In der vorliegenden Fallstudie wurde zum einen ein periodisch- und zum anderen ein episodisch überfluteter Auenwaldrelikt an der Oder standortskundlich untersucht. Dabei sollten zwei Fragestellungen geklärt werden: Wie veränderte sich das Untersuchungsgebiet Brieskow standorts- bzw. bodenkundlich infolge der Eindeichung gegenüber dem periodisch überflutetem Eichwald? Gibt es standortsbedingte Gründe warum die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior L.) als typischer Vertreter der Hartholzaue in diesem Gebiet nicht vorkommt? Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden in jedem Auenwald an einer repräsentativen Stelle jeweils eine Profilgrube angelegt. Die Untersuchungen wurden untergliedert in: Geländeaufnahmen (Bodenfarbe, Lagerungsdichte, Skelettanteile, Wasserhaushalt, Morphologie der Profilgrube) und Laboranalysen (Körnung, Bodenacidität, C/ N- Verhältnis, Nährstoffvorräte, Basensättigung, Schwermetalle, Humusstatus). Die aus der Untersuchung hervorgegangenen bodenphysikalischen- und bodenchemischen Ergebnisse wurden mit Hilfe von verschiedenen Bewertungsrahmen (BZE 1997, SEA, KNORR 1987 usw.) ausgewertet. Dabei wurden u. a. erhöhte Schwermetallgehalte, sehr hohe Calcium (Ca)-Vorräte, Nährelementmangel an Eisen (Fe) und Kalium (K) festgestellt. In der anschließenden Diskussion wurden zum einen die Ergebnisse beider Untersuchungsflächen miteinander verglichen und zum anderen ein Vergleich der eigenen laboranalytischen Daten mit den Standortsansprüche der Esche (Literatur) angestellt. Der Vergleich der beiden Standorte erbrachte u. a. erwartungsgemäß viele Gemeinsamkeiten, wie hohe Ca- Vorräte, Fe- Mangel, aber auch Unterschiede z. B. im Wasserhaushalt der Böden und der Bodenreaktion. Der Vergleich der laboranalytischen Daten mit den Literaturangaben zur Esche lässt schlussfolgern, dass beide Untersuchungsgebiete auf Grund ihrer Boden- und Standortsbedingungen durchaus (u. a. sehr hohe Basensättigung) in der Lage sind die bodenchemisch sehr anspruchsvolle Baumart Esche zu tragen.
Inhaltsverzeichnis
1... Einleitung
1.1. Auenböden
1.2. Anlass der Untersuchung
1.3. Zielsetzung
2... Untersuchungsgebiet
2.1. Geographische Lage
2.2. Geologie
2.3. Hydrologie
2.4. Klima
2.5. Vegetation
2.6. Anthropogene Beeinflussung
3... Methoden
3.1.. Geländearbeiten
3.1.1... Versuchsflächenauswahl und Profilbeschreibung
3.1.2... Bodenprobeentnahme
3.2. Bodenphysikalische Untersuchungen
3.2.1. Körnung
3.2.2. Wassergehalte
3.2.3. Luftkapazität (LK), nutzbare Feldkapazität (nFK) und pflanzenverfügbaren Wassers
3.2.4. kapillare Aufstiegsrate
3.3. Bodenchemische Untersuchungen
3.3.1. pH- Werte in Wasser und Kaliumchlorid
3.3.2. C/N- Verhältnis
3.3.3. Kationenaustauschverhältnisse
3.3.4. Karbonatgehalte
3.3.5. Schwermetallgehalte
4. Ergebnisse
4.1. Standortsaufnahme am Bodenprofil
4.1.1. Bodenfarbe
4.1.2. Lagerungsdichte
4.1.3. Carbonatgehalt
4.1.4. Skelettanteile
4.1.5. Bodenwasser
4.1.5.1. Luftkapazität, nutzbare Feldkapazität und Wasserspeicherleistung
4.1.5.2. Mittlere kapillare Aufstiegsrate
4.1.6. Morphologie der Bodenprofile
4.1.6.1. Bodentyp
4.1.7. Standortsformengruppe
4.1.7.1. Herleitung nach dem Nordostdeutschen Erkundungsverfahren
4.2. Laboranalyse
4.2.1. Körnung
4.2.2. Humusstatus
4.2.2.1. Humusgehalt im Mineralboden
4.2.2.2. Kohlenstoff-, Stickstoff-, Phosphorvorräte, sowie C/N- Verhältnis
4.2.2.3. Humusform
4.2.3. Bodenacidität und Carbonatgehalt
4.2.3.1 pH- Wert und Säurebelastungsrisiko
4.2.3.2. Carbonatgehalt
4.2.4. Kationenaustauschverhältnisse
