 1996, S.38

Während die drei vorgenannten Bankengruppen ihre Aufgaben in der gesamten VR China anbieten, sind die lokalen Banken eher regional tätig. Sie sind somit auf Grund ihrer Größe auch kaum mit den großen Banken vergleichbar.[28]

Neben den Spezial- und Universalbanken gibt es Marktteilnehmer, die nur einzelne Bankleistungen oder lediglich bankähnliche Dienstleistungen anbieten und unter den Begriff der paramonetären Institute fallen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Leasing- und Versicherungsgesellschaften, Wertpapierhäuser oder auch Investmentgesellschaften.[29]

Zu guter letzt gibt es eine steigende Anzahl ausländischer Banken, die im Kapitel 2.3. näher beleuchtet werden.

Allerdings hat die oben beschriebene Struktur einige Schwächen. So ist die PBoC als Zentralbank dem Staatsrat unterstellt, was die Unabhängigkeit natürlich stark einschränkt.[30] Wie aus Abb.5 hervorgeht, übt das Finanzministerium auch indirekt Kontrolle auf die CITIC Industrial Bank sowie die China Investment Bank aus, was sicherlich einer effizienten Arbeitsweise hinderlich sein dürfte.

2.3. Der Öffnungsprozess für ausländische Banken

Seit der kommunistischen Machtübernahme im Jahre 1949 durch Mao Zedong war es ausländischen Banken nicht erlaubt ihre Geschäftstätigkeit in der VR China aufzunehmen[31].

Erst Ende der 70er Jahre änderte sich diese Situation durch die Ankündigung der „chinesischen Regierung, nach Jahren der freiwilligen Isolation wieder auf dem internationalen Kapitalmarkt aufzutreten und gleichzeitig eine Liberalisierung des Banken- und Finanzsystems mit eingeschränkter Zulassung ausländischer Kreditinstitute durchzuführen.“[32] Dementsprechend erhielt im Februar 1980 die „Bank of Tokyo“ als erste ausländische Bank seit 1949 die Lizenz, in Bejing offiziell ein Büro zu eröffnen[33]. „Nach und nach erhielten weitere Sonderwirtschaftszonen sowie die offenen Küstenstädte offiziell die Erlaubnis, Ansiedlungspläne ausländischer Banken zu genehmigen.“[34] Als erste deutsche Großbank eröffnete die Deutsche Bank 1981 eine Repräsentanz in Peking. 1982 folgten dann die Dresdner Bank, sowie die Commerzbank.[35]

Allerdings waren die Geschäftsmöglichkeiten stark reglementiert, so dass in den Anfangsjahren zwar Repräsentanzen eröffnet, jedoch keine vollständigen Bankgeschäfte betrieben werden durften.[36]

Nach und nach beantragten viele ausländische Banken bei der PBoC eine Vollbanklizenz, die zur Ausweitung der Geschäftstätigkeit berechtigte. Die Voraussetzung zur Erteilung der Lizenz waren mehrjährige erfolgreiche Tätigkeit in China, sowie die Abgabe bestimmter Garantien. Die erlaubten Geschäfte der Repräsentanzen beschränkte sich allerdings auf folgende Geschäftsbereiche[37]:

- Einlagen- und Kreditgeschäfte in Devisen (also noch nicht in chinesischer Währung)
- Durchführung des internationalen Zahlungsverkehrs (kein nationaler Zahlungsverkehr)
- Handelsfinanzierungen
- Devisenhandel
- Handel von Wertpapieren
- Immobiliengeschäfte
- Treuhandgeschäfte und Beratungsleistungen

Der Begriff „Vollbanklizenz“ ist allerdings irreführend, da Geschäfte in chinesischer Währung weiterhin nicht gestattet waren, um die chinesischen Kommerzbanken zu schützen.

