1 Einleitung
Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens (anonym).
So die Erläuterung im Duden, der uns bereits hier zeigt, dass der Gesundheit von Mensch und Tier eine besondere Rolle zugesprochen werden muss.
Die Tiergesundheit in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung stellt, heute wie auch früher, eine der wesentlichen Parameter für hohe Milchleistungen dar.
In der heutigen Milchviehhaltung wird es somit zunehmend wichtiger den immer schwieriger werdenden Marktanforderungen so zu entsprechen, dass bei einem minimalen Aufwand ein maximaler Erlös erzielt werden kann. Aus Gründen der Effektivitätssteigerung und der kontinuierlichen Erhöhung der Milchleistung wird der Tiergesundheit, auch heute noch, teilweise zu geringe Bedeutung beigemessen.
Eine Zielstellung für Milchviehbetriebe sollte es daher sein einen gleichmäßig gesunden Bestand an Kühen zu erzielen und gleichzeitig niedrige Erkrankungsraten auf Dauer zu stabilisieren.
Neben der Haltung, dem Management, der Fütterung und dem Kuh Komfort nimmt die Tiergesundheit einen besonderen Rang in der Milchviehhaltung ein.
Anhand dieser Faktoren wird es erst möglich zu messen bzw. zu beurteilen inwieweit verschiedene Managementmaßnahmen hinsichtlich der Gesundheit der Milchkühe einen positiven Einfluss ausüben.
Der Autor versucht somit auf der Grundlage einer Untersuchung von ausgewählten Tiergesundheitsparametern im Vergleich der beiden Milchviehanlagen Oppurg und Weira, Krankheiten, deren Häufigkeit, Auftreten und Vorkommen anhand einer Analyse darzulegen.
Unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Kenndaten sowie aktuellster Forschungsergebnisse soll es möglich sein, Schwachstellen in der Haltung, Fütterung, Management, Kuh Komfort und deren Auswirkungen auf die Tiergesundheit festzustellen.
Ziel ist es anhand der gelieferten Daten der Landgenossenschaft Oppurg eG die Möglichkeit zu geben, Prozessabläufe in der Milchviehhaltung so zu optimieren, dass sich im Wesentlichen positive Ergebnisse im Gesundheitsstatus der beiden Milchviehherden erzielen lassen.
2 Landgenossenschaft Oppurg eG im Überblick
Das Unternehmen bewirtschaftete im Jahr 2004, mit einer Höhenlage von 200 bis 400 m über den Meeresspiegel und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 600 bis 650 mm, eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 3223 Hektar (siehe Anlage 1). Anteilig davon wurden 3150 Hektar als Ackerland und 73 Hektar als Grünland intensiv genutzt. Zusätzlich zur landwirtschaftlich genutzten Fläche kommen zudem 23 Hektar Waldfläche und 29 Hektar Hof- und Gebäudeflächen hinzu.
Mit einer durchschnittlichen Ackerzahl von 39 und einer durchschnittlichen Grünlandzahl von 37 befanden sich, wie in Tabelle 1 ersichtlich wird, folgende Fruchtarten im Anbau.
Tabelle 1: Pflanzenbau
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus diesen Fruchtarten wurden Produkte wie Qualitätsweizen, Futtergetreide, Braugerste, Brauweizen, Backweizen, Ölraps, Industrieraps und Grobfutter für die eigene Tierproduktion hergestellt.
An die Pflanzenproduktion im Unternehmen schließt sich die Tierproduktion an. Hier wird, wie in Tabelle 2 ersichtlich wird, in insgesamt 6 Stallkomplexen Qualitätsmilch, Schweine- und Rindfleisch produziert. Im Unternehmen erfolgt die Aufzucht der gesamten weiblichen Nachzucht.
Tabelle 2: Tierproduktion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Genossenschaft beschäftigte im April 2004, drei Vorstandsmitglieder, 82 Mitarbeiter und sieben Auszubildende. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt 166 Mitglieder in der Genossenschaft. Davon waren fünf Mitglieder im Aufsichtsrat und 55 Mitglieder aus der Arbeitnehmerschaft.
Zudem befanden sich zwei Tochtergesellschaften in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Unternehmen.
Hierbei handelt es sich um die Heiderind GmbH mit einem Tierbestand von insgesamt 849 Rindern und einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 312 Hektar Grünland und die LBE –Service GmbH Oppurg- mit dem Hauptschwerpunkt im Dienstleistungssektor.
3 Analyse der Tiergesundheit in der MVA-Oppurg
3.1 Viehbestand
Die Milchviehanlage Oppurg bewirtschaftete am 29.09.2004, lt. Viehzählung der Betriebsführung, insgesamt 672 Rinder mit 12 Beschäftigten.
In Tabelle 3 wird der Viehbestand, lt. betriebsbedingter Viehzählung, in die jeweiligen Altersabschnitte wie folgt untergliedert:
Tabelle 3: Viehbestand der MVA-Oppurg zum 29.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Weibliche Kälber mit einem Alter < 6 Monate verbleiben maximal 4 bis 6 Wochen in der Milchviehanlage Oppurg bis sie in die dafür vorgesehene innerbetriebliche Aufzuchtanlage Sorga umgesetzt werden. Männliche Kälber mit einem Alter < 6 Monate werden gleichermaßen nach 4 bis 6 Wochen umgesetzt. Diese kommen vorwiegend in die Bullenmastanlage der Landgenossenschaft Oppurg eG.
Der Autor wird daher die männlichen sowie weiblichen Kälber mit einem Alter < 6 Monate nicht in die Betrachtungen der Analyse einbeziehen.
Hauptbetrachtungspunkte für die Analyse werden vor allem geprüfte Milchkühe sein, die anhand der Milchkontrolle des LKV-Thüringen ermittelt wurden.
In der Milchviehanlage Oppurg werden im Wesentlichen bei der Fütterung sowie Haltung keine Unterschiede in der Milchleistung berücksichtigt, sondern die Milchkühe in jeweilige Laktationsabschnitte unterschieden. D. h. die Tiere werden je nach Laktationsstadium gehalten, behandelt sowie bedarfsgerecht gefüttert. Wie in Tabelle 4 ersichtlich wird bedeutet dies, dass die Tiere anhand des jeweiligen Stadiums der Laktation in verschiedene Gruppen untergliedert werden.
Tabelle 4: Leistungsgruppen der MVA-Oppurg zum 29.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In die Gruppe der Frischmelker werden in der MVA-Oppurg alle Tiere, ab dem 5. Tag p. p. bis maximal 30 Tage p. p., eingruppiert. Dies bedeutet, dass diese Kühe i. d. R. 30 Tage in dieser Transitgruppe verbleiben und dem entsprechend nach dem erforderlichen Bedarf gefüttert werden. Die Besamungsgruppe im Stallgebäude 2 stellt mit 170 Tieren im Durchschnitt die größte Anzahl an Tieren in der MVA-Oppurg für eine Gruppe dar. Diese werden, wie auch die Frischmelker, täglich dreimal gemolken. In der Besamungsgruppe befinden sich ausschließlich noch nicht besamte Tiere oder Kühe die bei einer Trächtigkeitsuntersuchung nicht tragend geworden sind.
Die Gruppe der tragenden Kühe, im Stallgebäude 1, wird gleichermaßen dreimal täglich gemolken. In dieser Gruppe befinden sich ausschließlich Kühe die bei einer Trächtigkeitsuntersuchung als tragend befunden wurden und täglich mehr als 25 kg Milch geben. Die Trächtigkeitsuntersuchung findet i. d. R. 53 Tage nach der letzten Besamung statt.
Kühe die täglich unter die Grenze von 25 kg Milch kommen und tragend sind, werden in die Gruppe der Altmelker im Stallgebäude 1 umgesetzt. Diese Gruppe wird jedoch täglich nur zweimal gemolken da die erforderlichen Leistungen von den Kühen nicht erbracht werden. In der Gruppe der Altmelker befinden sich auch Tiere die als zuchtuntauglich eingestuft wurden. Als zuchtuntauglich werden Kühe eingestuft, wenn sie bis zur 8. Besamung nicht tragend geworden sind und gleichermaßen die erforderliche Mindestmilchleistung von mehr als 25 kg Milch/Tag nicht erbringen.
Diese Tiere werden anschließend nicht mehr zur Besamung vorgestellt.
Im Zuge des Laktationsstadiums fallen die Leistungen dieser ZU-Kühe erfahrungsgemäß ab.
Kommen diese Tiere unter einer Mindestgrenze von 12 kg Milch/Tag so werden diese zur Schlachtung freigegeben und an Zwischenhändler veräußert.
Alle 14 Tage werden ungefähr 20 bis 25 Altmelker trockengestellt. Zum Trockenstellen werden die Tiere ausgesondert und in einer gesonderten Gruppe aufgestallt. Hierbei handelt es sich um die Gruppe der Trockenstehervorbereitung. Kühe werden i. d. R. mit dem 220 Tag Tragezeit trockengestellt. Dies kann bereits jedoch vereinzelt vorher geschehen, insofern betroffene Kühe einen frühzeitigen Milchabfall aufweisen oder starke Erkrankungen am Euter eines Tieres auftreten.
Trockengestellte Kühe befinden sich kurz nach dem Trockenstellen im „100“ Stall wo sie täglich einmal an jeder Euterzitze gedippt werden. Nach ungefähr einer Woche werden die Tiere mit dem 230. Tag Tragezeit in den Bergeraum gebracht oder verbringen ihre Zeit auf der Weide.
I. d. R. werden die Trockensteher 20 Tage vor dem Abkalbtermin wieder im „100“ Stall aufgestallt, wo sie dann unter täglicher Beobachtung und Kontrolle abkalben.
Bei der zweiten Einstallung in den „100“ Stall werden den hochtragenden Kühen die notwendigen Mutterschutzimpfungen verabreicht.
Frischabkalber werden nach der Kalbung umgehend in die dafür vorgesehenen Einzelbuchten im „100“ Stall gebracht. Dort werden die Milchkühe täglich zweimal gemolken. Dies bedeutet, dass die Milchkühe von einer Arbeitskraft mittels Kannenmelkanlage ausgemolken werden.
Männliche Kälber bleiben i. d. R. 5 Tage bei der Milchkuh bis sie in den Kälberstall kommen. Weibliche Kälber, deren Mutter sich auszeichnet durch chronisch hohe Zellzahlen (ermittelt durch Kontrolldaten der Milchprüfung) werden unmittelbar nach der Geburt von dieser getrennt und mit gefrorener Biestmilch eutergesunder Tiere getränkt. Dies wird vorwiegend gemacht um einer Verschleppung hoher Zellzahlen und Ansteckung von Mutter zu Tochter über die Biestmilchgabe entgegenzuwirken bzw. zu verhindern. Weibliche Kälber von eutergesunden Milchkühen dagegen bleiben bei deren Mutter bis sie nach circa 5 Tagen in den Kälberstall umgesetzt werden.
Die Lahmengruppe beinhaltet Tiere, die durch Störungen am Bewegungsapparat wie z.B. Parnaritium oder Phlegmone aufgefallen sind und somit in eine gesonderte Gruppe im Stallgebäude 2 aufgestallt werden. Diese werden dreimal täglich gemolken. Hierbei wird jedoch, im Gegensatz zu anderen Tiergruppen in der Milchviehanlage, besonders Rücksicht auf die Kühe genommen da diese an Behinderungen des Lauf- und Bewegungsapparates leiden.
Kühe die an Erkrankungen wie zum Beispiel Mastitis leiden werden je nach Bedarf behandelt und in der Krankenabteilung des „100“ Stalles aufgestallt. Dort werden diese Tiere gleichermaßen wie die Frischabkalber zweimal täglich mit einer Kannenmelkanlage ausgemolken.
3.2 Aufstallung
Die jeweiligen Tiergruppen in der Milchviehanlage Oppurg werden hauptsächlich in vier Stallbereichen gehalten. Dabei handelt es sich um Stallgebäude 1, Stallgebäude 2, ein Bergeraum und den so genannten „100“ Stall.
Der so genannte „100“ Stall ist ein Stallgebäude mit insgesamt 98 Fressplätzen. 54 Fressplätze bilden in fünf untergliederten Gruppenbuchten dabei die Grundlage für die Haltung von ungefähr 50 hochtragenden Trockenstehern. 10 Fressplätze dagegen sind für Frischabkalber in Einzelbuchten vorgesehen. Die restlichen 32 Fressplätze dienen der Krankheitsbehandlung von gesperrten Milchkühen.
Die gesamte MVA-Oppurg wird per mobilen Entmistungsverfahren mit dem Frontlader entmistet.
Das Entmisten gehört zum täglichen Prozessablauf in der gesamten Anlage.
Der „100“ Stall wird dabei täglich zweimal mit einem Frontlader entmistet und je nach Bedarf, anschließend an die Entmistung, mit Stroh eingestreut.
Der gesamte „100“ Stall ist mit Fangfressgittern ausgerüstet, so dass ein Behandeln möglichst schnell und unproblematisch abgewickelt werden kann. Außer den 32 Fressplätzen, die der Krankheitsbehandlung der Milchkühe dienen, sind sämtliche Stallbereiche in der Anlage plan befestigte Laufflächen (Fressliegeboxenlaufstall). Dies bedeutet, dass sich die Tiere ungehindert voneinander frei innerhalb der jeweiligen Gruppe bewegen können. Die 32 Fressplätze im „100“ Stall dagegen, die der Krankheitsbehandlung von Milchkühen dienen, sind für Anbindehaltung ausgelegt. Dies bedeutet, dass die betroffenen Tiere für die gesamte Zeit der Krankheitsbehandlung angebunden bzw. zusätzlich im Fangfressgitter eingesperrt sind.
Der Bergeraum der MVA-Oppurg beinhaltet vier Buchten, wobei in jeder Bucht 25 Tiere untergebracht werden können. D. h., dass in den Bergeraum maximal 100 Tiere gehalten werden können. Der Bergeraum dient vorwiegend der Unterbringung von Trockenstehern bzw. hochtragenden Färsen.
Im Stallgebäude 1 werden vier Bereiche unterschieden. Dabei handelt es sich um zwei Außenreihen mit jeweils 30 Fressplätzen und zwei großen Mittelflächen mit jeweils 50 Fressplätzen. Die Mittelflächen sind jedoch zweireihig und bieten jeweils Platz für insgesamt 100 Tiere. Von den 50 Fressplätzen je Mittelgruppe sind jeweils 25 Fressplätze mit Fangfressgittern ausgerüstet. Wie bereits erwähnt werden diese Bereiche täglich mobil entmistet und je nach Bedarf eingestreut.