4.2.4.1. effektive Kationenaustauschkapazität, Sättigungsgrad der Elemente und S- Wert
4.2.4.2. Austauschbare Elemente und Elementvorräte
4.2.5. Schwermetalle
4.2.5.1. Schwermetallgehalte
5.. Diskussion
5.1. Vergleich der Untersuchungsflächen
5.2. Vergleich der Labordaten mit den Standortsansprüchen der Esche
5.2.1. Standortsansprüche der Esche
5.2.2. Vergleich mit den erhobenen Daten
5.3. Schlussfolgerungen
6.. Zusammenfassung
7.. Literaturverzeichnis
8.. Danksagung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Topographische Karte „Brieskow- Finkenherd“
Abbildung 2: Topographische Karte „Eichwald und Buschmühle“
Abbildung 3: Überflutungstage im „Eichwald“
Abbildung 4: Jahresstände der Pegel Frankfurt/Oder
Abbildung 5: Niederschlagssummen Messstation Frankfurt/Oder
Abbildung 6: Durchschnittstemperaturen Messstation Frankfurt/Oder
Abbildung 6a: Intensive landw. Nutzung der eingedeichten Bereiche
Abbildung 7: Morphologie Profilgrube Brieskow
Abbildung 8: Morphologie Profilgrube „Eichwald“
Abbildung 9: Kationenaustauschkapazität Brieskow
Abbildung 10: Austauscherbelegung Brieskow
Abbildung 11: Kationenaustauschkapazität „Eichwald“
Abbildung 12: Austauscherbelegung „Eichwald“
Abbildung 13: Vergleich Korngrößenverteilung bis 90 cm Tiefe
Abbildung 14: Vergleich Luftkapazität und nutzbare Feldkapazität
Abbildung 15: Vergleich Bodenacidität
Abbildung 16: Nährstoffmangelgrenze Esche nach BINNER et al. (2000)
Abbildung 17: Vergleich Nährelementvorräte KNORR (1987) mit Untersuchungsfläche
Abbildung 17a: von Rehwild verbissene und gefegte Eschenpflanze (MÜLLER, 2004)
Abbildung 18: Pflanzenzustand der eingezäunten Fläche
Abbildung 19: Pflanzenzustand der Vergleichsflächen
Abbildung 20: Vergleich der Überflutungstage mit Toleranzgrenze von DIESTER (1983)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Hydrologische und geographische Kenngrößen von Elbe und Oder
Tabelle 2: Stadien der Weichselkaltzeiten
Tabelle3: Klimadaten der Jahre 1900-2003 in der Messstation Frankfurt/Oder
Tabelle 4: Grundwasserpegel unter Flur
Tabelle 5: Bodenfarbe Brieskow
Tabelle 6: Bodenfarbe „Eichwald“
Tabelle 7:Lagerungsdichte Brieskow
Tabelle 8:Lagerungsdichte: “Eichwald”
Tabelle 9: Lk, nFK und Speicher in Brieskow
Tabelle 10: Lk, nFK und Speicher im „Eichwald“
Tabelle 11:kapillare Aufstiegsrate (Trockenperiode) in Brieskow
Tabelle 12:kapillare Aufstiegsrate (Nassperiode) in Brieskow
Tabelle 13: kapillare Aufstiegsrate (Trockenperiode) im „Eichwald“
Tabelle 14: kapillare Aufstiegsrate (Nassperiode) im „Eichwald“
Tabelle 15: Bodenproben: frisch, trocken u. Bodenskelett in Brieskow
Tabelle 16: Bodenproben frisch, trocken u. Bodenskelett im „Eichwald“
Tabelle 17: Bodenart in Brieskow
Tabelle 18: Bodenart im „Eichwald“
Tabelle 19: Humusgehalte der Profilgrube Brieskow
Tabelle 20: Humusgehalte der Profilgrube „Eichwald“
Tabelle 21: Kohlenstoff-, Stickstoff- Vorräte sowie C / N Verhältnis in Brieskow
Tabelle 22:Kohlenstoff-, Stickstoff- Vorräte sowie C / N Verhältnis im „Eichwald“
Tabelle 23: Humusform in Brieskow
Tabelle 24: Humusform im „Eichwald“
Tabelle 25: pH- Werte(KCL)und Säurebelastungsrisiko in Brieskow
Tabelle 26: pH-Werte(KCL) und Säurebelastungsrisiko im „Eichwald“
Tabelle 27: Carbonat- Gehalt in Brieskow
Tabelle 28: Kationenaustauschkapazität eff ( mmolc/100g) in Brieskow)
Tabelle 29: Sättigungsgrad der Elemente (%) in Brieskow
Tabelle 30: S- Wert Berechnung(molc/m²) in Brieskow
Tabelle 31: Kationenaustauschkapazität eff ( mmolc/100g) ) im „Eichwald“
