Seit über 30 Jahren „gibt es in den westlichen Industriegesellschaften keine Vollbeschäftigung mehr“. Die Wiederherstellung derselben, oder zumindest ein beträchtlicher Abbau der Erwerbslosigkeit ist seit dem erklärtes Ziel der nationalstaatlichen politischen Akteure, denn die anhaltend hohe Erwerbslosigkeit gefährdet den sozialen Frieden und die Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates. Für das Jahr 2004 vermeldet das Statistische Bundesamt Deutschland eine Erwerbslosenquote von 9,5% für die Bundesrepublik, im gleichen Jahr betrug die Erwerbslosenquote in den Niederlanden 4,6%. Es sieht also so aus, als sei die Niederlande in den letzten Jahrzehnten erfolgreicher als Deutschland bei der Bewältigung des Problems der hohen Erwerbslosigkeit gewesen. In der sozialwissenschaftlichen Literatur herrscht dabei ein Konsens darüber, dass es sich bei diesem „holländischen Wunder“ keineswegs um ein konsequent durchkomponiertes Politikprogramm handelt. Die Erfolge bei Wirtschaftswachstum und Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit sind vielmehr auf eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen zurückzuführen, welche in ihrer Gesamtheit unter Berücksichtung der speziellen niederländischen Situation ihre Wirkung entfalten konnten. Zwar folgt aus dieser Erkenntnis, dass es “kein zu exportierendes niederländisches Poldermodell” gibt, ein internationaler Vergleich hinsichtlich „innovativer Politikstrategien“ zur Schärfung von Problembewusstsein und zum Aufbrechen festgefahrener Diskussionen und Routinen aber durchaus sinnvoll sein kann.
Für den niederländischen Erfolg beim Abbau der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Steigerung der Erwerbsquote wird dabei immer wieder auf die arbeitszeitpolitische Entwicklung unter Einfluss von Arbeitgebern, Gewerkschaften und des Staates verwiesen. Es liegt also nahe die Bedingungen für die Durchsetzung und die Wirksamkeit der arbeitszeitpolitischen Maßnahmen, explizit der Arbeitszeitverkürzungsstrategien, in den Niederlanden zu untersuchen und mit der parallelen Entwicklung in Deutschland zu vergleichen. Weiterhin soll diese Hausarbeit analysieren, inwiefern ein Nachvollziehen der niederländischen Arbeitszeitentwicklung in Deutschland sinnvoll, und unter welchen Umständen überhaupt möglich wäre.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Arbeitszeitverkürzung als beschäftigungspolitische Maßnahme
