Die letzten Opfer des despotischen Regimes unter Adolf Hitler - Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung Ostpreußens durch die Kriegsereignisse 1944-1945


Facharbeit (Schule), 2007

43 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kurzzusammenfassung der Ergebnisse

Vorwort

Hauptteil

1. Die Gegenoffensive der Sowjetunion
1.1 Der Vormarsch der roten Armee
1.2 Erste Anzeichen der Fluchtnotwendigkeit
1.3 Umgang mit der Zivilbevölkerung

2. Das Verhalten der Nationalsozialisten
2.1 Die Administratoren Ostpreußens
2.1.1 Ideologien und Utopien
2.1.2 Der Bau des Ostwalls
2.2 Die Reichsregierung

3. Der lange Weg in Richtung Westen
3.1 Der große Treck über das Frische Haff
3.1.1 Notwendigkeit und Aussichtslosigkeit
3.1.2 Behinderungen und Schwierigkeiten
3.1.3 Die Frage der Moral
3.2 Die Flucht über die Ostsee

4. Bilanz und Konsequenzen

5. Bewertung des Geschehenen

Anhang

Quellenverzeichnis

Interviewmitschriften

Günter Bxxxxk

Adolf Sxxxxxx

Kurzzusammenfassung der Ergebnisse

Der Sinn, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, ist das Verstehen und Spiegeln der Gegenwart in der Vergangenheit. Veränderbar ist nur der status quo, dennoch ist das Vergangene, dadurch dass man das Positive und das Negative erkennen und bewerten kann, bedeutsam für die heutige Zeit und die Zukunft. Hierfür ist die Flucht und Vertreibung der Ostpreußen infolge der Kriegsereignisse 1944-1945 ein Beispiel.

Die negativen Folgen der über zwei Millionen ostpreußischen Einzelschicksale, die sich während der Flucht ereignet haben, sind heute irreversibel, jedoch ist es unsere Pflicht, das Geschehene aus der notwendigen Distanz zu analysieren und zu bewerten, um es in der Zukunft zu vermeiden. Wir dürfen die Flucht nicht als negative Begleiterscheinung in von moralischer Abnormalität geprägten Kriegswirren deklarieren. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass die Flucht in dieser Form angesichts des differierenden gesellschaftlich-historischen Kontextes in der westlichen Welt nicht mehr stattfinden wird. Zusammenfassend stelle ich nun in aller Kürze die für uns relevanten Ergebnisse meiner Arbeit dar.

Die Ursache für die Flucht war das Zusammenspiel des Verhaltens der sowjetischen und der deutschen Politiker. Der Kreml organisierte mehrere Offensiven der Roten Armee, während Berlin bzw. Königsberg starr an ihren, letztendlich ihnen im Wege stehenden, Ideologien und Utopien festhielten. Das Ereignis der Flucht zeigt die auch heute noch vorhandene unheimlich gefährliche Macht ideologischer Prinzipien. Durch Loslösung von ideologischen Vorstellungen und durch frühzeitige Evakuierung hätten die Nationalsozialisten, vor allem der Gauleiter Ostpreußens, Erich Koch, die Flucht über das Frische Haff und die Vertreibung verhindern und die Opferzahl, auch durch Schutz vor der Willkür der Roten Armee, minimieren können. Auf der Gegenseite war die Entartung im Umgang mit der Zivilbevölkerung ebenfalls nicht nötig, hätte Stalin die Verbrechen an der Menschlichkeit nicht legalisiert. Dennoch sollen auch die humanitären, positiven Handlungen – Ausnahmen in den Fluchtereignissen – der deutschen Kriegsmarine erwähnt werden, die eine appellative Funktion haben können, nämlich dass jeder auch in den schwierigsten Notsituationen versucht, „menschlich“ zu handeln.

Die Flucht bedingte als eine direkte Folge politisch, kulturell und staatsrechtlich gesehen eine Dispersität und bleibende psychische Folgen bei den Flüchtlingen. Im Kontakt mit den Zeitzeugen konnte ich additiv festellen, dass viele nachhaltig prägende Ereignisse immer noch präsent sind, als hätten die Involvierten diese gestern durchlebt. Noch immer können die Zeitzeugen ihre Emotionen diesbezüglich nicht im Zaum halten, wenn sie über ihr individuelles Schicksal berichten. Darüber hinaus wirkte die Flucht auf mich persönlich in den Gesprächen wie eine Art „Quelle der Moral“, aus der die Nichtigkeit vieler heutiger alltäglicher Probleme sowie der Wert des Lebens erwächst.

Vorwort

Beginnen möchte ich meine erste wissenschaftliche Arbeit mit einer Geschichtsdefinition des Historikers und Zeitgeschichtlers Hans Mommsen (*1930), die sowohl die Legitimation meiner Themenwahl als auch die Leitlinie meiner Facharbeit darstellt: „Zentralthema der modernen Geschichtswissenschaft ist die Beziehung zwischen den sozialen Wandlungsprozessen in den verschiedenen Schichten der Gesellschaft, innerhalb des Militär- und Staatsapparats, den ökonomisch-technologischen Veränderungen und den politischen Abläufen“ (Prof. Dr. Hans Mommsen, um 1974).1

Nachdem ich mich für die Anfertigung einer Facharbeit im Leistungskurs Geschichte entschieden habe, legte ich mich sofort auf das Thema der „Flucht“ fest. Dies geschah einerseits nach der Betrachtung dieses Zitates aus Kohärenz mit der Flucht als sozialer Transformationsprozess. Andererseits aber auch aus schon immer vorhandenem durch die Erzählungen meines Großvaters gehegtem Interesse, das in der Nichtberücksichtigung der Fluchtproblematik nach dem Zweiten Weltkrieg im Unterrichtsplan der Mittelstufe keine Befriedigung erfuhr.

Die ersten Arbeitsschritte nach der räumlichen und zeitlichen Themeneingrenzung gestalteten sich recht unkompliziert. Nach telefonischer Abratung von der Arbeit im Bundesarchiv in Koblenz durch einen Mitarbeiter desselben, empfohlenen Besuchen diverser Bibliotheken und dem Durchdringen der Informationsflut durch erstes qualitatives Auswählen der Quellen überschritt das Exzerpieren der notwendigen Stichpunkte für die einzelnen Gliederungsabschnitte den erwarteten Aufwand innerhalb des von mir vorgesehenen sechswöchigen Zeitrahmens. Dies wurde hauptsächlich durch Zuwiderhandeln historiographisch-theoretischer Maximen verursacht, da viele Autoren durch direkte Betroffenheit nicht die notwendige Distanz zum Geschehenen aufbauen und einen sachlich-nüchternen Tatsachenbericht abfassen konnten. Diese Subjektivität wirkte sich jedoch auch positiv aus, da das erlebte Geschehen durch die emotionale Verbundenheit der Autoren leidenschaftlich und intensiv beschrieben wurde. Schwierigkeiten bereitete auch die Darstellung des Fernsehhistorikers Guido Knopp, der trotz seiner veranschaulichenden Fähigkeiten den Konsumenten in seinem Werk „Die große Flucht“ durch geschickte Anordnung, Zitate von Zeitzeugen und vor allem grafischer Darstellung sowohl im Buch als auch in der von mir analysierten Dokumentation emotional leiten, Mitgefühl und dadurch kommerziellen Erfolg erzielen will.

Die Methode der Befragung von Zeitzeugen („Oral History“) hingegen erwies sich im Gegensatz zu Internetrecherche und Filmanalyse als sehr sinnvoll, da mir die damaligen und heutigen Gefühle, die Stimmungen in der Bevölkerung und die in der Geschichtsforschung beschriebene Lage in der kommunikativen Auseinandersetzung exemplarisch dargelegt wurden. In diesem Zusammenhang war die engere emotionale Bindung zwischen mir und meinem Großvater Günter Bxxxx qualitätsfördernd, da durch vertrauteren Kontakt Gefühlsregungen besser ausgedrückt werden konnten. Die Kontaktaufnahme mit Adolf Sxxxxxx war im Gegensatz zu dem Gespräch mit Rudolf Sxxxxxx ebenso informativ, da er mir als Zurückgebliebener sowohl die Umstände in Ostpreußen selbst, aus Erzählungen seiner schon verstorbenen Verwandten die auf dem Frischen Haff als auch den Umgang mit der Zivilbevölkerung sowie die Art und Weise deutscher Propaganda geschildert hat.

Hauptteil

Um eine möglichst umfassende Darstellung der Ergebnisse meiner Arbeit über die Flucht und Vertreibung der Ostpreußen zu liefern, werde ich zunächst den historischen Rahmen und das Verhalten der Sowjetunion wiedergeben, danach die deutschen Voraussetzungen und Reaktionen darstellen, die Umstände des eigentlichen Fluchtvorgangs erklären und abschließend die Folgen der Ereignisse herausarbeiten sowie das Geschehene bewerten.

1. Die Gegenoffensive der Sowjetunion

Nach dreijährigen deutschen militärischen Aktivitäten in der Sowjetunion, die 20 Millionen Opfer forderten, begann am 22. Juni 1944 die Gegenoffensive der Sowjetunion.2 Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Einwohner Ostpreußens eine angenehme Friedenszeit verbracht und sich aufgrund der Indoktrination nationalsozialistischer Propaganda vor Kriegsinvolvierung sicher gefühlt.3

1.1 Der Vormarsch der roten Armee

An diesem Tag jedoch griff die Rote Armee mit 2,2 Millionen Soldaten und der Hilfe der USA in einer Großoffensive die 400.000 Soldaten fassende deutsche Heeresgruppe Mitte an.4 Infolge der Zerschlagung von 25 der 40 deutschen Divisionen an der östlichen Reichsgrenze mit 350.000 Verwundeten oder Todesopfern und der Flutwellen der Eroberungen, die unter polnischer Mithilfe sogar bis kurz vor Riga reichten,5 war das Deutsche Reich, insbesondere die östlichste, vom Deutschen Reich durch Polen getrennte Provinz Ostpreußen, erstmals seit Beginn des Zweiten Weltkrieges akut bedroht.6

Die Rote Armee hielt daraufhin regenerierend ihre Stellung und löste mit alliierter Hilfe durch vereinzelte Bombenangriffe, wie vom 27. bis zum 30. August 1944 auf die ostpreußische Hauptstadt Königsberg mit 2.500 Toten, die erste Fluchtwelle aus. Am 16. Oktober 1944 schritten die Rotarmisten unerwartet zur Herbstoffensive, ehe sie am 21. Oktober 1944 nach Bruch des Widerstandes an der Ostgrenze den Ort Nemmersdorf (heute: Majakowskoje) erreichten (Abb. I). Dort gab es zum ersten Mal seit Kriegsbeginn Übergriffe auf Anwohner deutschen Siedlungsgebietes, deren Intensität bei den Historikern aufgrund der Instrumentalisierung zu Gunsten deutscher Propaganda (siehe 2.2) umstritten ist (Abb. II). Fakt ist jedoch, dass von den nicht entflohenen Deutschen nur Gerda Meczulat überlebte und diese von der Skrupellosigkeit der sowjetischen Soldaten berichtet (Abb. III). Der Mythos Nemmersdorf wird von den Geschichtswissenschaftlern bis heute als Schlüsselereignis und Vorbote der Katastrophe gesehen, bei dem die deutschen Zivilisten erstmalig im Zweiten Weltkrieg die Opferrolle einnahmen.7

Obwohl Nemmersdorf von den deutschen Einheiten zwei Tage später wiedererobert wurde, wurde die Machtlosigkeit und Gefährdung der deutschen Bevölkerung offenbart und eine Fluchtnotwendigkeit derselben impliziert.