Ab dem Jahre 1992 wurde die Öffnung weiter vorangetrieben. Als Folge davon durften ausländische Banken seit dem Jahre 1995 Niederlassungen in 5 Sonderwirtschaftszonen und 19 Großstädten in China gründen.[38]

Im Gegensatz zu Repräsentanzen durften Niederlassungen und Filialen ein relativ breites Geschäftsfeld betreiben. Allerdings gab es auch hier noch recht starke Einschränkungen. Zum Beispiel war es auch Niederlassungen, bzw. Filialen nicht gestattet, RMB-Geschäfte zu betreiben, so dass lediglich Geschäfte in Fremdwährung vorgenommen werden durften.[39]

Erst im Jahre 1996 wurde 4 ausgewählten Filialen ausländischer Banken die Lizenz erteilt, in der Sonderwirtschaftszone Pudong RMB-Geschäfte zu tätigen. Dies wurde als wesentlicher Schritt für die Öffnung des chinesischen Kommerzbankensektors angesehen. Diese Öffnung wurde weiter schrittweise vollzogen, so dass im Jahre 2000 bereits 32 Niederlassungen über eine RMB-Lizenz verfügten.[40]

Den nächsten Meilenstein für Chinas Bankensektor stellte der WTO-Beitritt im Jahre 2001 dar. Nach der Übereinkunft der Welthandelsorganisation (WTO) wird China seinen Bankensektor bis zum Jahresende 2006 komplett öffnen. Somit muss China die bisher bestehenden regionalen, quantitativen und inhaltlichen Beschränkungen für ausländische Banken innerhalb von fünf Jahren sukzessiv abbauen. 2001 wurde festgelegt, dass dies in den folgenden Schritten geschehen wird:[41]

- Führen von Geschäftskonten in RMB auch für rein chinesische Unternehmen nach zwei Jahren
- Führen von Privatkonten in RMB für Chinesen nach fünf Jahren
- In bestimmten Regionen werden ausländische Banken den chinesischen gleichgestellt

Im Jahre 2004 erlaubte die chinesische Bankenaufsicht CBRC ausländischen Geschäftsbanken schließlich, „Geschäfte in der Landeswährung Renminbi (RMB) zu tätigen sowie Autofinanzierungen, Kreditkarten und Derivate anzubieten.“[42]

Ausgewählten Geschäftsbanken wurde sogar der Vertrieb von Aktien-, Anleihe- und Geldmarktfonds durch neu gegründete Fondsgesellschaften gestattet. Auf diese Weise erhielten ausländische Geschäftsbanken eine zusätzliche Einnahmequelle und wurden vom Kreditgeschäft unabhängiger, was somit ein geringeres Risiko bedeutet.[43]

Auslandsbeteiligungen an chinesischen Banken

Spätestens seit dem WTO-Beitritt der VR China ist das Interesse ausländischer Banken am Wachstumsmarkt China ungebrochen. Immer mehr westliche Großbanken investieren in China, um dort am Wachstum zu partizipieren. Den Anfang machte die Hongkong Shanghai Banking Corporation (HSBC) mit dem Kauf eines 19,9%igen Anteils an der chinesischen Bank of Communications. Ebenso beteiligten sich die Royal Bank of Scotland (RBS) gemeinsam mit der US-Großbank Merril Lynch und anderen Partnern an der Bank of China (BoC).[44] (siehe auch Abb.6)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 (Geplante) Beteiligungen an chinesischen Banken

Quelle: Fuchs 2005, S.10 (Auszug)

Da ab 2006 die letzten Beschränkungen fallen sollen, wird der chinesische Bankenmarkt für ausländische Investoren zusehends interessanter. Besonders das riesige Vertriebsnetz der chinesischen Großbanken ist der Grund für das besondere Interesse ausländischer Banken. Denn nach einer Studie der Union Bank of Switzerland (UBS) wird die chinesische Volkswirtschaft (gemeinsam mit der indischen) bis zum Jahre 2030 über eine Kaufkraft verfügen, die die heutige Kaufkraft der US-amerikanischen um das Fünffache übersteigt.[45]

Allerdings bestehen zurzeit noch einige Hürden und Beschränkungen für ausländische Banken in China, die jedoch in naher Zukunft Schritt für Schritt beseitigt werden[46].

2.4. Bestehende Hürden für ausländische Banken

Seit der schrittweisen Öffnung des chinesischen Kommerzbankensystems ist bereits eine große Anzahl ausländischer Kreditinstitute in China tätig. Aufgrund der großen Dominanz der vier großen chinesischen Banken und durch bisher bestehende Hürden für ausländische Banken spielen diese bisher kaum eine Rolle.

