EINLEITUNG
Das Assessment Center (AC) ist ein multiples eignungsdiagnostisches Verfahren, dessen erste Ansätze bei der Offiziersauswahl der deutschen Reichswehr zu finden sind, das in Amerika im wirtschaftlichen Sektor zu seiner Blüte gelangte und sich seit den 70er Jahren auch in Deutschland in Wirtschaftsunternehmen und der öffentlichen Verwaltung immer größerer Beliebtheit erfreut. Es wird vor allem zur Auswahl künftiger Mitarbeiter, aber auch als organisatorisches Beurteilungs- und Förderinstrument eingesetzt. Über eine gute Vorhersagequalität beruflicher Bewährung hinaus erfüllt es "latente" Funktionen, die mit anderen Verfahren nicht zu erzielen sind. Schuler nennt u.a. den Gewinn eines Überblicks über Organisation, Programm und Führungsstil des Unternehmens, die Betonung der Bedeutung von Personalplanung und -entwicklung, die verhaltensbezogene Formulierung von Anforderungen, die an Führungskräfte des jeweiligen Unternehmens gestellt und mit denen die Teilnehmer vertraut gemacht werden (S.4).
Die gebräuchlichsten Übungen im AC sind individuell auszuführende Arbeitsproben und Aufgabensimulationen (Organisation, Planung , Entscheidung, Controlling- und Analyseaufgaben), Gruppendiskussionen mit und ohne Rollenvorgabe, Gruppenaufgaben mit Wettbewerbs- und/ oder Kooperationscharakter, Vorträge und Präsentationen, Interviews, Fähigkeits- und Leistungstests, Persönlichkeitstests, biographische Fragebogen.
Die Kandidaten werden von geschulten Beobachtern (meist ranghohe Führungskräfte als interne Beobachter und ein externer Fachmann) beurteilt. Die Datenauswertung, wobei auch eine Analyse des Urteilsverhaltens der Beobachter möglich ist, erfolgt in der Praxis meist durch ein formales und subjektives Mischverfahren. Nach einer Entscheidung bezüglich der Kandidatenselektion finden Gespräche mit jedem einzelnen Teilnehmer statt. Entwicklungsmaßnahmen, Arbeitsplatzwechsel usw. sollten die Konsequenz jedes ACs sein.Wünschenswert ist auch eine komplexe Verfahrensevaluation.
Diese Arbeit ist im Rahmen des Seminars "Personalauswahl und -plazierung durch Assessment Center" (AC) entstanden, in dem die historische Entwicklung des Verfahrens, Übungen und Meßkonzepte, Probleme des ACs in der Praxis und neuere Ansätze zur Optimierung von AC-Komponenten vorgestellt und diskutiert wurden. Vor allem auf den letzten Themenbereich möchte ich hier genauer eingehen. Gute Verfahren müssen sich bezüglich ihrer Validität in Theorie und Praxis bewähren und dem Vergleich mit anderen Verfahren zumindest standhalten. Im 1.Kapitel werden die verschiedenen Validitätsgesichtspunkte und ihre Ergebnisse in Bezug auf das AC vorgestellt. Zwei Arbeiten, die das Verfahren aus recht unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und von daher auch zu Verbesserungsvorschlägen auf verschiedenen Ebenen kommen, werden im 2.Kapitel besprochen. Im Schlußteil der Arbeit versuche ich, diese beiden Untersuchungen in den Rahmen allgemeiner Optimierungskonzepte zu integrieren und ihren Bezug zu metaanalytischen Ergebnissen der derzeitigen AC-Forschung herzustellen.