1.2 Erste Anzeichen der Fluchtnotwendigkeit

Bereits nach der Niederlage der Heeresgruppe Mitte im Juni 1944 trat das Oberpräsidium in Königsberg mit der Bitte um Ausarbeitung eines organisierten Evakuierungsplanes an den Gauleiter8 Ostpreußens, Erich Koch (*1896; †1950)(Abb. IV), heran. Dieser lehnte die Bestrebung aus ideologischen Gründen jedoch ab (siehe 2.2) und spielte die „rote Gefahr“ herab.9

Im Sommer 1944 flüchteten die ersten Menschen aus dem Baltikum und der Memelregion und zogen in kleinen Trecks durch Ostpreußen (Abb. V). Viele Einwohner erkannten den Ernst der Lage und versuchten trotz des Verbotes mit den Fluchtvorbereitungen zu beginnen, da sie schon im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg ihre Heimat temporär verlassen mussten.10 Andere hingegen behielten, in den Stricken der Propaganda gefesselt, ihren Lebensrhythmus bei und gingen ihren vornehmlich in der Landwirtschaft angesiedelten Berufen nach. Doch das Bild des friedvollen Lebens und des „Goldenen Oktobers“ 1944 trügte.11 In der Ferne, so die Zeitzeugenberichte, konnte man das Kanonenheulen vernehmen, das unaufhaltlich näher zu kommen schien. Nach dem Angriff auf Nemmersdorf veränderte sich die Haltung der Gesellschaft im Bezug auf die Flucht. Unabhängige gesellschaftliche Institutionen verzweifelter Menschen riefen aktiv zum Freitod auf und es war sowohl eine Suizidwelle als auch eine geistige Flucht in den Glauben und die Esoterik zu beobachten.12

Im Laufe der Zeit wurde den Menschen die Erforderlichkeit der Flucht immer bewusster, allerdings waren sie durch die Tatenlosigkeit der Administration den anrollenden Alliierten hilflos ausgeliefert.

1.3 Umgang mit der Zivilbevölkerung

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Art und die Entartung des sowjetischen Vorgehens gegen die deutsche Zivilbevölkerung Ostpreußens in dieser Form von dem Obersten Befehlshaber der Roten Armee, Josef Stalin, nicht beabsichtigt war. Die primäre Ursache für die Degeneration des Umgangs mit den Ostpreußen liegt in der sowjetischen Propaganda,13 deren Wirkung erheblich durch den Schriftsteller Ilja Ehrenburg (Abb. VI) katalysiert wurde.14 Seine Parole „Töte den Deutschen“, die nicht zwischen Nationalsozialisten und Zivilisten unterschied, hatte eine elektrisierende Wirkung auf die Soldaten, deren Zorn additiv durch Adolf Hitlers „Verbrannte Erde“ in der Heimat und später auch den Impressionen bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager intensiviert wurde. Hinzu kam das Versprechen Josef Stalins, Verbrechen gegen Deutsche nicht zu bestrafen.15 Aus diesen Gründen ist der vorhandene zweiseitige Umgang mit den Zivilisten in Ostpreußen nicht verwunderlich. Einerseits teilten die sowjetischen Soldaten ihre Nahrung mit den deutschen Kindern im Zeichen der Humanität, andererseits jedoch kam es zu ca. 1,4 Millionen Vergewaltigungen deutscher Frauen als Zeichen des Sieges, von deren Vielzahl und der sowohl physischen als auch psychischen Folgen Zeitzeugen berichten. Darüber hinaus gab es neben Erschlagungen, Verbrennungen und anderen bestialischen Morden eine riesige Zahl an Erschießungen, die weitestgehend wahllos erfolgten (Abb. VII und IX)16 Anschließend kam es zu Plünderungen, die im Laufe der Zeit systematisiert wurden. Dadurch, dass man in mehreren Wellen durch das ostpreußische Gebiet marschierte, konnte die erste Welle Schmuckstücke, die zweite Welle Frauen und die dritte Welle Kleidungsstücke und Stoffe entrauben.17

Diese Brutalität ( „Da hingen viele, da lagen viele, die waren überall“ ) 18 der hauptsächlich individuellen Gewaltübergriffe beruhte zum einen auf dem starken Alkoholkonsum der Rotarmisten sowie auf dem Regenerationsmangel und der Überforderung mit den Gegebenheiten. Zum anderen sah man den Kampf gegen die Deutschen als einen „Klassenkampf“ gegen den Kapitalismus an.19

Zusammenfassend ist hier zu sagen, dass der Deutsche seine Ehre, sein Leib und sein Leben dem übermütigen Sieger gnadenlos zur Verfügung stellen musste. Kurzum existierte der Deutsche in den Kriegswirren nicht mehr als Rechtssubjekt.20

2. Das Verhalten der Nationalsozialisten

Im nächsten Kapitel werde ich, nachdem ich bereits das sowjetische Vorgehen angerissen habe, das Handeln der Gegenseite, der deutschen Nationalsozialisten beleuchten, um anschließend auf die Opfer, die Zivilisten, einzugehen.

2.1 Die Administratoren Ostpreußens

Im Fokus wird nun der politisch erfolgreiche aus dem Rheinland stammende, von 1928 bis 1945 im Amt gewesene Gauleiter Ostpreußens, Erich Koch, stehen. Er hatte als oberster Administrator Ostpreußens die größte Einflussmöglichkeit auf die ostpreußische Bevölkerung und die Vorgänge im ostpreußischen Reichsgebiet. Seine skurrile Amtsführung gründete wesentlich auf den ihm im Weg stehenden im Weiteren exemplarisch dargestellten Ideologien und Utopien.

2.1.1 Ideologien und Utopien

Nachdem die ersten alliierten Vorstöße in Richtung Ostpreußen erfolgten, stellte Erich Koch trotz der dringenden Gefahr Fluchtvorbereitungen unter Strafe und wertete diese als Sabotage. Des Weiteren unternahm er keine Anstrengungen organisierte Evakuierungspläne auszuarbeiten, sondern folgte starrsinnig den Ideologien der NSDAP, den „Endsieg“ und die „Verteidigung bis zum letzten Mann“. Er ließ Königsberg als unbefestigte Stadt, sozusagen als „Menschenhaufen“ zur Festung erklären (Abb. IX und X) und verfolgte rücksichtslos seine utopischen Vorstellungen: „Es ist unverrückbar, dass wir hier die Pflanzgärten germanischen Blutes im Osten errichten.“ 21 Durch die Ignoranz der Gefahren und der augenscheinlichen Abkehr vom Defätismus setzte er die ostpreußische Bevölkerung dem Gutdünken der Russen und Polen aus. Beispielhaft für das bewusst naive Verhalten Kochs ist die Reaktion auf die Forderung des Bürgermeisters von Insterburg, Dr. Wander, Züge für Flüchtlinge nach Westen zur Verfügung zu stellen, statt sie für Maschinen-, Waffen- und Vorrattransport zu verwenden, mit der Frage, ob er unter Fieber leide.22

Infolge der Wiedereroberung von Nemmersdorf ließen die Administratoren in Zusammenarbeit mit den führenden Kräften der NSDAP die Szenerie irrealisieren und kameratauglich machen, indem sie die Untaten der Rotarmisten durch Entstellungen brutaler erschienen ließen.

Die dadurch in der „Wochenschau“ erzielte propagandistische Wirkung katalysierte die Wut des Volkssturmes gegen die Alliierten. Der „Volkssturm“ wurde als „letztes Aufgebot“ aus Jugendlichen und Greisen aufgestellt, die unausgebildet die alliierte Übermacht vom Reich entfernt halten sollten (Abb. XI). Seitdem der Propagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 zum totalen Krieg aufrief, wurde dieses Konzept auch immer mehr in Ostpreußen umgesetzt ( „Jeder Häuserblock, jedes Dorf, jedes Gehöf, jeder Graben, jeder Busch wird von Männern, Knaben, Greisen und – wenn es sein muss – von Frauen und Mädchen verteidigt“, Heinrich Himmler).23 Diese Illusion unterstreicht die Aussage von Herrn Bxxxxx, dass sein Vater zehn Tage vor der bedingungslosen Kapitulation am 08. Mai 1945 in die Armee rekrutiert wurde, um später in kurzzeitige Gefangenschaft zu geraten. Außerdem präferierte Erich Koch die Förderung der Industrie vor dem Schutz der Bevölkerung, um durch weitere Waffenherstellung dem „Tannenbergwunder“24 aus dem Ersten Weltkrieg nachzueifern.

Entscheidend ist auch der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der ostpreußischen Administration. Koch, der unterdessen von Adolf Hitler zum „Reichsverteidigungskommissar“25 mit außerordentlichen Vollmachten ausgestattet wurde,26 begab sich nach Beginn der Bedrohung in einen Bunker auf der Frischen Nehrung (Abb. XII).

Dort ließ er am 23. April 1945 wegen erhöhter Gefahrenlage den Eisbrecher „Ostpreußen“ mit Proviant, Hund und Mercedes ausstatten, ihn zur Hafenstadt Hela bringen, um dort am 27. April 1945 ohne Zivilisten nach Flensburg zu flüchten. Nur auf Drängen des Kapitäns durfte dessen Familie an Bord bleiben, tausende Zivilisten am Ufer jedoch waren ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert („Lassen sie mich mit solchem Dreck in Ruhe“).27 Daraufhin tauschte er seine Uniform mit einem zivilen Outfit und gab Adolf Hitler vor, Ostpreußen vor Ort aufrecht zu erhalten, während er bis zu seiner Festnahme 1949 durch die Briten und anschließender Auslieferung an die Polen unter dem Pseudonym ‚Rolf Berger‘ untertauchte.28

Schon hier kann man erkennen, dass die Verantwortlichen trotz aller Aussichtslosigkeit ihres Handelns an Ideologien und Utopien unter ihrem eigenen Schutze zum Nachteil der Zivilbevölkerung beharrten und damit dem Deutschen Reich letztendlich den Todesstoß versetzten. Die realitätsfernen, sinnlosen Aktionen gipfelten im Bau des Ostwalls, dessen verteidigende Intention eine inhibitierende Auswirkung auf die Flucht nach Westen hatte.

2.1.2 Der Bau des Ostwalls

Eine andere Methode, welche die Russen fernhalten sollte, war nicht die Verteidigung durch Menschen, sondern durch Material. Ab dem 16. Juli 1944 begann Erich Koch mit dem von Hitler genehmigten Bau „seines Ostwalls“. Hierzu wurde allen Berufsgruppen und Altersklassen ein „Schippkommando“ (Abb. XIII) erteilt, sodass diese von der deutschen Propaganda umwoben, ohne Widerstand unnütz tiefe Panzergräben errichteten. Auf Grund dessen, dass diese Zwangsarbeit genau in die Erntezeit fiel, hatten die Flüchtlinge des vom primären Sektor lebenden Ostpreußen bei der Hauptfluchtzeit Anfang 1945 erhebliche Nahrungsprobleme.29

Durch den Bau dieser „Ostpreußenschutzstellung“ erhob sich der inhumane Gauleiter Erich Koch entgültig zum absoluten Herrscher über Ostpreußen. Seine Legitimation zum Bau des im Volksmund betitelten „Erich-Koch-Walls“ (Abb. XIV), die den Deutschen ein hohes Selbstwertgefühl trotz des Sklavendaseins gab, lautete: „Wir sind die Herrenrasse, und wir müssen hart, aber gerecht regieren. Ich werde das Letzte aus diesem Land herauspressen. Ich bin nicht hierher gekommen, um Freude zu bringen. Die Bevölkerung muss arbeiten, arbeiten und wieder arbeiten. Wir sind bestimmt nicht hierher gekommen, um Manna (Anm. Himmelsbrot aus der Bibel) zu verteilen. Wir sind hierher gekommen, um die Basis für den Sieg zu schaffen. Wir sind eine Herrenrasse. Wir müssen immer daran denken, dass der niedrigste deutsche Arbeiter rassisch und biologisch tausendmal wertvoller ist als die Bevölkerung hier (Anm. Bevölkerung der Ukraine – Synonym für Bolschewismus) .“ (Abb. XV)

Dieser Hass, die deutsche Propaganda vom „Untermenschen“ sowie das deutsche Kriegsverhalten erzeugte ein Rachebedürfnis auf der sowjetischen Seite, der sich in Gegenangriffen entlud. Streng genommen müsste man bei Betrachtung des vorgenannten Zitats behaupten, dass Erich Koch bewusst auf diese Gegenschläge hinarbeitete und dadurch letztendlich die Fluchtnotwendigkeit der Ostpreußen bedingte. Dies erfolgte immer in Zusammenarbeit mit der Reichsregierung.30

2.2 Die Reichsregierung

Nun werde ich das Verhalten der Reichsregierung im Bezug auf Ostpreußen und die Flucht analysieren, da eine allgemeine Analyse in diesem Fall den Rahmen sprengen würde.