Markteintrittshürden

Dies liegt zum Teil auch an Markteintrittshürden, die die Spielräume ausländischer Banken teilweise stark einschränken. Beispielsweise muss eine ausländische Bank auf die Erteilung einer Vollbanklizenz mindestens zwei Jahre mit einer Repräsentanz auf dem chinesischen Bankenmarkt vertreten sein. Zudem muss die Bank eine Bilanzsumme von mehr als zwanzig Milliarden US-$ aufweisen, womit kleineren Banken der Zutritt verwehrt bleibt, auch wenn diese seit Jahren rentabel arbeiten.[47]

Festzuhalten bleibt, dass die Voraussetzungen für ausländische und chinesische Banken unterschiedlich hoch sind. Jedoch dürften diese Hürden im Rahmen des WTO-Beitritts zukünftig weiter abgebaut werden.[48]

Wettbewerbseinschränkungen

Um die zumeist nicht wettbewerbsfähigen chinesischen Kommerzbanken vor all zu starkem Konkurrenzdruck zu schützen, herrschen für ausländische Banken eine Reihe von Einschränkungen.

Ausländische Banken dürfen beispielsweise bisher nicht in jeder Region Chinas ihre Geschäfte betreiben. Lediglich Sonderwirtschaftszonen und einige ausgewählte größere Städte sind für sie zugelassen. Besonders in ländlichen Regionen dürfen Auslandsbanken noch keine Niederlassungen betreiben.[49]

Ebenso ist es noch nicht allen Auslandsbanken erlaubt, Geschäfte in RMB zu betreiben. Allerdings werden auch diese Hürden in nächster Zeit aufgrund der Zusagen in den WTO-Verhandlungen fallen.[50] Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die bezweifeln, dass ausländische Banken in den nächsten Jahren vollkommen gleichberechtigt sind.[51]

Bisher jedenfalls haben diese Wettbewerbseinschränkungen eine stärkere Ausdehnung ausländischer Banken in China verhindert.

Willkürliche Aufsicht

Ein weiteres Problem für ausländische Banken ist die teils willkürliche Bankenaufsicht, die nicht selten Verwirrung stiftet. Für europäische Verhältnisse ist die Rechtssicherheit in China nur sehr schwach ausgeprägt. In absehbarer Zeit wird es eine unabhängige und verlässliche Rechtsprechung nach WTO-Maßstab nicht geben.[52]

3.Probleme des chinesischen Kommerzbankensystems

3.1.Notleidende Kredite

Nach Expertenmeinung ist das chinesische Bankensystem von drei Besonderheiten gekennzeichnet: Eine geringe Eigenkapitalquote der Banken, eine hohe Anzahl Not leidender Kredite (non-perfoming loans) sowie die Dominanz von vier staatlichen Banken.

Durch die allgemeine Öffnung der chinesischen Wirtschaft hat der Sektor der Staatsunternehmen seine zuvor dominierende Bedeutung eingebüßt (Vgl. Abb.4). In vielen Bereichen wurde der Staatssektor durch Kollektiv- und Privatunternehmen sowie von Unternehmen mit ausländischen Beteiligungen unter Druck gesetzt. Dadurch wurden Teile der Staatsunternehmen in hohe Verluste gedrängt. „Nach offiziellen Angaben haben sich bei den Banken uneinbringliche Forderungen gegenüber den Staatsunternehmen in Höhe von etwa 25% der gesamten Kreditvergabe […] aufgebaut“[53]. Die tatsächlichen Werte dürften jedoch höher liegen, da weder Banken noch Unternehmen daran interessiert sind, eine Überschuldungssituation offen zuzugeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7 Kennzahlen des chinesischen Bankensystems

Quelle: DEKA-Bank[54]

Die deutsche DEKA-Bank geht davon aus, dass der Anteil Not leidender Kredite am gesamten Kreditvolumen etwa 40% beträgt[55] (siehe auch Abb.7), trotzdem ist laut DEKA-Bank das Wachstum der Kreditvergabe durch einen Immobilienboom überdurchschnittlich hoch (2002 und 2003 teilweise um ca. 20%).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8 Entwicklung Kreditvergabe

Quelle: https://www.sparkasse-koelnbonn.de/RESSOURCES/files/volkswirtschaft/WirtschaftslageChina.pdf

