Gruppendruck, Ängstlichkeit und Angststörungen sowie Einstellungsbildung und -änderung


Einsendeaufgabe, 2021

24 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Aufgabe C1 – Gruppendruck und Entscheidungsprozesse
1.1. Theoretischer Hintergrund
1.2 Konformitätsexperiment von Asch
1.3 Konformität: Negative Auswirkungen der Einflussfaktoren auf betriebliche Entscheidungsprozesse anhand konkreter Beispiele
1.4 Diskussion: Maßnahmen zur Linderung negativer Konformitätseffekte und Gestaltung von konstruktiven, betrieblichen Entscheidungsprozessen

2. Aufgabe C2 – angstbezogene Störungsbilder und zwanghafte Persönlichkeitsstörung
2.1 Begriffsdefinitionen
2.2 Messung von Ängstlichkeit
2.3 Abgrenzung: Zwangsstörungen und zwanghafte Persönlichkeitsstörung

3. Aufgabe C3 – Einstellungsänderung durch Warnhinweise/-bilder auf Zigarettenschachteln
3.1 Einstellungen: Bedeutung, Funktion und Komponenten
3.2 Einstellungsbildung
3.3 Diskussion: Einstellungsänderung durch abschreckende Fotos und Informationssätze auf Zigarettenpackungen

Abkürzungsverzeichnis

z.B. - zum Beispiel

bzw. - beziehungsweise

d.h. - das heißt

EMAS - Endler Multidimensional Anxiety Scales

engl. - englisch

etc. - et cetera / und so weiter

lat. - lateinisch

STAI - State-Trait-Angst-Inventar

u.v.m. - und vieles mehr

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Beispiel für den Linienvergleich des Experiments von Asch (eigene Darstellung)

Abbildung 2: Interaktion zwischen Bedrohlichkeit der Situation und Ängstlichkeit einer Person in zwei Betrachtungsweisen (Eigene Darstellung nach Schmitt/Altstötter-Gleich)

1. Aufgabe C1 – Gruppendruck und Entscheidungsprozesse

1.1. Theoretischer Hintergrund

Die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit der Erklärung menschlichen Denkens, Verhaltens und Erlebens.1 Ein zentraler Forschungsbereich in der Sozialpsychologie beschäftigt sich mit dem sozialen Einfluss – anfänglich motiviert durch den Wunsch Verbrechen (z.B. der Holocaust im zweiten Weltkrieg) zu erklären und künftig zu verhindern.2 Von besonderem Interesse ist dabei die Wirkung der Gruppe, denn begegnen sich Menschen, ist dies eine Situation, in der sich das einzelne Individuum nicht wie eine Einzelperson verhält, sondern es verhält sich als ein Mitglied einer sozialen Gruppe und ist somit aktiv an der spezifischen, nach innen und außen wirkenden Dynamik der Gruppe beteiligt.3 Dieses Kernthema der sozialpsychologischen Forschung, die Prozesse sozialen Einflusses erklären zu können, führte auch zur Frage, wie die eigenen Urteile durch andere Personen beeinflusst werden können4. Wirkt eine Person oder Gruppe auf Gefühle, Gedanken und Verhalten eines Individuums oder einer Gruppe ein, wird dies als sozialer Einfluss verstanden.5 Dabei können zwei Formen des sozialen Einflusses voneinander unterschieden werden: Der informative soziale Einfluss, bei dem das Motiv der Person im Vordergrund steht, die mehrheitliche Gruppenmeinung als Informationsquelle zu nutzen (z.B. als Entscheidungshilfe) und der normative soziale Einfluss, bei dem das Motiv im Vordergrund steht, von der Gruppe anerkannt, akzeptiert und gemocht zu werden – deshalb richtet sich die Person in ihrem Verhalten nach der mehrheitlichen Meinung, um negative Folgen zu vermeiden.6 Den sozialen Normen kommt also eine bedeutende Rolle zu, denn sie besagen durch ihre expliziten oder impliziten Gruppenregeln, wie sich die Gruppenmitglieder zu verhalten haben. Werden diese sozialen Normen durch sogenannte Abweichler verletzt, kann dies zu negativen Konsequenzen, dem sogenannten Gruppendruck führen.7 Angepasstheit, d.h. Konformität kann dann wichtiger als die neutrale Betrachtung der Tatsachen sein.8

