Writer und rechte Cliquen

Zwei Jugendkulturen im Vergleich


Hausarbeit, 2006

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einführung

2 Problemstellung und Gang der Untersuchung

3 Historische Entwicklung der Writer-Szene und von „rechten Cliquen“
3.1 Entstehung des Writings
3.2 Herausbildung von „rechten Cliquen“
3.3 Fazit aus der historischen Entwicklung

4 Die Bedeutung von Peer-groups

5 Writing und rechte Cliquen als Jugendkulturen ?
5.1 Pluralität des Jugendbegriffes
5.2 Begriffsgeschichte von Jugendkultur
5.3 Teilkulturen oder Subkulturen ?

6 Differenzierende Betrachtung
6.1 Selbstdefinition und thematischer Fokus
6.1.1 Writing als performative Kultur
6.1.2 Der Doppelcharakter einer rechten Jugendkultur
6.1.3 Differenzierende Betrachtung von Selbstdefinition und thematischem Fokus
6.2 Thematische Reichweite
6.2.1 Lebensweltliche Verankerung und Stellenwert des Writing
6.2.2 Vom Sinn, in einer rechten Clique zu sein
6.2.3 Differenzierende Betrachtung der thematischen Reichweite
6.3 Geschlechtsbezogene Orientierung und Zusammensetzung
6.3.1 Der Normenkodex im Writing in Bezug auf die Geschlechterrolle
6.3.2 Konstruktion eines „rechten Habitus“
6.3.3 Differenzierende Betrachtung zur geschlechtsbezogenen Orientierung und Zusammensetzung
6.4 Identifikationen, Abgrenzungen, Gegnerschaften und Strukturmerkmale
6.4.1 Auseinandersetzung mit den Normen und Werten der „dominanten Kultur”
6.4.2 Ideologie von Ungleichheit und Ungleichwertigkeit
6.4.3 Differenzierende Betrachtung von Identifikation, Abgrenzungen, Gegnerschaften und Strukturmerkmalen

7 Zusammenfassende Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

- Literatur
- Internetquellen

1 Einführung

Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit werden die Jugendkulturen von Writern und „rechten“ Cliquen sein. Im Fokus der Analyse wird stehen, was den Jugendszenen, die von außen betrachtet so enorm verschieden aussehen, gemeinsam ist.

Anhand der ausgewählten Jugendkulturen sollen so die im Kurs Sozialpsychologie und Sozialisationstheorie I anhand der Hausarbeit „I just write my name: Graffiti- ein gesellschaftliches Phänomen“ gewonnenen Erkenntnisse differenzierter und theoretischer überprüft und vertieft werden um auf diesem Weg eine Grundlage für die fundierte wissenschaftliche Bearbeitung des Graffitiphänomens im Rahmen des empirischen Praktikums zu legen.

Entscheidend für die Wahl von „rechten Cliquen“ als vergleichenden und relativierenden Untersuchungsgegenstand erschien der scheinbar offensichtliche Unterschied zwischen den beiden thematisierten Formen von Jugendkultur, mittels dem sich das jugendliche Bestreben nach Anerkennung und Mitgestaltung innerhalb von Gruppen und gesellschaftlicher Teilhabe manifestiert. Wie sich im Verlauf der Untersuchung gezeigt hat, finden sich neben markanten Unterschieden vor allem hinsichtlich des Charakters der analysierten Jugendszenen unerwartete Parallelen, die den Schluss zulassen, dass Kriterien existieren, die ebenso typisch und markant für die Gesamtheit von Jugendkultur sind.

Ein weiterer Grund, um zur differenzierten Betrachtung der Szene der Graffitisprüher diesen die „rechten Cliquen“ gegenüber zu stellen, besteht in der Meldung über den Zuwachs an rechtsextremen Straftaten aus dem Frühjahr dieses Jahres, und das damit verbundene erhöhte öffentliche Interesse an dieser Problematik.1

2 Problemstellung und Gang der Untersuchung

In der vorliegenden Arbeit werden nunmehr die Jugendkulturen der Graffitisprüher, die im Folgenden als Writer 2 bezeichnet werden, und die der „rechten Cliquen“ untersucht, um zu analysieren, worin Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Gruppen bestehen, und den markanten Charakter der zu thematisierenden Verhaltenweisen, Ideologien und Strukturen der jeweiligen Jugendkultur auch im Hinblick auf die Gesamtheit von Jugendkulturen auszumachen.

Zunächst werden hierzu die Gruppen in Bezug auf ihre historische Entwicklung sowie ihren aktuellen Entwicklungsstand beleuchtet. Hier wird sich zeigen, dass sich die Akteure beider Formen von Jugendkulturen in Gleichaltrigengruppen zusammenschließen, weshalb in dem entsprechenden Abschnitt die Bedeutung dieser Peer-groups thematisiert wird.

