Shyamalans Film "Unbreakable" ist eine Hommage an den Glauben an das Unglaubliche. Er
huldigt dem kindlichen Vertrauen in einen Supermann, einen Helden des Guten und
Unbesiegbaren. Meist geht dieses Vertrauen im Zuge des Erwachsenwerdens zugrunde,
spätestens nach Entdeckung der Schwerkraft, oder den ersten, bewusst miterlebten Tränen des
eigenen Vaters.
Die Hauptfigur Elijah Price (Samuel L. Jackson), Galerist und Comic-Fetischist, widersetzt
sich jedoch den Gesetzen des Erwachsenwerdens. An der Krankheit Osteogenesis Imperfekta
leidend, durch die seine Knochen ungewöhnlich zerbrechlich sind, hat er viele Tage seiner
Kindheit im Krankenhaus Comic-lesend verbringen müssen. Aufgewachsen mit den
fiktionalen Realitäten des Comics, glaubt er, deren essentielle Wahrheiten in der realen
Realität aufspüren zu können.
Nach langem Suchen hat Elijah tatsächlich ein vermeintlich unverletzliches Alter ego David
Dunn (Bruce Willis) aufgespürt: Er war der einzige Überlebende eines Zugunglücks. Daher ist
er überzeugt, dass David unentdeckte übermenschliche Fähigkeiten besitzt. Im Glauben, einen
klassischen Helden gefunden zu haben, stilisiert sich Elijah nun als den Gegenpart: den
Bösewicht - strikt nach den dramaturgischen Gesetzen der Comicwelt, die grundsätzlich den
Kampf zwischen Gut und Böse illustriert.
Elijahs Spürsinn für die Gesetze des Comics in der Realität und Davids realistische Skepsis
lassen den Zuschauer im Kino schwanken zwischen Glauben und Unglauben an das
Übernatürliche. Ist David wirklich ein unverletzbarer Held oder ist Elijahs Weltbild schon so
comicinfiltriert, dass er die Gesetze der Realität und Fiktion nicht mehr unterscheiden kann?
Im Folgenden werden am Beispiel von Shyamalans Film "Unbreakable" konstituierende
Elemente des Fantastischen d.h. Caillois’ Riß und die Unschlüssigkeit Todorovs anhand
cineastischer Gestaltungsmittel aufgespürt. Hierbei kann Todorovs Konzentration auf den
literarischen Text, den er strukturell als genuin phantastisch deklariert, nicht ignoriert werden.
Der Frage, ob seine literaturtheoretische Fantastik-Konzeption auf das visuelle Medium Film
übertragbar ist, wird daher durch die Vorstellung dramaturgischer und thematischer Aspekte
sowie visueller Stilmittel auf den Grund gegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A. Fantastik
- A.1. Caillois' Riß-Definition
- A.2 Todorovs Unschlüssigkeit
- A.3. Erzählperspektive
- B. "Unbreakable"
- B.1 dramaturgischer Aufbau
- B.2 Ambiguität im Bild
- B.3 Realität der Gefühle
- B.4 Der reale Glaube
- B.5 Ist Fantastik obsolet?
- Literatur
- Filme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Spielfilm "Unbreakable" von M. Night Shyamalan im Kontext der literaturwissenschaftlichen Theorie des Fantastischen. Sie analysiert die Gestaltung des Films anhand von Kriterien des Fantastischen, die von Caillois und Todorov formuliert wurden, und befasst sich mit der Frage, ob und wie Todorovs Konzept der Unschlüssigkeit auf das visuelle Medium Film übertragbar ist.
- Die Analyse von "Unbreakable" unter dem Aspekt der Fantastik
- Die Anwendung von Caillois' Riß-Definition und Todorovs Unschlüssigkeit auf das filmische Medium
- Die Darstellung von Ambiguität und Unsicherheit im Film
- Die Rolle von Realismus und Fantasie in der Konstruktion des filmischen Narrativs
- Die Frage nach der Relevanz der Fantastik in der zeitgenössischen Filmwelt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Films "Unbreakable" ein und skizziert die Relevanz des Themas Fantastik im Kontext des Films.
- A. Fantastik: Dieses Kapitel behandelt die Definition des Fantastischen, wobei die Ansätze von Caillois und Todorov vorgestellt werden.
- A.1. Caillois' Riß-Definition: In diesem Abschnitt wird Caillois' Riß-Definition des Fantastischen erläutert, die das Einbrechen des Unerklärlichen in eine vermeintlich klar strukturierte Welt beschreibt.
- A.2 Todorovs Unschlüssigkeit: Der Abschnitt fokussiert auf Todorovs Konzept der Unschlüssigkeit, welches das zentrale Kriterium des Fantastischen darstellt.
- A.3. Erzählperspektive: Dieser Teil beleuchtet die Bedeutung der Erzählperspektive in der Konstruktion des Fantastischen.
- B. "Unbreakable": Dieses Kapitel widmet sich der Analyse des Films "Unbreakable".
- B.1 dramaturgischer Aufbau: Der Abschnitt analysiert den dramaturgischen Aufbau des Films und zeigt, wie die Unschlüssigkeit in der Gestaltung des Narrativs eingesetzt wird.
- B.2 Ambiguität im Bild: Dieser Teil untersucht die Rolle der visuellen Gestaltung in der Konstruktion der Ambiguität im Film.
- B.3 Realität der Gefühle: Hier geht es um die Darstellung der Emotionen in "Unbreakable" und ihre Funktion in der Konstruktion des Fantastischen.
- B.4 Der reale Glaube: Der Abschnitt beleuchtet die Bedeutung des Glaubens im Film und zeigt, wie er die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lässt.
Schlüsselwörter
Der Text behandelt zentrale Themen wie die Definition und Konzeption des Fantastischen, die Analyse des Spielfilms "Unbreakable" unter dem Aspekt der Fantastik, die Anwendung von Caillois' Riß-Definition und Todorovs Unschlüssigkeit auf das filmische Medium, die Darstellung von Ambiguität und Unsicherheit im Film, die Rolle von Realismus und Fantasie in der Konstruktion des filmischen Narrativs sowie die Frage nach der Relevanz der Fantastik in der zeitgenössischen Filmwelt.
- Arbeit zitieren
- Karin Ostertag (Autor:in), 2002, Todorovs fantastisches Kriterium der Unschlüssigkeit demonstriert anhand visueller Gestaltungsmittel im Spielfilm Unbreakable, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11191