Es steht zweifelsfrei fest, dass Ostpreußen für die Nationalsozialisten eine Schlüsselfunktion besaß. Abseits des Reiches und der Kriegswirren konnte Adolf Hitler hier in der Wolfsschanze, im dunklen Wald Ostpreußens, bei Rastenburg (Kêtrzyn) untertauchen. Dies war ein weiterer erheblicher Grund, Ostpreußen bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. Die schon in Fehler! Unbekanntes Schalterargument. angesprochenen Widersprüche der Handlungen traten auch bei Adolf Hitler auf.

Am 20. November 1944 verließ er aufgrund der großen roten Gefahr die mit Flugplätzen und Bahnanschluss ausgestattete Wolfsschanze in Richtung Berlin, ehe er in seiner Neujahrsrede 1945 von den Grenzregionen Opfer für das Reich forderte.31 Weil viele Parteifunktionäre analog zu Adolf Hitler handelten, bekamen die Flüchtlinge keinerlei Unterstützung bei ihrer Flucht. Sogar in Abwesenheit aller Verantwortlichen wurde das Fluchtverbot aufrechterhalten und die Bevölkerung den Rotarmisten preisgegeben („Im Osten kann ich noch Raum verlieren“, Adolf Hitler bei seiner Flucht).32

Dass alle Parteifunktionäre, insbesondere der Gauleiter Erich Koch, sich über die drohende Gefahr im Klaren waren, beweist die Tatsache, dass es in den Jahren 1944/1945 immer wieder zu von „oben“ organisierten, so genannten „Todesmärschen“ kam. Dabei wurden Häftlinge und Kriegsgefangene aus den Konzentrationslagern weiter in das Landesinnere geschickt, um während des Marschierens erschossen zu werden. Ziel des Ganzen war es, die Flüchtlinge zu „entsorgen“, bevor die Alliierten die Gefangenen aus den Konzentrationslagern befreien konnten.

Angesichts dieser Umstände ist es unvorstellbar, wie die unter Realitätsverlust leidenden Parteifunktionäre der NSDAP und Administratoren Ostpreußens mit den Feinden und vor allem mit der eigenen ostpreußischen Zivilbevölkerung in Bezug auf die Flucht und die Menschenwürde umgegangen sind. Die im ersten Kapitel beschriebenen sowjetischen Aktionen sowie die im zweiten Kapitel erklärten deutschen Faktoren hatten wesentlichen Einfluss auf die Art und Weise der bis Mitte 1945 dauernden Flucht sowie der sich danach anschließenden aktiven Vertreibung der Ostpreußen durch die Russen und später die Polen, die ich im Folgenden erläutern werde.

3. Der lange Weg in Richtung Westen

Im Laufe des Jahres 1944 bzw. 1945 musste sich die Zivilbevölkerung Ostpreußens entscheiden, in Ostpreußen zurückzubleiben, sich durchzukämpfen und später die polnische Staatsbürgerschaft anzunehmen, sich auf eigene Faust in Richtung Westen zu machen oder sich den langen Trecks über das Frische Haff anzuschließen. Wie die Zeitzeugen berichten, waren die Umstände unabhängig der Alternative außergewöhnlich hart.

3.1 Der große Treck über das Frische Haff

Repräsentativ auch für die anderen beiden Möglichkeiten werde ich nun aufgrund der Ähnlichkeit der beeinflussenden Faktoren auf die Flucht über das Frische Haff eingehen. Sie offenbart die über das Verhältnis von Deutschen zu Russen und Polen hinausgehend weitere Faktoren zur Analyse.

3.1.1 Notwendigkeit und Aussichtslosigkeit

Im Allgemeinen war die Lage der zivilen Bevölkerung Ostpreußens schon nach den ersten Vorstößen der Alliierten perspektivlos. Einerseits war dem Volk die rechtzeitige Flucht aus ideologischen Gründen untersagt, andererseits wurde die Fluchtnotwendigkeit durch die fortschreitende Rote Armee immer dringlicher. Die Flüchtlinge aus den ersten beiden Fluchtwellen33, welche die Gefahr schon frühzeitig erkannten oder infolge des Mythos „Nemmersdorf“ die Heimat zurückließen, versuchten in eigener Regie mit Zügen oder per Pedes im Kern des Reiches Sicherheit zu finden. Davon grenzte sich deutlich die Situation der Flüchtlinge der dritten und größten Fluchtwelle nach der Januaroffensive der Roten Armee ab, die am 12. Januar 1945 nach vorheriger Kräftebündelung begann. Binnen sechs Tagen umstellten die Russen mit Hilfe der Alliierten fast die gesamte Provinz und erschwerten den Fluchtbereiten den Weg gen Westen (Abb. XVI). Ab dem 22. Januar 1945 besetzte die Rote Armee alle Eisenbahnknotenpunkte, am 23. Januar 1945 eroberte sie die Grenzstadt und gleichermaßen das „Tor zum Westen“, Elbing sowie Allenstein, was den Menschen im Süden den Weg abschnitt, sodass Ostpreußen nun vom Reich abgeschnitten war.34 Durch weiteren Vormarsch von Osten und Süden her, wurden die meisten potentiellen Fluchtwege blockiert und den Flüchtlingen blieb nach und nach nur der Weg in Richtung Norden über das Haff. Dies konnte auch nur aufgrund von Einsturzgefahr auf bestimmten Routen überquert werden (Abb. XVII).35

Die Bevölkerung reagierte auf die Eroberungsserie der Alliierten geteilt: Zum einen trat ein resignatives Verhalten auf, sich den Russen zu stellen und auf humanes Handeln zu hoffen, zum anderen beschloss man aus Panik eine überstürzte Flucht (Abb. XVIII), um das Risiko im Schneesturm zu sterben der entwürdigenden Behandlung durch die Russen zu präferieren. Die Aussichtslosigkeit dieser Option kann erst die analytische Geschichtsforschung herausarbeiten: Die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Trecks lag bei 10 Kilometern pro Tag, während die Rote Armee in derselben Zeit 35 Kilometer zurücklegte. Das Einholen war somit eine Frage der Zeit. Wieder andere versuchten einen Platz auf den begehrten Schiffen in Pillau sowie in Gotenhafen/Danzig, also in Westpreußen, zu erlangen, um damit die vermeintlich sichere Fahrt in Richtung Westen anzutreten.36

Auch die Familien der befragten Zeitzeugen reagierten differenziert. Die Familie von Herrn Bxxxx zählte nach eigener Auskunft zu den Glücklichen, die in einem der letzten Güterzüge von Danzig aus (Abb. XIX), also von der Zerstörung der Infrastruktur Ostpreußens unbeteiligt, einen Platz ergattern konnten. Die Familie Sxxxxxx dagegen resignierte und versuchte der kommenden Gefahr zu trotzen.

In beiden Gesprächen übereinstimmend waren allerdings die Berichte über die Behinderungen und Schwierigkeiten, mit denen alle Flüchtlinge und Zurückgebliebene, besonders diejenigen, die sich für die Flucht über das Frische Haff entschieden, zu kämpfen hatten.

3.1.2 Behinderungen und Schwierigkeiten

Wie schon in den vorhergehenden Kapiteln angedeutet, setzte die heranstürmende Rote Armee und der drohende grausame Umgang die Bevölkerung Ostpreußens unter Druck. Neben den Nahrungsproblemen infolge der Missernte (siehe 2.1.2), die allen zusetzte („Wir hatten ja nix zu fressen“ 37 ), kamen für den bei weitem größten Teil, der die Alternative der Flucht über das Frische Haff wählte, schon zu Beginn Staus und Verstopfungen der Wege hinzu (Abb. XX). Vor diesem Hintergrund wurden die Routen von der zur Koordination des Stromes beauftragten Wehrmacht durch Wegmarkierungen gekennzeichnet. Die Markierungen waren bald entbehrlich, da die Wege von den steigenden unmöglich zu begrabenden Todesopfern abgegrenzt wurden.38

Da die Flucht bei den meisten überstürzt auf die überraschende Offensive der Antagonisten erfolgte, nahm jeder nur das nötigste oder das, „was man tragen konnte“ 39 mit auf die Fußreise, den Lastwagen oder den Trakehner. Die Frauen mussten meist ob der Volkssturmbeteiligung oder Gefangenschaft der Männer alleine mit den Kindern losziehen und Übermenschliches leisten (Abb. XXI). Durch das enorme Gewicht der Wagen und der Pferdegespanne führte die Wehrmacht einen Mindestabstand von 20 Metern (Abb. XXII) ein, weswegen es auch auf dem Eis zu Staus kam. Die Zeit drängte, da das Eis immer weiter schmolz und die Flucht nur bis Februar möglich war. Einzelne Überholversuche waren aufgrund der unterschiedlichen Dicke der Eisschicht aussichtslos, sprich die Flüchtlinge mussten sich ihrem „Lemmingdasein“ hingeben (Abb. XXIII und XXIV).

Die Russen führten zudem Tieffliegerangriffe durch, die unterschiedliche Folgen hatten: Einerseits wurden viele Wagen auch durch Überrollungen von sowjetischen Panzern (Abb. XXV) zerstört und brachen ins Eis ein (Abb.XXVI), was sowohl Todesopfer forderte als auch den Treck aufhielt. Andererseits gefroren die Einschlagstellen der Bomben nach einer gewissen Zeit und bildeten eine dünne Eisschicht, die zu heimtückischen Fallen für die Trakehner wurden.40

Über den Tod durch Luftangriffe hinaus wurde den meisten Menschen die unglaubliche Kälte von -25°C bis -35°C im ersten Quartal des Jahres 1945 sowie der akute Nahrungsmangel, der auch vielen Tieren den Tod bereitete, zum Verhängnis. Zuerst starben diejenigen, die das schwächste Immunsystem besaßen, zum Teil unbemerkt, wie Kinder bei ihren Müttern im Arm oder Greise im Wagen. Angesichts der Lebensgefahr blieb keine Zeit für Beerdigungen. Mütter trugen nicht selten aus Verzweiflung ihre erfrorenen Kinder weiter im Arm.41

Meine obigen allgemeinen Ausführungen über die einzelnen Schwierigkeiten werden und können jedoch niemals der Vielfältigkeit der Einzelschicksale gerecht werden, die jeweils ihre eigenen Schwierigkeiten auf dem Weg über das Frische Haff erfuhren und meist negativ endeten.

Durch die Unbeeinflussbarkeit des Schicksals eines jeden einzelnen und das Leben mit dem Tod, dem Elend und dem Leid, wurden die Hemmschwellen der Flüchtlinge deutlich herabgesetzt und äußerst abnormale moralische Degenerationen beobachtet.

3.1.3 Die Frage der Moral

Die Frage der Anwesenheit von Moral innerhalb von kriegerischen Auseinandersetzungen ist relativ schnell beantwortet. Schon die ersten Übergriffe der unter Alkoholeinfluss stehenden, überforderten Rotarmisten, welche die Behandlung der Zivilisten von Stalin liberalisiert bekamen, hatten ebenso wenig ethischen Gehalt wie das hinreichend beschriebene Verhalten der Nationalsozialisten. Hier jedoch stelle ich besonders die Verhaltensänderungen der Bevölkerung Ostpreußens bezüglich der Flucht und der Umwelt in den Fokus.

