Die tschadische Sprachfamilie ist mit über 125 Sprachen die größte innerhalb des Afroasiatischen, und zugleich die Jüngste in ihrer Erforschung und ihrer Einbeziehung in ein afroasiatisches Sprachphylum. Dabei besteht ein großes Ungleichgewicht in ihrer Erforschung. Während eine Grammatik-Skizze des Hausa schon 1843 verfasst wurde und bis dato unzählig viele Aufsätze zum Hausa erschienen sind, blieb der Großteil der tschadischen Sprachen lange Zeit undokumentiert. In diese Arbeit werde ich die Anfänge der Hausa-Wissenschaft beleuchten, und die ersten Versuche, das Hausa klassifikatorisch mit anderen Sprachen oder Sprachgruppen in Verbindung zusetzen. Der Kern meiner Arbeit soll die gängigen Meinungen über die Klassifikation des afroasiatischen (hamito-semitischen) Sprachphylums vorstellen, wie sie etwa bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschend waren. Hierbei nimmt der wissenschaftliche Disput zweier Lager einen zentralen Platz ein. Einige Wissenschaftler, wie beispielsweise Richard Lepsius, waren der Meinung, dass alle afroasiatischen Völker aus einem Urvolk hervor gegangen seien, die sich nach der biblischen Überlieferung in Jafetitisch, Hamitisch und Semitisch teilten. In Bezug auf Afrika wären demnach alle nichtsemitischen Sprachen den hamitischen Sprachen zu zuordnen. In Zusammenhang mit dieser These wurden die afrikanischen Sprachen auch anhand von Rassenmerkmalen untergliedert. Im Gegensatz dazu stand die Ansicht, die afroasiatischen Sprachen oder Sprachfamilien seien gleichbedeutend nebeneinander stehende ‚Schwesterfamilien‘. Diese Annahme brauchte jedoch eine lange Zeit um sich durchzusetzen, ist heute aber die allgemein anerkannte Theorie. Zu den Zitaten sei gesagt, dass die, für die Belegung meiner Aussagen, wichtigen Zitate vorrangig im Haupttext stehen und die Zitate in der Fußzeile als Ergänzung dienen sollen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Anfänge der Hausaistik
- Erste Beschreibungen
- Erste Klassifikationsversuche
- Hamito-Semitisch vs. Afroasiatisch
- Die hamitische These
- Die Schwesterfamilien-These
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit den Anfängen der Hausaistik und der Einordnung des Hausa in ein afroasiatisches Sprachmodell. Sie beleuchtet die ersten Beschreibungen und Klassifikationsversuche des Hausa und analysiert die wissenschaftlichen Debatten um die Klassifikation des afroasiatischen Sprachphylums, insbesondere die hamitische These und die Schwesterfamilien-These.
- Die Anfänge der Hausa-Forschung
- Erste Versuche, das Hausa in ein Sprachphylum einzordnen
- Die hamitische These und ihre Kritik
- Die Schwesterfamilien-These als dominierende Theorie
- Die Entwicklung der Hausaistik bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die tschadische Sprachfamilie als die größte innerhalb des Afroasiatischen vor und hebt das Ungleichgewicht in ihrer Erforschung hervor. Die Arbeit konzentriert sich auf die Anfänge der Hausa-Wissenschaft und die ersten Versuche, das Hausa mit anderen Sprachen zu klassifizieren.
Das Kapitel "Die Anfänge der Hausaistik" beleuchtet die ersten Beschreibungen des Hausa durch Jacob Friedrich Schön und Charles H. Robinson. Es werden die wichtigsten Werke dieser beiden Forscher vorgestellt, darunter Grammatiken, Wörterbücher und Textsammlungen. Das Kapitel zeigt die Entwicklung der Hausaistik von den ersten Anfängen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf.
Das Kapitel "Erste Klassifikationsversuche" analysiert die ersten Versuche, das Hausa in ein Sprachphylum einzordnen. Es werden die Thesen von Francis W. Newman und Max Müller vorgestellt, die eine Verwandtschaft des Hausa mit den semitischen und berbersprachen postulierten. Das Kapitel beleuchtet auch die Kritik an diesen Thesen, insbesondere durch Carl Lottner.
Das Kapitel "Hamito-Semitisch vs. Afroasiatisch" stellt die beiden dominierenden Theorien zur Klassifikation des afroasiatischen Sprachphylums vor: die hamitische These und die Schwesterfamilien-These. Es werden die Argumente beider Seiten dargestellt und die Entwicklung der wissenschaftlichen Debatte um die Klassifikation des Afroasiatischen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die tschadische Sprachfamilie, die Hausa-Sprache, die Anfänge der Hausaistik, die Klassifikation des Afroasiatischen, die hamitische These, die Schwesterfamilien-These, die afroasiatischen Sprachen, die semitischen Sprachen, die berbersprachen und die Geschichte der Sprachwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Holger W. Körtge (Autor:in), 2007, Die Anfänge der Tschadistik und ihre Einordnung in ein afroasiatisches (hamito-semitisches) Sprachmodel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110752