Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklungstheorien im Vergleich
2.1. Exogene Entwicklungstheorie
2.2. Endogene Entwicklungstheorie
2.3. Selbstgestaltungstheorie
2.4. Interaktionistischste Entwicklungstheorie
3. Was ist Intelligenz?
3.1. Definition
3.2. Messungsmöglichkeiten
4. Die Zwillingsforschung
4.1. Methoden
4.2. Kritik
5. Ergebnisse der Zwillingsforschung in Bezug auf die Anlage – Umwelt – Intelligenz – Problematik
5.1. Newman, Freeman, Holzinger (1937)
5.2. Shields (1962)
5.3. Bouchard (1990)
5.4. C. Burt (1966)
6. Schlussbetrachtung
7. Literatur
1. Einleitung:
Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der Pisa-Studie ging ein Aufschrei durch Deutschland. Wir als weit entwickelte Industrienation belegten im internationalen Vergleich Plätze auf den hinteren Rängen (vgl. Tabelle 1). Sofort suchten alle Verantwortlichen nach der Ursache dieser „Bildungskatastrophe“. Es wurden Schulsysteme verglichen, Studienordnungen und Ausbildungsmöglichkeiten der Siegerländer studiert und viele Vorschläge gemacht, um beim nächsten, vergleichbaren Test besser abzuschneiden.
Tabelle 1: Pisa-Studie der OECD
Platzierungen Deutschlands im Vergleich ...
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
*) insgesamt wurden 31 Staaten in die Studie aufgenommen
Quelle: Spiegel spezial (2002)
Vor allem das Schulsystem in Deutschland wurde als veraltet und inakzeptabel im internationalen Vergleich abgestempelt. Unmotivierte Lehrer, praxisferner Unterricht und das Abitur als nutzloses Zeugnis einer nicht vorhandenen Reife seien Schuld an dem Versagen deutscher SchülerInnen.[1]
Meine Hausarbeit stellt nun in Frage, ob diese Ansätze richtig sind, oder ob das schlechte Abschneiden der deutschen SchülerInnen durch eine vererbte Intelligenz zustande gekommen ist. Dies würde bedeuten, dass selbst das beste Schulsystem und junge, gut ausgebildete Lehrer an dieser Tatsache nichts ändern könnten.
Ich stelle hiermit also die Frage, ob Intelligenz genetisch veranlagt, also durch das Erbe vorgeschrieben ist, oder ob jedes Kind mit gleichen Schul- und Umweltformen die gleiche Leistung erbringen kann. Diese Frage ist quasi der Kern der Anlage- Umwelt-Theorie mit besonderem Blick auf die Intelligenz.
2. Entwicklungstheorien im Vergleich
Das Anlage – Umwelt – Problem ergibt sich aus der Kontroverse verschiedener Entwicklungstheorien. Im folgenden gehe ich auf die vier wichtigsten Entwicklungstheorien der Psychologie ein.[2] Sie erklären, welche verschiedenen Auffassung von Entwicklung im Laufe der Zeit entstanden sind und welche Einflüsse als Determinanten gesehen werden können.
2.1. Exogene Entwicklungstheorie
Die Exogene Entwicklungstheorie besagt, dass die gesamte Entwicklung eines Individuums durch die Umwelt determiniert ist. Somit werden Familie, Peer – Groups, Institutionen und die Gesellschaft als Entwicklungsförderer und Determinanten der Entwicklung gesehen. In jungen Jahren wirkt vor allem das nahe Umfeld auf das Individuum ein, später haben auch entferntere Geschehnisse Einfluss auf dieses.[3]
Eine extreme Auffassung eines Vertreters dieser Theorie zeigt sich in diesem Zitat von Watson aus dem Jahre 1913:
„ Gebt mir ein Dutzend gesunder, wohlgebildeter Kinder und meine eigene Umwelt, in der ich sie erziehe, und ich garantiere, dass ich jedes nach dem Zufall auswähle und es zu einem Spezialisten in irgendeinem Beruf erziehe, zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder zum Bettler und Dieb, ohne Rücksicht auf seine Begabungen, Neigungen, Fähigkeiten, Anlagen und die Herkunft seiner Vorfahren."[4]
2.2. Endogene Entwicklungstheorie
Die endogene Entwicklungstheorie vertritt die Auffassung, dass geistliche Entwicklung einem, dem Individuum innewohnenden, anlagedeterminierten Plan folgt.
Auch diese Theorie lässt sich durch ein Zitat eines Vertreters, von Galton, verdeutlichen:
„Ich glaube niemand kann angesichts der Faktoren und Analogien, die ich vorgebracht habe, bezweifeln, dass wir, falls begabte Männern mit begabten Frauen mit gleichen intellektuellen und physischen Eigenschaften Generationen für Generationen gepaart würden, eine hochgezüchtete menschliche Rasse hervorbringen würden, die keine größere Tendenz, zu mittelmäßigeren Typen ihrer Vorfahren zurückzugehen, aufweisen würde, als man es bei unseren seit langem durchgeführten Züchtungen mit Rassepferden und Jagdhunden sehen kann."[5]
2.3. Selbstgestaltungstheorie
Die Selbstgestaltungstheorie besagt, dass der Mensch durch Reflexion und Aufnahme von Reizen der Umwelt seine eigene Entwicklung determiniert. Er hat einen individuellen Filter und erarbeitet sich eine Reihenfolge von Prioritäten, wodurch er Einflüsse von außen selbständig verarbeitet.[6]
2.4. Interaktionistische Entwicklungstheorie
Die interaktionistische Entwicklungstheorie besagt, dass Umwelt und Anlagen zu gleichen Teilen einen Einfluss auf die Entwicklung eines Individuums haben. Es besteht ein Zusammenspiel der beiden Determinanten, das unterschiedliche Gewichtungen in unterschiedlichen Entwicklungsmerkmalen haben kann, so zum Beispiel in der Intelligenz.[7]
[...]
[1] Vgl. Spiegel special (2002)
[2] vgl. Flammer, A. (1996)
[3] vgl. Flammer, A. (1996)
[4] vgl. Watson, J.B. (1976), S. 123
[5] vgl. Quitzow, W. (1990), S. 110
[6] vgl. Knöll, K. (2001), S. 5
[7] vgl. Flammer, A. (1996)
- Arbeit zitieren
- Sarah Brodhäcker (Autor:in), 2002, Das Anlage-Umwelt-Problem anhand des Phänomens der Intelligenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11156
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