Im nächsten Schritt wird analysiert werden, worin die Merkmale von Jugendkulturen bestehen. Hierzu werden die Begriffe Jugend, Kultur und Subkultur definiert.

Im Hauptteil der Arbeit werden dann die thematisierten Jugendkulturen unter verschiedenen Aspekten miteinander verglichen. Zur strukturierten Betrachtung dienen von Albert Scherr und Bernard Schäfers als besonders relevant erachteten Dimensionen von Jugendkulturen, in Bezug auf ihre Selbstdefinition und den thematischen Fokus, ihre thematische Reichweite, sowie die geschlechtsbezogene Zusammensetzung und Orientierung. Darüber hinaus dienen als Vergleichsdimensionen Begriffe wie Identifikation, Abgrenzung und Gegnerschaften, sowie die Strukturmerkmale der Gruppen. Abschließend wird Grad und Form der Abgrenzung von gesellschaftlichen Institutionen sowie den Werten und Normen der dominanten Kultur im Fokus dieser Analyse stehen.3

3 Historische Entwicklung der Writer-Szene und von „rechten Cliquen“

Im folgenden Abschnitt findet eine kurze Einführung in die thematisierten Jugendkulturen statt. Hier werden, wie auch in den weiteren Kapiteln, zunächst die Merkmale der Writer-Szene erläutert, woran sich eine Beschreibung der Merkmale von „rechten Cliquen“ anschließt. Zum Ende eines jeden Abschnitts werden diese Merkmale dann analysiert und miteinander verglichen.

3.1 Entstehung des Writings

Graffiti sind keine Erfindung dieser Zeit. Geändert haben sich aber die Erscheinungsformen und die Anzahl ihrer Verbreitung durch Jugendliche und Kinder. Unter dem Thema des Erscheinungsbildes der Stadt haben sie Anlass zu politischen Auseinandersetzungen geboten

und zur Einführung von speziellen Ermittlungsgruppen der Polizei und des Bundesgrenzschutzes geführt.4

Das Graffiti-Phänomen in der heutigen Form hat seinen Ursprung in New York und verbreitete sich Anfang der achtziger Jahre weltweit. Jugendliche aus den damaligen Armenvierteln nutzten die New Yorker U-Bahn als rollende Leinwand um ihren Namen mittels bunter aufgeblasener Buchstaben zu verbreiten.5 Die ursprüngliche New Yorker Szene dient bis heute als Orientierungsmuster für die lokalen Szenen der sich global entwickelnden Szene der Writer. Die Umsetzung des amerikanischen Ideals variiert allerdings aufgrund regionaler Gegebenheiten, wie z.B. der rechtlichen Situation oder den ökonomischen Verhältnissen. Wegen dieses Spannungsverhältnisses zwischen Globalisierung und Lokalisierung ist die Graffiti-Szene als eine glokale anzusehen.6

In der Kultur der Writer wird mit Hilfe des selbst gewählten Pseudonyms, des Tags, im soziokulturellen Umfeld agiert.7 In der Sprache der Sprüher wird als vorrangiges Ziel das Erreichen von Fame angegeben.8 Hierzu versuchen die Writer den individuellen Namen und den ihrer Gruppe, der Crew, die aus den engsten Freunden besteht, durch viele, aufwändige, nach den Wertvorstellungen innerhalb der Kultur hochwertige Aktionen in der der Szene bekannt zu machen. Darum verbirgt sich hinter den häufig komplexen und scheinbar unleserlichen Schriftzügen der Writer in erster Linie die Botschaft, dass dieser an einen bestimmten Ort präsent war oder ist. Durch das Hinterlassen seines Namens in Form von Tags oder Pieces wird dem Betrachter aufgezeigt: Ich war hier !

Diese Botschaft richtet sich in erster Linie an andere Writer, welche die Geheimsprache der Writer-Szene entschlüsseln können, und die aufgrund eigener Erfahrungen so die Qualität des Pieces bewerten können. Auf diese Weise kommt dem Urheber des Werkes die angestrebte Anerkennung in der Szene der Writer zu.

