Tokyo - Chancen und Probleme des Stadtzentrums


Hausarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Städtische Entwicklung von Tôkyô
2.1 Historische Stadtstruktur
2.2 Veränderung der traditionellen Stadtstruktur nach 1867

3. Megastadt und Global City Tôkyô

4. Agglomerationsprobleme
4.1 Pendlerverkehr
4.2 Raummangel
4.3 große Verwundbarkeit gegenüber Naturkatastrophen

5. Agglomerationsvorteile

6. Trend zur Reurbanisierung

7. Stadtplanerische Maßnahmen
7.1 Raumausweitung in die Vertikale
7.2 Raumausweitung in die Horizontale (Waterfrontentwicklung)

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Weltweit gibt es keinen vergleichbar stark verdichteten Raum wie den Agglomerationsraum der japanischen Hauptstadt. Gut ein Viertel der japanischen Bevölkerung lebt in der japanischen Hauptstadt. Doch nicht allein wegen der Bevölkerungszahl ist die Stadt überragend. Tôkyô nimmt wegen der Hauptstadtfunktion und als wirtschaftlich wichtigster japanischer Standort nicht nur national eine dominierende Rolle ein, sondern bestimmt als Teil der Tirade der Global Cities wichtige internationale Geschicke.

Im Laufe der Geschichte hat die Stadt zahlreiche Veränderungen durchlebt. Angefangen durch den Umzug des Kaisersitzes von Kyoto nach Tôkyô (ehemals Edo), über die Zerstörungen durch Erdbeben und dem zweiten Weltkrieg, bis hin zu momentanen Prozessen der Reurbanisierung. Dabei spielen die historischen Strukturen und der Trend zur Konzentration in Japan eine entscheidende Rolle. Doch welche Probleme und Chancen gehen mit der immens hohen Bevölkerungsdichte einher.

Beispielhaft sollen für die Stadt Tôkyô die große Flächenknappheit im Stadtzentrum und die daraus bedingten Probleme angesprochen werden. Hohe Grundstückspreise führen zu einer Verdrängung der Wohnbevölkerung ins Suburbane und führen zu weiteren Problemen wie dem extrem hohen Pendlerverkehr. Traditionell kleine Grundstücke erschweren und verteuern den dringend benötigten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Chancen für den nötigen Stadtumbau ergeben sich durch nachlassenden Teritärisierungsdruck und nachlassende Grundstückspreise. Politiker und Verantwortliche forcieren dabei den Umbau Tôkyôs zu einer vertikalen Stadt und die Entwicklung der Stadtteile an den Waterfronts von der Bucht von Tôkyô.

Erschwerend liegt über der Stadt der bedrohliche Schatten eines kommenden, zerstörerischen Erdbebens, welches, durch die großteils noch traditionelle, nicht brand- und erdbebensichere Bauweise, verheerende Auswirkungen auf den Stadtbereich nach sich ziehen würde.

2. Städtische Entwicklung von Tôkyô

Die heutige Hauptstadt Japans trägt erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Namen Tôkyô. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verlagerte der damalige Kaiser die Hauptstadt Japans von Kyoto in den Osten nach Edo. Edo wurde damit zu Japans „Hauptstadt des Ostens“ und hieß fortan To-Kyo ( “To“: Osten, “Kyo“: Hauptstadt).