1.2 Konformitätsexperiment von Asch

Der Sozialpsychologe Solomon Asch hat in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts Experimente zum normativen sozialen Einfluss durchgeführt, mithilfe derer gezeigt werden konnte, dass die eigene Urteilsbildung selbst durch ein offensichtlich falsches Urteil einer Mehrheit beeinflusst werden kann.9

1.2.1 Zentrale Befunde der Experimente von Asch

In seinen klassischen Experimenten zum Gruppendruck gab er Probanden Wahrnehmungsaufgaben: Es wurde eine gerade Linie (Standardlinie) gezeigt und die Probanden sollten drei weitere Linien (Vergleichslinien) hinsichtlich der Länge miteinander vergleichen und sich für eine Linie entscheiden, die ihrer Wahrnehmung nach der Standardlinie entsprach. Diese Aufgabe wurde in einer Gruppe, bestehend aus acht Personen, durchgeführt. In dieser Gruppe war jedoch ausschließlich eine Person die tatsächliche Testperson, denn die weiteren sieben Personen waren verbündete Komparsen, die den Auftrag hatten, der Standardlinie absichtlich eine falsche Vergleichslinie zuzuordnen. Nachdem die Testperson das einheitlich falsche Urteil der sieben Vorgänger hörte, antwortete der Proband häufig ebenfalls falsch. Hatten die Komparsen nicht den Auftrag, falsche Warnehmungsurteile abzugeben, dann war die Fehlerquote bei den Probanden im Vergleich auffallend gering.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Beispiel für den Linienvergleich des Experiments von Asch (eigene Darstellung)

In der Experimentalgruppe antworteten 76 Prozent der Probanden gemäß der Mehrheitsmeinung falsch. In einer Kontrollgruppe, in der die Urteile von Anfang an schriftlich abgegeben werden mussten, antworteten 95 Prozent der Testpersonen richtig.11 Die Anzahl der Personen, die nie konform mit der Gruppe gingen, lag bei allen Durchläufen etwa bei 25 Prozent.12 Weitere Studien wurden mit veränderten Faktoren durchgeführt: Die Größe der einstimmigen Mehrheit wurde erhöht, die Anwesenheit einer Person, die sich nicht der Mehrheitsmeinung anschloss wurde hinzugefügt und die Größe der physischen Abweichung zwischen von der Gruppe gewählter und korrekter Liniengröße wurde erhöht. Es konnte festgestellt werden, dass bei einstimmiger Mehrheit von 3-4 Personen bereits starke Konformitätseffekte hervorgerufen werden und diese nicht zunehmen, wenn sich veränderten Faktoren weiter erhöhen.13 Außerdem fiel auf, dass der Konformitätsdruck höher war, desto wichtiger die Gruppe für die Testperson war und dass dieser durch die unmittelbare Anwesenheit der Gruppe erhöht wurde.14 Am Ende der Studie wurden die Probanden nach den Gründen für ihre Falschantworten befragt. Einige der Testpersonen gaben an, dass sie tatsächlich von ihrer vermeintlich richtigen Auswahl überzeugt waren.

