Intraregionale Wanderungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebenszykluskonzeptes


Seminararbeit, 2002

72 Seiten


Leseprobe


Die Definition der „Region“ ist sehr vielfältig

konkreter dreidimensionaler Ausschnitt aus der Erdoberfläche

der „Wanderungsbegriff“ in der Umgangssprache und der Literatur unterschiedlich verwendet

Beziehungen zwischen räumlicher und sozialer Mobilität

Zwischen den beiden Arten der Mobilität besteht ein deutlicher Zusammenhang. Meist sind Änderungen des Wohnortes eng mit den Änderungen von Arbeitsplatz, oder Beruf verknüpft, d.h. dass räumliche Mobilität nur im sozialstrukturellen Zusammenhang gesehen werden kann

„Binnenwanderungen:. An dieser Stelle sollte man sich den administrativ festgelegten Verwaltungsgrenzen bedienen, um eine Nah- und Fernabgrenzung zu treffen. Dazu zählen Stadtgrenzen, Gemeindegrenzen, Kreisgrenzen, Grenzen der Regierungsbezirke und der Länder.

pragmatische Lösung des Problems der Regionsabgrenzung bildet die Operationalisierung dieses Begriffes durch die Orientierung an den Einflussbereichen von Ober- und Mittelzentren.oder Planungsregionen

dauerhafte, oder zumindest längerfristige Wohnsitzverlagerung

regressionsanalytische Wanderungsmodell. Dieses hebt sich von der Annahme ab, dass nur die Bevölkerungszahlen des Zu- und des Abwanderungsgebietes als Einflussfaktoren für Wanderungsbewegungen angesehen werden

vier Faktorengruppen analysieren:

1. Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet
2. Faktoren in Verbindung mit dem Zielgebiet
3. intervenierende Hindernisse (z.B. Gesetz, Kosten...)
4. persönliche Faktoren

jeder dieser Faktoren die gleiche Bedeutung und Wichtigkeit für den Migrationsvorgang

eine Familie mit Kindern ist der Meinung, dass ein Einfamilienhaus im suburbanen Raum besser wäre, um die Kinder groß zu ziehen, als eine Mietwohnung in der Stadt. Das wäre der Faktor 4, also persönliche Präferenzen. Die Folge ist: die Familie wandert an den Stadtrand und mietet oder kauft ein Einfamilienhaus. Von den Auswahlmöglichkeiten A, B, oder C, wählt die Familie die ihrer Meinung nach beste Alternative. Der Grund dafür ist:

a. die Familie erachtet die Stadt aus naheliegenden Gründen als einen ungeeigneten Ort um Kinder groß zu ziehen (Faktor 4. und 1.),
b. die gewählte Alternative erscheint den Entscheidern aus verschiedenen Gründen sinnvoll (4. und 2.), und
c. bei den ausgeschlossenen möglichen Orten haben die Nachteile überwogen (4. und 3.)

Zu erkennen ist die sog. Push – Pull - Systematik, was im Klartext heißt, dass Wanderungen durch abstoßende Kräfte der Herkunftsregion und anziehende Kräfte der Zielregion determiniert werden

probabilistische und verhaltensorientierte Wanderungsmodelle

individuelles Verhalten und beschreiben Wanderungsentscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen

Ausfallen der Entscheidung (die nicht zwangsweise von nur einer Person getroffen werden muss) vom individuellen Anspruchsniveau abhängig, aber auch vom Grad der Informationsbeschaffung und –verarbeitung über alle Migrationsalternativen

Such-, Wahrnehmungs- und Bewertungsverhalten der Entscheidungsträger im Vorfeld der Migration

auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und hier insbesondere die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Industrialisierung. Damals noch von sehr hohen Bevölkerungswachstum geprägt, wanderten viele Menschen aus dem ländlichen Bereich in die Städte. Das führte zu einem starken Bevölkerungszuwachs in den Städten. Diese Wanderungen waren meist motiviert durch Strukturwandlungen in der Landwirtschaft („Agrarische Revolution“) und Ansiedlungen von Industrie in alten und neuen städtischen Zentren

wirtschaftlichen Wachstum verbunden, Bevölkerung und Wirtschaft waren stark konzentriert, da das damalige Verkehrsnetz und Einkommen nur arbeitsplatznahe Wohnungen zuließen

