Informelles Lernen mit Rapper Kontra K


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

37 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung
2.1 Musik und Rap
2.2 Das informelle Lernen

3. Holzkamps subjektwissenschaftliche Lerntheorie

4. Der Rapper Kontra K und seine Liedtexte

5. Kontra Ks Liedtexte als informelles Lernen mit Bezugnahme auf Holzkamps Lerntheorie

6. Schluss

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Das Medium Musik ist ein großer Bestandteil unserer Gesellschaft und Kultur und gehört bei im­mer mehr Menschen zur alltäglichen Praxis. Die Musik hat auf die Menschen einen sehr großen Einfluss, welcher sowohl auf bewusster, als auch auf unbewusster Weise auftritt. In dieser Haus­arbeit wird versucht aufzuzeigen, welchen Einfluss Musik tatsächlich auf die Menschen, insbe­sondere auf die Jugend, hat. Dabei steht die Subjektwissenschaft im Vordergrund.

Musik war schon immer ein einflussreiches Medium, welches Menschen berührt, bewegt und ver­ändert. Durch die Musik werden Emotionen ausgedrückt und ausgelöst, sowie neue Welten er­schaffen, in die jeder aus dem alltäglichen Leben entfliehen kann. Über Musik gewinnt man Frei­heit, Selbstwahrnehmung, Weltwahrnehmung und eine Steigerung des Lebensgefühls.

Darüber hinaus sind Bildung und Lernen zentrale Begriffe in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft, in der stets die Optimierung des Selbst und der Wettbewerbsgedanke im Vorder­grund stehen. Diese zwei Begriffe gewinnen immer mehr an Bedeutung und prägen vor allem den Lebensabschnitt Jugend, auf die die Leistungsgesellschaft einen großen Druck ausübt. Heutzu­tage wird kontrovers diskutiert, ob und inwieweit man nicht nur durch anerkannte Bildungsinstitu­tionen wie die Schule, sondern auch informell zu jeder Zeit an jedem Ort lernt. Diese neue Bil­dungsform nennt man das non-formale beziehungsweise das informelle Lernen.

So liegt die Behauptung nahe, dass man ebenfalls durch das Hören von Musik und von bestimm­ten Liedtexten informell lernt. Um diese Hypothese zu verifizieren, werden in dieser Hausarbeit auf subjetwissenschaftlicher Basis anhand von Klaus Holzkamps Lerntheorie Liedtexte des deut­schen Rappers Kontra K dargestellt und analysiert. Das Hauptziel dieser Arbeit ist herauszukris­tallisieren, inwieweit man durch Deutschrap informell lernen kann.

Dazu werden zunächst die Begriffe Musik, Rap und informelles Lernen definiert. Danach werden in Grundzügen die subjektwissenschaftliche Lerntheorie Holzkamps, sowie der deutsche Rapper Kontra K und seine Liedtexte vorgestellt. Darauf aufbauend werden ebendiese Liedtexte mit Be­zugnahme auf das informelle Lernen und auf Klaus Holzkamps Lerntheorie analysiert. Zuletzt werden die Aspekte und Ergebnisse subsumiert, um darzustellen, inwieweit man durch Deut­schrap informell lernt.

2. Begriffserklärung

2.1 Musik und Rap

Das Etymon musikos des Wortes Musik ist griechischer Herkunft und beschrieb ursprünglich die Dicht- und Tanzkunst in der Antike. Der Duden beschreibt Musik als „Kunst, Töne in bestimmter [.] Gesetzmäßigkeit hinsichtlich Rhythmus, Melodie, Harmonie zu einer Gruppe von Klängen und zu einer stilistisch eigenständigen Komposition zu ordnen“.

Trotz vieler verschiedener Definitionsversuche werde es niemals die eine richtige Definition ge­ben, da Musik zahlreiche Standpunkte, Merkmale und Bedeutungsinhalte habe (vgl. Langenbach, 1994, S.14). Heinrich Hüschen beschreibt Musik als eine Melodie im Zusammenspiel mit einem bestimmten Text, welche eine Verankerung im Geiste des Menschen sei, nicht nur bestehend aus Tönen, viel eher aus einem geistigen Prinzip. Hier wird die emotionale und geistige Komponente stark in Betracht gezogen. Etwas allgemeiner gefasst sei dieses Phänomen universell und heute im Alltag stark vertreten, von Kultur zu Kultur unterschiedlich und somit auch sehr vielschichtig (vgl. Langenbach, 1994, S.15).