2.1 Historische Stadtstruktur

Wie auch ca. 50 % aller japanischen Städte ist Tôkyô eine ehemalige Burgstadt, die durch Feudalherren (so genannte Daimyos) im gesamten Land aus militärischen bzw. verwaltungstechnischen Gründen angelegt wurden. Damit erhielt das japanische Städtenetz schon frühzeitig ein Netz zentraler Orte, welches sich im Zeitalter der Industrialisierung als sehr vorteilhaft erwies. Die Grundstrukturen der japanischen Burgstadt zeigen dabei auch im Falle Tôkyôs insgesamt eine vorherrschende Anordnung nach dem Ringmodell der Stadtentwicklung von Burgess, ergänzt durch einige Kerne wie buddhistische Tempel oder shintoistische Schreine. Im Gegensatz zum amerikanisch geprägten Burgess-Modell herrscht hier allerdings ein von innen nach außen abnehmender Sozialgradient vor (Samurai wohnen um Herrschersitz, weiter außen Kaufleute und Handwerker). Im Hinblick auf die Entwicklung Tôkyôs aus historisch-geographischer Sicht ist zunächst insbesondere das Jahr 1603 von Bedeutung, denn Tokugawa Leyasu wird in diesem Jahr vom Kaiser zum Shogun, dem obersten Feldherrn, ernannt. Als Shogun reißt er auch die politische Macht an sich und erklärt Edo (alte Bezeichnung für Tôkyô) zu seiner Residenzstadt. Die Provinzstadt übernimmt damit quasi die Hauptstadtrolle der Kaiserstadt Kyoto. Während der nächsten 264 Jahre entwickelt sich Edo unter dem Shogunat der Tokugawa zu einer großen Stadt. Handwerker, Händler, Beamte, Künstler und Krieger werden an den Hof des Shoguns gezogen.

2.2 Veränderung der traditionellen Stadtstruktur nach 1867

Mit der Auflösung der Feudalordnung durch den Zusammenbruch des Shogunats (Meiji-Restauration, seit 1867) beginnt die bürgerlich kapitalistische Stadtentwicklung Tôkyôs. Die Stadt wurde von Edo in Tôkyô (östliche Hauptstadt) umbenannt und Sitz des Kaiserhauses. Erhalten blieben vor allem die Kerne der alten Burgstadt mit ihren weitgehend intakten Palastbauten und Parkanlagen. Diese befinden sich heute in der Regel in öffentlicher Hand, sind mit Ausnahme des Kaiserpalastes allgemein zugänglich und stellen als Oasen der Ruhe im hektischen Tôkyô Anziehungspunkte im Fremden- und Naherholungsverkehr dar oder sind Standorte für Bildungseinrichtungen sowie Tagungs- und Begegnungszentren.

Die unmittelbare Umgebung der Burg hat sich bis zur Gegenwart zumindest teilweise als gehobenes Wohngebiet sowie Regierungs- und Botschaftsviertel behauptet.

Im 20. Jahrhundert wurde Tôkyô zweimal katastrophal zerstört. Die erste Katastrophe war das Kantô-Erdbeben der Stärke 7,9 von 1923 mit mehr als 100.000 Toten. Folgenschwerer als das Erdbeben waren die nachfolgenden Flächenbrände, denn dabei wurden 44 % der zuvor überbauten Stadtfläche zerstört.

Nach 1923 ergab sich aber auch die Chance, im Rahmen des Wiederaufbaus Tôkyô in eine moderne Stadt zu verwandeln. Dieser Prozess wurde schon 1945 jäh unterbrochen, als gegen Ende des zweiten Weltkrieges amerikanische Fliegerverbände Tôkyô bis zur japanischen Kapitulation planmäßig zerstörten. Verglichen mit dem großen Kanto-Beben war die Zerstörung diesmal noch weit stärker und umfangreicher. 80 % der Einwohner hatten ihr Hab und Gut verloren (FORUM BMK). Tôkyô glich einer ausgebrannten Wüste. Der Wiederaufbau verlief nach dem zweiten Weltkrieg völlig ohne Plan, unvermittelt, abrupt, alles dem Zufall überlassend. Ein Chaos für den modernen Großstadtverkehr, ein Irrgarten für Besucher, in dem man, um sich zurecht zu finden, auf der Visitenkarte den Lageplan des Hauses drucken muss, weil selbst Ortskenner nicht ans Ziel kommen würden.