„Stadtrandwanderung“, oder „Suburbanisierung“. Dabei handelt es sich um die intraregionale Dekonzentration von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastruktur in verdichteten Regionen hochindustrialisierter Länder. In München begann sie z.T. schon relativ früh, nämlich zu Zeiten des bayr. Königreiches, war damals aber nur auf die Adelsschicht und Oberschicht beschränkt

Gräfelfing oder Planegg wurden damals mit Villen bebaut, die der Oberschicht ermöglichten, den Wohnstandort an den Erholungsstandort zu verlagern. Das waren Gesellschaftsschichten, die, wenn überhaupt, nur an wenigen Tagen dem Geldverdienen nachgehen mussten und dadurch auch keinem Zwang ausgesetzt waren in der Nähe der Arbeitsstätte zu wohnen. Man kann nur mutmaßen, dass das Lebenszykluskonzept damals nicht in der heutigen Form eine Rolle spielte: das geht aus der o.g. Tatsache des nicht täglichen Erwerbs hervor. Die alltägliche Mobilität war sehr beschränkt; ein Nahverkehrssystem existierte praktisch nicht, was dazu beitrug, dass die gewöhnlich arbeitenden Gesellschaftsschichten ihren Wohnort am Arbeitsplatz orientieren mussten

Stadt-Umland-Wanderung setzte sich fort und erreichte seinen Höhepunkt in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Das steigende Pro-Kopf-Einkommen und die allgemeine extrem hohe Zunahme der persönlichen Mobilität, sei es aufgrund von Automobilisierung oder dem rasanten Ausbau der ÖPNV-Systeme, erlaubten es den Stadtbürgern, flexibler mit der Wohnstandortwahl umzugehen und sie auch nach der persönlichen Lebensplanung zu richten. Andererseits bringt diese Auswanderung in stadtnahe Gemeinden viele Probleme mit sich. In erster Linie wäre die enorme Verstärkung des Pendelverkehrs zu nennen, die aufgrund der Trennung der Funktionen „Wohnen“ und „Arbeiten“ und somit längeren Verkehrswegen, eine hohe verkehrliche Belastung der Verdichtungsräume erzeugt. Dadurch wird das Wohnen in der Großstadt durch ein steigendes Verkehrsaufkommen und zunehmende Umweltbelastung beeinträchtigt.

- der Unterauslastung der städtischen Infrastruktur steht eine Überbelastung im Umland gegenüber,
- nach Geschäftsschluss tritt eine Verödung der Innenstädte mit negativen Konsequenzen auf,
- durch eine Umschichtung der Sozialstruktur verlieren die Städte weiter an Attraktivität,
- die Steuereinnahmen in den Städten sinken zu Gunsten der Umlandgemeinden,

steigende Bodenpreise und knapper Baugrund führen zur weiteren Zersiedelung der Landschaft

Das rasante Wachstum, etwa in den 60er oder 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, führte so einige ehemals landwirtschaftlich geprägte Dörfer an den Rand des Zusammenbruchs. Man begriff z.B. erst sehr spät, dass man Bautätigkeiten mit sinnvoller Planung regeln muss. Oft hat die Bebauung gewuchert und einen gesichtslosen Siedlungsbrei hinterlassen. Bauernhäuser neben hochverdichteten Hochhäusern, vermischt mit Gewerbeflächen und Einfamilienhäusern; solch eine Bebauung wäre heute undenkbar. Unbelebte Schlafstädte ohne Zentrum, ohne Kultur- und Freizeitangebot, aus denen die Kaufkraft in die Großstadt abfließt. Unterentwickelte Infrastruktur, die dem rasanten Wachstum und den Ansprüchen der Bewohner nicht gerecht wird.

ergeben sich aus der Analyse der Wanderungsmotive Standortvor- bzw. Nachteile für bestimmte Gebiete. So ergibt sich für die Kernstädte nur bei den berufsbezogenen Wanderungen eine positive Bilanz. Ihr Bedeutungsüberschuss liegt demnach allein in ihren Ausbildungs- und Arbeitsplätzen

