Inhaltsverzeichnis
1.) Einleitung:
2.) Vorgerückte Küsten (Regression) :
2.1. Aufgebaute Küsten – organisch gestaltet:
2.1.1. Mangroveküste:
2.2. Aufgebaute Küsten – anorganisch gestaltet:
2.2.1. Haken / Nehrung:
2.2.2. Haff:
2.2.3. Watt:
2.2.4. Delta:
3.) zurückgewichene Küsten (Trangression):
3.1. Untergetauchte Küsten (Ingression) - glazial und fluvial / glazial gestaltet:
3.1.1. Förde:
3.1.2. Boddenküste:
3.1.3. Schärenküste:
3.1.4. Fjord:
3.2. Untergetauchte Küsten (Ingression) – fluvial gestaltet:
3.2.1. Canale – Küste:
3.2.2. Rias – Küste:
3.2.3. Ästuare (Trichtermündung):
3.3. Zerstörte Küsten – anorganisch / organisch gestaltet:
3.3.1. Kliff:
4. Literaturliste:
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Terminologie im Küstengebiet (n. Valetin 1952)
Abbildung 2 Nehrung
Abbildung 3 „The Bar“, eine Strandwallinsel vor der schottischen Küste bei Cairns (n. Steers 1973)
Abbildung 4 Die typische Schichtung in einem Delta
Abbildung 5 Haupttypen von Deltas
Abbildung 6 Förden in Schleswig - Holstein
Abbildung 7 Bodden um die Insel Rügen
Abbildung 8 Schärenküste bei Turuk, Süd – Finnland
Abbildung 9 Fjordküste im Nordwesten Islands
Abbildung 10 Canale – Küste vor Kroatien, Adria
Abbildung 11 Die verschiedenen Riatypen:
Abbildung 12 links: Entwicklung von Schorre und Kliff (schematisch)
Abbildung 13 rechts: Blockbild zur Veranschaulichung der Begleitformen eines Felskliffs
Abbildung 14 Faire Isle ist von zahlreichen Kliffen mit natürlichen Brandungshöhlen und Brandungsbögen umgeben
1.) Einleitung:
Die Küste ist der Übergangsbereich zwischen dem Land und dem Meer sowie die Grenzzone zwischen den drei Sphären der Erdoberfläche, der Lithosphäre, der Hydrosphäre und der Atmosphäre. Sie ist das am weitesten verbreitete Landschaftselement der Erde.
Valentins (1952) Definition der Küste: „Die Küste als das Gebiet zwischen der obersten und äußersten landwärtigen und untersten oder äußersten seewärtgien Brandungswirkung.“
Das Küstengebiet baut sich aus drei Abschnitten auf, dem Festland, der Küste und dem Meeresboden. Die jeweiligen Abschnitte lassen sich noch mal in kleinere Einheiten aufteilen, wobei das Festland noch einmal in das Hinterland und das Vorland aufgeteilt wird. Die Küste bildet sich aus dem Strand und der Schorre und der Meeresboden ist nur mit dem Schelf untergliedert.
Die aktuelle Wasserlinie pendelt zwischen den niedrigsten Niedrigwasserständen (NNW) und den höchsten Hochwasserständen (HHW).Die Mittelhochwasserlinie (MHW) bildet die eigentliche Strandlinie. Vom Strand bis zur obersten Grenze der Hochwasserlinie reicht das Vorland, kann aber durch ein steiles Kliff begrenzt sein oder durch Sand bedeckter Strand sein.Zum Meer hin schließt sich an die Strandlinie eine sanft abfallende Schorre an.
Abbildung 1 Terminologie im Küstengebiet (n. Valetin 1952)
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 84)
Aufgrund der morphologischen Wirkung des Meeres und der morphologischen Struktur des Festlandes kommen unterschiedliche Küstenformen zustande.