Der Aufbau im Stallgebäude 2 ähnelt dem Aufbau im Stallgebäude 1 und unterscheidet sich nur geringfügig voneinander.
Die Treibgänge sowie der Vorwartehof in der MVA-Oppurg bestehen zum größten Teil aus Spaltenböden. Restliche Lauf- und Liegeflächen im gesamten Betrieb bestehen aus reinen Beton bzw. plan befestigten Betonflächen. Diese werden jedoch wie bereits erwähnt, täglich nach Bedarf, mit Stroh eingestreut.
Die Lüftung im gesamten Bereich der MVA-Oppurg basiert über so genannte Absaugventilatoren (Zwangslüftung) die 1997 installiert wurden. Somit soll ein Umluftklima entstehen was jedoch nur geringfügig ausreichend ist.
Stallgebäude 1 sowie 2 basieren zusätzlich auf einer so genannten Pultdachlüftungsbauweise die einen regelmäßigen Luftwechsel garantieren soll, in dem das Pultdach je nach Klimazustand geöffnet oder geschlossen werden kann.
Die Fressliegeflächen der Milchkühe sind in den Außenreihen der Stallgebäude 1 und 2 zum größten Teil, Hochliegeboxen ohne Gummimattenbezug. Ausreichend Einstreu soll für die notwendige Liegedämmung sorgen.
Bei den zweireihigen Mittelbuchten im Stallgebäude 1 sowie 2 sind drei Liegeseiten mit Hochliegeboxen ausgestattet und die jeweils vierte Seite dient der Futteraufnahme über die verfügbaren Fressplätze (Dreireihiger Fressliegeboxenlaufstall). Diese sind gleichermaßen ohne Gummimattenbezug wobei die Stroheinstreu für ausreichend Liegedämmung sorgen soll.
3.3 Milchkontrolldaten des LKV-Thüringen
3.3.1 Tagesleistungen
Die Milchkontrolle des LKV-Thüringen (siehe Anlage 2) findet, wie vertraglich vereinbart, einmal monatlich statt. Dabei werden sämtliche Kühe, die sich in der Anlage befinden, in die Prüfung einbezogen.
Am 24.08.2004 wurden bei der Milchkontrolle in der MVA-Oppurg insgesamt 540 Kühe geprüft. Wie in Tabelle 5 ersichtlich wird, beträgt der Stalldurchschnitt aller 540 geprüften Kühe täglich insgesamt 13002,8 kg Milch. Dies bedeutet umgerechnet einen Stalldurchschnitt von 24,1 kg Milch/Kuh und Tag.
Tabelle 5: Milchkontrolle vom 24.08.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mehr Bedeutung zuzusprechen ist jedoch dem täglichen Melkdurchschnitt von 30,4 kg Milch/Kuh und Tag. Rechnet man dies auf die 428 gemolkenen Kühe um, würde dies bedeuten, dass täglich im Durchschnitt 13011,2 kg Milch in die Molkerei abgeliefert werden. Zu beachten ist jedoch, dass unter den gemolkenen Kühen i. d. R. eine gewisse Anzahl an gesperrten Kühen sind. Dies sind vorwiegend Tiere die sich in einer Zellbehandlung, Krankheitsbehandlung oder in der Trockenstehervorbereitung befinden.
I. d. R. werden täglich 10500 bis 12000 kg Milch an die Molkerei abgeliefert. Diese Schwankungsbreite ergibt sich aus der unregelmäßigen Anzahl gesperrter Kühe, schwankender Futteraufnahme bedingt durch Qualitätseinbrüche sowie verschiedene Managementmaßnahmen in der Herde.
Im Mittel der Prüfung wurden in der Milch 3,99% Fettgehalt sowie 3,25% Eiweißgehalt festgestellt. Somit liegt der Unternehmensbereich hinsichtlich dieser Parameter leicht unter dem Durchschnitt aller geprüften Betriebe in Thüringen. Dies ist dem Jahresbericht 2003 des Thüringer Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. zu entnehmen (siehe Anlage 4).
Die Zellzahl von 360000 Zellen/ml Milch, im Durchschnitt der geprüften Tiere, übertrifft immens das geometrische Mittel aller Einzelproben geprüfter Betriebe Thüringens von 228000 Zellen/ml Milch und stellt somit bereits hier ein großes Problem für die Milchviehanlage Oppurg dar.
3.3.2 Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen
Bei der Milchkontrolle vom 24.08.2004 wurde eine Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen wie in Tabelle 6 vorgenommen.
Tabelle 6: Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hier wird deutlich, dass insgesamt 36 Prozent aller gemolkenen Kühe in der Milchviehanlage Oppurg an subklinischer bis hin zu klinischer Mastitis leiden. 64% aller gemolkenen Kühe befinden sich im Toleranzbereich von 0 bis 250000 Zellen/ml Milch. Jedoch ist zusätzlich zu bemerken, dass bereits Leistungseinbußen ab einem Zellzahlgehalt von 50000 Zellen/ml Milch zu erwarten sind. Diese Einbußen können bei Jungkühen und einer Zellzahl ab 50000 Zellen/ml Milch 256 kg Milch/Laktation und bei Altkühen bis zu 639 kg Milch/Laktation betragen (Anonyme Autorengruppe, Neue Landwirtschaft).
Somit kann bereits hier die Aussage getroffen werden, dass maximal 18% des Bestandes der gemolkenen Kühe ihr volles Leistungsvolumen in einer Laktation bringen können. Dies steht wieder rum in Abhängigkeit von Haltung, Fütterung sowie Management.
Die restlichen 82% der gemolkenen Kühe sind nur im begrenztem Maße in der Lage das volle genetische Potential hinsichtlich der Milchleistung sowie auch der natürlichen Milchleistungssteigerung in der folgenden Laktation zu erbringen.
In dieser Untersuchung (Anonyme Autorengruppe, Neue Landwirtschaft) wurde zudem festgestellt, dass im Durchschnitt von der 1-ten Laktation zur 2-ten Laktation bereits ab 50000 Zellen/ml Milch eine Minderung des natürlichen Leistungszuwachses von 495 kg Milch erfolgte. Somit ist bei einem Großteil der gemolkenen Kühe, in der ersten Laktation , ein geringerer altersphysiologischer Leistungszuwachs zu erwarten.
Betrachtet man die Verteilung der Zellzahlklassen unter dem Gesichtspunkt des Laktationsalters ergeben sich, wie in Tabelle 7 ersichtlich, folgende Werte.
Tabelle 7: Verteilung der Zellzahlklassen nach Laktationsalter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Tabelle 7 wird ersichtlich, dass in der 1-ten Laktation eine weitaus geringere Anzahl im Verhältnis an Tieren mit erhöhter Zellzahl zu beobachten sind als gegenüber der 2-ten Laktation. Somit zeichnet sich eine deutliche Verschlechterung innerhalb des Bereiches aus. Ursache sind dafür vorwiegend das häufige Auftreten von geburtsnahen Erkrankungen, die durch Nachgeburtsverhaltungen begünstigt werden. Die häufigste Form, die im Zusammenhang mit Nachgeburtsverhaltungen auftrat, war die klinische Mastitis.
Erkrankte Tiere, vor allem im Hochleistungsbereich, wiesen zumal auch längere Behandlungsdauern auf als Tiere mit niedrigen Milchleistungen. Die Erkrankungsrate im geburtsnahen Zeitraum zwischen Hochleistungskühen (über 9000 kg Milch/Laktation) und Kühen mit geringerer Milchleistung unterschied sich jedoch kaum.
3.3.2.1 Euterkrankheiten
Die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion wird von einer Reihe Faktoren beeinflusst. Störungen der Eutergesundheit, wie in der Milchviehanlage Oppurg, haben bekanntlich einen sehr nachteiligen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Schäden, die durch schlechte Eutergesundheit entstehen, lassen sich wie folgt unterteilen (Dr. Reinhard Tschischkale, Rehburg-Loccum).
- Verminderte Milchleistungen durch hohe Zellzahlen
- Kosten, die durch akute Euterentzündungen entstehen (Milchausfall, Tierarzt, Medikamente, Leistungseinbruch)
- Verkürzte Nutzungsdauer der Kühe wegen nicht heilbarer Mastitis
Euterentzündungen sind Reaktionen des Organismus auf Mikroorganismen, die über den Strichkanal in das Euter gelangt sind. Man unterscheidet vorwiegend drei hauptsächliche Formen der Mastitis (Dr. Martin Partschefeld).
- kontagiöse Mastitis
- umweltbedingte Mastitis
- übrige Mastitisformen
Ursachen der kontagiösen Mastitis liegen vorwiegend bei der Infektion mit kontaginösen Bakterien während der Melkzeit. Zu diesen Mikroorganismen zählen Staphylococcus aureus, Streptococcus agalactiae, Streptococcus dysgalactiae und ß-hämolysierende Streptokokken. Symptome lassen sich hauptsächlich bei dauerhaft hoher Zellzahl (subklinische Mastitiden) in der Anlieferungsmilch erkennen.
Bei umweltbedingter Mastitis liegen die Ursachen vorwiegend bei der Infektion mit Bakterien aus der Umwelt der Kühe während der Zwischenmelkzeit. Hierbei spielen Mikroorganismen wie äeskulin positive Streptokokken und coliforme Keime eine vorwiegende Rolle bei der Neuinfektion. Symptome lassen sich bei akuter, fieberhafter Mastitis sowie subklinischer Mastitis erkennen.
Die übrigen Mastitisformen sind oft nicht eindeutig zu klären. Darunter zählen beispielsweise Bakterien wie Pseudomonaden, Actinomyces pyogenes, Mykoplasmen und Chlamydien. Weitere Formen sind Hefen, Schimmelpilze, Algen und Viren. Diese übrigen Ursachen zeichnen sich wieder rum in subklinischen sowie klinischen Mastitissymptomen ab.
Umweltbedingte Mastitiden sowie übrige Mastitiden lassen sich generell durch eine Verbesserung der Stallhygiene in Griff bekommen. Hierbei werden in der Milchviehanlage Oppurg folgende Maßnahmen durchgeführt.
- einmal jährlich flächendeckende Feuchtreinigung mit Wasser im gesamten Stallgebiet
- anschließende flächendeckende Desinfektion aller Bereiche mit einer Formaldehydwasserlösung
- täglich zweimaliges Entmisten aller Liege- und Laufflächen mit anschließender Stroheinstreu
- einmal wöchentliches Desinfizieren der Liegeflächen (vorwiegend Bereich der Kotkante und Euteraufliegefläche) mit Branntkalk
Bei kontaginösen Formen der Mastitis lassen sich die Ursachen wesentlich schwieriger bekämpfen, da der Infektionsweg sich vorwiegend über bereits infizierte Kühe ausdehnt. Die Übertragung der Bakterien geschieht vorwiegend über das Melkzeug, die Hände des Melkpersonals und der Eutertücher.
Über die genannten Invasionswege gelangen die Bakterien auf die Zitzenhaut und den Bereich der äußeren Strichkanalöffnung (Dr. Reinhard Tschischkale, Rehburg-Loccum). Dort können die Erreger durch Lufteinbrüche beim Melkprozess oder Kapillarkräfte weiter in die Zitze eindringen. Wenn es den Bakterien gelingt sich anzuheften und zu vermehren, entsteht eine Infektion.
Kontagiöse Erreger haben meist keine starken pathogenen Eigenschaften (Dr. Reinhard Tschischkale, Rehburg-Loccum).
Somit bleibt die entstehende Mastitis häufig am Anfang unerkannt. Deshalb erkranken die Milchkühe häufig vorerst nur an subklinischer Mastitis. Dies lässt sich auch anhand des kontinuierlich ansteigenden Gehaltes somatischer Zellen (abgestorbener Körperzellen) in der Sammelmilch der Milchviehanlage Oppurg erkennen (siehe 3.3.2 Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen).
Besonders in größeren Milchviehbeständen wie in der Milchviehanlage Oppurg kann durch entsprechende Verdünnungseffekte das Vorhandensein von Kühen mit subklinischer Mastitiden verschleiert werden.
Ein wichtiges Maß für die Verbreitung ist die Anzahl der Neuinfektionen in einer bestimmten Zeiteinheit.
Die Rate der Neuinfektionen ist abhängig von (Dr. Reinhard Tschischkale, Rehburg-Loccum):
- Anzahl der infizierten Euterviertel in der Herde
- Pathogenität der Bakterien
- Grad der Melkhygiene
- Zustand und Funktion der Melktechnik
- Qualität der Melkarbeit
Durch die genannten Faktoren wird ersichtlich welche hohe Bedeutung dem Melkprozess, hinsichtlich der Verbreitung kontagiöser Mastitiden, zuzusprechen ist.
Der Prozessablauf des Melkvorganges in der Milchviehanlage Oppurg ist vorwiegend durch dreimaliges Melken geprägt. D. h. der größte Teil der Milchviehherde wird täglich dreimal gemolken. Ausnahme sind hierbei Kühe in der Krankheits- oder Trockenstellerbehandlung sowie altmelkende Kühe. Diese werden täglich zweimalig gemolken.
Der Melkvorgang findet in den zwei Fischgrätenmelkständen, von der Firma Meltec, in der Milchviehanlage statt. Jeder Melkstand besteht aus jeweils insgesamt 12 Melkplätzen. Somit können insgesamt gleichzeitig bis zu 24 Kühe von jeweils 2 Melkern (je Melkstand ein Melker) gemolken werden. Der Melkvorgang an sich gliedert sich wie folgt:
- Ruhiger Eintrieb der Kuh aus dem Vorwartehof in den Melkstand
- Vorreinigung des Euters jeder Kuh mit neuem desinfiziertem Reinigungstuch
- Vormelken des Euters in Vormelkbecher (gleichzeitig Stimulierung)
- Anschließen des Melkzeuges
- Maschinelle 30-sekündige Stimulierung des Euters
- Maschineller Melkvorgang
- Anschließende Kontrolle des Melkgrades und falls notwendig ausmelken des Euters per Hand
- Zitzendesinfektion mit Dipmittel (Desinfektion, Pflege und Reinigung der Zitze und des Strichkanals)
- Falls erforderlich Behandlung verdächtiger Kühe mit Euterpflegemitteln (Veyxym-blau Injektorkanülen oder Eudermathansalbe)
- Umstellung klinisch euterkranker Kühe oder sonstig auffälliger Kühe in 100-Stall zur Krankheitsbehandlung
- Entlassen aller gesunden und ausgemolkenen Kühe in deren jeweilige Bucht
- Zwischendesinfektion der Melkzeuge mit Sprühkanüle (Wofasteril40® -0,25%-ige Lösung)
Wartungsmaßnahmen im Melkstand werden je nach Bedarf durchgeführt. Dazu zählt beispielsweise das Wechseln der Zitzengummis nach 720 Betriebsstunden sowie das permanente Instandhalten der Melkanlage.