Tabelle 32:Sättigungsgrad der Elemente (%) im „Eichwald“
Tabelle 33: S- Wert Berechnung(molc/m) im „Eichwald“
Tabelle 34: Austauschbare Elemente (μg/g) in Brieskow
Tabelle 35: Elementvorräte (Kg/ha) in Brieskow
Tabelle 36: Austauschbare Elemente (μg/g) im „Eichwald“
Tabelle 37: Elementvorräte (Kg/ha) im „Eichwald“
Tabelle 38: Schwermetallgehalte (μg/g) in Brieskow
Tabelle 39: Schwermetallgehalte (μg/g) im „Eichwald“
Tabelle 40: Vergleich Schwermetalle in 3 Strömen Ostdeutschlands
Tabelle 41: Statistische Kenngrößen von 81 untersuchte Flächen Bayerns
Tabelle 42: Elementvorräte in 3 Auenstandorten Bayerns
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Auenböden
Auen- oder Alluvialböden sind Böden holozäner Flusstäler. Sie werden bei unregulierten Fließgewässern periodisch überflutet (Eichwald- Frankfurt/ Oder) oder vom Druck- bzw. Qualmwasser (Auenwald Brieskow) überschwemmt (FRIESE et al., 2000 ). Dadurch werden feste und gelöste Stoffe zugeführt, teilweise aber auch abgeführt. Die Bodenentwicklung wird durch Sedimentation bzw. Erosion unterbrochen. Demzufolge liegt ein alluviales Ausgangssubstrat vor und der humose Oberboden besteht aus mehreren Lagen mit wechselndem Humusgehalt (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 1998). Ebenso wie Tier- und Pflanzengemeinschaften weisen die Böden der Auen standorttypische Besonderheiten auf. Sie sind vor allem von den Eingriffen des Menschen betroffen. Er wirkte direkt oder indirekt durch Flussbaumaßnahmen und Landnutzung auf die Böden der Auen ein. So wurden ab dem 18. Jahrhundert alle großen Flüsse Deutschlands u. a. durch Flussbegradigungen (z. B. Oder bei Reitwein um 1739), Uferverbauung (z. B. Eindeichung der Oder von Lebus bis Zellin um 1717), Errichtung von Staustufen (z. B. Oder: Hohensaatener Wehr um 1840) stark verändert, wodurch sich das Gefälle des Flusses erhöht hat, was eine (gewollte) Sohlenvertiefung bewirkte. Die Folgen sind eine verringerte Reichweite der Hochwässer und eine Absenkung des Grundwasserspiegels in der Aue. Beide Faktoren haben erhebliche Auswirkungen auf die Auenböden (FRIESE et al., 2000).
Als Bestandteil des Ökosystems stehen die Böden der Aue in Wechselwirkung mit der Bio-, Atmo-, Hydro-, und Lithosphäre. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge erweitert das Verständnis für die Ökologie der Auen und verbessert die Prognose der Möglichkeiten der Renaturierungen (FRIESE et al., 2000).
1.2 Anlass der Untersuchungen
Im Rahmen vegetationsökologischer Bestandesaufnahmen zur Charakterisierung potentieller Auenwaldstrukturen (Forschungsprojekt FH- Eberswalde 2001-2004) im periodisch überfluteten Naturschutzgebiet „Eichwald und Buschmühle“ nahe Frankfurt/Oder und des episodisch (durch Eindeichung) überfluteten Auenwaldes nahe Brieskow- Finkenherd wurde festgestellt, dass die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) als Bestandteil der Hartholzaue, in diesem Gebiet fehlt.
DISTER (1983) weist die Gemeine Esche als typischen Bestandteil der Hartholzaue aus. Im Übergansbereich zwischen Weich- und Hartholzaue wächst sie besonders gut auf feuchten Standorten. Wo die Esche in Flussauen größere Bestände ausbildet, kann man annehmen, dass man sich außerhalb der häufig überschwemmten Gebiete der Weicholzaue befindet (ELLENBERG, 1996).
Nach MRATZ (1965) stellt die Gemeine Esche (F. excelsior) hingegen eine Gastholzart in der Tieflandsaue (Elbe) dar, die erst seit dem Jahre 1840 mit Erfolg von der Forstwirtschaft eingeführt wurde und sich dort gut eingebürgert hat.