Die Ursachen können z.B. die Eiszeiten, die Meeresspiegelschwankungen und Gezeiten, einzelne Sturmfluten sowie die Eingriffe des Menschen zur Gestaltung und Erhaltung der Küstenlinie in Form von Neulandgewinnung und Deichbau sein.
Wegen der Ursachen gliedert man die Küste in zwei Hauptgruppen:
die Regressions- und die Transgressionsküste.
Die Regression ist das Zurückweichen des Meeres aufgrund von Landhebung infolge von epirogenetischen Bewegungen (Absinken des Meeresspiegels), d.h. durch eustatische Meeresspiegelschwankungen.
Als Transgression bezeichnet man das Vordringen des Meeres über größere Gebiete eines Festlandes. Verursacht wird sie durch Senkung des Landes oder durch das Ansteigen des Meeresspiegels. Eine Sonderform der Transgression ist die Ingression. Sie bewirkt das langsame Eindringen des Meeres in festländischen Senkungsgebiete.
2.) Vorgerückte Küsten (Regression) :
2.1. Aufgebaute Küsten – organisch gestaltet:
2.1.1. Mangroveküste:
Die Mangroveküste befindet in tropischen Klimabereichen, da sie viel Wärme braucht, aber von der jährlichen Niederschlagsmenge nicht abhängig ist.
Die Mangroven können sich durch die vielverästelten Stelzwurzeln in schlammigen
Böden von Flussmündungstrichter oder Buchten festen Halt verschaffen.
Aufgrund des sauerstoffarmen Bodens in den Tropen bildet die Mangrove Atemwurzeln aus. Bei Hochwasser werden die hohen Stelzwurzeln überflutet.
Die Mangroveküste findet man in Südostasien, Australien, Afrika und Amerika zwischen dem 25° n. Br. und 25° s. Br..
2.2. Aufgebaute Küsten – anorganisch gestaltet:
2.2.1. Haken / Nehrung:
Nehrungsküsten zeichnen 13 % aller Küsten der Welt aus. Sie sind schmale, langgestreckte Landzungen. Die Nehrung entsteht durch den Prozess der Küsten- und Strandversetzung; bei schräg aufkommenden Wellen und senkrecht ablaufendem Unterstrom wandern die Teilchen soweit an der Küste entlang, bis sie im Strömungsschatten liegen bleiben. Erreicht so ein Haken die Gegenküste einer Bucht oder vereinigen sich zwei entgegengesetzte wachsende Haken miteinander, spricht man von einer Nehrung. Es bildet sich somit eine abgeschnürte Meeresbucht, die nur noch eine schmale Verbindung zwischen Fluss und See darstellt.
Die längste Nehrung findet man entland der Ostküste der Vereinigten Staaten am Golf von Mexiko.
Abbildung 2 Nehrung
(Quelle: Zepp, Harald: Grundriss Allgemeine Geographie: Geomorphologie. S. 270)
2.2.2. Haff:
Das Haff entsteht, nachdem die Nehrung eine gänzlich abgeschnürte Meeresbucht an einer Flachküste bildet. Das abgeschnürte Haff verliert langsam seinen Salzgehalt und es tritt die Aussüßung in Kraft. Der Anteil des Süßwassers steigt, da der Wasserkörper des Haffs durch Festland her einmündende Flüsse beeinflusst wird und sich somit ein Strandsee bilden kann.
Beispiele sind das Kurische Haff an der Ostsee, die Etang des Beere an der Rôhne – Mündung und die Lagune in Venedig.
2.2.3. Watt:
Watte sind ca. 6000 – 8000 Jahre alt. 1300 n. Chr. waren große Teile des Wattes noch Land. Während der Nacheiseiszeit wurden durch Sturmfluten und Meeresspiegelanstieg 10 – 20 m mächtige Wattenkörper aus Schlick und Sand abgelagert. Es enthält viele Minerale und organische Stoffe.