Um kontagiöse Mastitiserreger feststellen zu können gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten. Bewährte Methoden sind (nach Dr. Martin Partschefeld) der Schalm-Mastitis Test oder die Leitfähigkeitsmessung der Milch. Eine weitere wesentlich genauere Methode ist die zytobakteriologische Untersuchung von Viertelgemelksproben. Diese ist deshalb am genauesten, da bei der zytobakteriologischen Untersuchung anhand von geeichten Laborgeräten sowie fachmännischen Personal, dass Erregerspektrum jedes Euterviertel genau festgestellt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass Behandlungen genau abgestimmt und durchgeführt werden können, da der Erreger bekannt ist.
Nachteilig wirkt sich jedoch der Kostenfaktor für die Untersuchung der Viertelgemelksproben im Labor aus.
In der MVA-Oppurg werden der Schalm-Mastitis Test sowie die zytobakteriologische Untersuchung durchgeführt. D. h. der Schalm-Mastitis Test wird kontinuierlich bei allen Kühen durchgeführt, die in der Krankheitsbehandlung aufgrund von Euterproblemen sind. Anhand dieses Testes können die betroffenen Viertel individuell, in Abhängigkeit von Resistenzen der Erreger (ermittelt durch Resistogramm), behandelt werden. Die Behandlung wird entweder vom Anlagenleiter oder vom Tierarzt, in Anlehnung an Vorgaben des Tiergesundheitsdienstes, festgelegt und durchgeführt. Zytobakteriologische Untersuchungen finden unmittelbar vor dem Trockenstellen sowie bei allem Frischabkalbern innerhalb der ersten 5 Tage p. p. statt.
Die Milchviehanlage Oppurg sowie auch die Milchviehanlage Weira befinden sich seit April 2004 in einem Sanierungsprogramm zur Verbesserung der Eutergesundheit. Dieses Sanierungsprogramm ist eine Auflage des Tiergesundheitsdienstes aufgrund der über die Jahre kontinuierlich steigenden Zellzahlen in beiden Bereichen.
Der Plan zur Verbesserung der Eutergesundheit gliedert sich wie folgt in die jeweiligen Maßnahmen:
1. Trockenstellen
- Rechtzeitige Behandlung, damit Euter ausheilen können
- circa 2 Wochen vor dem Trockenstellen bakteriologische Untersuchung
- Eine Woche vor dem eigentlichen Trockenstellen Vorbehandlung der kranken Viertel von Problemkühen (BU positiv, Schalentestergebnis, Abtasten des Euters und Zellzahlentwicklung laut Milchkontrolle)
- Vorbehandelte Viertel täglich ausmelken
- Nach Gesundung der Viertel Trockensteller (derzeit Orbenin®) injizieren
- Im Anschluss 8 bis 10 Tage täglich dippen
- 2 Wochen vor dem Abkalben wieder dippen und Abtasten des Euters bei Färsen und Kühen (Problemviertel beachten)
2. Maßnahmen in der Laktation
- Kälber sind sofort nach der Geburt in die Kälberbox zu bringen und zu tränken
- Kolostrum von chronischen Zellzahlkühen und Färsen nicht an eigene weibliche Kälber tränken
- Kolostrumreserve von gesunden Kühen einfrosten
- Mischkolostrum bzw. Mischmilch darf nur an männliche Kälber getränkt werden
- Kolostrum erst ab 6-ten Tag nach der Kalbung, nach Durchführung des Schalentestes, zum Milchhof liefern
- Dokumentation der Zellzahlkühe vor dem Abkalben
- Euterkranke Kühe sind sofort zu behandeln (innerhalb der ersten 2 bis 3 Stunden)
- Bei fieberhaften Euterentzündungen Tierarzt informieren
- Bei leichten Fällen nachmittags/nachts durch Melker vorbehandeln
- Umstellen der erkrankten Kühe in 100-er Stall und unbedingt kennzeichnen (Gefahr durch hemmstoffbelastete Milch)
- Die anderen „gesunden Viertel“ über Schalentest kontrollieren und bei Notwendigkeit mit behandeln
3. Vermeidung der Erregerübertragung von Tier zu Tier
- exakte Melkarbeit
- Dippen mit BGVV-Lösung
- Zwischendesinfektion der Melkzeuge
- 2 mal tägliches Abkehren der Liegeplätze
- 1 mal wöchentliches Kalken der hinteren Liegeplatzflächen
- im Krankenbereich tägliches Kalken
- 1 bis 2 mal jährlich Reinigung und Desinfektion der Stallanlagen (Generalreinigung)
- 1 mal jährliches Kalken der Wände und Decken
- tägliche Reinigung der Tränken (Balltränken wöchentlich)
- Ordnung und Sauberkeit an Futterlagern und Futtermischplätzen
- Verbesserung, Durchführung und Kontrolle aller Maßnahmen
- Vormelken nur in Vormelkbecher
- Für jede Kuh ein Eutertuch verwenden
- Chronische Zellzahlkühe in extra Gruppe umstellen und falls notwenig ausmerzen
Diese Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit in beiden Bereichen werden jedoch nur zum Teil erfüllt. Ein kritischer Punkt ist der Kostenfaktor der sich durch den erhöhten Einsatz von Antibiotika sowie dem vermehrten Arbeits- und Personalaufwand ergibt. Weitere Ursachen liegen teilweise in der ungenügenden Umsetzung der vorgeschrieben Maßnahmen durch das Personal. Hierbei liegen Problembereiche vorwiegend in der Melkarbeit, Melkhygiene, der Trockenstehphase sowie dem Abkalbe- und Futtermanagement (Beobachtungen des Autors).
In Absprache mit dem Tiergesundheitsdienst wurden die Behandlungsverfahren, bei den verschieden Formen der Eutererkrankungen, festgelegt. Grundlegend werden drei verschiedene Behandlungsformen bzw. Behandlungsmechanismen in der Milchviehanlage Oppurg durchgeführt.
Kühe die auffällig geworden sind und Fieber (bei >40 °C) sowie ein hartes und fühlbar heißes Euterviertel aufweisen, werden im Dreitagerhythmus behandelt. D. h. am ersten Tag wird der zu behandelten Kuh eine 500 ml 40%-ige Glucoselösung, 500 ml Calcitad N25 und 2 l 7%-ige NaCl-Lösung verabreicht. Zudem wird zur Fiebersenkung 50 ml Riketron und 15 ml Finadyne intravenös oder intramuskulär verwendet. Eine Tube Cobactan LC soll weiterhin in das jeweilige betroffene Euterviertel intramammär angewendet werden. Abends wird zudem wiederholt Cobactan LC in das Euterviertel injiziert.
Die zweite Form bei der ein anderes Behandlungsverfahren angewendet wird, ist bei Kühen gegeben die Flocken in der Milch aufweisen, das Euterviertel verhärtet ist aber kein Fieber messbar ist.
Hier wird am ersten Tag 20 ml Cobactan intramuskulär und zweimal eine Tube Cobactan LC in das betroffene Euterviertel injiziert. Diese Behandlung wird am zweiten Tag wiederholt. Am dritten Tag wird anschließend nur noch Cobactan LC intramammär injiziert.
Bei Kühen die nur Flocken in der Milch aufweisen wird jeweils einmal vormittags Cobactan LC intramammär und nachmittags Cobactan LC, im Dreitagerhythmus, verabreicht. Wie bereits im Vorfeld erläutert, werden alle Kühe in der Krankheitsbehandlung täglich zweimal, mit einer Kannenmelkanlage, gemolken. Treten bei den Tieren gleichzeitig andere Probleme wie die Phlegmonbildung an den Gelenken auf, werden diese innerhalb der Speerzeit ebenfalls dagegen behandelt.
3.3.3 Laktationsleistungen
Die durchschnittliche Laktationsleistung in der Milchviehanlage Oppurg betrug zum Zeitpunkt der Milchkontrolle am 24.08.2004, bei durchschnittlich 297 Laktationstagen, 8351 kg Milch/Kuh und Jahr. Diese durchschnittliche Laktationsleistung ergibt sich aus dem Mittel der Milchleistung aller Kühe in der Laktation 1, Laktation 2 und Laktation >3.
Wie in Tabelle 8 ersichtlich wird lag der Leistungszuwachs von Laktation 1 zu Laktation 2 bei durchschnittlich 846 kg Milch. Dies sind circa 10% Leistungssteigerung. Gründe für den geringen Leistungszuwachs sind wiederum der erhöhten Zellzahl und somit einer Leistungsminderung zuzusprechen. Laut einer Untersuchung ( Anonyme Autorengruppe, Neue Landwirtschaft) beträgt der Leistungszuwachs in der Zellzahlklasse bis 50000 Zellen/ml Milch i. d. R. 1677 kg Milch. Dies wäre ein Leistungsanstieg von ungefähr 20% von der 1-ten Laktation zur 2-ten Laktation.
Tabelle 8: Laktationsleistungen (letzte 12 Monate) zum 24.08.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die Theorie des verminderten Leistungszuwachses anhand der erhöhten Zellzahl zu belegen, muss man auch die jeweilig ermittelten Zellzahlen je Laktation betrachten. Diese Zellzahlen wurden bereits im Vorfeld bei der Verteilung in Zellzahlklassen aufgezeigt. Hieraus lassen sich Durchschnittswerte ermitteln, die belegen, dass maximal 20% aller Milchkühe in der 1-ten Laktation in der Lage sind ihr volles genetisches Leistungspotential zur nächsten Laktation auszuschöpfen. In der 2-ten Laktation sind es nur noch 17% aller Milchkühe die überhaupt in der Lage sind ihr volles genetisches Leistungspotential zu nutzen.
I. d. R. wird ein Leistungsanstieg von 20% von der ersten zur zweiten Laktation angestrebt (Anonyme Autorengruppe, Neue Landwirtschaft). Das bedeutet für die Milchviehanlage Oppurg das 10% möglicher Leistungszuwachs ausbleiben und somit, bei der Annahme von einem Milchpreis in Höhe von 29 ct/kg Milch, bereits hier ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 241 €/Kuh und Laktation entsteht.
3.3.4 Abkalbungen und Geburtsverlauf
Im Mittel von 12 Monaten wurden in der MVA-Oppurg insgesamt 553 Kalbungen registriert. Davon waren 265 Kälber weiblich und 288 Kälber männlich. Von den 553 Kalbungen waren insgesamt 16 Schwergeburten und hatten somit einen vertretbaren Anteil von 3%.
77 Kalbungen jedoch waren Todgeburten und spätere Verendungen, was einen Anteil von 14% an den Gesamtkalbungen ausmacht.
Die Anzahl der ersten Kalbung betrug von der Gesamtzahl der Kalbungen insgesamt 182 und macht somit einen Anteil von 33% aus. Das durchschnittliche Erstkalbealter betrug zu diesem Zeitpunkt 26 Monate.
Von den Erstkalbungen kamen 83 weibliche Kälber sowie 99 männliche Kälber zur Welt.
6 Kalbungen waren Schwergeburten und machten somit wiederum 3% der gesamten Erstkalbungen aus. 34 Kälber verendeten oder kamen Tod zur Welt. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 19% an den gesamten Erstkalbungen.
371 Kalbungen wurden von Kühen geboren die bereits zum zweiten male kalbten. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 67% an den Gesamtkalbungen. Von den 371 Kalbungen wurden insgesamt 182 weibliche Kälber und 189 männliche Kälber geboren. Darauf entfallen insgesamt 10 Schwergeburten mit einem prozentualen Anteil von 3% an den Zweitkalbungen. 43 Todgeburten und Verendungen führten somit zu 12% Anteil an den Zweitkalbung. Signifikant ist der deutliche Unterschied der Todgeburten sowie Verendungen zwischen den Kühen der 1-ten Kalbung und den Kühen der >2-ten Kalbung in Tabelle 9 zu betrachten.
Tabelle 9: Verendungen und Todgeburten (letzte 12 Monate)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Stellt man die aufgeführte Tabelle grafisch dar lässt sich besonders gut der signifikante Unterschied hinsichtlich der Höhe der Verendungen sowie Todgeburten erkennen. In der Abbildung 1 wird ersichtlich das der Anteil der Verendungen sowie Todgeburten bei den erstkalbenden Milchkühen um 7 % höher ist als bei den Kühen die zum zweiten male kalbten.
Abbildung 1: Prozentualer Anteil an Totgeburten und Verendungen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist in der Praxis bekannt, dass bei Kühen, die zum ersten mal kalben, besonders Augenmerk darauf gelegt werden muss, welcher Besamungsbulle eingesetzt wird. Dies liegt vorwiegend daran, dass sich die Färsen mit durchschnittlich 26 Monaten Erstkalbealter noch nicht vollkommen entwickelt haben und es bei üblichen Besamungsbullenanpaarungen zu Komplikationen kommen kann. Deshalb muss besonders vom Verantwortlichen her darauf geachtet werden, dass vorwiegend Färsenbullen zur ersten Besamung eingesetzt werden.
3.3.5 Fruchtbarkeitsinformationen
Im Wesentlichen beziehen sich die Fruchtbarkeitsinformationen der Milchkontrolle vom 24.08.2004 auf die letzten 12 Monate. Es wurden folgende Auswertungen, wie in Tabelle 10 ersichtlich wird, gemacht.