1.2.2 Einflussfaktoren für Konformität

Durch die Studien von Asch konnten Einflussfaktoren für Konformität identifiziert werden:15 Individuen können tatsächlich daran glauben, dass die offensichtlich falsche Meinung der Gruppe korrekt ist – ihre physische Wahrnehmung wird durch die Konformität beeinflusst. Diese Personen schließen sich nicht nur der Meinung an, sondern stimmen ihr innerlich zu - dies wird auch als Konversion oder private Akzeptanz bezeichnet. Sie erleben die Gruppe außerdem als zuverlässige, nützliche Informationsquelle (informativer sozialer Einfluss). Diejenigen, die ihre Meinung der Mehrheit anpassen, um keine negativen Folgen aus der Gruppe zu erleiden, werden durch den normativen sozialen Einfluss gelenkt. Eine Zustimmung erfolgt nicht aufgrund einer inneren Überzeugung, sondern rein äußerlich. Dies wird auch als öffentliche Compliance bezeichnet. Außerdem steigt die Konformität durch die unmittelbare Anwesenheit der Gruppe. Ein weiterer Einflussfaktor für die Konformität ist die wahrgenommene Wichtigkeit der Gruppe – je größer diese ist, desto größer ist auch die Konformität. Starke Konformitätseffekte können durch eine einstimmige Mehrheit von drei bis vier Personen erfolgen. Und sobald bereits eine verbündete Person in der Gruppe anwesend ist, die von der Mehrheitsmeinung abweicht, verringert sich auch die Konformität deutlich.16

1.3 Konformität: Negative Auswirkungen der Einflussfaktoren auf betriebliche Entscheidungsprozesse anhand konkreter Beispiele

In einem Unternehmen soll ein neues Produkt entwickelt werden. Das Produktentwicklungsteam plant dafür ein Projekt, in diesem Zusammenhang müssen Kernfragen beantworten und entschieden werden: Was soll erreicht werden? Wann soll das Projekt starten/enden? Welche Aufgaben übernehmen die Projektmitarbeiter*innen? Welche Fachexpert*en*innen müssen eingebunden werden? Gibt es Bedenken?

Im Team kann der normative soziale Einfluss dazu führen, dass sich Teammitglieder davor fürchten, öffentlich eine Meinung zu vertreten, die nicht der Mehrheitsmeinung entspricht. Beispielsweise hat das Team eine bestimmte Vorstellung über die Zielerreichung, die ein Teammitglied nicht teilt. Aus Angst davor, als Abweichler dazustehen, hält die andersdenkende Person ihre Meinung zurück. Dies kann auch dann passieren, wenn es im Team Kommunikationsschwierigkeiten gibt, denn es könnte dazu führen, dass aufgrund des Gruppendrucks nur Zustimmungen erfolgen, damit kein Konflikt entsteht. Oder eine Person im Team kann aufgrund ihres Migrationshintergrundes und ihrer Sprachbarriere in der Gruppe nicht ihr Expertenwissen verbalisieren, möchte aber eigentlich eine bestimmte Spezialaufgabe im Team übernehmen. Weil dieses Teammitglied Angst vor Ablehnung hat, verzichtet es darauf, sich als Experte darzustellen. Das Team würde somit Gefahr laufen, nicht die kompetenteste Person für die Aufgabe zu wählen. In allen genannten Fällen kann dem Unternehmen durch den normativen sozialen Einfluss ein erheblicher Schaden entstehen, denn möglicherweise gehen hilfreiche und wertvolle Informationen für den Entscheidungsprozess und Expertenwissen verloren.

Wenn ein Vorgesetzter im Team eine betriebliche Entscheidung fällt, von dem einige Wenige nicht überzeugt sind, kann die Umsetzung der Entscheidung erschwert sein. Der Vorgesetzte bildet die Minderheit in der Gruppe und ordnet als vorgesetztes Teammitglied etwas an. Die ordnungsgemäße Umsetzung könnte die übrige Gruppe aufgrund des Konformitätszwanges jedoch boykottieren, denn bereits Minderheiten können auf die Meinungsbildung der übrigen Teammitglieder einwirken, was schließlich zu aktivem und passivem Widerstand führen kann.

Ein weiterer negativer Effekt wäre, dass es dazu kommen könnte, dass die Mehrheitsmeinung der Gruppe im Entscheidungsprozess offensichtlich falsch ist. Unbewusst kann dies dazu führen, dass zunächst an der Korrektheit der Entscheidung zweifelnde Teammitglieder tatsächlich von der Richtigkeit überzeugt werden, da sich ihre physische Wahrnehmung ändert. Dies wäre für das Unternehmen fatal, da es zu grundsätzlich falschen Entscheidungen führen würde, die eine gelingende Produktentwicklung und wettbewerbsfähige Markteinführung gefährden könnten.