Nach dem Angriff auf Nemmersdorf und dem Bewusstwerden der akuten Gefährdung, vor allem aber nach der Januaroffensive wurde in den Apotheken das giftige Zyankali wie Essensware verkauft. Oftmals vergifteten die Eltern sowohl sich selbst als auch ihre Kinder, um sie vor einem grausameren Tod zu bewahren.

Allgemein kann man sagen, dass jeder in dieser Extremsituation von den gemeingültigen Tugenden oder vom kategorischen Imperativ, der auch in vielen Religionen verankert ist, abgekehrt, unbewusst, gleichwohl absolut verständlich, ein egozentrisches Weltbild vertrat. So änderte sich die Rolle der Wehrmacht, die im weiteren Verlauf aus mangelndem Vertrauen und fehlender Unterstützung der NSDAP den Treueid auf den „Führer“ brechend ihr eigenes Überleben garantieren wollten, anstatt den Flüchtlingen zu helfen und sich an der Ostfront der Roten Armee entgegenzustemmen. Analog dazu waren die Flüchtlinge durch die Strapazen abgestumpft und jeder kämpfte um sein eigenes Überleben, repräsentativ berichtet der Zeitzeuge Günter Bxxxxx von „Diebstahlstouren“. Ebenso verhielte es sich mit dem Besitzrecht und der Nahrung, wobei dort noch eher im Familienbund zusammengehalten wurde. Es kam auch vor, dass sich ganze Familien aus Verzweiflung auf dem Eis selbst ermordeten, um sich weiteres Leiden auf dem Weg zu ersparen. Ferner ließ man einbrechende Wagen und Kranke einfach liegen, um sein eigenes Leben zu retten. Dies zeigt die Allgegenwärtigkeit des Todes und die Hemmungslosigkeit der Menschen im Umgang mit demselben. Der Kampf „Jeder gegen Jeden“ trat Zeitzeugen zufolge auch bei den Plätzen in Zügen und vor allem Schiffen auf, auf deren Umstände ich nun eingehen werde.

3.2 Die Flucht über die Ostsee

Wenn jemand den schweren Weg über das Frische Haff hin zur Frischen Nehrung schaffte, konnte er sich noch lange nicht in Sicherheit wiegen (Abb. XXVII). Er konnte jetzt entweder die Route über das Land oder die See nehmen, sollte sein Weg über die schmale Nehrung nicht durch Flieger- oder Flakangriffe gestoppt worden sein (Abb. XXVIII). Da sowohl die Flüchtlinge vom Haff als auch die ersten Flüchtlinge vom Land in die Häfen strömten, waren vor allem Gotenhafen, der Seeknotenpunkt Westpreußens und Pillau, der größte Hafen Ostpreußens, hoffnungslos überfüllt. Insbesondere Pillau hatte zum einen die Flüchtlinge vom nördlicheren Kurischen Haff als auch die Einwohner der „Festung“ Königsberg, die nach der Januaroffensive dorthin strömten, aufzunehmen und einzuschiffen. Die Evakuierung wurde durch die am 26. Januar 1945 explodierende Munitionsfabrik bei Pillau sowie ständige sowjetische Bombenangriffe auf den Kai zusätzlich erschwert. Außerdem war es der Kriegsmarine durch das einsetzende Chaos unmöglich, eine organisierte Beschiffung durchzuführen (Abb. XXIX). Am 28. Januar 1945 beispielsweise wurde in Pillau mit 8.000 Flüchtlingen gerechnet, es wurden jedoch 28.000 gezählt (Abb. XXX). Die auf die Schiffe wartenden Menschen wurden überwiegend notdürftig in Kasernen untergebracht. Aus Verzweiflung warfen Frauen sogar ihre Kinder an Bord, um wenigstens für diese einen Platz auf dem vermeintlich rettenden Ufer zu gewährleisten, denn auch auf der Ostsee gab es durch einige Schiffsuntergänge viele Todesopfer.42

Rückblickend war die Evakuierung der Menschen über den Seeweg die größte Rettungsaktion in der Geschichte der Marine. Auch der Zeitzeuge Adolf Sxxxxxx bekräftigt die Menschlichkeit von Großadmiral Karl Dönitz, der bei aller nationalsozialistischer Gesinnung, mit den wartenden Ostpreußen im Gegensatz zu seinen anderen Parteigenossen „wie mit Menschen“ umging. Binnen zwei Wochen, bis zum 15. Februar 1945 konnten allein in Pillau 204.000 Menschen auf dem Seeweg in Richtung Westen transportiert werden. Insgesamt wurden nach Angaben der Historiker 451.000 Menschen von dort aus in Sicherheit gebracht. Nach dem 20. April 1945 war eine weitere Evakuierung jedoch nicht mehr möglich, da die Rote Armee Pillau nach fünf Tagen im Kampf gegen die restliche deutsche Armee eroberte.

Indes ich bis hierher den ideologischen, kriegerischen und diplomatischen Rahmen und die Umstände der Flucht dargestellt habe, möchte ich vor der Bewertung nun Bilanz ziehen und die Konsequenzen für die Flüchtlinge und auch für die Gegenwart herausarbeiten.

4. Bilanz und Konsequenzen

Bilanzierend ist festzuhalten, dass die Strapazen für die rund 75 Prozent der Ostpreußen, die ihre Heimat in den letzten beiden Kriegsjahren zurückgelassen haben, nach der eigentlichen Flucht noch lange nicht beendet waren.43 Mit der Flucht gaben die Menschen ihre Existenzgrundlage auf und mussten in den westlichen Gebieten ein neues Leben beginnen, vorausgesetzt sie überstanden den mehr als 1.000 Kilometer langen Weg. Eine Rückkehr in die Heimat war nicht mehr möglich, da die neu gegründete Bundesrepublik die 1945 an Russland im Norden und Polen im Süden de facto eingebüßte Provinz auch de jure abtrat. Selbstverständlich bedurfte eine neue Existenzgründung innerhalb der neuen Gesellschaft das dialektfreie Erlernen der deutschen Sprache, was bei einigen bis heute, wie in den Gesprächen erfahren, nicht abgeschlossen ist. Dieser Logik folgend war die Aufnahme einer neuen Arbeit und den Erwerb einer neuen Wohnungsmöglichkeit und nicht zuletzt die Integration notwendig (Abb. XXXI). Diese wurde vornehmlich dadurch erschwert, da das deutsche Kernland ebenfalls von den alliierten Angriffen weitgehend zerstört wurde und man sich aktiv am Wiederaufbau beteiligen musste. Deshalb hielt die Nahrungs-, Unterkunfts-, und Arbeitsnot auch bei den ehemaligen Ostpreußen noch bis weit in die fünfziger Jahre an, wie auch der Zeitzeuge Günter Bxxxx berichtet. Während der Flucht verloren sich einige Familien auch aus den Augen, was zu einer Diaspora quer durch Deutschland führte. Noch heute leben Verwandte von Günter Bxxxxx in allen Teilen Deutschlands, primär dort, wo sie vorerst Unterschlupf fanden.

Die psychisch und physisch Stabilsten der Flüchtlinge überstanden auch diese mühevolle Phase, partiell unterstützt durch neu gegründete Heimatvereine44, die eine Kommunikation zwischen Leidgenossen und Heimatverbundenen katalysierten. Umgekehrt kam es aber auch zu einer Reihe von Selbstmorden, die aus vorangegangenen Vergewaltigungen, psychischer Instabilität, körperlicher Zerbrochenheit oder totalem Besitzverlust resultierten.

Die genaue Anzahl der Flüchtlinge, die in den besagten Jahren Ostpreußen oder allgemein ehemals deutsche Provinzen verlassen haben, ist nicht definierbar und in der Geschichtsforschung umstritten. Wahrscheinlich stammten etwa 2.053.000 der insgesamt 7.494.000 Flüchtlinge aus Ostpreußen. Die Zahlen der generellen Verluste deutscher Zivilbevölkerung divergieren zwischen 800.000 und 3,3 Millionen.45

Nun, welche Relevanz haben Flucht und Vertreibung in der heutigen Zeit? Warum befassen sich Menschen mit der Flucht in der Zeit des ausgehenden Zweiten Weltkrieges?

Ohne Zweifel ist die Flucht- und Integrationsproblematik auch heute noch aktuell. Beispielsweise gab es im letzten Jahrzehnt politisch Verfolgte auf dem Balkan oder heutzutage zukunftslose „Boat People“ in Mittelamerika oder Afrika, die in der USA oder Europa das Tor zur Freiheit sehen. Bei den zeitgeschichtlichen Umständen muss jedoch differenziert werden. Heute haben wir dazu, im Gegensatz zur Umsiedlung der Deutschen aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg, gesetzliche Rahmenbedingungen, die als „Asylrecht“ und als das vor kurzem verabschiedete „Zuwanderungsgesetz“ den Spannungsbogen zwischen menschenrechtlichen Vorgaben und potentieller Ausnutzung der Regelungen unter Implikation rechtsradikalistischer Tendenzen mithilfe von Einschränkungen und Bedingungen recht gut entschärfen. Generell ist im Kriegsfall eine damals fehlende Bemühung um organisierte Evakuierung notwendig, um das Leid der Menschen während einer Flucht zu mildern. Anschließend bedarf es natürlich auch einer nicht immer vorhandenen Integrationsbereitschaft der Flüchtlinge, allerdings ist die Verdrängung und Anpassung als Überlebensprinzip wie nach der Flucht 1944/45 falsch. Aufgrund der Notwendigkeit vorzeitiger Evakuierungspläne in Kriegsereignissen und deren Nichtanfertigung in Ostpreußen dient die Flucht der deutschen Zivilbevölkerung Ostpreußens mit ihren Begleiterscheinungen als lehrreiches negatives Beispiel institutionellen Verhaltens.

Die Berichte der Zeitzeugen zeigten mir ob der Altersanalogität zwischen mir und den Augenzeugen damals, welche in der heutigen Zeit undenkbaren Strapazen diese damals ertragen mussten.

Des Weiteren kam ich während der teils schaurigen Berichterstattungen über die direkte Konfrontation mit dem Tode von der materialistischen konsumgesellschaftlichen Einstellung ab und erkannte sowohl den Wert des eigentlichen Lebens und die Nichtigkeit vieler heutiger alltäglicher Probleme. Somit können die aus der Flucht gezogenen Lehren eine sittlich.läuternde Funktion haben.

Über die Aktualität der Flucht allgemein und den Lehren der Flucht in den Wirren des Zweiten Weltkrieges hinaus, sind heute noch diplomatische Auswirkungen der behandelten Flucht zu spüren. Ende Februar 2002 sagte der damalige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder, kurzerhand einen eingeplanten Besuch des tschechischen Staatspräsidenten ab, da sich die deutsch-tschechischen Beziehungen abgekühlt hatten. Grund dafür war der schon lange andauernde Streit zwischen Deutschland und den Vertriebenenverbänden einerseits und der Tschechischen Republik andererseits über die Gültigkeit der Beneš-Dekrete.

Explizit erklärten 15 der 143 von der tschechoslowakischen Exilregierung während des Zweiten Weltkrieges verfassten Dekrete die dort angesiedelten Deutschen zu Staatsfeinden und ordneten deren Entrechtung, Enteignung und Aussiedlung an.46 Auch beim EU-Beitritt der Tschechischen Republik waren diese Dekrete ein Konfliktpunkt, der ehemalige Ministerpräsident Jiøi Paroubek jedoch entschuldigte sich 2005 bei der benachteiligten sudetendeutschen Bevölkerung, was von allen Parteien begrüßt wurde. Gleichwohl besitzen die Beneš-Dekrete heute noch Gültigkeit und Entschädigungsforderungen wurden sowohl von der deutschen als auch von der tschechischen Regierung abgelehnt.47

So hat die Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung Ostpreußens als letzte Opfer des despotischen Regimes unter Adolf Hitler 1944/1945 bis heute schwerwiegende territoriale, diplomatische, kulturelle und psychische Folgen hinterlassen.