Tabelle 10: Fruchtbarkeitsinformationen Kuh- und Färsenbestand
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Zwischenkalbezeit ist der Zeitraum zwischen zwei Abkalbungen. Sie setzt sich aus der Güstzeit und der Trächtigkeitsdauer zusammen. Da die Trächtigkeitsdauer relativ wenig schwankt, wird die Zwischenkalbezeit im wesentlichen durch die Dauer der Güstzeit beeinflusst. Mit einer Zwischenkalbezeit von durchschnittlich 395 Tagen und einer durchschnittlichen Güstzeit von 124 Tagen liegt die MVA-Oppurg im oberen Feld der Thüringer Milchviehbetriebe (J. Hubrich/Entwicklung der Tierzucht in Thüringen im Berichtsjahr 2003). Mit einer durchschnittlichen Rastzeit von 74 Tagen erkennt man die Tendenz zu eher geringen Ruhezeiten. Dabei wird in der Tabelle 10 nicht aufgeführt, dass 70 Kühe also ungefähr 14% der geprüften Tiere bereits unter 42 Tagen Rastzeit besamt wurden. Mit 249 Tieren und einem prozentualen Anteil von 49% wurden Tiere über einer Rastzeit von 70 Tagen wieder zur Besamung vorgestellt.
Somit entfallen lediglich 184 Tiere auf die normale Rastzeit von 42 Tagen p. p. bis 70 Tagen p. p.. Das wäre ein Anteil von 37% am geprüften Gesamtkuhbestand.
In Tabelle 9 wurden die Non-return Raten sowie der Besamungsindex des Färsen- sowie Kuhbestandes wie folgt ausgewertet.
Tabelle 11: Non-return Raten sowie Besamungsindexe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Non-return Rate sagt aus welcher prozentualer Anteil besamter Rinder innerhalb von 56 Tagen bzw. 90 Tagen nach einer Besamung nicht umgerindert haben bzw. nicht nachbesamt wurden. In der MVA-Oppurg wird somit aus der Tabelle 9 ersichtlich, dass die Non-return Rate nach 56 Tagen besonders gering am Gesamtkuhbestand war. 53% der insgesamt 503 geprüften Rinder in der MVA-Oppurg wurden mindestens zweimal oder häufiger besamt. Dementsprechend ergibt sich ein Besamungsindex von 2,6 beim Kuhbestand. Der Besamungsindex sagt aus welche Anzahl an Besamungen notwendig war um ein Rind tragend zu bekommen. I. d. R. ist ein Besamungsindex von 1,5 anzustreben. Mit 2,6 Besamungen je Kuh liegt die Milchviehanlage Oppurg über dem Durchschnitt der Thüringer Milchviehbetriebe (J. Hubrich/Entwicklung der Tierzucht in Thüringen im Berichtsjahr 2003) von 2,3.
Der Färsenbestand dagegen zeichnet sich durch eine besonders gute Non-return Rate aus. Mit einem BSI von 1,5 liegt somit die MVA-Oppurg um oberen Feld der Milchviehbetriebe Thüringens (J. Hubrich/Entwicklung der Tierzucht in Thüringen im Berichtsjahr 2003).
Dem BSI der Färsen kann jedoch nur eine untergeordnete Rolle zugesprochen werden, da die Färsen generell im Färsenstall Breitenhain mit durchschnittlich 17 Monaten erstmals besamt werden. Somit können keine Aussagen über den Besamungserfolg bei Färsen in der MVA-Oppurg getroffen werden.
3.3.6 Harnstoffbewertungsklassen
Der Harnstoffgehalt in der Milch wird bei der Milchkontrolle des LKV-Thüringen vorwiegend gemacht, um den allgemeinen Stoffwechselzustand in der Milchviehherde zu bestimmen. Somit können anhand der Auswertungen, wie in Tabelle 12 ersichtlich, Rückschlüsse auf etwaige Fütterungsfehler im Unternehmen gemacht werden.
Tabelle 12: Einteilung der Kühe in Harnstoffbewertungsklassen am 24.08.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der in der Tanksammelmilch des Unternehmens angestrebte Harnstoffgehalt sollte sich in viel engeren Grenzen als bei Einzeltieren, zwischen 250 und maximal 300 mg Harnstoff/l Milch bewegen. Mit steigender Leistung steigt auch der Harnstoffgehalt an, da die Verwertung des Proteins absinkt. Werte über 300 mg/l sollten unverzüglich zu einer Kontrolle der Fütterung führen. Zur Interpretation des Harnstoffgehaltes ist auch die Einschätzung der Energieversorgung mit Hilfe des Eiweißgehaltes notwendig. Ein Energiemangel erhöht den Harnstoffgehalt, ein Energieüberschuss senkt ihn. Beide Parameter sind deshalb immer im Zusammenhang zu betrachten. Der Harnstoffgehalt wird somit in hohem Maße durch die Rohprotein- und Energiequellen in der Ration beeinflusst. Starke Schwankungen der Tankmilchharnstoffwerte sind ein Zeichen von wechselnden Verhältnissen im Pansen und somit ein Resultat einer unregelmäßigen Futtervorlage. Auch in diesem Fall sollte eine sofortige Kontrolle der Fütterung vorgenommen werden.
Eine Auswertung nach Harnstoffgehalt der Milch ergab, wie in Tabelle 13 ersichtlich wird, folgende Werte.
Tabelle 13: Auswertung nach Harnstoffgehalt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhand der Auswertung wird ersichtlich, dass bei 10 Kühen Verdacht auf Rohproteinmangel besteht und dies somit negative Auswirkungen auf die Eierstockfunktion und Milchleistung haben kann. 61 Tiere hatten bei der Milchprüfung am 24.08.2004 nachweislich einen durchschnittlichen Harnstoffgehalt von 324 mg/l Milch. Dies weist auf einen Rohproteinüberschuss hin, der zu Leberbelastungen sowie zur Bildung von Ovarialzysten führen kann. Der größte Teil der geprüften Tiere befand sich zu 83% Anteil am Gesamtkuhbestand im Toleranzbereich. D. h. bei einem durchschnittlichen Eiweißgehalt von 3,29% in der Milch wurde durch ausgewogene und bedarfsangepasste Fütterung ein durchschnittlicher Harnstoffgehalt von 237 mg/l Milch erreicht.
Um Problembereiche festzustellen wird es notwendig eine Auswertung der Harnstoffbewertungsklassen nach Laktationsstadien vorzunehmen. Wie in Tabelle 14 ersichtlich wird, ergab dies, dass vor allem der Zeitraum der ersten 100 Laktationstage sowie der Kühe mit über 200 Laktationstagen kritisch zu beurteilen ist.
Tabelle 14: Auswertung der HBK nach Laktationsstadien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus Tabelle 14 lässt sich schließen, dass vor allem in den ersten 100 Laktationstagen große Defizite hinsichtlich der Energie- und Eiweißversorgung bestehen. Dies ist vorwiegend darin zu begründen, dass nach dem Abkalben eine erhöhte Energiezufuhr notwendig ist, um einen optimalen Start in die Laktation zu gewährleisten. In dieser Transitperiode entscheidet die optimale, bedarfsgerechte Fütterung sowie das Gesundheitsmanagement darüber wie sich die Höhe der Milchleistung über die volle Laktation verhält. Hier bestehen Defizite die sich in der Höhe der Anzahl der betroffenen Tiere wiederspiegelt. D. h. 81 Tiere litten zu diesem Zeitpunkt an Energiemangel. 4 Milchkühe litten in den ersten 100 Laktationstagen sogar an Eiweiß- und Energiemangel.
Bei Milchkühen, die bereits über 200 Laktationstage aufwiesen, ist genau das Gegenteil zu erkennen. Obwohl auch hier 24 Tiere an Energiemangel litten wurden insgesamt 34 Tiere über den Bedarf hinaus gefüttert. Hierbei besteht die Gefahr der Verfettung, Leberbelastungen sowie Fruchtbarkeitsstörungen. Bedingt durch eine über den Bedarf hinaus verabreichte Fütterung kann es zudem bei altmelkenden Kühen zur verzögerten Uterusrückbildung, Gebärmutterentzündungen, Euterödemen, atypisches Festliegen, gestörte Ovarfunktionen, subklinische Ketosen, Leberfunktionsstörungen und Appetitlosigkeit kommen. Dies ist jedoch immer in Abhängigkeit des Harnstoffgehaltes der Milch zu beurteilen.
3.4 Analyse und Entwicklung der Abgangsursachen in der MVA-Oppurg
Durch sinkende Milchpreise werden milchviehhaltende Unternehmen wie die Landgenossenschaft Oppurg im vermehrten Maße dazu gezwungen ihre Produktionskosten unter die Lupe zu nehmen. Das Hauptaugenmerk sollte vor allem auf die Bestandesergänzung und die Lebensleistung gelegt werden (Dr. N. Rossow und Dr. L. Jäkel). Die Kosten für die Nachzucht betragen durchschnittlich bereits 32% der variablen Kosten (Anonym/Internet) in der Milchviehhaltung. Die Tendenz ist weiter steigend und wirkt sich somit massiv auf den wirtschaftlichen Erfolg aus. Betrachtet man die Tabelle 15, so fällt auf, dass der häufigste Abgangsgrund bundesweit mit 20,6%-igen Anteil an den Gesamtabgängen im Jahr 2002 aufgrund von Sterilitätsproblemen zustande gekommen ist.
Tabelle 15: Abgangsursachen bei 1,5 Millionen Milchkühen in % (ADR 2002)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lediglich 9% aller Milchkühe wurden aufgrund züchterischer Zielstellungen ausselektiert. Da die Tendenz unerwünschter Selektion über die Jahre immer mehr zu nimmt, wird der Freiraum für züchterische Zielstellungen bzw. für den Zuchtfortschritt von Jahr zu Jahr geringer. Ein weiterer Problempunkt lässt sich anhand der Tabelle 15 bzgl. des Alters abzeichnen. Im Wesentlichen wurden bundesweit gerade mal 4% aller Milchkühe aufgrund ihres Alters ausselektiert. Das durchschnittliche Alter aller Holstein Milchkühe betrug, bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von gerade mal 27,2 Monaten, durchschnittlich 4,7 Jahre (ADR 2002). Das durchschnittliche Abgangsalter betrug dagegen 5,3 Jahre.
Besorgniserregend vor allem sind die geringe Lebensleistung und die hohen Abgänge durch Erkrankungen, die fast zwei Drittel der Gesamtabgänge ausmachten. Mit 2,7 Laktationen bundesweit und weniger als 20000 kg Lebensleistung, bei einem zu erwartenden Milchpreis von weniger als 26 €/dt Milch, ist die Rentabilität der Milcherzeugung nicht mehr gewährleistet. Die Erhöhung der Lebensleistung wird somit zwingend erforderlich. Da aber künftig nicht wie bisher mit überdurchschnittlich hohen Leistungssteigerungen gerechnet werden kann, muss die höhere Lebensleistung über eine Verlängerung der Nutzungsdauer erreicht werden (Dr. N. Rossow und Dr. L. Jäkel). Dies gelingt nur durch eine deutliche Verbesserung der Herdengesundheit.
Um eine repräsentative mittelfristige Tendenzentwicklung in der Milchviehanlage Oppurg feststellen zu können ist es notwendig, dass bei mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren Auswertungen der Abgangsgründe gemacht werden.
Der Autor wird daher die Abgangsursachen der beiden Kalenderjahre 2003 und 2004 in der Milchviehanlage Oppurg untersuchen und vergleichen.
Wie in Tabelle 16 zu entnehmen ist, lag der vorwiegende Abgangsgrund im Jahr 2003 mit einem prozentualen Anteil von circa 21,6% bei Zwangsabgängen eutererkrankter Milchkühe. D. h., dass bereits hier auffällt, dass vorwiegend Kühe ausselektiert werden mussten, die an Eutererkrankungen wie zum Beispiel chronischer bis hin zu schwer akuter Mastitis litten.
Bereits bei Punkt 3.3.2, Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen, wird deutlich dass ein immenses Problem zu diesem Zeitpunkt, bezüglich subklinischer sowie klinischer Mastitis, in der Milchviehanlage Oppurg vorherrschte.
Tabelle 16: Abgangsursachen MVA-Oppurg Kalenderjahr 2003 und 2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Was besonders in Tabelle 16 auffällt ist, dass keine einzige Kuh aufgrund des Alters sowie zum Verkauf zur Zucht abgegangen ist (siehe Anlage 5 und 6). Da dies in beiden verglichenen Kalenderjahren auftrat, ist davon auszugehen, dass die Abgangsursachen nicht einwandfrei in das Herdenmanagementprogramm aufgenommen wurden. Es ist geradezu unmöglich, dass nicht eine einzige Kuh innerhalb von zwei Jahren aufgrund ihres Alters abgegangen ist.
Errechnet man die Reproduktionsrate für das Kalenderjahr 2003 von 35,2%, bei einem Durchschnittsbestand von 540 Milchkühen, wird deutlich, dass die Reproduktion des eigenen Viehbestandes einen immensen wirtschaftlichen Kostenfaktor darstellt. Die Reproduktionsrate sagt aus, wie viel Färsen notwendig sind um den durchschnittlichen Milchviehbestand für ein Jahr aufrecht zu erhalten. Im Folgejahr 2004 steigert sich die Reproduktionsrate sogar auf 37,6%. Dies stellt einen Anstieg der Abgänge von relativ 2,4% dar. In vier Abgangsbereichen ist ein wesentlicher Anstieg zu verzeichnen was auch darauf zurückzuführen ist, dass sich die Milchviehanlage Oppurg seit dem April 2004 in einem Sanierungsprogramm, zur Verbesserung der allgemeinen Eutergesundheit, befindet. Durch die Zwangsselektion chronisch kranker Zellzahlkühe soll die Verbreitung kontagiöser Mastitiserreger eingedämmt werden. Zu diesem Sanierungsprogramm der Landgenossenschaft Oppurg wurden bereits Aussagen, im Kapitel 3.3.2.1 Euterkrankheiten, gemacht.
Positiv dagegen zu bewerten ist, dass ein Rückgang der Abgangshöhe in vier Abgangsbereichen zu verzeichnen ist. Vor allem wird dies deutlich bei Abgängen wegen Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen. Hierbei ist festzustellen das durch eine Verbesserung der Kontinuität der Klauenpflege ein Rückgang zu verzeichnen ist. D. h. Kühe mit Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen werden in einer abgegrenzten Bucht aufgestallt und einmal wöchentlich von fachkundigen Klauenpflegern behandelt. Außerdem wird regelmäßiges wöchentliches Klauenbad für alle Kühe in der Milchviehanlage umgesetzt. Wie in Tabelle 16 ersichtlich ist, ist durch die getroffenen Maßnahmen ein Positiveffekt zu verzeichnen.