Die Quote des Problemkapitals liegt nach der Schätzung der international anerkannten Ratingagentur Standard & Poors sogar bei 44% bis 45%, also deutlich höher im Vergleich zu den 25% (s.o.) der offiziellen chinesischen Angaben.[56] Der am 26.11.2003 von Standard & Poors veröffentlichte Bericht namens „Überblick über das Finanzdienstleistungswesen in China 2004“, bezifferte das Rating, also die Kreditwürdigkeit der vier großen Banken einschließlich weiteren zwölf kleineren Kommerzbanken Chinas unterhalb von BBB- , was eine besonders geringe Kreditwürdigkeit bedeutet[57] (siehe Abb.9).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9 Rating Tabelle

Quelle: http://www.bankazubi.de/wissenspool/artikel.php?fachgebietid=

1&katid=14&opid=1&artikelid=34

Die chinesische Regierung hat jeder der vier staatlichen Großbanken eine Vermögensverwaltungsgesellschaft (Asset Management Company) zur Seite gestellt, die einen Teil der uneinbringlichen Forderungen übernommen haben.[58] Kleinere Kreditinstitute und Genossenschaftsbanken sollen durch Fusionen und Übernahmen saniert werden. Zudem greift die Regierung selbst aktiv ein, indem sie den vier staatlichen Großbanken allein bis zum Jahre 2000 Not leidende Kredite in Höhe von 164 Mrd. US-$ abgenommen hat.[59] Trotz der hohen Quote Not leidender Kredite stehen die Banken derzeit keinem Liquiditätsproblem gegenüber. Das Vertrauen der Chinesen in den Bankensektor ist sehr hoch und die Sparquote ist, allerdings auch aufgrund mangelnder Anlagealternativen, ebenfalls äußerst hoch (2003: 44%).[60]

3.2.Geringe Eigenkapitalquote

Das nächste große Problem liegt in der geringen Eigenkapitalquote chinesischer Kommerzbanken. Als eine unmittelbare Folge des bereits oben beschriebenen Problems der Not leidenden und uneinbringlichen Kredite und den damit verbundenen Verlusten ist die Eigenkapitalquote der chinesischen Banken, vor allem der „Großen Vier“, stark gesunken.

Die Eigenkapitalquote der Banken liegt bei durchschnittlich 5-6% (Siehe Abb.7). Das für internationales Finanzwesen geltende „Baseler Abkommen„ sieht vor, dass der Eigenkapitalanteil einer Bank jedes Landes nicht weniger als 8% des gesamten Bankkapitals betragen sollte[61]. Jedoch sinkt das Eigenkapital der chinesischen Banken seit der Durchführung der Reform und Öffnungspolitik kontinuierlich. (siehe Abb.10)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10 Vergleich der Eigenkapitalquoten

Quelle: Huang 2002, S.45 / Du 2001, S.33

In der nachfolgenden Zeit hat die chinesische Regierung immer wieder versucht, den Banken mit Rekapitalisierungen zu helfen, um die Eigenkapitalbasis zu stärken. Zwar ist die Eigenkapitalquote dadurch wieder angestiegen, jedoch liegt sie immer noch deutlich unter der internationalen Minimalforderung von 8%.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache vertreten Finanzexperten schon seit längerem die Auffassung, dass das chinesische Kommerzbankensystem schon seit Jahren am Rand des Zusammenbruchs lag. „Abgesehen davon, dass die chinesischen Banken zum Staat gehören, sind sie, technisch gesehen, praktisch in Konkurs gegangen.“[62]

Allerdings hat Chinas Führung vor kurzem wieder einmal Reformschritte zur Sanierung des Bankensystems angekündigt: „So sollen die Geschäftsbanken von einem großen Teil der Not leidenden Kredite befreit werden, die Regierung will die Kapitalbasis der Banken (um insgesamt etwa 100 Mrd. US-Dollar) stärken und es soll ausländischen Banken erlaubt werden, Anteile von jeweils maximal 20 % an einer Bank zu erwerben.“[63]

3.3.Weitere Probleme

Staatliche Bevormundung

Trotz der Öffnung und der teilweisen Privatisierung des chinesischen Kommerzbankensystems spielt der chinesische Staat nach wie vor eine große Rolle. Sowohl Zentralbank, als auch staatliche und halbstaatliche Geschäftsbanken können sich auch heute der Einflussnahme des chinesischen Staates nicht entziehen, so dass immer noch ein Großteil der vergebenen Kredite an Staatsunternehmen geht[64], wobei bezweifelt werden darf, dass die Vergabe unter Risikoaspekten eingehend geprüft worden ist.

Jeder weitere Schritt einer Kommerzbankenreform in China muss somit daran ansetzten, die Beziehungen zwischen Regierung und Banken zu entflechten, so dass aus Staatsbanken irgendwann vollkommen eigenständige Privatbanken werden.[65]

Mangelnde Bankenaufsicht

Das nächste Problem folgt aus den in Punkt 3.1 bereits angesprochenen Not leidenden Krediten. Trotz der massiven Unterstützung des chinesischen Staates konnte das Problem bisher nicht entscheidend gelöst werden, da die Ursachen nicht effektiv bekämpft worden sind. Diese Erfahrung zeigt, dass durch Finanztransaktionen allein dieses Problem nicht gelöst werden kann. Vielmehr mangelt es an wirksamen Kontrollmechanismen, bzw. –vorgaben, um eine effektive risikoorientierte Kreditvergabe zu gewährleisten, um die Ursache des hohen Anteils der Not leidenden Kredite zu bekämpfen.[66] „Chinas Führung reagierte auf diese Probleme im Bankensystem relativ spät und gründete erst im Februar 2002 eine separate Bankenaufsichtsbehörde („China Banking Regulatory Commission“, CBRC). […] Zuvor nahm die Zentralbank die Funktion der Aufsichtsbehörde wahr, […] aber es erfolgte keine Überwachung des Risikomanagements.“[67] Zwar existiert mittlerweile eine Bankenaufsicht, da jedoch das Kreditvergabewachstum weiterhin immens hoch ist (30% - siehe Punkt 3.1) darf ein wirkungsvolles Risikomanagement seitens der chinesischen Kommerzbanken bezweifelt werden.

Dominanz staatlicher Banken / mangelnde Produktinnovation

Ein weiteres Problem besteht in der Dominanz der staatlichen Banken, die bisher zu einer zu geringen Innovation im Bereich neuer Bankprodukte geführt hat. Dies hat zur Folge, dass sich die chinesischen Geschäftsbanken in der Praxis außerordentlich stark auf die Bankengeschäfte im klassischen Sinne, also das Einlagen- und das Kreditgeschäft konzentrieren. Innovative Finanzprodukte, insbesondere für die Unternehmensfinanzierung sind aus diesem Grunde kaum vertreten. Privatkredite für Konsum oder Kleininvestitionen befinden sich wegen der fehlenden Kreditsicherheiten (durch fehlendes Eigentum) in der Versuchsphase und sind bisher dem Großteil der Bevölkerung verschlossen.

Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit

Das chinesische Bankensystem arbeitet mit einer äußerst geringen Effektivität. Im Vergleich mit internationalen Großbanken, als auch mit bereits in China tätigen Auslandsbanken, liegen Eigen- und Gesamtkapitalrendite weit hinter Citi Bank oder der Bank of America (siehe Abb.11).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11 Rentabilitätsvergleich Chinesischer und Internationaler Banken

Quelle: Huang 2002, S.42

Besonders vor dem Hintergrund der anstehenden endgültigen Öffnung des Bankensektors im Jahre 2006 kommen auf Chinas Banken wegen der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit noch große Probleme zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12 Wachstum der Gewinne der Auslandsbanken in China

Quelle: Huang 2002, S.41

Dass sich im chinesischen Markt trotz Wettbewerbsbeschränkungen und des viel kleineren Geschäftsvolumens Geld verdienen lässt, zeigt Abb.12. Hier wird deutlich, dass die Gewinne der Auslandsbanken in China in den Jahren 1992 bis 1997 stark angestiegen sind.

4. Wichtige Reformen für die Zukunft

Ein starker staatlicher Einfluss und mangelhafte Konkurrenz bewirken eine nicht besonders effiziente Kreditvergabe, welche den Banken ein hohes Volumen an Not leidenden Krediten beschert hat. Auch die staatliche Bankenaufsicht muss stärker als bisher Auflagen und Restriktionen festlegen, um die Ursachen der hohen Not leidenden Kredite in den Griff zu bekommen.

Ebenso muss die Eigenkapitalquote chinesischer Banken drastisch gestärkt werden. Eine Möglichkeit wäre Kapital am chinesischen Börsenmarkt zu bekommen. Diesen Weg ging die CCB dieses Jahr mit ihrem Gang an die Hongkonger Börse. Bei dieser weltgrößten Aktienemission seit dem Jahre 2001 hat die CCB insgesamt 8 Mrd. $ erlöst.[68] Aufgrund des großen Erfolgs plant bereits die BOC ihren Börsengang für das Jahr 2006.[69]

Eine andere Möglichkeit ist somit die Gewinnung von Auslandskapital in Form von Beteiligungen. Banken aus dem Ausland warten nur darauf, in großem Stil in China zu investieren. Bisher sind die Investitionsmöglichkeiten noch stark reglementiert und eingeschränkt. Jedoch wird sich das wahrscheinlich in nächster Zeit ändern.

Das Problem der staatlichen Bevormundung der chinesischen Kommerzbanken führt dazu, dass die geschützten Banken mit der Zeit vom Schutz abhängig werden und dadurch kaum überlebensfähig sind. Nur ein gesunder Wettbewerb kann die Leistungsfähigkeit und damit die Wettbewerbsfähigkeit herstellen. Nur durch Wettbewerb kann eine höhere Effizienz erreicht werden, die gerade im Hinblick auf die endgültige Bankenmarktöffnung im Jahre 2006 überlebenswichtig sein wird.

Die endgültige Öffnung wird auf jeden Fall ein Verlust an Marktanteilen für die chinesischen Kommerzbanken bedeuten. Ausländische Banken werden aufgrund hoher Effizienz und besserer Kostenstrukturen kräftiges Wachstum erfahren.

Das chinesische Bankensystem ist nach wie vor von den vier großen staatlichen Banken geprägt. Dies erschwert die dringend notwendige Kommerzialisierung und damit die Reformen in diesem Sektor. Vor allem die behördenähnliche Organisation steht einer effizienten Arbeitsweise im Weg.

Durch die mangelnde Bankenaufsicht fehlt weiterhin der Zwang, Geschäfte effizient und vor allem sicher abzuwickeln. Mangelnde Risikomanagementsysteme können immer noch nicht verhindern, dass ein Großteil der neu vergebenen Kredite uneinbringlich ist. Jedoch ist geplant, die bisher vorhandenen Risikomanagementsysteme zu verbessern, um damit auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit herzustellen.[70] Allerdings bleibt abzuwarten, wie konsequent diese Reformen durchgesetzt werden.

Der WTO-Beitritt zwingt China dazu, die oben genannten Aufgaben möglichst schnell zu erledigen, um den großen Aufschwung der Volkswirtschaft nicht zu gefährden. Ein gesundes und effizientes Bankensystem ist eine der Grundvoraussetzungen für ein stabiles und langfristiges Wachstum der gesamten Volkswirtschaft.

Insofern kommt den Reformen und der Liberalisierung des Bankensektors im Rahmen der allgemeinen chinesischen Öffnung eine besondere Bedeutung zu.

5.Fazit

Im Zuge der Reform des Kommerzbankensystems hat China einen Wandel vom planwirtschaftlichen Monobankensystem hin zu einem zweistufigen Bankensystem nach westlichem Vorbild erfahren.

Wie anhand der in dieser Hausarbeit beschriebenen Entwicklung zu erkennen ist, hat die chinesische Führung mit der Öffnung des Kommerzbankensystems ernst gemacht. Die Erfolge der Reform des chinesischen Kommerzbankensystems sind unbestreitbar, allerdings existieren in einigen Bereichen weiterhin starke planwirtschaftliche Elemente. Die Reform des Bankensektors hat im Vergleich zu den Reformen anderer Wirtschaftssektoren viel schlechter abgeschnitten[71]. Meiner Meinung nach liegt dies besonders an den staatlichen Einschränkungen in diesem Sektor, die in den letzten Jahren einen innovativen Wettbewerb verhindert haben. Teilweise sind die Beschränkungen bereits abgebaut, weitere werden wohl in nächster Zeit abgebaut.