Heutzutage ist diese Aussage aus einer älteren Literatur kritisch zu sehen, denn in den letzten Jahrzehnten hat eine enorme Gewerbesuburbanisierung stattgefunden. Die außerstädtischen Gewerbegebiete haben sehr an Bedeutung gewonnen

Die Diskussion über den Bau einer ringförmigen S-Bahnverbindung, zeigt ganz deutlich, wie sehr sich der typische Pendlerstrom geändert hat. Man fährt nicht mehr morgens in die Stadt zur Arbeit und fährt nach Feierabend ins Umland wieder heim, sondern man fährt sozusagen immer und überall hin. Die Städter fahren auch mal in Umlandgewerbegebiete und die Umlandbewohner fahren genauso in andere, auch weitere entfernte Umlandgemeinden in die Arbeit. Der Pendelstrom ist also nicht mehr konzentrisch, sondern sehr dispers und polyzentrisch. Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die alten Strukturen der Funktionsteilung Arbeiten in der Stadt – Wohnen im Umland, nicht mehr gelten

Seit ungefähr 20 Jahren ist aber auch ein Prozess der Wiederbesiedelung der innenstadtnahen Bereiche zu verzeichnen. Die sog. „Gentrification“ also Veredelung von städtischen Wohngebieten, führte dazu, dass ehemals unbeliebte, verkommene und zur Ghettobildung neigende Viertel z.T. zum großen Teil wieder sehr beliebt sind. Das ist zurückzuführen auf die Immigration von kinderlosen Lebensgemeinschaften, Künstlern, Homosexuellen, Stadtbewohnern mit alternativen Lebensweisen und jungen Singlehaushalten. Die Innenstadt gilt als „hip“, solange man keine Familie gründet und Kinder erziehen muss. Das basiert auf der Tatsache, dass immer weniger Menschen früh heiraten und Kinder bekommen und nicht bereit sind wegen Kindern auf einen komfortablen Lebensstandard zu verzichten. Für diese Leute bieten diese innenstadtnahen Bezirke den optimalen Wohnstandort, sie bieten eine Fülle von für diese Bevölkerungsgruppe wichtigen Einrichtungen (Kultur, Kneipen, Ateliers, Bildungseinrichtungen der höheren Art, u.s.w.). Das ist ein optimales Beispiel für die Tatsache, wie sich durch die Veränderung der Lebensweisen und somit der Lebenszykluskonzepte, auch die Wanderungsprozesse anpassen und verändern

Bei Motiven, die die Wohnfunktion direkt oder indirekt betreffen, ist der Saldo der Kernstadt negativ (vgl. BÄHR 1983: 360). Zu beachten ist die Tatsache, dass sich hinter „veränderten Wohnwünschen“, auch veränderte Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes und andere Zwänge (Kündigungen, Mieterhöhungen) verbergen. Das bedeutet, und widersetzt sich dem Lebenszykluskonzept, dass nicht immer ein ausdrücklicher Wunsch zum Verlassen der Kernstadt existiert, es vielmehr ein äußerer Druck ist, der die „Stadtflucht“ eher zur „Stadtverdrängung“ mutieren lässt.

POPP (1976) konnte für Erlanger Altstadt zeigen, dass sich dort mehrere Wanderungsabläufe, die sehr unterschiedlich sein können, überlagern. Er klassifizierte sie in 4 Typen, deren Motivation unterschiedlich ist (vgl. BÄHR 1983: 360, 361). Der Typ 1 entspricht der arbeitsplatz- und studienplatzorientierten Wanderung meist junger Einpersonenhaushalte. Die Vorteile der Innenstadt liegen in den geringen Entfernungen zum Arbeits- bzw. Studienplatz, sowie zu den wichtigen Einkaufsstätten und z.T. in relativ niedrigen Mieten. Nach Beendigung des Studiums oder nach einem Arbeitsplatzwechsel, wird die Innenstadt nach einer kurzen Wohndauer verlassen.

Beim Typ 2 ist der Zuzug in die Kernstadt ähnlich motiviert. Der Wegzug steht mit Wohnungsgründen in Verbindung. Die äußeren Anlässe für einen Wohnungswechsel können eine Heirat, der Nachzug von Familienangehörigen, oder die Vergrößerung des Haushalts im Rahmen des Lebenszyklus sein. Wird der Arbeitsplatz in der Innenstadt beibehalten, steuert dieser Personenkreis einen großen Beitrag zum Anschwellen des Pendlerstromes bei.

Beim Typ 3, der seltener vertreten ist, handelt es sich vielfach um einen erzwungenen Wohnwechsel. Hier ist der Anteil älterer Menschen besonders hoch. Der 4., ebenfalls seltener Typ, ist eine Unterform vom Typ 1, wobei nach einem Zuzug von Außen, noch innerhalb der Kernstadt umgezogen wir. Das trifft häufig für Gastarbeiter und Studenten zu. (vgl. BÄHR 1983: 361)

lebenszyklisch bedingte Veränderungen in der Gewichtung und Berücksichtigung der Ziele. Bei jungen Menschen stehen andere Ziele (wie Bildung, Haushalt, Freizeit...) im Vordergrund, während für ältere Leute, andere Ziele wichtiger sind

Für die Stadt Bonn als Ganzes folgt aus der Betrachtung des Migrationsbaumes der Hinweis auf Altersruhesitzwanderung und die Tatsache, dass viele Familien mit Kleinkindern aus der Stadt ausgewandert sind. Der zunehmende Anteil der älteren Menschen in unserer Gesellschaft und der zunehmende Wohlstand, führen dazu, dass immer mehr Rentner und Pensionäre aus den umweltbelasteten Agglomerationsräumen wegziehen und sich für das Alter einen neuen Wohnstandort in landschaftlich reizvolleren und klimatisch begünstigten Gegenden suchen

In den anderen Teilen der Stadt hat sich die alterspezifische Mobilität anders ausgewirkt. Es gibt einen hohen Gegensatz zwischen den innenstadtnahen Bereichen und dem Stadtrand, in der dazwischenliegenden Zone ist die Mobilität im Allgemeinen geringer und die Bevölkerungszusammensetzung weniger einseitig.

In der „Innenstadt Nord“ überwiegen die Zuzüge der 20 – 24jährigen, verlassen wird das Gebiet v.a. von Familien in wachsenden und konsolidierten Phasen des Lebenszyklus. Noch auffälliger ist der Prozess in der „Innenstadt Süd“, wo die negativen Werte für Kinder und Kleinkinder besonders ausgeprägt sind. Hohe Zuwächse verzeichnet der Bereich hauptsächlich bei den 15 – 29jährigen. Die ebenfalls negativen Bilanzen für fast alle Gruppen über 59, bestätigen die in mehreren Untersuchungen zum intraurbanen Umzugsverhalten älterer Menschen gemachten Beobachtungen. Demnach sind die Wanderungsströme dieser Bevölkerungsgruppe ebenfalls überwiegend nach außen gerichtet. Die Überalterung so mancher zentrumsnaher Wohnbereiche erklärt sich nicht aus verstärkten Zuzügen, sondern aus einer geringen Mobilität dieser Gruppe

Einen anderen Typ verkörpert „Auerberg“, ein Neubaugebiet am Stadtrand von Bonn. Alle Altersklassen verzeichnen eine Bevölkerungszunahme durch Wanderungen, sie ist jedoch bei den Kleinkindern und der Elterngeneration am höchsten. Bei einem Neubaugebiet aus den 50er Jahren verhält es sich dagegen ganz anders. Hier ist in fast allen Altersgruppen eine starke Abwanderung zu verzeichnen, wobei sie am deutlichsten bei der jungen Generation zu Tage tritt, die damals das Elternhaus verließ

Der Wohlstand und die Mobilität haben im starken Maße zugenommen, die Verkehrssysteme sind leistungsfähiger und dynamischer geworden. Die Migrationen finden über größere Entfernungen statt, ohne zwangsweise nicht-intraregional zu werden. Die Region ist meiner Meinung nach kein starrer, festgezurrter Begriff, sondern wird mit der zunehmenden Globalisierung ausgedehnter, so wie „kleiner“ die Welt wird. Hochleistungsfähige Verkehrsnetze, moderne Kommunikationsweisen (denkt man an die Revolution, die das Internet ausgelöst hat), größere Agglomerationsräume und immer kürzere (hier würde ich statt „mental maps“, „mental distances“ sagen) subjektive Entfernungen, führen zu einer Vergrößerung der subjektiven, empfundenen Region. V.a. die Ballungsräume und ihre Regionen werden immer größer und wuchern geradezu in die umliegenden Landschaften. Um wieder mal als das einleuchtendste Beispiel München hervorzuheben: die Entfernung München - Augsburg war früher nur mit einer „halben Reise“ zu bewerkstelligen. Irgendwann baute man eine Eisenbahnlinie, heute liegt Augsburg fast im Einzugsbereich der Münchner S-Bahn, so dass in absehbarer Zeit sicherlich eine S-Bahnlinie dort hinführen wird. Ich denke, in einer Zeit in der jeder „einfach mal so“ übers Wochenende in sein mehrere hundert Kilometer entferntes Ferienhaus reisen (ob fahren oder fliegen...) kann, bedarf auch der Begriff der „intraregionaler Wanderung“ einer distanzbezogenen Korrektur.

- Frauen sind deutlich häufiger als Männer mit einem Partner zusammen gezogen
- Personen mit einem Volksschulabschluss sind wesentlich häufiger erst mit der Heirat ausgezogen, wesentlich seltener allein in eine Wohnung oder ein Untermieterzimmer gezogen waren, als Personen mit höheren Abschlüssen und seltener in eine Wohngemeinschaft eingetreten waren.

Typisch für die Migrationen in der Gründungsphase ist die Gentrification

Hier nehmen generell die Ansprüche an den Wohnraum zu und durch meist bessere berufliche Stellung als in der Gründungsphase, nimmt auch der Wohlstand der Familie zu.

Manche würden sich zwar wünschen aus der Stadt auszuziehen, können es sich jedoch schlichtweg nicht leisten.

Eine empirische Untersuchung von E. STEINER (1974) in der Stadt und Großraum München, zeigt welche Gründe wesentlich für den Umzug wachsender Haushalte waren. Die wichtigsten drei waren:

- Raummangel
- Ausstattungsmängel
- Standortmängel (laut, schmutzig)

Die Mängel, die in Verbindung mit der alten Wohnung stehen sind Lärm- und Luftverschmutzung, sowie Ausstattungsmängel; bei kinderreichen Familien sind es eine drohende Kündigung [soziale Unakzeptanz vieler Kinder in einer Familie ?; Anm. d. Verf.] und fehlender Spielplatz. Folglich ergeben sich Ansprüche an den Wohnstandort, die nur in bestimmten Lagen realisiert werden können. Zu diesen Standortfaktoren zählen hauptsächlich:

- Nähe von Schule
- Nähe vom Arbeitsplatz
- Ruhige Lage
- Gute Verkehrsverbindungen
- Einkaufsmöglichkeiten

Dass daraus nicht zwingend eine Wanderung ins Stadtumland erfolgt ist ersichtlich, denn nicht nur das Stadtumland bietet explizit diese Standortvorteile. Einerseits können auch manche ruhigere Viertel in innenstadtnahen Bereichen durchaus diese Anforderungen erfüllen, andererseits bestehen oft in Umlandgemeinden ebenso wie in dicht bebauten Gebieten Defizite, die diese Faktoren betreffen. Im Falle der Expansionsphase sind die Wanderungsbewegungen z.T. sehr diffus, und noch weniger in eine bestimmte Richtung kanalisiert, wie die Wanderungen in der Gründungsphase, wo v.a. die ausbildungsbezogene Wanderung relativ stark innenstadtgerichtet ist.