2.1 Verbindungen von Beschäftigungspolitik und Sozialpolitik
2.2 Interessen der Arbeitsmarktakteure an Vollbeschäftigung
2.3 Formen und Probleme der Arbeitszeitverkürzung
2.3.1 Verkürzungsstrategien von Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit
2.3.2 Kollektive Arbeitszeitverkürzung
2.3.3 Individuelle Arbeitszeitverkürzung
3 Arbeitszeit- und Beschäftigungsentwicklung in den Niederlanden
3.1 Das Abkommen v. Wassenaar: Arbeitszeitverkürzung gegen Lohnzurückhaltung
3.2 Sozialpolitische und institutionelle Vorraussetzungen für Arbeitszeitverkürzung
3.2.1 Korporatistische Politikmuster in den Niederlanden
3.2.2 Die universellen Sozialversicherungen: Rente, Arbeitsunfähigkeit, Krankheit
3.2.3 Der gesetzliche Mindestlohn
3.3 Beschäftigungsentwicklung in den Niederlanden seit 1980
4 Arbeitszeit- und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland
4.1 Kollektive Arbeitszeitverkürzung durch Arbeitskämpfe
4.2 Paradigmen sozialer Sicherung: Lohnarbeitszentrierung, Normalarbeitsverhältnis
4.3 Schwinden des Normalarbeitsverhältnisses, Zunahme atypischer Beschäftigung
4.4 Beschäftigungsentwicklung in Deutschland seit 1980
5 Lehren für Deutschland?
5.1 Potentiale von Beschäftigungsaufbau durch Arbeitszeitverkürzung
5.2 Positionen der Interessenverbände zur Arbeitszeitentwicklung
5.3 Ausbau korporatistischer Politikmuster: Chancen und Risiken
5.4 Staatliche Regulierung der Beschäftigung mit Instrumenten der sozialen Sicherung
6 Prognose der Entwicklung der Arbeitszeiten in Deutschland
Verwendete Literatur
1 Einleitung
Seit über 30 Jahren „gibt es in den westlichen Industriegesellschaften keine Vollbeschäftigung mehr“ (Vobruba 2000:7). Die Wiederherstellung derselben, oder zumindest ein beträchtlicher Abbau der Erwerbslosigkeit ist seit demerklärtesZiel der nationalstaatlichen politischen Akteure, denn die anhaltend hohe Erwerbslosigkeit gefährdet den sozialen Frieden und die Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates. Für das Jahr 2004 vermeldet das Statistische Bundesamt Deutschland eine Erwerbslosenquote von 9,5% für die Bundesrepublik, im gleichen Jahr betrug die Erwerbslosenquote in den Niederlanden 4,6% (Stat.BA 2006a). Es sieht also so aus, als sei die Niederlande in den letzten Jahrzehnten erfolgreicher als Deutschland bei der Bewältigung des Problems der hohen Erwerbslosigkeit gewesen. In der sozialwissenschaftlichen Literatur herrscht dabei ein Konsens darüber, dass es sich bei diesem „holländischen Wunder“ keineswegs um ein konsequent durchkomponiertes Politikprogramm handelt. Die Erfolge bei Wirtschaftswachstum und Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit sind vielmehr auf eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen zurückzuführen, welche in ihrer Gesamtheit unter Berücksichtung der speziellen niederländischen Situation ihre Wirkung entfalten konnten (Vgl. Visser/Hemerijck 2000). Zwar folgt aus dieser Erkenntnis, dass es “kein zu exportierendes niederländisches Poldermodell” (ebd.:472) gibt, ein internationaler Vergleich hinsichtlich „innovativer Politikstrategien“ (Schmid 2003:36) zur Schärfung von Problembewusstsein und zum Aufbrechen festgefahrener Diskussionen und Routinen aber durchaus sinnvoll sein kann.
Für den niederländischen Erfolg beim Abbau der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Steigerung der Erwerbsquote wird dabei immer wieder auf die arbeitszeitpolitische Entwicklung unter Einfluss von Arbeitgebern, Gewerkschaften und des Staates verwiesen. Es liegt also nahe die Bedingungen für die Durchsetzung und die Wirksamkeit der arbeitszeitpolitischen Maßnahmen, explizit der Arbeitszeitverkürzungsstrategien, in den Niederlanden zu untersuchen und mit der parallelen Entwicklung in Deutschland zu vergleichen. Weiterhin soll diese Hausarbeit analysieren, inwiefern ein Nachvollziehen der niederländischen Arbeitszeitentwicklung in Deutschland sinnvoll, und unter welchen Umständen überhaupt möglich wäre.
Schwierigkeiten bei einer solchen Analyse bereiten die unterschiedlichen Blickwinkel unter denen die arbeitszeitpolitische Diskussion geführt wird, vornehmlich die stark differierenden Ansätze aus der Betriebs- und Volkswirtschaft, sowie den Sozialwissenschaften. Die Tatsache der kaum zu leistenden genauen empirischen Überprüfbarkeit von Theorien zur Beschäftigungswirksamkeit von Arbeitszeitentwicklung (Vgl. Stille/Zwiener 1997:83) sorgt dafür, dass die wissenschaftliche Debatte sowohl inter- als auch intradisziplinär oft in ideologischen Bahnen verläuft. Um diese Schwierigkeiten zu umgehen wird in dieser Arbeit von einer prinzipiellen Beschäftigungswirksamkeit arbeitszeitpolitischer Maßnahmen
ausgegangen (Vgl. ebd.:94), sowie die Argumentation hauptsächlich auf die sozialwissenschaftliche Sichtweise beschränkt.