Da das Watt zwischen Tideniedrig- und Tidehochwasserspiegel liegt, macht das Watt die regelmäßigen Wechsel der Gezeiten vom Meer mit.
Zudem wird es durch viele Priele durchzogen, die ca. 1/3 der Wattfläche bedecken. Priele sind unregelmäßig verlaufende, sich ständig verlagernde Wasserrinnen, die zur Entwässerung des Wattes bei Ebbe dienen.
An der deutschen Nordseeküste bedeckt das Watt eine Fläche von 3400 km2.
Die Westküste von Schleswig Holstein weist einen Wattengürtel von 15 – 20 km (max. bis 40 km Breite) auf, das ostfriesische Watt ca. 5 –7 km Breite und das nordfriesische Watt 15 – 20 km Breite.
Abbildung 3 „The Bar“, eine Strandwallinsel vor der schottischen Küste bei Cairns (n. Steers 1973)
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 144)
2.2.4. Delta:
Deltas sind auf der ganzen Erde zu finden. Sie sind nicht von Klimazonen, bestimmten Gesteine und tektonischen Strukturen abhängig, sind aber trotzdem an Bedingungen gebunden, die für das Deltawachstum wichtig sind.
Diese wären z.B. die kontinuierliche Anlieferung möglichst großer Sedimentmengen an eine Stelle der Küste und die geringe Strömungen und Wellenwirkungen, wo ein fließendes Gewässer in ein stehendes einmündet und dadurch seine Schleppkraft verliert sowie der geringe Gezeiteneinfluss aus dem Meeresbecken. Das Delta besitzt ein breites Schelf und ist sehr flach.
Der Aufbau der Deltas:
knapp oberhalb des Meerniveaus entstehen flache „top – set beds“, an den Ausböschungen unter Wasser stärker geneigte „fore – set beds“ und im tieferen Wasser vor der Deltafront wiederum flachgeneigte „bottom – set beds“.
Abbildung 4 Die typische Schichtung in einem Delta
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 135)
Auch die Umrissformen der Deltas sind außerordentlich vielgestaltig. Abb. 5 zeigt die Haupttypen in vereinfachter Form:
1. Partielle Buchtfüllungen wie bei Paranä, aber auch Colorado und Schatt-al-Arab.
2. Gelappte Küstenkonturen, die teils meerwärtige Vorsprünge aufweisen, teils auch noch ästuarartig aufgeschlitzt sind, meist an Stellen mit größeren Tidenbewegungen (wie am Amazonas).
3. Gerundete Deltakonturen (Niger), bei denen Formelemente und Fazieszonen wegen starker Brandungs- und Gezeitenwirkung eher küstenparallel angeordnet sind und die Flusssedimente einer starken seitwärtigen Verdriftung unterliegen.
4. Keilförmige Deltas, wie sie in aufgesetzter Form am insgesamt gerundeten Nil zu finden sind. Breite oder schmale Keile können entwickelt sein, je nach der Kraft des Flusses oder der Brandung und anderer Meereseinflüsse.
5. Der Typ des sogenannten „Vogelfußdeltas" (Mississippi) zeigt eine meerwärts orientierte Anlage von Mündungsarmen und weiten Küstenvorsprüngen und damit den nur geringen Einfluss aus dem Meeresbecken. Solche Formen sind jedoch auf wellen- und gezeitenschwache, d. h. geschützte Meeresteile beschränkt (Abb. 78).
6. Schaufeiförmige Deltas (Ebro) mit rückwärts gerichteten geraden oder geschwungenen Strandwall- und Dünennehrungen sind recht selten in reiner Form anzutreffen, bezeugen sie doch durch ihr starkes seewärtiges Vordringen einen großen Einfluss des sedimentanliefernden Flusses, durch die Flügelnehrungen jedoch auch die starke Verdriftungskomponente an der Deltaküste. Häufig sind bei diesen Deltas bereits die Spitzen der Nehrungsflügel an das Festland wieder angelehnt, so dass einfachere keil- oder bogenförmige Konturen entstanden sind, denen man die kompliziertere Bildungsgeschichte nicht mehr ohne weiteres ansehen kann.
