„Wenn du die Photos ein paar Minuten ansiehst, dann fangen sie an zu sprechen. Die Leute, die darauf zu sehen sind, halten geduldig still- du kannst sie in aller Muße betrachten. Und wenn du ganz in das Bild hineingekrochen bist, dann sprechen sie.“
Kurt Tucholsky
Die Yokohama- Photographie des 19. Jahrhunderts:
Inszenierung einer imaginierten Realität
„Wenn du die Photos ein paar Minuten ansiehst, dann fangen sie an zu sprechen. Die Leute, die darauf zu sehen sind, halten geduldig still- du kannst sie in aller Muße betrachten. Und wenn du ganz in das Bild hineingekrochen bist, dann sprechen sie.“
Kurt Tucholsky
Historischer Abriss der Etablierung der Photographie
- 1826: erste Photographie (Direktpositiv) von Joseph Nièpce: „Blick aus dem Arbeitszimmer“
- 1835: Entwicklung des ersten Negativ- Verfahrens nach W.H.F. Talbot
- 1839: L.J.M. Daguerre fertigt die erste Lichtbildphotographie, die einen Menschen abbildet
- 1880: der amerikanische Industrielle George Eastman gründet die Firma Kodak
Projektion einer fiktiven Realität. Die arrangierte Studiophotographie Yokohamas
Vorläufer und Anfänge der Photographie in Japan
- historischer Ursprung der japanologisierten Bilder liegt in den Farbholzschnitten
- Farbholzschnitte waren bereits europäisiert angefertigt worden
- ab ca. 1850 löste das neuartige Medium den arbeitsaufwendigen Farbholzschnitt ab
- Photographie schien erlebte Realität abzubilden und versprach „echte Abbilder“ der Welt
- anfänglich bedienten sich besonders die an westlicher Technik interessierten Lehnsfürsten
Etablierung der kommerziellen Photographie in Japan
- Ende 1850- er Jahre: Anfänge der kommerziellen Photographie in Japan durch „Nass- Kollodium- Verfahren“
- 1863: Felice Beato und Charles Wirgman eröffnen ein Photoatelier in Yokohama
- ca. 1868: Import greller Anilinfarben zur Handkoloration
- Photographien werden anfänglich mit „in- eikyo“ („Abdrücke von Figuren“), später mit „shashin“ („Wahrheit kopieren“) bezeichnet
Charakteristika der Yokohama- Photographie
Kennzeichnung der Stereotypie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- stereotypenorientierte Motivik in beiden Sektoren
- spezifisch für Native Types: zierliche Frauen im Kimono; Samurai in traditionellen Kriegsuniformen; Reisbauern etc.
- der Berg Fuji, japanische Teehäuser sowie Hütten der Landbevölkerung waren Thema der naturalistisch orientierten Yokohama- Photographie
Grundmuster der westlichen Vorstellung über Japan
wurden adaptiert und vermitteln durch das Verlangen
nach dem Fremden folglich nur Illusion, Fiktion und
Projektion der existenten Wirklichkeit
Spezifische Ästhetik der Bildklischees
- die Bilder des „alten Japan“ wurden für das westliche Publikum in Japan ab 1863 produziert (Souvenir- Photographie)
- ca. 1850: Japan- Mode entfacht vor allem unter den europäischen Impressionisten
- japanische Körper- und Landschaftsbilder als Paradigma externer Ästhetik(vorstellungen)
- Photographien als Projektionen des kulturellen Verständnisses seitens der Europäer über die Japaner
- Inszenierung der klischeeinhärenten Japanbilder orientierte sich an westlicher Rezeption
- gestellte Bilder für europäische Rezeptionsästhetik und europäischen Absatzmarkt
- Photographien als Paradigma fiktionaler Japantradition
- Konstruktion kultureller Realität
- das Fremde wird arrangiert; agieren mit der Oberfläche
- Verschleierung (Außenaspekte für inneres Wesen)
Literatur:
1. Ihrke, Gerhard: Zeittafel zur Geschichte der Fotografie. VEB Fotokinoverlag (Leipzig), 1982.
2. Prokop, Gert: Die Sprache der Fotografie. Ein Foto Lese Buch. Verlag Neues Leben (Berlin), 1978.
3. March, Philipp; Delank, Claudia: Abenteuer Japanische Fotografie. Kehrer- Verlag (Heidelberg), 2002.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema von "Die Yokohama- Photographie des 19. Jahrhunderts: Inszenierung einer imaginierten Realität"?
Das Dokument behandelt die Yokohama-Photographie des 19. Jahrhunderts, insbesondere die Inszenierung einer imaginierten Realität in diesen Photographien. Es analysiert, wie diese Photographien für den westlichen Markt arrangiert und inszeniert wurden, um eine bestimmte Vorstellung von Japan zu vermitteln.
Welche historischen Ereignisse der Photographie werden im Dokument erwähnt?
Das Dokument erwähnt die erste Photographie von Joseph Nièpce (1826), die Entwicklung des Negativ-Verfahrens durch W.H.F. Talbot (1835), die erste Lichtbildphotographie, die einen Menschen abbildet, von L.J.M. Daguerre (1839), und die Gründung der Firma Kodak durch George Eastman (1880).
Was sind die Vorläufer der Photographie in Japan laut dem Dokument?
Laut dem Dokument liegen die historischen Ursprünge der japanisierten Bilder in den Farbholzschnitten. Diese Farbholzschnitte waren bereits europäisiert angefertigt worden. Die Photographie löste ab ca. 1850 den arbeitsaufwendigen Farbholzschnitt ab.
Wie etablierte sich die kommerzielle Photographie in Japan?
Die Anfänge der kommerziellen Photographie in Japan begannen Ende der 1850er Jahre durch das "Nass-Kollodium-Verfahren". 1863 eröffneten Felice Beato und Charles Wirgman ein Photoatelier in Yokohama. Um ca. 1868 wurden grelle Anilinfarben zur Handkoloration importiert.
Wie wurden Photographien anfänglich in Japan bezeichnet?
Photographien wurden anfänglich mit "in-eikyo" ("Abdrücke von Figuren") und später mit "shashin" ("Wahrheit kopieren") bezeichnet.
Was sind die Charakteristika der Yokohama-Photographie?
Die Yokohama-Photographie ist durch Stereotypie gekennzeichnet. Typische Motive sind zierliche Frauen im Kimono, Samurai in traditionellen Kriegsuniformen, Reisbauern, der Berg Fuji, japanische Teehäuser und Hütten der Landbevölkerung.
Was ist die spezifische Ästhetik der Bildklischees in der Yokohama-Photographie?
Die Bilder des "alten Japan" wurden ab 1863 in Japan für das westliche Publikum produziert (Souvenir-Photographie). Japanische Körper- und Landschaftsbilder dienten als Paradigma externer Ästhetikvorstellungen. Die Photographien dienten als Projektionen des kulturellen Verständnisses seitens der Europäer über die Japaner.
Warum wurden die Photographien in Yokohama so arrangiert?
Die gestellten Bilder in Yokohama wurden für die europäische Rezeptionsästhetik und den europäischen Absatzmarkt arrangiert. Sie konstruierten eine kulturelle Realität und agierten mit der Oberfläche, wobei oft Verschleierung stattfand.
Welche Literatur wird im Dokument zitiert?
Die im Dokument zitierte Literatur umfasst Werke von Gerhard Ihrke, Gert Prokop, Philipp March und Claudia Delank.
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- Marlen Vogel (Author), 2007, Die Yokohama- Photographie des 19. Jahrhunderts: Inszenierung einer imaginierten Realität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110606