3. Megastadt und Global City Tôkyô

Seit ihrer Gründung erlebte Tôkyô ein beispielsloses Wachstum in demographischer und räumlicher Hinsicht, welches die japanische Hauptstadt heute zur bevölkerungsreichsten Stadt der Welt hat werden lassen. In vielen Quellen schwankt jedoch die Angabe der Einwohnerzahl Tôkyôs, was mit der unterschiedlichen Auffassung zu tun hat, was genau unter Tôkyô verstanden wird. SCHWENKTER (SCHWENKTER 2006: 139-140) löst das Problem, indem er vier verschiedene Bedeutungen von Tôkyô voneinander unterscheidet:

a) Die Kernstadt Tôkyô (bis 1943 Tôkyô-shi = Tôkyô-Stadt): Es handelt sich dabei um die „kleinste“ Einheit, die bis heute auf ca 589km2 die 23 zentralen Stadtbezirke (ku) umschließt;
b) Tôkyô Metropolis (Tôkyô-to) oder auch Präfektur Tôkyô: Neben den 23 Bezirken zählen zur Tôkyô Metropolis auch die sich etwa 60km nach Westen hin ausstreckende Tama-Region mit einer Fläche vom 1200km2, die einen teils hochgradig suburbanisierten, teils noch ländlichen Charakter trägt und einige kleinere Inselgruppen im Pazifischen Ozean;
c) Tôkyô als metropolitane Agglomeration: Darunter versteht man die Präfektur Tôkyô sowie die mit ihr stark vernetzten umliegenden Präfekturen Chiba, Saitma und Kanagawa (mit Yokohama). Insgesamt erstreckt sich diese Großregion auf eine Fläche von ca 13.500km2;
d) Die Hauptstadtregion Tôkyô: Sie umschließt neben den unter c) genannten Präfekturen noch vier weitere (Yamanashi, Gunma, Tochigi und Ibaraki), die sich

wie ein Ring um die metropolitane Agglomeration legen. Die Hauptstadtregion ist eine Planungseinheit mit einer räumlichen Ausdehnung von knapp 37.000km2, die auf Überlegungen aus dem Jahre 1956 zurückgeht, um die fortschreitende Suburbanisierung in der Region regulativ einzuhegen.

Was die Zahl der Einwohner betrifft, so ist Tôkyô heute mit Abstand der größte Ballungsraum der Welt und übertrifft deutlich den von der UN auf derzeit 10 Millionen Einwohnern festgelegten Schwellenwert für Megastädte. Tôkyô als Metropolregion betrachtet umfasst 33 Millionen Menschen, was gut einem Viertel der Gesamtbevölkerung Japans entspricht (HOHN 2002: 229). Derzeit nimmt die Bevölke]rung nur noch geringfügig durch natürliches Wachstum zu. Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2015 35 Millionen Menschen in der Metropolregion leben werden. In der Hauptstadtregion Tôkyô, von der aber weniger häufig die Rede ist, leben momentan sogar 40,4 Millionen Menschen (FLÜCHTER W. 1996: 6).

Tôkyô dominiert funktional nicht nur die Metropolregion selbst. In ihrer funktionalen Primacy nimmt sie auch im nationalen und globalen Städtesystem eine herausragende Rolle ein. In der Präfektur Tôkyô, flächenmäßig nur halb so groß wie der Kommunalverband Ruhrgebiet, konzentrieren sich: 80% der Japan- Zentralen ausländischer Unternehmen, 73% der ausländischen Banken, 55% der Hauptverwaltungen der größten japanischen Unternehmen und 25% der Studierenden an Universitäten. Hinzu kommt noch die Hauptstadtfunktion und die nationale Symbolwirkung der Hauptstadt als Residenz des Kaisers. Tôkyô ist zudem Zentrum der Medienwirtschaft und Sitz von 30% der japanischen IT-Unternehmen (HOHN 2002: 230). Tôkyô gilt damit neben New York und London als eine der weltweit dominierenden Global Cities.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Tokyo - Chancen und Probleme des Stadtzentrums
Hochschule
Universität zu Köln  (Geographisches Institut)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V110909
ISBN (eBook)
9783640090440
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tokyo, Chancen, Probleme, Stadtzentrums
Arbeit zitieren
Markus Corsten (Autor:in), 2007, Tokyo - Chancen und Probleme des Stadtzentrums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110909

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