Das liegt daran, dass nach erfolgten Wanderungen in der Gründungs- und Expansionsphase die Motivation zu weiteren Wanderungen stark nachlässt

Als Motivatoren gelten in diesem Fall mehr evtl. auftretende Push-Faktoren, die die Familie zur Wanderung zwingen. Freiwillige Wanderungen werden aufgrund der starken Gewöhnung der Betroffenen an die physische und soziale Umwelt und Umgebung möglichst unterlassen. Als ein wichtiger Grund hierfür gilt die Assimilierung der Kinder an die eigene Bildungsanstalt und die damit verbundenen sozialen Verknüpfungen. In der Praxis zeigt sich, dass Eltern nur sehr ungern ihre Kinder von einer Schule nehmen, um sie dann an eine andere zu versetzen. Eine Ausnahme bildet die Versetzung an eine weiterführende Schule, die von vornherein eine andere Bildungsanstalt indiziert, wie aber schon gesagt entstehen nur selten Notwendigkeiten zur freiwilligen Wohnsitzverlagerung.

Ein Hauptmotiv für Wanderungen in dieser Lebensphase ist ein durch den Arbeitgeber erzwungener Arbeitsstellenwechsel, der manchmal mit einem Wohnortwechsel einher geht. Eine bestimmte Wanderungsrichtung ist an dieser Stelle jedoch beim besten Willen nicht auszumachen, die starke Abhängigkeit von der Arbeitsstelle eines Elternteiles, führt durch Abwägung aller vor und Nachteile eines bestimmten Wohnstandortes zu einer Wanderung in die Nähe der Arbeitsstätte, wo auch immer sich diese befindet.

. So ist man auf das momentane, meist niedrige Einkommen, und das Ersparte angewiesen, was nicht immer eine wünschenswerte Mobilität tatsächlich erlaubt

Oft ist man von Behörden abhängig, die einem eine Sozialwohnung o.ä. zuweisen. In der bereits schon erwähnten Untersuchung von E.STEINBERG (1974), äußern die Rentner nur wenig Ansprüche an den Wohnraum, da sie sich vom Wohnungsamt abhängig fühlen. Als Wohnstandort der Rentner werden alte Viertel, bzw. altes Stadtgebiet angegeben

Häufig sind es auch externe Faktoren (als push-Faktoren), die ältere Menschen zur Wanderung bewegen. Das wären z.B. eine drohende Kündigung der Wohnung, die Wohnausstattung der alten Wohnung (Fehlen von Zentralheizung, Bad, Lift werden zu lebensbedrohlichen Faktoren) und persönliche Gründe. Pull-Faktoren sind meiner Meinung nach nur bei den reicheren Rentnern als Motivatoren anzusehen, denn nur mit genügend Geld lässt sich ein bestimmter persönlicher Wunsch nach qualitativer Verbesserung des Wohnraumes realisieren

Ich persönlich beobachte eher eine Abneigung älterer Menschen gegenüber Wohnsitzverlagerungen, „wenn es nicht unbedingt sein muss“. Sie fühlen sich durch Umzüge überfordert und sind oft sehr stark mental und z.T. auch familiär an einen bestimmten Standort gebunden

Siedlungen für Alte errichten lassen. Diese beinhalten natürlich das ganze Spektrum an Einrichtungen , die der wohlhabende Rentner zum Leben braucht, wie:

- eine gut ausgebaute Infrastruktur,
- Nähe zu Versorgungseinrichtungen,
- Krankenhäuser und Kliniken,
- Rehazentren und altengerechte Freizeiteinrichtungen.

Ende der Leseprobe aus 72 Seiten

Details

Titel
Intraregionale Wanderungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebenszykluskonzeptes
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Wirtschaftsgeographie - Proseminar Bevölkerungsgeographie
Autor
Jahr
2002
Seiten
72
Katalognummer
V110410
ISBN (eBook)
9783640085835
ISBN (Buch)
9783640116492
Dateigröße
3931 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vollständige Arbeit incl. Referat und handout von Anfängen des Studiums der Wirtschaftsgeographie, 2.Semester. Präsentation in der PDF-Version zusätzlich enthalten) Note: 1,x
Schlagworte
Intraregionale, Wanderungen, Berücksichtigung, Lebenszykluskonzeptes, Wirtschaftsgeographie, Proseminar, Bevölkerungsgeographie
Arbeit zitieren
Martin Doskoczynski (Autor:in), 2002, Intraregionale Wanderungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebenszykluskonzeptes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110410

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