3.5 Herdenuntersuchung anhand einer Sichtkontrolle
Die Herdenuntersuchung fand in Form einer Sichtkontrolle durch den Autor statt. Die Untersuchungen wurden dabei an möglichst gleichen Zeitpunkten in den beiden Milchviehanlagen durchgeführt, um somit einen repräsentativen Vergleich aus der Analyse schließen können. Dabei wurden folgende Parameter wie Verletzungen, Phlegmone und Kühe mit verödeten Eutervierteln dokumentiert. Unter Verletzungen gliedert der Autor, Verletzungen des Gelenk- und Bewegungsapparates, Hautverletzungen, Verletzungen der Sinnesorgane sowie Verletzungen am Euter, ein. Phlegmone sowie Kühe mit verödetem Eutervierteln beziehen sich dagegen generell auf den eigenen Sachverhalt. Ziel dieser Analyse soll es sein den zu diesem Zeitpunkt aktuellen äußerlichen Gesundheitszustand der Herden in den Milchviehställen Weira und Oppurg wiederzuspiegeln, sowie die Anzahl der Tiere mit einem verödetem Euterviertel festzuhalten. Anhand der gewonnen Ergebnisse wird es möglich einen Vergleich, bezüglich der Häufigkeit der aufgetretenen Probleme, zu machen.
In der Tabelle 17 wird ersichtlich das 24,5% des Tierbestandes (ohne Kälber) in der MVA-Oppurg äußere Verletzungen, Phlegmone und verödete Euterviertel in der Untersuchung des Autors am 29.10.2004 aufwiesen. Hauptsächlich zu bemerken ist, dass der Anteil der Kühe mit verödetem Eutervierteln mit 10,2% wesentlich zu hoch ist.
Ursachen für die hohe Anzahl dieser betroffenen Tiere liegen generell in der Vergangenheit. Verspätete Diagnose, unzureichende Behandlung, Resistenzen der Erregerstämme gegenüber dem eingesetzten Antibiotikum und ein extrem schwerer Verlauf der Mastitis spielen bei der Verödung eines Euters die hauptsächliche Rolle. Weiterhin kommt es häufig dazu das Färsen relativ spät mit einem Nasenring versehen werden weil diese an fremden Eutern saugen. Dies führt dazu, dass Erreger in die Euterviertel eindringen oder Verletzungen an den Zitzen der betroffenen Tiere entstehen. Letzteres begünstigt gleichermaßen das Eindringen von Erregern. Anzumerken ist zudem noch, dass Milchkühe deren Euterviertel auf natürliche oder künstliche Art verödet sind, generell dazu neigen als Wirtstier die Erregerstämme im Stall weiterzuverbreiten. Die Milchleistung dieser Tiere weicht jedoch nur unwesentlich von dem Herdendurchschnitt ab.
Tabelle 17: Ergebnisse der Sichtkontrolle Oppurg
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
* bei einem Durchschnittsbestand von 547 Kühen
Mit 9,9% Kühe am Gesamtbestand der Herde liegt der Anteil der Tiere, die Phlegmone am Gelenk- und Bewegungsapparat aufwiesen, im Normbereich, was nicht bedeuten soll, dass eine Verringerung nicht anzustreben ist. Phlegmone stellen zunehmend ein Problem in Hochleistungsherden dar, da der Anspruch an den Kuhkomfort mit steigenden Milchleistungen immer größer wird. Hauptsächliche Ursachen von Phlegmonen sind auf erhöhten Keimdruck im Stall und somit ungenügender Stallhygiene sowie unzureichenden Kuhkomfort zurückzuführen. Durch unzureichenden Liegekomfort sowie Verletzungen können über einen längeren Zeitraum Schürfungen sowie andere Öffnungen in der Epidermis dazu führen, dass der Erreger eindringt und sich somit eine flächenhaft fortschreitende eitrige Zellgewebsentzündung mit ödematöser Durchtränkung der Epidermis entwickelt.
Somit begünstigt der Anteil der Verletzungen mit 4,4% Kühe am Gesamtbestand der Milchkühe, in der MVA-Oppurg, natürlich auch zunehmend das Auftreten von Phlegmonen. Ursachen von Verletzungen in der MVA-Oppurg liegen meist bei verletzungsbegünstigenden Bauteilen im Stall, den nicht sach- und tiergerechten Umgang vom Personal gegenüber den Tieren sowie die erhöhte Unfallgefahr der Tiere innerhalb der Brunst durch Abrutschen. Zu den verletzungsbegünstigenden Bauteilen zählen die Verschlüsse an den Gattern der Buchten, abgebrochene Bürstenbauteile für den Kuhkomfort, beschädigte Trennbügel in den Buchten, generell beschädigte Wandteile in den Stallgebäuden, lose Deckenplatten, Schraubverschlüsse in den Treibgängen zum Tier hin, beschädigte Tränken in den Bergeräumen und veraltete Fangfressgitter im Stallgebäude 2.
4 Analyse der Tiergesundheit in der MVA-Weira
4.1 Viehbestand
Die MVA-Weira bewirtschaftete am 29.09.2004, lt. Viehzählung der Betriebsführung, insgesamt 381 Rinder mit 9 Beschäftigten.
In Tabelle 18 wird der Viehbestand, lt. betriebsbedingter Viehzählung, in die jeweiligen Altersabschnitte wie folgt untergliedert.
Tabelle 18: Viehbestand der MVA-Weira zum 29.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Weibliche Kälber < 6 Monate verbleiben maximal 3 Wochen in der MVA-Weira bis sie in die dafür vorgesehene innerbetriebliche Aufzuchtanlage Sorga umgestallt werden. Männliche Kälber < 6 Monate werden gleichermaßen nach 3 Wochen umgesetzt. Diese werden hauptsächlich in die Bullenmastanlage der Landgenossenschaft Oppurg eG überstellt.
Der Autor wird daher die männlichen sowie weiblichen Kälber < 6 Monate, wie auch bei der MVA-Oppurg, nicht in die Betrachtungen der Analyse einschließen.
Hauptbetrachtungspunkt der Analyse werden vor allem geprüfte Milchkühe, die anhand der Milchkontrolle des LKV-Thüringen ermittelt wurden, sein.
In der MVA-Weira werden im Wesentlichen bei der Fütterung sowie Haltung keine Unterschiede in der Milchleistung gemacht, sondern die Kühe in jeweilige Leistungsabschnitte unterschieden. Wie in Tabelle 19 ersichtlich wird, bedeutet dies, dass die Tiere anhand des jeweiligen Laktationsstadiums in verschiedene Gruppen untergliedert werden.
Tabelle 19: Leistungsgruppen der MVA-Weira zum 29.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In die Gruppe der Frischmelker werden i. d. R. alle Milchkühe ab dem 6 Tag p. p. eingestallt. Diese sogenannte Transitgruppe wird aufgrund des erhöhten Energiebedarfes nach dem Abkalben, sowie bei dem Start in die Laktation nach Bedarf gefüttert. Der Bedarf ergibt sich aus der geforderten Milchleistung von 35 kg Milch/Kuh und Tag sowie dem Erhaltungsbedarf der Kühe. Die Frischmelker werden jedoch im Gegensatz zur MVA-Oppurg nur zweimal täglich gemolken. Hier wird zudem aufgrund erhöhter Sterilitätsprobleme (Endometritis) innerhalb des Bereiches bereits ab dem 28 Tag p. p. Dinolityc® gespritzt. Dieses Hormonpräparat bewirkt, dass spätestens drei Tage nach Verabreichung bei der betroffenen Kuh die Brunst eintritt. Dies soll der Selbstreinigung sowie auch Vorbeugung gegen Endometritis dienen.
Wie auch in der Milchviehanlage Oppurg stellt die Besamungsgruppe, mit durchschnittlich 100 Kühen, die größte Gruppe innerhalb der Milchviehanlage dar. Diese Gruppe wird täglich dreimalig gemolken. Jedoch werden hier vereinzelte Kühe die nicht die notwendige Mindestmilchleistung von 25 kg Milch/Tag erbringen in extra Gruppen aufgestallt und nur zweimalig gemolken (Leistungsprinzip).
Besamungen werden in dieser Gruppe vorwiegend durch den Tierarzt, ab dem 60 Tag p. p., durchgeführt. Im Gegensatz zur MVA-Oppurg wird in der MVA-Weira die Brunstbeobachtung hauptsächlich nur durch die Anlagenleiterin sowie den verantwortlichen Treiber durchgeführt. Die erste Trächtigkeitsuntersuchung wird, wie auch in Oppurg, 53 Tage nach der letzten Besamung durchgeführt.
Alle anderen Gruppen ähneln sich im Aufbau und Prozessdurchführung wie in der MVA-Oppurg. Ausnahme ist hierbei jedoch noch die Gruppe der Altmelker. Hier werden alle Kühe eingestallt die eine Mindestmilchleistung von 18 kg/Tag nicht erreichen. Dementsprechend werden diese mit einer verringerten bedarfsgerechten Ration gefüttert um einer Verfettung in der Trockenstehphase vorzubeugen.
Mit einer Tragezeit von durchschnittlich 220 Tagen werden alle 14 Tage ungefähr 10 bis 15 Altmelker trockengestellt. Das Trockenstellen erfolgt, wie im Punkt 3.3.2.1 zum Thema Euterkrankheiten bereits erklärt.
Zu Beginn des Trockenstellens werden die Tiere in eine eigene Bucht im Stallgebäude 2 umgestallt.
Nachdem die Tiere trockengestellt wurden kommen diese in den Bergeraum oder auf die Weide. Dies geschieht jeweils in Abhängigkeit von der Jahreszeit und dem Futterangebot auf den verfügbaren Weideflächen. Die Mutterschutzimpfungen werden an einem gewählten Stichtag, bei allen hochtragenden Färsen und Trockenstehern durchgeführt.
4.2 Aufstallung
Alle Kühe werden in der Milchviehanlage Weira in hauptsächlich 4 Stallbereichen gehalten. Hierbei handelt es sich um das Stallgebäude 1, Stallgebäude 2, einem Bergeraum und dem gesonderten Kälberstall.
Im Bergeraum sind circa 20 Fressplätze verfügbar. Hier werden Trockensteher und hochtragende Färsen auf Tiefstreu gehalten. Das Wasserangebot wird anhand einer Ballentränke gedeckt.
Der Kälberstall befindet sich zwischen den beiden Stallgebäuden und beinhaltet 40 Kälberplätze für bis zu 3 Wochen alte Kälber. Bei Erreichen des notwendigen Alters von mindestens 3 Wochen werden die Kälber, im Stallgebäude 1, in geschlechtsgetrennten Gruppen aufgestallt.
Das Stallgebäude 1 sowie 2 sind grundsätzlich im Aufbau Fressliegeboxenlaufställe mit stationärer Schieberentmistung. Beide Stallgebäude verfügen über eine Pultdachbelüftungsbauweise und zusätzlich montierten freibeweglichen Lüftern. Je Stallgebäude sind 4 freibewegliche Lüfter montiert.
Alle Liegeflächen in beiden Stallgebäuden sind mit Gummimatten bezogen. Einmal jährlich werden alle Stallbereiche feucht gereinigt sowie komplett mit einer Formaldehydlösung desinfiziert.
Ausnahme bildet bei der Entmistung sowie Einstreu die gesonderte Lahmengruppe im Stallgebäude 2. Dort wurde aufgrund der hohen Anzahl der betroffenen Kühe mit Störungen am Bewegungsapparat auf die stationäre Entmistung verzichtet und somit auf regelmäßige Stroheinstreu gewechselt. Das bedeutet, dass diese Gruppe täglich einmal mit dem Frontlader entmistet wird sowie eingestreut wird.
Die Laufflächen der Kühe, in den Stallgebäuden, bestehen aus planbefestigten Betonflächen ohne Einfräsung. Die effektiv verfügbare Laufflächenbreite in den Außenreihen der Stallgebäude 1 und 2 beträgt 2 Meter. Voraussetzung für ein ungehindertes Lauf- und Bewegungsverhalten wären dagegen mindestens 3 Meter effektive Laufflächenbreite.
Sämtliche Fressliegeboxen im Stallgebäude 1 und 2 sind Hochliegeboxen mit Gummimattenbezug.
Die Triebwege zum Vorwartehof sowie der Vorwartehof selbst bestehen komplett aus 4 mm breiten Spaltenböden.
Im Stallgebäude 1 befinden sich zudem Abkalbboxen auf Tiefstreuhaltung.
Bei dem Melkstand in der MVA-Weira handelt es sich, im Gegensatz zur MVA-Oppurg, um einen Trigon Fischgrätenmelkstand mit insgesamt 18 Melkplätzen.
4.3 Milchkontrolldaten des LKV-Thüringen
4.3.1 Tagesleistungen
Die Milchkontrolle des LKV-Thüringen findet (siehe Anlage 3), wie auch in Oppurg, einmal monatlich statt.
Bei dieser Kontrolle werden sämtliche Kühe die sich zum Kontrollzeitpunkt in der Milchviehanlage befinden einbezogen.
Am 13.09.2004 wurden bei der Milchkontrolle in der MVA-Weira insgesamt 312 Kühe geprüft. Wie in Tabelle 20 ersichtlich wird, betrug der Stalldurchschnitt zu diesem Zeitpunkt 6514,30 kg Milch/Tag. Dies bedeutet umgerechnet einen Stalldurchschnitt von 20,89 kg Milch/Kuh und Tag.
Der tägliche Melkdurchschnitt der Kühe in der MVA-Weira betrug zum Kontrollzeitpunkt 25,3 kg Milch/Kuh und Tag. Somit kann bereits hier die Aussage getroffen werden, dass ein wesentlicher Unterschied in der Höhe der Milchleistungen zwischen den beiden Milchviehbereichen vorherrscht.
Rechnet man den täglichen Melkdurchschnitt von 257 gemolkenen Kühen um, ergibt sich eine tägliche Milchablieferungssumme von 6502,10 kg Milch.
Da jedoch die Zahl der gesperrten Kühe wegen Krankheitsbehandlung oder Zellbehandlung täglich variiert, schwankt die Summe der Ablieferungsmilch zwischen 5700 bis 6300 kg Milch je Tag.
Tabelle 20: Milchkontrolle vom 13.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Mittel dieser Prüfung wurden in der Milch 3,85% Fettgehalt sowie 3,49% Eiweißgehalt festgestellt.
Die Zellzahl von 301000 Zellen/ml Milch, im Durchschnitt der geprüften Tiere, stellt zwar im Vergleich zur MVA-Oppurg eine scheinbar bessere Eutergesundheit in der Anlage Weira dar, ist aber nicht zufriedenstellend. Somit ist dieser Bereich im Wesentlichen auch über dem Mittel der Thüringer Betriebe von 228000 Zellen/ml Milch.
4.3.2 Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen
Bei der Milchkontrolle vom 13.09.2004 wurde eine Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen, wie in Tabelle 14 ersichtlich wird, festgestellt.
Tabelle 21: Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Tabelle 21 wird deutlich das insgesamt 33 % aller gemolkenen Kühe in der MVA-Weira an subklinischer bis hin zu klinischer Mastitis leiden. 67 % aller gemolkenen Kühe befinden sich im Toleranzbereich von 0 bis 250000 Zellen/ml Milch. Je nach Intensität der Zellzahl treten, wie bereits in Abschnitt 3.3.2 erläutert, bei einem Zellgehalt von 50000 Zellen/ml Milch bereits Leistungseinbußen bei den Kühen auf. Vergleicht man beide Milchviehbereiche hinsichtlich der Verteilung der Kühe auf Zellzahlklassen, so lässt sich im Wesentlichen kein gravierender Unterschied in der Anzahl feststellen. Oppurg hat jedoch im Gegensatz zu Weira eine höhere Anzahl an Kühen die über 251000 Zellen/ml Milch aufwiesen. Die Tendenz beider Bereiche ist, wie vorhergehenden Milchleistungsprüfungen zu entnehmen war, ansteigend. D. h. das sich innerhalb mehrerer Jahre die Eutergesundheit dramatisch verschlechtert hat. Diesem Missstand ist in Zukunft konsequent entgegenzuwirken.
Betrachtet man die Verteilung der Zellzahlklassen unter dem Gesichtpunkt des Laktationsalters ergeben sich, wie in Tabelle 22 ersichtlich, folgende Werte.
Tabelle 22: Verteilung der Zellzahlklassen nach Laktationsalter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie bereits im Vorfeld erwähnt, ist die durchschnittliche Zellzahl in Weira ein geringeres Problem als in der Anlage Oppurg. In Tabelle 22 wird dies Aussage wiederum bestätigt.
Trotzdem ist deutlich zu erkennen, dass ein immens hoher Anteil an Kühen an der Schwelle zur klinischen Mastitis steht. Es erscheint somit zunehmend wichtiger zu werden, in der Zukunft nicht nur kurative Maßnahmen zu treffen sondern vermehrt präventive Behandlungen bei subklinischen Zellzahlkühen durchzuführen.
4.3.3 Laktationsleistungen
Die durchschnittliche Laktationsleistung in der Milchviehanlage Weira betrug zum Zeitpunkt der Milchkontrolle am 13.09.2004, bei durchschnittlich 300 Melktagen, 7861,33 kg Milch/Kuh und Laktation. Diese durchschnittliche Laktationsleistung ergibt sich aus dem Mittel der Milchleistung aller Kühe in der Laktation 1, Laktation 2 und Laktation >3.
Wie in Tabelle 23 ersichtlich wird lag der Leistungszuwachs von Laktation 1 zu Laktation 2 bei durchschnittlich 1349 kg Milch/Kuh und Laktation. Dies ergibt einen relativen Leistungszuwachs von 16 %. Somit nähert sich der Leistungszuwachs von der 1-ten zur 2-ten Laktation den erwünschten Leistungszuwachs von 20 %.
Eine wesentliche Erhöhung der Laktationsleistungen älterer Kühe über 3 Laktationen, wie in der Milchviehanlage Oppurg, ist hier jedoch nicht zu verzeichnen. Die Ursache für eine stagnierende Laktationsleistung kann durch die geringe Nutzungsdauer und die hohen Reproduktionsraten in der MVA-Weira nur am fehlenden Kuh Komfort sowie allgemeinen Haltungsmängeln, wie zu kurze Liegeflächen, zu suchen sein.
Tabelle 24: Laktationsleistungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da die Fütterung in beiden Anlagen, in Abhängigkeit der erwünschten Milchleistung, fast identisch ist, kann davon ausgegangen werden, dass dies als Ursache für den geringen Leistungszuwachs nicht in Frage kommt.
Weitere Ursachen werden in den folgenden Kapiteln der Projektarbeit noch aufgezeigt.
4.3.4 Abkalbungen und Geburtsverlauf
Im Mittel von 12 Monaten wurden in der MVA-Weira insgesamt 315 Kalbungen registriert. Davon waren 145 Kälber weiblich und 170 Kälber männlich. Von den 315 Kalbungen waren insgesamt 5 Schwergeburten. Das ist ein vertretbarer Anteil von 1,6 % an den Gesamtkalbungen.
40 Kalbungen war jedoch Totgeburten oder spätere Verendungen, was einen Anteil von 12,7 % an den Gesamtkalbungen ausmacht.
Die Anzahl der Erstkalbungen betrug 129 und machte somit einen Anteil von 41 % an den Gesamtkalbungen aus.
Das durchschnittliche Erstkalbealter betrug zu diesem Zeitpunkt 27 Monate.
Von den Erstkalbungen kamen 68 weibliche Kälber sowie 61 männliche Kälber zur Welt. Davon waren 2 Schwergeburten und machten somit einen Anteil von 1,6 % an allen Erstkalbungen aus. 16 Kälber verendeten oder kamen tot zur Welt. Dies entspricht einen Anteil von 12,4 %.
186 Kalbungen wurden von Kühen gebracht die mindestens zum zweiten male kalbten. Dies entspricht einen prozentualen Anteil von 59 % an den Gesamtkalbungen.
Von den Zweitkalbungen waren 77 weiblich und 109 männlich.
Es entfielen auf die Zweitkalbungen 3 Schwergeburten sowie 24 Totgeburten bzw. Verendungen.
Die bedeutet, dass der Anteil der Verendungen von 12,9 % an den gesamten Zweitkalbungen. Ein Überblick wird in Abbildung 2 ersichtlich.
Abbildung 2: Prozentualer Anteil an Totgeburten und Verendungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.3.5 Fruchtbarkeitsinformationen
Im Wesentlichen beziehen sich die Fruchtbarkeitsinformationen der Milchkontrolle vom 13.09.2004 auf die vorhergehenden letzten 12 Monate. Es wurden folgende Auswertungen, wie in Tabelle 25 ersichtlich wird, gemacht.
Tabelle 25: Fruchtbarkeitsinformationen zum Färsen- und Kuhbestand
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Zwischenkalbezeit ist der Zeitraum zwischen zwei Abkalbungen. Sie setzt sich aus der Güstzeit und der Trächtigkeitsdauer zusammen. Da die Trächtigkeitsdauer relativ wenig schwankt, wird die ZKZ im wesentlichen durch die Dauer der Güstzeit beeinflusst.
Mit einer ZKZ von durchschnittlich 397 Tagen und einer durchschnittlichen Güstzeit von 130 Tagen liegt die MVA-Weira im oberen Feld der Thüringer Milchviehbetriebe (J. Hubrich/Entwicklung der Tierzucht in Thüringen im Berichtsjahr 2003).
Mit einer durchschnittlichen Rastzeit von 81 Tagen erkennt man die Tendenz zu eher langen Ruhezeiten. Dabei wird in Tabelle 25 nicht aufgeführt, dass 9 Kühe also 3 % der geprüften Tiere bereits unter 42 Tagen Rastzeit besamt wurden. Mit 139 Tieren und einem prozentualen Anteil von 53 % wurden Tiere über einer Rastzeit von 70 Tagen p. p. wieder zur Besamung vorgestellt.
Somit entfallen lediglich 116 Tiere auf die üblich Rastzeit von 42 Tagen p. p. bis 70 Tagen p. p.. Das wäre ein Anteil von 44 % am geprüften Gesamtkuhbestand. Längere Rastzeiten sind nicht unmittelbar auf höhere Leistungen der Kühe zurückzuführen sondern eher auf das häufige Auftreten von Endometritis, Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen sowie weiteren Erkrankungen, die direkt Einfluss haben können auf die Fruchtbarkeit.
In Tabelle 26 wurden die Non-return Raten sowie der Besamungsindex des Färsen- und Kuhbestandes wie folgt ausgewertet.
Tabelle 26: Non-return Raten sowie Besamungsindexe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Non-return Rate sagt aus, welcher prozentuale Anteil besamter Rinder innerhalb von 56 Tagen bzw. 90 Tagen nach einer Besamung nicht umgerindert hat bzw. nicht nachbesamt wurde. In der MVA-Weira wird somit aus der Tabelle 26 ersichtlich, dass die Non-return Rate nach 56 Tagen durchschnittlich am Gesamtkuhbestand war. 56,6 % der insgesamt 264 geprüften Rinder in der MVA-Weira wurden mindestens zweimal oder häufig auch mehr besamt. Dementsprechend ergibt sich ein Besamungsindex von 2,5 beim Kuhbestand. Der Besamungsindex sagt aus, welche Anzahl an Besamungen notwendig war um eine Kuh tragend zu bekommen.
Mit 2,5 Besamungen je Kuh liegt, wie auch die MVA-Oppurg, die Milchviehanlage Weira über dem Durchschnitt Thüringer Milchviehbetriebe (J. Hubrich/Entwicklung der Tierzucht in Thüringen im Berichtsjahr 2003) von 2,3 Besamungen je Kuh.
4.3.6 Harnstoffbewertungsklassen
Die Wichtigkeit der Untersuchung des Harnstoffgehaltes der Milch, aus Gründen einer Überprüfung der Stoffwechsellage, wurde bereits im Kapitel 3.3.6 Harnstoffbewertungsklassen MVA-Oppurg, ausführlich dargelegt.
In Tabelle 27 wird besonders deutlich, dass trotz überwiegend ausgeglichener Fütterung bei 46 Kühen ein Energieüberschuss in der Fütterung vorherrschte.
Tabelle 27: Einteilung der Kühe in Harnstoffbewertungsklassen am 13.09.2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Negative Auswirkungen von Energieüberschuss sind vorwiegend im Fruchtbarkeits- und Milchleistungssektor angesiedelt. Durch eine vom Autor durchgeführte Sichtkontrolle wurde bereits festgestellt, dass es in der Herde der MVA-Weira Tendenzen zur Verfettung bei Kühen gibt. Das bedeutet, dass Kühe teilweise über den Bedarf hinaus gefüttert werden und dabei Kosten durch Fruchtbarkeitsminderungen und dem Mehrfutteraufwand entstehen.
Dieser Tatsache zugrunde liegend muss eine Überprüfung der Rationsgestaltung innerhalb der Transitperiode sowie eine generelle Verbesserung des Futterregimes angestrebt werden, um die Missstände hinsichtlich der Verfettung zu beheben.
Ansonsten kann gesagt werden, dass 132 Tiere hinsichtlich des Harnstoffgehaltes der Milch im Optimumbereich lagen. In Tabelle 28 wird durch die Auswertung des Harnstoffgehaltes in der Milch der geprüften Tiere klar, dass nicht eine einzige geprüfte Kuh zu diesem Zeitpunkt an Rohproteinmangel litt. Dagegen fällt auf, dass 61 Tiere Rohproteinüberschuss aufwiesen. Wie bereits im Vorfeld geklärt, wird durch einen erhöhten Harnstoffgehalt in der Milch die Bildung von Ovarialzysten gefördert und zudem die Leber enorm belastet. Somit wirkt sich dies negativ auf die Fruchtbarkeit sowie auch allgemeine Gesundheit der 61 betroffenen Tiere aus.
Tabelle 28: Auswertung nach Harnstoffgehalt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
76 % aller geprüften Kühe waren zum Kontrollzeitpunkt im Toleranzbereich. Diese 196 Kühe hatten im Durchschnitt einen Harnstoffgehalt von 253 mg/l Milch. Um eine Überfütterung im Altmelkerbereich belegen zu können wird es notwendig Tabelle 29 zu überprüfen. Hier findet eine Auswertung der Harnstoffbewertungsklassen nach Laktationsstadien statt.
Tabelle 29: Auswertung der HBK nach Laktationsstadien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Klar zu erkennen ist die erhöhte Anzahl von Kühen über 200 Laktationstage, die sich in der Harnstoffbewertungsklasse 8 und 9 eingliederten. Das bedeutet, diese Altmelker hatten zu großen Teilen Energieüberschüsse sowie teilweise gleichzeitig Eiweißüberschüsse zu verzeichnen. Dies ist nur auf eine nicht bedarfsgerechte Fütterung bzw. Rationsgestaltung zurückzuführen und begünstigt die Verfettung der Kühe vor dem Trockenstellen.
4.4 Analyse und Entwicklung der Abgangsursachen in der MVA-Weira
Wie der Tabelle 30 zu entnehmen ist lag der häufigste Abgangsgrund im Jahr 2003 bei Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen (siehe Anlage 7 und 8). 35 Kühe mussten aufgrund von Erkrankungen am Bewegungsapparat wie Parnaritium oder Frakturen zwangsselektiert werden. Diese hohe Anzahl ist darauf zurückzuführen, dass das Stallgebäude nur bedingt für Hochleistungskühe ausgelegt ist.
Tabelle 30: Abgangsursachen MVA-Weira Kalenderjahr 2003 und 2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beispielsweise sind alle Laufflächen wesentlich zu rutschig, so dass normales Lauf- und Brunstverhalten der Kühe kaum möglich ist. Die Tiere bewegen sich merklich ängstlich bzw. vorsichtig voran. Teilweise liegt die effektive Liegeflächenlänge in den Hochliegeboxen unter 1,70 m, so dass sich die Tiere teilweise nicht ungehindert auf- und niederliegen konnten.
Dieser verheerende Zustand hat sich jedoch in Hinsicht auf das Jahr 2004 bereits verbessert. Hier wurden nur noch 27 Tiere aufgrund von Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen zwangsselektiert. Dieser merkliche Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Klauen- und Gliedmaßengesundheit im Jahr 2003 ergriffen wurden. Dazu zählt, dass neue dickere Gummimatten im gesamten Liegebereich ausgelegt wurden. Zudem wurde für alle lahmenden Kühe eine gesonderte Bucht mit Stroheinstreu eingerichtet. Dadurch wurde eine gezieltere Behandlung sowie ein schonender Umgang mit den Kühen möglich.
