Auch heute noch gehen mit dem Begriff „Heim“ bzw. „Kinderheim“ Assoziationen wie „anstaltsmäßige Unterbringung von armen verwaisten Kindern“ einher. Diese Vorstellung trifft aber vor allem für frühere Zeiten zu, so z.B. für Kinder in Findelhäusern, Waisenhäusern, Klosterschulen und Armenhäusern des Mittelalters. Ziel dieser Anstalten war es vor allem das Leben der Kinder zu erhalten und „sie zur Arbeitsamkeit, Gottesfurcht und Demut hinzuführen.“ Erzieherische Aspekte lagen zu dieser Zeit nicht im Vordergrund der Heimerziehung.
Erst mit dem Fortschreiten der gesellschaftlichen Entwicklung und damit auch dem Vergrößern des Bedürftigenkreises gab es immer mehr Pädagogen, die sich mit Erziehungsansätzen für im Heim untergebrachter Kinder auseinandersetzten. Die geltenden Erziehungsgrundsätze orientierten sich immer an den vorherrschenden gesellschaftlichen Wert- und Normenvorstellungen. Meine erste These, die ich in der vorliegenden Arbeit untersuchen werde, lautet daher: Konzepte der Heimerziehung sind an gesellschaftliche Wert- und Normvorstellungen angepasst. Ich werde diese These anhand des Fortschreitens der gesellschaftlichen Entwicklung und der zur jeweiligen Zeit umgesetzten Konzepte in der Heimerziehung untersuchen.
In einem zweiten Teil der Arbeit werde ich auf heutige Konzepte der modernen Heimerziehung eingehen. Die Heimerziehung ist heute nur noch eine Hilfe vieler verschiedener Maßnahmen im Bereich der Jugendhilfe. Typische Merkmale wie anstaltsmäßige Erziehung, großer Schlafsaal und Unterbringung fernab der Gesellschaft gehören schon lange der Vergangenheit an.
Außerdem verbergen sich hinter dem Begriff „Heimerziehung“ viele unterschiedliche Konzepte, sodass der Begriff Heimerziehung nur noch als ein Sammelbegriff verstanden werden kann. Die unterschiedlichen Konzepte entstanden vor allem aus den unterschiedlichen Bedürfnissen der hilfebedürftigen Kinder und Jugendlichen. Meine zweite These, die ich untersuchen werde, lautet daher: Moderne Konzepte der Heimerziehung sind auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet.
Anhand zwei ausgesuchter moderner Konzepte werde ich diese These im zweiten Teil meiner Arbeit untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Exkurs
- Waisen-, Armen-, und Findelkinder im Mittelalter
- Die Heimerziehung vom Frühkapitalismus bis zum 20. Jahrhundert
- Theorie des J. L Vives
- Erziehungspraxis in den Franckeschen Anstalten
- Einfluss des Johann Heimch Pestalozzi
- Die Heimerziehung in Deutschland von der Weimarer Republik bis zur Teilung Deutschlands
- Weimarer Republik
- Öffentliche Erziehung im III. Reich
- Die Situation in der Nachkriegszeit bis zur Teilung Deutschlands
- Ausblick auf weitere Entwicklungslinien der Heimerziehung in der BRD und in der DDR
- Entwicklungslinien in der BRD
- Entwicklungslinien in der DDR
- Zusammenfassung
- Heimerziehung heute
- Gesetzliche Rahmenbedingungen der Heimerziehung
- Definition der Heimerziehung
- Adressaten — Welche Kinder kommen ins Heim
- Konzepte der Heimerziehung
- Milieunahe Heimerziehung
- Betreutes Wohnen
- Zusammenfassung
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung von Konzepten der Heimerziehung vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Arbeit untersucht, wie sich die Konzepte der Heimerziehung im Laufe der Geschichte an gesellschaftliche Wert- und Normvorstellungen angepasst haben. Darüber hinaus werden aktuelle Konzepte der Heimerziehung beleuchtet und deren Anpassung an die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Fokus der Betrachtung stehen.
- Der Wandel von Konzepten der Heimerziehung im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen
- Die Bedeutung von Wert- und Normvorstellungen für die Gestaltung der Heimerziehung
- Die Rolle der Heimerziehung als Hilfe für Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Lebenslagen
- Aktuelle Konzepte der Heimerziehung und ihre Anpassung an die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen
- Die Bedeutung von Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und führt in die Thematik der Heimerziehung ein. Sie benennt die beiden zentralen Thesen der Arbeit und skizziert den Aufbau der folgenden Kapitel.
- Historischer Exkurs: Dieses Kapitel zeichnet einen Überblick über die historische Entwicklung der Heimerziehung vom Mittelalter bis zur deutschen Teilung nach. Es werden die unterschiedlichen Formen der Heimerziehung und die prägenden Konzepte der jeweiligen Epochen beleuchtet. Dabei wird der Fokus auf den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Wert- und Normvorstellungen und der Gestaltung der Heimerziehung gelegt.
- Heimerziehung heute: Dieses Kapitel beleuchtet die Heimerziehung im Kontext der heutigen Gesellschaft. Es werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Heimerziehung im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) erläutert. Zudem werden die Adressaten der Heimerziehung und die unterschiedlichen Konzepte, wie die milieunahe Heimerziehung und das betreute Wohnen, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Heimerziehung, die Jugendhilfe, die gesellschaftliche Entwicklung, Wert- und Normvorstellungen, die Geschichte der Heimerziehung, aktuelle Konzepte der Heimerziehung, die milieunahe Heimerziehung, das betreute Wohnen, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, die Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten.
- Arbeit zitieren
- Franziska Henneberg (Autor:in), 2008, Konzepte der Heimerziehung im Wandel , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112021