Ebenso kann sich der informative soziale Einfluss negativ auswirken, denn es könnte dazu kommen, dass sich eine Person des Produktenwicklungsteams der Mehrheitsmeinung anpasst, weil sie damit persönliche Vorteile für sich erfährt und nicht, weil sie von dieser Meinung überzeugt ist. Das Team sieht sich möglicherweise in besonderem Maße durch diesen Opportunisten unterstützt, wodurch sie diese Person als den Richtigen für übergeordnete Teamaufgaben identifiziert. So könnte sich z.B. das betreffende Teammitglied nur deswegen für eine Entscheidung nur aussprechen, weil dadurch eine Aufstiegschance als Projektmanager möglich wäre. Auch hier kann der Schaden für das Unternehmen erheblich sein, da möglicherweise der Entscheidungsprozess aufgrund individueller Interessen einzelner Akteure manipuliert wäre.

1.4 Diskussion: Maßnahmen zur Linderung negativer Konformitätseffekte und Gestaltung von konstruktiven, betrieblichen Entscheidungsprozessen

Eine Linderung negativer Effekte könnte durch transparente interne Normen erreicht werden. Damit alle Teammitglieder die Regeln der Gruppe kennen, ist es nötig, dass diese kommuniziert und allen transparent dargelegt werden. Diese Transparenz könnte dazu beitragen, dass bei den einzelnen Teammitgliedern die Angst vor der Gruppe abgebaut und die Mitarbeit im Team für alle Personen erleichtert wird. Ein weiterer positiver Effekt könnte sein, dass dadurch auch andersartige Meinungen öffentlich vertreten werden könnten.

Vorgesetzte sollten einflussreiche Teammitglieder für sich gewinnen. Einerseits um aktiven Widerstand und Boykott zu verhindern und andererseits damit diese Person das Vorhaben der Führungskraft aktiv unterstützt. Denn bereits durch eine verbündete Person können unerwünschte Konformitätseffekte dadurch verringert werden, dass diese Person einen direkten erwünschten/positiven Einfluss auf die übrigen Teammitglieder ausübt, wodurch die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass sich die Mitglieder des Teams dem Vorgesetzten anschließen. Hilfreich ist es auch, eine Person für sich zu gewinnen, die aus einer kollektivistischen Kultur stammt, denn deren Mitglieder neigen dazu individuelle Ziele den Gruppenzielen unterzuordnen.17 Sie akzeptieren die Urteile anderer Personen eher als diejenigen, die aus individualistischen Kulturen stammen, denn diese Menschen betonen individuelle Ziele und Leistungen stärker.18 Verknüpft man diese Vorgehensweise zur Linderung negativer Effekte mit den Schritten des betrieblichen Entscheidungsprozesses nach Malik, kann daraus ein konstruktiver betrieblicher Entscheidungsprozess geformt werden: Die Prozessschritte würden dem Team vorab stets transparent dargelegt werden. Außerdem würde über den gesamten Zeitraum in jedem Prozessschritt eine für alle nachvollziehbare Diskussion stattfinden.

Ein Wechsel von Methoden für die Teamdiskussion würde dazu führen, dass negative Konformitätseffekte reduziert werden. Dazu zählen beispielsweise, dass die Rolle des*der Sprecher*s*in vorab zugeteilt wird und somit die argumentative Vertretung der Pro- oder Contra-Seite bestimmt wird, ohne dass sich hierfür Sprecher*innen finden müssten, die sich selbst dafür in den Vordergrund der Gruppe stellen. Außerdem findet ein Perspektivwechsel statt, denn der*die Sprecher*in muss im Verlauf des Entscheidungsprozesses auch absichtlich die Gegenposition vertreten und diese verargumentieren. Gegenargumente sind über den gesamten Prozess gewollt und sollten innerhalb der Gruppe absichtlich formuliert werden. Die schriftliche Erhebung von Meinungen führt zudem dazu, dass die Teammitglieder ihre persönliche Einstellung ohne Beeinflussung der übrigen Teammitglieder vertreten können.