Wöchentlich kommen zudem zwei Klauenpfleger in Lohnarbeit um eine kontinuierliche Behandlung lahmender Kühe durchzuführen.
Was merklich auffällt ist der enorme Anstieg der Zwangsabgänge aufgrund von Eutererkrankungen im Kalenderjahr 2004. Dies ist, wie auch in der MVA-Oppurg, darauf zurückzuführen, dass die MVA-Weira sich seit 2003 in einem Sanierungsprogramm zur Verbesserung der Eutergesundheit befindet.
Seit diesem Zeitpunkt werden gezielt chronische Zellzahlkühe ausselektiert, um eine weitere Verbreitung kontagiöser Mastitiden zu unterbinden.
Berechnet man mit Hilfe der Höhe der Abgänge die Reproduktionsrate von 34,4 % im Jahr 2003, bei einem Durchschnittsbestand von 320 Milchkühen, so wird deutlich, dass auch hier immenser Aufholbedarf besteht. Im Jahr 2004 steigert sich die Reproduktionsrate sogar auf 40,6 %. Somit wird deutlich, dass, wie auch in der Milchviehanlage Oppurg, die Reproduktionskosten in der MVA-Weira einen erheblichen negativen Beitrag zum Betriebsergebnis leisten.
Auch hinsichtlich des Anstieges der Zwangsabgänge aufgrund von Unfruchtbarkeit muss durch züchterische sowie sterilitätstechnische Maßnahmen entgegengewirkt werden. Die hohe Anzahl unsauberer Kühe bzw. an Endometritis erkrankter Kühe verweist darauf, dass hinsichtlich des Abkalbeprozesses sowie der Frischabkalberphase wesentlicher Aufholbedarf in der MVA-Weira vorherrscht. Maßnahmen diesbezüglich werden in Folge der Projektarbeit aufgezeigt.
4.5 Herdenuntersuchung anhand einer Sichtkontrolle
Wie bereits in der Herdenuntersuchung bei der MVA-Oppurg erstreckt sich die Sichtkontrolle in der MVA-Weira auf drei zu untersuchende Erscheinungen bei Kühen. Hierbei handelt es sich um das Auftreten von Phlegmonen, Verletzungen und Kühen mit verödetem Euterviertel.
Wie in Tabelle 31 ersichtlich wird, unterscheidet sich im Wesentlichen zwischen Oppurg und Weira die Anzahl der Kühe mit Verletzungen. Wie bereits im Vorfeld geklärt, handelt es sich bei den betroffenen Kühen um Tiere die zum Zeitpunkt der Sichtkontrolle am 28.10.2004 entweder an Verletzungen des Gelenk- und Bewegungsapparates, Verletzungen der Sinnesorgane, Verletzungen am Euter oder an Hautverletzungen litten. Mit 13,3 % betroffener Kühe am Gesamtbestand der Herde stellen Verletzungen einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert in der MVA-Weira dar.
Tabelle 31: Ergebnisse der Sichtkontrolle Weira
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ursachen dieser Häufigkeit an Verletzungen sind zu suchen in der nicht angepassten Stallbauweise. Beispielsweise werden vereinzelten Kühen die Schwänze durch die Mistschieber abgerissen was wiederum dazu führt, das sich eitrige Entzündungen am abgerissenen Schwanzwirbel bilden. Von den Liegebereich aus ragende Schrauben führen gleichermaßen zur erhöhten Verletzungsgefahr. Laufflächen sind generell zu glatt. Dies äußert sich schon daran, dass Kühe merklich ängstlich und vorsichtig laufen. In den Außenreihen sowie den Triebwegen zum Vorwartehof ist wesentlich zu geringer Platz sowie zu wenig Licht für die Kühe vorhanden. Teilweise beträgt die effektive Liegeflächenlänge weniger als 1,70 Meter was dazu beiträgt, dass die Kühe mit den Schwänzen im Laufgang aufliegen.
Auch in der MVA-Weira stellen Kühe mit verödetem Euterviertel ein hohen Stellenwert dar. Wie auch in der MVA-Oppurg sind 14,2 % aller Tiere in der MVA-Weira dreistrichig. Dies ist wiederum darauf zurückzuführen, dass bei den betroffenen Kühen Behandlungen nicht halfen oder gar zu spät durchgeführt wurden. Auch hier besteht immenser Aufholbedarf für den verantwortlichen Tierarzt sowie dem Management. Eine umfassende und kontinuierliche Auswertung der Milchleistungsprüfung kann steigende Zellzahlen bei Einzelkühen aufzeigen. Die umfassende und kontinuierliche Auswertung der MLP-Ergebnisse ist die Grundlage für Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit.. Durch eine permanente Überwachung, Behandlung sowie Kontrolle dieser zellbelasteten Kühe kann auf Dauer eine Verbesserung erzielt werden.
Obwohl sich der prozentuale Anteil der Kühe mit Phlegmonen zwischen den beiden Bereichen kaum unterscheidet, fiel dem Autor auf, dass die betroffenen Kühe in der MVA-Weira wesentlich schwerer mit Phlegmonen belastet waren. Dieser Tatsache zu Grunde liegend müssen solche Tiere gleichermaßen kontrolliert und behandelt werden. Wunden sowie eitrige Epidermisöffnungen müssen desinfiziert werden und regelmäßig bis zur vollkommenen Genesung mit Pflegemitteln wie z.B. Antiphlegmone Creme behandelt werden. Auch wenn Phlegmone nicht unmittelbar Verluste einfahren sind die Auswirkungen teilweise gravierend. Dies lässt sich durch die hohe Anzahl der Kühe in der Lahmengruppe in der MVA-Weira belegen.
5 Entwicklung der Milchleistung im Verhältnis zur Reproduktionsrate
Um die Bedeutung der Tiergesundheit sowie die ökonomischen Auswirkungen für beide Milchviehanlagen belegen zu können, hat der Autor in Tabelle 32 die Milchleistung sowie die Reproduktionsrate für den Zeitraum von 11 Jahren ausgewertet. Hierbei wurde der Zeitraum von 1994 bis 2004 gewählt. Sämtliche Werte entsprechen den jeweiligen Milchleistungsprüfungen durch den LKV-Thüringen.
Tabelle 32: Entwicklung der Milchleistung und Reproduktionsrate
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Über den genannten Zeitraum hat sich die Milchleistung in Oppurg um 3320 kg/Kuh und Jahr gesteigert. Gleichermaßen stieg die Milchleistung in Weira um 3053 kg/Kuh und Jahr. Anhand der Milchleistungssteigerung ist ein kontinuierlicher Anstieg der Reproduktionsrate zu verzeichnen. Die Reproduktionsrate sagt aus, wie viel Färsen notwendig sind um den Durchschnittbestand der Herde zu sichern.
Im Wesentlichen unterscheidet sich jedoch die Höhe der Reproduktionsrate in beiden Bereichen. Nimmt man das Jahr 1994, so wurde eine Reproduktionsrate in Oppurg von 26,3 % und in Weira von 12,5 % ermittelt. Dagegen erhöhte sich die Reproduktionsrate im Jahr 1999 in Oppurg auf bereits 42,5 % und in Weira sogar auf 47,5 %.
Im Jahr 2004 normalisierte sich die Höhe der Reproduktionsrate in Oppurg auf 36,6 %. Dabei blieb die Reproduktionsrate in der Milchviehanlage Weira, von 41,7 %, konstant über der von Oppurg.
Die Bestandsergänzungskosten sollten, lt. Dr. Martin Partschefeld, bei einer Milchleistung von durchschnittlich 8000 kg/Kuh und Jahr, 4,4 ct/kg Milch nicht übersteigen. Beide Milchviehbereiche liegen jedoch mit 5,0 ct/kg Milch bis sogar circa 7,0 ct/kg Milch weit darüber (Kostenträgerberechnung der Bereiche). Vor allem in der MVA-Weira stellen die Bestandesergänzungskosten einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dar. Somit ist bereits hier eine ökonomische Milchproduktion nicht gegeben.
Die hohen Reproduktionsraten in beiden Milchviehbereichen spiegeln gleichermaßen den mäßigen bis hin zu schlechten Gesundheitszustand der Milchviehherden wieder. Zumal den Milchleistungsprüfungen sowie den VIT- Herdendaten zu entnehmen ist, das es sich bei den Abgängen vorwiegend um Zwangsabgänge handelt. Somit ist eine züchterische Selektion nur noch bedingt möglich, was wieder rum dazu führt, dass sich das Herdenniveau im allgemeinen verschlechtern wird.
6 Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit
Das letzte Kapitel dieser Analyse soll den vorangegangenen Ergebnissen sowie Untersuchungen zur Verbesserung der Tiergesundheit in den beiden Milchviehanlagen dienen. Hierbei sollen die verschiedenen Probleme hinsichtlich der Gesundheit hervorgehoben werden und Lösungsansätze zur Verbesserung unterbreitet werden.
6.1 Maßnahmen in der MVA-Oppurg
Planung und Umsetzung sind generell zu unterscheiden. Dem Autor fiel im Laufe seines Praktikums häufig auf, dass die Planung in sämtlichen Managementbereichen der beiden Milchviehanlagen zwar ausgezeichnet ist, es aber teilweise immens an der kontinuierlichen Umsetzung der Maßnahmen fehlt. Gerade im Milchviehbereich ist es notwendig getroffene Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit konsequent durchzuführen und zu kontrollieren. Die Kontrolle liegt vor allem in der Verantwortung des Anlagenleiters.
Es wurden vor allem Defizite hinsichtlich der Melkqualität sowie Umsetzungsmängel in der Trockensteherperiode und den Umgang mit den Tieren, in der MVA-Oppurg, ersichtlich.
Beim Melkvorgang wurde von mehreren Mitarbeitern die Zwischendesinfektion der Melkzeuge mit der Handspritze teilweise regelmäßig ausgelassen. Somit ist die Verbreitung zwischen den Kühen mit kontaginösen Mastitiden gegeben. Um diesen Missstand entgegenzuwirken muss durch den Anlagenleiter eine regelmäßige Kontrolle des ordnungsgemäßen Melkvorganges erfolgen. Auch der Vormelkbecher wurde teilweise nicht genutzt, so dass das Vorgemelk der Kühe auf den Boden blieb. Dies stellte somit wiederum einen Infektionsherd dar.
In der ersten Woche nach dem Trockenstellen der Altmelker sollten die Zitzen der jeweiligen Kühe täglich gedippt werden, um somit das Eindringen von Erregern zu vermeiden. Dies wird jedoch nicht von jedem Mitarbeiter kontinuierlich durchgeführt. Es muss jedem Mitarbeiter klar gemacht werden weshalb verschiedene Maßnahmen ergriffen werden und welches Ziel damit verfolgt wird. Auch der teilweise erschütternde Umgang mit den Tieren begünstigt eine Verschlechterung der Gesundheit einzelner Kühe. Es wurde mehrfach vom Autor beobachtet, dass der Verantwortliche des 100-Stalles seine Wutausbrüche an den Tieren auslässt. Das Ergebnis sind ängstliche und verletzte Tiere. Es darf unter gar keinen Umständen geduldet werden, dass solches Verhalten zum täglichen Prozessablauf gehört. Auch die Arbeitsmoral der beiden Futterfahrer lässt stark zu Wünschen übrig. Dies zeigt sich vor allem in unregelmäßigen Fütterungszeiten, Unordnung sowie rücksichtsloses Verhalten gegenüber den Kühen. Der Futterfahrer übernimmt mit seiner Tätigkeit eine hohe Verantwortung. Mit ihm steigt und fällt die Leistung einer Herde. Gerade deshalb sollte überlegt werden eine leistungsorientierte Bezahlung für alle Mitarbeiter in den beiden Milchviehanlagen einzuführen. Somit wird jeder Mitarbeiter gleichermaßen verantwortlich für fallende Leistungen.
Die leistungsorientierte Bezahlung sollte jedoch nicht nur auf steigende Milchleistungen abzielen, sondern auch auf Fruchtbarkeits- und Gesundheitsparameter. Eine Möglichkeit wäre es, auf ein Grundgehalt aufbauend, die Zwangsabgänge sowie die Durchschnittleistung des Vorjahres als Index zu errechnen und somit den Leistungszuschlag bzw. –abschlag zu ermitteln.
Solche Maßnahmen wurden bereits erfolgreich in anderen Milchviehbetrieben eingeführt (siehe Schloßvippach).
Ein Weiterer Punkt stellt die notwendige Verbesserung des Stallklimas dar.
D. h., dass Stallklima in der MVA-Oppurg ist über die Wintermonate zwar trotz zu hoher Luftfeuchtigkeit angemessen aber in den wärmeren Sommermonaten nicht ausreichend. Hier sollte, wie bereits in der MVA-Weira, über eine Investition von freibeweglichen Lüftern nachgedacht werden. Dies würde unmittelbar zu einer wesentlichen Verbesserung des Stallklimas führen.
Es ist auch nicht angebracht, dass sämtliche Fenster von den Stallgebäuden, über die Wintermonate wieder installiert werden, nachdem sie in den Sommermonaten entfernt wurden. Hochleistungskühe bei einer Milchleistung von 8000 bis 10000 kg/Jahr fühlen sich, lt. Burkhard Pleßke, am wohlsten bei 5 bis 8 Grad Celsius. Dies ist nur durch eine Optimierung des Stallklimas zu erreichen (nicht in den Sommermonaten erreichbar). Zudem könnte dadurch der Arbeitsaufwand minimiert werden.
Der Kuh Komfort in Milchviehbetrieben gewinnt immer mehr an Bedeutung. Er stellt teilweise erst die optimale Voraussetzung für hohe Milchleistung sowie Gesundheit der Kühe dar. Darauf basierend sollte eine Kuhbürste im Vorwartehof installiert werden um den Aufenthalt der Kühe angenehmer zu gestalten. Den Kühen in der Milchviehanlage Oppurg sollte es zu jeder Zeit möglich sein eine Kuhbürste zu benutzen.
Da Kühe erfahrungsgemäß nach der Nase gehen, sollte darüber nachgedacht werden Lüfter in den zwei Melkständen zu installieren. Somit werden die Kühe wesentlich mehr animiert selbstständig in den Melkstand zu gehen.