7. Die gekappten Deltas (Senegal) belegen, dass die Flusssedimente nahezu vollständig durch Meereswirkung seitwärts verdriftet werden. Oft fehlt es auch an einem geeigneten, d. h. flachen und breiten, der Küste vorgelagerten Ablagerungsraum.
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 135/136)
Abbildung 5 Haupttypen von Deltas
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 136)
3.) zurückgewichene Küsten (Trangression):
3.1. Untergetauchte Küsten (Ingression) - glazial und fluvial / glazial gestaltet:
3.1.1. Förde:
Während der letzten Eiszeit drangen aus dem Norden Vorlandgletscher vor.
Die nach Süden vordringenden Gletscherzungen bildeten tief ins Land reichende Talformen. An den Enden der Förden bildeten sie hohe Moränenwälle als Zungenbecken, wobei sich an der Spitze der vorstoßenden Gletscher Schubendmoränen befanden. Die Rinnen und Wannen wurden, nachdem der Gletscher abschmolz, von dem dadurch verursachten Meeresspiegelanstieg überflutet und dienten als Bett.
Sie sehen entweder wie schmale, langgestreckte oder plumpe, breite Meeresbuchten aus. Heute dienen die Förden als gut geschützte Standorte für Hafenanlagen.
Bekannte ausgeschürfte, glaziale Rinnen findet man an der Ostküste Schleswig Holsteins und Dänemarks.
Abbildung 6 Förden in Schleswig - Holstein
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 110)
3.1.2. Boddenküste:
Die Boddenküste entstand durch den postglazialen Meeresspiegelanstieg der Ostsee. Es bildeten sich wellige, kuppige und runde Grundmoränenlandschaften, die aus Lockermaterial bestehen. Die Bodden zeigen sich im Zustand halb ertrunkener Zungenbecken.
Diese breit zerlappte Grundmoränenlandschaft befindet sich an der Ostseeküste in Mecklenburg – Vorpommern.
Abbildung 7 Bodden um die Insel Rügen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 110)
3.1.3. Schärenküste:
Schärenküsten sind vom Gletscher überfahrene, abgeschliffene Rundhöcker.
Die runden Formen der Felsen entstanden durch den hohen Druck des Eises. Das Wasser sowie die Moränen schliffen zusammen die Felsen ab. Die Moränen hatten den Effekt eines Schmirgelpapiers. Der Druck wurde immer stärker und das Eis schmolz. Diese Formen sieht man meistens auf der nördlichen Seite einer Küste, da auf der Südseite der Druck des Eises niedriger ist. Diese Rundhöcker wurden vom Meer nach dem nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg überflutet. Die zahlreich vorgelagerten Felsinseln treten oft zu Tausenden auf und ergeben eine Rundhöckerlandschaft.
Beispiele für solche Rundhöckerlandschaften findet man in zwischen Schweden und Finnland, der südliche Teil des Bottnischen Meerbusens oder die schwedische Küste.
Abbildung 8 Schärenküste bei Turuk, Süd – Finnland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 109)
3.1.4. Fjord:
Während der Eiszeit entstanden die Fjorde durch die erodierende Wirkung von Gletschern, die ,von nahen Hochgebirge ausgehend, tiefe Rinnen und Täler in die Küstenregion schnitten. Die Rinnen und Täler füllten sich mit Wasser, als der Meeresspiegel durch die Warmzeit anstieg. Nahe der Mündung ist das Fjord flach, je weiter man ins Landesinnere geht, umso tiefer wird es. Heute reichen die Fjorde mehrere 100 m bis über 1300 m unter dem Meeresspiegel. Die langen, schmalen Hauptrinnen verzweigen sich meistens in viele Nebenarme. Die Täler bzw. Trogtäler weisen einen U – förmigen Querschnitt auf.