Allerdings wurden noch nicht alle Zusagen umgesetzt, die im Zuge des WTO-Beitritts gemacht wurden. Es ist deshalb von besonderer Wichtigkeit, dass die Regierung die Deregulierung der Wirtschaft und besonders des Kommerzbankensystems vorantreibt, denn „zu groß ist die Gefahr, dass sich der Bankensektor als Archillesferse der chinesischen Volkswirtschaft erweist.“[72] Denn in der Presse liest man häufig, dass das marode Bankensystem eines der größten Probleme für Chinas Wirtschaft darstellt.[73]

Ab dem 1.12.2006 entfallen alle Regelungen, die in Widerspruch zur den Regelungen der WTO stehen. Bis dahin muss China die Reformen strikt fortführen, um bis zu diesem Zeitpunkt sein Bankensystem wettbewerbsfähiger zu gestallten und die Chancengleichheit für inländische und ausländische Banken zu gewährleisten. Allerdings bezweifeln viele Fachleute, dass sich der Markt ab Ende 2006 wirklich voll öffnet.[74]

Allerdings muss auch gesagt werden, dass das Bankensystem einen der wichtigsten Bereiche einer Volkswirtschaft darstellt. Dies dürfte der Grund sein, warum die chinesische Führung die Reform besonders vorsichtig und lediglich in kleinen Schritten vorangetrieben hat. Allerdings darf man nicht außer Acht lassen, dass weiterhin große Probleme ungelöst sind. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob China wie bisher in der Lage sein wird, seine Probleme in den Griff zu bekommen. Auf jeden Fall zeigt die chinesische Regierung Bemühungen dieser Entwicklung mit der Ablösung Not leidender Kredite durch Devisenreserven und dem Aufbau einer strikteren Bankenaufsicht entgegenzuwirken und geht meiner Meinung nach den richtigen Weg.

IV. Literaturverzeichnis:

Blume, Georg (2003) Lieber rot als profitabel; Chinas Banken ziehen marode Staatsbetriebe Privatunternehmern vor; Korruption und Kreditausfälle häufen sich

In: Die Zeit, Nr.12, 13.03.2003

Du, Yabin (2001) Die potentielle Krise und die Strategie zur Neugestaltung des chinesischen Bankensektors vor dem Hintergrund der Globalisierung

In: Zhongguo Jingji Wenti (Wirtschaftliche Fragen in China), 2001/3, S. 51-59

Fuchs, Hans Joachim (2005) Auslandsbanken in China – Pole Position im Reich der Mitte

In: Die Bank, November 2005, S.8-13

Herr, Hansjörg (o.D.) Der gradualistische Reformprozess in China im Vergleich zu anderen Transformationsländern

http://www.fes.de/ipg/ARTHERRNEU.PDF

Hirn, Wolfgang (2004) Hypothek

in: Manager Magazin, 08/2004, S.76

Huang, Daiwei (2002) Der chinesische Bankensektor im

Zeichen des WTO-Beitritts –

Reformrückstände und Heraus-forderungen - Berichte des Arbeitsbereichs Chinaforschung

Nr. 17, Oktober 2002

http://www.iwim.uni-bremen.de/publikationen/pdf/c017.pdf

Lange, Thomas A. (2004) Banking in China: Markteintrittsstrategien global tätiger Finanzinstitute

in: Die Bank, Januar 2004, S.16-22

O.V. (2004) Sonderheft China der Wirtschaftswoche

01/2004

O.V. [Foreign] (1990) 209 Foreign Financial Offices Established

in: China News Analysis, Nr.11, 19.03.1990, S.4-5

Popp, Stephan (1996) Multinationale Banken im Zukunftsmarkt VR China: Erfolgsfaktoren und Wettbewerbsstrategien, Wiesbaden, Gabler-Verlag

Schick, Rainer und Neue Perspektiven für Banken in China

Bodo M. Dehne (2002) nach dem WTO-Beitritt

in: Die Bank, Mai 2002, S.295-299

[...]


[1] http://www.ftd.de/ub/fi/20827.html

[2] Vgl. Schick / Dehne 2002 , S.295

[3] Vgl. Popp 1996, S.29

[4] siehe http://www.china.org.cn/german/85469.htm

[5] Vgl. Popp 1996, S.30 f

[6] Vgl. Popp 1996, S.31

[7] Vgl. Huang 2002, S.6

[8] Vgl. Popp 1996, S.31

[9] Schick / Dehne 2002, S.295

[10] Vgl. Popp 1996, S.7 ff.