5. Bewertung des Geschehenen

In der anknüpfenden Analyse und eigenen Bewertung werde ich den Fokus auf die Frage der Schuld und die Vermeidbarkeit des Geschehenen, basierend auf historiographischen Kontroversen, richten und parallel das Problem der gezielten Fluchtorganisation während eines Krieges diskutieren.

Um die Schuldfrage für die im Nachhinein als „freiwillige Umsiedlung“ von polnischer Seite heruntergespielte Flucht und Vertreibung zu klären, ist es notwendig, die Ursachen und die Vorgeschichte herauszuarbeiten. Der Regierungschef und das Staatsoberhaupt, der „Führer“ Adolf Hitler startete am 01. September 1939 unter dem Vorwand eines Spionagevorwurf einen Angriff auf Polen und rief dadurch den Zweiten Weltkrieg hervor. Unterdessen hatte die Massenpsychologie durch die propagandistische Eintrichterung der nationalsozialistischen Weltanschauung, die auf Hitlers Autobiographie „Mein Kampf“ basierte, schon nach allen Seiten hin gegriffen und die Institutionalisierung des totalitären Führerstaates war damit weitgehend abgeschlossen. Vor diesem Hintergrund wurde die „Blut-und-Boden Ideologie“ von der Autarkie durch „Lebensraum im Osten“ in die Tat umgesetzt. Die Sowjetunion war zu dieser Zeit außenpolitisch isoliert, wobei das nationalsozialistische Deutschland von den Alliierten als ein „Bollwerk“ zur Abschottung gegen den Bolschewismus gesehen wurde, es also eine Schlüsselstellung im Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus einnahm. Innenpolitisch war die Alleinherrschaft Josef Stalins schon durch Zwangskollektivierung, Schauprozesse und „Säuberungen“ durch die KPdSU gesichert, währenddessen der Wohlstand und die Lebensqualität des Volkes, und damit auch der Soldaten, ein Minimum erfuhr.

Der deutsche „Generalplan Ost“ konnte schnell und erfolgreich umgesetzt werden, ehe sich die Rote Armee formierte und Deutschland immer mehr Rückschläge einstecken musste. Von Beginn an unterschied sich der Krieg, den die deutschen Armeen im Osten führten, von dem an den anderen Fronten. Einerseits differierten die ideologischen Voraussetzungen, andererseits war der Umgang mit dem Feind durch Ausrufung des „Rassenkrieges“ erheblich rücksichtsloser. Nach dem Wendepunkt durch die Stalingrader Gefangenschaft der 6. deutschen Armee am 31. Januar/ 2. Februar 1943 und dem anschließenden Aufruf zur Totalisierung des Krieges, wurden die Deportationen im Hinblick auf die sich abzeichnende Niederlage verschärft. Auf Basis dieser Überlegung versuchte man in der Folge, slawische Männer für das deutsche Heereswesen zu rekrutieren, um die schwindende Soldatenanzahl zu kompensieren. Indessen konnte die Sowjetunion eine weitere Zurückdrängung der deutschen Armee organisieren, ehe sie wie schon beschrieben am 21. Oktober 1944 zum ersten Mal deutsches Siedlungsgebiet betrat.

Während ihres Vormarsches bekamen die Divisionen der Roten Armee durch Befreiung von Konzentrationslagern oder auch durch Beobachtung der Umgebung die an der eigenen Bevölkerung verübten Verbrechen zu Gesicht. Hierdurch wurde ihr ohnehin schon durch Verluste von Kameraden hoher Zorn auf das Deutsche Reich zusätzlich verstärkt (Abb. XXXII). Aufgrund fehlender Reglementierungen bezüglich des Umganges mit der deutschen Zivilbevölkerung und des Versprechens Josef Stalins, Untaten gegenüber den Deutschen nicht zu bestrafen, konnten die alkoholisierten, ausgelaugten und verrohten sowjetischen Soldaten ihren durch die Propaganda Ilja Ehrenburgs katalysierten Drang nach Vergeltung auf die Deutschen willkürlich ausleben („Hass hatte Hass erzeugt“).48

Diese Diskrepanz zwischen deutschem und sowjetischem Verhalten gegenüber der Zivilbevölkerung veranschaulicht einerseits das Todesurteil gegen den zum „bourgeoisen Humanismus“ angeklagten sowjetischen Nachrichtenoffizier Lew Kopelew, der deutsche Zivilisten vor der rotarmistischen Mordlust zu retten versuchte, andererseits die Aussage des Zeitzeugen Adolf Sxxxxxx: „Wie die mit der Bevölkerung umgegangen sind!! Sowas hätte es bei den Deutschen nicht gegeben. Wenn da jemand auch nur eine Frau vergewaltigt hätte, den hätten sie direkt erschossen. Auf deutscher Seite gab es da kein Pardon. Aber die Russen wurden ja vom Stalin an der langen Leine gelassen.“ 49

Ein weiterer wesentlicher Verantwortlicher für die Flucht und Vertreibung war der Gauleiter Ostpreußens, Erich Koch, der als „Reichverteidigungskommissar“ mit diktatorischen Vollmachten direkte Regierungsgewalt und Verantwortung über die ostpreußische Bevölkerung hatte. Dieser ließ sich, wie schon in Kapitel Fehler! Unbekanntes Schalterargument. erwähnt, starrsinnig von Ideologien und Utopien leiten und trug damit ebenfalls erhebliche Schuld an dem Geschehenen.

Der graduell abgestufte Einfluss der einzelnen Faktoren in der Schuldfrage wird in der Historiographie kontrovers diskutiert. Herbert Michaelis sieht in seinem Werk „Die letzte und schrecklichste Phase des Krieges“ die Flucht als den Tiefpunkt des kriegerischen Geschehens an. Sie wurde von den in den „Sog der Leidenschaften der Massen“ geratenen Politikern beider Seiten verursacht, andererseits aber auch durch das „Chaos der Barbarei, der sittlichen Verwilderung“ beeinflusst.50 Demgegenüber schieben der Major Dieckert und der General Grossmann in ihrer meiner Ansicht nach militarisierten Schrift „ Flüchtlingselend “ einzig Erich Koch den schwarzen Peter zu. Für die späteren Entartungen („Wie die wilden Tiere hausten die Russen“) bezüglich der Interaktion mit der Zivilbevölkerung sehen sie aber die Sowjetunion verantwortlich.51 In dem Werk „Nemmersdorf“ bewertet Günter Böddecker die Angelegenheit aus einer anderen Perspektive: Er argumentiert mit einer greifenden Maschinerie infolge der „Ereignisse von Nemmersdorf“, die am 21. Oktober 1944 die Fluchtnotwendigkeit hervorriefen. Kurzum sieht er einen Großteil der weiteren Verbrechen als unabwendbar und dadurch legitimiert an.52 In Arno Suminskis Dissertation „Der Schrecken hat viele Namen“ wird die Schuldfrage viel differenzierter gesehen. Die Flucht sei gegensätzlich zur späteren von den Siegermächten verursachten Vertreibung eine rein deutsche Sache gewesen, für welche die ostpreußischen Administratoren die Verantwortung tragen. Einen großen Teil der Ursachen für die Unmenschlichkeit sowjetischen Verhaltens gegenüber den Deutschen sieht Surminski im Alkohol und in den Lebensverhältnissen der Rotarmisten in der Heimat. Das weitaus schlimmste Vergehen der Roten Armee sei die Verschleppung deutscher Arbeiter zum Wiederaufbau Russlands gewesen, deren Exposition jedoch die Grenzen meiner Facharbeit überschreitet. Zur allgemeinen Bewertung der Ereignisse vertritt Surminski die „Wind-Sturm Theorie“, die nach dem Prinzip „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ abläuft, sodass durch den deutschen „Wind“ der sowjetische „Sturm“ ausgebrochen ist.53

Meine Ansicht der Dinge, die ich in der vorangehenden Abfassung geschildert habe, lässt sich in Divergenz und Kongruenz zu den eben dargestellten Meinungen diverser Historiographen folgendermaßen zusammenfassen: Nachdem das nationalsozialistische Regime bewusst ideologisch bedingt den Zweiten Weltkrieg entfacht hat, begann im sechsten Kriegsjahr die Flucht der ostpreußischen Zivilbevölkerung, für die, von der drohenden sowjetischen Gefahr katalysiert, primär die Administration Ostpreußens die Schuld trägt. Entgegen ihrer Handlungsverpflichtungen blieben sie in vollem Bewusstsein, keinesfalls blind von ideologischen Wirren, untätig. Die Gegenoffensive der Sowjetunion war legitim, da sie vorerst defensiven Zwecken diente und gegen das Unrecht, das durch die Deutschen verübt wurde, ankämpfte. Die Degeneration jedoch, die das sowjetische Vorgehen bedingt durch die innenpolitischen Verhältnisse und die Immunitätskonstitution der Rotarmisten annahm, ist analog zu den in den vorherigen Kriegsjahren ausgeübten Verbrechen der Deutschen zu beurteilen. Die anschließende und eher nach 1945 eingetretene, aber von der Flucht zeitlich nicht genau abgrenzbare Vertreibung der restlichen Deutschen in Ostpreußen wurde ausschließlich von der Sowjetunion und vor allem von der südlichen Okkupationsmacht, Polen, induziert. Deshalb tragen diese auch im Gegensatz zu dem die Flucht zu verantwortende, schon bedingungslos kapitulierte Deutschland, dafür die volle Verantwortung.

Natürlich könnte man das Szenario simplifizieren, die Parteien von der Schuld befreien und das Geschehen in den Kriegswirren als unbeeinflussbar einordnen. Damit macht man es sich jedoch meiner Meinung nach viel zu einfach. Bei Aufgabe der ideologischen Naivität von Erich Koch und seinen Parteigenossen sowie einer rechtzeitigen geplanten, organisierten Evakuierung der Bevölkerung hätten die sowjetischen Angriffe weitaus weniger Todesopfer gefordert.

Die Flucht an sich war zwar unvermeidbar, aber das Leid auf dem Frischen Haff hätte den Menschen erspart bleiben können. Auch von sowjetischer Seite hätte die Brutalität im Umgang mit der Zivilbevölkerung durch legislative Interventionen, wie auf deutscher Seite vorhanden, abgemildert werden können.

Ganz bewusst gab ich meiner hier endenden Facharbeit den Titel „Die letzten Opfer des despotischen Regimes unter Adolf Hitler“, da ich die Despotie, eine Staatsform, in der das Staatsoberhaupt, der Despot, die absolute Macht über Leben und Tod seiner Untertanen hat, an Ideologien orientiert das Machtmonopol jenseits von Partei, Parlament oder Opposition besitzt, als zutreffend für den Charakter des Umganges der Reichsregierung bzw. der ostpreußischen Administration mit den Flüchtlingen befand und dieselben deren letzte Opfer waren, teilweise immer noch sind.

Anhang

Quellenverzeichnis

Arndt, Werner. Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien, Sudetenland 1944/1945. Die Bild-Dokumentation der Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten. Friedberg: Podzun-Pallas-Verlag GmbH, 1981.

Aust, Stefan (Hrsg.). Die Flucht. Über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Stuttgart, München, Hamburg: Deutsche Verlagsanstalt, Spiegel-Buchverlag, 2002.

Auswärtiges Amt - Tschechische Republik: Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland. März 2007. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/TschechischeRepublik/Bilateral.html (Zugriff am 3. April 2007).

Bxxxxx, Günter, Interview geführt von Fabian Müller. Zeitzeugenbericht der Kriegserlebnisse 1944/45 und der Flucht (10. Februar 2007).

Böddecker, Günter. Die Flüchtlinge. Die Vertreibung der Deutschen im Osten. München: Herbig-Verlag, 1980.

Böddecker, Günter. Nemmersdorf. In Letzte Tage in Ostpreußen. Erinnerung an Flucht und Vertreibung, von Herbert Reinoß (Hrsg.), 301-305. München: Albert Landen & Georg Müller Verlag, 1983.

Die große Flucht. DVD. Regie: Guido Knopp. Produzent: Universum Film GmbH & Co. KG, München. 2004.

Knopp, Guido. Die große Flucht. Das Schicksal der Vertriebenen. 1. Auflage. München: Econ-Verlag, 2001.

Lass, Edgar Günther. Die Flucht. Ostpreußen 1944/45. Bad Nauheim: Podzun-Verlag, 1964.

Major Dieckert, General Grossmann. Flüchtlingselend. In Letzte Tage in Ostpreußen. Erinnerung an Flucht und Vertreibung, von Herbert Reinoß (Hrsg.), 306-319. München: Albert Landen & Georg Müller Verlag, 1983.

Michaelis, Herbert. Die letzte und schrecklichste Phase des Krieges. In Letzte Tage in Ostpreußen. Erinnerung an Flucht und Vertreibung, von Herbert Reinoß (Hrsg.), 299-300. München: Albert Landen & Georg Müller Verlag, 1983.

Nitschke, Bernadetta. Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Vertreibung und Aussiedliung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949. Band 20. Übersetzung: Stephan Niedermayer. München: R. Oldenbourg Verlag, 2003.

Sxxxxxx, Adolf, Interview geführt von Fabian Müller. Zeitzeugenbericht über seine Erlebnisse während der Flucht als Zurückgebliebener (24. Februar 2007).

Suminski, Arno. Der Schrecken hat viele Namen. In Letzte Tage in Ostpreußen. Erinnerung an Flucht und Vertreibung, von Herbert Reinoß (Hrsg.), 320-332. München: Albert Landen & Georg Müller Verlag, 1983.

Zimmermann, Dr. Siegfried (Hrsg.). Flucht aus dem deutschen Osten. Erinnerungen an 1944/45. Selbstverlag der Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e.V., 1994.

Interviewmitschriften

Günter Bxxxxk

Interviewer: Fabian Mxxxxx, *11.05.1991 in Boppard, Schüler des Kant-Gymnasiums in Boppard

Interviewter: Gxxxxx Xxxxxxxxxx

Ort: xxxxxxxxxxxxxxx

Datum: 10. Februar 2007

Dauer: 70 Minuten

Materialien: Im Vorhinein angefertigter Fragenkatalog zur Orientierung an meiner Intention

Können sie Angaben zu ihrer damaligen Lage machen?

„Als 10-jähriger wohnte ich mit weiteren vier Geschwistern und der Mutter in einem Vierfamilienhaus, in einer sogenannten „Notwohnung“ bei den Eltern meiner Mutter.

Wir hatten für die damaligen Verhältnisse einen normalen Lebensstandard. Mein Vater war Heizer auf der Danziger Werft, also so zusagen Arbeiterstatus. Wir fühlten uns – oder wir wurden Anfang 1945 von den Polen als Besiegte – deklariert.“

Wie war das Gefühl im Vorfeld der Flucht? Konnten Sie etwas, wie z.B. Kanonendonnern vernehmen?

„Ja, das haben wir alles mitgekriegt. Schon bevor die Iwans uns eingenommen haben, haben die Iwans uns schon beschossen.“

Aus der Luft?

„Ja, ja, ja. Aus der Luft wie gesagt, das waren ja überwiegend die westlichen Alliierten. Von der Russen sind wir hauptsächlich mit der Flak beschossen worden. Aus großer Entfernung – und dann kamen die immer näher.

Dann hat man meine Mutter überredet – meine Mutter war damals schwanger – mit den Soldaten mit in die Stadt zu gehen, um dort Sicherheit in einem Kloster zu suchen. Da waren wir dann ein paar Tage drin, da kamen auch die Iwansund haben dann alles durchsucht, durchstöbert, geplündert, alle Frauen vergewaltigt und verheerend gehaust... kann man sagen. Da hat‘s natürlich auch drin gebrannt, nachdem wir immer noch bombardiert worden sind. Und dann sind die Deutschen abgezogen oder sie sind gefangen genommen worden und dann haben wir von dieser Krankenanstalt aus einen sicheren Ort gesucht und haben diesen dann auf einem Berg höher gelegen als Danzig, in dem Haus der Eltern meiner Mutter gefunden. Dort haben wir mit vielen Geschwistern meiner Mutter inklusive Familien gewohnt und mussten uns dann selbst versorgen. Danach hat meine Mutter eine Tochter geboren, aber aufgrund der Tatsache, dass wir nichts zu Essen und zu Trinken hatten und meine Mutter auch nicht in der Lage war das Kind zu stillen, ist das Kind gestorben. Meine Mutter bekam daraufhin Typhus, meine übrigen Geschwister ebenfalls.

Ich war der einzige, der kein Typhus bekam. Dann sind mein Cousin, der auch mit seiner Mutter in diesem Haus gewohnt hat – die hatten früher einen großen Bauernhof – und ich, also die einzigen ohne Typhus, auf Betteltour oder bzw. auf Diebstahlstour gegangen und haben dann die Kranken versorgt und wir zwei haben dann allein alles herbeigeschafft, was nur greifbar war. Da haben wir natürlich gehaust, es blieb uns ja nichts anderes übrig. Wir konnten auch kein polnisch und als wir dann einige Male in der Stadt und der Umgebung waren und von denen dann auch zum Teil Dresche bekommen haben, haben wir auch polnisch gelernt. Aber wie gesagt, wir haben uns durchgehauen, durchgeschlagen und konnten aufgrund unserer Aktionen für Essen und Trinken sorgen. Ja. Ach so. Als meine Mutter Typhus bekam ist meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert worden nach Langfuhr und bekam dort eine Glatze geschnitten, weil man angeblich, wenn man Typhus hat, eine Glatze geschnitten bekam, damit sich dort kein Ungeziefer reinsetzten konnte. Meine Schwester und die übrigen drei Brüder haben den Typhusvirus nicht auf mich übertragen, obwohl ich mit denen in einem Bett geschlafen habe und das ansteckend ist.

Das waren so die Dinger, die da gelaufen sind.“

Haben Sie deutsche Befehle oder deutsche Propaganda vernommen?

„Das war ja gang und gäbe. Ich hatte damals als kleiner Junge, das weiß ich ganz genau, ich hatte ein Geschwür hier unter dem Arm (zeigt an die rechte Achsel) und musste dann Richtung Stadtmitte zum Arzt und ich konnte den Arm nicht so richtig heben. Und da bekam meine Mutter einen Anschiss von einem SS- Mann – den werde ich nie vergessen – weshalb ihr Sohn nicht „Heil Hitler“ sagen und die Hand heben kann. Meine Mutter hat dem dann klar gemacht, dass ich auf dem Weg zum Arzt bin und der sagte, das ist egal, der muss „Heil Hitler“ sagen. Das ist das Erlebnis, das ich ganz extrem mitbekommen habe – aber als 10-jähriger hat man ja immer mit Angst gelebt, weil wir ja fast ständig mit Bombardements gerechnet haben. Die kamen auch. In ruhigen Zeiten, in denen kein Fliegeralarm war, konnten wir uns etwas frei bewegen, weil wir ja etwas außerhalb von Danzig gelebt haben. Da waren direkt die Berge und dann konnte man auf den Bergen über ganz Danzig hinweg gucken. Das hat natürlich Spaß gemacht, von dort auch mal einen Fliegeralarm oder ein Bombardement auf Danzig mitzuerleben (lacht).

Weil wir aber außerhalb vom Kern Danzigs, also fast im ländlichen Raum waren, haben wir von der Propaganda nicht viel mitbekommen – Achso. Doch. Da kann ich noch was erzählen. Bei uns vor dem Haus war eine Straße, das weiß ich heute noch, wo Juden unter guter Bewachung von SS-Leuten oder ähnlichen Richtung Polen rausmarschiert sind. Dann hat man MG-Feuer gehört und die SS-Leute oder die Sicherheitsleute oder egal wer das nun war, die kamen dann alleine zurück und dann haben wir natürlich die Eltern und die anderen Leute, die bei uns gewohnt und gehaust haben auch gefragt, weshalb die dann jetzt ohne die zurückkämen. Aber die haben gesagt, dass sie dazu nichts sagen könnten oder so ähnlich haben die sich dann ausgedrückt, aber dabei sind die alle abgeknallt worden. Ja, hinter uns war ja direkt das Waldgebiet und dann – gib ihm – und das waren alles Juden. Und keiner will was gesehen haben, jeder hat die Augen zu gemacht und gesagt, damit haben wir nichts zu tun. Das hab ich auch noch miterlebt, das kann ich auch noch sagen.

Und unser Vermieter, der auch vorher ein guter Nazi war und die größte Fahne hatte, das war einer, der nach dem Krieg – also es war ja so: erst mal kamen ja die Russen und danach sind die Polen einmarschiert und haben alles beschlagnahmt, was sie kriegen konnten und haben das ja auch besetzt und für sich behalten, und die Deutschen mussten raus, egal wohin, so. – und dieser Vermieter, der Herr Müller, der Naziboss, der hatte auch einen großen Bauernhof, der hatte zuerst die größte Nazifahne und dann als erster die polnische Fahne. Die polnische Fahne war genau so groß wie dem Adolf seine Fahne und die hatte er schon im Keller und direkt als die Polen drin waren hat der direkt die polnische Fahne gehisst (lacht). Ja, das waren die Liebsten und ja, immer schön in die Kirche gelaufen. Und dann hat er seine früheren Freunde angeschissen – der und der und der war´s und später hat er sich auch in den Westen abgemacht und sich hier als Vertriebener gemeldet. Und die Schweine haben dann später hier noch das große Geld gemacht, weil die sich dann als Gutsbesitzer ausgegeben haben.“

Wissen Sie etwas von individuellen Gewaltübergriffen der Russen?

„Ja, da habe ich auch einiges mitbekommen. Als wir, meine Mutter mit uns fünf (Kindern), in die Stadt in dieses Kloster oder die Krankenanstalt marschiert sind, da haben wir auch sehr viele Vergewaltigungen mitbekommen – also dann sind die dann mit den Frauen nach nebenan oder sonst wo, wohin die die dann gebracht haben, und wir haben nur Geschrei und Geheul gehört.

So was und natürlich auch Tote. Da hingen viele, da lagen viele, die waren überall. Wir wohnten ja im ländlichen Gebiet und da gab es auch sandige Wege und die Russen sind dann über die Soldaten nur einfach darauf los gefahren, drüber gefahren, einmal gedreht und weg waren sie. Später hast du dann die Leichenteile gesehen.

In der Stadt hat man dann auch sehr viele hängen sehen – deshalb kratz ich mich jetzt schon wieder – wie gesagt – einmal wurden auch viele von den Deutschen aufgehängt zum guten Schluss und dann kamen ja die Iwans und die haben dann die Deutschen aufgehängt. Da hingen die überall. Da hing wieder einer, da hing wieder einer, natürlich überwiegend an Straßenecken zur Abscheu. Deshalb kann man ja auch sagen, dass der Hass, der durch die deutsche Propaganda auf die Iwans geschürt wurde, dann Gegenhass erzeugt hat, als die Iwans ihre eigenen da hängen gesehen haben.

Die Russen gingen noch, denn die mussten ja auch weiter, aber dann kam polnische Besatzung. Und bei uns war dann ein Russe als Kommandant für diesen Bezirk der auch ein Gut in der Nähe hatte und der hat gesagt, wenn die Polen zu euch kommen und euch Unrecht tun, kommt sofort zu mir, ich helfe euch. So haben wir´s dann auch gemacht, denn die Polacken haben die Frauen vergewaltigt und geklaut wie die Raben und gehaust. Und der Russe hat uns dann unterstützt. Das war wirklich ein Positives von den Russen, aber auch die Ausnahme.