Aufgrund der geschützten Lage durch die Trogtäler gründete man viele Städte an den Fjorden. Sie boten gute Meeresanbindungen und Transportwege für die Binnenschifffahrt.
Die Küstenregion Norwegens besitzt den längsten Fjord in Europa, den „Sognefjord“, der 204 km ins Landesinnere reicht, die max. Tiefe beträgt mehr als 1308 m.
Den weltweit größte Fjord sieht man an der Nordwestküste von Baffin Island, der „Admiralty Inlet“ mit einer Länge von 270 km und einer Breite von 32 km.
Weitere Fjorde gibt es in British Columbia, in Alaska, Island, Grönland, Nora Scotia.
Abbildung 9 Fjordküste im Nordwesten Islands
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 135)
3.2. Untergetauchte Küsten (Ingression) – fluvial gestaltet:
3.2.1. Canale – Küste:
Canale – Küsten sind küstenparallele Gebirgsketten, die überflutet wurden und somit eine abgesunkene Bucht darstellen. Es ragt nur noch der Bergrücken aus dem Wasser. Sie sind meistens breiter als lang. Zwischen den Bergketten bilden sich kanalartige Wasserstraßen oder lange Meeresschläuche, die durch die überfluteten Täler entstanden sind. Die Bergrücken bilden Buchten und erweisen sich als gute Naturhäfen und Anbindungsstellen an den Binnenverkehr.
Beispiele für die Canale – Küste sind die dalmatinische Küste und die jugoslawische Küste.
Abbildung 10 Canale – Küste vor Kroatien, Adria
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 114)
3.2.2. Rias – Küste:
Rias – Küsten sind durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg aus ertrunkenen Flussunterläufen und Talmündungen entstanden. Sie haben die Form einer schlauförmigen, tief ins Land zurückgreifende Meeresbucht. Die Flut dringt in die Mündungsschläuche ein, bei Ebbe werden sie größtenteils trocken, nur die Mündungsbucht wird überflutet.
Die Rias – Küste sind benannt nach ihrem Vorkommen und Beispielen in Galizien, Südirland, Südengland und der Bretagne.
Ria (plur. Rias) ist spanisch und heißt „vom Meer überfluteter länglicher Mündungstrichter eines Flusstales.“ (Quelle: Wilhelmy, Herbert: Geomorphologie in Stichworten, III. Exogene Morphodynamik. S. 127)
Man kann die Rias – Küsten in drei Gruppen aufteilen, die „monofluvialen“, die „polyfluvialen“ und die „panfluvialen“ Rias-Küsten
Die „monofluvialen“ und die „polyfluvialen“ Rias-Küsten:
Während der pleistozänen Meeresspiegelstände haben sich alle Flüsse zur Küstenlinie verlängert. In nicht vergletscherten Gebieten gibt es daher keine ertrunkenen Flussmündungsbereiche. Diese Flussmündungsbereiche können einfach gestaltet sein oder auch eine Vielzahl von Verzweigungen aufweisen.
Die „panfluviale“ Rias sind bei der Ingression des Meeres über die einzelnen Wasserscheiden und Riedel hinweg vorgedrungen. Somit entstanden sackförmige Buchten.
Abbildung 11 Die verschiedenen Riatypen:
Figur A:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 112)
3.2.3. Ästuare (Trichtermündung):
Ästuare gehören zu den eindrucksvollsten Ingressionsformen, durch eustatische Meeresspiegelsenkungen wurden die Mündungsbereiche großer Flüsse übertieft und durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg überflutet.
Ästuare sind somit Meeresarme, die bis zur oberen Grenze der Gezeitenauswirkungen in Flusstäler hineinreichen. In Gebieten mit starkem Tidenhub und kräftigen Gezeitenströmungen ist die Überflutung von Flussmündungsbuchten stärker behindert. In Gezeitenmeeren stellt sie eine offene Bucht dar und in gezeitenarmen Meeren ein Delta.
Solche Trichtermündungen sind an der Themse, der Elbe und der Seine vorzufinden.
3.3. Zerstörte Küsten – anorganisch / organisch gestaltet:
3.3.1. Kliff:
Kliffs sind Küsten, die zu den zerstörten Küsten gehören. Sie werden z.B. durch die ständige Arbeit der Meereswellen, die an steil ansteigendes Festland branden, zerstört (Abrasionstätigkeit). Weitere Faktoren, die zur Zurückverlegung und somit zur Form und Ausmaß der Steilküste führen, sind die Wetterbedingungen, mechanische und chemische Verwitterungen, die Standfestigkeit des Gesteins, die Zeit der Einwirkung des Meeres auf den betreffende Küstenstreifen, Organismentätigkeit und die Abhängigkeit von der Höhe und Böschungswinkel des Landes. Diese Kräfte bestimmen, wie schnell oder wie langsam die Steilküste zurückgeht.
Das kleinere Gesteinesmaterial wird im Meer davon geschwemmt und an einer anderen Stelle wieder angeschwemmt. Die gröberen Gesteinsbrocken hingegen werden immer wieder gegen die Steilküste geschleudert und lösen weitere Felsblöcke ab. Der durchschnittliche Druck, z.B. von atlantischen Wellen im Winter, beträgt 10.000 kg/m2 und bei großen Stürmen sogar über 30000 kg/m2. Das ist ein immens starker Druck, den derartige Kliffs aushalten müssen.
Vor dem Kliff zum Meer hin entsteht eine Abrasionsplattform oder auch Schorre genannt. Die Schorre schneidet sich in einem scharfen Winkel mit dem Kliff. Die Form einer solchen Schorre kann außer einer Plattform auch andere Gesteinsstrukturen aufweisen. Beispiele wären Säulen und Bögen.
Im Kliff selber kann sich eine Brandungshohlkehle bilden.
Man hat berechnet, dass der Rückgang eines Kliffs ca. 20 m im Jahrhundert beträgt.
Das noch größte Kliff in Europa befindet sich in Schleswig – Holstein am Brodtener Ufer. Weitere Steilküsten befinden sich im Südosten Schwedens oder auf Sylt.
Abbildung 12 links: Entwicklung von Schorre und Kliff (schematisch)
Abbildung 13 rechts: Blockbild zur Veranschaulichung der Begleitformen eines Felskliffs
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. links S. 99, rechts S. 120)
Abbildung 14 Faire Isle ist von zahlreichen Kliffen mit natürlichen Brandungshöhlen und Brandungsbögen umgeben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. S. 120)
4. Literaturliste:
- Wilhelmy, Herbert: Geomorphologie in Stichworten, III. Exogene Morphodynamik, Printed in Germany, 4. Auflage,1981.
- Kelletat, Dieter: Physische Geographie der Meere und Küsten. Leipzig 1999.
- Goudie, Andrew: Physische Geographie, Eine Einführung. Heidelberg, Berlin 4. Auflage, 2002
- Zepp, Harald: Grundriss Allgemeine Geographie: Geomorphologie. Paderborn, München, Wien, Zürich 2002.
- Schülerduden „Die Geographie“ / hrsg. Und bearb. vom Geographischen – Kartographischen Insitut Meyer unter Leitung von Adolf Hanle. 2., neu bearb. und erw. Aufl. – Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich: Dudenverlag.,1991
- Microsoft Encarta – Enzyklopädie professionell 2003
- http://marvin.sn.schule.de/~tzl/gb/inform/unterrichtsprojekte/nokuste/seite2.htm
- http://www.hvitfeldt.educ.goteborg.se/geoeco/
- Arbeit zitieren
- Nicole Lamour (Autor:in), 2003, Küstenformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110303