1.3 Zielsetzung
Da die in der Literatur publizierten Aussagen zur Bedeutung der Esche in der Tieflandsaue sehr gegensätzlich sind, soll in einer Fallstudie*1 aus der Verbindung eigener Gelände- und Laboruntersuchungen und einer Literaturrecherche zum Thema: Standortsansprüche der Esche im Folgenden versucht werden die Fragestellung zu klären, ob sich die Esche aufgrund der vorhandenen Bodenzustandseigenschaften auf beiden Standorten etablieren könnte.
Als zweite Fragestellung soll ein Vergleich der Bodenzustandseigenschaften beider Standorte Aufschluss darüber geben, wie sich infolge der Eindeichung des Untersuchungsgebietes Brieskow um das Jahr 1760 boden- bzw. standortskundliche Parameter im Laufe der Zeit verändert haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Eichwald“ im Herbst 2001 (Quelle: MÜLLER E. 2004, unveröffentl.)
2. Untersuchungsgebiet
2.1 Geographische Lage
Die Untersuchungsflächen befinden sich im Nordostbrandenburger Jungmoränenland im periodisch (Eichwald) bzw. episodisch (Brieskow) überflutetem Einzugsgebiet der Oder.
Das 1961 gegründete Naturschutzgebiet „Eichwald und Buschmühle“ befindet sich ca. 3 km südöstlich der Stadt Frankfurt/ Oder am westlichen Ufer des mittleren Oderlaufes. In diesem Bereich ist die Oder beidseitig nicht eingedeicht, demzufolge treten hier periodische Überflutungen auf. Als natürliche westliche Oderbegrenzung dient ein Höhenzug (Geländehöhe ca. 69 m Höhe ü. NN), welcher sich im Untersuchungsabschnitt bei „Oderkilometer 479“ mehr oder weniger parallel im Abstand von ca. 800 m zur Oder erstreckt. Die Profilgrube wurde in einer Geländehöhe 22,5m Höhe ü. NN angelegt und hat einen Abstand von ca. 450 m zum Oderufer. Die genaue Lage der Profilgrube kann Abb.2 entnommen werden.
Die Untersuchungsfläche Brieskow befindet sich 2 km östlich des Ortes Brieskow- Finkenherd. Es befindet sich im Ausweisungsverfahren zum Naturschutzgebeit. In diesem Bereich ist die Oder am westlichen Ufer (Untersuchungsgebiet) völlig eingedeicht. Die Profilgrube wurde im Abstand von ca. 200 m zum Oderufer bei „Oderkilometer 474,5“ in einer Geländehöhe von 22,6 m Höhe ü. NN hinter dem Deich angelegt. Die genaue Lage der Profilgrube kann Abb. 1 entnommen werden.
Um einen Eindruck geographischer und hydrologischer Parameter der Oder zu bekommen, wird die Elbe, als längster Strom des Nordostdeutschen Tieflandes, vergleichend herangezogen (Tab. 1).
Tabelle 1: Hydrologische und geographische Kenngrößen zweier Ströme des Nordostdeutschen Tieflandes: Oder und Elbe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Wolf, C., 2003)
Abbildung 1: Topographische Karte Untersuchungsgebiet Brieskow (Quelle: Landesvermessungsamt Brandenburg)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Topographische Karte „Eichwald und Buschmühle“ (Quelle:Landesvermessungsamt Brandenburg)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Geologie
Das Untersuchungsgebiet gehört zum Bereich des Nordostbrandenburger Jungmoränengebietes und ist in erster Linie durch die landschaftsprägenden Einflüsse der Weichsel- Kaltzeit (Tab.2) hervorgegangen.
Die aus nördlicher Richtung vorrückenden Eismassen transportierten Schutt über den Dauerfrostboden. Durch klimatische Veränderungen stagnierte der Eisrand in verschiedenen Gebieten und es bildeten sich meistens durch die anstauenden Gesteinsmassen hohe Endmoränenwälle aus (MEHL & THIELE, 1998). Beim Zurückschmelzen des Inlandeises kam es zur Bildung mehrerer Rückzugsstaffeln, Bereiche, in denen der Gletscherrand längere Zeit stagnierte. Zu erwähnen wären hier die Frankfurter Staffel (18.000-15.000 v. Chr.), in deren Vorfeld es zu der Ausbildung einer breiten Schmelzwasserabflussbahn, dem Warschau- Berliner- Urstromtal kam (RIEK & STÄHR, 2004). Bei erneuten Eisvorstößen (Pommersches Stadium; 14.000- 12.000 v. Chr.) mischte sich abgelagertes mit bereits vorhandenem älteren Material. Die Bestandteile (des Materials) waren im wesentlichen Sand und Geschiebemergel mit hohen Block- und Geröllanteilen. Während die wellig- flache Grundmoräne mit ungeschichteten unsortierten Schluff, Ton, Sand, Kies, Steinen und Blöcken der Endmoräne vorgelagert ist, folgen der Endmoräne die Sander, die aus im Schmelzprozess ausgeschwemmten Kiesen und Sanden bestehen (MEHL & THIELE, 1998). Der Gletschervorstoß während des Pommerschen Stadiums führte zur Ausbildung der markanten Pommerschen Eisrandlage und deren Abflussbahnen, dem Thorn- Eberswalder Urstromtal. Durch dieses Urstromtal gelangten die Schmelzwässer nach Südwesten, durchbrachen im Bereich der Havelniederung die Höhenzüge der Frankfurter Staffel und flossen weiter durch das Warschau- Berliner- Urstromtal (RIEK & STÄHR, 2004). Der Abfluss der enormen Mengen an Schmelzwasser wurde in dieser Richtung von der Inlandvereisung erzwungen, da das Gebiet der Ostsee von Eis bedeckt war. Auf diese Weise wurden die Schmelzwässer (Vorgänger der Oder) über das Berliner- Urstromtal in die Nordsee abgeleitet. Im Zuge des fortschreitenden Abtauens der Eismassen durch allmähliche Erwärmung durchbrach die Oder die Endmoräne bei Frankfurt/Oder und mündet seit dem in das Stettiner Haff, nahe der Ostsee (LUTZE, 2001). Nach LUTZE (2001) führen die heutigen Flüsse der Urstromtäler nur ca. 2% der einstigen Schmelzwassermassen. Daraus resultieren die verhältnismäßig großen Niederungen, Brüche (Oderbruch) und die Auen der Oder.
Tabelle 2: Stadien der Weichselkaltzeiten:
(Quelle: RIEK & STÄHR, 2004)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Hydrologie
Die jährliche Wasserführung der Oder ist i. d. R. durch zwei Hochwasserwellen, das Frühjahrshochwasser in den Monaten März/ April (Schneeschmelze aus den kollinen und montanen Gebieten des Einzugsgebietes) und relativ häufig durch ein Sommerhochwasser in den Monaten Juni/ Juli (starke Niederschläge in den Mittelgebirgen Beskiden, Ostsudeten und Lausitzer Gebirge) gekennzeichnet. In der zweiten Jahreshälfte folgen häufig Niedrigwasserperioden, welche mehrere Monate andauern. Der Durchfluss schwankt im Untersuchungsgebiet (Messwert Eisenhüttenstadt) zwischen 70,4m³/s. und 2.585m³/s. Die größten Wasserstandsschwankungen (höchster Hochwasserstand bzw. niedrigster Niedrigwasserstand) der Oder wurden mit 5,80 m in Eisenhüttenstadt gemessen. Im Unterlauf verursachten Eisversetzungen die höchsten Wasserstände, im Oberlauf traten sie während des Sommerhochwassers 1997 auf. Von den deutschen Strömen weist die Oder infolge des Einflusses des Kontinentalklimas die häufigsten und längsten Vereisungsperioden auf (VOLLBRECHT, 2001).
Aus der Topographischen Karte (Abb. 2.) lässt sich für den Standort „Eichwald“ eine Geländehöhe von 22,5 Höhe ü. NN ableiten. Abb. 4 (Daten: Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde) stellt die Jahreswerte (Maximal-, Minimal-, und Mittelwert) von 1935-2001 dar. Die rot markierte Linie zeigt die Pegel- bzw. Geländehöhe im „Eichwald“ und stellt somit die Überflutungsereignisse der Jahre 1935- 2002 dar. Die im Säulen-Diagramm (Abb. 3) anhand der Wasserstandsganglinien (1935-2002) abgeleiteten Daten (Quelle: Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde) spiegeln die Überflutungstage pro Jahr der periodisch überfluteten Aue im „Eichwald“ wieder. Jahre ohne Überflutungsereignisse über 22,5 m Höhe ü. NN wurden in der graphischen Darstellung nicht berücksichtigt.
Deutlich hervor tritt der Jahrgang 1997 dem sogenannten „Jahrhundert-Hochwasser“ mit über 20 Tagen permanenter Überflutung innerhalb der Vegetationsperiode. Darauf folgt der Jahrgang 1947, wo das Flutereignis in der Winterperiode knapp 15 Tage dauerte. Im Jahrgang 1976 stand das Wasser der Oder mit etwas über 10 Tagen innerhalb der Vegetationsperiode in der Aue. Aus diesen Kennwerten lassen sich wichtige standortliche Rückschlüsse auf die Überflutungsdynamik des „Eichwaldes“ ziehen.
Für den Standort Brieskow lassen sich infolge der Eindeichung um 1760 keine Überflutungsereignisse nachweisen. Ausnahme bildet das Überflutungsereignis 1997 (ca. 22 Tage Überflutung) aufgrund des Deichbruches in der Ziltendorfer Niederung.
Abbildung 3:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Datenquelle: Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde)
2.4 Klima
Das Land Brandenburg befindet sich im Grenzbereich zwischen ozeanisch und kontinental geprägtem Klima. Die durchschnittlich mittlere Jahrestemperatur Brandenburgs beträgt ca. 8,9°C. Die mittlere Januartemperatur liegt bei -0,4°C, die Julitemperatur bei 18,0°. Die hohe Temperaturspanne zwischen kältestem- und wärmstem Monat verdeutlicht die Kontinentalität des Klimas in Brandenburg (RIEK & STÄHR, 2004). Von Westen nach Osten nimmt die Kontinentalität zu, dieses liegt vor allem an der zunehmenden Entfernung von den Meeren (Atlantik, Nord- und Ostsee) und der Abnahme der Bewölkung.
Die langjährigen Niederschlagsmittelwerte Brandenburgs liegen bei 570 mm mit regionalen Unterschieden zwischen <540 mm und >600 mm. Den Niederschlägen stehen potenzielle Verdunstungsraten von durchschnittlich 600 mm mit räumlichen Schwankungen zwischen <580 mm (10. Perzentil) und >610 mm (90. Perzentil) gegenüber. Die klimatische Wasserbilanz als Differenz von langjährigem Niederschlag und potenzieller Verdunstung beträgt in Brandenburg durchschnittlich -30mm. Die Daten beruhen auf modellierten Klimadaten für die Bodenzustandserhebung (BZE) 1996. Das in Ostbrandenburg liegende Odertal befindet sich zwischen den beiden Hauptklimazonen, der maritimen- und der kontinentalen Zone Europas. An der mittleren Oder sind die Niederschläge <500 mm (<10. Perzentil) pro Jahr, mit 28 Eistagen, 120 Frosttagen und 33 Sonnentagen. Aufgrund dieser Klimadaten ähnelt es mehr den kontinental- als den maritimen Werten (www.unteres- odertal.de/nationalpark/info/klima.htm).
Da sich beide Untersuchungsflächen in Auenwäldern in unmittelbarer Nähe zur Oder befinden ist hier eine gewisse Eigendynamik des Klimas zu vermuten. Hier wirkt sich der Einfluss der Oder u. a. mit höherer Luftfeuchtigkeit, kälteren Temperaturen nach Eisgang (Kältespeicher) oder höheren Temperaturen nach dem Sommer (Wärmespeicher) aus.
Tabelle3: Klimadaten der Jahre 1900-2003 in der Messstation Frankfurt/Oder:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Datenquelle: Deutscher Wetterdienst)
Abbildung 5: Niederschlagssummen Messstation Frankfurt/Oder:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Datenquelle: Deutscher Wetterdienst)
Abbildung 6: Durchschnittstemperaturen Messstation Frankfurt/Oder:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Datenquelle: Deutscher Wetterdienst)
2.5 Vegetation
(Datenquelle: Deutscher Wetterdienst)
Vegetationsaufnahmen von WOLF (2003) im „Eichwald“ zeigen in der Bestandesoberschicht die Stiel- Eiche (Quercus robur) als Hauptbaumart. Der Entwicklungszustand (Lebensphase, Wuchsklasse) der Eiche kann als „starkes Baumholz“ (BHD> 50cm) eingestuft werden. Sie ist mit einem Anteil von ca. 19% in der Baumartenverteilung vertreten und steht „locker bis geschlossen“ im Bestand. Im Zwischenstand befinden sich: Flatter- Ulme (Ulmus laevis) im „geringen bis mittleren Baumholz“ (BHD 20-50 cm) flächenweise „licht bis räumdig“ (mehrere Kronenbreiten Zwischenraum) mit 79% der Baumartenverteilung im Bestand. Stammweise finden sich Hainbuche (Carpinus betulus),, Winter- Linde (Tilia cordata) und Amerikanische- Esche (Fraxinus pennsylvanica) mit „geringen bis mittleren Baumholz“ vor.
Flächenweise sind im Unterstand die Straucharten: Weißdorn (Crataegus spec.) mit 70%, Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) mit 17% der Strauchartenverteilung vertreten. Einzelstammweise treten Exemplare des Europäischen Pfaffenhütchens (Euonymus europaeus), und des Kreuzdorns (Rhamnus carthatica) auf. Naturverjüngung ist auf den Fläche nur spärlich, liegende- und stehende Totholzanteile sind mosaikartig in geringen Anteilen vorhanden.
Flussauf- und flussabwärts befinden sich zahlreiche Pappelbestände, die im Zuge der Anbauwelle von Hybridpappelplantagen in den 1960er Jahren gepflanzt wurden (WOLF, 2003).
Im Untersuchungsgebiet Brieskow findet sich nach MÜLLER (2004, unveröffentlicht) in der Bestandesoberschicht die Stiel- Eiche (Quercus robur) als Hauptbaumart. Der Entwicklungszustand der Eiche kann als „starkes Baumholz“ (BHD> 50cm) eingestuft werden. Sie ist mit einem Anteil von ca. 37% in der Baumartenverteilung flächenweise vertreten und steht „geschlossen“ im Bestand. Im Zwischenstand sind die Flatter- Ulme (Ulmus laevis) „räumdig“ flächenweise mit 57%, die Hainbuche (Carpinus betulus) einzelstammweise mit 5% der Baumartenverteilung und einzelne Exemplare des Wildapfels (Malus sylvestris) vertreten. Im Unterstand kommen die Straucharten: Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) mit 70%, Weißdorn (Crataegus spec.) mit 15%, Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) mit 13% der Strauchartenverteilung flächenweise vor. Das Europäische Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) ist mit einzelnen Exemplaren vertreten. Totholzanteile sind auf der Fläche mosaikartig in geringen Anteilen vorhanden. Naturverjüngung konnte bis auf wenige Keimlinge nicht festgestellt werden.
Auf beiden Flächen ist die Gemeine Esche (als typischer Vertreter der Hartholzaue) nicht vorhanden.
2.6 Anthropogene Beeinflussung
Beide Untersuchungsgebiete sind Bestandteil der „historisch gewachsenen Kulturlandschaft“ in Mitteleuropa und sind somit stark anthropogen beeinflusst.
Ein Jahrtausend v. Chr. gewann die Haltung von Weidevieh (Pferde, Rinder, Schafe) eine große Bedeutung. Die natürlichen mit üppigem Grün bewachsenen Flächen der Flussauen boten gute Weidemöglichkeiten. Daher suchten die Menschen Niederungsgebiete auf, es entstanden auf Inseln und Horsten größere Siedlungen. Die Siedlungen beschränkten sich auf Gewässerränder und Talsandinseln, somit wirkte der Einfluss vor allem auf die grundwassernahen Standorte (CORNELIUS, 1995).
Im „Eichwald“. bestätigt sich diese Aussage, so befindet sich zwischen 481. und 482. Oderkilometer ein slawischer Burghübel (Abb. 2) aus dem 11. Jahrhundert.
In den Wäldern wurde die Bodengenese vor allem durch den stattfindenden Biomasseexport im Zuge der Waldweide, Streunutzung und Holzentnahme beeinflusst. Diese Eingriffe beschleunigten in ihrer Gesamtheit die natürlichen Degradationsprozesse der Böden und führten zur Verarmung an Nährelementen und zur Oberbodenversauerung (RIEK & STÄHR, 2004). Historisch gewachsene Gebietsbezeichnungen wie „Schweine- oder Ochsenwerder“ (Abb. 2) verdeutlichen die anthropogene Veränderung der Landschaft. Nach Aussagen des langjährigen Jagdpächters GREISER (2004) wurde bis in das Jahr 1989 Weidevieh unkontrolliert durch den „Eichwald“ zu den davor gelagerten Oderwiesen getrieben (vgl. Abb. 2: Topographische Karte).
Nach LIBBERT (1941) handelt es sich im „Eichwald“ um einen von der Forstwirtschaft gepflanzten Stiel- Eichen Wald, bei dem zur Schaftpflege der Eichen Hainbuche beigemischt wurde. Vor der Begründung des Stiel- Eichen- Hainbuchenwaldes sollen dort Gehölze der Weichholzaue (Pappeln und Weiden) gestockt haben.
Das Naturschutzgebiet „Buschmühle und Eichwald“ wurde 1961 gegründet. Infolge der schweren Kriegshandlungen (Brückenkopf der Roten Armee) 1944- 45 im „Eichwald“ sind die Eichen größtenteils durch Granatsplitter o. ä. wirtschaftlich entwertet (Splitterholz).
Bis Ende der 1950er Jahre wurde der „Eichwald“ intensiv von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt. So befand sich ein Bahnhof in unmittelbarer Nähe des „Eichwaldes“ (vgl. Abb. 2) auf den natürlichen Höhenzügen. Somit war das Gebiet infrastrukturell so erschlossen, dass selbst Erholungssuchende aus Berlin den „Eichwald“ problemlos erreichten. Unterhalb des Bahnhofes befand sich das Restaurant „Buschmühle“. Zahlreich angelegte Wege durch den „Eichwald“ gaben dem Wald in der überflutungsfreien Zeit einen parkähnlichen Charakter. Selbst in den Wintermonaten bei Eisgang der Oder diente der „Eichwald“ als „Schlittschuhauslaufgebiet“ für die Bevölkerung (Greiser, mdl. Mitteilung, 2004).
Das Untersuchungsgebiet Brieskow befindet sich im Ausweisungsverfahren zum Naturschutzgebiet. Eine forstwirtschaftliche Nutzung lässt sich seit Ende des Krieges 1945 (durch eventuelle Stubben o.ä.) nicht nachweisen (Splitterholz). Es ist zu vermuten, dass auch dieser Bestand, ähnlich dem des „Eichwaldes“, künstlich durch die Forstwirtschaft begründet wurde.
Von Mitte des 18.- bis Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit umfangreichen Baumaßnahmen an der Oder. Das Ziel dieser Maßnahmen waren die Errichtung von Deichanlagen, die Schutz vor Hochwasser- und Eisgefahren boten sowie die Umgestaltung der Wasserläufe, d h. Veränderung der Lage und Form des Strombettes der Oder mit dem Ziel den Fluss als Wasserstrasse für den Schiffsverkehr auszubauen (VOLLBRECHT, 2001).
Infolge der Eindeichung des Odertals bis zum Jahre 1896 verringerte sich das natürliche Überschwemmungsgebiet der Oder von ursprünglich 3700 km² auf 859 km². Sehr wahrscheinlich schrumpften die auf polnischem Territorium gelegenen Retentionsflächen der Oder nach dem 2. Weltkrieg durch Bewirtschaftung oder Besiedelung noch weiter (VOLLBRECHT, 2001).
Nach der Fertigstellung der Hochwasserschutzdeiche (18.-19. Jh.) begann man mit der Urbanisierung der trockengelegten Gebiete. Die Bevölkerung siedelte sich nun in den Niederungen an und es entstanden zahlreiche Ortschaften in den ehemaligen Retentionsflächen der Oder. Heute erkennt man diese Ortschaften u. a. an der Präferenz (Vorwort) „Neu“ vor der Ortsbezeichnung (z. B.; Neu- Lewin, Neu- Bersinchen).
Aufgrund der Bodenfruchtbarkeit mit einer Ackerzahl 32-35 (Bewertungszahl für Ackerland mit Reinertragsverhältnissen von 7-100) in den trockengelegten Gebieten werden die Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt (Abb. 6a), so wurde z. B. Ost- Berlin (70 km Entfernung) bis in das Jahr 1989 vornehmlich mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Oderbruch versorgt.
Die Folgen der Eindeichungen und Flussbegradigungen der Oder sind infolge von „Hochwasserkatastrophen“ mit Deicheinbrüchen (1947, 1997) für die Region verheerend. So brach der Deich am 24. Juli 1997 in der Ziltendorfer Niederung, nahe der Untersuchungsfläche Brieskow und setzte das Gebiet ca. 20 Tage „Landunter“.
Abbildung 6a: Intensive landwirtschaftliche Nutzung der eingedeichten Bereiche (Neuzeller Niederung 2002)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: MÜLLER E., 2004 unveröffentl.)
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*1 Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Fallstudie. Dieser Begriff stammt aus der empirischen Forschung, d h. eine Untersuchung und Beschreibung eines Zusammenhanges oder eines Ereignisses an einer repräsentativen Sache. Ein Fall, den man für "typisch" hält, wird untersucht (WAHRIG, 1991).
- Arbeit zitieren
- Dipl.- Ing. (FH) Forstwirtschaft Vincent Luong (Autor:in), 2005, Bodenkundliche Untersuchungen in Auenwaldrelikten der Oder unter besonderer Berücksichtigung der Standortsansprüche der Esche (Fraxinus excelsior L.) , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111140