Zur Verdeutlichung wird dies anhand der Entscheidungsprozess-Schritte nach Malik dargelegt, die dem Team vor Beginn des aktiven Entscheidungsprozesses erläutert werden: Zuerst erfolgt die „Präzise Bestimmung des Problems“19. Die Frage, worum es wirklich geht – ohne Vermutungen und Behauptungen -, beherrscht die Diskussion im Team.20 Dabei werden alle Aussagen genau begründet und die Befürworter*innen beschreiben nun das zu lösende Problem, wobei die Gegenseite überprüft, ob das Problem ausreichend exakt beschrieben wurde. Dadurch wird das Problem, an dessen Lösung gearbeitet werden soll, präzisiert. In der folgenden „Definition der Spezifikationen“21 wird herausgearbeitet, welche Anforderungen die Entscheidung erfüllen muss und die weitere Diskussion orientiert sich daran, abzuklären, was richtig oder nicht richtig wäre.22 Die Diskussion führen zufällig ausgeloste Sprecher*innen, die die Aufgabe haben, jeweils ‚ihre‘ Pro- oder Contra-Seite zu vertreten und für sie zu argumentieren. Der daran anschließende Schritt ist die „Suche nach Alternativen“23, die „Analyse der Risiken und Folgen für jede Alternative und die Feststellung von Grenzbedingungen“24. Um richtige Entscheidungen treffen zu können, müssen alle Alternativen abgewogen werden, damit die Grenzen einer realistischen Umsetzung festgestellt werden können. Dabei kommt es gewollt zum Verwerfen von Ideen und zwar so lange, bis eine gute Alternative gefunden wurde:25 Die Contra-Seite beginnt damit, ihre Alternative zu verteidigen, wobei die Mitglieder der Pro-Seite den Versuch unternehmen, die Vorteile der aktuellen Situation darzulegen und zu zeigen, dass Änderungen zu neuen Problemen führen würden. Der „Entschluss selbst“26 wird schließlich vom Team gefasst und nun stellt das gesamte Team seinen Beschluss argumentativ dar, wobei alle Mitglieder zu Wort kommen müssen und ihren Standpunkt einem Entscheider erörtern, der letztendlich auch die Entscheidung fällt.27 Schlussendlich wird die Realisierung der zuvor gefällten Entscheidung diskutiert.28 Dazu werden detaillierte Maßnahmen schriftlich fixiert, verantwortliche Personen für die einzelnen Maßnahmen festgelegt und Termine vereinbart.29 Alle Ideen werden durch die Personen im Team auf Karteikarten geschrieben, im Anschluss daran wird eine schriftliche, nicht öffentliche Abstimmung der Maßnahmen stattfinden und damit die zuvor getroffenen Entscheidungen realisiert.

2. Aufgabe C2 – angstbezogene Störungsbilder und zwanghafte Persönlichkeitsstörung

2.1 Begriffsdefinitionen

2.1.1 Angst

Die Angst zählt zu den menschlichen Primäremotionen30. Es handelt sich um ein subjektives Empfinden31, das ausgelöst wird, wenn ein Individuum eine Gefahr wahrnimmt32, wodurch auch vegetative Begleiterscheinungen33, wie Zittern, Schwitzen, Atemnot und Erhöhung des Blutdrucks, verursacht werden.