Wichtig ist noch darauf zu verweisen, dass die Writer-Szene in Deutschland einen Zusammenhang mit der HipHop Szene aufweist. Als HipHop wird gemeinhin eine kulturelle Bewegung, die ihre Ursprünge in den afroamerikanischen Ghettos New York Citys der 1970er Jahre hat und sich mittlerweile zu einer weltweiten Subkultur der urbanen Jugend (Jugendkultur) entwickelt hat. Aufgrund ihrer Ursprünge versteht sich HipHop als Street Culture, als Kultur, die zum erheblichen Maße auf der Straße gelebt wird. Die ursprünglichen,

integralen Bestandteile (die so genannten vier Elemente) der Hip-Hop-Kultur sind Rap (MCing), DJing, Breakdance und Graffiti.9

3.2 Herausbildung von „rechten Cliquen“

Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich in den neuen und alten Bundesländern eine jugendkulturell neue Erscheinungsform im „rechen Lager“ entwickelt. Diese „rechten Cliquen“ sind in unterschiedlichem Ausmaß rechtsextrem orientiert und konturieren sich mit eigenen Symbolen, Sprachcodes und einer spezifischen Musik als Jugendkultur.

Die Einstellungen und Verhaltensweisen der Akteure stammen aus dem Ideologiebereich des Rechtsextremismus, ihre Sympathien zum organisierten Rechtsextremismus sind dabei unterschiedlich ausgeprägt.10

In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, den Begriff des Rechtsextremismus genauer zu analysieren, denn dieser fungiert als Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erscheinungsformen, die sich gegen die fundamentalen Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats richten. Mehr oder minder eigen sind diesen Erscheinungsformen ideologische Basiselemente, die zu einer näheren Definition des Terminus „Rechtsextremismus“ führen.11 Die relevanten Definitionskomponenten sind in erster Linie übersteigerter Nationalismus und als besondere Form hiervon der Ethnozentrismus, der vornehmlich aufgrund historisch-kultureller oder biologischer Eigenschaften bestimmt wird. Des Weiteren zu nennen sind Rassismus, Antisemitismus, Militarismus und Autoritarismus. Ein weiteres Ideologieelement besteht in Intoleranz, die als Antipluralismus zu verstehen ist. Neben diesen Hauptbestandteilen existieren noch eine Reihe weiterer Elemente, wie die Verherrlichung des Nationalsozialismus, die Leugnung oder Verharmlosung der Kriegsschuld, die Neigung zu Konspirationstheorien oder Ablehnung von Partikularinteressen.12

Zusammenfassend ist Rechtsradikalismus als ein antidemokratisches, politisches Konstrukt zu verstehen das sich aus Teilen unterschiedlicher Ideologien zusammensetzt, die in der betrachteten Jugendkultur der „rechen Cliquen“ in unterschiedlichen Ausprägungsgrad vorhanden sein können.13

[...]


1 Vgl. http://www. sueddeutsche.de, letzter Zugriff 20.09.2006

2 Die Sprüher „schreiben“ ihren Namen mit Hilfe von Marken, Farbrollern, Sprühdosen etc. Resultierend aus dem amerikanischen Ursprung der Szene leitet sich somit der Begriff des „Writers“ für einen Akteur dieser Kultur aus „to write“ ab. Der Begriff ist auch der meistverwendete innerhalb der Szenensprache der Jugendlichen .

3 Vgl. B. Schäfers/ A. Scherr 2005, S. 135

4 Vgl. Qualifizierter Sachbericht des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, http://www.HipHop-Hamburg.de, Zugriff 19.03.2006

5 Vgl. O. Schnurr 2006, S. 7ff

6 Vgl. G. Klein 2003 S. 89ff

7 Das Tag ist das Pseudonym des Writers, mit dem er sich von den Anderen abgrenzt

8 Unter Fame verstehen die Writer in den Ruhm innerhalb der Szene. Möglichst viele Fame zu erreichen wird innerhalb der Werten und Normen der Writer als eines der höchsten Ziele gesehen.

9 Vgl. http://www.wickipedia.de, Suchwort: HipHop, letzter Zugriff 12.04.2006

10 Vgl. Hafeneger/Jansen 2001, S. 27

11 Vgl. Sellmeier in: Kloninger 2006, S. 14

12 Vgl. Sellmeier in: Kloninger 2006, S. 15ff

13 Vgl. Hafeneger/Jansen 2001, S. 27

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Writer und rechte Cliquen
Untertitel
Zwei Jugendkulturen im Vergleich
Hochschule
Universität Hamburg  (Department für Wirtschaft und Poltik)
Veranstaltung
Sozialpsychologie und Sozialisationstheorie II
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V110831
ISBN (eBook)
9783640156696
ISBN (Buch)
9783640156894
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Writer, Cliquen, Sozialpsychologie, Sozialisationstheorie
Arbeit zitieren
Oliver Bartelds (Autor:in), 2006, Writer und rechte Cliquen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110831

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Writer und rechte Cliquen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden