Im Besonderen werde ich mich in meinen Ausführungen auf die Jahre nach 1990 beziehen. Im Gegensatz zu den Querschnittsdaten sind Längsschnittstudien, die Auskünfte über einen Zeitraum hinweg geben, für die Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung eine wichtigere Quelle. Entwicklungsverläufe und die Rolle der Umwelt für die Persönlichkeit können besser erkannt werden. Jedoch sind Längsschnittstudien sehr schwer durchzuführen, zeitaufwendig und mit erheblichen Kosten verbunden. Es werden aus diesem Grund auch Daten aus Längsschnittstudien der 70er und 80er Jahre einfließen.
Am Anfang wird auf die Bedeutung von Schule und Lehrerverhalten für Schüler der Oberstufe Bezug genommen, im Anschluss daran, die Begriffe und Zustände von Aggressionen und Gewalt näher erklärt. Welche Entwicklungsaufgaben im Jugendalter im Vordergrund stehen, welche Entwicklungstheorien aufgestellt worden sind, soll im dritten Abschnitt behandelt werden. Danach wird auf vorliegende empirische Daten zu Aggression bzw. Gewalt zwischen Lehrern und Schülern genauer eingegangen, um dann am Schluss einen Ausblick auf eine mögliche Identitätsentwicklung zu geben.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung:
1.Die Bedeutung von Schule und die Rolle von Lehrern im Jugendalter
2. Definitionen und Formen von Aggression und Gewalt
3. Die Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
4. Erscheinungsformen von und Einflussfaktoren auf die Aggressions- und Gewaltbereitschaft bei Lehrern und Schülern
5. Aggressionen und Gewalt in der Schule – Funktionen in der Identitätsentwicklung im Jugendalter
Literaturverzeichnis
Einleitung
Nur manchmal, während wir so
schmerzhaft reifen,
dass wir an diesem beinah sterben,
dann
formt sich aus allem, was wir nicht
begreifen,
ein Angesicht und sieht uns
strahlend an.
Rainer Maria Rilke
Für Jugendliche ist die Schule ein wichtiger Lebensbereich, der den gesamten Alltag strukturiert. Die unterschiedlichen Erfahrungen, die in der Schule gemacht werden, beeinflussen die Entwicklung des heranwachsenden Menschen.
Verschärfte soziale Selektion und zunehmende Leistungserwartung haben die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern in den vergangenen Jahren verändert.
Gewalt an Schulen war immer öfter in den letzten Jahren das Thema in den Medien.
Besonders dramatisch, im Jahre 1999, als ein Schüler in Meißen eine Lehrerin ermordete. Oder auch in Bayern, wo Schüler gegen Lehrer Mordpläne schmiedeten.
Immer dann, wenn Aggressionen in der Schule zur Sprache kommen, ist von den Schülern die Rede, von Jugendlichen, die brutaler, roher und gewaltbereiter werden.
Die Gewalt von Seiten der Lehrer wird fast immer ausgeklammert. Hier gibt es eine moralische Schranke, denn die Zeiten, wo der Lehrer auf Schüler einprügelte, scheinen vorbei zu sein.
Im Besonderen werde ich mich in meinen Ausführungen auf die Jahre nach 1990 beziehen. Im Gegensatz zu den Querschnittsdaten sind Längsschnittstudien, die Auskünfte über einen Zeitraum hinweg geben, für die Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung eine wichtigere Quelle. Entwicklungsverläufe und die Rolle der Umwelt für die Persönlichkeit können besser erkannt werden. Jedoch sind Längsschnittstudien sehr schwer durchzuführen, zeitaufwendig und mit erheblichen Kosten verbunden. Es werden aus diesem Grund auch Daten aus Längsschnittstudien der 70er und 80er Jahre einfließen.