2 Arbeitszeitverkürzung als beschäftigungspolitische Maßnahme
2.1 Verbindungen von Beschäftigungspolitik und Sozialpolitik
Beschäftigungspolitik ist aus kollektiver und aus individueller Sicht bedeutsam für die soziale Sicherung. „Je ungleicher die Verteilung ist, umso höher muß das gesamte volkswirtschaftliche Leistungsniveau sein, um eine umfassende Sozialversicherung installieren zu können“ (Vobruba 1990:22), stellt Georg Vobruba in seinem Aufsatz „Lohnarbeitszentrierte Sozialpolitik in der Krise der Lohnarbeit“ fest. Die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Arbeitsvolumens auf die potenziell Erwerbstätigen einer Gesellschaft kann zu problematischen Verhältnissen zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern von Sozialversicherungsleistungen führen. Das Leistungsniveau der sozialen Sicherung hängt also neben den volkswirtschaftlichen Leistungsniveau auch von der Höhe der Erwerbsquote, sowie dem Anteil der tatsächlich Lohnarbeitenden und damit beitragszahlenden Personen ab. Aus kollektiver Sicht ergeben sich für ein ausgebautes soziales Sicherungssystem, welches Versicherungsbeiträge der Lohnarbeitenden zur Finanzierungsgrundlage hat, also „lohnarbeitszentriert“ (ebd.:16ff) ist, in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit Finanzierungsprobleme.
Individuell gesehen werden „sozialstaatliche Leistungsbezieher durch die Art der Leistungsvergabe auf Lohnarbeit hin zentriert“ (ebd.:18). Der bezug staatlicher sozialer Leistungen ist also an Lohnarbeit gekoppelt, entweder mittels durch Lohnarbeit zu finanzierender Versicherungsbeiträge zur Anspruchsberechtigung, mindestens aber durch die Bereitschaft eine Arbeit aufzunehmen, sofern man als Erwerbsloser Sicherungsleistungen erhalten möchte. Beschäftigungspolitik in einem Sozialstaat, in dem ein existenzsicherndes Einkommen aus nichtselbstständiger Erwerbsarbeit als primäre Einkommensquelle die Normalitätsannahme darstellt, sollte also zumindest versuchen einen Ausgleich zwischen Arbeitskräfteangebot und Arbeitsnachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Staatliche Steuerung ist dabei aus verschiedenen „außerökonomischen Bestimmungsfaktoren der Angebotsseite des Arbeitsmarktes“ (Vobruba 2000:36) nötig. So ist beispielsweise eine marktförmige Mengenanpassung der Anbieter von Arbeitskraft durch die Inversreaktion auf der Angebotsseite des Arbeitsmarktes bei sinkenden Löhnen kaum möglich. Statt wie auf Waren- und Gütermärkten funktionierend durch Angebotsverknappung einen Ausgleich herzustellen, sind Arbeitnehmer und ihre Familien auf ein bestimmtes Erwerbseinkommen zur Existenzsicherung angewiesen. Lohnsenkungen führen somit statt zur Verknappung zu einer Ausweitung des Arbeitskräfteangebots durch z.B. vermehrten Eintritt von Hausfrauen/-männern in die Erwerbsarbeit zur Aufbesserung der familiären Einkommenssituation, oder durch Annahme von Zweit- und Drittjobs im Niedriglohnbereich, was das Problem der Arbeitslosigkeit verschärft (Vgl. Bleses 2002:27ff). Tatsächlich haben kulturelle Entwicklungen, vor allem die Emanzipation der Frau, und verstärkte Lohn- und Einkommensdifferenzierung in Deutschland (Vgl. Greß 2000:37f) in den letzten Jahren zu einem starken Anwachsen des Erwerbspersonenpotenzials geführt. Bei zu konstatierendem gleichzeitigen Anstieg von Erwerbsquote und Arbeitslosenquote ist die wachsende Arbeitslosigkeit also nicht auf das „Ende der Arbeitsgesellschaft“ durch technologieinduzierte Produktivitätssteigerungen, sondern vor allem auf die Ausweitung des Angebots an Arbeitskraft zurückzuführen (Vgl. Vobruba 2000:30f). Bei einem Überangebot an Arbeitskraft scheint eine bessere Verteilung der Arbeit auf das Erwerbspersonenpotenzial sinnvoll, Vobruba behauptet sogar: „Selbstverständlich ist Arbeitszeitverkürzung notwendig“ (ebd.:41). Selbst beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wird un]tersucht, „ob nicht durch Veränderungen der Arbeitszeit [...] positive Beiträge zum Beschäftigungsniveau geleistet werden können“ (Stille/Zwiener 1997:11). Zwar scheint die Notwendigkeit politischer Intervention zur Beschäftigungsförderung weithin anerkannt. Begrenzt wird der tatsächliche Erfolg aber durch die Machbarkeit wirksamer Beschäftigungspolitik im nationalstaatlichen Rahmen unter Globalisierungsbedingungen einerseits, und den differenzierten Interessen der an solchen Maßnahmen beteiligten Akteure andererseits.