Eine bestimmte Form der Musik ist der Rap beziehungsweise der Sprechgesang. Dieser ist „[.] ein Subgenre der Hip-Hop-Kultur [.], das sich vor allem über bestimmte Stilmittel, Themenfelder und Sprachcodes definiert“ (Szillus, 2012, S.41). Von den Vereinigten Staaten gelangte diese Musikrichtung im Jahre 1933 nach Deutschland. Sie lebe von sozialen Themen wie Ungleichheit oder Unterdrückung und errege ihre Aufmerksamkeit durch Schicksale, Aufstiegsfantasien, Ori­entierungen oder Wünsche anderer Menschen. Somit gewähre Rap einen Einblick in unterschied­liche Bereiche der heutigen Gesellschaft (vgl. Straub, 2012, S. 8f).

2.2 Das informelle Lernen

Das Verb lernen bedeutet im Allgemeinen, dass neues Wissen, Kenntnisse oder Kompetenzen aneignet und diese im Gedächtnis eingeprägt werden. Ein Individuum reagiert auf etwas Unbe­kanntes so, dass neue kognitive Strukturen gewonnen werden. Dieses Lernen erfolge nicht nur formal, sondern auch non-formal oder informell.

Das informelle Lernen grenzt sich vor allem dadurch von dem non-formalen und formalen Lernen ab, dass es weder intentional noch organisiert ist. Das formale Lernen findet hauptsächlich in formalen Bildungsinstitutionen statt und ist gekennzeichnet durch den staatlich anerkannten Ab­schluss, den man dort anschließend erreicht. Das non-formale Lernen hingegen ist bewusst, strukturiert und geplant, zieht letzten Endes jedoch kein offizielles Bildungszertifikat mit sich. Bei­spiele für Kontexte dieser Art des Lernens sind freiwillige Jugendarbeit oder Organisationen.

Ungefähr 70% aller Lernprozesse finden nicht in Bildungsinstitutionen statt und sind somit nicht formal (vgl. Dohmen, 2001, S. 7). Das informelle Lernen ergibt sich aus dem alltäglichen Leben. Es ist meist nicht beabsichtig oder kontrolliert, sondern unbewusst und beiläufig. Aus diesem Grund wird diese Art des Lernens und der Wissenserweiterung meist nicht wahrgenommen. Ein weiteres Merkmal des informellen Lernens ist, dass es durch das Subjekt selbst und nicht durch andere Personen oder Institutionen organisiert oder arrangiert ist und nur in Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten außerhalb von formalen Institutionen stattfindet. Im Allgemeinen basiert das informelle Lernen auf Situationserfassung, Einfühlung oder auf Reizaufnahme.

So kann man festhalten, dass „[i]nformelles Lernen [.] ein instrumentelles Lernen [ist], ein Mittel zum Zweck. Der Zweck ist -im Gegensatz zum formalen Lernen- nicht das Lernen selbst, sondern die bessere Lösung einer außerschulischen Aufgabe, einer Situationsanforderung [oder] eines Lebensproblems [.]“ (Dohmen, 2001, S. 19).

3. Holzkamps subjektwissenschaftliche Lerntheorie

Klaus Holzkamp (1927-1995) gilt als Begründer der „Kritischen Psychologie“ und der für diese Arbeit bedeutende subjektwissenschaftliche Theorie des Lernens.

In der Subjektwissenschaft lege das Individuum selbst fest, was und weshalb es etwas lernen möchte. Dabei steht ein selbstgesetztes Ziel im Fokus, welches bestimmt, was man erreichen, machen oder werden möchte. Dies bedeutet, dass jedes Individuum die Konditionen und Bedin­gungen um sich herum selbst verändern kann und möchte (vgl. Holzkamp, 1997, S.164).