Am Anfang wird auf die Bedeutung von Schule und Lehrerverhalten für Schüler der Oberstufe Bezug genommen, im Anschluss daran, die Begriffe und Zustände von Aggressionen und Gewalt näher erklärt. Welche Entwicklungsaufgaben im Jugendalter im Vordergrund stehen, welche Entwicklungstheorien aufgestellt worden sind, soll im dritten Abschnitt behandelt werden. Danach wird auf vorliegende empirische Daten zu Aggression bzw. Gewalt zwischen Lehrern und Schülern genauer eingegangen, um dann am Schluss einen Ausblick auf eine mögliche Identitätsentwicklung zu geben.
1.Die Bedeutung von Schule und die Rolle von Lehrern im Jugendalter
Seit Beginn der 90er Jahre hat das Bildungswesen in Deutschland eine anhaltende Expansion der Schulform Gymnasium und eine anhaltende Schrumpfung der Schulform Hauptschule erfahren. In allen Bundesländern herrscht eine verstärkte Nachfrage nach anspruchsvollen Bildungsgängen (vgl. Nickel, H u.a., 1993: 254).
„Die Schule beeinflusst die Entwicklung der heranwachsenden Generation und hilft somit den Fortbestand von Gesellschaft und Kultur zu sichern“ (Fend 1991: 33).
Sie ist ein Ort für den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, sozialer Verantwortlichkeiten, der Produktion von Leistungen und der Auseinandersetzung mit Erfolg und Misserfolg.
Fend errechnete, dass die Lebensphase der Kindheit und Jugendzeit mindestens 20000 Unterrichtsstunden umfasst. Ein langer Zeitraum also, der den gesamten Alltag des Jugendlichen strukturiert.
Hier sammeln Schüler Erfahrungen, bekommen über Jahre Informationen über sich selber, was sie können oder nicht können. Somit hat Schule einen erheblichen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen. Das Selbst der Person steht im Mittelpunkt; wird bewertet. Es entsteht ein Konflikt zwischen dem Bedürfnis des Jugendlichen nach positiver Selbsteinschätzung und den sozialen Anforderungen. „Die Erfolgreichen in der Schule leben auf Kosten der weniger Erfolgreichen. Das fördert eine Konkurrenzhaltung, ja es unterminiert eine humane Charakterbildung. Positive Hilfeimpulse werden selektiv ausgeschaltet, individueller Ehrgeiz wird selektiv gestärkt“ (Pekrun 1991: 18).
Die Schule bestimmt den weiteren Lebensweg, die Ausbildungs- und Berufschancen.
Die Leistungen der Schüler werden zum Dreh- und Angelpunkt in der Schule, zumal die Bewertung dieser, in den letzten Jahren aufgrund von Lehrstellenmangel oder schlechter Arbeitsmarktlage allgemein, immer wichtiger geworden ist.
Ähnliche Gesichtspunkte griffen auch Heitmeyer u.a. (1999: 48) auf. Sie nehmen an, dass Schule eine Selektionsfunktion besitzt und individuelle Belastungen, wie Versagen etc. erzeugt. Dazu kommt eine gesellschaftliche Qualifikationsfunktion, die für Jeden Gefühle der Sinnlosigkeit und Erschöpfung auslösen, weil berufliche Verwirklichung zum Problem geworden ist. Schule hat eine soziale Integrationsfunktion und produziert Orientierungsprobleme aufgrund der Abnahme gemeinsam geteilter Wert- und Normverständnisse.
Zugleich bieten Schulen den Jugendlichen einen Erfahrungsraum innerhalb Gleichaltriger (Peergroups). Der Gruppe der Gleichaltrigen kommen in der Schule vielfältige Funktionen zu, vor allem um sich untereinander zu vergleichen, eine gewisse Zugehörigkeit zu erleben, Freundschaften einzugehen, gemeinsam zu arbeiten oder Auseinandersetzungen zu bestehen.
Wichtig also, für die soziale Entwicklung des Jugendlichen.