Aus psychoanalytischer Sicht können nach Freud drei Formen der Angst differenziert werden, denen alle ein innerpsychischer Konflikt zugrunde liegt, der vom Individuum als bedrohlich empfunden wird: Die Realangst, die sich aufgrund einer tatsächlichen, wirklich drohenden Gefahr einstellt.34 Dann die neurotische Angst, dessen Auslöser zwar real ist, die Angst jedoch unverhältnismäßig und übermächtig groß ist, worin Freud das neurotische Element sieht.35 Und schließlich die moralische Angst, die durch Schuld- oder Schamgefühle ausgelöst wird, weil gegen moralische Normen verstoßen wurde.36

2.1.2 Ängstlichkeit und Persönlichkeitseigenschaft/-merkmal

Spielberger grenzt im Gegensatz zu Freud von der Angst noch die Ängstlichkeit ab: Er definiert eine Zustandsangst (State-Angst, engl. ‚state‘ bedeutet Zustand), womit er einen vom Individuum bewusst wahrgenommenen emotionalen Zustand meint, der Reaktionen wie Anspannung, Nervosität, innere Unruhe und Besorgtheit hervorruft und die Angst als Eigenschaft (Trait-Angst, engl. ‚trait‘ bedeutet Eigenschaft), die von ihm auch als Ängstlichkeit bezeichnet wird.37 Mit der Ängstlichkeit wird zum Ausdruck gebracht, wie geneigt ein Individuum ist, eine Situation als Bedrohung zu bewerten, woraufhin es mit einem Anstieg der Zustandsangst reagiert.38 Ängstlichkeit wird nach Spielberg als eine innerhalb der Person liegende Eigenschaft (Persönlichkeitseigenschaft/-merkmal) angesehen, die erst durch spezifische Stresssituationen aktiviert wird. Personen sind hochängstlich, wenn Sie mit Situationen konfrontiert werden, die zu ihrer Angstdisposition passen.39 Dabei können auch objektiv wenig gefährliche und wenig bedrohliche Situationen als Bedrohung wahrgenommen werden.40

[...]


1 Vgl. Kessler/Fritsche (2018), S. 3.

2 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 163.

3 Vgl. Thomas (1992), S. 6.

4 Vgl. Kessler/Fritsche (2018), S. 7.

5 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 164.

6 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 164.

7 Vgl. Orth/Koch (2018), S. 19.

8 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 156, S. 173.

9 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 165.

10 Vgl. Asch (1956), S. 9-11.

11 Vgl. Orth/Koch (2018), S. 21.

12 Vgl. Gerrig (2018), S. 662.

13 Vgl. Orth/Koch (2018), S. 21.

14 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 166.

15 Vgl. Fischer et al. (2018), S. 166.

16 Vgl. Gerrig (2018), S. 661.

17 Vgl. Hewstone/Martin (2014), S. 287.

18 Vgl. Hewstone/Martin (2014), S. 739.

19 Malik (2014), S. 206.

20 Vgl. Malik (2014), S. 206-209.

21 Malik (2014), S. 206.

22 Vgl. Malik (2014), S. 209-210.

23 Malik (2014), S. 210.

24 Malik (2014), S. 206.

25 Vgl. Malik (2014), S. 210-213.

26 Malik (2014), S. 206.

27 Vgl. Malik (2014), S. 220.

28 Vgl. Malik (2014), S. 206.

29 Vgl. Malik (2014), S. 216-218.

30 Vgl. Dorsch (2021a), Vgl.

31 Vgl. Neukom (2016), S. 68.

32 Vgl. Berzewski (2009), S. 146.

33 Vgl. Neukom (2016), S. 86.

34 Vgl. Freud (1926), S. 16.

35 Vgl. Freud (1926), S. 46.

36 Vgl. Freud (1926), S. 38.

37 Vgl. Laux (2008), S. 219.

38 Vgl. Laux (2008), S. 219.

39 Vgl. Laux (2008), S. 219-220.

40 Vgl. Dorsch (2021c).

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Gruppendruck, Ängstlichkeit und Angststörungen sowie Einstellungsbildung und -änderung
Hochschule
SRH Fernhochschule
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
24
Katalognummer
V1117520
ISBN (eBook)
9783346481931
ISBN (Buch)
9783346481948
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gruppendruck, Ängstlichkeit, Angststörungen, Einstellungsbildung, Einstellungsänderung, Zigarettenkonsum, abschreckende Fotos, Schockbilder
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Gruppendruck, Ängstlichkeit und Angststörungen sowie Einstellungsbildung und -änderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1117520

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