Nach Holzkamp stehe die Intention des Individuums im Mittelpunkt. Er sieht „[.] das Lernen als inhaltlich interessierte Eigenbewegung des lernenden Subjekts [.]“ (Holzkamp, 1997, S. 167). Dies bedeutet, dass man nicht mehr durch oder wegen anderer Menschen, sondern aus Eigenin­teresse lernt. Es gebe zuerst Lebensinteressen, eine Problemsituation oder eine Handlungsprob­lematik, auf die schließlich Bewältigungshandlungen, eine Bedrohungs-Abwehr oder Weltverfü­gungen folgen. Somit sieht Holzkamp das Lernen als Lebensbewältigung. Wenn also die Kompe­tenzen oder das Wissen eines Individuums für eine Problematik, eine Situation oder für eine Hand­lung nicht ausreichen, eigne es sich selbstständig neue Kompetenzen beziehungsweise neues Wissen an.

Holzkamp erachtet nicht nur den Prozess der Wissens- und Kompetenzaneignung als wichtig, sondern auch die Begründung für ebendiesen Prozess. Die Begründungen für das Lernen oder für die eigenen Handlungen sollten keine Bedingungen enthalten, sondern bestenfalls aus Eigen­interesse entstehen (vgl. Holzkamp, 1997, S. 261). Handlungen können nach Holzkamp beispiels­weise defensiv oder expansiv begründet, sowie partizipativ, definitiv oder affinitiv sein.

Ein defensiv begründetes Lernen habe viel mit Disziplinierung, Kontrolle oder Zwang zu tun. Hier werden das Eigeninteresse, sowie das Lerninteresse und die Lernmotivation durch Zielorientie­rung und Bewältigungszentrierung zurückgedrängt und gar nicht beachtet (vgl. Holzkamp, 1997, S. 285). Es gehe dem Individuum nur darum, Konflikte oder Nachteile zu umgehen. Ein Beispiel dafür ist das halbherzige Lernen für eine Prüfung, um nicht durchzufallen. Man lernt, weil man lernen muss und fokussiert sich somit nicht auf den Lerninhalt, sondern auf die Bewältigung der Anforderung unter Minimierung des eigenen Lernaufwandes.

Begründet man das Lernen jedoch expansiv, so stehen die eigene Motivation, das Eigeninteresse und die Selbstverwirklichung im Mittelpunkt. Hier lerne man, weil das Wissen von einem selbst als wissenswert, interessant oder nützlich erachtet werde (vgl. Holzkamp, 1997, S. 199). Dieses Lernen sei nach Holzkamp produktiver. Die affinitive und definitive Lernphase gehören zu dem expansiven Lernen. Der Mensch löse sich in der affinitiven Phase von dem Organisierten, Gere­gelten und von dem disziplinierenden Lernen. Er unterbricht beispielsweise seine Lernphase und macht eine Pause, um das Gelernte zu verfestigen oder Lernblockaden zu überbrücken. Danach finde das definitive Lernen statt, in dem sich einem neuen Komplexitätslevel zugewandt werde (vgl. Holzkamp, 1997, S. 226f.).

Ein partizipatives Lernen sei gekennzeichnet durch ein aktives Einbringen des Lernenden durch Fragen, Mitmachen oder Zuschauen, wodurch unterschiedliche Praxiserfahrungen gesammelt werden und der Lernende kompetenter werde (vgl. Holzkamp, 1997, S.208).

Holzkamp bezieht sich in seinen Werken auch auf die Musik. Er behauptet, dass durch Musik Werte und neue Erfahrungen vermittelt werden, da es eine Wechselwirkung zwischen der Musik und dem eigenen Leben gebe. Außerdem werden beim Hören von Musik bestimmte Prozesse der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmung gefördert (vgl. Holzkamp, 1997, S. 235f.).

Insgesamt besagt die subjektwissenschaftliche Lerntheorie Holzkamps, dass jedes Individuum selbstständig und bewusst, aber auch unbewusst lernen kann und sich somit selbst individuelle Ansichten, Wissen oder Kompetenzen aneignet.

4. Der Rapper Kontra K und seine Liedtexte

Der deutsche Rapper Kontra K, mit bürgerlichem Namen Maximilian Diehn, wurde am 3. Juli 1987 in Berlin geboren. Er selbst wuchs in schwierigen Verhältnissen auf, brach in seinem 16. Lebens­jahr die Schule ab und wollte sowohl seiner Rap- Karriere, als auch seiner präferierten Sportart Kickboxen nachgehen. Kontra K wurde 2006 von dem Rapper Kaisaschnitt entdeckt und steht bei dem Label BMG unter Vertrag.