[11] Vgl. Huang 2002, S.8

[12] Vgl. Hirn 2004, S.75

[13] Vgl. Huang 2002, S.9

[14] Vgl. Huang 2002, S.11 ff

[15] Vgl Huang 2002, S.13 f

[16] Vgl Huang 2002, S.14

[17] Die Mindestreserve ist eine Mindesteinlage auf Konten der Zentralbank. Die Höhe ergibt sich als bestimmter Prozentsatz der Verbindlichkeiten einer Bank. Die Mindestreserve steht einer Bank somit nicht als Liquidität zur Verfügung.

[18] Vgl. Huang 2002, S.14

[19] Vgl. Huang 2002, S.14

[20] Vgl. Schick / Dehne 2002, S.295

[21] Siehe Schick / Dehne 2002, S.295

[22] Vgl. Popp 1996, S.39

[23] Vgl. Popp 1996, S.43

[24] Vgl. Lange 2004, S.16

[25] Vgl. http://www.asienkunde.de/nachwuchs/noah2002/Geiger.pdf

[26] Vgl. Popp 1996, S.49

[27] Vgl. Popp 1996, S.53

[28] Vgl. Popp 1996, S.56

[29] Vgl. Popp 1996, S.57 f

[30] Vgl. Popp 1996, S.40

[31] Vgl. Popp 1996, S.66

[32] Popp 1996, S.66

[33] Vgl. Popp 1996, S.67

[34] Popp 1996, S.67

[35] Vgl. Popp 1996, S.68

[36] Vgl. Popp 1996, S.67

[37] Vgl. O.V., Foreign, 1990, S.5

[38] Vgl. Huang 2002, S.48

[39] Vgl. Popp 1996, S.68 ff

[40] Vgl. Huang 2002, S.48

[41] Vgl Huang 2002, S.65

[42] Fuchs 2005, S.9

[43] Vgl. Fuchs 2005, S.9

[44] Vgl. Fuchs 2005, S.9

[45] Vgl. Fuchs 2005, S.11

[46] Vgl. http://www.welt.de/data/2005/09/14/774660.html

[47] Vgl. Huang 2002, S.65 / S.51 ff.

[48] Popp 1996, S.81

[49] Vgl. Huang 2002, S.54

[50] Schick / Dehne 2002, S.298

[51] Vgl. Vgl. Sonderheft China des Handelsblatts 2004, S.98

[52] Schick / Dehne 2002, S.299

[53] Vgl. Herr (o.D.), S.12

[54] http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[55] http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[56] http://www.china-intern.de/printpreview.php?article=1110534475

[57] Vgl. http://www.china-intern.de/printpreview.php?article=1110534475

[58] Vgl Huang 2002, S.17

[59] http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[60] http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[61] Vgl. http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht/bankenaufsicht_basel_saeule1.php

[62] Vgl. http://www.china-intern.de/printpreview.php?article=1110534475

[63] http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[64] Vgl. Huang 2002, S.27

[65] Vgl. Blume 2003, S.1

[66] Vgl. http://dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_03-12-05_China2005.pdf

[67] http://www.dekabank.de/download/de/economics/emerging_markets_insight/EMI_04-01-14_ChinaBankenref.pdf

[68] Vgl. http://www.ftd.de/ub/fi/27197.html

[69] http://www.nachrichten.ch/detail/224995.htm

[70] Vgl. http://www.welt.de/data/2005/09/14/774660.html

[71] Vgl. Huang 2002, S.74

[72] Lange 2004, S.22

[73] Vgl. Blume 2003, ohne Seitenangabe

[74] Vgl. Sonderheft China des Handelsblatts 2004, S.98

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Analyse der Reformen des chinesischen Kommerzbanksystems
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden
Veranstaltung
Volkswirtschaft im Wirtschaftsraum Asien
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
30
Katalognummer
V110272
ISBN (eBook)
9783640084470
Dateigröße
1161 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Reformen, Kommerzbanksystems, Volkswirtschaft, Wirtschaftsraum, Asien
Arbeit zitieren
Markus Naber (Autor:in), 2005, Analyse der Reformen des chinesischen Kommerzbanksystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110272

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