2.2 Interessen der Arbeitsmarktakteure an Vollbeschäftigung
Die Ziele der an einer erfolgreichen Einsetzung beschäftigungspolitischer Maßnahmen beteiligten Akteure, nämlich Arbeitgeber, Gewerkschaften und der Staat scheinen in der öffentlichen Debatte annähernd deckungsgleich an massiven Beschäftigungsaufbau, bis hin zur Vollbeschäftigung[1] orientiert. Die realen Interessenlagen der Akteure dagegen weichen vom proklamierten Vollbeschäftigungsziel teilweise stark ab (Vgl. Bleses 2002:20).
Die Arbeitgeberseite ist zwar aus den Gründen sinkender Abgabenlast durch freigesetzte finanzielle Spielräume des Staates, und Verbesserung der Absatzchancen durch die gestärkte Produktnachfrage und der Wahrung des „sozialen Friedens“ an Vollbeschäftigung interessiert. Das Einbüßen unternehmerischer Machtvorteile gegenüber einer starken Angebotsseite von Arbeitskraft übersteigt allerdings die vorgenannten Vorteile. Vor Allem haben durch geringe Arbeitslosigkeit gestärkte Gewerkschaften erhöhte Lohnkosten für die Unternehmen bei Tarifabschlüssen zur Folge. Die unternehmerische Interessenlage bezüglich der Vollbeschäftigung ist also ambivalent, wobei die ablehnende Haltung aufgrund der Negativfolgen überwiegt. Unternehmen und ihre Verbände halten dennoch am Postulat der Vollbeschäftigung fest, da es sich gut als Instrument zur Interessendurchsetzung gegenüber dem Staat und den Gewerkschaften gebrauchen lässt (Vgl. ebd.:17ff).
Gewerkschaften dagegen haben das größte Interesse an Vollbeschäftigung, da sich dadurch ihre Mitgliederbasis, und damit ihre finanzielle Grundlage, verbreitert und ihre Durchsetzungsmacht gegenüber der Kapitalseite, v.a. in Tarifverhandlungen gestärkt wird. Aber auch hier gibt es Contra-Interessen aufgrund von „kurzfristige[m] rationale[n] Denken der Beschäftigten“ (ebd.:20), da vorrangiges Interesse der Mitglieder eher in Lohnsteigerungen als in Strategien zum Beschäftigungsaufbau liegen. Einseitige Zugeständnisse der Arbeitnehmer hinsichtlich Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich zugunsten von mehr Beschäftigung werden von einer Mehrzahl der Gewerkschaftsmitglieder nicht unterstützt.
Die Interessenlage des Staates ist ebenfalls zwiespältig. Die noch in den Siebzigern vorherrschende Befürchtung der Systemdestabilisierung durch Massenarbeitslosigkeit hat sich nicht bewahrheitet. Regierungsparteien werden z.T. trotz Erfolglosigkeit bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wiedergewählt. Zwar verursacht Arbeitslosigkeit in einem Sozialstaat massive Kosten, die Bekämpfung derselben durch aktive Beschäftigungspolitik aber auch. Die gängigen Finanzierungswege scheinen weitgehend verbaut. Neue Staatsverschuldung ist u.a. durch den EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt nur in eng begrenztem Rahmen möglich und gegen die Erhöhung von Steuern und Abgaben gibt es in Bevölkerung und Wirtschaft große Widerstände. Letztere können mit der Drohung, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, ihre Interessen wirkungsvoll untermauern. Insgesamt kann sich also auch der Staat mit einer Arbeitslosigkeit auf einem bestimmten Niveau gut arrangieren (Vgl. ebd.:15ff).
Zusammengefasst ergibt sich also, trotz der die öffentliche Debatte von allen Seiten bestimmenden Postulate nach mehr Beschäftigung, ein Bild der relevanten Akteure, bei dem „die Contra-Interessen bezüglich der Vollbeschäftigung überwiegen“ (ebd.:20). Neben dem Problem der divergierenden Interessenlagen der beteiligten Akteure ergeben sich aber auch noch Probleme aus den verschiedenen Formen der hier zu untersuchenden beschäftigungspolitischen Maßnahme der Arbeitszeitverkürzung selbst.
[...]
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema dieses Dokuments?
Das Dokument befasst sich mit Arbeitszeitverkürzung als beschäftigungspolitische Maßnahme, insbesondere im Vergleich zwischen den Niederlanden und Deutschland. Es untersucht die Bedingungen für die Durchsetzung und Wirksamkeit von Arbeitszeitverkürzungsstrategien und analysiert, inwieweit ein Nachvollziehen der niederländischen Arbeitszeitentwicklung in Deutschland sinnvoll wäre.
Welche Aspekte der Arbeitszeitverkürzung werden behandelt?
Das Dokument behandelt verschiedene Formen der Arbeitszeitverkürzung, einschließlich der Verkürzung von Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit. Es werden sowohl kollektive als auch individuelle Arbeitszeitverkürzungsmodelle betrachtet.
Welche Rolle spielen die Niederlande in der Analyse?
Die Niederlande dienen als Fallbeispiel für erfolgreiche Arbeitszeitpolitik und Beschäftigungsentwicklung. Das "Abkommen von Wassenaar" wird als Beispiel für Arbeitszeitverkürzung im Gegenzug für Lohnzurückhaltung angeführt. Die sozialpolitischen und institutionellen Voraussetzungen für Arbeitszeitverkürzung in den Niederlanden werden analysiert, einschließlich korporatistischer Politikmuster, universeller Sozialversicherungen und des gesetzlichen Mindestlohns.
Wie wird die Situation in Deutschland dargestellt?
Die Arbeitszeit- und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland wird der in den Niederlanden gegenübergestellt. Kollektive Arbeitszeitverkürzung durch Arbeitskämpfe, Paradigmen sozialer Sicherung (Lohnarbeitszentrierung, Normalarbeitsverhältnis) und die Zunahme atypischer Beschäftigung werden diskutiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Das Dokument untersucht die Potentiale von Beschäftigungsaufbau durch Arbeitszeitverkürzung in Deutschland. Es werden die Positionen der Interessenverbände zur Arbeitszeitentwicklung, Chancen und Risiken des Ausbaus korporatistischer Politikmuster sowie die staatliche Regulierung der Beschäftigung mit Instrumenten der sozialen Sicherung diskutiert.
Welche Rolle spielen die Interessen der Arbeitsmarktakteure?
Das Dokument analysiert die unterschiedlichen Interessen von Arbeitgebern, Gewerkschaften und dem Staat an Vollbeschäftigung. Es wird argumentiert, dass die realen Interessenlagen der Akteure teilweise stark vom proklamierten Vollbeschäftigungsziel abweichen.
Was sind die Herausforderungen bei der Analyse von Arbeitszeitverkürzung?
Das Dokument weist auf die unterschiedlichen Blickwinkel auf die arbeitszeitpolitische Diskussion, insbesondere die differierenden Ansätze aus der Betriebs- und Volkswirtschaft sowie den Sozialwissenschaften hin. Die Schwierigkeit der empirischen Überprüfbarkeit von Theorien zur Beschäftigungswirksamkeit von Arbeitszeitentwicklung wird ebenfalls erwähnt.
Was bedeutet "Lohnarbeitszentrierung"?
"Lohnarbeitszentrierung" bezieht sich auf ein System sozialer Sicherung, das hauptsächlich auf Beiträgen von Lohnarbeitenden basiert und dessen Leistungen an Lohnarbeit gekoppelt sind. In Zeiten von Massenarbeitslosigkeit kann dies zu Finanzierungsproblemen führen.
Was ist das "Abkommen von Wassenaar"?
Das "Abkommen von Wassenaar" ist ein in den Niederlanden geschlossenes Abkommen, bei dem Arbeitszeitverkürzung im Gegenzug für Lohnzurückhaltung vereinbart wurde. Es wird als ein Beispiel für erfolgreiche Arbeitszeitpolitik und Beschäftigungsentwicklung genannt.
- Citar trabajo
- Gregor Wiedemann (Autor), 2006, Arbeitszeitverkürzung als beschäftigungspolitische Maßnahme in den Niederlanden und in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110704