Im Jahre 2010 veröffentliche er sein erstes Album Dobermann. Sein zweites Album Was die Zeit bringt erschien zwei Jahre später. In den darauffolgenden Jahren wurden seine Alben Auf Teufel komm raus (2013), 12 Runden (2013), Wölfe (2014 ), Aus dem Schatten ins Licht (2015), Labyrinth (2016) und Gute Nacht (2017) veröffentlicht. Mit dem Album Labyrinth hatte der Rapper bisher den größten Erfolg mit dem Erreichen des ersten Platzes der deutschen Albencharts.

Rapper stellen häufig in ihren Liedern ihre eigene Einstellung und Denk- und Verhaltensweisen, sowie ihre Identität dar, womit sie häufig zu einem Identitätsanbieter für ihre Hörer werden (vgl. Seelinger/ Dietrich, 2012, S. 22). Dies beweist, dass nicht nur die Musik, sondern auch die Musi­kanten, in diesem Fall der Rapper Kontra K, einen großen Einfluss auf die Menschen haben kön­nen. In seinen Liedtexten werden, wie bereits erwähnt, persönliche Werte und Einstellungen dar­gestellt und vorgelebt, welche von seinen Hörern (un-)bewusst übernommen werden können.

In Kontra Ks Liedern werden besonders Werte und Themenbereiche wie Loyalität, Kampfgeist oder Disziplin angesprochen. Durch seine privaten Aktivitäten als Kampfsportler erscheinen häu­fig Elemente aus dem Kampfsport in seinen Liedtexten. Ein Beispiel für diese Werte ist das Lied „Erfolg ist kein Glück“ (Kontra K, L. 3). Bei der Betrachtung des Liedtitels lässt sich vermuten und feststellen, dass das Lied Werte wie Kampfgeist, Ausdauer und Disziplin thematisiert. Es handelt von dem harten Weg zu dem Erreichen eines Ziels. Man müsse sich selbst verbessern und an sich arbeiten, damit man ein Ziel erreicht und erfolgreich sein kann. Hier stehen vor allem der eigene Ehrgeiz und die Disziplin im Mittelpunkt. Dieses Lied ist jedoch kein Einzelfall, da in ver­schiedenen Liedern Kontra Ks ähnliche Kontexte und Inhalte thematisiert werden.

Zitate wie „[g]rausame Welt, Hauptsache Geld“ (L.4, Z. 46) verdeutlichen eine enorme Kritik ge­genüber der Gesellschaft. Häufig tauchen Stellen auf, in denen er auf den zunehmenden Kapita­lismus, die Korruption, die Habsucht und auf die verminderte Loyalität und Güte der Menschen eingeht. Kontra K distanziert sich von solch einer Gesellschaft und ordnet sich selbst Werten wie Loyalität, Hilfsbereitschaft oder Gutmütigkeit zu, was ebenfalls in seinen Liedern wiedergespiegelt wird.

Dass Kontra K selbst schwierige Zeiten hatte und aus seinen Fehlern gelernt hat, lässt sich aus Liedstellen wie „[h]andel nicht mehr mit Gift, hab mich wieder im Griff“ (L.4, Z. 72) schließen. Das Gift steht hierbei für den Drogenkonsum. Dadurch gewinnt er einerseits an Glaubwürdigkeit, da er seine negative Vergangenheit und Fehler nicht vor der Öffentlichkeit versteckt und somit ehrlich und authentisch wirkt. Andererseits könnte sich durch den früheren Dogenkonsum ein negativer Ruf und Vorurteile entwickeln, die die Menschen abschrecken und ihn als unglaubwürdig und unvernünftig darstellen. Kontra K bringt häufig seine eigenen negativen Erfahrungen in seine Lied­texte ein, distanziert sich von dem Drogenkonsum und versucht dabei, Ratschläge und Warnun­gen an seine Hörer weiterzugeben, damit seine Hörer aus seinen Fehlern lernen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Informelles Lernen mit Rapper Kontra K
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
37
Katalognummer
V1104316
ISBN (eBook)
9783346480927
ISBN (Buch)
9783346480934
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rap, Rapper, Kontra K, informell, lernen, informelles lernen, lied, musik
Arbeit zitieren
Allegra Goltz (Autor:in), 2017, Informelles Lernen mit Rapper Kontra K, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1104316

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