Die Frage ist, ob Schule die verschiedenen Anforderungen erfüllen kann In der Öffentlichkeit jedenfalls, gibt es immer mehr Kritik gegen alle Bereiche des Schulwesens, über den Inhalt der vermittelten Lerninhalte, die Art und Weise, wie Leistungen gefordert werden, oder wie Lehrer und Schüler miteinander umgehen. In einem Artikel des „Spiegels“ der September – Ausgabe von 1993 ist folgendes zu lesen: „Schulfabriken bieten kaum noch Identifikationschancen und selektieren nach den Regeln der Wettbewerbsgesellschaft jeden aus, der sich nicht anpassen kann oder will.“
Die Institution Schule ist eine Stätte der Erziehung und Bildung, die aufgrund der jeweiligen Landesverfassung und der Schulgesetze, Schüler zu mündigen Menschen heranzuziehen hat. Schule ist aber auch immer ein Feld vieler Spannungen, denn es müssen die Erwartungen und Ansprüche aller Beteiligten, sowohl der Schüler, der Lehrer, der Eltern, der Schulleiter und der Gesellschaft unter einen Hut gebracht werden.
Das Schulrecht setzt den Rahmen für die Tätigkeit der Lehrer, in dem sie einen genügend großen Handlungsspielraum haben. Im Dienstbereich wirkt der Lehrer, der entweder in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis steht, nicht als Bürger, sondern als Amtswalter. Das bedeutet, er hat sich sowohl innerhalb als auch außerhalb seiner Dienstzeit so zu verhalten, dass er der Achtung und dem Vertrauen gerecht wird, wie es sein Beruf erfordert.
Ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Freiheit eines Lehrers ist die Beurteilung der Leistungen der Schüler, die fachlich angemessen und gerecht vollzogen werden soll.
Zugleich haben Schüler einen Beratungs- und Informationsanspruch, der auch eine Begründungspflicht mit einschließt (beispielsweise bei Leistungsbeurteilungen). Lehrer sind zur Amtverschwiegenheit verpflichtet, die auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses fortbesteht.
Die Lehrer stellen Vorbilder dar, die wichtige Personen sind, um die Schüler zu verantwortungsbewussten, ordentlichen jungen Menschen zu erziehen. Sie sollten Alle gleich behandeln, sich sachlich – distanziert verhalten, dennoch einen persönlichen Bezug zu den Lernenden aufbauen, sich selbst in den Unterricht mit einbringen, aber keine eigenen Gefühle und Stimmungen erkennen lassen. Eine schwierige und bedeutungsvolle Aufgabe, vor die Lehrer gestellt werden.
Bereits Ende der 30er Jahre konnte der Sozialpsychologe Kurt Lewin in experimentellen Untersuchungen nachweisen, dass sich das Verhalten von Teilnehmern in Freizeit – Gruppen in bedeutender Weise, zusammen den vorher nach bestimmten Kriterien festgelegten Verhaltensweisen der Gruppenleiter, veränderte. Die Einstellungsänderungen vollzogen sich unabhängig von der Person der Gruppenleiter und waren primär auf die von ihnen angegebenen Führungsstile zurückzuführen (u.a. Nickel, H. 1993: 215).
Die Lehrer sind erwachsene, gefestigte Persönlichkeiten und haben einen Wissensvorsprung den Schülern gegenüber. Die Schule ist Pflicht ferner notwendig für das spätere Leben. Folglich wird von den Jugendlichen ein bestimmtes Verhalten, wie Aufmerksamkeit oder Disziplin, gefordert und auch durchgesetzt, wenn notwendig, gegen ihren Willen. Die Schüler müssen die Lehrer aufgrund fachlicher und sozialer Kompetenzen anerkennen, ebenso angesichts institutioneller Regelungen oder aus Angst vor Strafe und schlechter Beurteilung.
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- Arbeit zitieren
- Grit Herrmann (Autor:in), 2001, Formen und Bedeutung von Aggressionen zwischen Lehrern und Schülern für die Bewältigung jugendspezifischer Aufgaben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111202
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