Kurz vor Kriegsende haben sich viele deutsche Soldaten in der Nähe von Danzig, in Hela – quasi einer Halbinsel – abgemacht, die haben gemeint, die würden da noch ein Schiff bekommen, um nach Hause zu kommen. Da waren Tausende, die dann von den Russen gefangen genommen wurden. Die mussten dann zurück über Danzig und am Frischen Haff vorbei Richtung Russland – alles zu Fuß. Da ist dann meine Mutter mit uns Kindern zu den Soldaten und hat gebettelt, da denen ja sowieso alles abgenommen wurde, uns was zu geben und da haben wir schöne Sachen bekommen, und die haben wir dann wieder verscherbelt. Tagelang – Frauen, Männer, alles in Uniform und wir haben da versucht was zu ergattern – aus lauter Not, du hast ja sonst nichts gehabt. Und einzelne Stücke haben wir dann an die Polen verkauft, um die Zlotys zu bekommen.

Tausende, tausende Soldaten waren dabei, die dann im Ural waren. Da war auch mein Onkel dabei und der hat da zum letzten Mal seine Tochter auf einem Platz gesehen – es waren da Männer und Frauen getrennt –die er bis heut nie mehr wieder gesehen hat, die ist nicht zurückgekehrt - er ruft „Gretchen, Gretchen, Gretchen“ und will los laufen und seine Tochter ruft „Bleib stehen, sonst erschießen die dich“, und bis heute hat er sie nie mehr gesehen. Die haben später in Elmshorn gewohnt. Die haben fast ½ Million DM bis zu ihrem Tod gespart, damit, wenn das Gretchen zurückkommt die ein schönes Leben hat, aber die kam nie. Unsere Familie allgemein war aber noch gut dabei.“

Was war nach Ihrer Meinung die Ursache für die Flucht?

„Nichtannahme der polnischen Staatsangehörigkeit führte zur Vertreibung Anfang Januar 1946.“

Können Sie die näheren Umstände darstellen?

„Mit sämtlichen Familienangehörigen, Geschwistern, Familie der Eltern mussten wir zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten Platz aufsuchen. (Pause) Also mit Handgepäck – nur soviel wie man tragen konnte. Mit einem Güterzug wurden wir von Danzig Richtung Westen abtransportiert.

An einem mir unbekanntem Ort wurden wir umgeladen und nur gehfähige, gesunde und Mitfahrer durften – oder waren für die Weiterfahrt zugelassen. Kranke oder Behinderte wurden angeblich in Krankenhäuser verbracht. Weiter ging die Fahrt bis Granzin; nein die Weiterfahrt ging zunächst nach Lüpz bzw. Parchim. Dort wurden wir in den Ort Granzin zu einem Bauernhof verbracht. Nach ein paar Tagen ging‘s weiter in Richtung Hamburg, weil meine Mutter erfahren hatte, dass sich mein Vater in Hamburg aufhalten sollte. Dies geschah über eine Ordensschwester und ähnliches. Von Lüpz bzw. Parchim ging es weiter nach Hamburg und von dort unmittelbar in Richtung Flensburg und von einem Bauern mit Fuhrwerk nach Kleinsoltholz in Schleswig. Hier durften wir in einem Nebengebäude des Bauernhofs, in dem früher Bedienstete untergebracht waren, wohnen.

Vier Jahre später folgte die Umsiedlung, die freiwillige Umsiedlung, ins Rheinland. Hier wurde zuvor meinen Eltern von Abgeordneten der hiesigen Kreisverwaltung, damals St. Goar, Arbeitsverhältnisse, Arbeit satt, Lernmöglichkeiten, Wohnungen und, und, und, alles was zum normalen Leben dazugehört zugesagt und konnte nicht eingehalten werden.“

Wie gestaltete sich die Versorgung während der Umsiedlung?

Versorgt wurden wir teils aus Eigeninitiative, teils durch Hilfsorganisationen. In der Diaspora in Schleswig-Holstein und dem Raum Flensburg waren dennoch katholische Seelsorger und andere Träger der katholischen Kirchen, wie Caritas, sehr hilfsbereit.

Sind im nächsten Umkreis Menschen zu Tode gekommen?

„Ja. – Mein Großvater wurde während des vorgenannten Stops auf der Strecke Danzig, Parchim, Lüpz, aus dem Waggon geholt und sollte von hier aus in ein Krankenhaus verbracht werden. Tatsächlich aber, so konnte ich persönlich als 10-jähriger mit meinen eigenen Augen vernehmen, (bemüht sich um Seriosität, bremst sich) dass mein Großvater auf einer Liege weg transportiert und in der Folge – in ein Massengrab mit lebenden Menschenkörpern geschmissen wurde.“

Gab es für Sie weitere nachhaltig prägende Ereignisse auf der Flucht?

„Während der vorgenannten Vertreibungsfahrt von Danzig Richtung Westen musste ich erfahren, dass mich jemand bei der Überquerung der Oder von einer Plattform unserer Güterwaggons herabstoßen wollte. Der Zug passierte die Brücke über die Oder mit langsamster Fahrt. Durch Gegenwehr und Hilferufe ist es mir gelungen mich von dem mir Unbekannten zu befreien. Dies geschah in der Dunkelheit.“

Erwies sich das Erreichen der Fluchtmöglichkeit mit dem Zug als schwierig?

„Nein, das war alles von den Polen organisiert. Wir wurden an einen bestimmten Platz beordert und dann kamen wir alle in Güterwaggons ehe wir nach Westen verbracht wurden.“

Versuchten Sie schon vorher in eigener Regie zu flüchten?

„Ja, eigentlich sollten wir vorher schon ausgesiedelt werden, es war alles schon fast wie perfekt. Aber weil mein Vater auf der Danziger Werft bis zum Schluss gearbeitet hat, die Schiffe wurden da repariert, da wurden Neubauten gefertigt und daher war die Werft für das Militär lebensnotwendig und da wurde mein Vater auch, ich weiß gar nicht wann genau, ich glaube 10 Tage vor Kriegsende erst zum Militär eingezogen. Da hat man gesagt, Werft ist Werft, das brauchen wir jetzt nicht mehr, da muss jeder jetzt hier die Heimat verteidigen. Kurz darauf – der hatte ja von Tuten und Blasen keine Ahnung, der war ja nicht ausgebildet – der ist dann in den Krieg gezogen und bekam einen Plattschuss, einen „Glückstreffer“ ans Bein und ist dann als Kriegsversehrter nach Dänemark, über die Ostsee nach Dänemark und von da aus nach Hamburg gekommen.

Eigentlich wollten wir mit der Gustloff weg, aber da mein Vater noch auf der Werft gearbeitet hat, sind wir auch so lange da geblieben und die Gustloff ist dann ohne uns weg – Gott sei dank, sonst wären wir wahrscheinlich tot.“

Machen Sie Besuchsreisen in Ihre alte Heimat?

„Ja, wir haben einmal Danzig und Umgebung besucht. Das Lebensniveau der Großstädte ist akzeptabel, das des Umfeldes beschämend - die Menschen dort leben in absoluter Armut. Zum Beispiel auf dem Land, zum Beispiel unser ehemaliges Wohngebiet, beschämend. Die Menschen leben in unvorstellbarer Armut.“

Wem würden sie die Schuld für die Flucht geben?

„Die Nazis haben meines Erachtens zu Unrecht die Sowjetunion und auch andere Staaten angegriffen. Und natürlich haben sich die Russen dann revanchiert.

Die sind dann durch das ganze Gebiet wo die Deutschen schon mal waren und haben dann gesehen, was die Deutschen alles angestellt haben und dass sich die Russen gewehrt haben, das war ja ihr gutes Recht. Da braucht sich keiner zu beschweren, wie gesagt, das war, wenn man so will, Selbstverteidigung. Doch was die hohen Herren der Politik nachher gemacht haben, war eine andere Sache. Da haben sich die westlichen Mächte auch vom Stalin damals einnehmen lassen, das war ja auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, bei was die zugestimmt haben. Die hatten ja auch den Überblick verloren.”

Adolf Sxxxx

Interviewer: Fabian Müller, *11.05.1991 in Boppard, Schüler des Kant-Gymnasiums in Boppard

Interviewter: Adolf Sxxx, Rentner

Datum: 24. Februar 2007

Dauer: 60 Minuten

Materialien: keine, vorherige Information von Bruder Rudolf Sxxxxxx über Situation des Interviewten zur Zeit der Flucht

Wie gestalteten sich damals ihre Lebensumstände?

„Ja, wir lebten nahe der ostpreußischen Grenze bei Danzig mit meinen Eltern und zwei Geschwistern. Mein dritter Bruder, der Rudolf, mit dem du ja eben noch geredet hast (Interview mit Rudolf Sxxxxxx ergab keine brauchbaren Ergebnisse), war bei der Kriegsmarine. Zu ihm hat mein Vater gesagt, wenn du unbedingt willst, dann geh‘ verrecken. Der war immer Sozialdemokrat. – Ich bin ja 1932 geboren und war dann als die Flucht losging zwölf Jahre alt. Wir sind aber nicht geflohen, wir hatten schon Glück, das kann man sagen. Die Polen haben uns nicht vertrieben nachher, wir mussten aber in Zwangsarbeit.“

Was waren Ihre Eindrücke im Vorfeld der Flucht?

„Als die Russen kamen? (lacht) Bei uns kamen die ja von Osten rein. Die kamen rein und erst wurde nach „Uhri“ gefragt, die wollten ja hunderte Uhren haben. Wenn nicht haben die sie erschossen. Und die ganzen Vergewaltigungen – die armen Frauen.

Und dann haben die nachher – am anderen Tag – alle Männer mitgenommen. Alle von 12, 13 bis 70 Jahre – alles in die Lager. Weißte, das war Ratzgau bei Danzig. Klug waren die Leut´, die weg sind im September/Oktober – nach Dänemark – als die Züge noch gingen. Aber die meisten blieben ja da: „Och jo, die Russe‘ mache uns nuscht“, vor allem die Arbeiter und das kleine Volk, aber die haben ja keine Rücksicht genommen. Für die waren alle Deutschen Nazis und dann haben sie die Leute in die Lager genommen und mein Vater war auch drei Monate da drin, von März bis Juni 1945. Der hat mir dann erzählt, dass alle Kranken, alle die Typhus hatten, in die Bombenlöcher gescharrt wurden, die ganzen Leut‘, Tausende. Er war noch bisschen gesund, ihn haben sie dann zum Arbeitsdienst auf die Danziger Werft gezwungen. Da haben die Russen dann Motoren gebaut, die sie dann an die Polen verkauft haben, die ließen sich dann schön bezahlen, Stalin, das war doch ein Drecksack (lacht).

Ja mein Vater, der hat ja nachdem er von Ostpreußen weg ist 1949, noch 10 Jahre hier (Holzfeld) gelebt, aber der war fertig, der war kein Mann mehr. Aber uns ging´s ja nicht anders, uns Kerls (Zurückgebliebene in Ostpreußen) Im Mai, Juni kamen schon die Polen und da lag ja alles voll Leichen: Russen, Deutsche, Soldaten. Viele gingen auch ins Wasser, Frauen und auch Männer, die wollten nicht in die Lager. Die jungen Kerle haben sie auch im Wasser versaufen lassen.

Zum Kriegende war ich 12 ½ und ich war sehr groß, deswegen nahmen sie mich auch mit in die Lager, aber da ich etwas russisch konnte, konnte ich alles verstehen, was die gesagt haben. Aber irgendwann haben sie mich wieder frei gelassen. Ach so, ja. Dann haben die das ganze Vieh, die ganzen Kühe auf einen Haufen getrieben und dann haben sie das alles an die russische Grenze getrieben. Und dann sollte ich mit Vieh treiben und dann habe ich mich aber erfolgreich gewehrt. Dann war ich nachher bei den Polen, die haben mich dann auch zum Arbeitsdienst gezwungen, weil ich nicht geflohen bin. Dann musste ich mit denen zusammen alles aufräumen, Dann bekamen wir so ein Stückchen Brot und scheiß Suppe ohne Salz – Frauen, ältere Männer und wir Jungs, wir haben am Wachposten gegessen und daneben die Leichen – und dann die Hitze, dann die Fliegen, das war ja alles unter Wasser gelaufen. Da war zwei Jahre keine Ernte bei uns.