Ein weiterer Kernpunkt stellen die rutschigen Lauf- und Liegeflächen dar. Dies zeigt sich vor allem daran, dass sich die Kühe i. d. R. vorsichtig und ängstlich fortbewegen und nur sehr verhaltene Brunstsymptome wie den Aufsprung zeigen. Sämtliche Laufflächen sollten, wenn möglich, gefräst werden um somit die Rutschgefahr für die Kühe zu minimieren.
Sauberes Wasser ist das billigste Futter und sollte jeder Hochleistungskuh, zu jeder Zeit, zur Verfügung stehen. Da aber nur unregelmäßig die Ballentränken in den Stallgebäuden gereinigt werden, ist dies nicht gegeben. Somit muss das wöchentliche Reinigen der Ballentränken fest in den Prozessablauf integriert werden. D. h. da die Futterfahrer sowieso wöchentlich die Liegeflächen kalken kann dies gleichermaßen mit dem Reinigen der Tränken verbunden werden.
Kühe, die sich im 100-ter Stall befinden, werden zwischen den zwei Melkzeiten generell vom Futtertisch abgesperrt. Das bedeutet, dass Kühe die vorher zu jederzeit an den Futtertisch kommen konnten in der Krankheitsbehandlung teilweise bis zu 5 Stunden keine Möglichkeit haben Futter aufzunehmen. Dies stellt vor allem deswegen ein Problem dar, weil die Tiere im Anschluss an die Krankheitsbehandlung sofort wieder volle Leistung bringen müssen. Somit könnten Stoffwechselprobleme vorprogrammiert sein. Diese langen Pausen zwischen der möglichen Futteraufnahme müssen abgestellt werden. Auch wenn die Tiere keine volle Leistung bringen sind sie doch von der jeweiligen Krankheit geschwächt. Vor allem ist darauf Wert zulegen, dass die Frischabkalber im 100-ter Stall der MVA-Oppurg, soviel wie nur möglich Futter aufnehmen können. Gerade in der Anfangszeit bzw. Transitphase wird die Grundlage für die Gesundheit sowie Milchleistung über die Laktation gelegt.
Ein weiterer Punkt stellen alte nicht funktionstüchtige Fangfressgitter im Stallgebäude 2 dar. Da diese Fangfressgitter regelmäßig dazu beitragen das sich Kühe mit ihren Köpfen darin verfangen, sollte darüber nachgedacht werden die alten Fangfressgitter zu entfernen und normale Fressgitter zu installieren. Somit wird die Gefahr, dass sich die Kühe mit dem Kopf darin verfangen ausgeschlossen.
Um eine Verbesserung des Kuh Komforts zu erreichen gäbe es zum Weiteren die Möglichkeit sämtliche Spaltenböden zum Vorwartehof hin und den Vorwartehof selbst mit Gummimatten auszulegen. Dies würde zwar einen hohen Kapitalbedarf bedeuten aber enorm zur Verbesserung des natürlichen Bewegungsverhaltens der Kühe beitragen. D. h. durch die Gummimatten wird ein natürliches Laufverhalten der Kühe, wie auf der Weide, gefördert. Somit würde sich auf Dauer auch die allgemeine Klauen- und Gelenkgesundheit verbessern.
Wie bereits im Vorfeld erwähnt mangelt es nicht an der Planung sondern teilweise einfach nur an der Umsetzung. Durch eine kontinuierliche Kontrolle aller Prozessabläufe, von dem verantwortlichen Anlagenleiter in der MVA-Oppurg, sowie der permanenten Dokumentation aller Prozesse, Behandlungen und Ereignisse werden Problembereiche ersichtlich. Diese Kernpunkte müssen in ihrer Falschheit beseitigt werden. Es bietet sich dadurch an, wöchentlich zusätzlich zu den sonstigen Arbeitsberatungen, eine Zusammenkunft der Anlagenleiter einzuberufen. Dort müssen Probleme angesprochen und Lösungsansätze erarbeitet werden. Es sollte vor allem darauf Wert gelegt werden, dass sich jeder Mitarbeiter gleichermaßen verantwortlich fühlt und für ein vorgegebenes Ziel arbeitet. Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter regelmäßig über Probleme informiert werden.
6.2 Maßnahmen in der MVA-Weira
Wie sich bereits im Vorfeld, in der Höhe der Zwangsabgänge, abzeichnen lässt bestehen in der MVA-Weira wesentliche Defizite in der Tiergesundheit. Der Autor begründet dies vor allem in der schlechten Stallbauweise, die dazu führt, dass Kühe wegen Klauen- und Gelenkerkrankungen ausselektiert werden müssen. Negativer Stress der sich durch das Treiben in den engen Triebwegen ergibt begünstigt diese Tatsachen. Die Kühe müssen, um in den Vorwartehof zu kommen, über mehrere Stufen, um mehrere Ecken und durch zu enge Treibgänge. Dieser Ursachen sollte durch Baumaßnahmen strikt entgegengewirkt werden. D. h. die Rücklaufe für das Stallpersonal müssen entfernt werden um mehr Platz für die Kühe zu schaffen (siehe MVA-Oppurg). Sämtliche Triebwege sowie auch der Vorwartehof sind zu dunkel. Hier müssen Lichtquellen geschaffen werden. Die Tiere laufen merklich ängstlich und vorsichtig durch die Triebwege. Gleichermaßen sollte der Vorwartehof verbessert werden. Zum Einen muss mehr Licht geschaffen werden und zum Anderen mehr Luft. Die Eingänge zum Melkstand sind ungenügend breit für die Kühe. Hier sollte eine Verbreiterung von mindestens 10 Zentimeter erfolgen.
Wie auch in Oppurg gibt es die Möglichkeit sämtliche Spaltenböden sowie den Vorwartehof mit Gummimatten auszulegen. Dies stellt zwar eine kostenintensive Maßnahme dar, ist aber bei der Tatsache, dass der häufigste Abgangsgrund wegen Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen ist, gerechtfertigt.
Durch stichprobenartige Messungen der effektiven Liegefläche durch den Autor wurde festgestellt das einzelne Längen nicht einmal 1,70 Meter erreichten. Somit lagen Kühe mit ihrem Hinterteil in den Laufgängen und mit dem Vorderkörper in der Hochliegebox. Hierbei ist ein natürliches Ruhe- und Wiederkauverhalten nicht möglich. Zudem wurden die betroffenen Kühe teilweise durch den Mistschieber verletzt, in dem der Schwanzstumpf abgerissen wurde. Es muss überlegt werden die Liegflächen in der gesamten Anlage, insofern möglich, zu verlängern.
Wie auch in Oppurg gilt das Motto „die Kuh geht nach der Nase“. Deshalb sollten auch in der MVA-Weira über Investitionen bezüglich neuer Lüfter im Melkstand nachgedacht werden.
Für einmalige oder wiederkehrende Behandlungen erkrankter Kühe fehlt es in der gesamten Anlage an Fangfressgittern. Im Stallgebäude 1 sind fünf Fangfressgitter installiert. Bei durchschnittlich 15 Kühen in der Krankheitsbehandlung sind diese zu wenig. Es müssen zu mindestens Voraussetzungen geschaffen werden, die es ermöglichen kranke Kühe zu fangen sowie zu justieren um eine einwandfreie Behandlung durchzuführen.
Auch hinsichtlich der Brunstbeobachtung gibt es Defizite. Jeder Mitarbeiter im Stall sollte die Verantwortung sowie die Kenntnisse für eine ordnungsgemäße Brunstbeobachtung haben. Es bietet sich deshalb nicht an, dass wie bisher nur der verantwortliche Anlagenleiter sowie vereinzeltes Personal die Brunstbeobachtung leiten, sondern alle an einem Strang ziehen. Somit sollte auch der Futterfahrer zur Brunstbeobachtung einbezogen werden. Denn dieser verbringt gleichermaßen, wie der Anlagenleiter, eine geraume Zeit in den Stallgebäuden.
Auch in der MVA-Weira gibt es das Problem der unsauberen Tränken. Die Reinigung der Tränken sollte folglich, täglich entweder vom Futterfahrer oder vom Treiber durchgeführt werden.
Die Tränken in den Abkalbeboxen sind nicht mehr zeitgemäß. Es müssen, um eine optimale Wasserversorgung in der Transitperiode zu gewährleisten, neue breitere Tränken installiert werden.
Einmal jährlich werden die gesamten Stallanlagen in der Milchviehanlage Weira gereinigt und komplett desinfiziert. Durch den ausgelasteten Viehbesatz und den vorherrschenden Keimdruck wäre jedoch die zwei bis dreimalige Hygiene im Jahr notwendig um Erfolge verzeichnen zu können.
Die Fruchtbarkeit in der MVA-Weira wird immens negativ beeinflusst durch die Häufigkeit von verunreinigten Kühen mit Endometritis. Eine Spülung mit Jod ist nicht mehr zeitgemäß. Dies zeigt sich vor allem daran, dass betroffene Tiere mehrmals unsauber werden und erst, wenn überhaupt, nach einer hohen Güstzeit tragend werden. Auch wenn dies Milchsperre bedeutet, wäre eine Behandlung mit einer Antibiotischen Mastipen-Spülung wesentlich erfolgreicher. Weitere Ursachen sind generell in der Hygiene im Abkalbe- sowie Frischmelkerbereich zu suchen. Hier muss mehr auf Hygiene geachtet werden.
Wie in der MVA-Oppurg bereits erfolgreich durchgeführt wird, sollte auch in der MVA-Weira ein Besamungsbuch mit der jeweiligen Kuh und dem Besamungsbullen vorhanden sein. Somit hat der Tierarzt die Möglichkeit verunreinigte Kühe bei Brunst aufzuschreiben. Die Bullenauswahl sollte nicht vom Tierarzt, sondern vom Anlagenleiter geschehen. Der Anlagenleiter besitzt wesentlich bessere Kenntnisse über die Kühe in seinem Stall als ein Tierarzt der sich nur etappenweise im Stall aufhält.
Ein weiteres Problem auf was der Autor im Laufe seines Praktikums gestoßen ist, ist die mangelhafte Dokumentation im Herdenmanagement Programm. Es ist nur schwer nach zu verfolgen, im Gegensatz zur MVA-Oppurg, inwieweit Kühe erkrankt waren und welche Behandlungen an ihnen durchgeführt wurden. Durch eine gute Dokumentation im Herdenmanagement Programm wird im nach hinein der Arbeitsaufwand für den Anlagenleiter minimiert. Insofern das Programm vorhanden ist, sollte es auch genutzt werden.
Wie auch bereits bei der MVA-Oppurg erklärt wurde, wäre es angebracht alle Fenster in den Stallgebäuden (ausgenommen Kälberstall) sowie Triebwegen zu entfernen. Merklich ist beispielweise die enorme Luftfeuchtigkeit in den Triebwegen zu beobachten die sich durch Tröpfchen- sowie Kondenswasserbildung äußert. Diesen Missstand muss durch die oben genannten Maßnahmen strikt entgegengewirkt werden.
In der Milchviehanlage Weira gibt es zudem das Problem der Verfettung von Kühen. Hier muss eine regelmäßige Überprüfung der Körperkondition im Altmelker-, Trockensteher- und Frischabkalberbereich anhand des Body Condition Score durchgeführt werden und falls erforderlich die Ration angepasst werden.
Wie bereits für die MVA-Oppurg erklärt wurde, wäre es angebracht eine wöchentliche Zusammenkunft der Anlagenleiter sowie dem Leiter der Tierproduktion einzuberufen. Dort müssen regelmäßig Probleme angesprochen sowie Lösungsansätze erarbeitet werden.
Durch die vorliegenden schweren Probleme in der MVA-Weira, sollte im Anschluss an die theoretische Arbeitsberatung immer ein Stallrundgang durchgeführt werden. Somit können Probleme, vor Ort, diskutiert und ausgewertet werden. Dabei sollte man das Stallpersonal in jegliche Entscheidungen mit einbeziehen.
7 Schlussbetrachtung
Ziel der Projektarbeit sollte es sein, der Landgenossenschaft Oppurg eG anhand einer Analyse der Tiergesundheit, die Problembereiche aufzuzeigen.
Ein Vergleich der Tiergesundheit zwischen beiden Bereichen ist aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen nur bedingt möglich.
Mit der Übersicht der Abgangsursachen wird klar, dass ein vorwiegendes Problem hinsichtlich der Eutergesundheit in der Milchviehanlage Oppurg zum Zeitpunkt der Analyse vorherrschte. Dieser Tatsache zugrunde liegend, muss eine konsequente Umsetzung der verschiedenen Planungsmaßnahmen, wie dem Sanierungsprogramm, erfolgen um eine dauerhafte Verbesserung zu erzielen. Das Hauptproblem was sich im Laufe der Projektarbeit heraus kristallisiert hat, ist die teilweise unzureichende Umsetzung von Planungsmaßnahmen. Diesem Missstand muss durch das Management konsequent entgegengewirkt werden.
In der MVA-Weira dagegen zeichnen sich die Abgänge vorwiegend durch die Höhe der Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen aus.
Das vorwiegende Problem liegt hier im falschen Stallbau. Der Stall ist in fast allen Anforderungen nicht für Hochleistungskühe ausgelegt. Es bedarf erst enormer Investitionen um den Kuh Komfort bzw. die Voraussetzungen zu schaffen, hohe Milchleistungen bei gleichzeitiger stabiler Tiergesundheit zu erreichen. Ein bereits erfolgreicher Schritt zur Verbesserung der Klauen- und Gliedmaßengesundheit war es im Jahr 2003 eine extra Lahmengruppe mit Stroheinstreu einzurichten. Hierbei werden betroffene Kühe extra aufgestallt und auf Stroheinstreu gehalten. Diese Maßnahme trug wesentlich zur Verbesserung der Tiergesundheit bei.
Aus der Analyse des Vergleichs der beiden Milchviehanlagen lässt sich ableiten, dass die Milchviehanlage Weira eine schlechtere Tiergesundheit hat als Oppurg. Zum Einem aufgrund von unzureichenden Management und zum Anderen aufgrund von fehlenden bautechnischen Voraussetzungen.
Es ist notwendig in Zukunft alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Tiergesundheit wahrzunehmen und umzusetzen.
Die Projektarbeit liefert dabei nur einen kleinen Anteil an Anreizen zur Verbesserung der Tiergesundheit. Die Verantwortung liegt generell beim Management.
Der Grundsatz in beiden Milchviehbereichen sollte immer lauten „Nur eine gesunde Kuh bringt viel Milch und ist gleichzeitig fruchtbar“.
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