Als die Polen kamen – die hatten ja auch nichts zu fressen – da hat der Russe wieder die Polen vertrieben und die Polen vertrieben gleichzeitig die Deutschen und das war dann Vertreibung, das war keine Flucht mehr.

Die ganzen Bauern, die mussten alles zurücklassen. Viele sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Und weil ich da im Prinzip schon polnischer Arbeiter war, musste ich alle immer mit dem Schlitten zum Bahnhof ziehen. Die ganzen armen Leute, wenn das heute einer mitmachen würde, er würde es niemals überleben.

Aber was willste machen, es ist vorbei. Die bekamen ja auch nur die Befehle von oben. Große, starke, junge Kerle sind all an Typhus verreckt, aber damals hat mir das alles nuscht ausgemacht. Was ich alles durchgemacht habe und das als junger Kerl. Da hab ich mit der Schippe die Leichen aus dem Wasser geholt – da ging das Fleisch so ab (Geräusch des Ekels) – und alles vergraben, es musste ja Ordnung sein.“

Was können sie über ihre Erfahrungen bezüglich der Flucht sagen?

„Es war -25°C bis -30°C Kälte und die armen Leute sind vor den Russen geflohen. Die Russen fuhren ja da in Ostpreußen rein – mit den ganzen Panzerfuhrwerken, weil die haben gesagt, die Deutschen haben das ja genauso gemacht und das war der Gegenhass. Nachher hat sich das ja ein bisschen gelegt. Als die auf der Flucht waren, da haben die nur noch Tieffliegerangriffe gestartet.

Die armen Schweine über dem Haff. Die hatten‘s ja am schwersten. Ständig ins Eis eingebrochen, die Fliegerangriffe und natürlich die Kälte. Die meisten hatten schon von vornherein verloren. Das hab ich auch mitbekommen. Das kann man sich ja denken, was da los war, als zwei Millionen russische Soldaten durch Ostpreußen durchmarschiert sind und alles angegriffen haben. Wir mussten das alles alleine bewältigen, die deutschen Soldaten waren ja alle an der Front gewesen. Die Deutschen haben immer deutsche Soldaten an den Straßen aufgehängt und noch Schilder dran gemacht mit „Deserteur“ oder sonst was. Wer ist denn so eine Drecksau und verrät seine eigenen Kameraden? Das war nicht mehr normal.

Und die Schiffe, die alle untergegangen sind, auch Leute aus meinem Bekanntenkreis sind einfach versoffen. Aber was willst du machen. Das war alles nicht so einfach.

Da muss man aber sagen, man muss hohe Achtung vor der deutschen Marine haben, der Großadmiral Karl Dönitz, der hat eine halbe Million Soldaten und 1,5 Millionen Zivilbevölkerung auf die Schiffe gebracht noch unter russischem Beschuss. Der hat sie alle bis Dänemark und Kiel gebracht. Das begreifen viele nicht, die sagen er war ein Nazi, aber er war auch ein Mensch, der seine Soldaten verteidigt hat. Das war die größte Flüchtlingsaktion, die da gelaufen ist. Noch im Mai, als die Russen schon da waren, hat der immer noch Leute gerettet. Auch viele junge Leute, viele HJ; hat er alles mitgenommen. Das darf man nicht vergessen. Da muss man Hochachtung haben.“

Wie stellte sich das Verhältnis Russen – Polen – Deutsche für Sie dar?

„Die Russen waren da bis August 1945, Kommandanturen nannten sie das. Da gingen dann die Frauen hin zum Kartoffel schälen, die Russen ließen sich dann noch Eier backen und dann haben sie sie vergewaltigt. Wie die mit der Bevölkerung umgegangen sind!! Sowas hätte es bei den Deutschen nicht gegeben. Wenn da jemand auch nur eine Frau vergewaltigt hätte, den hätten sie direkt erschossen. Auf deutscher Seite gab es da kein Pardon. Aber die Russen wurden ja vom Stalin an der langen Leine gelassen. – Ja, und dann, als die Russen dann weiter nach Westen gezogen sind, dann kamen die Polacken und die haben alles nieder gemacht. Wenn du nicht stark genug warst, hast du nicht überlebt. Und ich war kräftig genug, hab schnell die Sprache gelernt, aber die Schweine haben mich in Stettin auch mal eingesperrt. Das war 1949, da war ich erst 16. Da haben sie mich ein halbes Jahr im Gefängnis eingesperrt wegen Spionage und weil ich angeblich bei der SS gewesen sei. Alles diese Idioten. Da haste dann mit 47 Mann in einer Zelle gesessen und jeden Tag Kniebeugen und so ein Mist, dir wurde in die Rippen und die Nieren getreten.

Der Kommunismus war ja der größte Schweinehund aller Zeiten. Und die meisten hier wissen das nicht, da hab ich mich gewundert, als ich 1959 nach hier kam. Haben sie alle gesagt: „Jo der Kommunismus, die haben´s ja alle besser.“ Da hab ich gesagt,: „Fahr´ ma hin, die Leut arbeiten 15 Jahr‘ und können sich noch nicht mal en Fahrrad kaufen.“ Da haste alle ½ Jahr einen Arbeitsanzug gekriegt und zu essen weißte ja. Dann haben sie die Leute verrückt gemacht, dass früher die Fabrik von einem Kapitalist gehalten worden sei und es heute die Fabrik der Arbeiter wäre. Da sag ich, ja gut, was nützt mir die Fabrik, wenn ich nix zu fressen hab, da arbeit ich doch lieber beim Kapitalismus, da hab ich gut verdient und konnte gut leben. Das ist ja heut noch so, die SPD zum Beispiel. Begreift noch nicht, dass das Kapital bestimmt, dass das Geld vom Kapital kommt. Wer hat denn die freie Marktwirtschaft aufgebaut, das war doch nach dem Krieg nur die CDU, Adenauer und Erhard und die SPD hat durch das Kapital gut gelebt. Und die SPD hat später Milliarden ins Ausland geschmissen. Naja, das ist ja noch ein anderes Thema.

[...] (Bericht über die Erfahrungen unter polnischer Zwangsarbeit 1945-1956)

1959 haben wir dann den vorletzten Zug in Richtung Westen bekommen. Die Pollacken wollten mich zur Polizei holen. Zum Glück hat mich dann meine Tante über Hamburg und Amtswege hat die mich dann hier nach‘em Westen geholt.

[...] (Bericht über weitere Entwicklung und Preisgabe politischer Ansichten)

Aber wir haben viel durchgemacht. Als Kind hältst du das ja alles aus. Heute hast du noch die Erinnerung daran. Wir hoffen dass so ein Scheiß nicht mehr wiederkommt. Es wird auch nicht mehr wiederkommen, wenn man begreift, dass die Russen nicht schwach sind. Die russische Armee braucht keine Feldküche. Da braucht keiner sagen, der Russe hat nuscht zu fressen. Der Russe lebt davon, wo er einmarschiert. Die schlachten die Kühe, holen aus deinem Kühlschrank – alles erlaubt – die essen von dem Volk. Die sind nicht so gebildet und anständig wie die Deutschen. Hauptsache ihr kommt bis Berlin, sagte Stalin. Und die hatten ja auch genug. Genau wie damals im Kosovo. Die geben zwei Millionen einen Befehl und dann marschieren die. Zu Fressen holen die sich dann von denen, wo sie einmarschieren.“

[...]


1 Vgl. Arbeitsblatt „Was ist Geschichte“ vom 15. November 2006 im LK Latein L1 der Klassenstufe 12 des Kant-Gymnasium Boppard

2 Böddecker, a.a.O., 28

3 Knopp, a.a.O., 24ff.

4 Lass, a.a.O., 11

5 Knopp, a.a.O., 26ff.

6 Böddecker, a.a.O., 11

7 Aust, a.a.O., 21ff.

8 Die NSDAP teilte Deutschland in zunächst 33, später 43 Bezirke, die Gaue genannt wurden. Jedem Gau stand ein Gauleiter vor. Er war in der Organisationsstruktur der NSDAP der regionale Verantwortliche der Partei und trug damit die politische Verantwortung für seinen Hoheitsbereich. Er erhielt die vollständige Disziplinargewalt und das Aufsichtsrecht über alle parteieigenen Organisationen und Verbänden in seinem Gebietsbereich.

9 Lass, a.a.O., 11

10 Knopp, a.a.O., 27f., 56

11 Böddecker, a.a.O., 15

12 Nitschke, a.a.O., 78

13 Aust, a.a.O., 28ff.

14 Knopp a.a.O., 34f.

15 Die große Flucht, a.a.O., Kap. I

16 Knopp, a.a.O., 73ff.

17 Nitschke, a.a.O., 79f.

18 Interview: Bxxxxx, Günter

19 Nitschke, a.a.O., 80

20 Vgl. Ebd., 80

21 Aust, a.a.O., 23f.

22 Ebd., 24f.

23 Ebd., 30

24 Die Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen vom 17. August 1914 bis zum 2. September 1914 zwischen den deutschen und russischen Armeen statt. Sie endete mit einem Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung der nach Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte.

25 Das Amt des Reichsverteidigungskommissars wurde mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Adolf Hitler geschaffen. Sie trugen die Verantwortung für die Vorbereitung und den Einsatz des Luftschutzes oder waren für die Evakuierung der Bevölkerung aus gefährdeten Gebieten zuständig.

26 Lass, a.a.O., 30f.

27 Aust, a.a.O., 37f

28 Lass, a.a.O., 316ff.

29 Ebd., 12

30 Knopp, a.a.O., 30f.

31 Die große Flucht, a.a.O., Kap. I

32 Ebd., 50f.

33 Insgesamt gab es drei Fluchtwellen. Die ersten beiden präventiv im August 1944 bzw. nach der Herbstoffensive im Oktober 1944 und die letzte infolge der Januaroffensive 1945.

34 Böddecker, a.a.O., 47f.

35 Nitschke, a.a.O., 67

36 Aust, a.a.O., 33

37 Interview: Schulz, Adolf

38 Aust, a.a.O., 33

39 Interview: Bxxxxx, Günter

40 Aust, a.a.O., 33f.

41 Knopp, a.a.O., 69ff.

42 Aust, a.a.O., 34

43 Nitschke, a.a.O., 68

44 Explikativ diente hierzu die Sammlung von Zeitzeugenberichte im Werk „Zimmermann, Dr. Siegfried (Hrsg.). Flucht aus dem deutschen Osten. Erinnerungen an 1944/45. Selbstverlag der Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e.V., 1994“, die die in anderen Werken beschriebenen Fakten exemplarisch und anschaulich unterstrich.

45 Nitschke, a.a.O., 82f.

46 Auswärtiges Amt - Tschechische Republik: Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland. März 2007. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/TschechischeRepublik/Bilateral.html (Zugriff am 3. April 2007).

47 Aust, a.a.O., 15

48 Knopp, a.a.O., 33

49 Interview: Schulz

50 Michaelis in Letzte Tage in Ostpreußen, a.a.O., 299f.

51 Böddecker in Letzte Tage in Ostpreußen, a.a.O., 305f.

52 Dieckert, Grossmann in Letzte Tage in Ostpreußen, a.a.O., 306ff.

53 Suminski in Letzte Tage in Ostpreußen, a.a.O., 320ff.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Die letzten Opfer des despotischen Regimes unter Adolf Hitler - Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung Ostpreußens durch die Kriegsereignisse 1944-1945
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
43
Katalognummer
V111146
ISBN (eBook)
9783640092390
Dateigröße
595 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Opfer, Regimes, Adolf, Hitler, Flucht, Vertreibung, Zivilbevölkerung, Ostpreußens, Kriegsereignisse
Arbeit zitieren
Fabian Müller (Autor:in), 2007, Die letzten Opfer des despotischen Regimes unter Adolf Hitler - Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung Ostpreußens durch die Kriegsereignisse 1944-1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111146

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